Montag, 27. Februar 2017

Die Treue zu uns selbst ist der Weg in die Freiheit










Die Treue zu uns selbst ist der Weg in die Freiheit

Wie das nun mal so ist mit den zufälligen Situationen, kam ich am Sonntag in den Fernsehgenuss, mir das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ anschauen zu dürfen. Mir wurde sehr schnell klar: Genau das ist ja ein Spiegel unserer Gesellschaft!

Da war ein selbst verliebter Kaiser, der sich zu seinem Geburtstag ein super edles Gewand wünschte, in dem er glänzen konnte. Und da war ein Weber ( der aber eigentlich nichts von seinem Handwerk verstand) – dem es aber gelang, einen ganzen Hofstaat samt Volk hinters Licht zu führen oder soll ich sagen- weg von ihrer eigentlichen Wahrnehmung? Aus der Befürchtung heraus, man könne als dumm dastehen - würde man sagen, was man wirklich sieht-  ging der ganze Verein in die Haltung über, etwas zu befürworten, anzuerkennen, hochzujubeln, schönzureden, was der eigenen Wahrnehmung gar nicht entsprach.

Irgendwie wars schon lustig, sich anzuhören, anzuschauen, wie dieses „Nichts“ in den Genuss kam, in den allerschönsten Farben und seiner Schönheit erstrahlen zu dürfen……bis dann halt ein kleiner Junge das scheinheilige Kartenhaus zusammen fallen ließ mit den ernüchternden Worten: „Das, was ihr da zur Wahrheit erklärt und  und bejubelt, das ist ja gar nicht vorhanden!“

Wie konnte es so weit kommen? Es war einfach diese Angst, weniger zu gelten, als dumm dazustehen- würden sie dem folgen, was sie wirklich fühlten. Und wenn dann noch eine große Mehrzahl an Menschen dies ebenfalls befürwortete- dann musste es ja richtig sein! Dann war man auf der richtigen Seite- auch wenn dieses Gefühl innen drin etwas ganz Anderes erzählte!

Zum Glück gabs ja dann die Erlösung in Form der Wahrheit und man sah die Menschen regelrecht aufatmen und ich zog hier spontan eine Parallele zur heutigen Zeit. Sie ruft nämlich genau nach diesem Gefühl des Aufatmens- verbunden mit der Erkenntnis, dass es keine andere Wahrheit gibt, bzw. geben darf,  als nur die, die wir IN UNS verspüren! Diese leise Stimme, sie wird uns ein zuverlässiger Richtungsweiser sein und das in allen Bereichen unseres Lebens.

Ganz bewusst entschied ich mich heute für die Überschrift:

„Die Treue zu uns selbst ist der Weg in die Freiheit“…..wir müssen wieder lernen, uns selbst zu vertrauen!

Es gibt keine andere Option, als in die Haltung zu wachsen, uns selbst treu zu sein- doch da ist ein Handicap: Haben wir überhaupt jemals lernen dürfen, dieser Stimme in uns zu vertrauen oder hat man uns die Antworten damals gegeben, bevor wir unsere Fragen stellten?

Ohne Zweifel, ich stehe seit Langem  zu der gewachsenen Erkenntnis, dass in jedem Menschen dieser wunderschöne Kern der vollkommenen Liebe  beheimatet ist- völlig frei von Suchen und Brauchen – er ist quasi eins mit sich selbst, vergleichbar mit dem in sich ruhenden und aus sich heraus lebenden Kinde. Und alles, was die natürliche Schönheit dieses  Kerns verdeckt, das spricht zumeist die Sprache des frühen Einflusses der Erwachsenen.
Darum frag ich mich vor jeder menschlichen Einschätzung: Mit welchen Glaubenssätzen wurde der kleine Mensch damals ins Leben gesandt? Was wurde ihm erzählt über den Sinn, bzw. die Schönheit des Lebens? Wie hoch war das Maß an emotionaler Zuwendung, der Vermittlung von Geborgenheit, Wärme?

Auch wenn es nur meiner Ansicht entspricht:  Das, was da damals eingeatmet wurde- das lässt uns nicht mehr los und spiegelt sich in unser kompletten „erwachsenen“ Lebensanschauung wie Lebenshaltung wieder! Darum sollte man sich viel öfter der Biografie eines Menschen zuwenden, um eine Erklärung für vielleicht unverständliches  Verhalten zu finden. Da wir nämlich zumeist von den Eltern in die Leistungs- und Erfolgsspur gedrängt wurden- konnte nichts anderes dabei rauskommen. Hätte man uns stattdessen auf die vorrangige Bedeutsamkeit  des liebevollen mitfühlenden Miteinanders hingewiesen- die ganze Welt wäre heute eine andere.

Doch wenn wir  Glück haben- dann meldet sich irgendwann im Laufe des Lebens diese innere Stimme , um uns darauf hinzuweisen,  dass es nichts Wichtigeres geben kann, als das, was wir wirklich  in uns wirklich fühlen! Dann nehmen wir Abstand wie in dem Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ von der Schönrederei und Huldigung des „Nichts“- weil es uns nämlich gar nicht glücklich machen kann. Es entspricht zwar der erlernten Vorstellung unseres Verstandes – doch nicht den Wünschen unserer Seele! Und Seele- das ist unsere wahre gottgegebene Natur!

Diese eine Stelle in dem Lied: “Wenn sie tanzt- ist sie woanders und sie ist auch WER anders“, gibt Zeugnis des Vorbeilebens an uns selbst, denn so lange wir in Situationen stecken, die uns „WER anders“ sein lassen, sind wir nicht wir selbst! In dem Moment nehmen wir der Seele die Luft zum Atmen.

Vielleicht brechen  bei solchen Erkenntnissen ganze Kartenhäuser des Verstandes zusammen- doch das wird auch der Weg in unsere Befreiung sein! Wir können nicht leben, was wir von innen gar nicht zu 100% vertreten! So werden wir niemals glücklich.

Einer Studie nach wird nicht nur von einer ungebremsten Beschleunigung in unserer Gesellschaft gesprochen, sondern auch davon, dass dieser Leistungsgedanke sich kontinuierlich im Privatbereich ausgebreitet hat. Wann bin ich eine gute Mutter/Hausfrau- ein perfekter Vater? Wann bin ich ein guter Partner- was macht ein erfülltes Sexualleben aus? Wie sieht der perfekte Partner aus? Wann liebe ich eigentlich „richtig“?

Haben wir uns schon einmal gefragt, woher wir die entsprechenden Informationen beziehen oder bezogen haben? Sind sie in uns herangewachsen oder haben wir uns die Antworten im Außen geholt?
Ich denke mal, das Letztere ist eher der Fall, wo sie uns doch „so schön“ von unserem inneren Erleben und Fühlen abschnitten! Doch sind die Antworten, die Bilder im Außen wirklich unsere gefühlte Wahrheit? Wenn ich daran denke, welche Bilder uns vermittelt werden- oft dermaßen an der Realität vorbei- mit der Tendenz, in den Menschen Minderwertigkeitsgefühle hervorzurufen! Da werden Idealbilder präsentiert, die  im Alltäglichen gar nicht umzusetzen sind.

So verhielt es sich mit dem Werbeslogan:

„Alle 11 Minuten verlieben sich bei uns zwei Menschen!“

Da fragt sich doch jeder normale Mensch voller Selbstzweifel: „Wie machen die das bloß? Was haben sie, was ich nicht habe? “Ehrlich gesagt, hat mich gerade diese Werbung sehr verärgert, denn mir wurde wieder bewusst, wie nachlässig mit der Liebe umgegangen wird! Es treffen zwei wildfremde Menschen aufeinander, um sich in 11 Minuten!!!! ihre Liebe zu gestehen??? Da kann allenfalls Sympathie bekundet werden- mehr nicht! Doch irgendwie passt es ja zu unserer schnelllebigen Gesellschaft, dass sich auch die Liebe auf Knopfdruck einstellt! So sieht es unser Verstand- doch was würde die Seele sagen? Würden wir ihrer Stimme lauschen, dann würde sie uns zuflüstern:

Die wahre Liebe ist gleich einer zarten Pflanze, die ihre ganz bestimmte Zeit des Wachstums benötigt. Es geht um eine ganz behutsame Annäherung – um den Aufbau des Vertrauens- darum, dass zwei Seelenmelodien miteinander im harmonischen Einklang schwingen.

Allerdings muss ich noch hinzufügen, dass diese Liebes-Plattform ihren Werbeeinspieler abgemildert hat und nun nur noch von Flirtmöglichkeiten spricht. Das lasse ich dann mal gelten.

Was die Definition der Liebe betrifft: dies ist für mich seit Langem ein sehr wunder Punkt- denn wahre Liebe, sie ist das kostbarste Geschenk, das wir im Leben erfahren dürfen  und jede  Abwertung verurteile ich extrem!
Mir ist auch bewusst: Unseren Erziehern war es aufgrund der eigenen Mangelsituation nicht möglich, uns diese Liebe vorzuleben- waren sie doch selbst in sich und ihren Konditionierungen gefangen!  Da saß dann halt der Verstand in Übergröße auf seinem Thron und ließ verkünden: “Willst du geliebt werden- dann hast du dafür etwas zu tun, etwas zu sein! Umsonst gibt es die Liebe jedenfalls nicht! Die musst du dir verdienen- durch Erfolg- Disziplin- Perfektion- Leistung! Dann erst bist du der Liebe wert!“

Oh, welch ein fataler Trugschluss- was wurde der Liebe damit angetan?

Immer, wenn ich mich in diesem Gedankenkreis bewege, würde ich am liebsten ein überdimensionales Radiergummi nehmen und alle diese trügerischen Kindheitsgedanken ausradieren! Diese „gestrigen“ Gedanken haben mit der Wahrheit nichts zu tun und vor allen Dingen verleihen sie der Liebe ein völlig verzerrtes Bild!

Wahre Liebe nämlich, sie ist frei von jeder Bedingung, sonst ist es keine Liebe! Liebe stellt keine Forderungen, erwartet nichts, braucht nichts- es gibt auch keine Verpflichtung. Diese Liebe will frei sein in ihrem Ausdruck und einfach nur lieben!

Wahre Liebe hat mit dem Verstand rein gar nichts zu tun – wahre Liebe ist Ausdruck der Seele und Seele  sucht nicht nach den angeblich so wichtigen äußeren Kriterien , sondern nach dem gefühlten Einklang, nach einer Seele, die sie glücklich macht, bei der sie sich einfach geborgen, angenommen und verstanden fühlen darf.

Mit Sicherheit wünsch ich mir oft, ich wäre schon früher auf dieser Bewusstseinsebene daheim gewesen- ich hätte mir viel Kummer erspart, doch damals war ich halt weit entfernt von meinem Innenleben und bezog meine Wahrheiten aus dem Verstand. Da hab ich dann auch tüchtig mit der Masse das eigentlich nicht vorhandene „Nichts“ für gültig erklärt…nur,  ehrlich gesagt, war es immer mit Schmerz verbunden.


Wie sagte Christian Morgenstern einmal:

Leben ist die Suche des „Nichts“ nach dem Etwas!“

Ich denke, dass genau darum unsere innere Sehnsucht auch nie aufhören wird- weil da halt die unbekannte Schönheit des „Etwas“ auf uns wartet- „Etwas“, an das wir uns nur wieder erinnern müssen- wenn der Verstand schweigt und die Seele erblüht.

*Linda*

Samstag, 25. Februar 2017

Das Glück der Begegnung mit uns selbst….







Das Glück der Begegnung mit uns selbst….


Es ist schon komisch- immer, wenn ich die Gedanken des Herrn Goethe lese, dann könnte er auch gut und gerne in der heutigen Zeit leben- denn seine Sicht von Leben scheint konform zu gehen mit dem, was ich so empfinde, wenn ich mir unsere Welt anschaue.

Von daher vermag ich seine Haltung durchaus nachzuvollziehen, wenn er für sich beschlossen hat:



„Das Beste ist eine tiefe Stille,
in der ich gegen die Welt lebe-
wachse
und das gewinne-
was sie mir mit Feuer und Schwert nicht nehmen können.“



Sein Gewinn entspricht nämlich exakt der Bereicherung, die ich so anstrebe: dieses gewisse „Etwas“, das mir niemand mehr zu nehmen vermag und das ich bis zum letzten Tage als meinen ganz persönlichen Lebensschatz bewahre und behüte.

Wie soll ich diesen Schatz beschreiben? Ich nenne ihn das zufriedene Gefühl, in mir selbst zu Hause zu sein- Tag und Nacht – in allen nur erdenklichen Lebenssituationen immer „nur“ aus diesem Heimatgefühl heraus zu agieren, ungeachtet dessen, was sich die große weite Welt so vorstellt und von mir erwartet.

„Unser Glück liegt nämlich allein in der liebevollen Beziehung zu uns selbst.“

Sehr oft spreche ich von dieser so unentbehrlichen Basis der gesunden Liebesbeziehung zu uns selbst, weil es nur durch sie möglich wird, fruchtbare  Beziehungen im Außen zu leben. Es gilt, diese Quelle im Inneren wieder zu erschließen, weil all unsere Lebensenergie nur dort zu finden ist.



„Von allen Energien der Welt kann nur eine einzige dich glücklich machen:

die Energie des Herzens.

Menschliches Glück ist kein Produkt von Wissenschaft und Technik.

Menschliches Glück hängt ab vom Lieben und Geliebtwerden

und von so vielen schönen Dingen, die gratis sind.“

Phil Bosmans


Erzählt hat es uns niemand und auch heute wird dieser Wahrheit viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, weil es scheinbar wichtiger ist, sich auf den äußeren Fortschritt zu konzentrieren, statt auf die Entdeckung unserer inneren Welt. Dabei kann es gar keine schönere Entdeckungsreise geben, als in diese Landschaft einzutauchen und zu spüren, wie sie uns mit jedem Schritt immer vertrauter wird. Wir waren nämlich in der ganz frühen Zeit hier sehr sehr heimisch, wissen intuitiv um die Schönheiten unserer eigenen kleinen Welt! Das Einzige, was fehlt, ist, uns wieder daran zu erinnern.

Ich für meine Person gehe heute sehr bewusst damit um, sage mir sogar: Ich möchte für immer berührbar bleiben, weil diese Seelenberührungen etwas Einzigartiges sind- und mit keinem Geld der Welt zu bezahlen.

Ja, ich erhielt von Gott das Geschenk der extremen Empfindsamkeit, spreche oft von den unzähligen Antennen, mit denen ich durch die Welt spaziere, mit denen ich aufnehme, was an Anderen scheinbar vorbeizieht.. Es gab Zeiten, da hab ich unter meiner Sensibilität wahnsinnig gelitten- sie schien irgendwie nicht gesellschaftsfähig  zu sein: viel zu nah am Wasser gebaut- viel zu emotional auf alles reagiert und noch schwerer verdaut!

Warum auch immer- aber da war in mir zu keiner Zeit das Bedürfnis, mich „in anders“ zu geben, davon abgesehen, dass ich es eh nicht lange durchgehalten hätte. Dieses scheinbar Andersartige wollte gelebt werden, egal, in welcher Situation ich mich befand. Und hier erinnere ich mich allzu gern an den Tag, als ich inmitten einer Gruppe erwachsener ernst dreinschauender Menschen saß- die alle sehr gefestigt schienen- nur ich wars nicht und plötzlich kamen sie: die Tränen, die ich nicht zurückhalten konnte, die aber situationsbedingt absolut nicht passten. Ich konnte nicht abschätzen, wie der Rest der Gruppe auf diesen unerwarteten Gefühlsausbruch reagieren würde….. lachend, ablehnend, verständnislos? Nein, da war nämlich plötzlich eine Ruhe im Raum, ich kanns nicht beschreiben- keiner machte irgendeine Bemerkung- stattdessen wurden mir stillschweigend Taschentücher und eine tröstende Umarmung gereicht. Da wusste ich: hier durfte ich die sein, die ich bin und ich wurde verstanden- trotz oder gerade wegen meiner Tränen?????


Ja, es ist irgendwie eine Art von Markenzeichen meinerseits, dass ich den Tränen gegenüber sehr aufgeschlossen bin- weil ich mir sage: Was raus will, das hat seinen Ursprung in einer Befindlichkeit, die aus dem tiefsten Innersten kommt. Und halte ich das zurück, dann schaffe ich eine Blockade- dann lebe ich an dem vorbei, was in dem Moment leben will!

Gut, ich habe meine Eltern bzw. mein restliches Umfeld nie weinend erlebt- durfte mich aber auch in der glücklichen Lage wissen, nie zu den Indianern  gehören zu müssen, die nicht weinten! Was mich allerdings später sehr verärgerte, waren halt die Ansprüche von Eltern, die ihren Kindern die Kostbarkeit der Tränenflusses untersagten- weil halt dieser Indianer nicht weint. Was für eine irreführende Erziehung zum harten selbstbeherrschten , sich ständig kontrollierenden Menschen! Tränen gehören zu uns wie das Lachen! Tränen sind doch etwas Wunderschönes- sie sind Seelensprache, Zeichen für Sensibilität, Ausdruck der Berührbarkeit, für den  weichen Kern in uns und der ist absolut geschlechtsneutral!

Während der Betreuungszeit dieser kleinen Wesen wäre es mir nicht möglich gewesen, den Unterschied zwischen Jungen und Mädchen an der Unterschiedlichkeit ihrer Gefühlsäußerungen festzumachen. „Alles“ war bei beiden Geschlechtern vollkommen identisch! Und doch schafft es dann der erzieherische Einfluss, dass dieses Gefühl der  Vollkommenheit Einschnitte erfährt, verbunden mit der gewachsenen Ansicht, dann selbstverständlich „nur halb“ vertreten zu sein.

Doch ein Bericht der Neuzeit lehrte mich wiederum diese eine Wahrheit- welche besagt, dass in jedem von uns sowohl das Männliche als auch das  Weibliche vorhanden ist. Wir sind vollkommen- es bedarf nur der Wiedererinnerung!

Angesichts dieser belegten Tatsache wird es einem Menschen wie mir grundsätzlich etwas übel, wenn ich mir vor Augen führe, wie sehr sie uns hinters Licht führten und dies immer noch an der Tagesordnung ist! Das, was uns eigentlich erst schön sein lässt, genau das, stampf(t)en sie in den Boden, um uns Idealbilder von Mann und Frau zu vermitteln, die mit unserer tiefen Wirklichkeit nichts zu tun haben. Da soll mir noch einer etwas von der Würde des Menschen erzählen, die über allem stehen muss! Dieses Gesetz ruft  dazu auf, dass jeder seine Einzigartigkeit ausleben darf und dazu zählt auch die Freiheit, all seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen! Stattdessen werden sensible Männer als Weicheier, Looser, Schwächling usw. bezeichnet und haben einen verdammt schweren Stand in dieser Gesellschaftsformation, die auf Härte und Stärke, Disziplin, Selbstdarstellung aufbaut. Man muss sich das wirklich mal vor Augen führen: das, was nicht menschlicher und schöner sein kann, wie Verletzbarkeit, Sensibilität, Berührbarkeit, Sanftheit – all das Weiche in uns- es erfährt absolute Abwertung! Und da soll der Mensch nicht krank werden? Er ist dazu aufgerufen, an seinem wahren Wesen vorbeizuleben- was für ein Kampf gegen sich selbst!

Allerdings hab ich schon immer davon abgesehen, mich dieser Kampfart auszusetzen, wäre mir aufgrund meiner hohen Sensibilität auch nicht möglich gewesen. Und es war gut so, das weiß ich heute noch mehr zu befürworten. Ich kann nicht jemand anders sein, als ich bin und werde es niemals sein können! So und nicht anders bin ich von Gott gedacht!

Von diesem Gedanken ließ ich mich leiten, als ich vor sechs Jahren wieder einmal in einem Trauerprozess steckte. Wieder hatte ich einen Menschen durch den Tod verloren. Doch es gab den einen Unterschied: In all den Abschiedssituationen zuvor hatte ich mir meine Tränen untersagt, mich zur „Stärke“ , zur Haltung aufgerufen- mit dem Ergebnis, dass ich keinen der menschlichen Verluste eigentlich jemals „richtig“ verarbeitete. Diesmal war alles anders! Diesmal gewährte ich meinen Tränen ihren freien Lauf, egal, zu welcher Zeit, egal von welcher Dauer und Intensität.

Später wurde mir klar, wie befreiend diese Haltung für meine Seele war! Diese Tränen mussten raus, um meiner Seele ihren tiefen Schmerz zuzugestehen.Dankbar bin ich auch, in dieser Zeit das Lied von Annett Müller gefunden zu haben- einer Frau, die so wie ich im Prozess der Trauer gefangen war.

Die Botschaft ihres Liedes war an ihr Umfeld gerichtet mit den Worten:



„Lasst mich weinen, wenn ich weinen will.
Lasst mich verstummen, wenn ich nicht reden will.
Lasst mich allein, wenn ich die Einsamkeit brauch.

Probiert mich zu verstehen, darum bitte ich euch!“



„Probiert mich zu verstehen“- auch ich sandte diese Bitte hinaus an mein Umfeld, weil mir bewusst war: Nur ich allein vermag zu erspüren, was ich brauche, um meine Trauer zu verarbeiten. Es gibt kein allgemein gültiges Raster, das besagt, auf welche Weise und wie lang der Mensch zu trauern hat. Der eine sucht die Ablenkung, geht in die Verdrängung – wo der andere einfach nur allein sein will mit seinem Schmerz und seinen Tränen.

Allerdings gewann ich gerade durch diese sehr individuelle Entscheidung eine weitreichende Erkenntnis: Eigentlich, so kam es mir in den Sinn- steht ALLES, was mich und mein tiefes Erleben betrifft, allein in meiner  Verantwortung. Aus Selbstachtung mir gegenüber muss ich es mir zu jeder Zeit wert sein- das zu leben, was in mir ruft, ohne mich jemals dafür rechtfertigen zu müssen.

Ja, ich glaub schon, dass dies der Beginn der Liebesbeziehung zu mir selbst war- endlich nahm ich mich wieder ernst! Man wird extrem sensibel für die eigenen Befindlichkeiten, spürt in sich hinein und erklärt irgendwann das Erfühlte zur alleinigen Wahrheit. So halte ich es bis heute- denn die Sprache meiner Seele über das Gefühl steht für mich über allem, gibt Richtung und lässt mich in mir selbst daheim sein.

Ohne Zweifel konnte es so wachsen und erblühen, weil ich Zeit meines Lebens ja erfuhr, was es heißt, mit Schmerzen an mir und meinen eigentlichen Wahrheiten vorbeizuleben! Den Zustand will man dann niemals wieder! Es geht bei Weitem nicht darum, irgendeine Art von Vollkommenheit, Perfektion anzustreben, fehlerfrei zu sein- oh nein- einfach nur „man selbst“ sein dürfen- in allen Facetten, mit allen Ecken und Kanten und mit allen Gefühlen, ob in hell oder dunkel. Das ist für mich mein „glücklich sein“. Das ist unser aller Geburtsrecht und die Würde jedes Einzelnen ruft danach, genau so angenommen zu werden!


Das größte Geschenk ist jemand,

der Ohren, Augen und Herz für uns öffnet

und uns annimmt, wie wir sind-

mit allem Unbegreiflichen, Ungereimten, Unfertigen und Verworrenem in uns.

Jochen Mariss





Auch Phil Bosmans hat es damals so gesehen, als er schrieb:


Menschliches Glück hängt nicht vom Fortschritt ab, sondern  vom Lieben und Geliebtwerden

und von so vielen schönen Dingen, die gratis sind.“


Ich denke, eine schönere Lebenswahrheit kann es nicht geben!


*Linda*

Freitag, 24. Februar 2017

Leben formt unser Rückgrat










Leben formt unser Rückgrat

Ein Mensch wie ich, der mit Sicherheit auf einen großen Schatz an Wegerfahrungen zurückblickt- steht heute da und sagt: Je länger ich lebe, umso mehr bin ich der Überzeugung, dass dieses Leben ein Geheimnis für sich ist, unerklärlich in seiner Entwicklung und dem, was es uns an Geschenken überbringt. Ja, ich spreche durchweg nur noch von Geschenken- egal, welche schmerzhaften Situationen ich durchlebe, auf welche Menschen ich treffe, weil es da ein ganz stilles Erahnen gibt. ALLES, aber auch alles, dient nur dem einen Zweck: uns wieder zurück zu führen in die Liebe zu uns selbst und damit verbunden, in den aufrechten Gang. Es geht darum, dass wir uns unser Rückgrat zurückerobern!


Schau ich in die Vergangenheit und durchwandre einzelne Situationen, dann erkenne ich so eine Art von Appell des Lebens an mich. Wollte ich es in Worte fassen, so würden sie lauten: “Na, wie sehr stehst du zu dir und dem, was deine tiefe Wahrheit ist? Bist du fähig, trotz des Gegenwindes standhaft zu bleiben – bei dir zu bleiben und dem, was du wirklich fühlst, dich so zu zeigen, wie du wirklich bist?“

Wir können und brauchen uns nichts schönzureden, wenn es darum geht, dass wir alle irgendwann in gewisse Haltungen verfielen, die uns gemäß der frühkindlichen Erfahrung die Garantie gaben, auf diese Weise Anerkennung, Bestätigung, das Gefühl der Dazugehörigkeit zu erlangen. Einfach sein Fähnchen nach dem Winde drehen- JA sagen, obwohl da ein dickes Nein im Mund ist- gefallen wollen- Dinge tun, die man eigentlich gar nicht will- möglichen Konflikten ausweichen, um bloß die Harmonie aufrecht zu erhalten. Es war durchweg eine Orientierung im Außen – doch es machte auf Dauer unzufrieden und krank. Ohne Frage, es ist ein Teufelskreis, denn ich habs hautnah erlebt: man steckt dermaßen fest drin in seinen Kindheitsmustern, die einem so vertraut sind und spürt doch, dass sie im Widerspruch stehen zu dem, was man wirklich fühlt und leben will. Es ist wie eine zweite festgewachsene Haut, derer man sich nicht so einfach im Reissverschlussverfahren entledigen kann- obwohl im Inneren alles danach ruft!

Und hier finde ich den Ansatz, wenn ich sage: Leben und Seele wissen um dieses Dilemma und setzen alles daran, um uns aus dieser scheinbar ausweglosen Lage herauszuführen. Das Irre, bis heute für mich Unverständliche ist- dass jeder Mensch scheinbar zum richtigen Zeitpunkt , am richtigen Ort die auf ihn zugeschnittene Situation erhält, um sich seiner ganz individuellen Problemlösung zu stellen. Diese Erkenntnis hat mich irgendwann still werden lassen, weil ich begriff: Ich werde es niemals nachvollziehen können und gesteh dem Leben seine unergründliche Tiefe, sein Geheimnis zu. Auch wenn ich Leben plane bis ins kleinste Detail- es wird eh so kommen, wie es kommen soll, weil alles einer höheren Ordnung unterliegt und nach ganz eigenen Gesetzen vor sich geht. Das, was in meinem Leben sein soll, das wird auch da sein. Das Einzige, was ich tun kann, ist: zu vertrauen, dass ALLES, was und wie es sich ereignet, zu meinem Wohle sein wird. Und ich erfuhr: Das Wesentliche geschieht  eh von allein- es findet mich und nichts, was für mein Leben/ mein Seelenwachstum von tiefer Bedeutung ist, werde ich jemals verlieren.

Ich weiß, wir können mit den Haltungen der Demut und Dankbarkeit in unserer vom Fortschritt geprägten schnelllebigen Zeit nichts mehr anfangen und doch sind genau das die Haltungen, die wir irgendwann einnehmen werden. Wieder dankbar sein für die Schönheit des Augenblicks, dankbar für all die Geschenke, die es  uns ermöglichten, den Weg zu uns zurück zu gehen.


Nein, man hat es uns so nicht übermittelt, weil es zu keiner Zeit der Zielsetzung des Systems entsprach- ein System, das von jeher auf Fortschritt, Leistung, Perfektion, Karriere, Profit setzte!

Irgendwo las ich mal etwas über einen Betrieb, der es sich zum Ziel machte, das Jahr über den/ die fleißigsten Mitarbeiter/in des Monats zu küren! Recht geschickt eingefädelt, denn so puschten  sich die Mitarbeiter im Konkurrenzkampf gegenseitig hoch.. Warum hat man stattdessen nicht gesagt: Wir küren den liebevollsten Mitarbeiter des Monats, jenen, der das größte Herz  für seine Kollegen hatte? Das nämlich hätte keinen Gewinn für den Betrieb gebracht! Der Mensch wurde und wird  in eine ganz bestimmte Spur gedrängt…….weit weg von seinem wahren Fühlen, weg von sich selbst, denn eines  geht nur: entweder ganz ich selbst sein oder systemkonform mitlaufen.

Ganz ich selbst sein- das erfordert  ein starkes  Rückgrat- das verlangt den ganzen Einsatz der Seele und es ist gewiss nicht immer leicht, sich gegen etwas auszusprechen, was zig Andere für gut und richtig erachten. Doch genau darum geht es in dieser Zeit- sich für sich selbst stark zu machen, Andersartigkeit, eigene Meinungen zu riskieren – auch auf die Gefahr hin, alles zu verlieren! Obwohl- was verlieren wir eigentlich, wenn wir das tun, was sich für uns selbst gut anfühlt? Hat nicht jeder das Urrecht darauf, das zu leben, was er vor sich selbst vertreten kann?
Ist es nicht sogar unser Geburtsrecht, unsere Einzigartigkeit in allen Facetten voll zum Ausdruck zu bringen? Wer könnte es uns verübeln?

Hier fällt mir wieder die Situation eines jungen Mannes ein, der sich auf Anraten der Eltern für den Job bei der Bank entschied. Ohne Frage, die finanzielle Zukunft war gesichert- die Aufstiegsmöglichkeiten auch. Doch er bezahlte einen anderen Preis, denn  während seiner Tätigkeit musste er seine Seele  zu Hause lassen. Sie kam mit den dort herrschenden Bedingungen nicht zurecht. Der junge Mann fand sich in seinem Tun  nicht wieder und fasste den Entschluss, sich stattdessen dem Berufsbereich zuzuwenden, der ihn im Inneren erfüllte! Ich zollte ihm meinen ganzen Respekt, denn er tat das einzig Richtige! Er vollzog  diesen Schritt aus Liebe zu sich selbst.


Ich hab mich oft gefragt, was ein wirkliches lebenswertes Leben ausmacht und kam zu dem einfachen Schluss: Es muss mir „nur“ gelingen, bei allem, was ich sage, tue und denke immer zu 100% ich selbst zu sein- dann hab ich mich definitiv gelebt und werde nie etwas zu bereuen haben. Raus aus jeder Rolle, aus jedem Kindheitsmuster- rein in die volle Authentizität, ganz egal, ob da dunkle Stellen sind oder nicht.

Ich glaube, es werden sich zur Zeit so einige Menschen fragen: „Was hat denn der Martin Schulz, was wir nicht haben, dass ihm spontan so viel Sympathie entgegengebracht wird?“ Die Menschen auf der Straße geben Antwort, wenn sie sagen: „Er kommt authentisch herüber“- umgesetzt heißt das nicht mehr, als: Wir finden uns in ihm wieder- er begegnet uns auf Augenhöhe, er scheint die Sorgen und Anliegen des kleinen Mannes zu verstehen! Aber da ist noch etwas und ich möchte folgenden Satz einfließen lassen:

„Persönlichkeit ist das,
was übrig bleibt,
wenn man Ämter, Orden und Titel
von einer Person abzieht.“

Wolfgang Herbst

Irgendwo stand mal geschrieben: Die höchste Form von Existenz, die wir erfahren können, ist das „nackte authentische Sein“. Der Mensch ist als Mensch hier auf die Erde gekommen, mit dem stillen Aufruf, diesem Menschsein seinen authentischen Ausdruck zu verleihen- somit seine ganz eigene Persönlichkeit auszudrücken. Wie uns der Spruch von Wolfgang Herbst verdeutlicht, sagt aber keine berufliche Rangordnung auch nur annähernd etwas über die Farbe der Persönlichkeit aus- verrät nichts über das wahre Wesen Mensch. Es ist schlichtweg eine erlernte Rolle, die sich an dem orientiert, was das „Drehbuch“ vorschreibt.

Nicht ohne Grund spreche ich von der Bühne, auf die sich Menschen Tag für Tag begeben, um ihre zugewiesenen Rollen so zu spielen, wie das- ich sag mal- jeweilige System es von ihnen verlangt. Ob sie wirklich damit im Inneren konform gehen, das sei dahingestellt. Dann sitzt da halt der Versicherungsvertreter und ist bemüht, seine Kunden möglichst gut und umfangreich abzusichern- auch wenn er vielleicht spürt, dass die Notwendigkeit gar nicht besteht oder das nötige Geld nicht da ist. In den allermeisten Fällen geht es doch um das Erzielen eines möglichst hohen Profits und es ist mir durchaus klar, dass jeder Mitarbeiter lediglich nur das tut, was ihm sein Beruf so vorschreibt- sonst ist er nämlich raus aus dem Ganzen.

Doch wie sieht es wirklich in den Menschen aus, wenn sie Tag für Tag eine Rolle ausüben, die ihnen inhaltlich gar nicht schmeckt- nur für ein bisschen Anerkennung und Geld? Kann man seine Persönlichkeit eigentlich auf Dauer außen vorlassen? Nun kommt ein Martin Schulz daher, bewirbt sich für das Amt des Bundeskanzlers und ich muss gestehen: zum ersten Mal habe ich den Eindruck, dass dieser Mann es schaffen kann, trotz seiner Rolle als Bundeskanzler auch noch seine Persönlichkeit mit einzubringen! Klar drück ich ihm die Daumen für seinen Wahlkampf, weil er meiner Ansicht nach genau in diese „neue“ Zeit – in den Anspruch von Leben passt!

Leben ruft nach unserem aufrechten Gang und einem neuen Bewusstsein, unser Leben so zu leben, wie es für uns erfühlt richtig ist und das in allen Lebensbereichen! Wenn da die Mutter, Hausfrau, Ehefrau fest in ihren eingeatmeten Rollen der Leistung/ Perfektion steckt- sich nen Wolf läuft, um den Tag mit seinen Anforderungen geregelt zu bekommen- dann ist es einfach unerlässlich, sich hin und wieder zurück zu lehnen……mit der Frage: Wie geht es eigentlich meiner Seele? Kann  sie dem ganzen Stress standhalten? Gestehe ich ihr auch Zeiten zu, in denen sie einfach mal beim Nichtstun „die Beine baumeln lassen kann“? Aus eigener Erfahrung weiß ich nur zu gut: man schafft unheimlich viel, weil man es so vorgelebt bekam- diese ständige Perfektion der guten Mutter, Hausfrau, Ehefrau …….und irgendwann, da fällt einem auf, wie wenig man eigentlich für sich selbst und das eigene Wohlgefühl tat.

Dieser Leistungsgedanke- er macht auf Dauer krank und wenn er noch nicht einmal im Privatbereich ausgeschaltet wird- wie soll denn Seele da jemals zur Ruhe kommen? Vor allen Dingen spielt ja noch etwas mit hinein: Zumeist wissen wir gar nicht so genau, was unsere Seele eigentlich ersehnt, weil man uns ja seit der Kindheit „prima“ von der Möglichkeit/ Fähigkeit des Erfühlens abschnitt! Dann macht sich zwar Unzufriedenheit breit- doch die Ursache ist unklar, weil wir diese zarte Stimme im Inneren nicht wahrnehmen.

Es ist ein Teufelskreis, dem wir nur entkommen können, wenn wir still werden und für uns erlauschen, was diese Stimme im Inneren sagt. Wahrscheinlich ruft sie nach unserem „Nein“- nach dem Erkennen und Einhalten unserer Grenzen und Möglichkeiten- nach dem, was wir wirklich FÜHLEN. „Sie“ haben uns passend gemacht für ein leistungsstarkes System – aber nicht für unser Innenleben und den Ausdruck unserer wahren Bedürfnisse. “Sie“ ließen schlichtweg die Liebe außen vor – die Grundessenz überhaupt für ein lebenswertes Dasein! Ohne die Liebe ist alles nichts! Das Tragische an der Sache ist: der sensible Mensch fühlt zwar intuitiv, dass da etwas nicht stimmt- doch Gesellschaft ließ und lässt ihn im Glauben- mit ihm stimme etwas nicht! Dann füllen sich die Wartezimmer der Psychologen – obwohl dort Menschen sitzen, die eigentlich völlig gesund sind! Sie kommen nur nicht mit der grausamen Verstandes-Wahrheit der Gesellschaft zurecht, in der kein Platz ist für die Seele, ein gesundes Rückgrat und vor allen Dingen für die Liebe!


Ich bin froh, dass sich ein Wandel abzeichnet und der Mensch endlich wieder Mensch sein darf im Ausdruck seiner Einzigartigkeit und mit dem Urrecht auf Wertschätzung und bedingungsfreie Annahme. Egal, wo er herkommt, was er ist, was er kann oder nicht kann.

Hier durfte ich eine sehr schöne Erfahrung machen. Angesichts der Tatsache, dass ich im bürokratischen Bereich in der Warteschlange stand, fiel mein Blick auf das Aushängeschild des Amtes. Hier stand in schwarzen Buchstaben geschrieben: Wir begegnen jedem Menschen hier auf Augenhöhe und schenken jedem unseren  Respekt, Toleranz und bedingungsfreies Entgegenkommen. Diesem Amt war und ist es wichtig, Akzente zu setzen, Akzente einer „neuen“ Zeit. „Hier ist uns der „Mensch“ willkommen!

Es geht doch im Leben nicht um ein perfektes vollkommenes leistungsstarkes  „immer gut drauf“ Erscheinungsbild- es geht um den Mut, sich auch verletzlich, schwach, unperfekt , mit Ecken und Kanten zu zeigen, damit wir  erkennen, dass uns so viel gar nicht voneinander trennt. Im Kern, da sind wir alle gleich, so vollkommen und liebenswert sowieso! Was uns von uns selbst trennt, das ist die fälschliche Annahme, dass nur das Außen uns Erfüllung schenken kann- dabei ist die ganze Fülle doch in uns!


Dementsprechend lautet auch eine Erklärung:

„Weißt du, wer du bist?

Du bist reine Liebe, ohne dein Gestern!“

Na ja und darum  macht Leben eigentlich nicht mehr, als uns wieder und wieder mit Situationen zu konfrontieren, die uns dieser Wahrheit näherbringen Unser „Kunstwerk Mensch“ wird nach und nach abgeschliffen, bis unser wunderschöner Kern in Liebe erstrahlt.


Wir schlüpfen aus unseren Häuten, weil die Seele nach der wahren Liebe ruft…..

*Linda*

Dienstag, 21. Februar 2017

Ich schlüpf aus meiner Krustenhaut…..








Ich schlüpf aus meiner Krustenhaut…..

Den folgenden Text widme ich bewusst all jenen Menschen, die während des Lesens spontan erspüren, was er aussagen möchte…..all jenen, denen das frühkindliche Erleben keine andere Wahl ließ, als sich schon in frühen Jahren diese Krustenhaut zuzulegen, die sich aus ihren ungeweinten Tränen zusammen setzte……



Ich schlüpf aus meiner Krustenhaut
und spür ein zartes rosa Seidenkleid.
Jetzt- da es taut.
Leis ruf ich einen sanften Atem,
der meine Flügel trocknet…..

dass ich fliege…..

von unbekannt



Es gibt im Leben Situationen - da wünscht man sich im Nachhinein, dass sie niemals eingetreten wären. Da kann noch so viel Zeit vergehen- und trotzdem bleiben sie: erste Eindrücke, in den Raum geworfene Worte, flüchtige, aber doch aussagekräftige Gesten……weil man in dem Moment spürte, wie sich die Seele vor Schmerz zusammenzog.
So erging es mir in einem Vorstellungsgespräch. Scheinbar schien meine Eignung schnell festzustehen, denn mein Gegenüber äußerte sich recht erleichtert, endlich mal etwas Anderes vorzufinden, als das Übliche. Dieses Übliche- so wusste es mein Gegenüber  sprachlich klar , mit entsprechendem Unterton zu benennen, waren die „mit der kaputten Kindheit“ …….ständig im Jammermodus….

Was ging in dem Moment der Äußerung in mir vor? Ich hätte auf die Barrikaden gehen können, so sehr schrie mein Inneres auf- denn was mein Gesprächspartner nicht erahnte: Auch ich gehörte der Gruppe jener Menschen an, die von dieser „kaputten Kindheit“ betroffen sind! Doch ich verkniff mir jede Reaktion, weil ich wusste- es würde eh nichts bringen, wäre vergeudete Energie gewesen… mir war nur klar, hier würde ich niemals heimisch werden, weil die Basis nicht stimmte und zwei Welten aufeinanderprallten.

Jene Person wusste nicht, was sie da sagte und konnte es nicht wissen…. weil sie den frühen Schmerz der Kinderseele nicht miterlebte. Wir tragen zwar alle unser verletztes Kind in uns- doch es gibt eine Art von Seeleneinschnitten, die sind dermaßen tief, dass sie unser ganzes Leben mitbestimmen und niemals richtig verheilen. Es ist ein viel zu weites Feld, um es hier in seiner Komplexität anzuführen- darum in kurz und knapp: Spricht das frühe Erleben von emotionalen Defiziten oder gar von körperlichen Übergriffen, Ablehnung- dann fehlt dem Kind die so wichtige Basis des Vertrauens für ein stabiles Leben. Es hat mal jemand gesagt: Dann ist es, als würden dem Kind beide Beine abgeschnitten- was zur Folge hat, dass es sich ohne diese durch sein Leben bewegen muss. Es ist eine Form der inneren Zerbrochenheit, die man keinem Menschen wünscht und noch weniger möchte man dulden, dass dermaßen gefühllos, abschätzend und unwissend verurteilt wird, was niemals beurteilt werden kann.

Wenn „die mit der kaputten Kindheit“  sich dann jenen aus der anderen Welt gegenüber zurückhaltend verhalten, dann geschieht dies aus dem sensiblen Erspüren und dem Selbstschutz heraus- denn was allen zerbrochenen Kindern gleich ist, das ist ein unheimliches Gespür für Menschen und das Wissen um die Notwendigkeit , sich vor weiteren Seelenverletzungen zu schützen. „Kaputte Kinder“ verfügen nun mal nicht über solch ein Rückgrat, wie denn auch- wenn es nie mitgegeben wurde und stattdessen Erniedrigung, emotionale Kälte, Abwertung und Schmerz an der Tagesordnung waren?

Ich vergesse niemals die Bekenntnisse einer jungen Frau, die Zuwendung durch ihren Vater so erfuhr, dass er tagtäglich den Gürtel herausholte und draufschlug- so extrem, dass das Kind von damals irgendwann jede Gegenwehr aufgab, in eine Art von Schockstarre verfiel und alles über sich ergehen ließ. Mit welchem Selbstwertgefühl geht so ein Mensch ins Leben hinaus?

Was ist mit dem Kind, das statt Wärme, Zuwendung, Geborgenheit ständig mit materiellen Gütern überschüttet wird, so lang, bis es „wunschlos glücklich“ ist- obwohl es ganz leis fragt: “Und wann schenkt ihr mir die Liebe und Wärme, die ich so nötig brauche?“

Es geht mir an dieser Stelle nicht um Verurteilung der Erziehungsberechtigten- es ist mir einfach wichtig, hervorzuheben, dass kein Mensch der Welt sich jemals sein Urteil bilden darf über einen anderen- denn keiner ist in den Schuhen des Anderen gelaufen….keiner hat den Seelenschmerz eines Anderen jemals gespürt.

„Bevor du mein Leben beurteilst, meine Vergangenheit oder meinen Charakter ... solltest du in meinen Schuhen, zu Fuß den Weg gehen, den ich gereist bin, meinen Schmerz erleben, meine Zweifel, meine Angst und mein Lachen ... Denke daran, jeder hat eine Geschichte. Erst wenn du mein Leben gelebt hast, kannst du mich beurteilen ...!

Von unbekannt

Sehr oft bringe ich meine Erleichterung zum Ausdruck, dass es mir vergönnt war, wenigstens die ersten 12 Jahre meines Lebens als glückliches Kind verbracht zu haben- weil es dadurch möglich wurde, die Basis des Vertrauens zu erschaffen. Was danach folgte, war zwar ein radikaler Nestfall durch den Tod meiner Mutter, verbunden mit emotionaler Entbehrung, sehr viel Orientierungslosigkeit und zig Stürzen. Irgendwie hab ich wohl von der stabilen frühkindlichen Zeit immer gezehrt- zumal meine Mutter mir durch ihr menschliches Vorbild die richtigen Reisebegleiter mit auf den Weg gab. Verliere niemals im Leben deinen Glauben an Gott, das Vertrauen, die Liebe und die Hoffnung!

Auf meinem Weg zu mir zurück erwuchs in mir eine Erkenntnis: Ich bin nun mal die, die ich bin und dazu gehört auch meine  innere Zerbrochenheit. Diese kann und will ich nicht verleugnen. Dass alles so kam, wie es nun mal war, daran lässt sich nichts ändern- doch ich möchte aus dem, was mir zur Verfügung steht,  dennoch das Allerbeste erschaffen, was mir möglich ist.

Gestern las ich ein paar Sätze zur Thematik des Glücks und da stand geschrieben:


„Die wichtigste Übung für das Glücklichsein ist -
sich selbst kennen zu lernen,
und die optimale Entfaltung der Fähigkeiten und Möglichkeiten.“

„Leben hängt davon ab,
was du aus dem machst,
was man aus dir gemacht hat.“

Jean Paul Satre

Dieses Glücklichsein ist meiner Ansicht nach eine der individuellsten Dinge, die es gibt und duldet keine Vergleiche. Der Mensch wird sein Leben nur aus dem Holz schnitzen können, das ihm das Leben mitgab. Ich brauche nicht mehr zu sein, als ich bin und genau so bin ich richtig.

Ohne Frage, Menschen, die eine innere Zerbrochenheit in sich tragen, sind irgendwie „anders“ und es gab in meinem Leben eine überraschende Beobachtung. Es scheint, als würden sich  die zerbrochenen kindlichen Seelen auf wundersame Weise gegenseitig erspüren. Warum es so ist, ich weiß es bis heute nicht.

Es gibt höchstens die eine Erklärung:

„Jeder Mensch erkennt sich im Anderen selbst“

Meiner Erfahrung nach erspürt sich die Seele in der anderen Seele- und nimmt über ganz feine Antennen auch den inneren frühkindlichen Schmerz des Anderen wahr- mit der stillen Freude des Erkennens: Spürst du auch den Schmerz in dir, den ich einst erlitt? Da ist eine innere Verbundenheit, die man nicht mit dem Verstand erklären kann. Es ist, als würde gerade der Zustand der  inneren Zerbrochenheit spontan zusammenschweißen, weil man in der Lage ist, zu verstehen, was niemand sonst verstehen kann.

Ich glaube auch, dass meine Entscheidung, mich „nur“ als Seele auf Reisen zu sehen, nicht unbegründet ist. So kann es mir gelingen, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren- auf das intensive Erspüren und Verlangen der Seele, die trotz aller Verletzungen und Narben bestrebt ist, sich als vollkommene Liebe zu erfahren. Sie wartet geduldig darauf, dass es irgendwann „taut“- dass es möglich wird, sich der harten Krustenhäute zu entledigen, die aus vielen ungeweinten Tränen entstanden. Seele will in ein leichtes unbeschwertes Leben fliegen…..und sie wird diese Hoffnung nicht aufgeben, weil sie immer schon wusste, dass der Kern, tief in uns drinnen, voller Liebe und Licht ist und dass in jedem von uns der Wunsch ist, einfach nur lieben zu dürfen und geliebt zu werden um unser selbst willen. Das wissen auch wir- ganz leis ist da  das unbewusste Erahnen der frühen Zeit, dass wir vollkommen sind……….

*Linda*

Montag, 20. Februar 2017

Der Wandel der Zeit führt uns zu unseren Wurzeln zurück….








Der Wandel der Zeit führt uns zu unseren Wurzeln zurück….


Seit Wochen habe ich ein Buch der Zitate zu meinem Begleiter  erklärt- weil es für mich von Interesse ist, wie denn berühmte Männer und Frauen aus anderen Zeitepochen so über das Leben dachten. Da schrieb zum Beispiel ein Herr Goethe:

„Wir leben alle vom Vergangenen und gehen am Vergangenen zugrunde.“

„Wer seine Vergangenheit nicht kennt,
ist dazu verurteilt,
sie immer wieder neu zu erleben.“



„Nur der durch Liebe wissend geworden,
wird befreit vom Kreuz der Ursache und Wirkung,
an das ihn das Unwissen schlug.“

Hans Sterneder

Ich weiß, es liest sich nicht gerade aufbauend und vielversprechend, wirft das eine oder andere Fragezeichen auf…..und doch entdeckte ich gerade in diesen Aussagen jene Lebenswahrheit, der sich keiner von uns entziehen kann. Wir alle sind gekennzeichnet durch das frühe Erleben - so extrem, dass es uns bis ins Erwachsenenalter in sämtliche Lebensbereiche verfolgt und  verantwortlich ist für die Art unserer Gedanken, unserer Handlungen, unserer Lebensanschauung. Man vermag es nie so richtig zu glauben- doch das Leid der Gegenwart ist „nicht mehr“ als unser Kindheitsleid. Alles, was im Jetzt so schmerzt wurde erschaffen, als wir noch ganz klein waren, begründet durch die Abhängigkeit  von ihrer Zuwendung und Bestätigung. Ja, es ist bildlich gesehen ein schweres Kreuz, das nun nach Befreiung ruft- gerade in dieser Zeit, denn erfolgt das nicht, wird es uns immer und immer wieder einholen.

Es muss so sein, weil wir uns den tiefen Sinn unseres Daseins vor Augen führen dürfen. Wir sind hier, um in die wahre Liebe zurück zu finden, in eine Liebe, die nicht braucht, sucht, erwartet, nicht auf Erfolg und Ansehen aus ist- sondern einfach nur um ihrer selbst willen lieben will! Ja, sie ist IN UNS und wartet darauf, dass wir den ganzen alten Ballast von ihr nehmen, damit sie endlich wieder atmen kann. Diese Liebe ist das Höchste, Wertvollste, Machtvollste, was es gibt- diese Liebe ist aber auch der Atem unserer Seele, unseres wahren Wesens! Und dieses Wesen will sich ausdrücken in seiner Schönheit- daran werden wir nicht vorbeikommen- das ist alles, worum es in diesem Leben geht!

„Wir werden nur dann gelebt haben,
wenn wir liebten!“

Ich bin ein Mensch, der hinter Wahrheiten gern einen dicken Punkt setzt, von Schönrederei und Verschleierung bewusst absieht, weil das zu nichts führt. Lieber schau ich mir eine Misere an und erkläre sie für wahr- so wie mir die Zunahme der psychischen Erkrankungen seit Langem zu denken gibt. Irgendwo las ich dementsprechend auch:

„Die Seele erkrankt an der mangelnden Sinnhaftigkeit ihres Daseins!“

Ich sag mal ganz lapidar- ins Bild gesetzt: sie fühlt sich nicht mehr ernst genommen, spürt die Ignoranz, fühlt sich eingekesselt, weil der Verstand kontinuierlich auf seinen Thronsitz pocht. Doch Seele ist nun mal unser wahres Sein und jede Bevorzugung des Verstandes entspricht einer Kampfansage in Bezug auf die Anliegen unsere Seele! Dass dieses Verhalten auf Dauer krank macht, wen wunderts?

Doch in dieser Zeit geht es nur um eines: um die Öffnung unserer Seelentüren- um den Mut, sich endlich wieder so zu zeigen, wie man wirklich fühlt- wer man wirklich ist- um die Besinnung auf unsere wahren menschlichen Bedürfnisse! Doch wissen wir eigentlich noch um sie? Wurden wir von unseren Erziehern diesbezüglich unterrichtet, was die Schönheit des Lebens, verbunden mit der inneren gottgegebenen Schönheit unseres Wesens betraf?
Nein, es war nicht an dem- stattdessen drückte man uns eine Art von Lebens- Bedienungsanleitung in die Hand mit der Überschrift: „Das musst du tun, so musst du sein- um Erfolg, Macht  und Ansehen im Leben zu haben! Mach dich groß, sei präsent, perfekt, selbstbeherrscht und alle werden dich lieben!“

Ohne Frage, schau ich mich in der großen weiten Welt so um, finde ich da erstaunlicherweise genau diese Präsentationen von gelebtem Leben! Menschen haben ihre Bühne gefunden und leben genau das, was ihnen mit auf den Weg gegeben wurde! Ja, ohne Frage, sie sprechen von Erfolg, Macht, wissen sich darzustellen- und doch fehlt mir oft eines: dieser weiche Ausdruck der Menschlichkeit und Herzlichkeit, das Unbeschwerte, Unvollkommene, das Sensible. Ganz klar gesagt sehe ich reinweg nur den Verstand in Aktion- doch das Herz, die Liebe sind nicht dabei! Und was ist jeder Erfolg ohne die Anwesenheit von Liebe? Es wird keinen Bestand haben können- schon gar nicht in dieser sich wandelnden Zeit- wo jeder dazu aufgerufen ist, sich der Macht und Kraft der Liebe bewusst zu werden. Nur die Liebe ist der „Stoff“, der alles zusammenhält!

Ja, es geht um ein neues Bewusstsein in dieser Zeit – in der sich jeder Mensch wieder seiner- selbst- bewusst werden darf und es wird das abfallen, was dem wahren Wesen der Liebe nicht entspricht.
Da gibt es zum Beispiel Herrn Martin Schulz, er bewirbt sich für das Amt des Bundeskanzlers und gewinnt an Wählergunst kontinuierlich dazu. Warum? Dieser Mann strahlt Menschlichkeit aus, begegnet Anderen auf Augenhöhe und das ist es, was der Normalbürger sich im Grunde seines Herzens wünscht. Sich gesehen und verstanden fühlen, egal, wer man ist, was man besitzt oder wo man herkommt. Und man achte mal drauf: Dieser Mann lacht aus dem Herzen heraus, nicht mit dem Verstand!

Es ist unumstritten: Wir dürfen uns aufrichten mit der Frage, was man uns jemals für einen Blödsinn über das Leben und seine Wertigkeit erzählte, denn wir haben allen Grund! Es hatte mit dem rein Menschlichen gar nichts zu tun, entbehrte jeglicher Grundwerte, die für ein friedliches Miteinander unentbehrlich sind. Nun ja, ich hatte es wahrscheinlich etwas besser, weil ich Dank meiner Mutter von vornherein die Liebe, das Vertrauen, meinen Glauben an Gottes Führung und meine Hoffnung in den Rucksack packte! Und ehrlich gesagt: besser kommt man gar nicht durchs Leben, weil genau das die Stützpfeiler sind, die sich in jeder Lebenssituation bewähren und von ewigem Bestand sind.

Wir sind vielleicht in dem Glauben, unser Leben von A bis Z durchplanen zu können gemäß unseres erlernten Routenplans- doch meiner Erfahrung nach verläuft  es  nach einem ganz anderen Plan- so, wie Seele es sich wünscht, weil sie hier ganz bestimmte Erfahrungen machen möchte und machen muss. Sie ist es, die uns genau in die Situationen steckt, die wir benötigen, um immer mehr von dem Kreuz der Ursache und Wirkung befreit zu werden. Wenn wir nämlich wissen, wohin wir in diesem Leben unterwegs sind, dann ist Leben auf einmal nur noch ein Spiel und unser ganz individuelles Abenteuer, das wir genießen in dem Bewusstsein, eines Tages diesen strahlenden Kern der wahren Liebe in uns  entdecken zu dürfen. Wir reisen „nur“ ins Wesentliche zurück- zurück zu uns selbst.

Auch wenn ich das Beispiel von der Studie schon einmal anführte, die besagt, dass zumeist sehr erfolgreiche Männer sich etwas Zuwendung und Wärme bei Damen im Rotlichtmilieu suchen. Es geht nicht um das Sexuelle- nein- es geht schlichtweg um die „einfache“ Erfahrung der Menschlichkeit und Herzlichkeit, weil ihre hungrigen Seelen danach verlangen und kein Mensch ohne diese „einfache“ Zuwendung überleben kann! Und dann müssen sich diese Männer leise eingestehen, dass jedes Erklimmen auf der Erfolgsleiter nicht annähernd so wohltuend ist wie ein bisschen menschliche Wärme und das Gefühl der Geborgenheit. Doch genau das ist es, was jeder von uns braucht - was in unserer Gesellschaft aber einen so niedrigen Stellenwert besitzt und viele Seelen krank werden lässt.

Es kommt ja nicht von ungefähr, wenn ich sage: Wir müssen wieder zu unserer Unschuld zurück- auch wenn es sich so banal anhört! Es wird gerade das Einfache sein, was uns wirklich erfüllt. Kein noch so modernes Smartphone wird jemals die echte Kommunikation von Mensch zu Mensch ersetzen- wenn sich zwei Seelen voller Vertrauen öffnen und sich im ehrlichen  natürlichen Austausch begegnen und bereichern. Im Leben zählt nämlich nicht, WAS ich habe, sondern Wen ich habe. Und WAS wir HABEN, das kann jeder haben- doch was WIR SIND- das kann keiner sein. Das sind für mich Wahrheiten, die über allem Erlernten der frühen Zeit  stehen. Wir dürfen nie vergessen: Das Licht unserer Seele ist die Liebe und jede Seele ist bestrebt, dass dieses Licht auch leuchtet, weil Seele sich nur dann richtig spüren kann und von Wohlgefühl spricht.

Auch wenn es sich etwas radikal lesen mag, aber es wird uns irgendwann nicht mehr möglich sein, den Verstand auf dem Thron sitzen zu lassen, wünschen wir uns zugleich das Beste für die Seele. Jeder von ihnen ist in einer anderen Richtung unterwegs. Der Verstand hält an seiner Erfolgs-Bedienungsanleitung fürs Leben fest- während Seele damit absolut nichts anzufangen weiß- denn ihr geht es um den „Erfolg“ in der Liebe.

Während der Verstand den äußeren Reichtum bevorzugt, schwört Seele auf die innere Bereicherung. Während der Verstand Macht, Rechthaberei, Selbstdarstellung, Profit verfolgt, strebt Seele nach Werten wie Menschlichkeit, Toleranz, Wertschätzung, Mitgefühl, Verständnis, liebevolles Miteinander……

Man sieht- da ist kein Übereinkommen möglich, was mich einst zu dem Schluss kommen ließ, dass wir es mit zwei ganz unterschiedlichen Welten zu tun haben. Verstandeswelt und Seelenwelt. Und in welcher sind wir nun wirklich zu Hause? Ich denke, die Antwort findet jeder rein vom tiefen Erspüren relativ schnell- denn wir sind nun mal „nur“ Mensch- sensibel, weich- verletzlich und soooooo wunderschön einzigartig!

*Linda*

Samstag, 18. Februar 2017

Aus der Leere erwächst die Fülle









Aus der Leere erwächst die Fülle


Gemäß meiner Lebenshaltung lehne ich mich dann und wann zurück, um mein Leben Revue passieren zu lassen. Dabei sehe ich mich immer wieder in Phasen  des „auf mich allein gestellt sein“ und bezeichne sie im Nachhinein als sehr wertvolle Chancen für das innere Wachstum.

Dieses Empfinden hatte ich auch, als mein Freund vor Jahren sehr plötzlich verstarb und sich für mich ein Krater der absoluten Leere auftat. Ganz verständlich nach vielen Jahren des Zusammenlebens und doch wurde diese Situation der Leere, des totalen Alleinseins für mich im Nachhinein zum großen Geschenk des Lebens.

Es gibt einen sehr zuversichtlichen Ausspruch, der da lautet:

„Entdecke gerade in der größten Tragödie die Herrlichkeit des Prozesses!“

Natürlich hätte ich damals rein gar nichts mit diesen Worten anfangen können- denn mir gings so schlecht wie niemals zuvor in meinem Leben. Ich war allein, fühlte mich ausgebrannt, leer und sah mich kaum in der Lage, die auf mich wartende Zukunft auch nur annähernd zu begrüßen. Schon wieder hatte ich einen Menschen verloren, fühlte mich vom Leben arg gebeutelt, stellte immer wieder diese Frage nach dem „Warum gerade ich? Warum kann mein Leben nicht einfach mal leicht und unbeschwert sein?“

Heute weiß ich die Antwort, denn genau in dieser Phase der scheinbaren Ausweglosigkeit setzte sich der „herrliche“ Prozess in Gang- umgesetzt könnte ich auch sagen: Ich  erhielt  vom Leben das größte Geschenk, das man sich vorstellen kann: Ich durfte endlich ich selbst werden! Die Zeit war gekommen und wahrscheinlich war ich reif genug, den Weg gehen zu können!

Um es auch nur annähernd verstehen zu können, bedarf es eines Rückblicks auf mein bis dahin gelebtes Leben, das im Grunde gar nicht das meine war. Ich lebte Beziehungen, in denen ich mich selbst verlor, in denen vorrangig dieses verletzte Kind in mir nach Wärme, Anerkennung suchte und das in Form von Aufopferung, Harmoniebestreben, Selbstverleugnung. Das, was meine Seele wirklich ersehnte, das schob ich ständig an die Seite, auch wenn ich in stillen Momenten genau spürte, wie schlecht es ihr und mir damit ging.

Als ich nach dem Tod des Freundes dachte- da kommt nichts mehr- da gings erst richtig los! Eine wunderbare – ich sag schon „göttliche“ Fügung öffnete  mir wie aus dem Nichts eine Tür in eine neue Welt, die ich spontan als so vertraut empfand- ja, es war ein Gefühl von daheim sein! Ich vermag es nicht zu beschreiben, weiß aber heute: In dem Moment erwachte meine Seele aus ihrem langen Dornröschenschlaf und begann wieder zu atmen. Vom damaligen Erleben her weiß ich zu sagen: Einmal erspürt und man kann nicht mehr anders, als von da an nur noch dieses befreiende Atmen der Seele zum Ziel zu ernennen! Auf einmal fällt es wie Schuppen von den Augen und man fragt sich: Was habe ich  mir eigentlich in meinem Leben selbst angetan? Was hat mich dazu verleitet, ständig im Außen die Bestätigung, Wärme, Zuwendung zu suchen- und dafür den hohen Preis der Selbstverleugnung zu bezahlen? Das, was ich immer suchte, ist doch alles IN MIR und wartet nur darauf, sich entfalten zu können! Die Heimat, die ich immer suchte, sie ist doch IN MIR!

Und dann macht man sich auf den Weg….Schritt für Schritt will gegangen sein, um die so fremd erscheinenden  Seelenlandschaften wieder zu entdecken, begleitet von dem   eigenartigen Gefühl: Das kenne ich, hier war ich doch schon einmal, als ich ganz klein war!
Ja, es ist lediglich ein Prozess der Wiedererinnerung und darum macht es so viel Freude- doch auch hier sorgte Leben dafür, dass ich auf der Wanderung die nötigen Voraussetzungen hatte: es schenkte mir- über allem stehend diese Fügung-  alle Zeit der Welt und zu Hause die Situation des absoluten Alleinseins für die intensive Begegnung mit mir selbst.

Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage: ich musste erst wieder lernen, eine zärtliche verständnisvolle Liebesbeziehung zu mir selbst aufzubauen und das in der bewussten Konfrontation mit meinen unerlösten Schatten, mit den Bedürfnissen meines verletzten Kindes, mit all den überholten Glaubenssätzen der frühen Zeit. Ja, es ist zeitweise ein schmerzhafter Prozess und doch ließ mich jeder angenommene und umarmte Schmerz einen Schritt weiter gehen in die Liebe zu mir selbst.

Ich weiß, dass der Zustand des Alleinseins sehr rasch mit negativer Einsamkeit gleichgesetzt wird- doch das sehe ich heute anders. Leben steckt uns nicht ohne Grund in diese Phase, wäre sie nicht von höchster Bedeutung für unsere Weiterentwicklung oder- wie ich es sehe- für die Vervollständigung unseres Lebensmosaiks. Na ja und bei mir hat Leben sich halt gesagt: „So, die Zeit des unbewussten Dahinlebens ist vorbei- nun geht es darum, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, sich klarzumachen, wer du wirklich bist und sein möchtest. Durch die Situation des Alleinseins schenke ich dir die Möglichkeit, zu erkennen,  ob das, was du bisher lebtest, eigentlich das deine war.“

 Ich hatte ja zu dem Zeitpunkt eine langjährige Partnerschaft hinter mir- gabs da etwas zu erkennen? Mit Sicherheit, denn zum ersten Mal im Leben sah ich mich dazu aufgerufen, mich wieder ernst zunehmen, die Belange meiner Seele an die höchste Stelle zu setzen.

Ich hatte nämlich in meiner Beziehung erfahren:

Man kann sich auch zu zweit sehr rasch allein fühlen – doch das sollte eigentlich niemals Zustand in einer Beziehung sein! War es auch mit Schmerz verbunden- ich brauchte exakt diese Erfahrung, um überhaupt in das Bewusstsein zu gelangen, was Partnerschaft wirklich heißt. Gemäß des Polaritätsgesetzes kommen wir nicht dran vorbei, erst den Pol zu durchleben, der schmerzt, um dann das für uns Richtige in Betracht ziehen zu können.
Aus der „falsch gelebten Partnerschaft“ hab ich dann nämlich die gedankliche Erkenntnis gewonnen:

Eine gesunde Partnerschaft lebt vom gegenseitigen respektvollen lebendigen Austausch mit dem Bestreben,  einander Bereicherung zu sein- Heilung zu schenken- zusammen zu lachen, zu lieben, zu tanzen- und dennoch die Schönheit der Individualität zu bewahren. Zwei Leben finden sich zusammen, um gemeinsam ein noch schöneres reicheres Leben zu erschaffen.
Hat uns niemand von den Erwachsenen früher so erzählt- doch war auch nicht möglich, weil sie ihr Wohl und Wehe vom Außen abhängig machten, verursacht durch die Unliebe zu sich selbst. Diese Wahrheit musste daher ganz allein durch Erfahrung des Gegensätzlichen in mir heranwachsen.

Ich bin nicht der Mensch, der im Außen nach Ablenkung sucht, weil ich auch hier sehr bewusst vorgehe und mir sagte: Alles, was ich brauche, trage ich in mir und es ist an mir, diese Kostbarkeiten zum Vorschein zu bringen- erst einmal fähig zu werden, mich allein zu erfüllen. Gott hat jeden von uns so reichlich beschenkt. Ja, vielleicht ist da manchmal das Gefühl der Leere- doch auch sie muss sein, damit wir uns immer mehr und mehr selbst entdecken, um in unsere Fülle zu kommen.

Nach so viel Vorbeileben an meinen eigentlichen Seelenbedürfnissen nehme ich mir bewusst die Freiheit, immer wieder innezuhalten, um zu erspüren, was meine Seele sich wünscht. Nicht ohne Grund malte ich mal  aus dem Moment heraus eine Art von Seelensehnsuchtsbild- ohne viel zu überlegen- ich malte einfach drauf los, weil ich wissen wollte, was da in mir rief! Und wo fand ich mich wieder? Mitten in der  Natur- da war keine Spur vom Materiellen- da gabs nur Bäume, Blumen, Krabbeltiere, Schmetterlinge, Vögel- Idylle durch und durch und ich mitten drin. Es sah zwar aus wie ein von Kinderhand erstelltes Bild- aber ist es nicht genau das, was in uns ruft? Zieht es den Menschen nicht eigentlich zu allem Natürlichen hin oder zurück? Ruft die Seele nicht nach diesem Gefühl der Verbundenheit?

Da kommt mir wieder die junge Frau in den Sinn, die  in Afrika ihr Lebensglück gefunden hat- mitten im Busch zwischen all den Tieren und davon erzählte, dass es durchaus vorkommt, zum Frühstück Besuch von Elefanten zu erhalten. Wo sind wir wirklich zu Haus?

Es ist nur eine rhetorische Frage, weil ich es schon in jungen Jahren erspürte: Man muss sich nur der Stille hingeben, um seine Antworten zu erhalten und die meine erhielt ich als gefühlter unbedeutender „ Punkt“ am Strand, überwältigt von dem Naturschauspiel, das sich mir bot. Einer Freundin von mir ging es ähnlich, als sie sich allein auf dem Gipfel eines Berges befand und in dem Moment das Gefühl der Verbundenheit  einatmete. Man taucht ein in diesen Zauber und die Schönheit des Augenblicks und vergisst alles, was Zeit, Alltag, Probleme, Sorgen heißt…….man vergisst sich wahrlich selbst, weil man sich als ein Teil des großen Ganzen erfährt.

„Was ich bin, ist nichts-
was ich suche, ist alles!“

unbekannt

Nun frag ich mich natürlich: Wenn solch ein Augenblick des tiefen Erlebens mir das höchste Seelen-Wohlgefühl beschert, wie nichtssagend ist dann all das, was man uns als unentbehrlich suggeriert? Ich fand auch eine Bestätigung meiner Erkenntnis:


„Glück ist ein Bewusstseinszustand der Seele, wo der Mensch in Harmonie mit sich und der Welt kommt.“



„Den Weg zu studieren heißt: sich selbst zu studieren.
Sich selbst zu studieren heißt: sich selbst zu vergessen.
Sich selbst zu vergessen heißt: in Harmonie zu kommen, mit allem, was uns umgibt.“


All diese Thesen sind nur erlesen- doch die Autoren werden gewusst haben, was sie da schreiben! Mir wurde angesichts dessen wieder so klar, was Leben wirklich heißt und warum unser Dasein von so viel Schmerz der Enthäutung begleitet sein muss! Wir würden sonst nicht in diese tiefen Lebenswahrheiten, unseren wahren Seelenfrieden hineinwachsen! Und der Zustand hat extrem viel mit dem gemeinsam, was wir als Kinder wie selbstverständlich empfanden und lebten: eins zu sein mit allem, was uns umgibt!

An dieser Stelle kann ich mir das Kopfschütteln nicht verkneifen, wenn ich mir vor Augen führe, durch welche Prioritäten sich unsere hochentwickelte Wohlstandsgesellschaft darstellt. Es wird produziert auf Deubel komm raus- exportiert, importiert- an führerlosen Autos - am Einzug der künstlichen Intelligenz gearbeitet …….der Mensch kann haben, was er will- kein materieller Wunsch bleibt offen……doch will der Mensch das eigentlich wirklich in seinem tiefsten Inneren? Eigentlich bedarf es  keiner einzigen materiellen Sache, um ein tiefes Wohlgefühl zu erleben. Es reicht, wenn wir uns mit unserem ganzen Sein dem gegenwärtigen Augenblick des Empfindens  hingeben.

Ich für meine Person bevorzuge bewusst das Minimalste an Materiellem und bin trotzdem glücklich, weil meine inneren Antennen eine völlig andere Richtung bevorzugen: ich lege Wert auf alles, was mich zu berühren weiß- was meiner Seele ein Lächeln schenkt und von innerem Wohlgefühl spricht. Ich glaub auch nicht, dass mich jemals ein begehbarer Kleiderschrank oder das neueste technische Highlight in der Tiefe berühren könnten. Da spüre ich mich ja nicht und ich will mich spüren, so, wie es mir als Kind wie selbstverständlich möglich war.
Ja, ich denke schon, dass ein erfülltes Leben den hohen Anspruch der Eigenverantwortung an uns stellt, denn jeder muss für sich selbst entscheiden.


Ich halte es einfach wie Goethe:

„Glücklich der Mensch, der das Ende seines Lebens mit dem Anfang gleichsetzen kann.“


*Linda*

Freitag, 17. Februar 2017

Seelen wollen atmen








Seelen wollen atmen

„Das Wichtigste im Leben finden wir nicht durch intensive Suche, sondern so, wie man eine Muschel am Strand findet. Im Grunde findet es uns.“

Diese erlesene Lebensweisheit erklärte ich irgendwann einmal zu der wertvollsten Wahrheit des Lebens, weil ich erkannte, dass wir unser Dasein so viel planen und durchorganisieren können, wie wir wollen: Letztendlich wird es sich so entwickeln, wie es der Seele gefällt. Nicht der Verstand führt Regie im Leben, sondern die Stimme in unserem Inneren!


 Dass es so ist, bestätigte sich mir  gestern Abend während der Sendung „Stern TV“. Da war eine junge Frau, gebürtig aus Berlin- jetzt als Rancherin wohnhaft in Afrika und das  absolut glücklich und zufrieden. Sie beschrieb ihre frühere innere Unruhe, dieses unerklärliche Gefühl, irgendwie auf der Suche zu sein, um doch nie zu finden. Eigentlich hatte sie gar keinen Grund zur Klage- da war ein lukrativer Job, eine schöne Wohnung in Berlin…..und dennoch vermisste sie irgend ETWAS! Erst eine Urlaubsreise nach Afrika öffnete ihr Augen und auch Seele, um zu erspüren, dass genau hier das Leben , bzw. die Arbeit in der freien Natur auf sie wartete, nach dem sie sich , wenn auch unbewusst immer gesehnt hatte. Ihren Worten nach hat sie diese Entscheidung keine Sekunde bereut! Sie ist angekommen- IN SICH selbst, weil sie sich das Geschenk machte, dem Ruf der Seele zu folgen und nicht dem des Verstandes.

Ohne Frage erhielten meine gewachsenen Thesen durch diese Frau sehr viel Bestätigung, weil ich seit Langem sage: Beziehen wir den Ruf der Seele nicht in unser gesamtes Leben mit ein, dann werden wir unser wahres Glück niemals finden! Wir können nicht ignorieren, was an Energie leben und vor allen Dingen atmen will! Hier dürfen wir uns getrost auf das so weise Leben verlassen, denn es wird uns ohne unser Zutun und Planen exakt das bringen, was für unser individuelles Dasein und unseren Weg von Bedeutung ist. Wir sind nicht zufällig in dieser oder jener   Situation, wir begegnen nicht zufällig diesen oder jenen Menschen- alles ist von höherer Stelle durchaus gut durchdacht – alles trägt ein ganz bestimmtes Muster in sich, dessen Struktur wir niemals  entschlüsseln werden. Und das ist gut so, denn ich sage schon heute: Irgendwann werden wir uns vor der Weisheit dieses Lebens verbeugen in der Erkenntnis, dass es so viel mehr gibt zwischen Himmel und Erde, als  der Verstand erfassen kann.

 Diese Welt, wie wir sie kennen, lebt vom Oberflächlichen und erkennt die Tiefe nicht an. Wir können die ganze Welt bereisen, ohne Probleme, doch sind in unserer eigenen Seelenwelt  noch nicht angekommen. Uns stehen die modernsten technischen  Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung- doch sind wir auch in der Lage, von Mensch zu Mensch eine authentische ehrliche tiefe Kommunikation auf Seelenebene zu führen, indem wir den Anderen   wirklich sehen, verstehen, uns in ihn hineinversetzen?

Ich werde den Eindruck nicht los, dass uns jeder Fortschritt auf der äußeren Ebene immer weiter von uns selbst und voneinander entfernt- dass der tiefe Wert des Menschlichen immer belangloser wird in dieser schnelllebigen, erfolgs- und konsumorientierten Zeit.

Was aber möchte der Mensch wirklich oder klarer gesagt diese innere Stimme in uns?

Es ist, wie Tim Bensko es besingt: „Wir leben in einer Scheinwelt, Grund genug, um uns endlich auf uns selbst und unsere tiefen Bedürfnisse zu besinnen.“ Vielleicht ist die Songpassage bekannt. „Wir bleiben wach, bis die Wolken wieder lila sind und schneiden uns von den Fäden ab!“

Ich denke, dieses Entsorgen aller gesellschaftlichen Fäden  ist eine der produktivsten Handlungen, die wir vollziehen können zum Wohle unserer Seele, was nichts Anderes heißt, als dass wir uns von all dem befreien, was uns seit Ewigkeiten an Glücks-Wahrheiten bindet, die gar keine sind. Ich erinnere mich an die Begegnung mit einer Frau, die mit dem Zug in unseren eher beschaulichen kleinen Ort reiste und bekannte: „Ich wohne in Hamburg und ich bin es so was von Leid- diese Welt, in der Leistung und Ansehen scheinbar alles sind. Ich suche einen Ort, an dem ich mich einfach wohlfühle.“

Eigentlich, so nehme ich an, erspürt jeder Mensch irgendwann im Leben diese Diskrepanz zwischen dem Eingeatmeten und dem, was wirklich erfüllend ist- obwohl es hierzulande immer noch eine Schwierigkeit darstellt, das Richtige für sich herauszufiltern. Wir erhalten ja keinerlei Anregung oder Ermutigung, die uns dazu aufruft, unsere Bedürfnisse schlichtweg nur zu erfühlen und alles Unwesentliche auszusortieren!

Dann würden wir vielleicht merken, dass all das Äußere niemals die innere Sehnsucht stillen kann, sondern der Seele sogar noch die Luft zum Atmen nimmt. Darum bin ich der festen Überzeugung, dass Leben und Seele  alles daransetzen, um jeden von uns in die passende  Richtung zu führen. Da sind dann halt entsprechende Aufwachsituationen, die uns innehalten lassen- da kommt dann die eine oder andere Schmerzphase, Krise und das nicht, um uns böse mitzuspielen, sondern , damit wir in ein neues Bewusstsein wachsen, für unser Leben Verantwortung übernehmen und uns von der Sklaverei des Verstandes für immer verabschieden.

Dazu müssen wir still werden, in uns hineinlauschen, um zu erspüren, was uns wirklich ein Bedürfnis ist. Wir können uns der Tatsache nun mal nicht entziehen, dass wir Menschen aus Fleisch und Blut sind, voller mannigfaltiger Gefühle, mit ganz eigener Geschichte und mit sehr einfachen Wünschen.

Wir brauchen kein 8. Smartphone, auch nicht die neueste Automobilausführung oder das 50. Paar Schuhe- wir sehnen uns nach dem Gefühl des daheim seins- IN UNS und in der Gemeinschaft mit Anderen: verstanden werden, sich fallen lassen können, angenommen werden, sich so zeigen,  wie wir sind – ohne unsere zig Verstandeshäute. Es ist nicht übertrieben, wenn da jemand schreibt: „Wir müssen in unsere Unschuld zurückfinden, denn unser Herz bleibt bis zum letzten Tage dieses unschuldige, liebenswerte Kind.“ Ist es verständlich, wenn ich davon spreche, dass uns die oberflächliche Welt hier nicht entgegenkommt? Sie meint uns Menschen!! nicht - so wars schon immer und so wird es bleiben, wenn wir nicht für uns die Reißleine ziehen.

Nun können wir nicht alle nach Afrika in den Busch auswandern- aber wir können Verantwortung übernehmen für unser persönliches Glück. Aus dem Grund bin ich dazu übergegangen, mir meine eigene kleine Welt zu erschaffen, in der auch für mein verletztes inneres Kind und meine Seele ganz viel Platz und Raum ist. Denn nur mit meinem Kind an der Hand und im Herzen finde ich den ersehnten Frieden in meinem Leben.

Das hab ich mir zum Ziel gemacht und damit geht es mir sehr gut.

Weniger gut geht es wohl den Frauen, die ebenfalls in der Sendung „Stern TV“ zu Worte kamen:
Frauen, die über häusliche Gewalt berichteten, den Mut aufbrachten, mit  ihrer schweren Lebenssituation an die Öffentlichkeit zu gehen. Angeschaut hab ich mir dieses nicht weiter- doch ich dachte nur: Mit Sicherheit wird es auf der Welt noch viel mehr solcher Frauen, aber auch Männer geben, die in der Partnerschaft körperliche Übergriffe erleben. Und dann fragt man sich: Was ist denn aus der Liebe geworden, die diese Menschen einst miteinander verband- kann denn das PARTNERschaft sein, wenn einer über den Anderen herrscht? Nein, ich möchte nicht verurteilen, weil ich längst weiß, dass im Grunde des Herzens kein Mensch einen anderen wirklich verletzen möchte- dass aber sehr oft die eigene Vergangenheit, sich dieses zum Teil schwer verletzte Kind  ein Ventil sucht. Und oft genügt nur eine leise Seelenberührung, eine Erinnerung an den alten Schmerz und schon schreit das Kind auf!


Irgendwann kam ich zu der Erkenntnis, dass nicht nur meinen Partnern und mir, sondern auch vielen anderen Menschen eine ganz wichtige Voraussetzung fehlte, um überhaupt eine stabile langjährige Liebesbeziehung führen zu können. Wir gingen Verbindungen ein, ohne zuvor gelernt zu haben, allein zu laufen- in uns rief das verletzte Kind nach Wärme, Liebe , einem Platz der Geborgenheit – doch es rief auch nach Heilung seiner Wunden. Aber wir waren viel zu jung, um das erspüren zu können, um darin den tiefen Sinn unseres Zusammenseins  zu entdecken. Stattdessen legten wir über alles Dunkle, über jeden Schmerz ein Tuch und verfielen genau da ins Schweigen, wo wir hätten reden müssen- es sollte einfach nicht weh tun- wir wollten nicht an den alten Schmerz erinnert werden. Doch dieser Schmerz war ja nicht fort- er suchte sich kontinuierlich immer wieder seinen Weg und verursachte irgendwann sehr viel Reibereien im Miteinander.
Nein, ich spreche niemals von Schuld, sondern auch hier von einem Geschenk der Erfahrung an mich, denn sonst wäre ich nicht aufgewacht.

Heute sehe ich es anders: für eine glückliche Partnerschaft braucht es zwei Menschen, die sehr bewusst und verantwortungsvoll mit dem Geschenk des Zueinanderfindens umgehen. Leben führt keine Menschen „nur so“ zusammen- jeder von beiden bringt die idealen Voraussetzungen mit, damit eine gegenseitige„Wundheilung“ gewährleistet ist. Wenn dann diese Verbindung noch von der tiefen Liebe zueinander getragen wird, dann ist das eine der wertvollsten Grundvoraussetzungen, um sich gegenseitig zu heilen. Sehr oft teilen diese Menschen die gleiche innere Zerbrochenheit, das viel zu frühe Schmerzempfinden oder haben in früher Zeit die selben Glaubenssätze eingeatmet. So findet Zerbrochenheit zu Zerbrochenheit- aber z. B.  auch Perfektion zu Perfektion, gesteigertes Leistungsstreben zu dem selbigen. In jeder zwischenmenschlichen Begegnung  wird das Gegenüber gleich eines Spiegels sein, in den wir schauen dürfen, um unsere unerlösten Seelenanteile zu erkennen. Und es wird an dem sein: So lange uns ein Mensch noch verletzen kann, auch wenn es unbewusst geschieht, so lang ruft es in uns nach liebevoller Zuwendung unserer unerlösten Schatten. Aus dieser Perspektive erwächst nämlich die Erkenntnis: Es geht in diesem Leben, egal, in welcher Situation wir stecken, welcher Mensch uns begegnet- immer  um unsere tiefe Heilung und Ganzwerdung. Darum sind wir hier! Es wird niemals ein neuer Schmerz sein- sondern alles Leid, das wir verspüren, ist bereits in uns drinnen. Es ist Kindheitsleid.

Ich erinnere mich an ein Ehepaar, das dem Perfektionismus, dem Leistungsstreben den absoluten Vorrang im Leben verlieh- so lang, bis die Ehefrau unheilbar an Krebs erkrankte. Und da gab der Ehemann zu bedenken: „Diese Krankheit hat uns die Augen( ich sag mal Seele) geöffnet, ließ uns innehalten und abwägen, was wirklich wichtig ist im Leben.“

Was kann es Wichtigeres geben als die Gesundheit und vielleicht ein paar Gänge im Leistungsrad zurück zu schalten, um das Geschenk der gemeinsamen Partnerschaft zu genießen, denn die Liebe zueinander sollte immer an erster Stelle stehen und niemals vom Verstandes-Perfektionsgedanken überfahren werden.

Was ist mit diesem jungen Ehepaar, welches bei einer Ärztin vorstellig wurde mit dem Wunsch nach künstlicher Befruchtung? Beide absolute Arbeitstiere- sehr karrierebewusst- so sehr, dass sie im ganzen Stress über Jahre sogar das sexuelle Miteinander außen vorließen und nur noch die Option der künstlichen Befruchtung in Erwägung zogen. Kann es das sein? Darf es das sein? Ist das der Sinn im Leben, dass der Mensch das Künstliche vorziehen muss, weil für die Liebe keine Zeit, kein Platz mehr ist in einer Gesellschaft der strebsamen Leistungserbringer, gejagt vom Verstand, verfolgt von Kindheitskonditionierungen?

Es steht außer Frage, dass solche Konditionierungen in Bezug auf Leistungsstreben entsprechende Erfolge, Machtstellungen bringen- doch was nützt es im Endeffekt, wenn die Seele währenddessen vor lauter Ignoranz erstickt? Haben solche  Menschen dann eigentlich wirklich gelebt oder einfach nur zur Freude des Systems gut funktioniert?

Ich fand entsprechende „Erfolgszitate“:

„ Erfolg kann einen Lebensweg nicht ersetzen.“

Erika Pluhar

„Das gefährlichste aller Rauschgifte ist der Erfolg.“

Billy Graham

„Bei vielen Erfolgsmenschen ist der Erfolg größer als die Menschlichkeit.“

Daphne de Maurier

Ich denke, jeder Mensch sollte sich irgendwann im Leben einmal bewusst zurücklehnen mit den Fragen: Was habe ich in meiner Kindheit durch meine Erzieher an Zielvorrichtungen, Bildern fürs Leben mit auf den Weg bekommen? Kann es sein, dass ich mein Leben nach alten Glaubenssätzen aufbaute, ohne mich jemals zu fragen, was meine innere Stimme dazu sagt? Schau ich mich in der oberflächlichen Welt um, dann kann ich mich nicht von dem Eindruck lossprechen, dass dieses Streben nach Erfolg, Gewinn, sich präsentieren dermaßen Oberhand gewonnen hat, dass die so wichtigen menschlichen Grundwerte der Ehrlichkeit, der Transparenz an Bedeutung verlieren- Erfolg um jeden Preis? Kann es das sein?


Ich führe mir auch die Gedanken eines Autors vor Augen, der sich in einer Partnerschaft befand und sehr  verantwortungsvoll mit dem Schmerz seines inneren Kindes umging, indem er sagte:

„Ich brauche für mich diesen Raum des Rückzugs,
in dem ich sein kann, wer ich nie sein durfte…
in dem ich enttäuscht wurde,
mich unverstanden fühlte,
niemand meine Gefühle wahrnahm-
niemand meine Schönheit sah-
einen Raum für meine Ängste, meine Wut- meine vielen Fragen…..“

Mich hat diese Offenheit des Mannes damals sehr berührt, weil ich wusste, wovon er sprach.
Diese liebevolle verständnisvolle Hinwendung zum inneren Kind ist der einzige Weg, um irgendwann von innerer Befreiung sprechen zu können. Es geht nicht um eine vollkommene Gesundwerdung- das wird je nach Seelenverletzung nicht möglich sein- aber es geht um die bewusste Zuwendung unserem verletzten Kind gegenüber- weil es sonst nie aufhören wird , nach unserer Liebe, Aufmerksamkeit, Wertschätzung zu rufen. Dieses Kind wird bis zum letzten Tage unser Begleiter sein und möchte jetzt, da wir die Kraft und das Bewusstsein haben, mit uns durch unser Leben gehen.

„Seelen wollen atmen“- diese Überschrift wählte ich nicht ohne Grund, weil ich es für die Basis eines  lebendigen  Lebens halte. Wir alle sehnen uns nach Freude, Liebe, Lachen, Leichtigkeit zurück- doch all dies finden wir nur in der Seele, nirgendwo anders. Dazu braucht es ein Herz, das von der Sklaverei des Verstandes befreit ist. Die junge Frau, welche nach Afrika auswanderte, war von argen Vorzweifeln geplagt, schrieb sich sogar selbst einen Mutmachbrief, ganz verständlich- sah sie sich im Vorfeld schon als Nahrungsquelle für die Löwen- und doch war der innere Ruf so stark, dass sie alle Ängste überwand. Ja, sie sprang über ihren eigenen Schatten, wuchs über sich selbst hinaus – aus Liebe zu sich selbst. 

Ich weiß aus eigenem Erleben- die Seele ist von ungeheurer Kraft, wenn sie spürt, dass wir sie wieder wahrnehmen- denn dann ist da ein Sog, ein Ziehen, eine Impulsgebung, unerklärlich. Da ebnet sich der Weg von ganz allein und der begleitende Schmerz wird zur Nebensache- weil man spürt, dass genau dieser Weg der richtige ist und dass es hinter allem , was wir je verstehen können, etwas geben muss, für das sich jede noch so schmerzhafte Wegstrapaze lohnt…………..Geheimnis und Wunder des Lebens!


*Linda*