Donnerstag, 9. Februar 2017

Wir lesen im Buch unserer Eltern, doch wir lesen nicht, wie kostbar das Leben ist!





 


Wir lesen im Buch unserer Eltern, doch wir lesen nicht, wie kostbar das Leben ist!

Es fällt nicht schwer, aus all meinen Niederschriften zu entnehmen, was mein besonderes Anliegen ist- wofür ich innerlich brenne! Noch ist es der Traum von den „neuen“ Menschen, die den Mut finden, für sich selbst aufzustehen, ihr authentisches klares So- Sein zum Ausdruck zu bringen und das Leben zu führen, das wirklich zu ihnen gehört.

Da ist dieser eine kurze Hinweis, der mir irgendwann zu denken gab:

„Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen.“

Ich weiß, diese Thematik der frühen Zeit schnitt ich sehr oft an- doch nicht unbegründet, denn nichts war und ist folgenschwerer für unser gesamtes Leben, als das, was in diesen Büchern einst geschrieben stand. Ich wage sogar zu sagen: Werden wir uns dieser Inhalte nicht irgendwann bewusst, dann werden sie unser Dasein bis zum letzten Tage beeinflussen.

Längst bin ich aus der Haltung heraus, auch nur einen Menschen aufgrund seines Verhaltens zu verurteilen, in irgendeine Schublade zu stecken. Für mich steht stattdessen die eine große Frage im Raum: Was stand in dem Buch seiner/ ihrer Eltern geschrieben? Mit welcher eingeatmeten Lebens- bzw. Weltanschauung zog der Mensch in sein Leben? Mehr als jemals zuvor vertrete ich heute die Ansicht, dass das, was wir da an Grundsätzen und Lebensbildern aufnahmen, sich dermaßen in uns manifestierte, dass es für uns zur ultimativen Lebenswahrheit wurde.

Es verhält sich für mich folgendermaßen:

„Was Hänschen einmal lernte, das vergisst Hans nimmermehr!“

Natürlich schreib ich das nicht von ungefähr, weil mir in vielen Begegnungen bewusst wurde, wie sehr sich all das Aufgenommene der Kindheit in erwachsenen Verhaltensweisen und Ansichten widerspiegelt. Nein, man mag diese Rückschlüsse nicht ziehen, denn es scheint aufgrund der zeitlichen Distanz zu weit hergeholt.

Ob das, was ans Kind vermittelt wird gut, richtig, erfüllend, zukunftstauglich ist, das kann ein kleines Wesen nicht beurteilen- denn es nimmt alles an, ohne zu hinterfragen. Was in dem Buch der Eltern steht, wird von da an auch seinen Platz  im Lebensbuch des Kindes, des Jugendlichen und sogar des Erwachsenen finden. Es sei denn- der Mensch beginnt irgendwann im Leben diese Niederschriften zu hinterfragen, um im Gegenzug zu beginnen, seinen eigenen Roman zu verfassen- nach seinen Wahrheiten und gewachsenen Erkenntnissen. Wir können uns da auch nichts schönreden, denn unsere Erziehung war auf die Zielsetzung des gängigen Systems ausgerichtet- sprach uns in unserer Individualität ganz gewiss nicht an. Wir wurden ganz klar gesagt für das System passend gemacht.


Diese anerzogene Angepasstheit stößt irgendwann schrecklich bitter auf, genau dann, wenn man sich mit dem auseinandersetzt, was wirklich in einem ruft. Sich dann einzugestehen, dass man lediglich ein willkommenes Zugpferd für das System war, ist ernüchternd.

 Nicht von ungefähr kam ich mal zu der Vorstellung, dass unsere Welt einer großen Bühne gleicht , auf der jeder Mensch halt seine eingeatmete/n Rolle/n spielt, inklusive der dazugehörigen Glaubenssätze, die alles untermauern. Das würde logischerweise aber auch bedeuten, dass man uns, wenn auch unbewusst, zu  Schauspielern erzog, die sich lediglich für die Ausübung ihrer Rollen entsprechende Gewänder überziehen. Wenn Goethe also von den vielen Häuten sprach,  dann kann er durchaus die vielen Rollengewänder gemeint haben.
Doch eine Rolle bleibt eine Rolle , es sei denn, es gelingt , sich daraus zu befreien und das ist nach so viel Zeit der selbstverständlichen Rollenausübung wahnsinnig schwierig- denn irgendwann begann man ja, sich in der Rolle wohl zu fühlen- gar nicht mehr zu merken, was man sich da antut.


Der Mensch hat viele Häute abzuwerfen,
bis er sich seiner selbst und der weltlichen Dinge
einigermaßen sicher ist.

Goethe

Es gibt da nämlich so eine Wahrheit:


„Die düstere Wolkendecke der Gewohnheiten, Ängste, Glaubenssätze, Muster und Rollen enthält uns das Licht des Lebens vor, das wir brauchen, um unser Licht zu erkennen.“

Von unbekannt



Worum geht es im Leben wirklich?

Theodor Adorno hats benannt:



„Der Sinn des Lebens ist,
die Welt im Ich zu gestalten.“


Ich weiß nicht, wer es sagte, aber sein Tipp lautete: Jeder Mensch sollte wenigstens beim Heimkommen den Verstand an der Garderobe ablegen, um sich dann voll und ganz den Seelenwünschen  zu widmen.

Wenn wir ehrlich sind, dann müssen wir uns eingestehen, Zeit unseres Lebens mit dem Verstand unterwegs gewesen zu sein- dieser Stimme in uns, die permanent erzählte, wie wichtig es ist, erfolgreich, anerkannt, beliebt zu sein- etwas im Außen darzustellen! Ohne Frage, mit ihm lassen sich große Erfolge erzielen – mit ihm lässt sich gut Brot verdienen, doch er wird uns niemals verdeutlichen, wie sich  wahre Liebe, echte Freundschaft, Leichtigkeit, Freude, Unbeschwertheit anfühlen. All das ist nämlich nur in der Seele daheim- es gibt keinen anderen Ort und nur von hier aus werden wir die Schönheit des Lebens erfahren.

Es gibt kein richtiges Leben

im falschen.

Theodor Adormo

Ich könnt auch sagen: Das, was „sie“ uns als lebenswert demonstrieren, das ist ein Überleben, mehr nicht, weil es mit unseren tiefsten Seelenwünschen gar nichts zu tun hat.

Nun kann auch ich von dem Buch erzählen, in dem ich als Kind las und bin heilfroh, dass es mir vergönnt war, zwei ganz unterschiedliche Kapitel kennen zu lernen. Da war ein Vater, der mich in die Richtung der Perfektion, des Leistungsstrebens, des äußeren Erfolges führte- der mich auf den Überlebenskampf vorbereitete- da war aber auch meine Mutter, die mir durch ihr Sein unbewusst vermittelte: Vergiss niemals, in dein Reisegepäck die Liebe, die Hoffnung, das Vertrauen und deinen Glauben an Gott zu packen!

Ja, ich verstaute folglich eine bunte Mischung in meinen Rucksack und könnte sagen: Zum einen lernte ich, mein Herz zu härten fürs Leben – auf der anderen Seite, es weich zu halten für alles Schöne. Ich erhielt zudem ein großes Geschenk vom Leben: Bis zum 12. Lebensjahr durfte ich mich als ein unbeschwertes Kind auf blühenden Wiesen sehen, denn ich wuchs dermaßen naturnah auf, dass ich Tag für Tag, zu jeder Jahreszeit mit ihr verbunden war.

Diese 12 Jahren mussten reichen, um den Weg ins Leben anzutreten und ich zehrte von der harten Unterweisung meines Vaters- ohne Frage- sonst wäre ich anfangs untergegangen! Es war schwer, immer wieder diese Balance zu finden, in bestimmten Situationen ein hartes Herz zu zeigen und doch im Kern  so verletzlich und sensibel zu sein. Irgendwie hab ich es hinbekommen, waren da auch viele Irrwege, Umwege, Sackgassen, eiskalte Gewässer….doch mein starker Glaube an Gottes Führung war mir Strohhalm. Ich sagte mir einfach: Alles, was ich erlebe, geht erst an IHM vorbei und ER wird wissen, wozu es gut ist.

 Das, was ich in den letzten 6 Jahren an „innerem Prozess“ durchlebte- war- im Nachhinein gesehen nichts Anderes, als  diese alten mittlerweile überflüssigen Häute des Verstandes abzuwerfen. Soll ich sagen- es war letztendlich notwendig, mich der Wahrheiten meines Vaters zu entledigen- mich von dem Gedanken zu befreien, dass der Sinn des Leben darin besteht, sich in perfekt, immer leistungsstark und ja- sagend zu zeigen- seine Gefühle außen vor zu lassen- und Leben als einen Kampf zu sehen? War es nicht viel wichtiger, sein Herz weich zu halten für die Schönheit des Lebens, so, wie meine Mutter es mich lehrte?

Mag nur meine Ansicht sein- aber irgendwie hatte ich genau die richtigen Eltern, um meinen Weg in diese Einsichten gehen zu können.

Heute kann ich alles nur mit einem zustimmenden Kopfnicken begleiten- denn heute weiß ich um das wahre Anliegen des Lebens. Und das hat rein gar nichts mit dem Überlieferten zu tun.

So steht’s geschrieben:

 „Leben ist bestrebt, sich zu seinem höchsten Potential emporzuschwingen, verbunden mit der Heilung jedes unwahren (Kindheits)- Gedanken. Leben möchte uns in unserem Licht und in unserer inneren Schönheit.“

 Dafür tut es alles, denn unsere Zeit hier  ist eine Einladung, um all das abzuwerfen, was unserer inneren Schönheit im Weg steht. Wir sind hier, um uns wieder an uns zu erinnern – so wie wir als unverformte Kinder waren- und dazu erhalten wir viele viele Gelegenheiten, um uns ganz neu zu erschaffen. Wir sind nicht die Leistung, der äußere Erfolg, die Perfektion, der „immer gut drauf- Mensch“- wir sind die Freude, die Liebe, das Mitgefühl, das Verständnis, die Toleranz, das Lachen, die Sanftheit, die Zärtlichkeit, das sensible Empfinden!

Und wir können es schaffen, wenn wir uns vor Augen führen:



„Wir sind nicht das Leid- wir sind unsere Heilung.

Wir sind nicht das Schloss- jeder ist der Schlüssel.

Und suchten wir ständig den Schatz im Außen-

dieser Schatz ist in uns verborgen.

Alle Fülle ist seit ewig IN UNS.“





Dass wir  bereits alles in uns tragen- das dürfen wir getrost annehmen- wir müssen uns nur auf die Suche machen, es ist wahrlich nicht schwer. Wir werden uns finden durch die Momente der Freude und des Schmerzes. Irgendwann beschrieb ich diese Suche mal als die Suche nach den verloren gegangenen Seelenanteilen und fand heraus:

Immer, wenn mich etwas berührt, froh und glücklich stimmt, dann gehört das zu mir.
Empfinde ich allerdings ein Unwohlsein, dann wird es ein Teilchen sein, das noch erlöst werden will.

Leben und Seele sind ja so nett, bescheren uns auf uns abgestimmte  Situationen, menschliche Begegnungen- damit wir die Möglichkeit haben, unsere Teilchen zu finden und uns nach und nach ganz neu zusammen zu setzen. Menschen kommen in unser Leben, weil sie uns erinnern möchten, wer- wir- wirklich sind.

Erinnern tu ich mich gerade an eine Passage aus „Gespräche mit Gott“. Es ging um die Frage, auf welche Weise man ein glückliches Leben erschafft und Gottes Antwort war:

„Lass nur den größten Gedanken zu – den Gedanken der Freude.
Sprich immer nur ein klares Wort- es ist das Wort der Wahrheit.
Lasse nur das höchste Gefühl zu und das ist das Gefühl der Liebe.“


Ich könnte das Ganze auch in Kurzform anführen, denn eigentlich braucht man nur die Freude zu suchen und schon erschafft sich das glückliche Leben wie von allein. Die Freude nämlich ist die Grundnahrung jeder Seele und jeder, der in sich hineinfühlt, spürt doch genau, wann die Augenblicke der besonderen Freude spürbar sind. Das allein sollte Richtung geben und ist in jedem Bereich umsetzbar- sogar für den beruflichen.

Da darf man sich dann halt die Frage stellen, warum man eigentlich die Tätigkeit ausübt!
Ist es nach Verstandessicht des Geldes, des Ansehens, der guten Zukunftschancen wegen oder spüre ich Erfüllung und bin mit ganzer Seele dabei?

Warum ist man zum Beispiel in einer Partnerschaft? Spricht sie von Verstandesgründen der Sicherheit, von dem Maß an Ansehen oder gar von Gewohnheit?

Oder ist Partnerschaft eine wunderbare Gelegenheit, miteinander zu wachsen, vielleicht sogar über sich hinauszuwachsen und Leben gemeinsam  in seiner höchsten Form der Schönheit zu genießen- immer mehr man selbst zu werden- um irgendwann sagen zu können: Ja, ich habe MICH neu gefunden und MICH in all meinen Facetten gelebt!

Ich denke, es ist zu verstehen, was ich hier gegeneinander abwäge. Zum einen ist es das, was uns von jeher als erstrebenswert angepriesen wurde- zum Anderen weist es auf eine neue Definition und Dimension von Leben  hin, die es  ermöglichen, dass der Mensch in seiner Individualität erblühen kann. Wir sollten dabei nicht vergessen, dass dieser Ausdruck der Einzigartigkeit ein Urbedürfnis des Menschen ist! Nur- man hat es in dieser Gesellschaft nie so ernst damit genommen, weil Masse besser zu führen und zu beeinflussen ist!

Doch der Mensch der Masse wird sich niemals um seine Seelenbedürfnisse kümmern können, weil ihm untersagt ist, seinen eigenen Tanz zu tanzen. Wir sind aber Originale und gar nicht für die Polonaise gedacht. Mit sehr gutem  Gefühl dürfen wir beginnen, unseren eigenen Lebensroman zu schreiben- gemäß unserer Bedürfnisse, Vorstellungen und Wünsche, auch wenn wir vielleicht anecken, abgelehnt werden, nicht verstanden werden. 


All das sollten wir uns wert sein- denn es ist ein wunderschönes Geschenk, dieses Leben!

*Linda*

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen