Mittwoch, 4. Juli 2018

Wir dürfen nie vergessen, wofür wir leben







Wir dürfen nie vergessen, wofür wir leben



Bewahre mich vor dem naiven Glauben,
es müsse im Leben alles glatt gehen.
Schenke mir die nüchterne Erkenntnis,
dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge, Rückschläge
eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind,
durch die wir wachsen und reifen.

Antoine de Saint-Exupéry





 Oh lehre mich einer dieses Wesen des Lebens richtig einzuordnen! So oder ähnlich hab ich vor Jahren auch gedacht.

Und dann las ich Aussagen wie diese:

„Wir werden so lange zerbrochen, bis wir heil sind.“

„Wer mit Tränen sät, wird mit Jubel ernten.“

„War dein Anfang auch schwer- dafür wird dein Ende wundervoll sein!“




Eine Wahrheit ist schon mal herauszulesen:

Erst kommt das Dunkle,  das Unangenehme, das Traurige, aber dann!!!! dann kommt das Licht!

Wir werden irgendwann „heil“, wir werden irgendwann voller Jubel gute Früchte ernten und dürfen uns auch irgendwann auf ein wundervolles Ende freuen! Wenn das nicht vielversprechende Zusagen sind!

Ich erinnere mich nur zu gut. Es kam  bei mir der Zeitpunkt, an dem ich mich fragte: Soll das schon alles im Leben gewesen sein? Hab ich nicht vielleicht noch etwas Schöneres zu erwarten? Wo ist denn die Leichtigkeit, wo  hat sich das Glücksgefühl versteckt, das für immer bleibt?  Die Antworten darauf, die fehlten mir ganz und gar.

Ich glaub schon, dass das Leben uns vor die Herausforderung stellt, in diese Antworten hineinzuwachsen und es wird sich der Schmerz als richtungsweisender Botschafter entpuppen. Eines merkte ich nämlich relativ schnell: Es tat immer dann  weh, wenn ich etwas lebte, das sich mit der inneren Stimme nicht vereinbaren ließ. Es fühlte sich nicht gut an und mir war oft selbst nicht klar, warum ich etwas tat, was ich eigentlich gar nicht tun wollte.

Und weil der Schmerz immer öfter und länger zu mir zu Besuch kam, blieb mir letztendlich nichts Anderes übrig, als mich ausschließlich auf das zu berufen, was sich richtig, schön und seelenkonform anfühlte. Plötzlich war auch der Schmerz verschwunden!

Wollte ich jetzt eins und eins zusammenzählen, käme dabei folgende Strategie heraus: Wünsche ich ein eher schmerzfreies Leben, dann brauch ich also nur das zu tun, was meine innere Stimme mir vorgibt. Wie einfach ist das denn?

Kann Leben wirklich so leicht zu verstehen sein? Ja, ich denk schon  und hab mal ein Foto rausgesucht, dass mir hinsichtlich dessen viel Klarheit schenkt.







Das ist für mich die Definition von Leben! Wir alle befinden uns zu Beginn auf dieser tristen linken Seite…….und dann kommt Leben mit all seinen Schmerzbotschaftern im Gepäck daher und zieht uns Schritt für Schritt auf die rechte Seite hinüber. Sieht ja auch sehr vielversprechend aus.

Angesichts dieser Freude steht natürlich die Frage im Raum, warum wir überhaupt in die Situation kamen, unsere Zelte auf der linken Seite aufzuschlagen…..aber ich nehme an, die Antworten kennen wir alle zu genüge. Es lag halt daran, dass wir uns guten Kinderglaubens zu sehr auf das verließen, was die Welt für gut und richtig anpries…..doch irgendwann im Leben ändern wir unsere Sichtweise, zum Glück, kann ich heute nur sagen, denn es geht um eine ganze Menge!


Frage nicht, was die Welt braucht.
Frage, was dich lebendig werden lässt und tue es.
Denn was die Welt braucht,
sind Menschen, die lebendig sind.

Howard Thumann




Uns widerfährt ein Aufwachmoment vom Feinsten, denn plötzlich erkennen wir, dass IN UNS drinnen andere Wahrheiten und Bedürfnisse beheimatet sind, als in der gängigen Welt. Zudem stellt sich eine unerklärliche Lebendigkeit ein, die man ebenfalls zuvor nicht wahrnahm.




Es gibt so eine These, die liest sich auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig:

„Das Leben ist ein ewiges Gebet an uns, wieder zu uns zurückzukehren.“

Ich lass es einfach mal so stehen, denn wann immer ich mich mit der Rückkehr zu uns selbst beschäftigte, tat ich dies mit einem extrem hohen Maß an Ernsthaftigkeit. Für mich gings irgendwann nicht mehr darum, ob wir es wollen oder nicht wollen- für mich steht im Vordergrund, dass wir hier auf Erden wahrlich die Chance erhalten, unsere kostbaren Seelen zu retten und zu heilen.



Leben steht mit seinem Gebet an uns  in einem extrem engen Bezug zu Gott, so wie auch unsere Seele diese  Beziehung zu Gott lebt und liebt. Sollte ich ihre große Sehnsucht benennen, so will sie eines Tages wieder zu IHM zurück und das als eine Seele, die sich hier auf Erden „in liebevoller Haltung“ erfahren durfte- befreit von den Fesseln der Kindheit. So ist zu verstehen, dass dieser ganze Prozess für mich höchste Priorität erhielt. Ebenso verständlich wird dann auch, dass es für mich absolut unwichtig ist, sich an den Maßstäben und Zielsetzungen dieser Welt zu orientieren, denn folgen wir ihnen, dann verpassen wir diese einzigartige Chance in unserem Leben.



Es ist doch so, wie es ist:


 Hätten wir unser Leben von Kindheit an durchweg nach dem göttlichen Willen ausgerichtet- sprich- seelenkonform gelebt- wir wären alle Lebendigkeit pur und säßen jetzt nicht in dem Dilemma, uns selbst wiederfinden zu müssen. Für Gott war es immer nur wichtig, dass der Mensch sich in gesunder Selbstliebe so annimmt, wie er ist- dass er begreift, dass er vollkommen ist und IN SICH alles trägt, was er für sein erfülltes Dasein braucht.

Da draußen gibt’s nichts zu suchen und auch nicht zu finden, außer der „Möglichkeit“, dass wir uns immer mehr selbst verlieren.

Aus dieser Erkenntnis heraus wurde mir bewusst, wie unerlässlich es ist, dass wir z. B. lernen, mit uns allein sein zu können. Jede Lebenssituation des Alleinseins  ist ein wahnsinnig großes Geschenk! Es geht doch erst einmal darum, dass wir eine gesunde Nähe zu uns selbst aufbauen. Wie sollen wir sonst eine gesunde Nähe zu Anderen leben, wenn wir uns selbst fremd sind?

Ehrlich gesagt hab ich dieses Geschenk voller Bewusstsein ausgekostet, um zu erfahren, was da eigentlich IN MIR so los ist- warum ich halt ticke wie ich ticke- woher meine Ängste rühren- was mir mein inneres verletztes trauriges Kind zu sagen hatte. Den inneren Frieden finden, das war für mich das persönliche Hauptanliegen- Frieden mit allen schließen, die den frühen Schmerz verursachten- aber auch Frieden finden mit mir selbst, indem ich ein bedingungsloses JA zu mir sagte.

Und ich begriff: Dieser Prozess kann unmöglich stattfinden, wenn ich mich permanent von mir selbst ablenke und tu, als täte gar nichts weh. Wir werden niemals auf Dauer vor unseren inneren Wahrheiten flüchten können. Klar, da findet man so viel innere Zerbrochenheit, so viel Unerlöstes, so viel alten Schmerz- doch wie heißt es so schön: Was man kennenlernt, das lernt man mit der Zeit auch zu lieben.


Wenn Leben, Seele und auch Gott eines von uns möchten, dann ist es das Zugeständnis an uns selbst, der MENSCH zu sein, der wir nun mal sind, ohne Schönrederei, ohne Verschleierung, ohne diese falsche Definition von Selbstbewusstsein. Denn für mich hat Selbstbewusstsein immer nur damit zu tun, dass sich der Mensch in der Tiefe „seiner- selbst- bewusst“ ist:


Der Mensch, der ich bin..

Ich wage der Mensch zu sein, der ich bin:
unfertig, aber doch glücklich,
unsicher  im Neuen und doch wissbegierig,
manchmal ängstlich in Entscheidungen..
verwirrt im Überangebot der Ideen,
doch auch begeistert von Kleinigkeiten-
zweifelnd und zögernd,
dann wieder mutig und ernst,
verzaubert von Worten
oder schweigsam zurückgezogen.
Manchmal zerrissen und voller Widersprüche,
aber auch einseitig und naiv.
Und noch vieles mehr bin ich,
oft nicht zu beschreiben.
Ich wage es, mich selbst so anzusehen
so zu lieben, wie ich bin und mich auch so zu zeigen,
ob ich nun dafür geliebt werde oder nicht.

-unbekannt-


Ich wage der Mensch zu sein, der ich bin……..




Diese Haltung konkret zu verwirklichen ist gewiss zu Beginn nicht leicht, doch nur so sind wir in der Lage, unsere Seele von ihren Fesseln zu erlösen, zu unserem Ursprung zurückzukehren und endlich wieder eine innige Nähe zu uns selbst aufzubauen.

Wollen wir darauf verzichten, nur, um anderen zu gefallen, aus Angst, von ihnen abgelehnt werden zu können? Es ist unser aller Geburtsrecht, uns so zeigen zu dürfen, wie wir nun mal sind,  was Leben aus uns machte. Wer will uns das Recht absprechen, zumal es voll mit Gottes Absicht übereinstimmt? Und das Ansehen bei Gott ist allemal wichtiger als das Ansehen der Welt.

Wer will denn gegen uns sein, wenn Gott für uns ist? Was soll uns denn da passieren? Es ist nur von Vorteil, denn dann spüren wir auch den göttlichen Rückenwind. Und wir dürfen darauf vertrauen: Es wird immer Menschen geben, die sind dankbar, dass wir sind, wie wir sind- ob zerbrochen, chaotisch, fehlerhaft, eigenartig- denn so sind wir einzigartig und durch und durch MENSCH!

Ich denke, es kommt in Beziehungen nicht darauf an, nur die schönen willkommenen Anteile von sich zu präsentieren, sondern auch das anzunehmen und darzulegen, was nicht so angenehm ist, was wir seit Ewigkeiten zu verdrängen versuchen. Es kommt auch nicht darauf an, dass wir einem Wunschbild von Partner entsprechen, denn wir sind nun mal die, die wir sind und wir sind genau richtig so! Sonst  kann keine Seele wirklich gesund werden- das nährt höchstens mal wieder unseren Verstand. Und das kennen wir doch wirklich zu genüge- muss jetzt nicht mehr sein.

Wir dürfen uns wahrlich den folgenden Spruch zu Herzen nehmen:

Ich will das Verlorene wiedersuchen und das Verirrte zurückbringen.

Hesekiel 34, 16

Es ist uns nämlich eine Menge verloren gegangen in unserem Leben, verirrt haben wir uns auch und die Gründe lass ich jetzt mal außen vor. Viel wichtiger ist es doch, sich auf die Suche zu machen, um das zu finden, was wirklich zu uns( unserer Seele)  gehört- das Leben zu leben, das wirklich zu uns (unseren tiefen Seelenbedürfnissen)  passt.


Und hier hat Herr Goethe schon erkannt:

Der ist der glücklichste Mensch,
der das Ende seines Lebens
mit dem Anfang in Verbindung setzen kann.


Alles wird im Leben darauf hinauslaufen, dass wir wieder in eine Art von kindlicher Gesinnung ankommen- denn Kinder haben uns viel voraus. Sie achten auf Liebe- nicht auf Status oder Besitz. Sie sind ihrer inneren Quelle so herrlich nah und wissen ganz von allein, was ihre kleine Seele zum Glücklichsein benötigt.

Vielleicht sollten wir uns wirklich öfter von ihnen an die Hand nehmen lassen, denn sie zeigen uns eine Welt, die wir längst vergaßen- eine Welt, in der wir wirklich zu Hause sind.

*Linda*

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