Sie lehrten uns, was es heißt zu siegen, doch sie lehrten uns nicht, was es
heißt, zu lieben!
Dieses Fazit meiner Kindheit zog ich relativ spät. Es war
mir nicht früher möglich, war ich doch
immer der Ansicht, ich wüsste, was es heißt, zu lieben! Schließlich ging ich
die Ehe mit dem Gefühl der Liebe zu meinem Partner ein…..und doch sage ich
heute ganz klar: Das war nicht die Liebe in ihrer reinsten Form! Warum ? Diese
Liebe war – wenn auch unbewusst- eine bedürfnisorientierte Liebe und mein
damaliger Mann samt Ehe für mich gleich eines Rettungsankers . Heute weiß ich,
dass wahre Liebe erst dann erfahrbar
wird, wenn sie sich ohne jeglichen Anspruch, ohne jede Bedingung, ohne
Erwartung, ohne Vorstellung verschenken
darf.
Es zählt nicht mehr die Frage: Was bekomme ich zurück, wenn
ich gebe- sondern: was darf ich dem Anderen von mir schenken, damit die
Beziehung eine gegenseitige Bereicherung erfährt? Ich denke, es kristallisiert
sich eines heraus, um diese Haltung überhaupt leben zu können: IN MIR, da muss
ein Maß an Fülle vorhanden sein, um überhaupt etwas verschenken zu können, ohne
selbst einen Mangel zu erfahren. Ist es
in mir leer, woraus soll ich dann schöpfen? Dann reicht es mal gerade für mich
allein zum Überleben. Irgendwann verglich ich mich mit einem Gefäß, welches Tag
für Tag darauf wartete, durch mich selbst gefüllt zu werden. Schließlich hat
Gott mir genug Füllmaterial mitgegeben. Von daher sah ich es als meine oberste
Aufgabe an, mich dessen zu bedienen- fähig zu werden, mich ausschließlich aus
meiner innewohnenden Quelle zu bedienen und- ganz wichtig- mich sehr sehr lieb
zu haben!
Mit Sicherheit kommt es einer Tragik gleich, dass uns in
frühen Jahren niemand etwas über unsere innere Schönheit erzählte- dass wir
ständig angehalten wurden, uns im Außen unsere Erfüllung/ Liebe zu holen- wo
doch alle Fülle bereits IN UNS war! Wir
hätten uns von jeher problemlos selbst mit allem versorgen können. Nein, wir
machten dicht, weil sie uns nicht richtig „sahen“ und wurden somit zu
Bedürftigen! Ich suchte nämlich ständig draußen diese Anerkennung, Wärme, ein
Schulterklopfen, die Bestätigung, das Gefühl, etwas wert zu sein! Als
gefühltes!!! leeres Gefäß suchte ich nach Liebe bei Anderen, weil ich annahm,
sie mir selbst nicht schenken zu können! Und da ich nicht allein in dieser
Haltung war, durfte ich mich als Suchende unter Suchenden erkennen.
Man muss sich das wirklich mal vor Augen führen! Eigentlich
trugen wir das, was wir im Außen suchten, ausreichend IN UNS- ist in Etwa so,
als würde ich bei der Nachbarin klingeln, mit der Bitte um etwas zu essen- und
dabei hab ich nur vergessen, dass mein Kühlschrank voll der guten
Nahrungsmittel ist!
Schlimm finde ich es zudem, dass auch in der heutigen Zeit
so gar keiner kommt, um uns auf unseren inneren Schatz aufmerksam zu machen.
Immer noch ziehen „sie“ uns ins Außen…..versetzen uns in den Status der
Brauchenden, der Suchenden, der Unerfüllten, der Unvollkommenen, die sich ihren
Selbstwert, ihre Fülle mit Dingen erkaufen, die sie im Grunde gar nicht
benötigen. Und weil es ja alle so tun, muss es demnach auch richtig sein!?????
Und dann wundern wir uns über stete
Unzufriedenheit. Hey, wir dürfen uns selbst genug sein in Anbetracht dessen,
was wir an Schönheit in uns tragen! Wir suchen den Schatz im Außen- doch er liegt in uns!
Jede Form von Liebe nimmt ihren Anfang IN UNS! Jeder darf
und muss sich zuerst selbst das Geschenk der Liebe bereiten, sogar voller
Freude und Selbstachtung in der Liebe zu sich baden! Es ist nicht übertrieben,
wenn ich sage: Jeder muss zuerst den Partner IN SICH entwickeln. Ja, wir haben
das Recht, uns Mitgefühl, Verständnis, Wertschätzung, Treue, höchste
Selbstachtung entgegen zu bringen- denn nur aus dieser gesunden Selbstliebe
(Liebesfülle) heraus werden wir fähig, voller Mitgefühl, Respekt, Treue und
Verständnis unsere Liebe ohne jegliche Erwartung verschenken zu können.
Erst wenn unser Gefäß voller Liebe ist, dann vermag dieses
Übermaß an Liebe ins Außen zu sprudeln
und das ohne jede Bedingung. Dann lieben wir um der Liebe willen, weil wir halt
nicht mehr suchen oder brauchen.
Wenn nämlich das Suchen oder Brauchen aufhört, dann zieht
die wahre Liebe ein!
Verweilen wir aber kontinuierlich an der Oberfläche dieser Scheinwelt,
ohne uns selbst in der Tiefe zu begegnen, wird uns auch nur ein oberflächliches
Leben beschert werden können und das in allen Lebensbereichen! Nicht ohne Grund
verwende ich der Tragik wegen gern die Bezeichnung des Künstlichen, weil halt
dann solche Aussagen kommen, wie:
„Ich weiß gar nicht, wie man Freundschaft richtig lebt.“
Oder das Fazit:
„Die Jugend von heute weiß gar nicht, was Liebe wirklich
ist!“
Wie soll sie es auch wissen, so lange uns unser System immer
noch an der Oberfläche festhält, um uns ihre Bilder, Vorstellungen, Wünsche von
einem perfekten Leben, dem perfekten Menschen, der perfekten Liebe
aufzudrücken? Aus welcher Quelle beziehen die Jugendlichen hinsichtlich einer
Reportage ihr Wissen? Es sind die Medien, die Auskunft geben- doch ich frag
mich: Was sollen sie über die Liebe lehren, wo sie doch nur auf Seelenebene
erspürbar ist? Die wahre Liebe spricht
von der tiefen Verbundenheit zweier Seelen- ist keine Sache des Verstandes! Der
weiß gar nicht, „wie es geht“- führt dementsprechend lediglich verstandesmäßige
Kriterien an und beruft sich dann halt auf entsprechende oberflächliche
Attribute wie Aussehen, Attraktivität, Status, Sicherheit, Perfektion.
Oh nein, da macht Seele nicht mit! Ihr ist es so was von
egal, was diese Attribute betrifft- sie möchte einfach nur glücklich sein, sich
berührt, verstanden, angenommen, geborgen fühlen, Ruhe und Frieden finden.
Ja, es geht bei der wahren Liebe wahrlich um die Erlangung
des inneren Friedens und einem Spruch nach heißt es so passend:
„Äußere Schönheit zu lieben ist leicht-
doch einen Menschen in seiner Gesamtheit zu lieben,
das erfordert weitaus mehr!“
Es geht um ein uneingeschränktes JA zum Anderen, ein JA zu
Schwächen, Ecken und Kanten, zu all dem, was der Andere vielleicht selbst nicht
an sich mag. Es geht um die einzigartige Möglichkeit der Heilung und
Ganzwerdung- damit dieser Ballast der Kindheit irgendwann vollständig abfallen
kann. Ja, wahre Liebe ist eine der größten Herausforderungen, hat zumeist mit
dem kontinuierlichen Aufenthalt auf „Wolke sieben“ nichts zu tun, denn es gilt,
durch die Kraft der Liebe gemeinsam die
schönste Version Mensch zu erschaffen, der Individualität zweier Menschen den
größten Ausdruck zu verleihen.
Vielleicht ist so auch zu verstehen, warum ich mich extrem
gegen all diese falschen oberflächlichen Bilder wehre, denn wir sind hier auf Erden, um uns wieder an unsere
Schönheit und die Kraft der Liebe zu erinnern.
Da singt Silbermond völlig zu Recht:
„Es reist sich besser mit leichtem Gepäck- und irgendwann
werden wir erkennen, dass wir 99% von den scheinbar so wichtigen Dingen gar
nicht brauchen, um glücklich zu sein!“
Hans Kruppa sieht es ähnlich, wenn er schreibt:
„Die köstlichen
Früchte des Lebensbaumes
wachsen auf den allerhöchsten
Ästen.
Ich sage dir-
ihr Genuss berauscht
dich.
Doch du musst leicht
sein,
wenn du sie pflücken
willst,
leicht wie ein
Vogel.“
Auszug aus dem Buch: „Das Leben hat jeden Tag Geburtstag.“
Mal ganz ehrlich gesehen:
Kein noch so ausgeklügeltes technisches Kommunikationsgerät
wird uns jemals Ersatz sein können für echte berührende zwischenmenschliche Begegnungen. Wir
mögen uns vielleicht wahnsinnig gut vernetzt und beliebt fühlen, hinsichtlich
unseres Freundesstammes von 200 Personen - und doch wird wahre Freundschaft -von
Mensch zu Mensch in Natura erlebt -etwas völlig Anderes sein. So unmöglich wie
es ist, sich in irgendeinem Internetforum in 11 Minuten zu verlieben, so
unmöglich wird es sein, gleich 200 Menschen Freunde zu nennen!
Ich wehre mich spontan bei solchen Vorstellungen, wird mir
doch bewusst, wie unbedacht in dieser Gesellschaft mit den so wertvollen
Erfahrungen der Freundschaft und Liebe umgegangen wird- nichts von dem ist mal
eben so im Schnellverfahren zu erhalten!
Echte Freundschaft- sie spricht wie die Liebe von einem
langen Wachstumsprozess der gegenseitigen vorsichtigen Annäherung, untermauert
von langsam wachsendem Vertrauen zueinander. Beides sind zarte Pflanzen, die
sorgsam gepflegt werden möchten und einer individuellen Wachstumsdauer
unterliegen. Doch dieser Anspruch scheint in unserer schnelllebigen Zeit kaum
gegeben- alles muss schnell schnell gehen- Geduld wurde zu einem Fremdwort!
Dabei geschieht alles Schöne und Wunderbare nur, wenn wir
ihm alle Freiheit schenken, ohne es verstandesmäßig zu beeinflussen, denn die
schönsten und wertvollsten Dinge im Leben finden wir nicht durch Suche- sie finden uns! Wenn wir uns besinnen-
dann werden wir erkennen, dass die größten und kostbarsten Dinge- wie Liebe,
Geburt, Freundschaft sich immer in der Stille vollziehen. Was in unserem Leben
einkehren soll, das bestimmen allein die Sehnsüchte unserer Seele, weil sie
sich absolut nicht um diese sogenannte Wirklichkeit kümmert- sondern ihrer
inneren Weisheit folgt. Ja, wir werden bewegt- und das, obwohl wir ganz ruhig
sind und Dinge einfach geschehen lassen, fließen lassen.
Es ist nicht erst seit heute meine Ansicht, dass der Lauf
des Lebens im Grunde gar nicht verstanden werden kann, allemal höchstens ganz
sensibel erspürt. Es ist auch nicht so ausschlaggebend, alles zu wissen,
erklären zu können- wichtig ist es, das Leben in seinen Windungen lieb zu
haben- es liebevoll auf der Hand zu tragen- JA zu sagen zu dem, was jetzt ist
und sein will- in dem Vertrauen, dass alles zu unserem Wohle geschieht. Der
höchste Sinn in unserem Leben schwebt nun mal- wie Hans Kruppa es sieht- über
allen Sinnen und kann nur übersinnlich erfasst werden.
Es gibt da den einen Haltungssatz:
„Entweder lebt man so, als wäre nichts ein Wunder-
oder man lebt so, als wäre alles ein Wunder.“
Ein Grashalm
Ich habe die Menschen der Wissenschaft und Technik gebeten,
mir einen Grashalm zu machen.
Und sie machten einen Grashalm,
so grün, so dünn und so biegsam.
Als ich ihn näher anschaute,
sah ich, dass er tot war.
Er konnte nicht atmen.
Er konnte nicht wachsen.
Er konnte nicht leben und er konnte nicht sterben.
Eigentlich hatte er
nichts von einem echten Grashalm,
nur den Namen.
Keine Kuh und nicht einmal eine Ziege
konnten ihn fressen
und Milch draus machen.
Ich hörte, wie alle Grashalme der Welt
über den Grashalm der Menschen lachten:
Die großen Menschen können
mit ihrer ganzen Wissenschaft
und Technik nicht einmal
einen kleinen Grashalm machen.
Phil Bosmans
Wie viel kindlichen Wunderglauben haben wir uns noch
bewahrt? Gestehen wir diesem Leben mehr Weite und Tiefe zu, als es uns an der
Oberfläche zeigt? Gut, es steht jedem zu, seine eigene Betrachtungsweise über
das Leben zu haben- aber seit ich mich
der Seele und ihren Bedürfnissen zuwandte, begann ich das Leben aus einer
anderen Perspektive zu sehen. Ich begann, wieder an Wunder zu glauben- an
unerklärliche Fügungen, die mein Leben ungemein bereicherten! Leben wurde für
mich zu meinem persönlichen Abenteuer- ich selbst wurde mein eigener
Fremdenführer, denn es galt, mich der bis dahin unerschlossenen Seelenlandschaft
zuzuwenden.
Leben wurde wahrlich zu einem Geheimnis, das gelebt und
erspürt werden will. Oft wünsche ich mir, wir Menschen würden uns nur noch
als Seelen begegnen- befreit von all den
erdrückenden Gewändern der frühen Zeit. Es heißt ja nicht ohne Grund:
Irgendwann werden wir das Erwachsensein ablegen, weil wir es
nicht mehr brauchen.
Genau dann, wenn wir uns unserer inneren Schönheit bewusst
sind- wenn wir diesen wunderbaren Kern der Liebe in uns zum Leuchten bringen!
Dieses Erkennen, dass uns rein gar nichts voneinander trennt, dass wir im Kern
alle wunderschön gleich sind- ist schon genug Geschenk für ein Leben!
Klar, jeder Mensch, der sich für die Liebe zu sich selbst
entscheidet, wird damit konfrontiert, sich in seine dunklen Schluchten zu
begeben, seinen Schatten zu begegnen, die Felsstücke der inneren Zerbrochenheit
zu spüren- doch unter diesen Felsen, da liegt auch all unsere Lebenskraft und
Liebe! Erst in der Konfrontation mit der Dunkelheit entzünden wir unser Licht.
Doch darum sind wir ja hier und erhalten vom Leben immer wieder unzählige
Möglichkeiten, um unseren Ballast zu entsorgen, um in die ersehnte Leichtigkeit
zu kommen!
Seele will endlich wieder in ihrer Schönheit fliegen- doch
dazu muss sie leicht sein!
Dann werden wir das Leben irgendwann lieben, weil wir erkennen,
dass es halt nicht nur eine sinnlose Aneinanderreihung von Erfolg, bzw.
Misserfolg ist, keine ständige erfolglose kräftezehrende Suche nach Sinn!
Wir
selbst sind der Sinn unseres Lebens, aufgerufen, in die Erfahrung der wahren Liebe zu wachsen!
*Linda*
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