Wir dürfen nie vergessen, wofür wir leben
Bewahre mich vor dem naiven Glauben,
es müsse im Leben alles glatt gehen.
Schenke mir die nüchterne Erkenntnis,
dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge, Rückschläge
eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind,
durch die wir wachsen und reifen.
Antoine de Saint-Exupéry
Oh lehre mich einer
dieses Wesen des Lebens richtig einzuordnen! So oder ähnlich hab ich vor Jahren
auch gedacht.
Und dann las ich Aussagen wie diese:
„Wir werden so lange zerbrochen, bis wir heil sind.“
„Wer mit Tränen sät, wird mit Jubel ernten.“
„War dein Anfang auch schwer- dafür wird dein Ende
wundervoll sein!“
Eine Wahrheit ist schon mal herauszulesen:
Erst kommt das Dunkle, das Unangenehme, das Traurige, aber dann!!!!
dann kommt das Licht!
Wir werden irgendwann „heil“, wir werden irgendwann voller
Jubel gute Früchte ernten und dürfen uns auch irgendwann auf ein wundervolles
Ende freuen! Wenn das nicht vielversprechende Zusagen sind!
Ich erinnere mich nur zu gut. Es kam bei mir der Zeitpunkt, an dem ich mich fragte:
Soll das schon alles im Leben gewesen sein? Hab ich nicht vielleicht noch etwas
Schöneres zu erwarten? Wo ist denn die Leichtigkeit, wo hat sich das Glücksgefühl versteckt, das für
immer bleibt? Die Antworten darauf, die
fehlten mir ganz und gar.
Ich glaub schon, dass das Leben uns vor die Herausforderung
stellt, in diese Antworten hineinzuwachsen und es wird sich der Schmerz als
richtungsweisender Botschafter entpuppen. Eines merkte ich nämlich relativ
schnell: Es tat immer dann weh, wenn ich
etwas lebte, das sich mit der inneren Stimme nicht vereinbaren ließ. Es fühlte
sich nicht gut an und mir war oft selbst nicht klar, warum ich etwas tat, was
ich eigentlich gar nicht tun wollte.
Und weil der Schmerz immer öfter und länger zu mir zu Besuch
kam, blieb mir letztendlich nichts Anderes übrig, als mich ausschließlich auf
das zu berufen, was sich richtig, schön und seelenkonform anfühlte. Plötzlich
war auch der Schmerz verschwunden!
Wollte ich jetzt eins und eins zusammenzählen, käme dabei
folgende Strategie heraus: Wünsche ich ein eher schmerzfreies Leben, dann
brauch ich also nur das zu tun, was meine innere Stimme mir vorgibt. Wie
einfach ist das denn?
Kann Leben wirklich so leicht zu verstehen sein? Ja, ich
denk schon und hab mal ein Foto
rausgesucht, dass mir hinsichtlich dessen viel Klarheit schenkt.
Das ist für mich die Definition von Leben! Wir alle befinden
uns zu Beginn auf dieser tristen linken Seite…….und dann kommt Leben mit all
seinen Schmerzbotschaftern im Gepäck daher und zieht uns Schritt für Schritt
auf die rechte Seite hinüber. Sieht ja auch sehr vielversprechend aus.
Angesichts dieser Freude steht natürlich die Frage im Raum,
warum wir überhaupt in die Situation kamen, unsere Zelte auf der linken Seite aufzuschlagen…..aber
ich nehme an, die Antworten kennen wir alle zu genüge. Es lag halt daran, dass
wir uns guten Kinderglaubens zu sehr auf das verließen, was die Welt für gut
und richtig anpries…..doch irgendwann im Leben ändern wir unsere Sichtweise,
zum Glück, kann ich heute nur sagen, denn es geht um eine ganze Menge!
Frage nicht, was die Welt braucht.
Frage, was dich lebendig werden lässt und tue es.
Denn was die Welt braucht,
sind Menschen, die lebendig sind.
Howard Thumann
Uns widerfährt ein Aufwachmoment vom Feinsten, denn
plötzlich erkennen wir, dass IN UNS drinnen andere Wahrheiten und Bedürfnisse
beheimatet sind, als in der gängigen Welt. Zudem stellt sich eine unerklärliche
Lebendigkeit ein, die man ebenfalls zuvor nicht wahrnahm.
Es gibt so eine These, die liest sich auf den ersten Blick
etwas gewöhnungsbedürftig:
„Das Leben ist ein ewiges Gebet an uns, wieder zu uns zurückzukehren.“
Ich lass es einfach mal so stehen, denn wann immer ich mich
mit der Rückkehr zu uns selbst beschäftigte, tat ich dies mit einem extrem
hohen Maß an Ernsthaftigkeit. Für mich gings irgendwann nicht mehr darum, ob
wir es wollen oder nicht wollen- für mich steht im Vordergrund, dass wir hier
auf Erden wahrlich die Chance erhalten, unsere kostbaren Seelen zu retten und
zu heilen.
Leben steht mit seinem Gebet an uns in einem extrem engen Bezug zu Gott, so wie
auch unsere Seele diese Beziehung zu
Gott lebt und liebt. Sollte ich ihre große Sehnsucht benennen, so will sie
eines Tages wieder zu IHM zurück und das als eine Seele, die sich hier auf
Erden „in liebevoller Haltung“ erfahren durfte- befreit von den Fesseln der
Kindheit. So ist zu verstehen, dass dieser ganze Prozess für mich höchste
Priorität erhielt. Ebenso verständlich wird dann auch, dass es für mich absolut
unwichtig ist, sich an den Maßstäben und Zielsetzungen dieser Welt zu
orientieren, denn folgen wir ihnen, dann verpassen wir diese einzigartige
Chance in unserem Leben.
Es ist doch so, wie es ist:
Hätten wir unser
Leben von Kindheit an durchweg nach dem göttlichen Willen ausgerichtet- sprich-
seelenkonform gelebt- wir wären alle Lebendigkeit pur und säßen jetzt nicht in
dem Dilemma, uns selbst wiederfinden zu müssen. Für Gott war es immer nur wichtig,
dass der Mensch sich in gesunder Selbstliebe so annimmt, wie er ist- dass er
begreift, dass er vollkommen ist und IN SICH alles trägt, was er für sein
erfülltes Dasein braucht.
Da draußen gibt’s nichts zu suchen und auch nicht zu finden,
außer der „Möglichkeit“, dass wir uns immer mehr selbst verlieren.
Aus dieser Erkenntnis heraus wurde mir bewusst, wie
unerlässlich es ist, dass wir z. B. lernen, mit uns allein sein zu können. Jede
Lebenssituation des Alleinseins ist ein
wahnsinnig großes Geschenk! Es geht doch erst einmal darum, dass wir eine
gesunde Nähe zu uns selbst aufbauen. Wie sollen wir sonst eine gesunde Nähe zu
Anderen leben, wenn wir uns selbst fremd sind?
Ehrlich gesagt hab ich dieses Geschenk voller Bewusstsein
ausgekostet, um zu erfahren, was da eigentlich IN MIR so los ist- warum ich
halt ticke wie ich ticke- woher meine Ängste rühren- was mir mein inneres
verletztes trauriges Kind zu sagen hatte. Den inneren Frieden finden, das war
für mich das persönliche Hauptanliegen- Frieden mit allen schließen, die den
frühen Schmerz verursachten- aber auch Frieden finden mit mir selbst, indem ich
ein bedingungsloses JA zu mir sagte.
Und ich begriff: Dieser Prozess kann unmöglich stattfinden,
wenn ich mich permanent von mir selbst ablenke und tu, als täte gar nichts weh.
Wir werden niemals auf Dauer vor unseren inneren Wahrheiten flüchten können.
Klar, da findet man so viel innere Zerbrochenheit, so viel Unerlöstes, so viel
alten Schmerz- doch wie heißt es so schön: Was man kennenlernt, das lernt man
mit der Zeit auch zu lieben.
Wenn Leben, Seele und auch Gott eines von uns möchten, dann
ist es das Zugeständnis an uns selbst, der MENSCH zu sein, der wir nun mal
sind, ohne Schönrederei, ohne Verschleierung, ohne diese falsche Definition von
Selbstbewusstsein. Denn für mich hat Selbstbewusstsein immer nur damit zu tun,
dass sich der Mensch in der Tiefe „seiner- selbst- bewusst“ ist:
Der Mensch, der ich bin..
Ich wage der Mensch zu sein, der ich bin:
unfertig, aber doch glücklich,
unsicher im Neuen und
doch wissbegierig,
manchmal ängstlich in Entscheidungen..
verwirrt im Überangebot der Ideen,
doch auch begeistert von Kleinigkeiten-
zweifelnd und zögernd,
dann wieder mutig und ernst,
verzaubert von Worten
oder schweigsam zurückgezogen.
Manchmal zerrissen und voller Widersprüche,
aber auch einseitig und naiv.
Und noch vieles mehr bin ich,
oft nicht zu beschreiben.
Ich wage es, mich selbst so anzusehen
so zu lieben, wie ich bin und mich auch so zu zeigen,
ob ich nun dafür geliebt werde oder nicht.
-unbekannt-
Ich wage der Mensch zu sein, der ich bin……..
Diese Haltung konkret zu verwirklichen ist gewiss zu Beginn
nicht leicht, doch nur so sind wir in der Lage, unsere Seele von ihren Fesseln
zu erlösen, zu unserem Ursprung zurückzukehren und endlich wieder eine innige
Nähe zu uns selbst aufzubauen.
Wollen wir darauf verzichten, nur, um anderen zu gefallen,
aus Angst, von ihnen abgelehnt werden zu können? Es ist unser aller
Geburtsrecht, uns so zeigen zu dürfen, wie wir nun mal sind, was Leben aus uns machte. Wer will uns das
Recht absprechen, zumal es voll mit Gottes Absicht übereinstimmt? Und das
Ansehen bei Gott ist allemal wichtiger als das Ansehen der Welt.
Wer will denn gegen uns sein, wenn Gott für uns ist? Was
soll uns denn da passieren? Es ist nur von Vorteil, denn dann spüren wir auch
den göttlichen Rückenwind. Und wir dürfen darauf vertrauen: Es wird immer
Menschen geben, die sind dankbar, dass wir sind, wie wir sind- ob zerbrochen,
chaotisch, fehlerhaft, eigenartig- denn so sind wir einzigartig und durch und
durch MENSCH!
Ich denke, es kommt in Beziehungen nicht darauf an, nur die
schönen willkommenen Anteile von sich zu präsentieren, sondern auch das
anzunehmen und darzulegen, was nicht so angenehm ist, was wir seit Ewigkeiten
zu verdrängen versuchen. Es kommt auch nicht darauf an, dass wir einem
Wunschbild von Partner entsprechen, denn wir sind nun mal die, die wir sind und
wir sind genau richtig so! Sonst kann
keine Seele wirklich gesund werden- das nährt höchstens mal wieder unseren Verstand.
Und das kennen wir doch wirklich zu genüge- muss jetzt nicht mehr sein.
Wir dürfen uns wahrlich den folgenden Spruch zu Herzen
nehmen:
Ich will das Verlorene wiedersuchen und das Verirrte
zurückbringen.
Hesekiel 34, 16
Es ist uns nämlich eine Menge verloren gegangen in unserem Leben,
verirrt haben wir uns auch und die Gründe lass ich jetzt mal außen vor. Viel
wichtiger ist es doch, sich auf die Suche zu machen, um das zu finden, was
wirklich zu uns( unserer Seele) gehört-
das Leben zu leben, das wirklich zu uns (unseren tiefen
Seelenbedürfnissen) passt.
Und hier hat Herr Goethe schon erkannt:
Der ist der glücklichste Mensch,
der das Ende seines Lebens
mit dem Anfang in Verbindung setzen kann.
Alles wird im Leben darauf hinauslaufen, dass wir wieder in
eine Art von kindlicher Gesinnung ankommen- denn Kinder haben uns viel voraus.
Sie achten auf Liebe- nicht auf Status oder Besitz. Sie sind ihrer inneren
Quelle so herrlich nah und wissen ganz von allein, was ihre kleine Seele zum
Glücklichsein benötigt.
Vielleicht sollten wir uns wirklich öfter von ihnen an die
Hand nehmen lassen, denn sie zeigen uns eine Welt, die wir längst vergaßen-
eine Welt, in der wir wirklich zu Hause sind.
*Linda*
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