Begegnung mit uns selbst
„Wir müssen atmen, wieder wachsen,
bis die alten Schalen platzen.
Wo wir UNS SELBST wieder begegnen,
da fallen wir mitten ins Leben!“
Es ist Jahre her, da
schrieb ich mal, dass es so wichtig ist, dann und wann ein Rendezvous mit
sich selbst zu haben. Angesichts der
Worte von Andreas Bourani ist da wirklich etwas dran. Ich hab ein Date mit mir
selbst und irgendwann wird daraus eine zärtliche Liebesbeziehung. Für mich ein
schönes Bild, denn dann fall ich wahrlich in MEIN Leben hinein und schaue mich
neugierig und motiviert um, denn ich will ja dieses Leben in vollen Zügen
genießen. Schließlich hat Gott es mir geschenkt mit der Bitte, es zu MEINEM
ganz besonderen Leben zu gestalten- unverwechselbar und fruchtbar soll es sein.
Da ich Bilder so gern mag:
Gott vertraute mir meinen kleinen Lebensgarten an und hoffte
insgeheim, dass ich eine fürsorgliche Gärtnerin werde! Viele unterschiedliche
Gewächse gab er mir mit: Lebensfreude, Offenheit, Natürlichkeit, Neugierde ,
Sensibilität, mein Lachen- und meine Mutter- sie schenkte mir in früher
Kindheit die Pflanzen der Hoffnung, des Glaubens und der Liebe, mit den
Worten:“ Pass sehr gut darauf auf- es sind die wertvollsten Pflanzen, die es
gibt!.
Leider kam die Zeit, da drangen fremde Menschen in meinen
kleinen Garten ein- säten giftige Samen und verwüsteten meine schön angelegten
Beete. Es interessierte sie gar nicht, wie einzigartig meine Blumen dufteten- stattdessen trampelten
sie achtlos drauf herum und erklärten sie für wertlos. Doch das, was sie da bei
mir eingesäät hatten- das erklärten sie für prachtvoll unerlässlich! Was sollte
ich tun? Ich passte mich ihren Vorstellungen an- und widmete mich der Pflege
dieser eigentlich fremden Gewächsarten. So ging es über Jahre…..mittlerweile
hatte sich Unkraut breit gemacht: stille Wut, Traurigkeit, Enttäuschung, innere
Leere und ich kam einfach nicht gegen diesen Wildwuchs an! Es wurde immer mehr
und mehr……ehrlich, sah aus bei mir wie ein Stück Niemandsland- völlig
überwuchert alles, keine Ordnung mehr und geduftet hats schon gar nicht! Bis
auf diese drei Pflanzen, die meine Mutter mir geschenkt hatte: Glaube, Hoffnung
und Liebe. Sie schienen so starke Wurzeln zu haben, dass noch nicht einmal die fremden Gärtner es
schafften, sie zu entfernen!
Nun ja, es vergingen Jahre über Jahre – bis ich eines Tages
in mir eine leise Stimme vernahm- die fast unhörbar flüsterte: „Bitte, erfülle
mir den einen Wunsch und lasse deinen Lebensgarten nicht weiter verwildern- er
ist ein Geschenk Gottes an dich- ER hat ihn dir anvertraut!“
Wie soll ich das denn schaffen- es ist doch alles so
verwüstet?“
„Verlass dich nur auf mich – ich helfe dir!“
Ich vermag es gar nicht richtig zu erklären- aber diese
Stimme war mir auf Anhieb so vertraut- irgendwoher kannte ich sie doch! Von Tag
an begann ich, ohne groß zu überlegen, all die giftigen Fremdgewächse zu
entfernen- war nicht einfach- aber hatte einen tollen Nebeneffekt: Dieses
scheußliche Unkraut hörte endlich auf zu wachsen und schien regelrecht zu
verkümmern. Und all meine Pflanzen der frühesten Zeit, sie hatten nun genügend
Platz, sich auszubreiten und ihren Duft wieder zu verbreiten. Ohne Frage, bei
manchen hats etwas länger gedauert, bis sie sich erholten- aber denen hab ich
dann meine besondere Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt- sie haben es mir
gedankt!
Doch eines hab ich mir geschworen:
Nie mehr werde ich meinen kleinen Garten dermaßen verwildern
lassen und ich glaub, Gott freut es auch!
Nur eine kleine Geschichte- aber ich denke, sie bringt zum
Ausdruck, wie sehr mir irgendwann klar wurde, dass jeder von uns ein hohes Maß
an Verantwortung für das eigene Leben trägt. Doch dieses Bestreben hat für mich
nur die eine Richtung: zurück in unser authentisches Menschsein- zurück zu
unserer inneren Quelle, aus der unsere ganze Lebenskraft strömt und nur dort
finden wir Freude und Liebe.
Ich sag mir so oft: Jeder von uns ist unvergleichbar- in
jedem schlummert ein ganz besonderes Potential an Fähigkeiten – kein Mensch
gleicht dem Anderen! Jeder lebt in seiner ganz individuellen Erlebniswelt. Und
ich gehe davon aus, dass Gott uns in der Stille bittet:
Macht was draus- bringt euch selbst und eure innere
Schönheit zum Ausdruck- es ist alles in euch, was ihr dazu braucht! Gesagt hat
es uns niemand- aber es ist an dem! Wir suchen ständig die Er-füllung im Außen-
dabei tragen wir sie IN uns! Wir müssen nur auf Entdeckungsreise gehen und
werden nach und nach immer mehr Wesensanteile und neue Seiten an uns entdecken!
Und dabei haben wir hilfreiche Unterstützung durch unsere
Seele und das Leben, denn Seele ist so sehr daran gelegen, sich selbst in ihrer
Schönheit und Strahlkraft wieder zu finden.
Darum zieht sie wahnsinnig zielsicher genau die Menschen,
Umstände, Erfahrungen in unser Leben, die uns helfen, dass wir uns relativ
rasch daran erinnern, was da so in uns auf Entdeckung wartet. Nichts im Leben
tritt ohne Grund herein- es ist nur an uns- jedem noch so unscheinbaren
„Besucher“ unsere ganze Aufmerksamkeit zu widmen. Alles erzählt uns immer etwas
über uns- über unserer wahres Wesen- über unsere ungeklärten Probleme- und
hilft uns bei der Antwort auf die Fragen:
Wer war ich eigentlich, bevor alle Welt mir sagte, wer ich
zu sein habe?
Was brauche ich eigentlich wirklich für MEIN erfülltes
Leben?
Welche Träume schlummern in mir und geben Hinweis auf die
Sehnsüchte meiner Seele?
Wer will ich eigentlich wirklich sein?
Welche Gefühle wollen wieder frei atmen?
Ich weiß aus Erfahrung- es ist ein Prozess, der viel Zeit
braucht, bis alles beantwortet ist- und doch ist jeder Schritt ein Schritt in
ein neues Leben- ein Leben, in dem wir uns wie neu geboren fühlen.
© *Linda*
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