Donnerstag, 9. März 2017

Leben liebevoll auf der Hand tragen..










Leben liebevoll auf der Hand tragen..



Ja,  ich bin heute in der Haltung, sagen zu können, dass ich mein Leben voller Liebe und Vertrauen auf der Hand trage, weil ich erkannte: War ich auch über einen langen Zeitraum der Ansicht, ich hätte die volle Handhabe und den totalen Überblick  über mein Leben- letztendlich zeigte es mir eine ganz bestimmte Wahrheit auf:



„ALLES was auf mich zukommt, das geht zuerst an Gott vorbei und es wird immer zu meinem Besten sein, ob nun in hellem oder dunklem Anstrich!“



Gewiss war es kein Zufall, dass ich in der frühen Jugend diesen Gedanken – eingefasst in einen Bilderrahmen- von meinem Opa erhielt, dem es ein großes Anliegen war, dass ich ihn sehr gut behüten möge….Und so geschah es- dieser Spruch hat auch heute noch seinen ganz besonderen Ort in meiner Wohnung und vor allen Dingen in meinem Leben!



Gerade in den dunklen Zeiten hab ich mich an ihn geklammert- dann, wenn ich keine Antwort auf die Frage nach dem „Warum?“ erhielt. Dann hab ich mir in meiner Ausweglosigkeit gesagt: „Gott wird schon wissen, warum es so und nicht anders geschieht- ich muss einfach nur vertrauen!“ Nein, einfach war es gewiss nicht immer, darauf zu vertrauen, dass die Geschehnisse mit ihrem negativen Anstrich etwas Gutes für mich in sich trugen. Doch dann kamen die Momente der Einsicht, in denen ich mir sagte: All der Schmerz hat mich im Grunde immer weiter wachsen lassen- hat mir neue Erkenntnisse beschert, vermochte mich von der Oberfläche des Alltäglichen in die Tiefe des Lebens zu führen. Plötzlich war ich in der Lage, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen, meinem Dasein einen tieferen Sinn zu verleihen, verbunden mit der Frage: “Was ist eigentlich der Grund unseres Hierseins auf Erden?“



Allzugern führe ich an, was  da geschrieben steht:



„Gott liebt uns über alle Maßen und er wünscht sich nichts mehr, als dass es auch uns gelingt, uns wieder selbst lieb zu haben, als das Kunstwerk Mensch, das wir alle sind, im Ausdruck unserer wahren Natur.“



Der Weg dahin allerdings muss mit Schmerz verbunden sein- weil nur der Schmerz  hilft, uns von all den übergestülpten Gewändern der alten Glaubenssätze, der Selbstverurteilung, der Rollenmuster zu befreien! Gott hat uns mit diesen Gewändern nicht auf die Welt gesandt- wir kamen einst als reine Liebe hierher, mit einem Kern, der leuchtender nicht sein konnte! Als „unverformte“ Kinder lebten wir von ganz allein den innigen Bezug zu unserer Seele , waren wie selbstverständlich mit allem verbunden, was uns umgab, fühlten uns , wenn auch unbewusst- als ein Teil des großen Ganzen. Unsere kleine Welt war unser  Paradies, so vollkommen, so voller Farben, Wärme und Liebe!



Doch dann wurde alles so anders! Auf einmal wurden wir von Stimmen im Außen beeinflusst, die uns ihr „Paradies“ anpriesen! Da wurden der Erfolg, die Leistung, die Perfektion, der Konsum an die oberste Stelle gesetzt und als der ultimative Weg ins Glück  vorhergesagt! Du musst erst etwas sein- etwas erreicht haben- dich über  Besitz und Präsentation  definieren- dann wirst du auch glücklich- dann wirst du geliebt werden! „Sie“ verkauften uns ihre Ideen von Leben,  vom Menschsein und auch ihre Ideen von der Liebe!



Für mich aber sind all diese Versprechen nicht mehr als eine Seifenblase, die irgendwann gnadenlos zerplatzt, weil der Mensch rein von seinen tiefen menschlichen Bedürfnissen her völlig andere Sehnsüchte in sich trägt! Ja, wir alle möchten geliebt werden, sehnen uns nach dem Ort der Wärme, Zuwendung, der Liebe, des Angenommenseins – doch kein Geld, kein Besitz der äußeren Welt wird diese Sehnsüchte jemals stillen! Alles Gesuche im Außen treibt uns nur weiter und weiter weg von uns selbst und von allem Natürlichen!



Phil Bosmans beschrieb es aus seiner Sicht:


„Ich sehe, wie Menschen herumirren
in einem dunklen Labyrinth

und nach einem Ausweg suchen.
Ich sehe, wie Menschen

hinter Glas und Beton sitzen,

jeder in einem Glaskasten für sich,

in künstlich klimatisierter Luft.



Menschen haben den Kontakt verloren

mit der Natur, mit ihrer eigenen Natur,

mit ihrer eigenen inneren Tiefe.



Die modernen Lebensbedingungen,

die Wohn- und Arbeitsverhältnisse

beschleunigen den Prozess der Entbindung

von den natürlichen Lebensgemeinschaften

und die Folge ist Fremdheit, Einsamkeit, Angst.



Menschen ersticken in Materie.

Sie werden materialistisch

bis in ihr Denken und Fühlen hinein-

sie werden beherrscht durch eine krankhafte Überbewertung

von Geld, Besitz, Macht und Reichtum.



Phil Bosmans







Nun komm ich und sage: Eigentlich möchten wir wieder in unser kleines Paradies der Kindheit zurück- diese einstige Verbundenheit spüren mit allem, was ist, ohne dafür etwas zu tun, sein oder haben zu müssen!



Klingt das nun zu banal? Mag sein, in einer modernen fortschrittlichen Zeit wie der unsrigen, wo kein Wunsch unerfüllbar scheint, alles auf Knopfdruck funktioniert. Doch all das, was sich im Außen präsentiert, ist eher etwas künstlich Erzeugtes- so künstlich wie das „Ich“, welches wir in der Not der kindlichen Abhängigkeit zusammenbastelten, gemäß „ihres“ Wunschbildes! Wir wurden zu einer Art von Kopie- passten unser Denken, unsere Empfindungen, unsere Wertvorstellungen dem an, was man uns als Wahrheit verkaufte.



Über alle Maßen dankbar bin ich heute noch jener Person, die die Offenheit besaß, nach einem längeren Gespräch zu sagen: “Eigentlich war alles, was ich da von mir gab, gar nicht so, wie es scheint! In mir, da sieht es ganz anders aus!“ Dieses Bekenntnis stimmte mich traurig, ohne Frage, war es doch Zeichen der Frucht unserer Erziehung, irgendeine erlernte Rolle zu spielen und doch zu spüren, dass es „nur“ eine Rolle war! In solchen Momenten des Vorbeilebens krümmt sich die Seele vor lauter Schmerz und doch ist es  schwer, diesen einstudierten Rollenmustern zu entsagen! Seele ist aber die Letzte, die etwas mit irgendeiner künstlichen Form anfangen kann- sie braucht es in absolut echt, denn sie ist natürlicher Ausdruck von Liebe!



Die Liebe kann nämlich mit all dem nichts anfangen oder war es uns als Kindern wichtig, vor der Wahl unserer Freunde erst einmal nach Bildungsstand, Bankkonto, Status zu fragen? Es war allein die Freude am gemeinsamen unbeschwerten Miteinander, die uns verband. Ja, wir haben diese wahre Liebe als Kinder wie selbstverständlich zum Ausdruck gebracht- haben bedingungslos alles geliebt, was uns umgab, einschließlich der Schönheit der Natur! Wie das sein konnte? Wir waren damals noch nicht getrennt von uns selbst- lebten im Einklang mit der Seele und dem, was wir in uns spürten.



Um die Weihnachtszeit herum begegnete mir ein Text von Anthony de Mello mit der Überschrift:

„Das Reich der Kinder.“ Anthony de Mello hinterfragte die Misere unseres erwachsenen Seins- in Verbindung zu  dem natürlichen Sein eines jeden Kindes.



Ich möchte einfach mal zitieren:



„ Das erste auffallende Merkmal, das jeden anrührt, der in die Augen eines Kindes sieht, ist dessen Unschuld: das entzückende Unvermögen, einen anzulügen, eine Maske zu tragen, einem vorzumachen, etwas anderes zu sein, als es ist. Das Kind überlässt es seiner Natur, um das zu sein, und zu werden, was es ist. Nur der erwachsene Mensch kann das eine sein und so tun, als sei er etwas anderes.“



Hier sag ich aber ganz klar: Diese „ erwachsene“ Haltung entspricht garantiert nicht unserem wahren Wesen- sie ist lediglich „er- wachsen“ und ist der Preis, den wir einst  für die Aufnahme in unsere Gesellschaft zahlten!

Wir opferten unsere kindliche Unschuld, um in einer Welt Fuß fassen zu können, die sich so ganz anders darstellte als unsere sorglose helle Kinderwelt.



Eine Welt der Dunkelheit, in der Erwachsene ihr Leben nicht mit Leben verbringen, sondern damit, Applaus und Bewunderung zu erhalten-



eine Welt, in der es nicht möglich scheint, seine Einzigartigkeit bedingungslos zum Ausdruck zu bringen-



eine Welt mit zwanghaftem Vergleichen und Wetteifern- im Streben nach Erfolg und Ruhm!



Doch heißt es nicht so passend: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder……!“? Ist uns nicht erst dann ein glückliches erfülltes Leben beschert, wenn wir- so banal es auch klingen mag- unsere frühe kindliche Unschuld zurück gewinnen?





Eigentlich lebt doch in jedem von uns ein Mensch, der voller Liebe ist- der Mitgefühl empfindet- sich sorgt, vertrauen möchte ohne Ende – kurzum: einfach nur lieben möchte aus dieser unerschöpflichen Kraft seiner Liebe heraus!?  Nur- die Umsetzung ist so schwierig in einer gefühllosen kalten materiellen Welt wie dieser- wo der Liebe nicht der Platz eingeräumt wird, den sie verdient. Vor allen Dingen hat man nie an uns herangetragen, dass die Liebe der einzige „Stoff“ ist, der alles zusammenhält! Ohne Liebe ist alles- nichts! „Ihre“ Ideen von Leben, vom Menschsein- von der Liebe- sie haben mit unserer tiefen Seelenwahrheit  nichts zu tun- es sind und bleiben „ihre“ Vorstellungen und Wunschbilder!



Na ja, ich bin jedenfalls voller Hoffnung, weil ich erahne, dass es da eine höhere Kraft gibt, die über allem steht und in uns, wie über uns eine Intelligenz herrscht, die uns sehr weise wieder in die Erinnerung führt! Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass jeder Mensch irgendwann im Leben diesen einen Aufwachmoment erfährt, in dem klar wird, worum es bei unserem Aufenthalt hier  wirklich geht:



Wir dürfen wieder wir selbst werden und in unser kleines Paradies der Kindheit zurückkehren!



Irgendwo las ich einmal: Es sind die Sehnsüchte unserer Seele, die die Geschichte weben, die wir in diesem Leben erfahren werden. Regie führt nämlich sie- nicht etwa der Verstand und jede Form von Schicksalsschmerz ist lediglich ein Partner, der hilft, dass wir immer wieder auf unsere vorgeschriebene Bahn zurückfinden. Hier darf ich  aus Erfahrung sagen: Man spürt genau, wann man sich auf dieser „richtigen“ Bahn befindet- nämlich dann, wenn nichts mehr weh tut!



Darum wagte ich irgendwann die Haltung, mein Leben „nur noch“ liebevoll auf der Hand zu tragen und alles voller Achtsamkeit geschehen zu lassen, ohne mich groß einzumischen. Man wird irgendwie zum Beobachter der Geschehnisse, um das, was einen „besucht“, ins gegenwärtige Dasein zu integrieren. Leben weiß genau, was wir wann für unser Wachstum benötigen und wir werden immer den richtigen Situationen, bzw. Menschen begegnen, um in neue Einsichten zu gelangen. Wir werden exakt mit den „Schatten-Themen“ konfrontiert, die uns persönlich betreffen.



Als ich 2011 in diese Erfahrung hineinwuchs- da blieb mir nichts Anderes mehr, als mich nur noch vor diesem Leben, auch vor Gottes Liebe zu verbeugen, weil ich das wunderbare Geschenk erhalten hatte, endlich zu mir selbst zurückkehren zu dürfen. Und in solchen Augenblicken, da verblasst jeder Schmerz der  Vergangenheit….man wird einfach nur noch still, demütig  und dankbar.



Unser ganzes Leben ist doch nicht mehr als eine Reise zurück in die Natur unseres wahren Wesens und wer das einmal begriffen hat, der fragt sich, was denn all das zermürbende Machtgehabe, Erfolgsstreben, Anerkennungsgesuche, gesteigerte Konsumverhalten da draußen bringen soll! Es geht in diesem Leben um die Zurückführung in das Wesen der wahren Liebe- zu uns selbst und zu anderen- ohne jede Bedingung!



Es geht um das erlösende Gefühl, endlich wieder in uns selbst daheim zu sein! Etwas Schöneres kann es nicht geben, als völlig unabhängig zu sein von allen äußeren Vorgaben- von jeder Suche nach Liebe, Bestätigung-  all das können wir uns dann in Fülle selbst schenken- denn wir tragen es seit der Geburt in uns! Wir sind vollkommen, so wie wir sind!



Aber fluchen dürfen wir über all die Seifenblasengebilde da draußen, denen wir viel zu lange vertrauten, obwohl wir doch immer spürten, dass IN UNS etwas ganz Anderes rief!

Und hat man uns den Erfolg als Nonplusultra angepriesen, so gibt es für mich nur einen Erfolg:



In mir selbst daheim zu sein und das zum Ausdruck zu bringen, was mich als der Mensch, der ich bin, ausmacht- in allen Facetten- ob in hell oder dunkel- Hauptsache- ich spüre und lebe MICH!



*Linda*

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