Mittwoch, 24. August 2016

Machen wir uns die Welt, wie sie uns gefällt







Machen wir uns die Welt, wie sie uns gefällt

Wer kennt sie nicht: „Pippi Langstrumpf“- das „etwas andere“ Mädchen, dessen Lebensmelodie lautet :

Widdewiddewitt und Drei macht Neune !!

Ich mach' mir die Welt

Widdewidde, wie sie mir gefällt ....“


Ich nehme an, sie hat uns alle durch ihre lustige originelle Art angesprochen, denn gerade ihre Andersartigkeit führte uns in eine Welt, die wir so als Kinder kaum kennenlernten. Pippi ist der leibhaftig gewordene Begriff von Freiheit und purer Lebensfreude. Ihre Art, die Welt zu sehen, zu hinterfragen, mit viel Phantasie und Kreativität auszufüllen, ist einzigartig! Sie tut das, was ihr gefällt – doch verliert dabei  niemals die anderen aus dem Blick.

Je bewusster ich mit dem Leben umgehe, umso klarer wird mir, dass diese Pippi Langstrumpf eigentlich exakt den „neuen“ Menschen präsentiert.
Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt! Warum eigentlich nicht? Wer zeigt denn Grenzen auf, die es untersagen, dass der Mensch sich seine eigene kleine Welt erschafft? Eigentlich zielt doch von allein alles daraufhin- wenn wir berücksichtigen, dass jeder eh auf seine Weise wahrnimmt- nicht zu vergessen, die absolut individuellen Bedürfnisse. Haben wir nicht das natürliche Recht, die Freiheit, unser Leben gemäß unserer Interessen, Fähigkeiten, Bedürfnisse selbst zu gestalten?


Es gibt nur eine Voraussetzung: Ich muss wissen, was denn so alles dazugehört- mich also eine Zeitlang mit mir selbst auseinander  gesetzt haben, z.B. auch, um das innere Feuer ausfindig zu machen. Wer bin ich- was macht mich glücklich- was nährt und bereichert meine Seele? Und hier kommt eine Situation ins Spiel, die wir zumeist spontan mit negativem Gefühl versehen und darum oft vermeiden: Die Stille, das Alleinsein- Einsamkeit. Dabei kann Stille zu unserem besten Freund werden! Es kommt auf die richtige Perspektive an- denn die Stunden des Alleinseins- bewusst genutzt- können wahre Bereicherung sein, um noch mehr Nähe zu uns selbst aufzubauen!

 Eines ist bei Erwachsenen nämlich anders als bei Kindern- Kinder sind sich im Grunde ständig nah- lassen ihre Quelle ungehindert sprudeln- während wir uns aufgefordert sehen, erst einmal wieder zu entdecken, was denn da in uns verborgen ist! Es ist der Schatz unseres Lebens, dessen Bergung es ermöglicht, dass wir endlich ein Leben in Fülle und Zufriedenheit führen.

Auch ich war einst weit von meiner Quelle entfernt- sage heute rückblickend: Das Schicksal drängte mich während einer  Trauerphase  extrem in die Konfrontation mit mir selbst. Typbedingt bin ich  nicht der Mensch, der im Schmerz Gesellschaft sucht  und so steckte ich mitten drin in einer Phase, die ich zwar zu genüge  kannte,  aber diesmal anders erlebte als jemals zuvor. Verlor ich in früheren Zeiten geliebte Menschen, so ging ich in die Verdrängung- wollte mir nicht immer und immer wieder selbst weh tun. Doch das war nun anders! Ich ging mit Bewusstsein durch jede Phase der Trauer- ließ das zu, was in jedem Moment sein wollte.

Ich lernte etwas ganz Entscheidendes: WIE ich diese Phasen durchlebte, empfand- das konnte mir kein noch so gutes Buch, kein andrer Mensch erzählen- das war das Persönlichste, was es gab/ gibt und ich hatte das Recht, auf meine ganz eigene Art zu trauern- wie und so lange ich es brauchte, ohne jede Rechtfertigung.

Damals erhielt ich zudem ein sehr wertvolles Geschenk. Ich kam zum ersten Mal mit den persönlichen Menschenrechten von Ulrich Schaffer in Kontakt. Heute sehe ich sie als eine Art von Schlüssel an, der das Schloss der Liebe  zu mir selbst öffnete.

Ulrich Schaffers Gedanken ermöglichten  mir eine neue Sicht, denn auf einmal spürte ich so etwas wie ein inneres Aufatmen und meine erster Gedanke war: Hätte ich das  viel früher gewusst, dann wäre vieles leichter gewesen!

Als wäre es das Normalste von der Welt, ließ Ulrich Schaffer mich wissen:

Du hast ein Recht, dich selbst zu lieben-
Du hast ein Recht, dich selbst nicht zu verstehen
Du hast das Recht zu fühlen-
Du hast da Recht, ein anderer/ eine andere zu werden!
Du hast das Recht, Fehler machen zu dürfen!
Du hast das Recht, dich zu freuen und ausgelassen zu sein!
Du hast das Recht, zu zweifeln und zu verzagen, die Fassung zu verlieren!
Du hast das Recht, deine dunklen Stunden zu durchleben!
Du hast das Recht, dich gegen Bevormundung zu wehren!
Du hast das Recht, deine Beziehung zu Gott nach bestem Wissen zu gestalten!

Ich weiß noch genau, dass ich mich nach der Verinnerlichung  dieser persönlichen Rechte ein großes Stückchen freier fühlte- ohne Frage mit dem leichten Frustgedanken:
Und all das! , was doch wirklich so normal und menschlich ist, hat man mir in allen Zeiten als etwas Unwesentliches dargelegt- als etwas, das der Beachtung nicht würdig ist.

Meiner Ansicht nach stellen diese Rechte einen der wertvollsten Leitfäden dar, um überhaupt ein menschenwürdiges authentisches Dasein und ein fruchtbares Miteinander zu ermöglichen!

Mensch- DU bist Mensch mit all deinen schönen Gefühlen, Schwächen, Ungereimtheiten, Fehlern und allen Lasten der Vergangenheit! Und genau so! bist du vollkommen richtig!
Hab gerade die Vorstellung, dass unsere  Erzieher uns  auf dieser bejahenden Basis ins Leben begleitet hätten! Welche Freiheit des SO-SEINS hätten wir gespürt! Diese Wurzeln wären der Beginn einer gesunden Liebesbeziehung  zu uns selbst gewesen- von Anfang an durch alle Zeiten und Beziehungen hindurch! Wie viele Konflikte hätten sich dadurch vermeiden lassen!


Nun sind wir „groß“ und dürfen versuchen, diese persönlichen Freiheiten in unser Leben zu integrieren und vor allen Dingen ist der Mut gefragt, dazu zu stehen, es im alltäglichen Leben umzusetzen - scheint ja alles noch so fremd!

Doch auch diese „neue“ Haltung braucht es, wenn wir zum Erschaffer unserer eigenen Welt werden, denn, wie Ulrich Schaffer betont: es sind persönliche! Rechte- absolut auf den Einzelnen und seine jeweiligen Lebenssituationen bezogen!

Nehmen wir mal an, unser Leben wäre ein Tanz! In welcher Formation sind wir dann als Kinder angetreten? Ich komm nicht umhin, hier das Bild der Polonaise anzuführen- denn so geübt wie wir im Gleichschritt waren! Doch entspricht dieses Bild einem freien selbstbestimmten Leben? Einer führt, gibt die Richtung an und alle laufen hinterher?  Gut, ohne Frage bleibt dem Mitglied  einer Polonaise eines erspart: man fällt nicht auf, eckt nicht an, fühlt sich irgendwie sicher aufgehoben, wo doch alle das Gleiche tun, bzw. in der selben Richtung unterwegs sind.. Doch da bleibt die eine Frage: Ist das, was ALLE tun, denken- auch wirklich das, was ich für mich wünsche? Es gibt da eine Aussage und die lautet:
„Ich selbst zu sein heißt- „anders“ zu sein!“ Diese so befremdlich klingende Andersartigkeit ist exakt das, was uns glücklich macht, was uns der Mensch sein lässt, der wir sind!

 Leisten wir uns den Luxus,
eine eigene Meinung zu haben.

~ Otto von Bismark ~




Heute vertrete ich die Ansicht, dass der Tanz des Lebens den Aufruf in sich trägt,  zum Solotänzer zu werden- und unsere ganz eigenen Schritte, nach unserem Rhythmus- nach dem Klang unserer Seelenmelodie aufs „Parkett“ zu legen! Vielleicht sogar nach der Melodie:


„Widdewiddewitt- ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt!“??

Tanze, als würde Dich niemand beobachten.
Liebe, als wärst Du niemals verletzt worden.
Singe, als ob Dich niemand hören könnte.
Lebe, als sei der Himmel auf Erden.


Nun könnte der Einwand erfolgen, dass die Figur eines Solotänzers den bittren Beigeschamck des Einzelgängers, des introvertierten Menschen hat- der sich nur um sich selbst dreht und dem sein Umfeld völlig egal ist. Auch diese „neue“ Haltung  der  Selbstliebe könnte zu einem solchen Schluss führen. Es ist aber nicht an dem, weil ich immer wieder von einer gesunden!! Liebe zu sich selbst spreche, die erst die Basis für ein ehrliches harmonisches Miteinander darstellt. Nur was IN MIR ist, vermag auch nach Außen zu fließen. Nur wenn ich gelernt habe, mich bedingungslos anzunehmen, werde ich andere ebenso annehmen und verstehen können. Mit Sicherheit hat uns früher niemand dazu ermuntert, uns selbst wichtig zu nehmen- doch genau das ist Voraussetzung für alles Weitere- für jede Form von gesunder Beziehung.


Hab mich zum Beispiel auch sehr intensiv mit der „neuen“ Form von Partnerschaft beschäftigt. Es geschah, weil ich in  meinen zurückliegenden Beziehungen nach völlig falschen Ansätzen lebte. Damals war ich in dem Glauben, dass es Zeichen einer guten Beziehung sei, alles gemeinsam zu machen- dass viel gemeinsam verbrachte Zeit Merkmal von Liebe sei!

Mit Sicherheit- nichts geht über das liebevolle Miteinander, die  Fürsorge füreinander, gemeinsam Leben zu erleben und genießen- so lange eines gewährleistet ist: dass keiner der Partner sich in der Beziehung verliert. Im Gegenteil- echte Partnerschaft sollte die Gelegenheit der gegenseitigen Bereicherung schenken- um so zu ermöglichen, dass man aus der eigenen Version Mensch etwas noch Schöneres  erschaffen kann. Zugegeben, dieser Grundgedanke war für mich Neuland- denn aus der Perspektive hatte ich Partnerschaft oder auch Freundschaft noch nie gesehen. Auf einmal kristallisiert sich heraus, dass es nicht nur um ein liebevolles Miteinander geht, um dieses Gemeinsame, sondern auch um die persönliche Weiterentwicklung, um Heilung und Ganzwerdung! Und wo kann der Mensch sich besser finden- Heilung erfahren als in einer Beziehung, die von bedingungsloser Liebe und Verständnis getragen wird?


„Osho“ führte einmal als unerlässlich an:

 „Füllt einander die Becher, aber trinkt nicht aus einem! Lernt, allein zu fliegen und zu blühen. Singt und tanzt zusammen, doch lasst jeden auch allein sein. Eiche und Zypresse wachsen nicht im Schatten des anderen!“

Er betonte damit die Wichtigkeit, der Individualität Ausdruck zu verleihen und von daher ergibt es sich von ganz allein, dass auch Partner  das natürliche Recht haben, sich dem hinzugeben, was sie persönlich  innerlich erfüllt.  Das bedeutet aber keinesfalls Entfremdung- im Gegenteil- denn wenn es wahre Liebe ist, dann wächst sie sogar durch den Sog des Vertrauens zueinander. Wahre Liebe ist nicht einfach so fort, ist auch nicht an irgendwelche Bedingungen, Kriterien geknüpft! Wahre Liebe wünscht dem Anderen eines: dass er glücklich ist und in seinen Farben erblüht!

„Jeder Sonnenuntergang ist so schön, wie man ihn betrachtet und jeder Mensch so wertvoll,
wie man ihn im Herzen trägt.“


Vielleicht ist zu spüren, dass ich sehr bewusst mit Lebenssituationen umgehe, denn ich such ja ständig die neuen Wahrheiten und eine Lebensform, die von einer neuen Qualität spricht. Sicher, diese Haltung  erhebt den Anspruch der Achtsamkeit- doch in den Tag hineinzuleben war noch nie so mein Ding. Ich will spürbar  in meinen Handlungen sein, als die Person, die ich bin.

Manchmal stell ich mir vor- wir würden irgendwann gefragt: „Na, was hast du mit dem Geschenk deines Lebens gemacht? Hast du es zu deinem Geschenk der Lebensfreude werden lassen? Erhielt das Leben Deinen persönlichen Ausdruck? Was hast du für dich zum wesentlichen Bestandteil ernannt? Hast du den Mut aufgebracht, deinen eigenen Tanz zu tanzen, deinen Weg zu gehen?“

Solche Phantasiegedanken helfen mir unheimlich, mich nie wieder zu verlieren!!!! Die damalige Verlusterfahrung meiner selbst  ist mir Warnung für alle Zeit!


Diese neue Freiheit, die auf jeden von uns wartet, ist unbeschreiblich! Wir setzen völlig andere Prioritäten und es wird sich gut anfühlen, denn man sagt, dass dieser weiche sensible Wesenskern in jedem Menschen unbeschadet zugegen ist und berührbar sowieso. Nur, wir müssen lernen, es wieder zuzulassen. Das Weiche ist unsere wahre Natur- denn unsere   tiefe Sehnsucht ruft nicht nach Kampf, Verurteilung, Macht, Gold und Titel! Wahre menschliche Sehnsucht sucht nach dem Verletzlichen Sensiblen Berührbaren in uns- nach Zuwendung, Geborgenheit, Wärme, Vertrauen- sich fallen lassen können- dem Wissen: ich muss nicht immer stark sein- machen und tun, etwas darstellen- ich werde auch geliebt, wenn ich „schwach“ oder fehlerhaft  bin !

Ich weiß- es ist oft schwierig, solche Gedanken überhaupt zulassen zu können- weil sie doch von dem abweichen, was als „normal“ angesehen wird! Und doch wage ich den Gedankenschritt – auch bestärkt durch die Aussage einer jungen Frau:“ Wir sind doch eigentlich alle gleich!“ Mir war klar, was sie damit meinte, denn  sie bezog sich auf den Umstand, dass wir doch alle im Grunde  das Selbe suchen- nur- dass es auf sehr unterschiedliche Art und Weise geschieht. Und warum? W Hat uns jemand jemals erzählt, dass gerade dieses Weiche Verletzliche in uns das ist, was uns zum Menschen macht? Diese Schwäche, die so oft belächelt wird- wenn jemand eventuell zu sensibel ist, zu nah am Wasser gebaut hat- es spricht von absoluter innerer Stärke!!!!!
Darum hats mich oft geärgert- wenn ich Begegnungen beobachtete- in denen ein Mensch  mitleidig/ müde  von oben herab  belächelt wurde, weil er sich als zu „weich“, empfindlich outete , während sein Gegenüber resolut  die Hände in die Hüften stemmte mit den Worten: „Ich steh meinen Mann/meine Frau- mich wirft so schnell nichts um!“ Warum wird immer wieder vergessen, dass gerade unsere Gefühlspalette das Wertvollste ist, was wir mitbekommen haben- sie ist unser Schatz- sie ermöglicht uns, die Welt zu erspüren, uns selbst immer besser kennen zu lernen!
Lehnen wir sie ab- sträuben wir uns gegen das, was wir wirklich empfinden, dann erwachsen daraus mit der Zeit die Personen der „Frau Immerglücklich“, „Frau Immerpräsent“, „Herr Unverwüstlich“, „Herr Perfektion“ und auch „Frau Immerlacht“ tritt in Erscheinung!“ Doch ich hoffe darauf, dass der Wandel der Zeit ein neues Bewusstsein hervorbringt und Menschen wieder zu ihren inneren Wahrheiten stehen, weil sie erkennen, dass diese Sehnsucht nach der inneren Zufriedenheit nur so gestillt werden kann.

Sicher, es gehört ein klein bisschen Anfangsmut dazu- aber nur ein bisschen- denn ich für meinen Teil hab den Ausdruck meiner Gefühlspalette noch niemals bereuen müssen, war immer schon ein „durchsichtiger“ Mensch. Ich wurde zwar auch manchmal  belächelt wegen meiner Tränen mitten unter Tränenlosen- doch konnte ich sehr gut damit umgehen. Warum? Weil ich immer schon spürte, dass mich von Anderen so viel gar nicht trennt und umgekehrt und zudem wollte ich doch meine gut erhaltenen kindlichen Seelenanteile ausleben, weils einfach gut tut!
Und ich denke, wir dürfen noch etwas lernen. Es ist eine andere Form der Kommunikation- weg von alltäglichen Themen und viel mehr zu dem, was wir fühlen- wie es uns wirklich geht. Nein, es heißt nicht, dass wir unser Innenleben total nach Außen kehren- darf nicht sein, weil jeder seinen intimsten Schutzraum hat- doch was zählt,  ist die fruchtbare wohltuende bereichernde stärkende wärmende Form von gelebter Nähe- halt von Seele zu Seele. Soll ich mal sagen, was das für ein Gefühl ist? So, als wäre man im vertrauten Daheim!
Um nun den roten Anfangsfaden wieder zu finden:
Eine Pippi Langstrumpf war in der Lage, all das, was sie bewegte- spontan zu äußern, ohne sich erst einen Kopf über die Auswirkungen zu machen, so wie alle Kinder es tun, die noch nicht der „Verformung“ zum Opfer fielen. Und auch hier sag ich immer wieder, dass wir uns auf unserer Bewusstseins- Reise eigentlich „nur“ auf dem Rückweg der Wiedererinnerung  befinden- und beim Ankommen ganz erstaunt feststellen, dass diese neue Welt wahnsinnig viele „kindliche“ Nuancen aufzeigt.
©*Linda*

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