Donnerstag, 18. August 2016

Die Perfektion des Lebens





Die Perfektion des Lebens


Ich nehme mal an, ich bin nicht der einzige Mensch, der sich irgendwann in der Stille zurücklehnte- das bisherige Leben mit der Frage Revue passieren ließ-: “ Wenn ich noch einmal ganz von vorn beginnen dürfte- was würde ich anders machen in meinem Leben?“

Doch irgendwann erkannte ich die Sinnlosigkeit dieser Überlegung, weil ich in die Ansicht wanderte: „ Genau dieses Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, seinen Irrwegen, Umwegen, tausend Fragen, dunklen Nächten- aber auch mit all seinen Wundern, Freuden, glücklichen Momenten- das habe ich mir schließlich selbst ausgesucht!“ Ich weiß- meine Ansicht ist gewöhnungsbedürftig-  aber ich steh dazu und ich möchte keinen Moment des Erlebens vermissen- mein Leben war doch bisher Ausgabe Abenteuer und Lebendigkeit vom Feinsten!

Leben  führte mich in   eine sehr sehr wichtige Haltung-  in die Haltung des bewussten achtsamen Umgangs mit allem, was mir widerfährt.  Leben ist nämlich in sich das perfekteste Konstrukt, das wir uns nur vorstellen können- doch dazu bedarf es der Erkenntnis, dass unser Dasein gewissen Gesetzen unterliegt. Gelingt es uns, diese Gesetze zu erkennen, bzw. zu integrieren, ist das Aussicht auf Freiheit und auf weit weniger Schmerzerfahrung.

Irgendwann kam  ich zu der Erkenntnis, dass das, was ich heute bin und sein möchte- nur er-wachsen konnte, nachdem ich das durchlaufen hatte, was ich NICHT war! Klar, im Nachhinein hab ich natürlich erst einmal arg geflucht- angesichts dieser Tatsache, was ich alles mit mir hab machen lassen ………..,doch dann erkannte ich die Notwendigkeit dieser Erfahrungen! Ich musste da hindurch, um überhaupt  erkennen zu können, was meinem wirklichen SEIN entsprach!


Ja und dann fiel mir dieses Gesetz in die Hände, welches mir erzählte, dass es im Leben  darum geht, die Polarität der  Dinge zu berücksichtigen, weil alles, was wir kennen, immer zwei Seiten hat und jede Seite, jeder Pol,  von Daseinsberechtigung spricht. Wir können nicht für das eine sein und das andere ausschließen- beides stellt eine Einheit dar. Und wollen wir den einen Pol erreichen, so geht das nur über den Weg des Gegenpols.

Das wohl plausibelste Beispiel stellt der Prozess des Ein-und Ausatmens dar- denn würden wir uns nur auf das Einatmen beschränken- na ja, der Ausgang ist klar! Das eine ist vom anderen abhängig, um überhaupt existieren zu können!

Ja und angesichts dieses so natürlichen Gesetzes fiel es mir wie Schuppen von den Augen bezüglich meiner Lebenserfahrungen! ALLES, aber auch alles war im absolut natürlichen Rahmen abgelaufen! Ich hatte mich, wenn auch unbewusst, dem Gesetz des Lebens unterworfen. Ich MUSSTE durch all mein Ungeliebtes hindurch, um überhaupt in die Liebe zu mir finden zu können! Und dieser Durchlauf brachte logischerweise permanenten Schmerz mit sich- denn ich lebte etwas, das mit meinen Seelenwahrheiten absolut nicht im Einklang stand!

In einem meiner Bücher fand ich ein schönes Beispiel:

„Ein Gärtner sprüht seine Rosen auch nicht mit Parfum ein, damit sie gut duften- sondern düngt sie mit stinkender Jauche.“

Und es stimmt ja wirklich: wir müssen, um unser inneres Licht  zu finden, erst einmal hinab in unsere eigene Dunkelheit.

Oder anders: Erst die Nacht erhebt uns zu den Sternen.

Jede Rose kommt nun mal in Begleitung ihrer Dornen- eines ohne das andere geht nicht.

„Auch das kleine Samenkorn weiß, dass es- bevor es das Licht der Welt erblicken kann, erst einmal in der tiefsten Dunkelheit versenkt werden muss.“

Wir können hinschauen, wo wir wollen- wir werden immer diese Polarität in allem, was geschieht und ist, entdecken!

Mit Sicherheit  würden wir alle gern an unser Leben einen Wunschzettel schreiben- auf dem steht: „Ich wünsche mir ein leichtes, glückliches, schmerzfreies Dasein, in dem ich jeden Tag aufs Neue von morgens bis abends fröhlich herumtanze- und das ohne Sorgen und voller Sonnenschein!“

Doch Leben würde uns daraufhin einen Antwortbrief schreiben, mit den Worten:

„Lieber Mensch, tut mir leid, so „geht“ Leben nicht! Bitte beachte , dass du nicht zu dem werden kannst, was du bist, wenn du nicht durch deinen Schmerz gegangen bist-  denn dann würdest du wie ein Baum sein- der beim ersten stärkeren  Windstoss zu Fall kommt!“

Ich „male“ gerade wieder meine Bilder, denn als Naturliebhaber stellt der Baum für mich eine Art Lebensbild dar. Von daher bevorzuge ich natürlich jene Bäume, die mir von einem hohen Alter erzählen und entsprechende Wurzeln ihr Eigen nennen. Auch hier beziehe ich das Polaritätsgesetz mit ein: Ein Baum wird erst dann mit seiner Krone in die Ausbreitung gehen können, wenn auch die entsprechenden Wurzeln vorhanden sind. Kronen- und Wurzelwuchs müssen in Relation zueinander stehen- denn wäre da nur die ausschweifende Krone mit schwachen Wurzeln- der Baum hätte keine Standfestigkeit!



Es gibt da so einen Lieblingssatz :

Der Durchmesser einer Baumkrone
entspricht dem Durchmesser der Wurzeln.
Die Liebe eines Menschen entspricht dem Schmerz,
den er erlitten und in Liebe umgewandelt hat.

Chiara Lubich

Ich denke, hier wird deutlich, wie wesentlich die Bildung starker Wurzeln ist- Wurzeln, die ich mit Leiderfahrung, dunkelsten Zeiten, Entbehrung, Enttäuschung, Schmerz, Traurigkeit gleichsetze- doch gerade diese Wurzelerfahrungen bestimmen erst  über die Schönheit und Ausbreitung der Krone!


Wenn ich nun das Ziel  unser aller Leben sehe, dann ist es die Hinführung in unsere Vollkommenheit,  in einen Wachstumsprozess, der es uns ermöglicht, sowohl starke Wurzeln als auch eine wunderschöne leuchtende Krone zu entwickeln.

Ist es zu verstehen, warum ich heute voller Freude sage: Jeder Schmerz  ist im Grunde ein wertvolles Geschenk - denn die Wurzeln dürfen weiter wachsen……und die Krone auch!

©*Linda*

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