Leben liebevoll
auf der Hand tragen..
Ja, ich bin heute in der Haltung, sagen zu können,
dass ich mein Leben voller Liebe und Vertrauen auf der Hand trage, weil ich
erkannte: War ich auch über einen langen Zeitraum der Ansicht, ich hätte die
volle Handhabe und den totalen Überblick über mein Leben- letztendlich zeigte es mir
eine ganz bestimmte Wahrheit auf:
„ALLES was auf
mich zukommt, das geht zuerst an Gott vorbei und es wird immer zu meinem Besten
sein, ob nun in hellem oder dunklem Anstrich!“
Gewiss war es
kein Zufall, dass ich in der frühen Jugend diesen Gedanken – eingefasst in
einen Bilderrahmen- von meinem Opa erhielt, dem es ein großes Anliegen war,
dass ich ihn sehr gut behüten möge….Und so geschah es- dieser Spruch hat auch
heute noch seinen ganz besonderen Ort in meiner Wohnung und vor allen Dingen in
meinem Leben!
Gerade in den
dunklen Zeiten hab ich mich an ihn geklammert- dann, wenn ich keine Antwort auf
die Frage nach dem „Warum?“ erhielt. Dann hab ich mir in meiner Ausweglosigkeit
gesagt: „Gott wird schon wissen, warum es so und nicht anders geschieht- ich
muss einfach nur vertrauen!“ Nein, einfach war es gewiss nicht immer, darauf zu
vertrauen, dass die Geschehnisse mit ihrem negativen Anstrich etwas Gutes für
mich in sich trugen. Doch dann kamen die Momente der Einsicht, in denen ich mir
sagte: All der Schmerz hat mich im Grunde immer weiter wachsen lassen- hat mir
neue Erkenntnisse beschert, vermochte mich von der Oberfläche des Alltäglichen
in die Tiefe des Lebens zu führen. Plötzlich war ich in der Lage, das
Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen, meinem Dasein einen tieferen Sinn zu
verleihen, verbunden mit der Frage: “Was ist eigentlich der Grund unseres
Hierseins auf Erden?“
Allzugern führe
ich an, was da geschrieben steht:
„Gott liebt uns
über alle Maßen und er wünscht sich nichts mehr, als dass es auch uns gelingt,
uns wieder selbst lieb zu haben, als das Kunstwerk Mensch, das wir alle sind,
im Ausdruck unserer wahren Natur.“
Der Weg dahin
allerdings muss mit Schmerz verbunden sein- weil nur der Schmerz hilft, uns von all den übergestülpten
Gewändern der alten Glaubenssätze, der Selbstverurteilung, der Rollenmuster zu
befreien! Gott hat uns mit diesen Gewändern nicht auf die Welt gesandt- wir
kamen einst als reine Liebe hierher, mit einem Kern, der leuchtender nicht sein
konnte! Als „unverformte“ Kinder lebten wir von ganz allein den innigen Bezug
zu unserer Seele , waren wie selbstverständlich mit allem verbunden, was uns
umgab, fühlten uns , wenn auch unbewusst- als ein Teil des großen Ganzen.
Unsere kleine Welt war unser Paradies,
so vollkommen, so voller Farben, Wärme und Liebe!
Doch dann wurde
alles so anders! Auf einmal wurden wir von Stimmen im Außen beeinflusst, die
uns ihr „Paradies“ anpriesen! Da wurden der Erfolg, die Leistung, die Perfektion,
der Konsum an die oberste Stelle gesetzt und als der ultimative Weg ins Glück vorhergesagt! Du musst erst etwas sein- etwas
erreicht haben- dich über Besitz und
Präsentation definieren- dann wirst du
auch glücklich- dann wirst du geliebt werden! „Sie“ verkauften uns ihre Ideen
von Leben, vom Menschsein und auch ihre
Ideen von der Liebe!
Für mich aber
sind all diese Versprechen nicht mehr als eine Seifenblase, die irgendwann
gnadenlos zerplatzt, weil der Mensch rein von seinen tiefen menschlichen
Bedürfnissen her völlig andere Sehnsüchte in sich trägt! Ja, wir alle möchten
geliebt werden, sehnen uns nach dem Ort der Wärme, Zuwendung, der Liebe, des Angenommenseins
– doch kein Geld, kein Besitz der äußeren Welt wird diese Sehnsüchte jemals
stillen! Alles Gesuche im Außen treibt uns nur weiter und weiter weg von uns
selbst und von allem Natürlichen!
Phil Bosmans
beschrieb es aus seiner Sicht:
in einem
dunklen Labyrinth
und nach einem Ausweg
suchen.
Ich sehe, wie Menschen
Ich sehe, wie Menschen
hinter Glas und
Beton sitzen,
jeder in einem
Glaskasten für sich,
in künstlich
klimatisierter Luft.
Menschen haben
den Kontakt verloren
mit der Natur,
mit ihrer eigenen Natur,
mit ihrer eigenen
inneren Tiefe.
Die modernen
Lebensbedingungen,
die Wohn- und
Arbeitsverhältnisse
beschleunigen
den Prozess der Entbindung
von den natürlichen
Lebensgemeinschaften
und die Folge
ist Fremdheit, Einsamkeit, Angst.
Menschen
ersticken in Materie.
Sie werden
materialistisch
bis in ihr
Denken und Fühlen hinein-
sie werden
beherrscht durch eine krankhafte Überbewertung
von Geld,
Besitz, Macht und Reichtum.
Phil Bosmans
Nun komm ich
und sage: Eigentlich möchten wir wieder in unser kleines Paradies der Kindheit
zurück- diese einstige Verbundenheit spüren mit allem, was ist, ohne dafür
etwas zu tun, sein oder haben zu müssen!
Klingt das nun
zu banal? Mag sein, in einer modernen fortschrittlichen Zeit wie der unsrigen,
wo kein Wunsch unerfüllbar scheint, alles auf Knopfdruck funktioniert. Doch all
das, was sich im Außen präsentiert, ist eher etwas künstlich Erzeugtes- so
künstlich wie das „Ich“, welches wir in der Not der kindlichen Abhängigkeit
zusammenbastelten, gemäß „ihres“ Wunschbildes! Wir wurden zu einer Art von
Kopie- passten unser Denken, unsere Empfindungen, unsere Wertvorstellungen dem
an, was man uns als Wahrheit verkaufte.
Über alle Maßen
dankbar bin ich heute noch jener Person, die die Offenheit besaß, nach einem
längeren Gespräch zu sagen: “Eigentlich war alles, was ich da von mir gab, gar
nicht so, wie es scheint! In mir, da sieht es ganz anders aus!“ Dieses
Bekenntnis stimmte mich traurig, ohne Frage, war es doch Zeichen der Frucht
unserer Erziehung, irgendeine erlernte Rolle zu spielen und doch zu spüren,
dass es „nur“ eine Rolle war! In solchen Momenten des Vorbeilebens krümmt sich
die Seele vor lauter Schmerz und doch ist es schwer, diesen einstudierten Rollenmustern zu
entsagen! Seele ist aber die Letzte, die etwas mit irgendeiner künstlichen Form
anfangen kann- sie braucht es in absolut echt, denn sie ist natürlicher
Ausdruck von Liebe!
Die Liebe kann
nämlich mit all dem nichts anfangen oder war es uns als Kindern wichtig, vor
der Wahl unserer Freunde erst einmal nach Bildungsstand, Bankkonto, Status zu
fragen? Es war allein die Freude am gemeinsamen unbeschwerten Miteinander, die
uns verband. Ja, wir haben diese wahre Liebe als Kinder wie selbstverständlich
zum Ausdruck gebracht- haben bedingungslos alles geliebt, was uns umgab,
einschließlich der Schönheit der Natur! Wie das sein konnte? Wir waren damals
noch nicht getrennt von uns selbst- lebten im Einklang mit der Seele und dem,
was wir in uns spürten.
Um die
Weihnachtszeit herum begegnete mir ein Text von Anthony de Mello mit der
Überschrift:
„Das Reich der
Kinder.“ Anthony de Mello hinterfragte die Misere unseres erwachsenen Seins- in
Verbindung zu dem natürlichen Sein eines
jeden Kindes.
Ich möchte
einfach mal zitieren:
„ Das erste
auffallende Merkmal, das jeden anrührt, der in die Augen eines Kindes sieht,
ist dessen Unschuld: das entzückende Unvermögen, einen anzulügen, eine Maske zu
tragen, einem vorzumachen, etwas anderes zu sein, als es ist. Das Kind
überlässt es seiner Natur, um das zu sein, und zu werden, was es ist. Nur der
erwachsene Mensch kann das eine sein und so tun, als sei er etwas anderes.“
Hier sag ich
aber ganz klar: Diese „ erwachsene“ Haltung entspricht garantiert nicht unserem
wahren Wesen- sie ist lediglich „er- wachsen“ und ist der Preis, den wir
einst für die Aufnahme in unsere Gesellschaft
zahlten!
Wir opferten
unsere kindliche Unschuld, um in einer Welt Fuß fassen zu können, die sich so
ganz anders darstellte als unsere sorglose helle Kinderwelt.
Eine Welt der
Dunkelheit, in der Erwachsene ihr Leben nicht mit Leben verbringen, sondern
damit, Applaus und Bewunderung zu erhalten-
eine Welt, in
der es nicht möglich scheint, seine Einzigartigkeit bedingungslos zum Ausdruck
zu bringen-
eine Welt mit
zwanghaftem Vergleichen und Wetteifern- im Streben nach Erfolg und Ruhm!
Doch heißt es
nicht so passend: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder……!“? Ist uns nicht erst
dann ein glückliches erfülltes Leben beschert, wenn wir- so banal es auch
klingen mag- unsere frühe kindliche Unschuld zurück gewinnen?
Eigentlich lebt
doch in jedem von uns ein Mensch, der voller Liebe ist- der Mitgefühl
empfindet- sich sorgt, vertrauen möchte ohne Ende – kurzum: einfach nur lieben
möchte aus dieser unerschöpflichen Kraft seiner Liebe heraus!? Nur- die Umsetzung ist so schwierig in einer
gefühllosen kalten materiellen Welt wie dieser- wo der Liebe nicht der Platz
eingeräumt wird, den sie verdient. Vor allen Dingen hat man nie an uns
herangetragen, dass die Liebe der einzige „Stoff“ ist, der alles zusammenhält!
Ohne Liebe ist alles- nichts! „Ihre“ Ideen von Leben, vom Menschsein- von der
Liebe- sie haben mit unserer tiefen Seelenwahrheit nichts zu tun- es sind und bleiben „ihre“
Vorstellungen und Wunschbilder!
Na ja, ich bin jedenfalls
voller Hoffnung, weil ich erahne, dass es da eine höhere Kraft gibt, die über
allem steht und in uns, wie über uns eine Intelligenz herrscht, die uns sehr
weise wieder in die Erinnerung führt! Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass
jeder Mensch irgendwann im Leben diesen einen Aufwachmoment erfährt, in dem
klar wird, worum es bei unserem Aufenthalt hier
wirklich geht:
Wir dürfen
wieder wir selbst werden und in unser kleines Paradies der Kindheit zurückkehren!
Irgendwo las
ich einmal: Es sind die Sehnsüchte unserer Seele, die die Geschichte weben, die
wir in diesem Leben erfahren werden. Regie führt nämlich sie- nicht etwa der
Verstand und jede Form von Schicksalsschmerz ist lediglich ein Partner, der
hilft, dass wir immer wieder auf unsere vorgeschriebene Bahn zurückfinden. Hier
darf ich aus Erfahrung sagen: Man spürt
genau, wann man sich auf dieser „richtigen“ Bahn befindet- nämlich dann, wenn
nichts mehr weh tut!
Darum wagte ich
irgendwann die Haltung, mein Leben „nur noch“ liebevoll auf der Hand zu tragen
und alles voller Achtsamkeit geschehen zu lassen, ohne mich groß einzumischen.
Man wird irgendwie zum Beobachter der Geschehnisse, um das, was einen „besucht“,
ins gegenwärtige Dasein zu integrieren. Leben weiß genau, was wir wann für
unser Wachstum benötigen und wir werden immer den richtigen Situationen, bzw.
Menschen begegnen, um in neue Einsichten zu gelangen. Wir werden exakt mit den „Schatten-Themen“
konfrontiert, die uns persönlich betreffen.
Als ich 2011 in
diese Erfahrung hineinwuchs- da blieb mir nichts Anderes mehr, als mich nur
noch vor diesem Leben, auch vor Gottes Liebe zu verbeugen, weil ich das
wunderbare Geschenk erhalten hatte, endlich zu mir selbst zurückkehren zu
dürfen. Und in solchen Augenblicken, da verblasst jeder Schmerz der Vergangenheit….man wird einfach nur noch
still, demütig und dankbar.
Unser ganzes
Leben ist doch nicht mehr als eine Reise zurück in die Natur unseres wahren
Wesens und wer das einmal begriffen hat, der fragt sich, was denn all das
zermürbende Machtgehabe, Erfolgsstreben, Anerkennungsgesuche, gesteigerte
Konsumverhalten da draußen bringen soll! Es geht in diesem Leben um die
Zurückführung in das Wesen der wahren Liebe- zu uns selbst und zu anderen- ohne
jede Bedingung!
Es geht um das
erlösende Gefühl, endlich wieder in uns selbst daheim zu sein! Etwas Schöneres
kann es nicht geben, als völlig unabhängig zu sein von allen äußeren Vorgaben-
von jeder Suche nach Liebe, Bestätigung-
all das können wir uns dann in Fülle selbst schenken- denn wir tragen es
seit der Geburt in uns! Wir sind vollkommen, so wie wir sind!
Aber fluchen
dürfen wir über all die Seifenblasengebilde da draußen, denen wir viel zu lange
vertrauten, obwohl wir doch immer spürten, dass IN UNS etwas ganz Anderes rief!
Und hat man uns
den Erfolg als Nonplusultra angepriesen, so gibt es für mich nur einen Erfolg:
In mir selbst
daheim zu sein und das zum Ausdruck zu bringen, was mich als der Mensch, der
ich bin, ausmacht- in allen Facetten- ob in hell oder dunkel- Hauptsache- ich
spüre und lebe MICH!
*Linda*
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