Sind Menschen Sklaven des Verstandes?
Da ich gern in Bildern denke, erschuf ich irgendwann einmal
die Vorstellung, dass wir Menschen in zwei völlig konträren Welten leben: da
ist die Welt des Verstandes und die Welt der Seele und in beiden Welten wird
total anders gesprochen.
Hab mir mal die Zeit und Lust genommen, um die Ansichten
etwas näher zu durchleuchten:
Sagt der Verstand:
„Wenn im Außen alles passt, dann finde ich Frieden!“
Seele sagt aber:
„Finde den Frieden in dir, dann passt alles!“
Verstand :
„Das Wichtigste im Leben sind Erfolg, Besitz und Wissen!“
Seele:
„Das Wichtigste im Leben ist die Liebe und ein fühlendes
Herz!“
Verstand:
Glück ist für mich, wenn ich es zu etwas gebracht habe und
am Lebensende auf mein Haus, mein Auto, meinen tollen Job, mein dickes
Bankkonto, eine attraktive Frau und eine Schar von Freunden zurückblicken kann.
Seele:
Glück ist für mich, wenn mich etwas so tief berührt, dass
ich Gänsehaut bekomme und wenn es auch nur ganz kleine Momente der Freude sind.
Glück ist für mich, wenn ich lachen und lieben darf und mich unter Menschen
befinde, die mich bereichern, stärken und lieben.
Verstand:
Ich bin so was von stark und diszipliniert- ohne Schwäche,
Fehler und werde gelobt, weil ich so perfekt und immer präsent bin.
Seele:
Ich bin auch stark- weil ich zu meinen Schwächen, Fehlern,
meiner Verletzlichkeit , Ängsten stehe.
Verstand
Ich bin Mann/ Frau und sehe zu, dass meine Attraktivität und
Schönheit voll zum Ausdruck kommt.
Seele
Mir ist meine innere Schönheit viel wichtiger
Verstand
Ich tue, was alle tun- dann bin ich auf der sicheren Seite
Seele
Ich tu nur das, was mir ein Wohlgefühl schenkt
Verstand
Das Leben ist ein Kampf
Seele
Das Leben ist ein großes Geschenk
Verstand
Ich brauche Sicherheit, will Leben planen
Seele
Ich vertraue dem Leben und lasse es fließen, ohne zu wissen,
was kommt.
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt und doch zeigt er auf,
wie gegensätzlich die Sprache dieser zwei Welten ist und wie schwer , da eine
Angleichung zu finden. Nicht ohne Grund schrieb einmal jemand:
„Ich war ein Leben lang damit beschäftigt, meinen Verstand
zu verlieren.“
Oft hab ich drauf hingewiesen: Wollen wir ein erfülltes
Leben führen, dann muss der Verstand seinen Platz auf dem Thron verlassen, um
nur noch in der Rolle des Dieners tätig zu sein. Er weiß weder, was tiefe Liebe
noch echte Freundschaft sind- doch genau das wollen wir im Leben erfahren,
sonst haben wir Leben, geschweige unser wahres Wesen niemals richtig kennen
gelernt. Kein Konzept des Verstandes wird uns das ins Leben bringen, was
wirklich zu uns gehört. Wir dürfen uns vor Augen führen:
„Die höchste Form der menschlichen Existenz ist das SEIN und
nicht das Haben!“
Hier kommt mir wieder der Songtext von Frida Gold in
Erinnerung- denn er ist wahrlich Gold wert! Er spricht die absolute Wahrheit!
„Ich war in den teuersten Clubs, hatte die attraktivsten
Männer, die schicksten Klamotten-
trotzdem hat es mich nie erfüllt und seh ich mich in den Schaufensterscheiben,
dann erkenne ich mich nicht. Wann hört das endlich auf- wo sind wir zu Hause?“
Ich weiß nicht, ob sie mittlerweile ihr Daheim gefunden hat-
doch klar ist: Kein „äußeres“ HABEN wird jemals dieses Gefühl ersetzen, das wir
verspüren, wenn wir in uns selbst den Frieden und die Liebe finden. Ohne diesen
Ort in uns werden wir nirgendwo sesshaft , denn unsere Seele muss überall dabei sein- bei allem, was wir tun
.Sonst finden wir keine Erfüllung, dann bleibt immer nur Leere in uns und die
Suche hört niemals auf!
"Das Glück wohnt nicht im Besitze und nicht im Golde.
Das Glücksgefühl ist in der Seele zu Hause."
(Demokrit)
„ICH BIN, die ICH BIN und es freut mich, dass ich mich zum
Ausdruck bringen darf, so „seelisch nackt“, wie ich bin- weil ich weiß: so und
nicht anders bin ich von Gott erschaffen und gewollt!“
Wenn ich diese Worte zu meiner Person niederschreibe, dann
bin ich mir durchaus bewusst, dass ich zu einer Minderheit der „seelisch
Entblößten“ zähle und es stimmt mich traurig. Gut, ich bin Seelenmensch, ziehe
meine Kraft aus mir selbst , weiß, was ich mir wert bin, aber warum fällt es
Menschen schwer, sich so zu zeigen, wie sie sind? Warum höre ich dann
stattdessen: „Eigentlich bin ich gar
nicht so, wie es scheint!“ Ich denke, da spielt viel Angst mit hinein- Angst,
bei Entblößung wieder so verletzt zu werden wie in der frühen Zeit- Angst, dass
diese Nacktheit angreifbar, transparent macht- Angst, dass man sich zu
Schwächen bekennen muss und eventuell Ablehnung erfährt. Diese Angst- ich wies
mal drauf hin- ist aber nicht mehr als ein Überbleibsel der Kinderzeit und auch
niemals unser Gegner, sondern ein Lehrer, ein Widerstand, an dem wir wachsen
können, indem wir versuchen, sie zu besiegen. Diese Angst redet uns nämlich der
Verstand ein- nicht die Seele!
Die Seele weiß , dass sie vollkommen ist - so wie wir
alle durchweg liebenswerte Wesen sind
trotz unserer Schwächen, Ängsten und Zweifeln- wir sind „nur“ Mensch, das
dürfen wir nie vergessen! Gerade unsere Ecken und Kanten, unsere
Ungereimtheiten machen uns doch zu diesem Original! Und Perfektion ist eine
Illusion, ebenso wie das Brauchen! Es
ist ALLES in uns, was wir für ein erfülltes Leben benötigen.
Ich glaub auch- wir machen oft den Fehler und vergleichen
uns zu rasch mit anderen. Anstatt zu sehen, was in uns an Schönheit vorhanden
ist, setzen wir den Maßstab im Vergleich zu Anderen an. Klar, andere können
etwas, was ich nicht kann- ist doch normal-
aber jeder hat doch seine ganz besonderen Seiten und Vorlieben! Ich bin
doch nicht weniger wert, nur, weil ich etwas nicht so beherrsche wie ein
Anderer! Gerade unsere Andersartigkeit stellt doch Bereicherung und
Besonderheit pur da!
Es gibt da folgenden Spruch:
"Frage dich nicht, was die Welt braucht.
Frage dich, was dich lebendig werden lässt
und dann geh los und tu das.
(Harold Whiman)
Wieder geht es nur um eines: die Beziehung zu uns selbst-
weit weit weg von all dem, was uns im Außen so erzählt und als die! Wahrheit
verkauft wird. Da draußen, das ist nicht unsere Realität- das ist der
leibhaftig gewordene Versuch, uns in Schablonen zu pressen- uns irgendwelche
utopischen Bilder und Wünsche zu
verkaufen- uns unsere Einzigartigkeit,
unsere Freiheit der Entscheidung zu nehmen!
SIE wollen uns sagen, was gut und richtig ist für uns- für die Masse-
aber wir sind nicht die Masse!
Darum geht es wirklich nur um diese eine Frage:
Was lässt MICH lebendig werden?
Was berührt meine Seele und bringt sie zum Leuchten?
Was hilft mir, dass ich eine immer schönere Version von mir
selbst werde?
Was hat Gott mir als meine besondere Fähigkeit geschenkt?
Was tu ich besonders gern- wann blühe ich auf?
Ja, wir dürfen und sollen uns wieder wichtig werden- wir
ganz allein, ohne dass wir erst im Außen herumschauen, was denn die Anderen so
tun, sagen und meinen. Es ist mein Lebensgarten mit meinen einzigartigen
Gewächsen und ich bin der Gärtner mit der Aufgabe, meine Pflanzen zum Erblühen
zu bringen. Es geht immer wieder um die Verantwortung für unser Leben- denn die
nimmt uns niemand ab.
Doch wir haben die Möglichkeit der freien Entscheidung- die
kann uns kein System abspenstig machen . Von daher sollten wir uns nicht weiter
unnötig berieseln lassen von der Darstellung einer Realität, die gar keine ist.
Das, was die Medien uns vermitteln- auch dieses falsche Bild des „Frau und Mann-
seins“- das Bild von Liebe und Sexualität hat
mit unseren tiefen Seelenbedürfnissen rein gar nichts zu tun. Die Seelen
suchen keinen Mr. Perfekt in attraktiv, muskelbepackt , sonnengebräunt,
schlagfertig und mit dem falschen Bild von
Selbstbewusstsein- sie suchen nicht dieses von den Medien vorgegaukelte
Idealbild von Mann oder Frau!
Seele sucht „nur“
ihre Ergänzung , ihr seelisches Glück und für sie zählt nur Folgendes:
In wessen Gegenwart fühle ich mich wohl?
Wem vertraue ich?
Wer ergänzt und bereichert mich?
Bei wem darf ich mich so zeigen, wie ich bin?
Wo werde ich verstanden ?
Wo fühle ich mich zu Hause?
Hat doch sehr viel Parallele zu der Erkenntnis:
„Jeder Mensch sucht im Leben, wenn auch unbewusst
den Hafen der Wärme, Geborgenheit-
wo er sich angenommen und verstanden fühlen darf!“
Indem ich so schreibe, kann ich mir vorstellen, dass es auf
eine Art sehr „banal“ klingt. Warum? Weil das Bild eines Menschen, der sich
„nur“ nach Wärme, Geborgenheit, Zärtlichkeit sehnt einfach nicht in unsere
hochentwickelte leistungsbezogene
Gesellschaft zu passen scheint. Und weil
sich Menschen nun mal nicht outen, hatte ich oft den Eindruck, mit meinen
Bedürfnissen eher allein auf weiter Flur zu stehen. Wenn ich dann noch
zurückweisende Argumente höre, wie: „Ach, „so was“ brauch ich als erwachsener
Mensch nicht“- dann frag ich mich: warum nicht? Wir sind Mensch!!!! mit
Empfindungen und ganz natürlichen
Bedürfnissen nach Nähe und Zuwendung! Sind wir zu weit entwickelt von uns
selbst weg- zu erwachsen geworden?
Könnte unser Bekenntnis nach Wärme und Halt uns schwach und als viel zu weich erscheinen
lassen?
Was bin ich froh über
das Wissen, dass jeder Mensch Zeit seines Lebens unterwegs sein wird,
bis er wieder zurückkehrt in diese Weichheit seines ursprünglichen Wesens! Ja,
all der Schmerz, der uns ereilt- er wird nach und nach all die „er-wachsenen“
Schichten abtragen- bis nichts mehr übrigbleibt, als nur noch der wahre Kern
unseres Seins und der hat viel Übereinstimmung mit dem Kinde in uns. Ich kann es
drehen und wenden, wie ich will- ich komme immer wieder auf den einen Fokus,
wenn ich sage, worum es unserer Seele im Endeffekt geht: sie will sich
irgendwann leuchten sehen im Licht der reinen und vollkommenen Liebe –das ist
ihr Ziel und wer verkörpert das mehr als ein Kind, als dieses unschuldige
liebenswerte sensible zärtliche Kind IN UNS?
Wir müssen ihm nur seine Freiheit wiederschenken!
Irgendwo las ich:
„Wir haben uns viel zu weit entfernt von unserer
Natürlichkeit, dem Unschuldigen und Einfachen!“
Ich denke, das trifft es, denn dieses „Einfache“ scheint
nicht in eine hochentwickelte Welt zu passen- in der wir alles haben können,
was wir wollen- in der wir problemlos das nicht mehr Funktionierende mal eben
so austauschen gegen etwas Neues. Alles funktioniert auf Knopfdruck- alles ist
dermaßen schnelllebig ……..für alles gibt es Ersatz, sogar für Menschen!
Doch ist das das wahre Leben?
Der Verstand stimmt da natürlich zu- lebt er doch in der
festen Annahme, dass es im Leben eh nur ums Überleben geht- er setzt auf
Sicherheit, auf ein ungefährliches risikofreies Leben- plant, kontrolliert und
hasst jedes Chaos. Aber ich sag auch hier: das ist nicht das Leben!
Leben verglich ich einst mit einem Fluss, dessen Eigenschaft
und Wunsch es ist, so fließen zu können, wie er es will- für uns Menschen
absolut nicht berechenbar in seinen Windungen. Ich sag heute aus Erfahrung: so lange ich mich diesem Flusslauf entgegen stellte, war durchweg
Schmerz die Folge. Für jeden Widerstand, den ich leistete, bezahlte ich- bis
ich begriff:
Mir bleibt nichts Anderes übrig, als mitzufließen, so wie
der Fluss es möchte, ohne, dass ich weiß, was kommt- halt ohne Netz und
doppelten Boden! Das nannte ich die Haltung des absoluten Vertrauens in ETWAS,
dessen Beweggründe ich gar nicht kannte!
War ein Risiko, auf alle Fälle, doch mit Erfolg, denn niemals habe ich
mich aufgehobener gefühlt als in der Haltung : ich lasse geschehen, was
geschehen will und sage mein JA zu allem, was JETZT ist!
So zu handeln war möglich, weil ich mittlerweile im Einklang
mit der Seele lebte und erahnte, wo sie mich hinführen wollte- denn wir sollten
nie außer Acht lassen: Nicht der Verstand, sondern die Seele formt unser Leben-
sie führt Regie- und ihre Sehnsucht ist dermaßen groß, dass sie niemals locker
lassen wird, dort hinzukommen, wo es sie hinzieht: in die Erfahrung,
vollkommene pure leuchtende Liebe zu sein! Von daher sehe ich den Sinn unseres
Aufenthaltes im Fluss darin, dass wir so lang drin verweilen, bis alles von uns
abgefallen ist, was mit der Liebe zu uns selbst nichts zu tun hat. Ist nur
meine Ansicht- aber tut gut, so zu sehen, weil ich dann immer weiß, warum ich
unterwegs bin auf dieser Reise!
© * Linda*
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