Die
Perfektion des Lebens
Ich nehme
mal an, ich bin nicht der einzige Mensch, der sich irgendwann in der Stille
zurücklehnte- das bisherige Leben mit der Frage Revue passieren ließ-: “ Wenn
ich noch einmal ganz von vorn beginnen dürfte- was würde ich anders machen in
meinem Leben?“
Doch
irgendwann erkannte ich die Sinnlosigkeit dieser Überlegung, weil ich in die
Ansicht wanderte: „ Genau dieses Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, seinen
Irrwegen, Umwegen, tausend Fragen, dunklen Nächten- aber auch mit all seinen
Wundern, Freuden, glücklichen Momenten- das habe ich mir schließlich selbst
ausgesucht!“ Ich weiß- meine Ansicht ist gewöhnungsbedürftig- aber ich steh dazu und ich möchte keinen
Moment des Erlebens vermissen- mein Leben war doch bisher Ausgabe Abenteuer und
Lebendigkeit vom Feinsten!
Leben führte mich in eine sehr sehr wichtige Haltung- in die Haltung des bewussten achtsamen
Umgangs mit allem, was mir widerfährt.
Leben ist nämlich in sich das perfekteste Konstrukt, das wir uns nur
vorstellen können- doch dazu bedarf es der Erkenntnis, dass unser Dasein
gewissen Gesetzen unterliegt. Gelingt es uns, diese Gesetze zu erkennen, bzw.
zu integrieren, ist das Aussicht auf Freiheit und auf weit weniger
Schmerzerfahrung.
Irgendwann
kam ich zu der Erkenntnis, dass das, was
ich heute bin und sein möchte- nur er-wachsen konnte, nachdem ich das
durchlaufen hatte, was ich NICHT war! Klar, im Nachhinein hab ich natürlich
erst einmal arg geflucht- angesichts dieser Tatsache, was ich alles mit mir hab
machen lassen ………..,doch dann erkannte ich die Notwendigkeit dieser
Erfahrungen! Ich musste da hindurch, um überhaupt erkennen zu können, was meinem wirklichen
SEIN entsprach!
Ja und dann
fiel mir dieses Gesetz in die Hände, welches mir erzählte, dass es im
Leben darum geht, die Polarität der Dinge zu berücksichtigen, weil alles, was wir
kennen, immer zwei Seiten hat und jede Seite, jeder Pol, von Daseinsberechtigung spricht. Wir können
nicht für das eine sein und das andere ausschließen- beides stellt eine Einheit
dar. Und wollen wir den einen Pol erreichen, so geht das nur über den Weg des
Gegenpols.
Das wohl
plausibelste Beispiel stellt der Prozess des Ein-und Ausatmens dar- denn würden
wir uns nur auf das Einatmen beschränken- na ja, der Ausgang ist klar! Das eine
ist vom anderen abhängig, um überhaupt existieren zu können!
Ja und
angesichts dieses so natürlichen Gesetzes fiel es mir wie Schuppen von den
Augen bezüglich meiner Lebenserfahrungen! ALLES, aber auch alles war im absolut
natürlichen Rahmen abgelaufen! Ich hatte mich, wenn auch unbewusst, dem Gesetz
des Lebens unterworfen. Ich MUSSTE durch all mein Ungeliebtes hindurch, um
überhaupt in die Liebe zu mir finden zu können! Und dieser Durchlauf brachte
logischerweise permanenten Schmerz mit sich- denn ich lebte etwas, das mit
meinen Seelenwahrheiten absolut nicht im Einklang stand!
In einem
meiner Bücher fand ich ein schönes Beispiel:
„Ein Gärtner sprüht seine Rosen auch nicht mit Parfum ein, damit sie gut duften- sondern düngt sie mit stinkender Jauche.“
Und es
stimmt ja wirklich: wir müssen, um unser inneres Licht zu finden, erst einmal hinab in unsere eigene
Dunkelheit.
Oder anders:
Erst die Nacht erhebt uns zu den Sternen.
Jede Rose
kommt nun mal in Begleitung ihrer Dornen- eines ohne das andere geht nicht.
„Auch das
kleine Samenkorn weiß, dass es- bevor es das Licht der Welt erblicken kann,
erst einmal in der tiefsten Dunkelheit versenkt werden muss.“
Wir können
hinschauen, wo wir wollen- wir werden immer diese Polarität in allem, was
geschieht und ist, entdecken!
Mit
Sicherheit würden wir alle gern an unser
Leben einen Wunschzettel schreiben- auf dem steht: „Ich wünsche mir ein
leichtes, glückliches, schmerzfreies Dasein, in dem ich jeden Tag aufs Neue von
morgens bis abends fröhlich herumtanze- und das ohne Sorgen und voller
Sonnenschein!“
Doch Leben
würde uns daraufhin einen Antwortbrief schreiben, mit den Worten:
„Lieber
Mensch, tut mir leid, so „geht“ Leben nicht! Bitte beachte , dass du nicht zu
dem werden kannst, was du bist, wenn du nicht durch deinen Schmerz gegangen
bist- denn dann würdest du wie ein Baum
sein- der beim ersten stärkeren
Windstoss zu Fall kommt!“
Ich „male“
gerade wieder meine Bilder, denn als Naturliebhaber stellt der Baum für mich
eine Art Lebensbild dar. Von daher bevorzuge ich natürlich jene Bäume, die mir
von einem hohen Alter erzählen und entsprechende Wurzeln ihr Eigen nennen. Auch
hier beziehe ich das Polaritätsgesetz mit ein: Ein Baum wird erst dann mit
seiner Krone in die Ausbreitung gehen können, wenn auch die entsprechenden
Wurzeln vorhanden sind. Kronen- und Wurzelwuchs müssen in Relation zueinander
stehen- denn wäre da nur die ausschweifende Krone mit schwachen Wurzeln- der
Baum hätte keine Standfestigkeit!
Es gibt da so einen Lieblingssatz :
Der
Durchmesser einer Baumkrone
entspricht
dem Durchmesser der Wurzeln.
Die Liebe
eines Menschen entspricht dem Schmerz,
den er
erlitten und in Liebe umgewandelt hat.
Chiara
Lubich
Ich denke,
hier wird deutlich, wie wesentlich die Bildung starker Wurzeln ist- Wurzeln,
die ich mit Leiderfahrung, dunkelsten Zeiten, Entbehrung, Enttäuschung,
Schmerz, Traurigkeit gleichsetze- doch gerade diese Wurzelerfahrungen bestimmen
erst über die Schönheit und Ausbreitung
der Krone!
Wenn ich nun
das Ziel unser aller Leben sehe, dann
ist es die Hinführung in unsere Vollkommenheit,
in einen Wachstumsprozess, der es uns ermöglicht, sowohl starke Wurzeln
als auch eine wunderschöne leuchtende Krone zu entwickeln.
Ist es zu
verstehen, warum ich heute voller Freude sage: Jeder Schmerz ist im Grunde ein wertvolles Geschenk - denn
die Wurzeln dürfen weiter wachsen……und die Krone auch!
©*Linda*
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