Mittwoch, 1. März 2017

Was ich bin, ist nichts- was ich suche, ist alles!










Was ich bin, ist nichts- was ich suche, ist alles!

Wollte ich eine meiner wertvollsten Wegerfahrungen anführen- so zählt dazu die Erkenntnis, dass der Weg erst dann leicht wird, wenn wir bereit sind, mit diesem Leben zusammen zu arbeiten und ihm eine weise Führung zugestehen, die fernab ist von allem, was wir jemals verstehen werden können.

Und es ist gut so- weil es in diesem Leben um ganz andere Dinge geht wie Erfolg, materiellen Reichtum, Ansehen usw. Wir sind hier, weil Gott uns unsagbar liebt und uns alle Chancen der Welt erteilt, in eine Form von Liebesbewusstsein hineinzuwachsen, das wir so noch nie kennen lernten.

Nicht ohne Grund kam ein mir unbekannter Verfasser zu der Feststellung:
             

„Was ich bin, ist nichts- was ich suche, ist alles.“


Genauso hätte er sagen können: Alles, was ich bisher im Leben als ultimativ und erstrebenswert  ansah, hat im Grunde niemals meine tiefe Sehnsucht stillen können Immer war da dieses Gefühl, dass das gewisse „Etwas“ fehlt- aber niemand in der oberflächlichen Welt konnte mir sagen, was es ist.

Die folgenden Aussagen jener lebenserfahrenen Männer geben ein Zeugnis davon ab, was ihrer Ansicht nach wirklich im Leben zählt und wir werden merken, dass es absolut konträr zu dem steht, was uns ständig übermittelt wurde/ wird.

Rumi zum Beispiel sagte:

Im Frieden ist derjenige,
der nicht davon betroffen ist,
ob er mehr oder weniger hat.

Rumi


Wodurch werden Glück und Würde
lange Zeit erhalten?
Durch nichts mehr als Bescheidenheit.

Unbekannt

Das ist die Erkenntnis der Natur:
Das Weiche, Schwache wird das Harte und Starke überdauern

Lao- tse


Am Ende zählt nur,
wie oft und wie tief wir liebten.

Von unbekannt


Wage ich nun einen kleinen Rundblick durch unsere gegenwärtige Welt, dann finde ich komischerweise nur selten Bilder, die mir etwas von gelebter Bescheidenheit, dem Weichen und Schwachen erzählen- von Bildern des liebevollen Miteinanders! Da sind Schauplätze der Macht, des Krieges, des Strebens um Ansehen, Gewinn. Da geht es eher nach der Devise: Auge um Auge- Zahn um Zahn…….da wird die Schwäche des Schwachen ausgenutzt, um sich selbst zu erheben!

Doch das ist Fakt:

Macht ist blind gegen Wahrheit und Recht-

ganz gewiss blind in bezug auf die Schönheit des Lebens.

Klages


Der Frieden- er kann sich aber erst einstellen, wenn die Macht der Liebe stärker ist als diese Liebe zur Macht! Der Machtwille ist der größte Feind des Menschen!Doch wann darf diese Erkenntnis in den Menschen erwachen? Wann wird uns klar, dass auf uns ein ganz anderes Leben wartet- dass vor allen Dingen Gott sehr geduldig auf uns wartet, bis wir uns für dieses Leben und auch für die wahre Liebe öffnen! Auch wenn wir Gott nicht zugetan sind- wir werden seine Absicht irgendwann spüren.



Gott lässt Gras wachsen auf den hohen Bergen-

aber als liebender Gott hat er seinen schönen Blumen

den Aufenthalt mehr im tiefen Tal angewiesen.

W. Raabe


Irgendwann, da werden wir unseren Lebensirrtum anerkennen und wissen, dass der Schmerz in unserem Leben unerlässlich war/ ist, damit wir in ein neues Bewusstsein wachsen können/ konnten- Stufe um Stufe. Je mehr wir dann an unseren alten Wunden leiden, umso mehr wachsen wir in die neue Wahrheit/ in unser neue Leben hinein. 



„Trauer reinigt unser Haus, damit die Liebe einziehen kann.“



Gut, wir können nun abwinken, angesichts dieser Aussage- doch Leben wird dranbleiben, indem es uns wieder und wieder in Situationen steckt, in denen uns das Unbewusste bewusst gemacht wird. Und es handelt nicht aus böser Absicht oder um uns zu quälen- es agiert im Sinne unserer Seele, die nach ihrer Befreiung und dem Ausdruck unseres „Mensch- Seins“ ruft.

Lange genug haben wir an uns selbst vorbeileben müssen- haben im Außen nach Lob, Erfüllung, Bestätigung, Aufmerksamkeit gesucht…..haben gefragt: Was müssen wir denn tun, wie müssen wir sein, was müssen wir haben- um der Liebe wert zu sein?

Diese Antwort aber finden wir niemals da draußen- diese Antwort können und müssen wir uns  selbst geben! Nicht ohne Grund schrieb ich einst: Der Mensch muss bereit sein, sich wenigstens für einen gewissen Zeitraum als Insel zu sehen, zurückgeworfen auf sich selbst und alles, was er in sich spürt. Dazu fielen mir damals unterschiedliche Bilder ein:

Ich treffe mich zu einem Rendezvous mit mir selbst-

ich trete vor den Traualtar des Lebens und gehe eine Liebesheirat mit mir selbst ein…

Liest sich jetzt wieder recht egoistisch, selbstverliebt- und doch ist es genau das, was die Voraussetzung darstellt, um überhaupt ein fruchtbares Miteinander leben zu können.

Es gibt einen sehr schönen Satz, der lautet:


„Die neue Form von Beziehung : wir verschenken unser Haben!“

Doch um das zu ermöglichen, müssen wir uns im Vorfeld auf die Suche machen nach den Schätzen, die wir in uns tragen- frei werden von der Illusion, wir könnten uns selbst nichts geben, es seien lediglich die Anderen, die uns unseren Wert aufzeigen! Alles Blödsinn. In uns, da ist eine Quelle, die nur darauf wartet, wieder sprudeln zu dürfen!

  Von daher sehe ich es als dermaßen wichtig an, in welchem Umfeld wir uns bewegen. Ist es eine Atmosphäre, in der wir wirklich wachsen können- die uns Bestätigung zuspricht, die uns bereichert, die uns beim Laufen, Hinfallen und Aufstehen behilflich sein kann? Finden wir jene Menschen, die so viel Eigenenergie haben, dass sie sich über unser Glück und unser Fortkommen mitfreuen?

Der Weg ist gewiss nicht einfach zu gehen- er wird auch von Rückschlägen gekennzeichnet sein, braucht viel Kraft zum Durchhalten- sehr viel innere Einkehr- das dürfen wir uns immer wieder sagen. Doch wenn wir wissen, wohin wir unterwegs sind, warum wir all die Strapazen auf uns nehmen, dann ist da eine immense treibende innere Kraft!


Seele und Leben lassen uns ja nicht allein- immer und immer wieder erhalten wir neue Impulse- werden mit unserem ganz individuellen Problemtypus konfrontiert, damit wir ihn erlösen, damit wir uns von all den alten  Fesseln befreien können.

Und eines dürfen wir nicht vergessen! Es ist dieses Kind in uns!

Ich glaub, es war Martin Uhlemann, der einmal schrieb:

„Wir werden den Himmel auf Erden nur erschaffen können, wenn wir das Kind in uns an die Hand nehmen und ihm unsere Zuwendung schenken!“

Ich steh voll zu seiner Aussage, auch wenn sie oft bezweifelt wird. Wir dürfen und müssen uns aber vor Augen führen, dass dieses verletzte, zum Teil gedemütigte, traurige, wütende, vernachlässigte, fragende, sich nach Wärme und Liebe sehnende Kind bis zum letzten Tage in uns ist und uns durch unser ganzes Leben begleitet! Wir nehmen es mit in Partnerschaften, in zwischenmenschliche Begegnungen, in den beruflichen Bereich und sogar in dem sexuellen Bereich wird es anwesend sein.

 Pierre Stutz fand den Mut, sich zu seinem Kind zu bekennen:



Mein inneres Kind

Mein inneres Kind hält in der Hand einen leuchtenden Stern,
der mich verspielt sein lässt.

Mein inneres Kind nimmt mich an die Hand-
begleitet mich zu dem Ort meiner tiefen Verwundung.

Mein inneres Kind begleitet mich auch zu meiner Lebenskraft und Verletzlichkeit.

Mein inneres Kind erinnert mich liebevoll an die heilende Kraft, die durch mich fließt.

Pierre Stutz


Sicher, da ist in uns ein Ort der tiefsten Verwundung, der Verletzungen- aber dieser Ort spricht auch von einer Welt, die bis zum heutigen Tage nichts von ihrer damaligen Schönheit verloren hat! Dieser tiefe Kern in uns, hinter all den Schutzmauern- der lebt- es bedarf nur des sich Erinnerns!

Und hier findet sich ein Weg, indem wir  uns auf das besinnen, was uns zu berühren vermag- denn  was uns berührt- ist auch in uns- sonst könnten wir es nicht wahrnehmen. Wahrscheinlich zehrte ich immer, wenn auch unbewusst von dem Umstand, dass ich den Kontakt zu meinem Kind nicht verlor- ebenfalls unbewusst ließ ich mich von dem leiten, was in mir rief. Auch wenn ich längst erwachsen bin- es hindert mich nicht daran, möglichst viele Augenblicke zu kreieren und genießen, in denen mein Kind mit seinen Neigungen und Wünschen einbezogen wird. Es heißt nämlich auch so passend:

„Glück ist die Erfüllung von Kinderwünschen“ und wer in sich spürt, wird sich automatisch zu dem hingezogen fühlen, was auch in früher Kindheit Freude, Spaß, Staunen bereitete. Nein, ich fühle mich nicht zu erwachsen für die kindliche Freude in mir, weil das dabei entstehende Gefühl ganze Bände spricht. Zudem bin ich mir mehr als bewusst, dass ich für dieses Kind eine enorme Verantwortung trage, will es Schritt für Schritt in die Heilung kommen.

„Mein inneres Kind erinnert mich liebevoll an die heilende Kraft, die durch mich fließt.“

Da gibt’s einen ganz besonderen Song mit dem Inhalt:

„Sag mir, ob du verstehst, dass wir ein Wunder sind- auch wenn diese Welt immer blinder wird für Wunder. Mit uns wurde ein Wunder wahr, wenn unsere wundervollen „Wunderfinder Kinderaugen“ wieder glänzen!“

Ich weiß- es liest sich gewöhnungsbedürftig, fragwürdig in einer nüchternen abgeklärten kalten berechnenden Welt wie dieser- und doch wird es der einzige Weg sein, um in unseren Seelenfrieden zu kommen. Wir haben ja eh nichts zu verlieren, wenn wir uns das unsichere Machtgebilde da draußen anschauen, das seine Stabilität längst verloren hat. Ich hab mir irgendwann vorgenommen: Ich brauche ETWAS, das mich durch alle Zeiten hindurchträgt, das mir eine Sicherheit verleiht, die mir niemand mehr nehmen kann! Und das ist halt das Gefühl, in mir selbst daheim zu sein! Da kann doch im Außen passieren, was will- mein Haus steht auf festem Fundament und wenn der Sturm  noch so tobt!

Wenn ich mich am letzten Tage noch einmal zurückbesinne auf mein Leben, um mich an die schönsten Phasen zu erinnern, dann wird es definitiv die Zeit sein, als ich mich aufmachte in meinen Seelenfrieden. Und ich werde nicht mit Groll auf all den vorangegangenen Schmerz   blicken, sondern ein Lächeln im Gesicht tragen- weil ich weiß: es war gerade der Schmerz, der mich reisefähig machte- halt dieser Aufenthalt im tiefen Tal des Lebens!



Die Sonne lehrt uns die Sehnsucht nach dem Licht,
doch es ist die Nacht, die uns zu den Sternen erhebt.

Khalil Gibran

Pierre Stutz hatte ähnliche Gedanken:

„Ohne Frage, wir sind herausgefordert- die Nacht, das Schwere, den Schmerz anzunehmen und in unser Dasein einzubinden, doch im Nachhinein werden wir diese heilende Kraft der Nacht erkennen, in deren Stunden die Liebe in uns neu geboren wurde.“

Sind wir etwa der Ansicht, unser Leben würde ins Leere laufen- wäre lediglich ein Gemisch aus Freud, Leid, Erfolg und Misserfolg? Oh nein, ganz gewiss nicht- Leben ist so viel mehr, wenn wir ihm seine unergründliche Tiefe zugestehen. Wir müssen nicht alles verstehen, einordnen, vorhersehen können- wir müssen nur vertrauen, dass alles, so wie es ist in jedem Augenblick einer höheren Ordnung unterliegt, die genau weiß, warum es so oder so geschehen muss. In jedem Moment wird immer das Richtige geschehen- es bedarf nur des Vertrauens.


*Linda*

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen