Warum lässt es mich nicht los?
Es ist Sonntagmorgen und ich brauche mich derzeit gar nicht weiter danach
zu fragen, was denn sonst noch so auf dem Plan steht- weil der Impuls zum
Schreiben schon in der Frühe bei mir anklopfte. Da ich diesem inneren Ruf grundsätzlich
ohne Hinterfragen nachgehe, sitz ich also hier und schreibe so vor mich
hin.....
Allerdings gibt es da hin und wieder Momente des Innehaltens, in denen ich mir die
Frage stelle: “Warum lässt mich dieser Sog eigentlich nicht los? Was ist da seit
6 Jahren in mir und ruft ständig nach neuen Antworten rund ums Leben? Hab ich
eine Frage für mich beantworten können, steht schon die nächste vor der Tür!
Dann seh ich mich auf der Suche nach neuen gedanklichen Anregungen, freue mich
jedes Mal, wenn ich auf der Seite von Ulrich Schaffer fündig werde und denke:
Ja, ihm muss es ähnlich ergehen, denn jeden Tag lässt er andere Menschen teilhaben
an seinen Lebensgedanken. Und ohne ihn zu kennen, ist mir bewusst, sein Tun ist
ebenso wie bei mir „nur“ die Folge einer inneren Impulsgebung.
Irgendwann fand ich hinsichtlich dessen mal eine Erklärung.
Es muss in jedem Menschen so eine Art inneres Feuer geben, das ihn veranlasst,
für eine ganz bestimmte Sache zu brennen. Warum es so ist- wird nebensächlich-
man spürt nur: wenn ich das umsetze, was in mir brennt, dann erfüllt es mich
mit Wohlgefühl- dann bin ich ganz nah bei mir- agiere aus meiner Quelle. Genau
das Tun entspricht dem Wunsch meiner
Seele, ungeachtet dessen, ob es fürs Außen von irgendeinem Nutzen ist- hier
geht es nur darum, einen Seelenanteil von sich erblühen zu lassen!
Nun sagte ich schon sehr oft: ich kann ja froh sein, dass
Gott mich mit so viel Schreibfreude bedachte, denn ich zählte schon in der
Kindheit zu jenen Schülern mit den Aufsätzen in Über- Überlänge. Ich konnte
mich noch niemals „in kurz und knapp“ ausdrücken und war früher als
Chatbesucher ein unwillkommener Gast. Ich hielt durch meine viel zu langen
Antworten den ganzen Schreibverkehr auf! Hab dann auch irgendwann davon
abgesehen- ich kann halt nur „in lang“ und ausführlich. Doch das bin ich, auch
wenn ich oft selbst drüber schmunzeln muss und mich frage, wo die vielen
Gedanken alle so herkommen! Man kann doch gar nicht so viel über das Leben
nachdenken! Hier muss ich allerdings einhaken, denn meine Nachdenklichkeit
stimmt mich positiv- ich liebe es, Hintergründe zu erahnen oder gar
aufzudecken, Umstände von einer ganz anderen Seite zu sehen, als üblich!
Und hier sag ich wieder: Das kann nicht von ungefähr kommen-
das trage ich schon seit ewiger Zeit in mir drinnen! Dieses zuvor benannte
innere Feuer für alles, was Leben heißt, hab ich schon in der Jugend gespürt-
denn ich nahm längst nicht alles, was man mir erzählte, als bare Münze an- das,
was dahinter den Fassaden steckte, war viel interessanter. War ich auch von
jeher eher der besonnene zurückhaltende Mensch- nur eine Sache ließ mich lauter
werden: die Beobachtung, wenn mangelnde Wertschätzung zu Herabsetzung ,
Diskriminierung, Lästereien führte! Ob es sich nun um kleine Kinder oder
Erwachsene handelte- egal, jeder verdient sein Maß an Respekt, denn jeder ist
etwas Einzigartiges- ob nun mit oder ohne Handicap.
Alles in allem blieb ich dieser Grundrichtung treu und sage
mir heute: Da muss in jedem von uns von Geburt etwas ganz Individuelles
angelegt sein und es gilt nur, diesen roten Faden zu finden, zu verfolgen und
man weiß letztendlich, wofür man lebt. Warum ich so denke? Es war ja nie jemand
in meinem Leben, der mich dazu anhielt, dies oder das zu tun. Da ich schon mit
12 Jahren auf eigenen Beinen stand oder stehen musste, gab es keine hilfreiche
Führung in den Sinn des Lebens- dieses Bewusstsein musste durch viel
Schmerzerleben in mir heranwachsen.
Doch der Mensch ist unheimlich stark, so schnell geht er
nicht unter, weil da in uns etwas sein muss, was ich heute das natürliche Urvertrauen nenne. Egal, wie oft man auch
hinfällt- da geht es nicht drum- wichtig ist das Aufstehen, Staub abschütteln
und Weitergehen- mit ganz viel Hoffnung und Vertrauen im Gepäck.
Ich denke, es geht im Leben nur um die richtige Haltung zu
allem:
„Vergiss alles, was du an Not erfahren hast,
aber vergiss niemals, was sie dich lehrte!“
Dass Leben nicht der spontane „Wünsch- dir- was“- Aufenthalt
auf „Wolke sieben“ ist- das wird uns allen relativ rasch klar- dass wir
insgeheim diesen besagten Himmel auf
Erden suchen, ist auch eine Wahrheit. Doch wie war das mit dem Gesetz des
Lebens? Erst muss die Polarität durchwandert sein- und das heißt: einmal durch
die dunkelsten Schluchten und dann geht es ins Helle. Empfundene Leichtigkeit, das war immer mein
größter Wunsch- aber heute weiß ich, dass ich dafür zuvor mit der Schwere
konfrontiert werden musste. Es gab und gibt
keine Alternative dazu.
Nachdem ich dieses Gesetz verinnerlicht hatte, stieg ich- glaub
ich- eine Stufe höher auf der Bewusstseinstreppe, denn ich sagte mir:
Jeder von uns hat in diesem Leben einen ganz bestimmten
Typus an Problematik zu bewältigen (muss sein) und da kommt es ja eigentlich
nur auf die richtige Begegnung mit all den Problemen an! Um sie irgendwann aus
der Welt zu schaffen, lag es an mir- wie lang es dauern soll! Ich wusste: Schob
ich meine Probleme vor mir her, nahm sie nicht zur Kenntnis und verlagerte sie
stattdessen ins Außen, dann würden sie
niemals Erlösung finden und irgendwann in anderer Verkleidung wieder da stehen,
um mir zu sagen:“Hallo, da sind wir wieder und warten darauf, dass du uns mit
Verständnis und in Liebe anschaust!“ Mir wurde auch bewusst: Kein Mensch im
Außen trug die Schuld an meinen Schatten! Und dann malte ich das Bild einer
Wand als Bild meines jeweiligen Problems und sah mich in der Haltung, ständig
gegen diese Wand anzustemmen.
Es erzeugte immensen Druck, der im Grunde nichts brachte-
denn die Wand blieb da ganz hartnäckig. Nach so viel vergeudeter Energie
entschloss ich mich, einfach mal die Tür in der Wand zu suchen- die mir beim
Hindurchgehen erzählte, warum ich denn dieses Problem in mir trug. Man soll es
oft nicht glauben- doch dieses ganze „erwachsene“ Leid ist reiner
Kindheitsschmerz!
Jedes negative Urteil über uns selbst, all die in der Frühe
tief eingeatmeten Glaubenssätze, Überzeugungen entspringen einer Quelle, die
mit uns selbst überhaupt nichts zu tun hatten. Da waren unglückliche
angepasste, von der Gesellschaft geprägte erwachsene Erzieher in der Pflicht,
uns Kindern etwas über die Zielsetzung im Leben zu erzählen- wo sie doch selbst
so weit von sich und dem wahren Leben
entfernt waren!
Hätten sie uns jemals sagen KÖNNEN: Bleibe dir immer treu
und übe höchste Selbstachtung- du bist nämlich wunderschön und einzigartig!????
Unmöglich, sie trugen diese Überzeugung der Einzigartigkeit nicht IN SICH
selbst! Sie konnten uns nicht sagen, wer sie waren und schon mal gar nicht, wer
wir wirklich waren- geschweige denn, was die Schönheit im Leben wirklich
ausmachte! Stattdessen riefen sie uns zu äußeren Haltungen auf wie Leistung,
Erfolg, Präsenz, Perfektion, Anpassung, Glückssuche im Außen, usw.!
Doch es ist genau diese Zeit des Wandels, die uns dazu
aufruft, quasi alles zu vergessen, was man uns jemals über uns, das Leben und
seine Ziele erzählte, weil wir tief in uns spüren, dass es da ganz andere
Wahrheiten gibt, die wirklich mit dem
übereinstimmen, was in uns ruft. Nicht ohne Grund ist da die immerwährende
Sehnsucht in uns- die wir vielleicht nicht beschreiben können- aber spüren tun
wir sie. Denn dieses verletzte enttäuschte teils entwürdigte Kind ruft nach
seinem Recht der bedingungslosen Annahme, Zuwendung , Wärme und Liebe- nach
dem, was es früher nicht erhielt. Dieses Kind will endlich „einfach nur sein“
und so angenommen sein, ohne irgendwelche Erwartungen- ohne den Hinweis: Du
muss erst noch was werden, um „richtig“ zu sein.
Ich vermag nicht zu sagen, wie vielen Menschen ich
begegnete( inklusive meiner Person), die als Erwachsene immer noch der Ansicht
sind, dass die Haltung der Perfektion, der nicht endenden Präsenz A&O für ein gut gemeistertes Leben
seien! Nein sagen, Grenzen ziehen, Schwäche zeigen- unmöglich, weil es spontan
ein schlechtes Gewissen verursacht- man muss doch seinen Mann/ seine Frau
stehen! So ist es einem mit auf den Weg
gegeben worden! Das wurde doch zumeist von den Eltern vorgelebt und lobend
hervorgehoben!
Es ist ein Teufelskreis- dieser erhöhte Anspruch an sich
selbst- vor allen Dingen, weil man aus freien Stücken die Messlatte immer höher
legt- da braucht gar keiner zu kommen und anzuspornen- man putscht sich selbst
hoch! Aus 100% werden dann 110%, 120% und immer so weiter! Obwohl- irgendwann
streikt da jemand und das ist die Seele oder aber ihr Gehilfe der Körper, weil
der Mensch allmählich innerlich ausbrennt. Und schon haben wir den Burnout!
Ich sag mal- Gesellschaft holt uns aus dem Teufelskreis
nicht raus, weil leistungsstarke Arbeitnehmer doch ein Gewinn für jeden Betrieb
sind! Nur die Eigen- wie Seelenverantwortung lässt uns die Notbremse ziehen!
Genau das hab ich irgendwann verstehen müssen, verbunden mit der radikalen
Wahrheit, dass jeder Perfektionswahn uns die Gelegenheit nimmt, nach innen zu
gehen, um zu fühlen, was sich da meldet.
Ich weiß nicht, aber irgendwie sprechen mich die
Erkenntnisse von Goethe extrem an- ich finde mich in so vielem wieder. So gab
er zu bedenken:
„Man kann gar nicht früh genug lernen,
wie entbehrlich man in dieser Welt ist!“
Darum wechselte er wohl
auch in folgende Haltung:
„Das Beste ist eine tiefe Stille,
in der ich gegen die Welt lebe-
wachse
und gewinne-
was sie mir mit Feuer und Schwert nicht nehmen können.“
Gut, es war eine andere Zeit- und doch finde ich eine
Parallele und den Aufruf zur Selbstachtung, ungeachtet dessen, was sich die
Welt da draußen so vorstellt.
Unterm Strich wurde mir irgendwann klar. Es ist kein
erfülltes Leben möglich, wenn wir diesen Verstand mit seinen unwahren
Erzählungen nicht endlich vom Thron werfen, um uns dem zuzuwenden, was Seele
uns zuflüstert! Wir können die Schwere der Vergangenheit nicht im Schlepptau
bis in die Gegenwart ziehen, denn das
Einzige was zählt, ist das Hier und Jetzt und das, was wir jetzt FÜHLEN.
Leben ist so viel mehr, das habe ich mittlerweile erspürt
und darum kann ich wohl auch nicht aufhören, immer weiter zu suchen, um immer
weiter zu finden, um doch niemals ganz fündig zu werden. Ich sah mich schon
seit der Jugend durch und durch als „Fisch“, der unheimlich gern abtauchte in
die Tiefe des Lebens, weil ich damals schon spürte: Es gibt zwischen Himmel und
Erde etwas, das werden wir niemals mit dem Verstand nachvollziehen können. Von
daher passt es:
„Das Leben ist kein Problem, das gelöst werden muss,
sondern ein Geheimnis, das gelebt werden will.“
Ich habe schon viele
geheimnisvolle Fügungen erlebt, die sich auf wundersame Weise ergaben- da
musste mein Verstand kapitulieren! In solchen Augenblicken hab ich mir gesagt:
Es muss „Etwas“ geben, das die Fäden in der Hand hält und sehr gut, ja weise
über jedes Leben wacht. Aufgrund meines tiefen Glaubens an Gott, der durch den
Schmerz in mir gewachsen ist, sehe ich unser aller Leben unter seiner Führung
und kann mich nur den Gedanken einer mir unbekannten Autorin anschließen:
„Gott hat nicht versprochen, dass unser Leben leicht sein wird-
„Gott hat nicht versprochen, dass unser Leben leicht sein wird-
aber Er hat versprochen, uns beim Tragen behilflich zu sein,
indem ER uns seine Zeichen sendet-
ER lässt dabei kein Gewitter mit Blitz und Donner geschehen,
sondern schickt uns einen Menschen!“
Nur, das „Komische“ ist- diese Menschen bringen wie
selbstverständlich genau das mit, was Voraussetzung darstellt, damit wir
unseren individuellen Weg auch gehen können. Nein, man wird nicht mit dem
Verstand an das Geheimnis Leben herangehen können, da ist etwas viel Höheres ,
das Regie in unserem Leben führt.
„Hoffnung heißt:
Glauben und vertrauen,
dass da mehr ist,
mehr geschehen wird,
als wir jetzt ahnen und wünschen
und für möglich halten können.“
Hannelore Frank
Gott redet zum Menschen in den Wesen und Dingen,
die ER ihnen ins Leben schickt.
Unbekannt
In der Stille geschehen die großen Dinge.
Romano Guardini
Nein, für mich ist Leben nicht irgendetwas mit dem
oberflächlichen Ziel, am letzten Tage auf mein Haus, mein Auto, meinen äußeren
Erfolg, meinen Status schauen zu können……
Für mich ist Leben ein immerwährender Aufruf, uns als göttliche Wesen voller Liebeskraft in unserem
authentischen Menschsein zu erleben und
das hautnah. Ich denke, wir sind alle auf dem Weg, in die innere Heilung zu
kommen, uns bewusst zu machen, dass wir vollkommen sind, so wie wir sind- in
jedem Augenblick im Hier und Jetzt! Da gibt es nichts zu tun- sondern einfach
nur „zu sein“, der/ die wir sind. Es stimmt:
Wir haben Sehnsucht
nach etwas, das wir eigentlich schon seit ewiger Zeit vollkommen in uns tragen!
Da brauchen wir im Außen gar nicht zu suchen- es ist schon alles IN UNS, was
uns unser erfülltes Leben führen lässt! Das Manko ist: man hat es uns niemals
erzählt!
*Linda*
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