Und wir gehen den Weg….ein Leben lang….
„Alle Menschen sind
göttliche Samen
und werden so lange
wachsen,
bis sie in ihrer Schönheit erblühen.“
Als mir diese Aussage zum ersten Mal begegnete, da dachte
ich spontan:“ Oh je, wen soll ein solcher Spruch in unserer zum Teil so
gottlosen Welt erreichen?“ Ganz davon abgesehen, dass alles den Hauch des
UnVERSTÄNDlichen in sich trägt- in unserer so modernen abgeklärten Welt, in der
die künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch ist! Somit scheint ein Spruch
dieser Art hinfällig zu sein……?????
Allerdings nicht für mich und meine gewachsene Lebensanschauung, die einst dazu aufforderte, mich von der
oberflächlichen Welt zu distanzieren, um mich dem Leben zuzuwenden, das
wirklich das unsrige ist! In diesem Leben, da zählen nämlich ganz andere
Prioritäten, da lässt sich sogar der
tiefe Sinn unseres Hierseins erahnen. Und hier erhält die Aussage von oben
einen extrem hohen Stellenwert.
Dazu passt auch prima die Feststellung, dass jeder Mensch so
lange wachsen wird, bis er das Weiche und Sanfte in sich wieder zum Leben erweckt, wobei es
lediglich darum geht, sich daran zu erinnern, dass in uns alles seit ewiger
Zeit beheimatet ist!
Nicht erst heute bin ich der Ansicht, dass ein jedes Leben
von Geburt an einem kunterbunten Mosaik gleicht, welches bis zu unserem Tode
nach seiner Vervollständigung ruft. Steinchen für Steinchen fügt sich auf
wundersame Weise ineinander- bis wir irgendwann erspüren, was denn da für ein
Gesamtbild entstehen könnte. Ist ungefähr vergleichbar mit der Zusammensetzung
eines gängigen Puzzles- jedes Teilchen hat seinen vorgesehenen Platz.
Nicht anders sehe ich
Leben! Ganz egal, was wir an Freude oder Leid erfahren – ALLES, auch der
kleinste Augenblick ist ein unentbehrliches „Teilchen“ mit absolutem Anspruch auf
Daseinsberechtigung, denn wie betont: Unser Bild ruft nach Vollkommenheit!
Nur- da gibt es im Vergleich zu unserem heimischen Puzzle einen großen Unterschied! Während wir die freie Handhabe haben, sorgt in bezug auf
die Gestaltung unseres Lebenspuzzles jemand anderes für die Vervollständigung! Sind
wir auch der Ansicht, wir würden alles bewegen- werden wir still und heimlich bewegt!
Ja, ohne Frage, wir scheinen an unsichtbaren Fäden zu
hängen, doch im Vergleich zu den Fäden der oberflächlichen Welt führen uns
diese nicht von uns fort, sondern in liebevoller Weise zu uns hin, zu uns
zurück! Nur allzu verständlich, dass wir bei so unterschiedlicher Fadenführung schnell
verunsichert sind, denn wir können nur in einer Welt zu Hause sein!
Aus
Erfahrung sag ich hier: Irgendwann schneiden wir die Fäden zur oberflächlichen
Welt rigoros ab, weil wir merken, dass wir unter „ihrer“ Führung niemals
glücklich werden, dass diese Götter uns ein Leben schmackhaft machen wollen,
das gar kein lebenswertes Dasein ist! Immer und immer wieder wird mir bewusst,
dass wir unmöglich unser Haus auf diesen unfruchtbaren Boden setzen können! Und
Sicherheit werden wir hier nicht finden, so lange das Menschliche nicht
allerhöchste Priorität hat.
Da gab es gestern den einen Moment, als die Sprecherin im
Fernsehen auf zwei Sendungen hinwies- quasi in einem Atemzug. Zunächst war der
Zuschauer eingeladen, sich ein Bild der katastrophalen humanitären Zustände im
Sudan zu machen, wo Millionen Menschen von akuter Hungersnot betroffen sind!
Tja und im Anschluss folgte dann ein Report über den so fortschrittlichen
Entwicklungsstand der führerlosen Automobile!
Genau das! ist das konträre Bild unserer Zeit! Auf der einen
Seite wissen Menschen nicht, ob sie den nächsten Tag aufgrund von Hunger und
Krankheit noch überleben- auf der anderen Seite bekommt man vom Fortschritt gar
nicht genug! Hoch lebe die künstliche Intelligenz!?????
Wollen wir uns da noch über die Missstände in der Welt
beklagen- wir Menschen sind doch hautnah daran beteiligt!
Und dabei zählt nur eine Wahrheit:
Es gibt nur einen wirklichen Fortschritt und das ist der
Fortschritt im zwischenmenschlichen Bereich!
Unser lebenswertes Dasein ruft nicht nach künstlicher
Intelligenz, sondern nach einem gerechten friedlichen Miteinander! Es ruft nach dem Weichen, Verletzlichen, Sensiblen- nach
Verständnis und einem Ort, an dem wir uns geborgen fühlen dürfen! Was sollen uns denn
Macht, Rechthaberei, Intoleranz, Besitz, Konsumrausch letztendlich bringen? All
das erfüllt doch unser Herz nicht mit Wärme! Es ist höchstens Nahrung für den
Verstand, aber nicht für die Seele!
Auch Laotse schrieb einmal:
„Zeigt mir einen Mann der Gewalt, mit dem es ein gutes Ende genommen hat.
Dann will ich ihn zu meinem Lehrer ernennen!“
An dieser Stelle komme ich nicht umhin, es noch einmal
anzuführen:
„Alle Menschen sind göttliche Samen
und werden so lange wachsen,
bis sie in ihrer Schönheit erblühen.“
Wem immer es gelingt, sich mit diesem Gedanken vertraut zu
machen, der wird Leben in seinen Windungen, mit all seinem Schmerz besser
verstehen- einzuordnen wissen, warum Dinge nun mal geschehen müssen, wie sie
geschehen. Auch ich habe sehr oft nach diesem „Warum so und nicht anders?“
gefragt, bis ich erkannte, dass es genau so! sein musste, um mich den richtigen
Weg gehen zu lassen. Tja, wo geht es hin in unserem Leben? Ich glaube, ich
brauche da nicht mehr viel zu erklären- denn wir werden so lange schmerzhaft
wachsen, bis die alten Verstandeshäute abfallen und wir uns wieder auf das
Wesentliche im Leben besinnen. Wir sind Menschen und keine gefühllose
Maschinen!
Um dort anzukommen, sind wir unser ganzes Leben lang
unterwegs, immer auf der unbewussten Suche nach unseren individuellen
Mosaiksteinchen. Ich spreche von einer unbewussten Haltung, weil es die Seele
ist, die aufgrund ihrer Weisheit genau die Steinchen ins Leben zieht, die es
braucht auf unserer Rückreise zu uns selbst. Seele und Gott sind emsig bemüht,
dass wir alle diesen Weg gehen können- er wird nicht leicht sein- aber wir
gehen den Weg nicht allein, wenn wir unsere Bereitschaft signalisieren. Ich sag
mal: die Seele muss bereit sein. Dann werden uns auf wunderbare Weise Menschen
zur Seite gestellt, die uns begleiten. Und das Wundervolle und Geheimnisvolle ist:
Diese Menschen sind so was von passend für uns- exakt auf uns und unsere
Bedürfnisse abgestimmt- so, als wären sie eigens ausgewählt worden für jeden
Einzelnen! Leben ist nämlich ein „WUNDER“- volles Leben, wenn wir es aus der
richtigen Perspektive betrachten. Wir dürfen gewiss die Bilder von einem
strafenden richtenden Gott vergessen, denn Gott wünscht sich nichts mehr, als
dass seine „Samen“ in einzigartiger Schönheit erblühen! Dafür tut er alles!
Diese Welt, wie sich präsentiert durch Kriege , Unfrieden,
Machtgehabe, Neid, Gier, Vergeltung,
Ungerechtigkeit, fehlende Toleranz- diese Welt haben wir selbst kreiert. Da
trifft Gott keine Schuld! Wir bekamen alle ein Herz zum Fühlen mit- tragen in
uns eine so zerbrechliche zarte Seele- sind ausgestattet mit wunderbaren
Fähigkeiten und unserem inneren Feuer. .Es ist doch alles da- die ganze Fülle
ist IN UNS! Was haben wir damit gemacht?
Bringen wir unsere innewohnende Schönheit bewusst zum
Ausdruck?
Sagen wir, was wir wirklich fühlen und denken?
Bekennen wir uns zu unseren Fehlern?
Wagen wir es, uns in schwach und verletzlich zu zeigen- auch
auf die Gefahr hin, abgelehnt, nicht verstanden zu werden?
Sind wir im Beruflichen dem Bereich zugewandt, der von
Berufung spricht oder arbeiten wir um des Geldes, der Sicherheit, des Ansehens
wegen?
Haben wir den Mut, auch ganz allein da zu stehen, um unsere
Werte zu vertreten oder passen wir uns der Masse an?
Bringen wir uns selbst und anderen höchste Wertschätzung
entgegen?
Leben wir ein friedliches verständnisvolles Miteinander nach
der Devise: Leben und leben lassen!?
Jeder von uns darf sich über eines klar sein- und das ist
die Einzigartigkeit, die es von allein unterbindet, dass wir überhaupt massentauglich
sind! Das Leben ruft nach dem Solotanz und nicht nach der Teilnahme in der
Polonaise! Ja, es ruft in einer
Gesellschaft wie dieser nach gelebter Andersartigkeit, damit es ein erfülltes
Dasein werden kann.
Auch ich war lange lange Zeit ein beharrlicher Mitläufer in
der gesellschaftlichen Polonaise- allerdings war diese Teilnahme immer mit
Schmerz verbunden! Und dennoch oder gerade darum verbeuge ich mich heute vor
diesem Leben, weil ich irgendwann erkannte, dass es mich zu jeder Zeit mit all
seinem Schmerz „nur“ auf die richtige Tanzweise hinweisen wollte! Erst als
Solotänzer wich der Schmerz von mir!
Tanzschritte
Beim Tanzturnier des
Lebens
reicht es nicht aus,
ein Meister der
Standardtänze zu sein.
Erst der Tanzstil des
Solotänzers
entscheidet über die
angemessene Punktzahl.
© Linda 2003
Ja, es kostet Überwindung, es kostet Kraft, denn es braucht
ein Rückgrat, weil wir halt in einer Welt beheimatet sind, in der die wahre
Liebe, die echte Mitmenschlichkeit immer noch nicht den höchsten Stellenwert
haben. Doch ich bin ein Mensch der Hoffnung und vertraue darauf, dass Gott eh
alle Verstandeskonstrukte irgendwann zum Einsturz bringt. Ich vertraue auf die
Kraft jeder einzelnen Seele, die nicht aufhören wird, zu rufen- denn sie möchte
in Freiheit, Liebe, mit dem Gefühl der Einzigartigkeit und Leichtigkeit hinaus
ins Leben fliegen! Wir werden ihren tiefen Sehnsüchten auf Dauer nicht entsagen
können.
Wir sind nun mal- ein jeder für sich- ein göttlicher Same,
der irgendwann erblühen möchte. Das ist der tiefe Sinn unseres Lebens- und er
will gelebt werden. Darum sind wir unterwegs.
Das Größte, was es gibt, ist halt: Mensch zu sein!
*Linda*