Montag, 13. Februar 2017

Werde zu nichts und du wirst dich in alles verwandeln







Werde zu nichts und du wirst dich in alles verwandeln

Die von mir gewählte Überschrift ist etwas krass, frustrierend, fragwürdig und doch musste ich irgendwann begreifen, dass  mir nichts Anderes übrig blieb, als diesen Prozess der Selbstauslöschung zu durchlaufen- wollte ich endlich das Leben leben, das wirklich das meine ist.

Eigentlich neige ich nicht dazu, verbal zu entgleiten, aber hinsichtlich der erkannten Missstände kam ich damals nicht daran vorbei, entsprechende stille Worte an mein Kindheitsumfeld zu richten und zu sagen: „Was habt ihr mir eigentlich für einen Mist erzählt -über mich- über den Sinn von Leben- über das Wesen der Liebe und Partnerschaft? Kein Wunder, dass ich angesichts dessen nie von meinem erfüllten Dasein sprechen konnte- ich lebte ja ständig an mir vorbei!“ Krass gesagt verkörperte ich ein in der kindlichen Not erzeugtes künstliches Ich- das sich jeden Tag aufs Neue in  erlernten Rollen auf die Bühne des Alltags begab, im Gepäck die eingeatmeten Glaubenssätze und Überzeugungen. Das Fatale war: es schien genau so perfekt zu sein, obwohl ich heute weiß, dass meine Seele sich vor lauter Kummer ständig gekrümmt haben muss.
Was ich da nämlich permanent lebte, das hatte mit meinem wahren Wesen, meinen tiefen Bedürfnissen  rein gar nichts zu tun…..ich war lediglich ein Produkt des Systems, verkörperte Ideen und Bilder, die andere für mich entworfen hatten.

Sehr oft kommt mir eine Situation in den Sinn. Ich befand mich als Schülerin der 11. Klasse im Englischunterricht und alberte mit meiner Banknachbarin herum- als der Englischlehrer mich plötzlich recht wirsch zur Aufmerksamkeit aufrief, verbunden mit den Worten: „Benehmen Sie sich mal entsprechend, aber ich glaube, Sie werden sowieso nie erwachsen!“ Seine Vorhersage hat mich damals getroffen, denn in dem Alter sah man das Erwachsen sein als ein erstrebenswertes Lebensziel an!

 Doch auf der Rückreise zu mir selbst- da begann ich, dieses hochgelobte erwachsene Sein immer kritischer zu sehen, bis ich zu der Erkenntnis kam: Dieses „Erwachsen  sein“ verdient eine völlig andere Definition- denn es gilt, im Laufe des Lebens IN SICH hineinzuwachsen- aus all den alten überlieferten Ideen von Leben, Liebe und mir selbst herauszuwachsen- hinein in meine ganz persönlichen Wahrheiten. Es gilt schließlich, seinen individuellen Schatz zu finden, der unter der Unliebe zu uns selbst verborgen ist!

Zugegeben, solch eine Aufwachsituation schmerzt zunächst wahnsinnig, weil man begreifen muss, wie sinnlos man Zeit des Lebens in der falschen Richtung unterwegs war! Ständig im Außen- in dem Glauben, dass die Anerkennung anderer, der äußere Erfolg, im Trend liegen, Erwartungen erfüllen, unsere erlernten Rollen zu spielen, zu gefallen- uns unser Glücksgefühl beschert. Nichts und niemand wird uns jemals unser Glück, unsere Zufriedenheit schenken – das schaffen wir nur, wenn wir hinab steigen in unsere Tiefe und in uns selbst Heimat finden.
Und genau dieser Prozess gleicht einem absoluten Entleeren, denn wir werden unmöglich  mit dem Verstand unterwegs sein können. Er hat uns zu Gejagten gemacht- zu Gejagten unserer Vorstellungen, wie wir zu sein haben, was wir zu tun haben- doch  seine Anweisungen gründen sich auf Übernommenes, nicht auf unser Erfühltes.


„Was uns so viel Schmerz zufügte
wirft seine Schatten
und webt seine Energie in alle Lebensbereiche hinein.“
Von unbekannt

Marc Aurel prägte einen sehr ausdrucksstarken Satz:

„Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.“

Für mich sind seine Worte der! Richtungsweiser in ein glückliches selbstbestimmtes Leben, denn jeder Gedanke erschafft Realität. Es ist gleich eines Samenkorns, das ich in die Erde lege und die Farbe des Gedankens wird über den Fruchtstand entscheiden.
Alles, was wir in der Welt erfahren und sehen, ist schlichtweg ein Abbild unserer Gedanken.
Wenn ich ständig alte Überzeugungen gieße, dann wird sich nichts verändern können.
Heilung, sie wird nur geschehen, wenn ich eine gesunde und ehrliche Beziehung zu meinem Innenleben herstelle und mich der Frage stelle: Ist das, was ich denke, sage, was ich in Handlungen ausdrücke, eigentlich das, was mir in der Tiefe entspricht- oder hab ich lediglich übernommene Glaubenssätze ins Jetzt transportiert?

Diese intensive, ja sogar intime Begegnung mit uns selbst ist nach so viel Vorbeileben ein schwerer Schritt- doch sie wird sich nicht umgehen lassen, weil unser wahres Wesen nach Entfaltung ruft. Es heißt auch:

„Der Mensch ist Zeit seines Lebens auf der Suche nach dem Ideal, das Gott in ihn hineinlegte!“

Wir sind nicht unsere Rollen, wir sind nicht unser Verstand und schon mal gar nicht unsere alten Glaubenssätze der Selbstverurteilung, des Unvollkommenen, des Gefühls von Kleinsein.
Wir sind aufgerufen, unseren wunderschönen Rosengarten IN UNS wieder zu entdecken mit einem Herzen, das aus Liebe zu uns selbst schlägt. Und der Zustand hat mit dem gängigen Erwachsensein rein gar nichts zu tun.

Unser Herz ist und bleibt ein Kind und aus unserem Inneren ruft das Kind von damals und sucht nach unserer Zuwendung, nach Wärme, Verständnis- nach einem Raum, in dem es endlich sein darf, wie es ist.

Irgendwo fand ich folgenden Text:


Kindlichkeit ist ein Zustand der Seele,
die jeden Moment deines Lebens auf dich wartet-
an der Schwelle des Staunens-
mit den Gerüchen des Frühlings-
der Schönheit eines Sonnenaufgangs.

Von unbekannt

Als ich all diese Wahrheiten einst verinnerlichte, da war es nicht verwunderlich, dass sich das Gefühl des Frustes in mir breit machte. So! hat man es mir nie erzählt- und so wird es auch heute noch nicht vermittelt. Immer noch scheint dieses nüchterne, kontrollierte, zumeist gefühllose  selbstbeherrschte Erwachsensein das Gelbe vom Ei zu sein. Immer noch zieht sich der Perfektions- und Leistungsgedanke durch alle Lebensbereiche. Dass diese Haltung aber Menschen krank werden lässt- das wird nicht erkannt, obwohl es doch auf der Hand liegt, dass niemand jemals im Leben gegen sein natürliches Wesen, geschweige denn gegen seine tiefen Bedürfnisse  anleben kann.

Aber es ist nicht von der Hand zu weisen:

Das Leid, das wir in uns spüren, ist das Kind in uns- ein Kind, das von seinem wahren Wesen getrennt wurde, um in dem Glauben zu leben, dass es so was wie ein Innenleben gar nicht gibt. Wenn wir nämlich Liebe nicht spüren- dann liegt es nur daran, dass wir etwas auf sie draufpackten, was wir nicht sind. Unser Kern, der ist aus reiner Liebe und so vollkommen!

Jetzt brauche ich mich nur im Außen etwas umzuschauen, mir die Frage zu stellen: Wo ist denn bloß dieser liebevolle Kern ersichtlich bei den Menschen? Stattdessen erlebe ich Verurteilung, Diskriminierung, Machtgehabe, Rechthaberei und sage dennoch: auch in diesen Menschen ist der wunderschöne Kern verborgen- bis auf den Umstand, dass sie ihren alten Kindheitsballast noch nicht entsorgten. Man mag das eigentlich nicht glauben, dass das Erleben in der Kindheit in Bezug zum erwachsenen Sein steht- doch wie oft hab ich erlebt, dass die frühen Glaubenssätze  bis ins höhere Alter ihre Wirksamkeit zeigten.
Für mich wurde irgendwann eine Frage entscheidend: Was hat jedes Kind durch sein  Umfeld an Lebenswahrheiten und Eindrücken eingeatmet? Werden wir uns dessen nicht bewusst, dann dürfen wir damit rechnen, dass es uns das ganze Leben lang schikaniert, bis wir es erlösen. Das ist schließlich Sinn unseres Hierseins- dass wir unsere alten Glaubenssätze erspüren und uns von ihnen befreien, aus Liebe zu uns selbst.

Das Beispiel der jungen Frau hab ich schon mal angeführt. Schläge durch den Vater in der Kindheit- als sein Zeichen der Zuwendung- etwas Anderes gab es nicht. Was macht das mit einem Kind? Es fühlt sich wertlos, nicht genügend und wie das im Leben so ist, geht dieser Mensch, wie auch diese Frau  in Resonanz mit Partnern, die ebenfalls Herabsetzung, Dominanz ausüben. Das Bild der Kindheit in Wiederholung- doch muss es geschehen, damit diese Frau sich irgendwann darüber erhebt und sich sagt: meine Achtung vor mir selbst verbietet es mir, mich in der Weise erniedrigen zu lassen. Das widerspricht der Liebe zu mir selbst. Und in dem Moment der Erkenntnis hat sich die Frau von ihrer Kindheitsfessel erlöst.

Nein, dieses Leben ist in keinem Moment ungerecht , sondern lediglich darum bemüht, dass jeder Mensch in die bedingungslose Liebe zu sich selbst zurückfindet, ungeachtet dessen, was sich die Welt da draußen so vorstellt.

Ich trage einen wunderschönen Gedanken in mir und der heißt:

„Wir sind hier, weil wir unendlich geliebt werden von Gott- denn gleicht unser Leben auch oft einem mühseligem Überleben- letztendlich sollen wir uns sagen dürfen:

Ich will nicht mehr kämpfen und irgend etwas tun, irgendwer sein, um ein Anrecht auf Liebe zu haben.

Nein, ich möchte so weit IN MICH hineinwachsen, dass ich Dankbarkeit in mir verspüre, ohne Bedingung lieben zu dürfen, in dem Wissen, bedingungslos geliebt zu werden.

*Linda*

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