Dienstag, 16. August 2016

Der Vorhang geht auf……..






Der Clown Peppino stolpert in seinen viel zu großen Schuhen in die hell erleuchtete Manege hinein- ups- da liegt er auf dem Boden- alle Viere von sich gestreckt und drückt seine lustige rote Nase in den Sand. Die Zuschauer sind begeistert: sie lachen, klatschen…wollen mehr sehen……

Peppino rappelt sich unbeholfen hoch, schüttelt sich den Sand vom Körper, richtet stolz seine rote Nase und grinst über beide Wangen ins Publikum hinein…

Abend für Abend lässt er sich immer wieder lustige und dumme Späße einfallen und die Menschen kommen aus dem Lachen nicht mehr heraus.

Oh jaaaaa, sie lieben ihren Peppino über alles!

Die Vorstellung ist zu Ende……… der Vorhang fällt……………

Den Kopf gesenkt schlurft Peppino müde zu seinem Wohnwagen- hängt das Kostüm an den Haken- legt seinen Hut und die rote Nase auf den Tisch….reibt sich nachdenklich die bunte Schminke aus dem Gesicht und schaut in den Spiegel:

„Na, alter Peppino“, sagt er sich erleichtert, „hast es auch diesmal wieder geschafft, die Menschen glücklich zu machen!“

Zwei traurige Augen sehen ihn an…
zwei Augen, die nun endlich weinen dürfen!“

©*Linda*

Diese Gedanken wurden „geboren“, als ich mich nach etlichen zwischenmenschlichen Begegnungen wieder einmal fragte: „ Was bewegt Menschen dazu, sich als „immerglücklich“ zu präsentieren, auch wenn ich erspüre, dass ihre Worte keine Übereinstimmung darstellen mit dem, was wirklich in ihnen lebt und ruft? Ist es die Annahme, dass jedes Zugeständnis von schlechter Stimmung, negativen Erfahrungen, Zweifeln eine Art von Armutszeugnis ausstellen ein Beleg dafür sein könnten, das eigene Leben nicht im Griff zu haben?

Wieder und wieder scheint hier der Verstand das Sagen zu haben- er lässt uns in dem Glauben, dass  Demonstration von Stärke, Perfektion, „rundum glücklich sein“ und heiler Welt eine Art von Daseinsberechtigung darstellen. Rumschwächeln- gewissen Situationen mal nicht gewachsen zu sein- den Weg vor lauter Vernebelung nicht zu sehen……der Gedanke scheint für ihn unerträglich zu sein.

Und dann ist da unsere Seele und krümmt sich vor Unwohlsein- denn das, was wirklich in uns ruft , das erhält keine Beachtung- jedenfalls nicht an Orten, wo es unpassend ist- wo das Menschsein eher belächelt wird aufgrund der „Schwäche“, des „Weich-Seins“. Mich stimmen solche Erfahrungen immer wieder traurig, vielleicht auch, weil ich mich in solchen  Begegnungen nicht wiederfinden kann.



Na ja und aus diesen Überlegungen wurde der Clown Peppino geboren………der nur dann seine Tränen weint, wenn er ganz alleine ist.

©*Linda*

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