Unsere Seele braucht keinen begehbaren Kleiderschrank!
Angelehnt an die Tatsache, dass wir unser Dasein hier in einer Gesellschaft verbringen, deren Prioritäten sich am Erfolg, Besitz und Titel orientieren und weniger am Menschen selbst- kam mir der Gedanke:
Wie weit haben wir uns doch von dem entfernt, was im Leben
wirklich wichtig ist! Ehrlich, ich hab in dem Zusammenhang sehr rasch diese
eine ausgetretene Spur vor Augen, in der die Menschheit unterwegs ist- voll in
dem Glauben, es sei die ultimative Richtung ins Lebensglück! Unterwegs winken
die Industriekonzerne und Medien fleißig mit den neuesten Produkten und
erzählen recht eindringlich, was denn der Mensch- will er es sich wert sein-
für sein glückliches Leben braucht. Und alles geschieht auf der Basis: immer
mehr, immer fortschrittlicher, immer schneller…..halt sehr arg beschleunigt.
Habs schon angeschnitten- dieses Thema Zukunftsprognose für
unsere Kinder! Welche Lebensanschauung vererben wir ihnen? Ich mag nicht daran
glauben, dass der Spurwechsel schnell vonstatten geht- denn viel zu sehr haben
wir uns an ein Leben gewöhnt, in dem doch alles auf Knopfdruck funktioniert- wo
Wünsche sich mit dem nötigen Kleingeld ohne Probleme erfüllen lassen- wo die
Tendenz eh dahingeht, immer im fortschrittlichen Trend zu liegen! Man will ja
schließlich IN sein, mitreden können und dazugehören sowieso!
Und dann komm ich daher und rede davon, dass es nichts
Wichtigeres gibt als die innere Zufriedenheit, wobei unsere Seele eines am wenigsten braucht und
das ist so was wie ein begehbarer Kleiderschrank & Co!!!
Vor Jahren bekam ich einen Text geschenkt, der mich
innerlich sehr berührte!
In einem Dialog zwischen Mutter und Tochter beklagte sich
die Mutter über die Unzufriedenheit des Kindes- schließlich hätte es doch
alles, was das Herz eines Kindes nur begehren kann. Da war der neuesten
technischen Highlights, immer wieder der neueste Modetrend- und noch vieles
mehr. Sie würde doch alles für sie tun, jeden Wunsch von den Augen ablesen. Die
Tochter sollte doch lieber dankbar sein- dass es ihr viel besser ginge als
ihren Klassenkameraden.
Und dann stellte die Tochter
die eine Frage:
„Und was ist mit Liebe, Mutter?“
Ja, was ist mit Liebe, diesem Grundbedürfnis ALLER Menschen,
das an erster Stelle steht und immer stehen wird! Kein Mensch kann überleben
ohne sie! Wir alle sehnen uns nach Wärme, nach einem Ort der Geborgenheit,
Zuwendung- nach der Gewissheit, dass wir etwas wert sind- dass es da Menschen
gibt, die uns schätzen, lieben und sagen: „Es ist so schön, dass DU da bist-
DU, so wie DU bist!“
Ehrlich gesagt- indem ich so schreibe, wird mir wieder
bewusst, dass ich!! zwar offen darüber spreche, doch in meinem Umfeld dies nur
selten geschieht. Eher das Gegenteil ist der Fall, wenn ich die ablehnenden
Einstellungen höre, dass man „so etwas“ wie Geborgenheit nicht braucht! Mir ist es wirklich einmal
passiert: in einem Gespräch mit einer mir nur flüchtig bekannten Person führte ich aus irgendeinem Grund die
Thematik der Liebe im Miteinander an, nur so allgemein und in dem Moment, als
ich das Wort „Liebe“ aussprach, zuckte die Dame zusammen! Ich brauch jetzt
nicht zu erläutern, in welcher Spur sie unterwegs war!
Es schien aber, als hätte ich mit diesem einen Wort in ihr
etwas getroffen und die Erkenntnis tat mir selbst weh, schließlich sind wir
doch alle aus diesem Stoff der Liebe gewebt!
Wahre Liebe ist der „Stoff“, der alles zusammenhält und
nährt- wahre Liebe lässt uns aufblühen, wärmt und bereichert uns, denn wir
fühlen dieses sensible lebendige Menschsein in uns! Wir spüren uns, so wie wir
es ganz selbstverständlich als Kinder taten! Wir waren sogar im Dauerzustand
der Liebe- alles, was uns umgab „liebten“ wir- ob es nun der kleine Käfer war,
die Armee von Ameisen oder das Katzenbaby
von der Nachbarin! Schon damals faszinierte mich die Farbenvielfalt und
Leichtigkeit der Schmetterlinge, wenn sie dann auf unseren Blumen ausruhten, um
sich auf den nächsten Flug vorzubereiten….ich liebte es, durch und durch ein
Kind der Natur zu sein- im Regen zu tanzen- durch Pfützen zu springen- umgeben von einem grünen Kinderparadies, in
dem wir uns Höhlen bauten und Kleeblätter als Nahrung zu uns nahmen! Wir waren
wie selbstverständlich eingebunden in die Natur – sie war für uns das Paradies-
unsere kleine heile Welt!
Und was ist heute? Wie viel Aufmerksamkeit schenken wir
diesem Paradies, denn es ist ja nicht verschwunden! Doch die Ablenkung ist zu
groß- weil wir ja aufgefordert sind, uns auf die Jagd nach dem Perfekten zu
begeben- das Vollkommene zu suchen! Können wir uns eigentlich noch an den
klitzekleinen Momenten erfreuen- sehen wir die Welt noch durch die Kinderbrille
von einst? Wissen wir eigentlich noch den Reichtum zu schätzen, den uns ein
bunter Regenbogen, ein Sternenhimmel- ein Sonnenaufgang- eine bunte Blumenwiese
schenken? Ist da nicht viel mehr dieser ständige Wunsch nach mehr und noch
mehr- es kann ja noch besser sein- schöner sein……
Entschleunigung- für mich ein hoher Anspruch in dieser Zeit-
indem wir unsere Aufmerksamkeit wieder auf das richten, was uns wirklich
erfüllt und bereichert! Die angestrebte Vollkommenheit, die gibt es nicht-
nicht im Job, nicht in der Partnerschaft, nicht im Sexualleben, nicht in Bezug
auf unseren Körper- nicht in der Rolle als Mutter oder Vater. Wir alle haben
unsere ganz eigenen Grenzen- und es gibt nicht das! eine Bild von einem
perfekten Mann/ einer perfekten Frau……von der! perfekten Ehe…..von dem
perfekten Körper!
Aber es gibt eines und das ist eine Form von Liebe, die
sagt: ALLES ist gut so, wie es ist. Der Mensch, der mir gerade begegnet, ist
exakt vollkommen, so wie er ist und das MIT all seinen Begrenzungen. Der Tag,
den ich gerade erlebe, ist ebenso perfekt, wie er ist, auch wenn ich traurig
bin- dann soll es heute so sein! Der Schmerz, der vielleicht gerade bei mir
anklopft- er ist perfekt- denn er trägt eine Botschaft für mich in sich. Und so
darf auch jeder Mensch sich selbst begegnen- mit dem immerwährenden Gedanken
der bedingungslosen Liebe zu sich selbst- trotz aller Unvollkommenheit und
Schwächen sind wir perfekt! Was uns
davon abhält, das anzunehmen- ist nur ein völlig überflüssiger alter
Kindheitsglaube- es ist ein erlerntes Selbstbild, das uns von Anderen
übergestülpt wurde nach „ihren“!!!! Vorstellungen.
Was mir als Oberbegriff gerade einfällt, ist ein völlig
verzerrtes Weltbild, das wir in uns tragen, als Folge der Selbstentfremdung und
der falschen Spur, in die man uns „Polonaise-bedingt“ hineinzwängte.Machen wir
uns nämlich auf den Weg zu uns selbst – erfühlen wir unsere wahren tiefen
Sehnsüchte und Bedürfnisse- dann fällt sehr viel von uns ab- auch eine Menge
Druck- Erwartungs-, wie Perfektionsgedanken.In mir, da ist eine andere Welt, ein anderes Leben mit meinen
Prioritäten aus rein menschlicher Sicht.
Es war mir vor einiger Zeit vergönnt, einer Trauung
beizuwohnen und dem Eheversprechen zu
lauschen. Wir kennen ihn - diesen Treueeid – „bis dass der Tod uns
scheidet“….doch die Braut sprach noch etwas Anderes aus. Sie sagte: „Ich will
dich annehmen als meinen Ehemann , Partner und Freund, dich lieben, achten und
ehren- so, wie du von Gott gemeint bist!“
Dieses Versprechen stellte für mich etwas ganz Bezeichnendes
dar, denn ihr JA zu dem Partner war ein JA der absoluten Bedingungslosigkeit,
ein JA zu jeder Form von „Unvollkommenheit“ – ein JA zu Ecken und Kanten- auch ein
JA zur Vergangenheit des Mannes- ein JA , das dem zukünftigen Ehemann die Gewissheit
gab: Ich darf so bleiben, wie ich bin- ich darf der Mensch sein, der ich immer
schon war und werde dennoch von Herzen
geliebt!
Und da hab ich den beiden im Stillen gewünscht- dass sie
wirklich für immer und ewig zusammenbleiben- denn eine fruchtbarere Basis für
eine Partnerschaft gibt es nicht.
Für mich persönlich war es ein sehr bereicherndes Erlebnis,
weil es meiner Lebenshaltung und dem gewachsenen Bild der Partnerschaft
entspricht. Neulich schnitt ich es schon an: es geht in der Beziehung nicht
darum, einen „vollkommenen“ „heilen“ Partner an der Seite zu wissen- der die
gängigen gesellschaftlichen Kriterien erfüllt! Seele sucht keinen Mr. Perfekt
aus dem Katalog- Seele sucht den Menschen, der sie glücklich macht, der es ihr ermöglicht,
sich in allen Facetten, mit allen Ecken und Kanten zu zeigen und der sie
dennoch liebt oder gerade darum, das ist natürlich noch schöner!
Nein, Seele liegt nichts an Besitz, Titel usw. Jeder kennt diesen Song “Lieblingsmensch“, in
dem es an einer Stelle heißt: “Bei dir kann ich- ich sein!“
Und wer in diesem Bewusstsein geliebt wird- der erfährt
gerade, was wahre Liebe wirklich bedeutet!
©*Linda*