Freitag, 17. Februar 2017

Seelen wollen atmen








Seelen wollen atmen

„Das Wichtigste im Leben finden wir nicht durch intensive Suche, sondern so, wie man eine Muschel am Strand findet. Im Grunde findet es uns.“

Diese erlesene Lebensweisheit erklärte ich irgendwann einmal zu der wertvollsten Wahrheit des Lebens, weil ich erkannte, dass wir unser Dasein so viel planen und durchorganisieren können, wie wir wollen: Letztendlich wird es sich so entwickeln, wie es der Seele gefällt. Nicht der Verstand führt Regie im Leben, sondern die Stimme in unserem Inneren!


 Dass es so ist, bestätigte sich mir  gestern Abend während der Sendung „Stern TV“. Da war eine junge Frau, gebürtig aus Berlin- jetzt als Rancherin wohnhaft in Afrika und das  absolut glücklich und zufrieden. Sie beschrieb ihre frühere innere Unruhe, dieses unerklärliche Gefühl, irgendwie auf der Suche zu sein, um doch nie zu finden. Eigentlich hatte sie gar keinen Grund zur Klage- da war ein lukrativer Job, eine schöne Wohnung in Berlin…..und dennoch vermisste sie irgend ETWAS! Erst eine Urlaubsreise nach Afrika öffnete ihr Augen und auch Seele, um zu erspüren, dass genau hier das Leben , bzw. die Arbeit in der freien Natur auf sie wartete, nach dem sie sich , wenn auch unbewusst immer gesehnt hatte. Ihren Worten nach hat sie diese Entscheidung keine Sekunde bereut! Sie ist angekommen- IN SICH selbst, weil sie sich das Geschenk machte, dem Ruf der Seele zu folgen und nicht dem des Verstandes.

Ohne Frage erhielten meine gewachsenen Thesen durch diese Frau sehr viel Bestätigung, weil ich seit Langem sage: Beziehen wir den Ruf der Seele nicht in unser gesamtes Leben mit ein, dann werden wir unser wahres Glück niemals finden! Wir können nicht ignorieren, was an Energie leben und vor allen Dingen atmen will! Hier dürfen wir uns getrost auf das so weise Leben verlassen, denn es wird uns ohne unser Zutun und Planen exakt das bringen, was für unser individuelles Dasein und unseren Weg von Bedeutung ist. Wir sind nicht zufällig in dieser oder jener   Situation, wir begegnen nicht zufällig diesen oder jenen Menschen- alles ist von höherer Stelle durchaus gut durchdacht – alles trägt ein ganz bestimmtes Muster in sich, dessen Struktur wir niemals  entschlüsseln werden. Und das ist gut so, denn ich sage schon heute: Irgendwann werden wir uns vor der Weisheit dieses Lebens verbeugen in der Erkenntnis, dass es so viel mehr gibt zwischen Himmel und Erde, als  der Verstand erfassen kann.

 Diese Welt, wie wir sie kennen, lebt vom Oberflächlichen und erkennt die Tiefe nicht an. Wir können die ganze Welt bereisen, ohne Probleme, doch sind in unserer eigenen Seelenwelt  noch nicht angekommen. Uns stehen die modernsten technischen  Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung- doch sind wir auch in der Lage, von Mensch zu Mensch eine authentische ehrliche tiefe Kommunikation auf Seelenebene zu führen, indem wir den Anderen   wirklich sehen, verstehen, uns in ihn hineinversetzen?

Ich werde den Eindruck nicht los, dass uns jeder Fortschritt auf der äußeren Ebene immer weiter von uns selbst und voneinander entfernt- dass der tiefe Wert des Menschlichen immer belangloser wird in dieser schnelllebigen, erfolgs- und konsumorientierten Zeit.

Was aber möchte der Mensch wirklich oder klarer gesagt diese innere Stimme in uns?

Es ist, wie Tim Bensko es besingt: „Wir leben in einer Scheinwelt, Grund genug, um uns endlich auf uns selbst und unsere tiefen Bedürfnisse zu besinnen.“ Vielleicht ist die Songpassage bekannt. „Wir bleiben wach, bis die Wolken wieder lila sind und schneiden uns von den Fäden ab!“

Ich denke, dieses Entsorgen aller gesellschaftlichen Fäden  ist eine der produktivsten Handlungen, die wir vollziehen können zum Wohle unserer Seele, was nichts Anderes heißt, als dass wir uns von all dem befreien, was uns seit Ewigkeiten an Glücks-Wahrheiten bindet, die gar keine sind. Ich erinnere mich an die Begegnung mit einer Frau, die mit dem Zug in unseren eher beschaulichen kleinen Ort reiste und bekannte: „Ich wohne in Hamburg und ich bin es so was von Leid- diese Welt, in der Leistung und Ansehen scheinbar alles sind. Ich suche einen Ort, an dem ich mich einfach wohlfühle.“

Eigentlich, so nehme ich an, erspürt jeder Mensch irgendwann im Leben diese Diskrepanz zwischen dem Eingeatmeten und dem, was wirklich erfüllend ist- obwohl es hierzulande immer noch eine Schwierigkeit darstellt, das Richtige für sich herauszufiltern. Wir erhalten ja keinerlei Anregung oder Ermutigung, die uns dazu aufruft, unsere Bedürfnisse schlichtweg nur zu erfühlen und alles Unwesentliche auszusortieren!

Dann würden wir vielleicht merken, dass all das Äußere niemals die innere Sehnsucht stillen kann, sondern der Seele sogar noch die Luft zum Atmen nimmt. Darum bin ich der festen Überzeugung, dass Leben und Seele  alles daransetzen, um jeden von uns in die passende  Richtung zu führen. Da sind dann halt entsprechende Aufwachsituationen, die uns innehalten lassen- da kommt dann die eine oder andere Schmerzphase, Krise und das nicht, um uns böse mitzuspielen, sondern , damit wir in ein neues Bewusstsein wachsen, für unser Leben Verantwortung übernehmen und uns von der Sklaverei des Verstandes für immer verabschieden.

Dazu müssen wir still werden, in uns hineinlauschen, um zu erspüren, was uns wirklich ein Bedürfnis ist. Wir können uns der Tatsache nun mal nicht entziehen, dass wir Menschen aus Fleisch und Blut sind, voller mannigfaltiger Gefühle, mit ganz eigener Geschichte und mit sehr einfachen Wünschen.

Wir brauchen kein 8. Smartphone, auch nicht die neueste Automobilausführung oder das 50. Paar Schuhe- wir sehnen uns nach dem Gefühl des daheim seins- IN UNS und in der Gemeinschaft mit Anderen: verstanden werden, sich fallen lassen können, angenommen werden, sich so zeigen,  wie wir sind – ohne unsere zig Verstandeshäute. Es ist nicht übertrieben, wenn da jemand schreibt: „Wir müssen in unsere Unschuld zurückfinden, denn unser Herz bleibt bis zum letzten Tage dieses unschuldige, liebenswerte Kind.“ Ist es verständlich, wenn ich davon spreche, dass uns die oberflächliche Welt hier nicht entgegenkommt? Sie meint uns Menschen!! nicht - so wars schon immer und so wird es bleiben, wenn wir nicht für uns die Reißleine ziehen.

Nun können wir nicht alle nach Afrika in den Busch auswandern- aber wir können Verantwortung übernehmen für unser persönliches Glück. Aus dem Grund bin ich dazu übergegangen, mir meine eigene kleine Welt zu erschaffen, in der auch für mein verletztes inneres Kind und meine Seele ganz viel Platz und Raum ist. Denn nur mit meinem Kind an der Hand und im Herzen finde ich den ersehnten Frieden in meinem Leben.

Das hab ich mir zum Ziel gemacht und damit geht es mir sehr gut.

Weniger gut geht es wohl den Frauen, die ebenfalls in der Sendung „Stern TV“ zu Worte kamen:
Frauen, die über häusliche Gewalt berichteten, den Mut aufbrachten, mit  ihrer schweren Lebenssituation an die Öffentlichkeit zu gehen. Angeschaut hab ich mir dieses nicht weiter- doch ich dachte nur: Mit Sicherheit wird es auf der Welt noch viel mehr solcher Frauen, aber auch Männer geben, die in der Partnerschaft körperliche Übergriffe erleben. Und dann fragt man sich: Was ist denn aus der Liebe geworden, die diese Menschen einst miteinander verband- kann denn das PARTNERschaft sein, wenn einer über den Anderen herrscht? Nein, ich möchte nicht verurteilen, weil ich längst weiß, dass im Grunde des Herzens kein Mensch einen anderen wirklich verletzen möchte- dass aber sehr oft die eigene Vergangenheit, sich dieses zum Teil schwer verletzte Kind  ein Ventil sucht. Und oft genügt nur eine leise Seelenberührung, eine Erinnerung an den alten Schmerz und schon schreit das Kind auf!


Irgendwann kam ich zu der Erkenntnis, dass nicht nur meinen Partnern und mir, sondern auch vielen anderen Menschen eine ganz wichtige Voraussetzung fehlte, um überhaupt eine stabile langjährige Liebesbeziehung führen zu können. Wir gingen Verbindungen ein, ohne zuvor gelernt zu haben, allein zu laufen- in uns rief das verletzte Kind nach Wärme, Liebe , einem Platz der Geborgenheit – doch es rief auch nach Heilung seiner Wunden. Aber wir waren viel zu jung, um das erspüren zu können, um darin den tiefen Sinn unseres Zusammenseins  zu entdecken. Stattdessen legten wir über alles Dunkle, über jeden Schmerz ein Tuch und verfielen genau da ins Schweigen, wo wir hätten reden müssen- es sollte einfach nicht weh tun- wir wollten nicht an den alten Schmerz erinnert werden. Doch dieser Schmerz war ja nicht fort- er suchte sich kontinuierlich immer wieder seinen Weg und verursachte irgendwann sehr viel Reibereien im Miteinander.
Nein, ich spreche niemals von Schuld, sondern auch hier von einem Geschenk der Erfahrung an mich, denn sonst wäre ich nicht aufgewacht.

Heute sehe ich es anders: für eine glückliche Partnerschaft braucht es zwei Menschen, die sehr bewusst und verantwortungsvoll mit dem Geschenk des Zueinanderfindens umgehen. Leben führt keine Menschen „nur so“ zusammen- jeder von beiden bringt die idealen Voraussetzungen mit, damit eine gegenseitige„Wundheilung“ gewährleistet ist. Wenn dann diese Verbindung noch von der tiefen Liebe zueinander getragen wird, dann ist das eine der wertvollsten Grundvoraussetzungen, um sich gegenseitig zu heilen. Sehr oft teilen diese Menschen die gleiche innere Zerbrochenheit, das viel zu frühe Schmerzempfinden oder haben in früher Zeit die selben Glaubenssätze eingeatmet. So findet Zerbrochenheit zu Zerbrochenheit- aber z. B.  auch Perfektion zu Perfektion, gesteigertes Leistungsstreben zu dem selbigen. In jeder zwischenmenschlichen Begegnung  wird das Gegenüber gleich eines Spiegels sein, in den wir schauen dürfen, um unsere unerlösten Seelenanteile zu erkennen. Und es wird an dem sein: So lange uns ein Mensch noch verletzen kann, auch wenn es unbewusst geschieht, so lang ruft es in uns nach liebevoller Zuwendung unserer unerlösten Schatten. Aus dieser Perspektive erwächst nämlich die Erkenntnis: Es geht in diesem Leben, egal, in welcher Situation wir stecken, welcher Mensch uns begegnet- immer  um unsere tiefe Heilung und Ganzwerdung. Darum sind wir hier! Es wird niemals ein neuer Schmerz sein- sondern alles Leid, das wir verspüren, ist bereits in uns drinnen. Es ist Kindheitsleid.

Ich erinnere mich an ein Ehepaar, das dem Perfektionismus, dem Leistungsstreben den absoluten Vorrang im Leben verlieh- so lang, bis die Ehefrau unheilbar an Krebs erkrankte. Und da gab der Ehemann zu bedenken: „Diese Krankheit hat uns die Augen( ich sag mal Seele) geöffnet, ließ uns innehalten und abwägen, was wirklich wichtig ist im Leben.“

Was kann es Wichtigeres geben als die Gesundheit und vielleicht ein paar Gänge im Leistungsrad zurück zu schalten, um das Geschenk der gemeinsamen Partnerschaft zu genießen, denn die Liebe zueinander sollte immer an erster Stelle stehen und niemals vom Verstandes-Perfektionsgedanken überfahren werden.

Was ist mit diesem jungen Ehepaar, welches bei einer Ärztin vorstellig wurde mit dem Wunsch nach künstlicher Befruchtung? Beide absolute Arbeitstiere- sehr karrierebewusst- so sehr, dass sie im ganzen Stress über Jahre sogar das sexuelle Miteinander außen vorließen und nur noch die Option der künstlichen Befruchtung in Erwägung zogen. Kann es das sein? Darf es das sein? Ist das der Sinn im Leben, dass der Mensch das Künstliche vorziehen muss, weil für die Liebe keine Zeit, kein Platz mehr ist in einer Gesellschaft der strebsamen Leistungserbringer, gejagt vom Verstand, verfolgt von Kindheitskonditionierungen?

Es steht außer Frage, dass solche Konditionierungen in Bezug auf Leistungsstreben entsprechende Erfolge, Machtstellungen bringen- doch was nützt es im Endeffekt, wenn die Seele währenddessen vor lauter Ignoranz erstickt? Haben solche  Menschen dann eigentlich wirklich gelebt oder einfach nur zur Freude des Systems gut funktioniert?

Ich fand entsprechende „Erfolgszitate“:

„ Erfolg kann einen Lebensweg nicht ersetzen.“

Erika Pluhar

„Das gefährlichste aller Rauschgifte ist der Erfolg.“

Billy Graham

„Bei vielen Erfolgsmenschen ist der Erfolg größer als die Menschlichkeit.“

Daphne de Maurier

Ich denke, jeder Mensch sollte sich irgendwann im Leben einmal bewusst zurücklehnen mit den Fragen: Was habe ich in meiner Kindheit durch meine Erzieher an Zielvorrichtungen, Bildern fürs Leben mit auf den Weg bekommen? Kann es sein, dass ich mein Leben nach alten Glaubenssätzen aufbaute, ohne mich jemals zu fragen, was meine innere Stimme dazu sagt? Schau ich mich in der oberflächlichen Welt um, dann kann ich mich nicht von dem Eindruck lossprechen, dass dieses Streben nach Erfolg, Gewinn, sich präsentieren dermaßen Oberhand gewonnen hat, dass die so wichtigen menschlichen Grundwerte der Ehrlichkeit, der Transparenz an Bedeutung verlieren- Erfolg um jeden Preis? Kann es das sein?


Ich führe mir auch die Gedanken eines Autors vor Augen, der sich in einer Partnerschaft befand und sehr  verantwortungsvoll mit dem Schmerz seines inneren Kindes umging, indem er sagte:

„Ich brauche für mich diesen Raum des Rückzugs,
in dem ich sein kann, wer ich nie sein durfte…
in dem ich enttäuscht wurde,
mich unverstanden fühlte,
niemand meine Gefühle wahrnahm-
niemand meine Schönheit sah-
einen Raum für meine Ängste, meine Wut- meine vielen Fragen…..“

Mich hat diese Offenheit des Mannes damals sehr berührt, weil ich wusste, wovon er sprach.
Diese liebevolle verständnisvolle Hinwendung zum inneren Kind ist der einzige Weg, um irgendwann von innerer Befreiung sprechen zu können. Es geht nicht um eine vollkommene Gesundwerdung- das wird je nach Seelenverletzung nicht möglich sein- aber es geht um die bewusste Zuwendung unserem verletzten Kind gegenüber- weil es sonst nie aufhören wird , nach unserer Liebe, Aufmerksamkeit, Wertschätzung zu rufen. Dieses Kind wird bis zum letzten Tage unser Begleiter sein und möchte jetzt, da wir die Kraft und das Bewusstsein haben, mit uns durch unser Leben gehen.

„Seelen wollen atmen“- diese Überschrift wählte ich nicht ohne Grund, weil ich es für die Basis eines  lebendigen  Lebens halte. Wir alle sehnen uns nach Freude, Liebe, Lachen, Leichtigkeit zurück- doch all dies finden wir nur in der Seele, nirgendwo anders. Dazu braucht es ein Herz, das von der Sklaverei des Verstandes befreit ist. Die junge Frau, welche nach Afrika auswanderte, war von argen Vorzweifeln geplagt, schrieb sich sogar selbst einen Mutmachbrief, ganz verständlich- sah sie sich im Vorfeld schon als Nahrungsquelle für die Löwen- und doch war der innere Ruf so stark, dass sie alle Ängste überwand. Ja, sie sprang über ihren eigenen Schatten, wuchs über sich selbst hinaus – aus Liebe zu sich selbst. 

Ich weiß aus eigenem Erleben- die Seele ist von ungeheurer Kraft, wenn sie spürt, dass wir sie wieder wahrnehmen- denn dann ist da ein Sog, ein Ziehen, eine Impulsgebung, unerklärlich. Da ebnet sich der Weg von ganz allein und der begleitende Schmerz wird zur Nebensache- weil man spürt, dass genau dieser Weg der richtige ist und dass es hinter allem , was wir je verstehen können, etwas geben muss, für das sich jede noch so schmerzhafte Wegstrapaze lohnt…………..Geheimnis und Wunder des Lebens!


*Linda*

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen