Montag, 6. Februar 2017

Warum lässt es mich nicht los?








Warum lässt es mich nicht los?

Es ist Sonntagmorgen und ich  brauche mich derzeit gar nicht weiter danach zu fragen, was denn sonst noch so auf dem Plan steht- weil der Impuls zum Schreiben schon in der Frühe bei mir anklopfte. Da ich diesem inneren Ruf grundsätzlich ohne Hinterfragen nachgehe, sitz ich also hier und schreibe so vor mich hin.....

Allerdings gibt es da hin und wieder  Momente des Innehaltens, in denen ich mir die Frage stelle: “Warum lässt mich dieser Sog eigentlich nicht los? Was ist da seit 6 Jahren in mir und ruft ständig nach neuen Antworten rund ums Leben? Hab ich eine Frage für mich beantworten können, steht schon die nächste vor der Tür! Dann seh ich mich auf der Suche nach neuen gedanklichen Anregungen, freue mich jedes Mal, wenn ich auf der Seite von Ulrich Schaffer fündig werde und denke: Ja, ihm muss es ähnlich ergehen, denn jeden Tag lässt er andere Menschen teilhaben an seinen Lebensgedanken. Und ohne ihn zu kennen, ist mir bewusst, sein Tun ist ebenso wie bei mir „nur“ die Folge einer inneren Impulsgebung.

Irgendwann fand ich hinsichtlich dessen mal eine Erklärung. Es muss in jedem Menschen so eine Art inneres Feuer geben, das ihn veranlasst, für eine ganz bestimmte Sache zu brennen. Warum es so ist- wird nebensächlich- man spürt nur: wenn ich das umsetze, was in mir brennt, dann erfüllt es mich mit Wohlgefühl- dann bin ich ganz nah bei mir- agiere aus meiner Quelle. Genau das Tun  entspricht dem Wunsch meiner Seele, ungeachtet dessen, ob es fürs Außen von irgendeinem Nutzen ist- hier geht es nur darum, einen Seelenanteil von sich erblühen zu lassen!

Nun sagte ich schon sehr oft: ich kann ja froh sein, dass Gott mich mit so viel Schreibfreude bedachte, denn ich zählte schon in der Kindheit zu jenen Schülern mit den Aufsätzen in Über- Überlänge. Ich konnte mich noch niemals „in kurz und knapp“ ausdrücken und war früher als Chatbesucher ein unwillkommener Gast. Ich hielt durch meine viel zu langen Antworten den ganzen Schreibverkehr auf! Hab dann auch irgendwann davon abgesehen- ich kann halt nur „in lang“ und ausführlich. Doch das bin ich, auch wenn ich oft selbst drüber schmunzeln muss und mich frage, wo die vielen Gedanken alle so herkommen! Man kann doch gar nicht so viel über das Leben nachdenken! Hier muss ich allerdings einhaken, denn meine Nachdenklichkeit stimmt mich positiv- ich liebe es, Hintergründe zu erahnen oder gar aufzudecken, Umstände von einer ganz anderen Seite zu sehen, als üblich!

Und hier sag ich wieder: Das kann nicht von ungefähr kommen- das trage ich schon seit ewiger Zeit in mir drinnen! Dieses zuvor benannte innere Feuer für alles, was Leben heißt, hab ich schon in der Jugend gespürt- denn ich nahm längst nicht alles, was man mir erzählte, als bare Münze an- das, was dahinter den Fassaden steckte, war viel interessanter. War ich auch von jeher eher der besonnene zurückhaltende Mensch- nur eine Sache ließ mich lauter werden: die Beobachtung, wenn mangelnde Wertschätzung zu Herabsetzung , Diskriminierung, Lästereien führte! Ob es sich nun um kleine Kinder oder Erwachsene handelte- egal, jeder verdient sein Maß an Respekt, denn jeder ist etwas Einzigartiges- ob nun mit oder ohne Handicap.

Alles in allem blieb ich dieser Grundrichtung treu und sage mir heute: Da muss in jedem von uns von Geburt etwas ganz Individuelles angelegt sein und es gilt nur, diesen roten Faden zu finden, zu verfolgen und man weiß letztendlich, wofür man lebt. Warum ich so denke? Es war ja nie jemand in meinem Leben, der mich dazu anhielt, dies oder das zu tun. Da ich schon mit 12 Jahren auf eigenen Beinen stand oder stehen musste, gab es keine hilfreiche Führung in den Sinn des Lebens- dieses Bewusstsein musste durch viel Schmerzerleben in mir heranwachsen.
Doch der Mensch ist unheimlich stark, so schnell geht er nicht unter, weil da in uns etwas sein muss, was ich heute das natürliche  Urvertrauen nenne. Egal, wie oft man auch hinfällt- da geht es nicht drum- wichtig ist das Aufstehen, Staub abschütteln und Weitergehen- mit ganz viel Hoffnung und Vertrauen im Gepäck.

Ich denke, es geht im Leben nur um die richtige Haltung zu allem:

„Vergiss alles, was du an Not erfahren hast,
aber vergiss niemals, was sie dich lehrte!“

Dass Leben nicht der spontane „Wünsch- dir- was“- Aufenthalt auf „Wolke sieben“ ist- das wird uns allen relativ rasch klar- dass wir insgeheim diesen besagten  Himmel auf Erden suchen, ist auch eine Wahrheit. Doch wie war das mit dem Gesetz des Lebens? Erst muss die Polarität durchwandert sein- und das heißt: einmal durch die dunkelsten Schluchten und dann geht es ins Helle.  Empfundene Leichtigkeit, das war immer mein größter Wunsch- aber heute weiß ich, dass ich dafür zuvor mit der Schwere konfrontiert werden musste. Es gab und gibt  keine Alternative dazu.

Nachdem ich dieses Gesetz verinnerlicht hatte, stieg ich- glaub ich- eine Stufe höher auf der Bewusstseinstreppe, denn ich sagte mir:
Jeder von uns hat in diesem Leben einen ganz bestimmten Typus an Problematik zu bewältigen (muss sein) und da kommt es ja eigentlich nur auf die richtige Begegnung mit all den Problemen an! Um sie irgendwann aus der Welt zu schaffen, lag es an mir- wie lang es dauern soll! Ich wusste: Schob ich meine Probleme vor mir her, nahm sie nicht zur Kenntnis und verlagerte sie stattdessen  ins Außen, dann würden sie niemals Erlösung finden und irgendwann in anderer Verkleidung wieder da stehen, um mir zu sagen:“Hallo, da sind wir wieder und warten darauf, dass du uns mit Verständnis und in Liebe anschaust!“ Mir wurde auch bewusst: Kein Mensch im Außen trug die Schuld an meinen Schatten! Und dann malte ich das Bild einer Wand als Bild meines jeweiligen Problems und sah mich in der Haltung, ständig gegen diese Wand anzustemmen.
Es erzeugte immensen Druck, der im Grunde nichts brachte- denn die Wand blieb da ganz hartnäckig. Nach so viel vergeudeter Energie entschloss ich mich, einfach mal die Tür in der Wand zu suchen- die mir beim Hindurchgehen erzählte, warum ich denn dieses Problem in mir trug. Man soll es oft nicht glauben- doch dieses ganze „erwachsene“ Leid ist reiner Kindheitsschmerz!

Jedes negative Urteil über uns selbst, all die in der Frühe tief eingeatmeten Glaubenssätze, Überzeugungen entspringen einer Quelle, die mit uns selbst überhaupt nichts zu tun hatten. Da waren unglückliche angepasste, von der Gesellschaft geprägte erwachsene Erzieher in der Pflicht, uns Kindern etwas über die Zielsetzung im Leben zu erzählen- wo sie doch selbst so weit von sich und dem wahren Leben  entfernt waren!

Hätten sie uns jemals sagen KÖNNEN: Bleibe dir immer treu und übe höchste Selbstachtung- du bist nämlich wunderschön und einzigartig!???? Unmöglich, sie trugen diese Überzeugung der Einzigartigkeit nicht IN SICH selbst! Sie konnten uns nicht sagen, wer sie waren und schon mal gar nicht, wer wir wirklich waren- geschweige denn, was die Schönheit im Leben wirklich ausmachte! Stattdessen riefen sie uns zu äußeren Haltungen auf wie Leistung, Erfolg, Präsenz, Perfektion, Anpassung, Glückssuche im Außen, usw.!

Doch es ist genau diese Zeit des Wandels, die uns dazu aufruft, quasi alles zu vergessen, was man uns jemals über uns, das Leben und seine Ziele erzählte, weil wir tief in uns spüren, dass es da ganz andere Wahrheiten gibt, die wirklich  mit dem übereinstimmen, was in uns ruft. Nicht ohne Grund ist da die immerwährende Sehnsucht in uns- die wir vielleicht nicht beschreiben können- aber spüren tun wir sie. Denn dieses verletzte enttäuschte teils entwürdigte Kind ruft nach seinem Recht der bedingungslosen Annahme, Zuwendung , Wärme und Liebe- nach dem, was es früher nicht erhielt. Dieses Kind will endlich „einfach nur sein“ und so angenommen sein, ohne irgendwelche Erwartungen- ohne den Hinweis: Du muss erst noch was werden, um „richtig“ zu sein.

Ich vermag nicht zu sagen, wie vielen Menschen ich begegnete( inklusive meiner Person), die als Erwachsene immer noch der Ansicht sind, dass die Haltung der Perfektion, der nicht endenden  Präsenz A&O für ein gut gemeistertes Leben seien! Nein sagen, Grenzen ziehen, Schwäche zeigen- unmöglich, weil es spontan ein schlechtes Gewissen verursacht- man muss doch seinen Mann/ seine Frau stehen! So ist es einem  mit auf den Weg gegeben worden! Das wurde doch zumeist von den Eltern vorgelebt und lobend hervorgehoben!

Es ist ein Teufelskreis- dieser erhöhte Anspruch an sich selbst- vor allen Dingen, weil man aus freien Stücken die Messlatte immer höher legt- da braucht gar keiner zu kommen und anzuspornen- man putscht sich selbst hoch! Aus 100% werden dann 110%, 120% und immer so weiter! Obwohl- irgendwann streikt da jemand und das ist die Seele oder aber ihr Gehilfe der Körper, weil der Mensch allmählich innerlich ausbrennt. Und schon haben wir den Burnout!

Ich sag mal- Gesellschaft holt uns aus dem Teufelskreis nicht raus, weil leistungsstarke Arbeitnehmer doch ein Gewinn für jeden Betrieb sind! Nur die Eigen- wie Seelenverantwortung lässt uns die Notbremse ziehen! Genau das hab ich irgendwann verstehen müssen, verbunden mit der radikalen Wahrheit, dass jeder Perfektionswahn uns die Gelegenheit nimmt, nach innen zu gehen, um zu fühlen, was sich da meldet.

Ich weiß nicht, aber irgendwie sprechen mich die Erkenntnisse von Goethe extrem an- ich finde mich in so vielem wieder. So gab er zu bedenken:

„Man kann gar nicht früh genug lernen,
wie entbehrlich man in dieser Welt ist!“

Darum wechselte er wohl  auch in folgende Haltung:

„Das Beste ist eine tiefe Stille,
in der ich gegen die Welt lebe-
wachse
und gewinne-
was sie mir mit Feuer und Schwert nicht nehmen können.“

Gut, es war eine andere Zeit- und doch finde ich eine Parallele und den Aufruf zur Selbstachtung, ungeachtet dessen, was sich die Welt da draußen so vorstellt.

Unterm Strich wurde mir irgendwann klar. Es ist kein erfülltes Leben möglich, wenn wir diesen Verstand mit seinen unwahren Erzählungen nicht endlich vom Thron werfen, um uns dem zuzuwenden, was Seele uns zuflüstert! Wir können die Schwere der Vergangenheit nicht im Schlepptau bis in die Gegenwart  ziehen, denn das Einzige was zählt, ist das Hier und Jetzt und das, was wir jetzt FÜHLEN.

Leben ist so viel mehr, das habe ich mittlerweile erspürt und darum kann ich wohl auch nicht aufhören, immer weiter zu suchen, um immer weiter zu finden, um doch niemals ganz fündig zu werden. Ich sah mich schon seit der Jugend durch und durch als „Fisch“, der unheimlich gern abtauchte in die Tiefe des Lebens, weil ich damals schon spürte: Es gibt zwischen Himmel und Erde etwas, das werden wir niemals mit dem Verstand nachvollziehen können. Von daher passt es:

„Das Leben ist kein Problem, das gelöst werden muss,
sondern ein Geheimnis, das gelebt werden will.“

Ich habe schon  viele geheimnisvolle Fügungen erlebt, die sich auf wundersame Weise ergaben- da musste mein Verstand kapitulieren! In solchen Augenblicken hab ich mir gesagt: Es muss „Etwas“ geben, das die Fäden in der Hand hält und sehr gut, ja weise über jedes Leben wacht. Aufgrund meines tiefen Glaubens an Gott, der durch den Schmerz in mir gewachsen ist, sehe ich unser aller Leben unter seiner Führung und kann mich nur den Gedanken einer mir unbekannten Autorin anschließen:

„Gott hat nicht versprochen, dass unser Leben leicht sein wird-
aber Er hat versprochen, uns beim Tragen behilflich zu sein,
indem ER uns seine Zeichen sendet-
ER lässt dabei kein Gewitter mit Blitz und Donner geschehen,
sondern schickt uns einen Menschen!“

Nur, das „Komische“ ist- diese Menschen bringen wie selbstverständlich genau das mit, was Voraussetzung darstellt, damit wir unseren individuellen Weg auch gehen können. Nein, man wird nicht mit dem Verstand an das Geheimnis Leben herangehen können, da ist etwas viel Höheres , das Regie in unserem Leben führt.



„Hoffnung heißt:
Glauben und vertrauen,
dass da mehr ist,
mehr geschehen wird,
als wir jetzt ahnen und wünschen
und für möglich halten können.“

Hannelore Frank


Gott redet zum Menschen in den Wesen und Dingen,
die ER ihnen ins Leben schickt.

Unbekannt

In der Stille geschehen die großen Dinge.

Romano Guardini



Nein, für mich ist Leben nicht irgendetwas mit dem oberflächlichen Ziel, am letzten Tage auf mein Haus, mein Auto, meinen äußeren Erfolg, meinen Status schauen zu können……
Für mich ist Leben ein immerwährender Aufruf, uns als  göttliche Wesen voller Liebeskraft in unserem authentischen  Menschsein zu erleben und das hautnah. Ich denke, wir sind alle auf dem Weg, in die innere Heilung zu kommen, uns bewusst zu machen, dass wir vollkommen sind, so wie wir sind- in jedem Augenblick im Hier und Jetzt! Da gibt es nichts zu tun- sondern einfach nur „zu sein“, der/ die wir sind. Es stimmt:

Wir haben  Sehnsucht nach etwas, das wir eigentlich schon seit ewiger Zeit vollkommen in uns tragen! Da brauchen wir im Außen gar nicht zu suchen- es ist schon alles IN UNS, was uns unser erfülltes Leben führen lässt! Das Manko ist: man hat es uns niemals erzählt!

*Linda*

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