Montag, 27. Februar 2017

Die Treue zu uns selbst ist der Weg in die Freiheit










Die Treue zu uns selbst ist der Weg in die Freiheit

Wie das nun mal so ist mit den zufälligen Situationen, kam ich am Sonntag in den Fernsehgenuss, mir das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ anschauen zu dürfen. Mir wurde sehr schnell klar: Genau das ist ja ein Spiegel unserer Gesellschaft!

Da war ein selbst verliebter Kaiser, der sich zu seinem Geburtstag ein super edles Gewand wünschte, in dem er glänzen konnte. Und da war ein Weber ( der aber eigentlich nichts von seinem Handwerk verstand) – dem es aber gelang, einen ganzen Hofstaat samt Volk hinters Licht zu führen oder soll ich sagen- weg von ihrer eigentlichen Wahrnehmung? Aus der Befürchtung heraus, man könne als dumm dastehen - würde man sagen, was man wirklich sieht-  ging der ganze Verein in die Haltung über, etwas zu befürworten, anzuerkennen, hochzujubeln, schönzureden, was der eigenen Wahrnehmung gar nicht entsprach.

Irgendwie wars schon lustig, sich anzuhören, anzuschauen, wie dieses „Nichts“ in den Genuss kam, in den allerschönsten Farben und seiner Schönheit erstrahlen zu dürfen……bis dann halt ein kleiner Junge das scheinheilige Kartenhaus zusammen fallen ließ mit den ernüchternden Worten: „Das, was ihr da zur Wahrheit erklärt und  und bejubelt, das ist ja gar nicht vorhanden!“

Wie konnte es so weit kommen? Es war einfach diese Angst, weniger zu gelten, als dumm dazustehen- würden sie dem folgen, was sie wirklich fühlten. Und wenn dann noch eine große Mehrzahl an Menschen dies ebenfalls befürwortete- dann musste es ja richtig sein! Dann war man auf der richtigen Seite- auch wenn dieses Gefühl innen drin etwas ganz Anderes erzählte!

Zum Glück gabs ja dann die Erlösung in Form der Wahrheit und man sah die Menschen regelrecht aufatmen und ich zog hier spontan eine Parallele zur heutigen Zeit. Sie ruft nämlich genau nach diesem Gefühl des Aufatmens- verbunden mit der Erkenntnis, dass es keine andere Wahrheit gibt, bzw. geben darf,  als nur die, die wir IN UNS verspüren! Diese leise Stimme, sie wird uns ein zuverlässiger Richtungsweiser sein und das in allen Bereichen unseres Lebens.

Ganz bewusst entschied ich mich heute für die Überschrift:

„Die Treue zu uns selbst ist der Weg in die Freiheit“…..wir müssen wieder lernen, uns selbst zu vertrauen!

Es gibt keine andere Option, als in die Haltung zu wachsen, uns selbst treu zu sein- doch da ist ein Handicap: Haben wir überhaupt jemals lernen dürfen, dieser Stimme in uns zu vertrauen oder hat man uns die Antworten damals gegeben, bevor wir unsere Fragen stellten?

Ohne Zweifel, ich stehe seit Langem  zu der gewachsenen Erkenntnis, dass in jedem Menschen dieser wunderschöne Kern der vollkommenen Liebe  beheimatet ist- völlig frei von Suchen und Brauchen – er ist quasi eins mit sich selbst, vergleichbar mit dem in sich ruhenden und aus sich heraus lebenden Kinde. Und alles, was die natürliche Schönheit dieses  Kerns verdeckt, das spricht zumeist die Sprache des frühen Einflusses der Erwachsenen.
Darum frag ich mich vor jeder menschlichen Einschätzung: Mit welchen Glaubenssätzen wurde der kleine Mensch damals ins Leben gesandt? Was wurde ihm erzählt über den Sinn, bzw. die Schönheit des Lebens? Wie hoch war das Maß an emotionaler Zuwendung, der Vermittlung von Geborgenheit, Wärme?

Auch wenn es nur meiner Ansicht entspricht:  Das, was da damals eingeatmet wurde- das lässt uns nicht mehr los und spiegelt sich in unser kompletten „erwachsenen“ Lebensanschauung wie Lebenshaltung wieder! Darum sollte man sich viel öfter der Biografie eines Menschen zuwenden, um eine Erklärung für vielleicht unverständliches  Verhalten zu finden. Da wir nämlich zumeist von den Eltern in die Leistungs- und Erfolgsspur gedrängt wurden- konnte nichts anderes dabei rauskommen. Hätte man uns stattdessen auf die vorrangige Bedeutsamkeit  des liebevollen mitfühlenden Miteinanders hingewiesen- die ganze Welt wäre heute eine andere.

Doch wenn wir  Glück haben- dann meldet sich irgendwann im Laufe des Lebens diese innere Stimme , um uns darauf hinzuweisen,  dass es nichts Wichtigeres geben kann, als das, was wir wirklich  in uns wirklich fühlen! Dann nehmen wir Abstand wie in dem Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ von der Schönrederei und Huldigung des „Nichts“- weil es uns nämlich gar nicht glücklich machen kann. Es entspricht zwar der erlernten Vorstellung unseres Verstandes – doch nicht den Wünschen unserer Seele! Und Seele- das ist unsere wahre gottgegebene Natur!

Diese eine Stelle in dem Lied: “Wenn sie tanzt- ist sie woanders und sie ist auch WER anders“, gibt Zeugnis des Vorbeilebens an uns selbst, denn so lange wir in Situationen stecken, die uns „WER anders“ sein lassen, sind wir nicht wir selbst! In dem Moment nehmen wir der Seele die Luft zum Atmen.

Vielleicht brechen  bei solchen Erkenntnissen ganze Kartenhäuser des Verstandes zusammen- doch das wird auch der Weg in unsere Befreiung sein! Wir können nicht leben, was wir von innen gar nicht zu 100% vertreten! So werden wir niemals glücklich.

Einer Studie nach wird nicht nur von einer ungebremsten Beschleunigung in unserer Gesellschaft gesprochen, sondern auch davon, dass dieser Leistungsgedanke sich kontinuierlich im Privatbereich ausgebreitet hat. Wann bin ich eine gute Mutter/Hausfrau- ein perfekter Vater? Wann bin ich ein guter Partner- was macht ein erfülltes Sexualleben aus? Wie sieht der perfekte Partner aus? Wann liebe ich eigentlich „richtig“?

Haben wir uns schon einmal gefragt, woher wir die entsprechenden Informationen beziehen oder bezogen haben? Sind sie in uns herangewachsen oder haben wir uns die Antworten im Außen geholt?
Ich denke mal, das Letztere ist eher der Fall, wo sie uns doch „so schön“ von unserem inneren Erleben und Fühlen abschnitten! Doch sind die Antworten, die Bilder im Außen wirklich unsere gefühlte Wahrheit? Wenn ich daran denke, welche Bilder uns vermittelt werden- oft dermaßen an der Realität vorbei- mit der Tendenz, in den Menschen Minderwertigkeitsgefühle hervorzurufen! Da werden Idealbilder präsentiert, die  im Alltäglichen gar nicht umzusetzen sind.

So verhielt es sich mit dem Werbeslogan:

„Alle 11 Minuten verlieben sich bei uns zwei Menschen!“

Da fragt sich doch jeder normale Mensch voller Selbstzweifel: „Wie machen die das bloß? Was haben sie, was ich nicht habe? “Ehrlich gesagt, hat mich gerade diese Werbung sehr verärgert, denn mir wurde wieder bewusst, wie nachlässig mit der Liebe umgegangen wird! Es treffen zwei wildfremde Menschen aufeinander, um sich in 11 Minuten!!!! ihre Liebe zu gestehen??? Da kann allenfalls Sympathie bekundet werden- mehr nicht! Doch irgendwie passt es ja zu unserer schnelllebigen Gesellschaft, dass sich auch die Liebe auf Knopfdruck einstellt! So sieht es unser Verstand- doch was würde die Seele sagen? Würden wir ihrer Stimme lauschen, dann würde sie uns zuflüstern:

Die wahre Liebe ist gleich einer zarten Pflanze, die ihre ganz bestimmte Zeit des Wachstums benötigt. Es geht um eine ganz behutsame Annäherung – um den Aufbau des Vertrauens- darum, dass zwei Seelenmelodien miteinander im harmonischen Einklang schwingen.

Allerdings muss ich noch hinzufügen, dass diese Liebes-Plattform ihren Werbeeinspieler abgemildert hat und nun nur noch von Flirtmöglichkeiten spricht. Das lasse ich dann mal gelten.

Was die Definition der Liebe betrifft: dies ist für mich seit Langem ein sehr wunder Punkt- denn wahre Liebe, sie ist das kostbarste Geschenk, das wir im Leben erfahren dürfen  und jede  Abwertung verurteile ich extrem!
Mir ist auch bewusst: Unseren Erziehern war es aufgrund der eigenen Mangelsituation nicht möglich, uns diese Liebe vorzuleben- waren sie doch selbst in sich und ihren Konditionierungen gefangen!  Da saß dann halt der Verstand in Übergröße auf seinem Thron und ließ verkünden: “Willst du geliebt werden- dann hast du dafür etwas zu tun, etwas zu sein! Umsonst gibt es die Liebe jedenfalls nicht! Die musst du dir verdienen- durch Erfolg- Disziplin- Perfektion- Leistung! Dann erst bist du der Liebe wert!“

Oh, welch ein fataler Trugschluss- was wurde der Liebe damit angetan?

Immer, wenn ich mich in diesem Gedankenkreis bewege, würde ich am liebsten ein überdimensionales Radiergummi nehmen und alle diese trügerischen Kindheitsgedanken ausradieren! Diese „gestrigen“ Gedanken haben mit der Wahrheit nichts zu tun und vor allen Dingen verleihen sie der Liebe ein völlig verzerrtes Bild!

Wahre Liebe nämlich, sie ist frei von jeder Bedingung, sonst ist es keine Liebe! Liebe stellt keine Forderungen, erwartet nichts, braucht nichts- es gibt auch keine Verpflichtung. Diese Liebe will frei sein in ihrem Ausdruck und einfach nur lieben!

Wahre Liebe hat mit dem Verstand rein gar nichts zu tun – wahre Liebe ist Ausdruck der Seele und Seele  sucht nicht nach den angeblich so wichtigen äußeren Kriterien , sondern nach dem gefühlten Einklang, nach einer Seele, die sie glücklich macht, bei der sie sich einfach geborgen, angenommen und verstanden fühlen darf.

Mit Sicherheit wünsch ich mir oft, ich wäre schon früher auf dieser Bewusstseinsebene daheim gewesen- ich hätte mir viel Kummer erspart, doch damals war ich halt weit entfernt von meinem Innenleben und bezog meine Wahrheiten aus dem Verstand. Da hab ich dann auch tüchtig mit der Masse das eigentlich nicht vorhandene „Nichts“ für gültig erklärt…nur,  ehrlich gesagt, war es immer mit Schmerz verbunden.


Wie sagte Christian Morgenstern einmal:

Leben ist die Suche des „Nichts“ nach dem Etwas!“

Ich denke, dass genau darum unsere innere Sehnsucht auch nie aufhören wird- weil da halt die unbekannte Schönheit des „Etwas“ auf uns wartet- „Etwas“, an das wir uns nur wieder erinnern müssen- wenn der Verstand schweigt und die Seele erblüht.

*Linda*

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