„Der Stein lebt!“
Es gab auf meinem Weg so einige dieser sogenannten Lichtmomente,
doch einer wurde für mich besonders wichtig, weil er mir ein hohes Maß an
Gelassenheit schenkte. Irgendwann kam ich nämlich zu dem Schluss: Das, was für
mich von „höherer Stelle“ vorgesehen ist, das kommt ohne mein Zutun ganz allein
ins Leben- ich brauch gar nicht zu suchen- es findet mich sowieso und das zur
exakt richtigen Zeit! Mit zunehmendem Erfahrungsschatz vertraue ich immer
stärker darauf, dass es diesen ganz bestimmten Aufgabenplan einer jeden Seele
gibt, mit dem Ziel, all das Dunkle in uns zu erlösen, um uns letztendlich in
unserem Licht der wahren Liebe zu erfahren .Ich weiß- es ist alles nur meins-
doch es ist das bisherige Resultat meines gelebten Lebens.
So befand ich mich irgendwann in der Haltung , um zu sagen: Ich
verneige mich voller Dankbarkeit vor diesem so weisen Leben, weil es mir vom
Verstand her niemals gegeben sein wird, die wahre Wirklichkeit hinter all dem
Scheinbaren auch nur annähernd zu verstehen. Es zeigt sich immer wieder, dass
unser bester Reisebegleiter das Vertrauen ist- das Vertrauen und die
Zuversicht, dass ALLES, was- wann- wie es geschieht, stets zu unserem Wohle
sein wird. Gut, wir tun so vieles als banalen Zufall ab- doch in Gottes Welt gibt
es keinen Zufall! Nicht eine Situation in meinem Leben war bisher ohne
Sinnhaftigkeit, was spontan dazu aufruft, recht achtsam durch den Tag zu gehen,
um all die Geschenke zu erkennen! Ja, ich spreche grundsätzlich nur noch von
den Geschenken des Lebens an mich- auch wenn sie aufgrund des enthaltenen
Schmerzes nicht immer mit bunten lustig gepunkteten Glücksbändern geschmückt
sind!
Ehrlich gesagt und im Rückblick auf Erlebtes waren es gerade die
dunkelsten „Präsente“, die mich auf der Treppe des Bewusstseins eine oder sogar
zwei Stufen hochklettern ließen! Dann, wenn der Schmerz am größten war- die
Nacht am dunkelsten- dann strahlte auch das Licht der Erkenntnis am hellsten!
„ Man sieht alles ein bisschen
klarer mit Augen, die geweint haben.“
Marie von Ebner Eschenbach
„Nur durch die Tränen
sehen die Augen
die Schönheit des Himmels.“
Von unbekannt
„Es ist die Nacht, die uns zu den
Sternen erhabt!“
Von unbekannt
Des Menschen Natur entspricht es
üblicherweise nicht, bewusst mitten im Schmerz stehen zu bleiben-
hautnah zu spüren, wie weh es tut- und doch sehe ich aus heutiger Sicht keine
Alternative. Bin früher oft genug vor jedem Unwohlsein davongelaufen- doch es
bleibt eine Flucht ohne Ende, weil da eine Wahrheit ist, die nach Gehör ruft.
Je tauber wir uns stellen, umso lauter wird sie rufen! Sie muss es tun, weil es
nämlich unsere tiefste Seelenwahrheit ist, die wir aus gegebenem Anlass irgendwann „ unter einem Stein im Garten
verbuddelten“!!
Ich füge nun einen Text ein, der in mir, je mehr ich ihn mit Bildern versah, ein
unangenehmes Frösteln erzeugte. Auch wenn ich mich mit der Thematik genügend
auseinander setzte- eigentlich weiß, was da damals passierte, als man uns nicht
so haben wollte wie wir waren…
Doch der Stein lebt!
„Der Stein lebt!
Manche Wünsche haben wir in der Kindheit begraben-
still unter einen Stein gelegt.
Lange Zeit haben wir den Stein noch heimlich besucht,
bis wir die Wünsche und den Stein endlich vergaßen.
Eines Tages aber kommen wir zufällig
an dieser Stelle im Garten vorbei
und entdecken:
Der Stein lebt, Moos und Gras wachsen darauf…..“
Von unbekannt
Weil es gerade in mir ruft, lasse ich jene Vorstellungen, die
mir beim Lesen so kamen, mal bildhaft werden und sehe uns als jene Kinder, die
schon recht früh begreifen mussten- dass sie irgendwie nicht richtig waren in
ihrem spontanen kindlichen Fühlen, Denken und Handeln. Wir wussten damals
nicht, wie das Leben so funktioniert. Es blieb uns nichts Anderes übrig, als
der Weltanschauung der Erwachsenen zu folgen. In unserem kindlichen Vertrauen
und dem Status der „Liebes-Abhängigkeit“ erklärten wir alles für wahr, was uns
erzählt oder vorgelebt wurde, einschließlich ihrer Vorstellungen über uns
selbst. Oh ja, wir taten alles, um ihre Zuwendung, Bestätigung, Wertschätzung,
Aufmerksamkeit zu erhalten!
Da uns niemand auf die Wichtigkeit hinwies, zu jeder Zeit unsere
innere Schönheit und damit unsere Einzigartigkeit zu bewahren, erklärten wir
sie für nicht relevant……. und – ich bin jetzt mal ganz klar im
Ausdruck……verbuddelten sie halt unter diesem Stein! Ehrlich gesagt, hat genau
diese Vorstellung in mir Gänsehaut ausgelöst- denn radikal beschrieben waren
wir als Kinder dazu aufgerufen, unsere von Gott geschenkte Natur in der dunklen
Erde unseres kleinen Lebensgartens zu vergraben! Wir nahmen somit Abschied von
unserer Seele, von unserem inneren Erleben, denn da draußen standen „sie“ schon
voller Erwartung, um uns zu in den Einheitsstrom der Masse zu integrieren, so
wie man es auch mit ihnen gemacht hatte!
Ohne Frage, für uns Kinder verlief alles im absolut richtigen
Rahmen- denn unsere Mitgliedschaft in der Masse schenkte auf eine Art auch ein
hohes Maß an Sicherheit. Wir taten, was alle so taten und hegten keine Zweifel
daran, dass es fragwürdig sein könnte! Jetzt komm ich und sage: Im Grunde
setzten wir uns so was wie ein Maske der Normalität auf, erlernten irgendwelche
Regeln, Grundsätze, Vorstellungen, Strategien,
atmeten Lebensbilder ein, die sich andere für uns ausgedacht hatten!
Denn wenn uns etwas fehlte, dann der Bezug zu unseren persönlichen
Lebenswahrheiten- denn die lagen ja unter dem Stein!
Als ich mich während meiner Reise
in dieser Art von Kokon befand- da hätte ich mit Andreas Bourani konform gehen können, der da
sang:
Wir müssen atmen, wieder
wachsen-
bis die alten Schalen
platzen.
Wo wir uns selbst wieder
begegnen-
- da fallen wir mitten
ins Leben!
Es hätte auch die
Textpassage von Unheilig prima gepasst:
„Wir warn geboren, um zu leben
mit den Wundern dieser Zeit-
uns niemals zu vergessen
bis in alle Ewigkeit!“
Woher auch immer dieses stille Wissen seinen Ursprung hatte,
intuitiv spürte ich 2011, dass mein neuer Weg genau richtig war. Zum ersten Mal
fand ich den Mut, mich aus der Masse, wie dem Massendenken-/ handeln zu
entfernen und meinen ganz eigenen Weg einzuschlagen- nicht, wie ich ihn mir
erdachte, sondern so, wie ich ihn ERFÜHLTE!
Irgendwann, da las ich einmal, dass es in jedem von uns trotz
allen Vorbeilebens ein ganz leises
Urwissen gibt, das uns erzählt, ob das, was wir da leben und so selbstverständlich
als unsere Wahrheit annahmen, wirklich unsere persönliche Wahrheit ist!
Genau diese Konfrontation war für mich damals der Auslöser, um
den Weg zu beschreiten! Alles begann
damit, dass man mir in der Phase der größten Zerrissenheit die Frage stellte:
„Na, ist das, was du da so erzählst und lebst, wirklich deine tiefste
Wahrheit?“ Ich weiß noch- in dem Moment brach förmlich alles das zusammen, was
ich über Jahre so mühsam versucht hatte, aufrecht zu erhalten! Ich wusste aber
auch: JETZT oder nie- denn jede weitere Selbstlüge würde mein Chaos noch
chaotischer werden lassen.
Und dann geschah dieses kleine Wunder, denn mit meinem „Ja, ich
will den Weg gehen! “ öffneten sich plötzlich Türen in eine neue Welt und
hinsichtlich der Sache mit dem Stein hab ich zum ersten Mal seit der Kindheit
wieder die Möglichkeit gehabt, zu erkennen, was ich da eigentlich einst an
Schätzen verbuddelt hatte. Der Stein begann auf einmal lebendig zu werden!
Ich
höre den Klang längst vergessener Lieder.
Mein
Herz erinnert sich.
Wissend
holt es sich zurück,
was
es immer schon wusste.
©
unbekannt
Es
ist mir bis heute nicht möglich, das Gefühl umfassend in Worte zu fassen, welches ich beim Eintritt
in diese so andere Welt empfand. War zuvor in meinem Leben alles lediglich in
den Tönen schwarz und weiß vertreten- mein Leben ein einziger Kampf ums
Überleben, leer und sinnlos- so schien ich nun in eine Welt einzutreten voller
Farben, Licht,Wärme, Geborgenheit, Leichtigkeit!
Doch-
eines weiß ich noch! Ich spürte: Hier bin ich schon einmal gewesen- es ist mir
alles so vertraut, als wäre ich daheim! Meine innere Leere war fort- ich fühlte
mich aufgehoben, beschützt und so unendlich gewärmt!
Ich
denke, es ist zu verstehen, warum ich mich voller Dankbarkeit vor diesem Leben
verbeuge- denn mir war irgendwann klar: ich musste den Weg des Schmerzes in all
seinen Etappen gehen, durch all das, was ich NICHT war, um überhaupt irgendwann
diese „Eintrittskarte“ in diese andere Welt erhalten zu können. Denn meine
Reise war definitiv „nur“ eine Rückreise zu mir selbst- zu all dem, was ich
einst im Garten aus meiner Not heraus unter dem Stein vergraben hatte.
„Wir
kommen nicht darum herum,
uns
auf der tiefsten Ebene mit unseren Schatten zu konfrontieren-
auf
jedes Stückchen Zerbrochenheit zu schauen-
aber
unter dem Felsen der Zerbrochenheit
liegt
unsere Lebensfreude und unermessliche Lebenskraft.“
© unbekannt
2011
war mir allerdings noch nicht so klar wie heute, dass ich
völlig unbewusst dem Geheimnis und Sinn allen Lebens sehr viel näher
gekommen war! Später, da erzählten mir entsprechende Texte, Erfahrungen
lebenserfahrener Menschen, dass genau dieses Ankommen in der „vergessenen“ Welt unserer Kindheit das
Ziel jeder Lebensreise ist.
Darum
passt der Satz: „Am Ende unserer Reise werden wir dort stehen, wo alles einst
begann!“
Es
ist verständlich, dass mich die folgende Passage sehr erfreute:
„Menschen suchen unbewusst den
großen Strom,
der sie in den Hafen trägt,
wo sie für immer geborgen sind-
ein Hafen voller Licht, Wärme,
Liebe und Geborgenheit.“
„Wir
sind Zeit unseres Lebens unterwegs, um das Ideal zu suchen,
das
Gott in uns hineingelegt hat!“
„Bei
allem, was der Mensch tut,
sucht
er sich immer nur selbst!“
„Wir Menschen sehnen uns immer. Und das Hauptziel der Sehnsucht
heißt Geborgenheit.“
Rainer Kaune
Egal,
welchen Spruch ich nehme- jeder bezieht sich immer und immer wieder auf den
einen Sinn: auf das Ankommen IN UNS selbst!
Ich
erinnere mich gerade an ein kleines Gedicht, das ich vor meiner „Reise“ verfasste
und auch hier packte ich Sehnsuchtsgedanken
mit hinein:
Mein
Kind, ach könnte ich die Welt mit deinen Augen sehen!
Wie
viel Neues und Aufregendes würde ich entdecken!
Ich
hätte gewiss den Mut zum Träumen
und
an kleine Wunder zu glauben!
Mein
Kind, ach könnte ich die Welt mit deinem Vertrauen betreten!
Wie
viele verschlossene Türen würden sich
öffnen!
Mit
meiner Zuversicht würde ich neue Schritte wagen!
Mein
Kind, ach könnte ich die Welt mit deinem Herzen sehen!
Gefühle
bekämen einen anderen Stellenwert
und
der Mensch an meiner Seite ein neues Gesicht.
(©
Linda)
Wen ich meine Kreation Gedicht jetzt so lesen, dann fällt mir auf, dass ich
damals intuitiv benennen konnte, wonach
ich mich eigentlich sehnte! Ich benannte Träume, Wunder, Vertrauen, Hoffnung, Gefühle,
das Sehen mit dem Herzen, Mitmenschlichkeit…kam einfach so aus meinem Innersten
und war doch meine tiefste Wahrheit, wenn auch unbewusst geäußert.
Davon abgesehen kristallisiert sich bei mir recht klar heraus,
dass ich Zeit meines Lebens eigentlich immer „anders“ unterwegs war, als
andere, weil meine Prioritäten anders gesetzt waren. Mir gings niemals um die
Bereicherung im Außen, sondern eigentlich schon seit der Jugend um die
Wertigkeit des inneren Reichtums eines Menschen- warum auch immer! Vielleicht
ist es mir mit in die Wiege gelegt worden- vielleicht stand/ steht es so auf
meinem Seelenplan, wer weiß das schon? Für mich ist und wird es immer wichtig
sein, den Impulsen zu folgen, die mir meine Seele übersendet- denn „besser“ und
erfüllter kann ich nicht unterwegs sein!
©*Linda*
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