Sind wir „entwurzelte“ Menschen?
Eigentlich bin ich kein allzu großer Freund meines
Fernsehers- doch neulich schaffte es eine Sendung, mich wahrlich 3 Stunden zu
fesseln! Es handelte sich um eine Dokumentation über Neuseeland, kurz betitelt
als das „Paradies auf Erden“. Dass es zu
Recht so beschrieben werden durfte, zeigte mir die mehrstündige Rundreise auf,
denn dieses Paradies ist in Punkto natürlicher Schönheit und Vielfältigkeit
kaum zu übertreffen! Alles, was wir uns an Naturerscheinungen vorstellen können:
Neuseeland hält es bereit- in Hülle und Fülle!
Da kommt schon so etwas wie Demut auf, denn ich weiß nicht
mehr zu sagen, wie viele Regionen Neuseelands von unberührter Natur sprechen! Absolute
Einsamkeit! Da ist die Natur noch „ganz unter sich“.
Ein Satz des Reiseführers in Bezug auf eine gewaltige
Bergregion ließ mich dementsprechend
still werden:
„Der Mensch darf hier nur beobachten- er ist nur Gast!“
Als Gast empfand sich auch ein Taucher, der seine
Faszination für die Schönheit der Unterwasserwelt mit den Worten zum Ausdruck
brachte:
„Wenn ich hier unten bin, dann fühle ich mich so lebendig
wie noch nie- es ist einfach Magie!“
Oder jene Frau, die sich nach einem Leben in der Großstadt
dazu entschloss, den Rest ihres Daseins völlig allein mitten in der Natur zu
verbringen- sich aber angesichts ihrer
natürlichen Umgebung absolut nicht allein fühlte. Sie hatte ihren Worten nach
endlich ihren ersehnten Frieden
gefunden!
Wie vielen glücklichen zufriedenen Menschen durfte ich auf
dieser Fernsehreise begegnen! Sie sprachen von einem tiefen Heimatgefühl,
spürten eine ebenso tiefe Verbundenheit zu allem Natürlichen und wollten nie
wieder von diesen Orten fort! Irgendwie konnte ich es verstehen, denn wer
verlässt schon das Paradies, wenn er es einmal gefunden hat? Nicht unbegründet
vermochte mich diese Dokumentation zu
bereichern, gab sie mir doch wieder einmal Bestätigung auf meine Frage: Wo sind
wir Menschen wirklich zu Hause? Wo finden wir die so wichtigen Wurzeln?
Nur mal so- ein nachdenklicher Text von Phil Bosmans:
„Vielleicht kommt eine Zeit, irgendwann im 21. Jahrhundert,
dass der Mensch auf seinem suchenden Weg verwiesen wird an den Zentralcomputer,
der ausgerüstet ist mit allem verfügbarem Wissen. Dann werden die Fragen wohl
mehr denn je Sinnfragen sein, die der materielle Fortschritt nicht beantworten
kann. Hoffentlich wird der Mensch dann wieder anklopfen bei den alten
Philosophen und Mystikern. Es sei denn, es wären nur Fragen erlaubt, die der
Computer beantworten kann und alle metaphysischen Fragen wären verboten, weil
der Zentralcomputer sonst sprachlos würde.
Der Mensch ist und bleibt in seinem tiefsten Wesen ein
Sucher, aber meistens wagt er es nicht, weit genug zu gehen. Meistens folgt er
falschen Göttern, die ihm ein glänzendes Paradies versprechen. Aber wenn er
dann hineintritt, zerplatzt es wie eine Seifenblase.“
Phil Bosmans
Ich könnte nun auch sagen: Der Mensch bleibt in seinem
tiefsten Wesen ein Suchender und eigentlich sucht er „nur“ seinen Ursprung
wieder- ihn treibt- wenn auch unbewusst die Sehnsucht nach seinen Wurzeln des
Seins!
In Worte gefasst von Phil Bosmans:
Menschen suchen ihr Leben lang
auf vielen Wegen, Umwegen und Irrwegen
einen festen Ort-
einen Heimathafen-
ein Herz und eine sanfte Hand-
eine stille Gegenwart, die bleibt.
Menschen suchen den großen Strom,
der sie hinführt in den Hafen,
in dem sie für immer geborgen sind.
Phil Bosmans
Liest man seine Worte, so scheinen sie vielleicht banal zu
sein und doch sprechen sie die geheimste menschliche Wahrheit aus: Wir haben
Sehnsucht nach unserem Heimathafen- Sehnsucht nach dem einen Ort, an dem wir
einfach wieder die/ der sein können, der/ die wir sind- ein Ort, an dem unsere
Seele zur Ruhe kommt , von tiefem Frieden und tiefer Erfüllung spricht. Irgendwann sind wir diese
kräftezehrende Sucherei leid, haben tief ins drinnen immer gespürt,
dass „ihre“ Versprechungen eh nur ins Leere laufen……denn sie erfüllen uns nicht
wirklich!
Sie sprechen ständig nur den Verstand an, obwohl wir doch
alle diese zarten verletzlichen berührbaren Seelen sind mit so viel Sehnsucht
nach der tiefen Wahrheit des Lebens! Menschliches Glücklichsein ist nämlich
keine Frucht von Wissenschaft und Technik- menschlicher wird die Welt halt
„nur“ durch gelebte Menschlichkeit. Ein erfülltes Leben ist nur in Beziehungen
denkbar- in einem ergänzenden wertschätzenden Miteinander.
Ja, Goethe schrieb nicht ohne Grund, dass uns eine
erfolgreiche Lebensreise wieder zu unseren Anfängen der Kindheit zurückführen
wird, denn nur dann werden wir die Schönheit des Paradieses auf Erden erfahren können!
So lange wir aber meinen, soooooo erwachsen und vernünftig
sein zu müssen- uns entsprechend ihrer Vorgaben zu verhalten - kann es nicht klappen! Wer mit dem Verstand
unterwegs ist, wird niemals ankommen! Erst im Einklang mit unserem Innenleben,
mit dem, was wir wirklich FÜHLEN, finden wir zurück nach Hause- dann, wenn wir
unsere ureigene Seelenmelodie wieder vernehmen, wenn wir uns nach dem richten,
was als Wahrheit in uns lebt. Wir dürfen uns guten Gefühls wieder auf unsere
Wurzeln besinnen!
Der französische Dichter Antoine de Saint Exupery erzählt in
seinem Buch „Der kleine Prinz“ von einem jungen Prinzen, der von einem fremden
Stern auf unsere Erde kommt. Er durchquert die Wüste und trifft dort eine
Blume. „Guten Tag“, sagt er und fragt dann höflich nach den Menschen. Die Blume
erinnert sich, dass sie eine Karawane hat vorbeiziehen sehen und gibt zur
Antwort: „Es gibt wohl sechs oder sieben von ihnen. Aber man weiß nie, wo sie
zu finden sind. Der Wind verweht sie. Es fehlen ihnen nämlich die Wurzeln. Das
ist sehr übel für sie.“ „Adieu“, sagt der kleine Prinz und geht nachdenklich
davon.
Der Mensch braucht seine Wurzeln- solche, die ihm einen
verlässlichen Halt geben, ihm einen Standpunkt für sein Leben ermöglichen-
wollen wir uns nicht von den äußeren Meinungen sagen lassen, was wir zu denken
und zu tun haben- wollen wir nicht in die Gefahr geraten, gelebt zu werden und
uns dadurch zu verlieren.
Ich werde niemals vergessen, wie anstrengend, langwierig,
aber auch zugleich bereichernd es war,
mich auf meinem Weg endlich aus dem Gefängnis der allgemein gültigen Wahrheiten
zu befreien! Es handelte sich nämlich um Wahrheiten, die meiner
Lebensanschauung überhaupt nicht entsprachen und ich suchte so lang in mir
herum, bis ich meine individuellen Wahrheiten fand, inklusive der
entsprechenden Werte für mein zufriedenes Leben! Und da setzte ich konsequent
einen dicken Punkt hinter. In dieser Verantwortung stand ich bezüglich des mir geschenkten
Lebens. Ich glaub, das war der wichtigste Schritt in mein selbstbestimmtes
Dasein, denn er führte mich zu meinen Wurzeln und in eine neue Sichtweise
Für mich zählt es noch heute zur Misere der frühen Zeit, als
„sie“ uns partout keine ehrliche Antwort geben konnten auf die Frage: “Was
macht die wahre Liebe aus?“ „Sie“ lebten halt wie ihre Ahnen aus dem Verstand
und knüpften Liebe ständig an irgendwelche Bedingungen! Fleißig sollten wir
sein- es zu etwas bringen- anders werden- aus uns musste ja schließlich erst
noch etwas werden- ihrem Beispiel sollten wir folgen- perfekt sein, so wie sie
und „ihre“ Vorstellungen von Leben! Dann gab es zur Belohnung auch die Liebe! Was
blieb uns denn Anderes übrig, als ihren Anweisungen und Erklärungen zu
folgen??? Haben wir sie hinterfragt? Nein, sie wurden uns auf den Leib
geschneidert, so wie all die damit verbunden Rollen, die wir spielten!
Schau ich heute auf das Weltgeschehen und beobachte die
Haltungsweise führender Personen, dann schüttel ich zwar oft den Kopf- doch es
ist mir klar, dass auch ihre Haltungen
den Ursprung in der Kindheit haben. Dieses Eingeatmete lässt einfach nicht los, diese völlig falsche
Darlegung der „Liebe“, für die man ständig etwas tun, sein oder haben muss! Klar
schmerzt es, wenn man irgendwann erspürt, dass die frühen Anleitungen nicht
zutreffend waren und gar nicht zu der Erfüllung führen, die man uns
vorhersagte. Da darf man dann schon sehr enttäuscht sagen:“Was habt ihr uns für
einen Unsinn erzählt? Was habt ihr damit der Liebe angetan, dem kostbarsten
Geschenk des Lebens?“
Diese innere Unzufriedenheit- dieses ständige Suchen nach
dem gewissen „Etwas“- das gab Zeugnis davon, dass irgendetwas nicht stimmte an
„ihren“ Ausführungen über die Liebe und das Leben! Eine Liebe, die ihre Quelle
im Verstand hat, ist niemals wahre Liebe und wenn ich mir nebenher so anschaue,
was die Verstandes-Medien uns für ein Bild der Liebe verkaufen wollen, dann
wende ich mich ab. Es ist ja so was am Menschen, an seinen eigentlichen
Bedürfnissen und allem Natürlichen vorbei! Und der Grund: Der Leistungs- und
Perfektionsgedanke macht auch vor der Liebe nicht Halt- ganz schlimm, wenn die
Liebe und die Sexualität irgendwelchen
Leistungs-Schubladen zugeordnet werden und sich an Bildern orientieren, die der
Wahrheit entbehren! Aber so erzeugt man halt die Unzufriedenheit und das Gefühl
der Unzulänglichkeit in den Menschen und „in schwach“ und unzufrieden sind wir
als ewig Suchende besser zu
beeinflussen.
Da schwenke ich sehr rasch um und gehe ins total
Gegenteilige, indem ich sage:
Wer es schafft, das
innere Kind wieder in sich zu wecken, wer es zulässt, an ein Leben voller
Wunder zu glauben, der ist auf dem Weg in ein neues Leben!
Um mich herum sind die Wunder des Lebens
und das größte Wunder ist das Leben selbst.
Ich habe gelernt, wie ein Kind zu staunen
Ich habe gelernt, wie ein Kind zu staunen
und alles, was gut und schön ist,
voller Freude zu bewundern.
Erst wenn das Kind in mir stirbt,
sterben alle meine Träume
und es gibt keine Wunder mehr.
Phil Bosmans
Ja, wir begeben uns auf eine völlig neue Bewusstseinsebene
und erinnern uns daran, was wir in frühester Zeit als Kinder wie
selbstverständlich lebten! Damals waren wir nämlich von rein gar nichts
getrennt- wir fühlten uns mit ALLEM, was war, auf natürliche Weise verbunden! Die Natur war unser Zuhause. Wir
waren sozusagen geerdet und ohne Frage besaßen wir das bunteste aufregendste
wunder- vollste Natur-Spielzimmer der Welt.
Damals spürten wir es wie von allein:
Alles ist miteinander verbunden.
Ein wunderbares Gewebe,
Tausende von feinen lebendigen Fäden
verbinden Menschen mit Menschen
und mit der ganzen Natur-
mit den Wolken am Himmel
und mit dem Wasser in den Flüssen-
mit den Vögeln in der Luft,
mit den Fischen im Meer,
den Tieren auf dem Land,
mit Blumen und Bäumen,
mit den bunten Schmetterlingen,
den kleinen Käfern
bis hin zu den Millionen
von beinahe unsichtbaren Lebewesen
über und unter der Erde.
Phil Bosmans
Ich denke gerade wieder an den Taucher in Neuseeland. Er
sprach von einem magischen Erleben- fühlte eine wohltuende Lebendigkeit- für
mich kam es geradezu als Euphorie herüber! Lebendig fühlt sich ein Mensch aber
nur dann, wenn seine Seele berührt wird, wenn er sich bis in die letzte Faser
spüren kann. Dieser Mann wird seine Verbindung gespürt haben mit dem, was ihn
umgab- lediglich als „nur“ ein Teil des Ganzen.
Auch jene Frau, die ihr Domizil inmitten der einsamen Berglandschaft
fand und von Seelenfrieden sprach- ihre Seele hat nun den Frieden gefunden,
ebenfalls durch das Gefühl, eingebettet
zu sein in ein großes Ganzes.
Da fällt mir gerade
noch die Aussage eines Mannes ein, der die Aufsicht über einen großen Naturpark
führte: „Eigentlich ist der ganze Park so was wie mein Büro und irgendwie
empfinde ich mich während meines Tuns als ein Teil dieses Parks!“
Ich denke, wir haben es hier mit den glücklichsten Menschen
der Welt zu tun, die ihr Paradies auf
Erden fanden und mit Sicherheit zu ihren Wurzeln zurückkehrten!
Mir ist bewusst, dass meine Worte wieder ein völlig anderes
Weltbild vermitteln, doch meiner Ansicht nach sind wir nur dort wirklich
heimisch, wo wir in Verbindung treten können mit allem Natürlichen! Echte
ehrliche Kommunikation von Mensch zu Mensch auf Seelenebene , das ist für mich
Erfüllung! Eintauchen in die Schönheiten der Natur, sich mit allen Sinnen
hingeben, auch das spricht von innerer Erfüllung! Warum hat uns Gott sonst so
viele Sinne geschenkt? Damit wir dieses Leben in seiner Vielfalt voll auskosten
können und das nicht nur virtuell, sondern hautnah, spürbar!
Nichts ist ohne Sinn
Ich weiß,
auch wenn ich es wissenschaftlich nicht beweisen kann,
dass die Blumen nicht einfach blühen.
Sie blühen zur Freude der Schmetterlinge,
zur Schönheit der Erde
und zur Freundschaft unter den Menschen.
Der Mond ist nicht einfach eine Art Straßenlaterne,
sondern er steht am Himmel
für den Traum der Menschen.
Die Amsel, die an meinem Fenster singt,
hat eine Botschaft am Morgen
und der Regenbogen,
der sich über den Himmel wölbt
und an zwei Enden die Erde berührt,
lässt mich an der Autobahn halten
wegen des Wunders seiner Farben.
Äpfel hängen am Baum,
dass Menschen sie pflücken
und der Schnee fällt
in dicken Flocken vom Himmel,
dass die Kinder sich daran freuen.
Phil Bosmans
Ein jeder trägt in sich so viele Antennen, die auf
natürlichen Empfang gehen möchten, wenn wir uns nur der Resonanzfähigkeit
wieder bewusst werden.
In uns wartet so viel Lebendigkeit des Seins und wenn es
sich auch sehr reduziert liest: in uns wartet das Kind, dass wir es an die Hand
nehmen und mit ihm seine so vertraute kunterbunte Welt von einst wieder erobern.
Ja, es geht um die Rückkehr zu unseren Wurzeln und die wird uns wohl kaum ein
digitales, vom Fortschritt und Verstand durchzogenes Zeitalter ermöglichen!
Im Gegenteil, es wird das Einfache, Natürliche sein, das uns
erfreut, das uns berührt, das uns lachen lässt und von Leichtigkeit spricht! Vielleicht
geht es wirklich nur darum, dass wir mal versuchsweise die Richtung wechseln-
weg von all den Glücksversprechungen der materiellen Welt und hingewandt zur
inneren Stimme. Sie erzählt uns garantiert etwas völlig Anderes!
Auch wenn ich die folgenden Worte schon einmal anführte, ich
finde sie halt sehr schön! So liest sich nämlich Seelensprache:
„Du bist ein wunderbares Wesen
in einer wunderbaren Welt,
das ein Abenteuer voller Wunder erlebt-
fühle dich begleitet und geführt auf all deinen Wegen:
Du bist niemals allein.“
Hätten „sie“ uns das in früher Zeit gesagt- es wäre ein
wunder- volles Leben daraus erwachsen, so, wie es von Gott gedacht ist und vor
allen Dingen wäre es unser lebenswertes Leben gewesen!
*Linda*
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