Sonntag, 26. März 2017

Sind wir „entwurzelte“ Menschen?









Sind wir „entwurzelte“ Menschen?

Eigentlich bin ich kein allzu großer Freund meines Fernsehers- doch neulich schaffte es eine Sendung, mich wahrlich 3 Stunden zu fesseln! Es handelte sich um eine Dokumentation über Neuseeland, kurz betitelt als das „Paradies auf Erden“. Dass es  zu Recht so beschrieben werden durfte, zeigte mir die mehrstündige Rundreise auf, denn dieses Paradies ist in Punkto natürlicher Schönheit und Vielfältigkeit kaum zu übertreffen! Alles, was wir uns an Naturerscheinungen vorstellen können: Neuseeland hält es bereit- in Hülle und Fülle! 




Da kommt schon so etwas wie Demut auf, denn ich weiß nicht mehr zu sagen, wie viele Regionen Neuseelands von unberührter Natur sprechen! Absolute Einsamkeit! Da ist die Natur noch „ganz unter sich“.

Ein Satz des Reiseführers in Bezug auf eine gewaltige Bergregion  ließ mich dementsprechend still werden:

„Der Mensch darf hier nur beobachten- er ist nur Gast!“




Als Gast empfand sich auch ein Taucher, der seine Faszination für die Schönheit der Unterwasserwelt mit den Worten zum Ausdruck brachte:

„Wenn ich hier unten bin, dann fühle ich mich so lebendig wie noch nie- es ist einfach Magie!“

Oder jene Frau, die sich nach einem Leben in der Großstadt dazu entschloss, den Rest ihres Daseins völlig allein mitten in der Natur zu verbringen-   sich aber angesichts ihrer natürlichen Umgebung absolut nicht allein fühlte. Sie hatte ihren Worten nach endlich ihren ersehnten  Frieden gefunden!


Wie vielen glücklichen zufriedenen Menschen durfte ich auf dieser Fernsehreise begegnen! Sie sprachen von einem tiefen Heimatgefühl, spürten eine ebenso tiefe Verbundenheit zu allem Natürlichen und wollten nie wieder von diesen Orten fort! Irgendwie konnte ich es verstehen, denn wer verlässt schon das Paradies, wenn er es einmal gefunden hat? Nicht unbegründet vermochte mich diese Dokumentation  zu bereichern, gab sie mir doch wieder einmal Bestätigung auf meine Frage: Wo sind wir Menschen wirklich zu Hause? Wo finden wir die so wichtigen Wurzeln?

Nur mal so- ein nachdenklicher Text von Phil Bosmans:

„Vielleicht kommt eine Zeit, irgendwann im 21. Jahrhundert, dass der Mensch auf seinem suchenden Weg verwiesen wird an den Zentralcomputer, der ausgerüstet ist mit allem verfügbarem Wissen. Dann werden die Fragen wohl mehr denn je Sinnfragen sein, die der materielle Fortschritt nicht beantworten kann. Hoffentlich wird der Mensch dann wieder anklopfen bei den alten Philosophen und Mystikern. Es sei denn, es wären nur Fragen erlaubt, die der Computer beantworten kann und alle metaphysischen Fragen wären verboten, weil der Zentralcomputer sonst sprachlos würde.


Der Mensch ist und bleibt in seinem tiefsten Wesen ein Sucher, aber meistens wagt er es nicht, weit genug zu gehen. Meistens folgt er falschen Göttern, die ihm ein glänzendes Paradies versprechen. Aber wenn er dann hineintritt, zerplatzt es wie eine Seifenblase.“

Phil Bosmans

Ich könnte nun auch sagen: Der Mensch bleibt in seinem tiefsten Wesen ein Suchender und eigentlich sucht er „nur“ seinen Ursprung wieder- ihn treibt- wenn auch unbewusst die Sehnsucht nach seinen Wurzeln des Seins!

In Worte gefasst von Phil Bosmans:


Menschen suchen ihr Leben lang
auf vielen Wegen, Umwegen und Irrwegen
einen festen Ort-
einen Heimathafen-
ein Herz und eine sanfte Hand-
eine stille Gegenwart, die bleibt.

Menschen suchen den großen Strom,
der sie hinführt in den Hafen,
in dem sie für immer geborgen sind.

Phil Bosmans


Liest man seine Worte, so scheinen sie vielleicht banal zu sein und doch sprechen sie die geheimste menschliche Wahrheit aus: Wir haben Sehnsucht nach unserem Heimathafen- Sehnsucht nach dem einen Ort, an dem wir einfach wieder die/ der sein können, der/ die wir sind- ein Ort, an dem unsere Seele zur Ruhe kommt , von tiefem Frieden und tiefer Erfüllung  spricht. Irgendwann sind wir diese kräftezehrende  Sucherei  leid, haben tief ins drinnen immer gespürt, dass „ihre“ Versprechungen eh nur ins Leere laufen……denn sie erfüllen uns nicht wirklich!


Sie sprechen ständig nur den Verstand an, obwohl wir doch alle diese zarten verletzlichen berührbaren Seelen sind mit so viel Sehnsucht nach der tiefen Wahrheit des Lebens! Menschliches Glücklichsein ist nämlich keine Frucht von Wissenschaft und Technik- menschlicher wird die Welt halt „nur“ durch gelebte Menschlichkeit. Ein erfülltes Leben ist nur in Beziehungen denkbar- in einem ergänzenden wertschätzenden Miteinander.
Ja, Goethe schrieb nicht ohne Grund, dass uns eine erfolgreiche Lebensreise wieder zu unseren Anfängen der Kindheit zurückführen wird, denn nur dann werden wir die Schönheit des Paradieses  auf Erden erfahren können!

So lange wir aber meinen, soooooo erwachsen und vernünftig sein zu müssen- uns entsprechend ihrer Vorgaben zu verhalten -  kann es nicht klappen! Wer mit dem Verstand unterwegs ist, wird niemals ankommen! Erst im Einklang mit unserem Innenleben, mit dem, was wir wirklich FÜHLEN,   finden wir zurück nach Hause- dann, wenn wir unsere ureigene Seelenmelodie wieder vernehmen, wenn wir uns nach dem richten, was als Wahrheit in uns lebt. Wir dürfen uns guten Gefühls wieder auf unsere Wurzeln besinnen!

Der französische Dichter Antoine de Saint Exupery erzählt in seinem Buch „Der kleine Prinz“ von einem jungen Prinzen, der von einem fremden Stern auf unsere Erde kommt. Er durchquert die Wüste und trifft dort eine Blume. „Guten Tag“, sagt er und fragt dann höflich nach den Menschen. Die Blume erinnert sich, dass sie eine Karawane hat vorbeiziehen sehen und gibt zur Antwort: „Es gibt wohl sechs oder sieben von ihnen. Aber man weiß nie, wo sie zu finden sind. Der Wind verweht sie. Es fehlen ihnen nämlich die Wurzeln. Das ist sehr übel für sie.“ „Adieu“, sagt der kleine Prinz und geht nachdenklich davon.

Der Mensch braucht seine Wurzeln- solche, die ihm einen verlässlichen Halt geben, ihm einen Standpunkt für sein Leben ermöglichen- wollen wir uns nicht von den äußeren Meinungen sagen lassen, was wir zu denken und zu tun haben- wollen wir nicht in die Gefahr geraten, gelebt zu werden und uns dadurch zu verlieren.

Ich werde niemals vergessen, wie anstrengend, langwierig, aber auch zugleich bereichernd es  war, mich auf meinem Weg endlich aus dem Gefängnis der allgemein gültigen Wahrheiten zu befreien! Es handelte sich nämlich um Wahrheiten, die meiner Lebensanschauung überhaupt nicht entsprachen und ich suchte so lang in mir herum, bis ich meine individuellen Wahrheiten fand, inklusive der entsprechenden Werte für mein zufriedenes Leben! Und da setzte ich konsequent einen dicken Punkt hinter. In dieser Verantwortung stand ich bezüglich des mir geschenkten Lebens. Ich glaub, das war der wichtigste Schritt in mein selbstbestimmtes Dasein, denn er führte mich zu meinen Wurzeln und in eine neue Sichtweise

Für mich zählt es noch heute zur Misere der frühen Zeit, als „sie“ uns partout keine ehrliche Antwort geben konnten auf die Frage: “Was macht die wahre Liebe aus?“ „Sie“ lebten halt wie ihre Ahnen aus dem Verstand und knüpften Liebe ständig an irgendwelche Bedingungen! Fleißig sollten wir sein- es zu etwas bringen- anders werden- aus uns musste ja schließlich erst noch etwas werden- ihrem Beispiel sollten wir folgen- perfekt sein, so wie sie und „ihre“ Vorstellungen von Leben! Dann gab es zur Belohnung auch die Liebe! Was blieb uns denn Anderes übrig, als ihren Anweisungen und Erklärungen zu folgen??? Haben wir sie hinterfragt? Nein, sie wurden uns auf den Leib geschneidert, so wie all die damit verbunden Rollen, die wir spielten!

Schau ich heute auf das Weltgeschehen und beobachte die Haltungsweise führender Personen, dann schüttel ich zwar oft den Kopf- doch es ist mir  klar, dass auch ihre Haltungen den Ursprung in der Kindheit haben. Dieses Eingeatmete lässt  einfach nicht los, diese völlig falsche Darlegung der „Liebe“, für die man ständig etwas tun, sein oder haben muss! Klar schmerzt es, wenn man irgendwann erspürt, dass die frühen Anleitungen nicht zutreffend waren und gar nicht zu der Erfüllung führen, die man uns vorhersagte. Da darf man dann schon sehr enttäuscht sagen:“Was habt ihr uns für einen Unsinn erzählt? Was habt ihr damit der Liebe angetan, dem kostbarsten Geschenk des Lebens?“

Diese innere Unzufriedenheit- dieses ständige Suchen nach dem gewissen „Etwas“- das gab Zeugnis davon, dass irgendetwas nicht stimmte an „ihren“ Ausführungen über die Liebe und das Leben! Eine Liebe, die ihre Quelle im Verstand hat, ist niemals wahre Liebe und wenn ich mir nebenher so anschaue, was die Verstandes-Medien uns für ein Bild der Liebe verkaufen wollen, dann wende ich mich ab. Es ist ja so was am Menschen, an seinen eigentlichen Bedürfnissen und allem Natürlichen vorbei! Und der Grund: Der Leistungs- und Perfektionsgedanke macht auch vor der Liebe nicht Halt- ganz schlimm, wenn die Liebe und die Sexualität  irgendwelchen Leistungs-Schubladen zugeordnet werden und sich an Bildern orientieren, die der Wahrheit entbehren! Aber so erzeugt man halt die Unzufriedenheit und das Gefühl der Unzulänglichkeit in den Menschen und „in schwach“ und unzufrieden sind wir als ewig Suchende  besser zu beeinflussen.

Da schwenke ich sehr rasch um und gehe ins total Gegenteilige, indem ich sage:

 Wer es schafft, das innere Kind wieder in sich zu wecken, wer es zulässt, an ein Leben voller Wunder zu glauben, der ist auf dem Weg in ein neues Leben!



Um mich herum sind die Wunder des Lebens
und das größte Wunder ist das Leben selbst.
Ich habe gelernt, wie ein Kind zu staunen
und alles, was gut und schön ist,
voller Freude zu bewundern.
Erst wenn das Kind in mir stirbt,
sterben alle meine Träume
und es gibt keine Wunder mehr.

Phil Bosmans

Ja, wir begeben uns auf eine völlig neue Bewusstseinsebene und erinnern uns daran, was wir in frühester Zeit als Kinder wie selbstverständlich lebten! Damals waren wir nämlich von rein gar nichts getrennt- wir fühlten uns mit ALLEM, was war, auf natürliche Weise  verbunden! Die Natur war unser Zuhause. Wir waren sozusagen geerdet und ohne Frage besaßen wir das bunteste aufregendste wunder- vollste Natur-Spielzimmer der Welt.

Damals spürten wir es wie von allein:


Alles ist miteinander verbunden.

Ein wunderbares Gewebe,
Tausende von feinen lebendigen Fäden
verbinden Menschen mit Menschen
und mit der ganzen Natur-
mit den Wolken am Himmel
und mit dem Wasser in den Flüssen-
mit den Vögeln in der Luft,
mit den Fischen im Meer,
den Tieren auf dem Land,
mit Blumen und Bäumen,
mit den bunten Schmetterlingen,
den kleinen Käfern
bis hin zu den Millionen
von beinahe unsichtbaren Lebewesen
über und unter der Erde.

Phil Bosmans


Ich denke gerade wieder an den Taucher in Neuseeland. Er sprach von einem magischen Erleben- fühlte eine wohltuende Lebendigkeit- für mich kam es geradezu als Euphorie herüber! Lebendig fühlt sich ein Mensch aber nur dann, wenn seine Seele berührt wird, wenn er sich bis in die letzte Faser spüren kann. Dieser Mann wird seine Verbindung gespürt haben mit dem, was ihn umgab- lediglich als „nur“ ein Teil des Ganzen.

Auch jene Frau, die ihr Domizil inmitten der einsamen Berglandschaft fand und von Seelenfrieden sprach- ihre Seele hat nun den Frieden gefunden, ebenfalls durch das  Gefühl, eingebettet zu sein in ein großes Ganzes.

 Da fällt mir gerade noch die Aussage eines Mannes ein, der die Aufsicht über einen großen Naturpark führte: „Eigentlich ist der ganze Park so was wie mein Büro und irgendwie empfinde ich mich während meines Tuns als ein Teil dieses Parks!“

Ich denke, wir haben es hier mit den glücklichsten Menschen der Welt zu tun, die  ihr Paradies auf Erden fanden und mit Sicherheit zu ihren Wurzeln zurückkehrten!

Mir ist bewusst, dass meine Worte wieder ein völlig anderes Weltbild vermitteln, doch meiner Ansicht nach sind wir nur dort wirklich heimisch, wo wir in Verbindung treten können mit allem Natürlichen! Echte ehrliche Kommunikation von Mensch zu Mensch auf Seelenebene , das ist für mich Erfüllung! Eintauchen in die Schönheiten der Natur, sich mit allen Sinnen hingeben, auch das spricht von innerer Erfüllung! Warum hat uns Gott sonst so viele Sinne geschenkt? Damit wir dieses Leben in seiner Vielfalt voll auskosten können und das nicht nur virtuell, sondern hautnah, spürbar!

Nichts ist ohne Sinn

Ich weiß,
auch wenn ich es wissenschaftlich nicht beweisen kann,
dass die Blumen nicht einfach blühen.
Sie blühen zur Freude der Schmetterlinge,
zur Schönheit der Erde
und zur Freundschaft unter den Menschen.

Der Mond ist nicht einfach eine Art Straßenlaterne,
sondern er steht am Himmel
für den Traum der Menschen.
Die Amsel, die an meinem Fenster singt,
hat eine Botschaft am Morgen
und der Regenbogen,
der sich über den Himmel wölbt
und an zwei Enden die Erde berührt,
lässt mich an der Autobahn halten
wegen des Wunders seiner Farben.

Äpfel hängen am Baum,
dass Menschen sie pflücken
und der Schnee fällt
in dicken Flocken vom Himmel,
dass die Kinder sich daran freuen.

Phil Bosmans


Ein jeder trägt in sich so viele Antennen, die auf natürlichen Empfang gehen möchten, wenn wir uns nur der Resonanzfähigkeit wieder bewusst werden.
In uns wartet so viel Lebendigkeit des Seins und wenn es sich auch sehr reduziert liest: in uns wartet das Kind, dass wir es an die Hand nehmen und mit ihm seine so vertraute kunterbunte Welt von einst wieder erobern. Ja, es geht um die Rückkehr zu unseren Wurzeln und die wird uns wohl kaum ein digitales, vom Fortschritt und Verstand durchzogenes Zeitalter ermöglichen!

Im Gegenteil, es wird das Einfache, Natürliche sein, das uns erfreut, das uns berührt, das uns lachen lässt und von Leichtigkeit spricht! Vielleicht geht es wirklich nur darum, dass wir mal versuchsweise die Richtung wechseln- weg von all den Glücksversprechungen der materiellen Welt und hingewandt zur inneren Stimme. Sie erzählt uns garantiert etwas völlig Anderes!

Auch wenn ich die folgenden Worte schon einmal anführte, ich finde sie halt sehr schön! So liest sich nämlich Seelensprache:

„Du bist ein wunderbares Wesen
in einer wunderbaren Welt,
das ein Abenteuer voller Wunder erlebt-
fühle dich begleitet und geführt auf all deinen Wegen:
Du bist niemals allein.“

Hätten „sie“ uns das in früher Zeit gesagt- es wäre ein wunder- volles Leben daraus erwachsen, so, wie es von Gott gedacht ist und vor allen Dingen wäre es unser lebenswertes Leben gewesen!

*Linda*

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