Dienstag, 16. August 2016

Sind Menschen Sklaven des Verstandes?



Sind Menschen Sklaven  des Verstandes?



Da ich gern in Bildern denke, erschuf ich irgendwann einmal die Vorstellung, dass wir Menschen in zwei völlig konträren Welten leben: da ist die Welt des Verstandes und die Welt der Seele und in beiden Welten wird total anders gesprochen.


Hab mir mal die Zeit und Lust genommen, um die Ansichten etwas näher zu durchleuchten:


Sagt der Verstand:
„Wenn im Außen alles passt, dann finde ich Frieden!“


Seele sagt aber:
„Finde den Frieden in dir, dann passt alles!“


Verstand :
„Das Wichtigste im Leben sind Erfolg, Besitz und Wissen!“


Seele:
„Das Wichtigste im Leben ist die Liebe und ein fühlendes Herz!“


Verstand:
Glück ist für mich, wenn ich es zu etwas gebracht habe und am Lebensende auf mein Haus, mein Auto, meinen tollen Job, mein dickes Bankkonto, eine attraktive Frau und eine Schar von Freunden zurückblicken kann.


Seele:
Glück ist für mich, wenn mich etwas so tief berührt, dass ich Gänsehaut bekomme und wenn es auch nur ganz kleine Momente der Freude sind. Glück ist für mich, wenn ich lachen und lieben darf und mich unter Menschen befinde, die mich bereichern, stärken und lieben.



Verstand:
Ich bin so was von stark und diszipliniert- ohne Schwäche, Fehler und werde gelobt, weil ich so perfekt und immer präsent bin.


Seele:
Ich bin auch stark- weil ich zu meinen Schwächen, Fehlern, meiner Verletzlichkeit , Ängsten stehe.


Verstand
Ich bin Mann/ Frau und sehe zu, dass meine Attraktivität und Schönheit voll zum Ausdruck kommt.


Seele
Mir ist meine innere Schönheit viel wichtiger


Verstand
Ich tue, was alle tun- dann bin ich auf der sicheren Seite


Seele
Ich tu nur das, was mir ein Wohlgefühl schenkt


Verstand
Das Leben ist ein Kampf


Seele
Das Leben ist ein großes Geschenk

Verstand
Ich brauche Sicherheit, will Leben planen

Seele
Ich vertraue dem Leben und lasse es fließen, ohne zu wissen, was kommt.

Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt und doch zeigt er auf, wie gegensätzlich die Sprache dieser zwei Welten ist und wie schwer , da eine Angleichung zu finden. Nicht ohne Grund schrieb einmal jemand:

„Ich war ein Leben lang damit beschäftigt, meinen Verstand zu verlieren.“

Oft hab ich drauf hingewiesen: Wollen wir ein erfülltes Leben führen, dann muss der Verstand seinen Platz auf dem Thron verlassen, um nur noch in der Rolle des Dieners tätig zu sein. Er weiß weder, was tiefe Liebe noch echte Freundschaft sind- doch genau das wollen wir im Leben erfahren, sonst haben wir Leben, geschweige unser wahres Wesen niemals richtig kennen gelernt. Kein Konzept des Verstandes wird uns das ins Leben bringen, was wirklich zu uns gehört. Wir dürfen uns vor Augen führen:

„Die höchste Form der menschlichen Existenz ist das SEIN und nicht das Haben!“

Hier kommt mir wieder der Songtext von Frida Gold in Erinnerung- denn er ist wahrlich Gold wert! Er spricht die absolute Wahrheit!

„Ich war in den teuersten Clubs, hatte die attraktivsten Männer,  die schicksten Klamotten- trotzdem hat es mich nie erfüllt und seh ich mich in den Schaufensterscheiben, dann erkenne ich mich nicht. Wann hört das endlich auf- wo sind wir zu Hause?“

Ich weiß nicht, ob sie mittlerweile ihr Daheim gefunden hat- doch klar ist: Kein „äußeres“ HABEN wird jemals dieses Gefühl ersetzen, das wir verspüren, wenn wir in uns selbst den Frieden und die Liebe finden. Ohne diesen Ort in uns werden wir nirgendwo sesshaft , denn unsere Seele muss  überall dabei sein- bei allem, was wir tun .Sonst finden wir keine Erfüllung, dann bleibt immer nur Leere in uns und die Suche hört niemals auf!

"Das Glück wohnt nicht im Besitze und nicht im Golde.
Das Glücksgefühl ist in der Seele zu Hause."
(Demokrit)

„ICH BIN, die ICH BIN und es freut mich, dass ich mich zum Ausdruck bringen darf, so „seelisch nackt“, wie ich bin- weil ich weiß: so und nicht anders bin ich von Gott erschaffen und gewollt!“
Wenn ich diese Worte zu meiner Person niederschreibe, dann bin ich mir durchaus bewusst, dass ich zu einer Minderheit der „seelisch Entblößten“ zähle und es stimmt mich traurig. Gut, ich bin Seelenmensch, ziehe meine Kraft aus mir selbst , weiß, was ich mir wert bin, aber warum fällt es Menschen schwer, sich so zu zeigen, wie sie sind? Warum höre ich dann stattdessen: „Eigentlich bin ich  gar nicht so, wie es scheint!“ Ich denke, da spielt viel Angst mit hinein- Angst, bei Entblößung wieder so verletzt zu werden wie in der frühen Zeit- Angst, dass diese Nacktheit angreifbar, transparent macht- Angst, dass man sich zu Schwächen bekennen muss und eventuell Ablehnung erfährt. Diese Angst- ich wies mal drauf hin- ist aber nicht mehr als ein Überbleibsel der Kinderzeit und auch niemals unser Gegner, sondern ein Lehrer, ein Widerstand, an dem wir wachsen können, indem wir versuchen, sie zu besiegen. Diese Angst redet uns nämlich der Verstand ein- nicht die Seele!

Die Seele weiß , dass sie vollkommen ist - so wie wir alle  durchweg liebenswerte Wesen sind trotz unserer Schwächen, Ängsten und Zweifeln- wir sind „nur“ Mensch, das dürfen wir nie vergessen! Gerade unsere Ecken und Kanten, unsere Ungereimtheiten machen uns doch zu diesem Original! Und Perfektion ist eine Illusion, ebenso wie das  Brauchen! Es ist ALLES in uns, was wir für ein erfülltes Leben benötigen.

Ich glaub auch- wir machen oft den Fehler und vergleichen uns zu rasch mit anderen. Anstatt zu sehen, was in uns an Schönheit vorhanden ist, setzen wir den Maßstab im Vergleich zu Anderen an. Klar, andere können etwas, was ich nicht kann- ist doch normal-  aber jeder hat doch seine ganz besonderen Seiten und Vorlieben! Ich bin doch nicht weniger wert, nur, weil ich etwas nicht so beherrsche wie ein Anderer! Gerade unsere Andersartigkeit stellt doch Bereicherung und Besonderheit pur da!

Es gibt da folgenden Spruch:

"Frage dich nicht, was die Welt braucht.
Frage dich, was dich lebendig werden lässt
und dann geh los und tu das.

(Harold Whiman)

Wieder geht es nur um eines: die Beziehung zu uns selbst- weit weit weg von all dem, was uns im Außen so erzählt und als die! Wahrheit verkauft wird. Da draußen, das ist nicht unsere Realität- das ist der leibhaftig gewordene Versuch, uns in Schablonen zu pressen- uns irgendwelche utopischen Bilder und Wünsche  zu verkaufen-  uns unsere Einzigartigkeit, unsere Freiheit der Entscheidung zu nehmen!  SIE wollen uns sagen, was gut und richtig ist für uns- für die Masse- aber wir sind nicht die Masse!

Darum geht es wirklich nur um diese eine Frage:

Was lässt MICH lebendig werden?

Was berührt meine Seele und bringt sie zum Leuchten?

Was hilft mir, dass ich eine immer schönere Version von mir selbst werde?

Was hat Gott mir als meine besondere Fähigkeit geschenkt?

Was tu ich besonders gern- wann blühe ich auf?

Ja, wir dürfen und sollen uns wieder wichtig werden- wir ganz allein, ohne dass wir erst im Außen herumschauen, was denn die Anderen so tun, sagen und meinen. Es ist mein Lebensgarten mit meinen einzigartigen Gewächsen und ich bin der Gärtner mit der Aufgabe, meine Pflanzen zum Erblühen zu bringen. Es geht immer wieder um die Verantwortung für unser Leben- denn die nimmt uns niemand ab.

Doch wir haben die Möglichkeit der freien Entscheidung- die kann uns kein System abspenstig machen . Von daher sollten wir uns nicht weiter unnötig berieseln lassen von der Darstellung einer Realität, die gar keine ist. Das, was die Medien uns vermitteln- auch dieses falsche Bild des „Frau und Mann- seins“- das Bild von Liebe und Sexualität hat  mit unseren tiefen Seelenbedürfnissen rein gar nichts zu tun. Die Seelen suchen keinen Mr. Perfekt in attraktiv, muskelbepackt , sonnengebräunt, schlagfertig und mit dem falschen Bild von  Selbstbewusstsein- sie suchen nicht dieses von den Medien vorgegaukelte Idealbild von Mann oder Frau!

Seele sucht „nur“  ihre Ergänzung , ihr seelisches Glück und für sie zählt nur Folgendes:

In wessen Gegenwart fühle ich mich wohl?

Wem vertraue ich?

Wer ergänzt und bereichert mich?

Bei wem darf ich mich so zeigen, wie ich bin?

Wo werde ich verstanden ?

Wo fühle ich mich zu Hause?

Hat doch sehr viel Parallele zu der Erkenntnis:

„Jeder Mensch sucht im Leben, wenn auch unbewusst
den Hafen der Wärme, Geborgenheit-
wo er sich angenommen und verstanden fühlen darf!“

Indem ich so schreibe, kann ich mir vorstellen, dass es auf eine Art sehr „banal“ klingt. Warum? Weil das Bild eines Menschen, der sich „nur“ nach Wärme, Geborgenheit, Zärtlichkeit sehnt einfach nicht in unsere hochentwickelte  leistungsbezogene Gesellschaft zu passen scheint.  Und weil sich Menschen nun mal nicht outen, hatte ich oft den Eindruck, mit meinen Bedürfnissen eher allein auf weiter Flur zu stehen. Wenn ich dann noch zurückweisende Argumente höre, wie: „Ach, „so was“ brauch ich als erwachsener Mensch nicht“- dann frag ich mich: warum nicht? Wir sind Mensch!!!! mit Empfindungen und  ganz natürlichen Bedürfnissen nach Nähe und Zuwendung! Sind wir zu weit entwickelt von uns selbst weg- zu erwachsen geworden?

Könnte unser Bekenntnis nach Wärme und Halt  uns schwach und als viel zu weich erscheinen lassen?

Was bin ich froh über  das Wissen, dass jeder Mensch Zeit seines Lebens unterwegs sein wird, bis er wieder zurückkehrt in diese Weichheit seines ursprünglichen Wesens! Ja, all der Schmerz, der uns ereilt- er wird nach und nach all die „er-wachsenen“ Schichten abtragen- bis nichts mehr übrigbleibt, als nur noch der wahre Kern unseres Seins und der hat viel Übereinstimmung mit dem Kinde in uns. Ich kann es drehen und wenden, wie ich will- ich komme immer wieder auf den einen Fokus, wenn ich sage, worum es unserer Seele im Endeffekt geht: sie will sich irgendwann leuchten sehen im Licht der reinen und vollkommenen Liebe –das ist ihr Ziel und wer verkörpert das mehr als ein Kind, als dieses unschuldige liebenswerte sensible zärtliche Kind IN UNS?  Wir müssen ihm nur seine Freiheit wiederschenken!

Irgendwo las ich:

„Wir haben uns viel zu weit entfernt von unserer Natürlichkeit, dem Unschuldigen und Einfachen!“

Ich denke, das trifft es, denn dieses „Einfache“ scheint nicht in eine hochentwickelte Welt zu passen- in der wir alles haben können, was wir wollen- in der wir problemlos das nicht mehr Funktionierende mal eben so austauschen gegen etwas Neues. Alles funktioniert auf Knopfdruck- alles ist dermaßen schnelllebig ……..für alles gibt es Ersatz, sogar für Menschen!

Doch ist das das wahre Leben?

Der Verstand stimmt da natürlich zu- lebt er doch in der festen Annahme, dass es im Leben eh nur ums Überleben geht- er setzt auf Sicherheit, auf ein ungefährliches risikofreies Leben- plant, kontrolliert und hasst jedes Chaos. Aber ich sag auch hier: das ist nicht das Leben!

Leben verglich ich einst mit einem Fluss, dessen Eigenschaft und Wunsch es ist, so fließen zu können, wie er es will- für uns Menschen absolut nicht berechenbar in seinen Windungen. Ich sag heute  aus Erfahrung: so lange ich mich  diesem Flusslauf entgegen stellte, war durchweg Schmerz die Folge. Für jeden Widerstand, den ich leistete, bezahlte ich- bis ich begriff:

Mir bleibt nichts Anderes übrig, als mitzufließen, so wie der Fluss es möchte, ohne, dass ich weiß, was kommt- halt ohne Netz und doppelten Boden! Das nannte ich die Haltung des absoluten Vertrauens in ETWAS, dessen Beweggründe ich gar nicht kannte!  War ein Risiko, auf alle Fälle, doch mit Erfolg, denn niemals habe ich mich aufgehobener gefühlt als in der Haltung : ich lasse geschehen, was geschehen will und sage mein JA zu allem, was JETZT ist!

So zu handeln war möglich, weil ich mittlerweile im Einklang mit der Seele lebte und erahnte, wo sie mich hinführen wollte- denn wir sollten nie außer Acht lassen: Nicht der Verstand, sondern die Seele formt unser Leben- sie führt Regie- und ihre Sehnsucht ist dermaßen groß, dass sie niemals locker lassen wird, dort hinzukommen, wo es sie hinzieht: in die Erfahrung, vollkommene pure leuchtende Liebe zu sein! Von daher sehe ich den Sinn unseres Aufenthaltes im Fluss darin, dass wir so lang drin verweilen, bis alles von uns abgefallen ist, was mit der Liebe zu uns selbst nichts zu tun hat. Ist nur meine Ansicht- aber tut gut, so zu sehen, weil ich dann immer weiß, warum ich unterwegs bin auf dieser Reise!

© * Linda*


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen