Sonntag, 23. Oktober 2016

„Der Stein lebt!“









„Der Stein lebt!“


Es gab auf meinem Weg so einige dieser sogenannten Lichtmomente, doch einer wurde für mich besonders wichtig, weil er mir ein hohes Maß an Gelassenheit schenkte. Irgendwann kam ich nämlich zu dem Schluss: Das, was für mich von „höherer Stelle“ vorgesehen ist, das kommt ohne mein Zutun ganz allein ins Leben- ich brauch gar nicht zu suchen- es findet mich sowieso und das zur exakt richtigen Zeit! Mit zunehmendem Erfahrungsschatz vertraue ich immer stärker darauf, dass es diesen ganz bestimmten Aufgabenplan einer jeden Seele gibt, mit dem Ziel, all das Dunkle in uns zu erlösen, um uns letztendlich in unserem Licht der wahren Liebe zu erfahren .Ich weiß- es ist alles nur meins- doch es ist das bisherige Resultat meines gelebten Lebens.


So befand ich mich irgendwann in der Haltung , um zu sagen: Ich verneige mich voller Dankbarkeit vor diesem so weisen Leben, weil es mir vom Verstand her niemals gegeben sein wird, die wahre Wirklichkeit hinter all dem Scheinbaren auch nur annähernd zu verstehen. Es zeigt sich immer wieder, dass unser bester Reisebegleiter das Vertrauen ist- das Vertrauen und die Zuversicht, dass ALLES, was- wann- wie es geschieht, stets zu unserem Wohle sein wird. Gut, wir tun so vieles als banalen Zufall ab- doch in Gottes Welt gibt es keinen Zufall! Nicht eine Situation in meinem Leben war bisher ohne Sinnhaftigkeit, was spontan dazu aufruft, recht achtsam durch den Tag zu gehen, um all die Geschenke zu erkennen! Ja, ich spreche grundsätzlich nur noch von den Geschenken des Lebens an mich- auch wenn sie aufgrund des enthaltenen Schmerzes nicht immer mit bunten lustig gepunkteten Glücksbändern geschmückt sind!
Ehrlich gesagt und im Rückblick auf Erlebtes waren es gerade die dunkelsten „Präsente“, die mich auf der Treppe des Bewusstseins eine oder sogar zwei Stufen hochklettern ließen! Dann, wenn der Schmerz am größten war- die Nacht am dunkelsten- dann strahlte auch das Licht der Erkenntnis am hellsten!


„ Man sieht alles ein bisschen klarer mit Augen, die geweint haben.“
Marie von Ebner Eschenbach


„Nur durch die Tränen
sehen die Augen
die Schönheit des Himmels.“
Von unbekannt

„Es ist die Nacht, die uns zu den Sternen erhabt!“
Von unbekannt

Des Menschen Natur entspricht es  üblicherweise nicht, bewusst mitten im Schmerz stehen zu bleiben- hautnah zu spüren, wie weh es tut- und doch sehe ich aus heutiger Sicht keine Alternative. Bin früher oft genug vor jedem Unwohlsein davongelaufen- doch es bleibt eine Flucht ohne Ende, weil da eine Wahrheit ist, die nach Gehör ruft. Je tauber wir uns stellen, umso lauter wird sie rufen! Sie muss es tun, weil es nämlich unsere tiefste Seelenwahrheit ist, die wir aus gegebenem Anlass  irgendwann „ unter einem Stein im Garten verbuddelten“!! 


Ich füge nun einen Text ein, der in  mir, je mehr ich ihn mit Bildern versah, ein unangenehmes Frösteln erzeugte. Auch wenn ich mich mit der Thematik genügend auseinander setzte- eigentlich weiß, was da damals passierte, als man uns nicht so haben wollte wie wir waren…



Doch der Stein lebt!



„Der Stein lebt!

Manche Wünsche haben wir in der Kindheit begraben-

still unter einen Stein gelegt.

Lange Zeit haben wir den Stein noch heimlich besucht,

bis wir die Wünsche und den Stein endlich vergaßen.

Eines Tages aber kommen wir zufällig

an dieser Stelle im Garten vorbei

und entdecken:

Der Stein lebt, Moos und Gras wachsen darauf…..“

Von unbekannt


Weil es gerade in mir ruft, lasse ich jene Vorstellungen, die mir beim Lesen so kamen, mal bildhaft werden und sehe uns als jene Kinder, die schon recht früh begreifen mussten- dass sie irgendwie nicht richtig waren in ihrem spontanen kindlichen Fühlen, Denken und Handeln. Wir wussten damals nicht, wie das Leben so funktioniert. Es blieb uns nichts Anderes übrig, als der Weltanschauung der Erwachsenen zu folgen. In unserem kindlichen Vertrauen und dem Status der „Liebes-Abhängigkeit“ erklärten wir alles für wahr, was uns erzählt oder vorgelebt wurde, einschließlich ihrer Vorstellungen über uns selbst. Oh ja, wir taten alles, um ihre Zuwendung, Bestätigung, Wertschätzung, Aufmerksamkeit zu erhalten! 


Da uns niemand auf die Wichtigkeit hinwies, zu jeder Zeit unsere innere Schönheit und damit unsere Einzigartigkeit zu bewahren, erklärten wir sie für nicht relevant……. und – ich bin jetzt mal ganz klar im Ausdruck……verbuddelten sie halt unter diesem Stein! Ehrlich gesagt, hat genau diese Vorstellung in mir Gänsehaut ausgelöst- denn radikal beschrieben waren wir als Kinder dazu aufgerufen, unsere von Gott geschenkte Natur in der dunklen Erde unseres kleinen Lebensgartens zu vergraben! Wir nahmen somit Abschied von unserer Seele, von unserem inneren Erleben, denn da draußen standen „sie“ schon voller Erwartung, um uns zu in den Einheitsstrom der Masse zu integrieren, so wie man es auch mit ihnen gemacht hatte!


Ohne Frage, für uns Kinder verlief alles im absolut richtigen Rahmen- denn unsere Mitgliedschaft in der Masse schenkte auf eine Art auch ein hohes Maß an Sicherheit. Wir taten, was alle so taten und hegten keine Zweifel daran, dass es fragwürdig sein könnte! Jetzt komm ich und sage: Im Grunde setzten wir uns so was wie ein Maske der Normalität auf, erlernten irgendwelche Regeln, Grundsätze, Vorstellungen, Strategien,  atmeten Lebensbilder ein, die sich andere für uns ausgedacht hatten! Denn wenn uns etwas fehlte, dann der Bezug zu unseren persönlichen Lebenswahrheiten- denn die lagen ja unter dem Stein!


Als ich mich während meiner Reise in dieser Art von Kokon befand- da hätte ich mit  Andreas Bourani konform gehen können, der da sang:


Wir müssen atmen, wieder wachsen-
bis die alten Schalen platzen.
Wo wir uns selbst wieder begegnen-
- da fallen wir mitten ins Leben!

Es hätte  auch die Textpassage von Unheilig prima gepasst:


„Wir warn geboren, um zu leben
mit den Wundern dieser Zeit-
uns niemals zu vergessen
bis in alle Ewigkeit!“

Woher auch immer dieses stille Wissen seinen Ursprung hatte, intuitiv spürte ich 2011, dass mein neuer Weg genau richtig war. Zum ersten Mal fand ich den Mut, mich aus der Masse, wie dem Massendenken-/ handeln zu entfernen und meinen ganz eigenen Weg einzuschlagen- nicht, wie ich ihn mir erdachte, sondern so, wie ich ihn ERFÜHLTE! 


Irgendwann, da las ich einmal, dass es in jedem von uns trotz allen Vorbeilebens  ein ganz leises Urwissen gibt, das uns erzählt, ob das, was wir da leben und so selbstverständlich als unsere Wahrheit annahmen, wirklich unsere persönliche Wahrheit ist! 


Genau diese Konfrontation war für mich damals der Auslöser, um den Weg zu beschreiten! Alles begann  damit, dass man mir in der Phase der größten Zerrissenheit die Frage stellte: „Na, ist das, was du da so erzählst und lebst, wirklich deine tiefste Wahrheit?“ Ich weiß noch- in dem Moment brach förmlich alles das zusammen, was ich über Jahre so mühsam versucht hatte, aufrecht zu erhalten! Ich wusste aber auch: JETZT oder nie- denn jede weitere Selbstlüge würde mein Chaos noch chaotischer werden lassen. 


Und dann geschah dieses kleine Wunder, denn mit meinem „Ja, ich will den Weg gehen! “ öffneten sich plötzlich Türen in eine neue Welt und hinsichtlich der Sache mit dem Stein hab ich zum ersten Mal seit der Kindheit wieder die Möglichkeit gehabt, zu erkennen, was ich da eigentlich einst an Schätzen verbuddelt hatte. Der Stein begann auf einmal lebendig zu werden!



Ich höre den Klang längst vergessener Lieder.
Mein Herz erinnert sich.
Wissend holt es sich zurück,
was es immer schon wusste.

© unbekannt


Es ist mir bis heute nicht möglich, das Gefühl umfassend  in Worte zu fassen, welches ich beim Eintritt in diese so andere Welt empfand. War zuvor in meinem Leben alles lediglich in den Tönen schwarz und weiß vertreten- mein Leben ein einziger Kampf ums Überleben, leer und sinnlos- so schien ich nun in eine Welt einzutreten voller Farben, Licht,Wärme, Geborgenheit, Leichtigkeit!

Doch- eines weiß ich noch! Ich spürte: Hier bin ich schon einmal gewesen- es ist mir alles so vertraut, als wäre ich daheim! Meine innere Leere war fort- ich fühlte mich aufgehoben, beschützt und so unendlich gewärmt!

Ich denke, es ist zu verstehen, warum ich mich voller Dankbarkeit vor diesem Leben verbeuge- denn mir war irgendwann klar: ich musste den Weg des Schmerzes in all seinen Etappen gehen, durch all das, was ich NICHT war, um überhaupt irgendwann diese „Eintrittskarte“ in diese andere Welt erhalten zu können. Denn meine Reise war definitiv „nur“ eine Rückreise zu mir selbst- zu all dem, was ich einst im Garten aus meiner Not heraus unter dem Stein vergraben hatte. 


„Wir kommen nicht darum herum,
uns auf der tiefsten Ebene mit unseren Schatten zu konfrontieren-
auf jedes Stückchen Zerbrochenheit zu schauen-
aber unter dem Felsen der Zerbrochenheit
liegt unsere Lebensfreude und unermessliche Lebenskraft.“

© unbekannt



2011 war mir allerdings noch nicht so klar wie heute,  dass ich  völlig unbewusst dem Geheimnis und Sinn allen Lebens sehr viel näher gekommen war! Später, da erzählten mir entsprechende Texte, Erfahrungen lebenserfahrener Menschen, dass genau dieses Ankommen  in der „vergessenen“ Welt unserer Kindheit das Ziel jeder Lebensreise ist.


Darum passt der Satz: „Am Ende unserer Reise werden wir dort stehen, wo alles einst begann!“

Es ist verständlich, dass mich die folgende Passage sehr erfreute:


„Menschen suchen unbewusst den großen Strom,
der sie in den Hafen trägt,
wo sie für immer geborgen sind-
ein Hafen voller Licht, Wärme, Liebe und Geborgenheit.“



„Wir sind Zeit unseres Lebens unterwegs, um das Ideal zu suchen,
das Gott in uns hineingelegt hat!“


„Bei allem, was der Mensch tut,
sucht er sich immer nur selbst!“


"Das Glück wohnt nicht im Besitze und nicht im Golde.
Das Glücksgefühl ist in der Seele zu Hause."

(Demokrit)


„Wir Menschen sehnen uns immer. Und das Hauptziel der Sehnsucht heißt Geborgenheit.“
Rainer Kaune


Egal, welchen Spruch ich nehme- jeder bezieht sich immer und immer wieder auf den einen Sinn: auf das Ankommen IN UNS selbst!

Ich erinnere mich gerade an ein kleines Gedicht, das ich vor meiner „Reise“ verfasste und auch hier packte ich  Sehnsuchtsgedanken  mit hinein:



Mein Kind, ach könnte ich die Welt mit deinen Augen sehen!
Wie viel Neues und Aufregendes würde ich entdecken!
Ich hätte gewiss den Mut zum Träumen
und an kleine Wunder zu glauben!


Mein Kind, ach könnte ich die Welt mit deinem Vertrauen betreten!
Wie viele  verschlossene Türen würden sich öffnen!
Mit meiner Zuversicht würde ich neue Schritte wagen!


Mein Kind, ach könnte ich die Welt mit deinem Herzen sehen!
Gefühle bekämen einen anderen Stellenwert
und der Mensch an meiner Seite ein neues Gesicht.

(© Linda)



Wen ich meine Kreation Gedicht  jetzt so lesen, dann fällt mir auf, dass ich damals intuitiv  benennen konnte, wonach ich mich eigentlich sehnte! Ich benannte Träume, Wunder, Vertrauen, Hoffnung, Gefühle, das Sehen mit dem Herzen, Mitmenschlichkeit…kam einfach so aus meinem Innersten und war doch meine tiefste Wahrheit, wenn auch unbewusst geäußert.


Davon abgesehen kristallisiert sich bei mir recht klar heraus, dass ich Zeit meines Lebens eigentlich immer „anders“ unterwegs war, als andere, weil meine Prioritäten anders gesetzt waren. Mir gings niemals um die Bereicherung im Außen, sondern eigentlich schon seit der Jugend um die Wertigkeit des inneren Reichtums eines Menschen- warum auch immer! Vielleicht ist es mir mit in die Wiege gelegt worden- vielleicht stand/ steht es so auf meinem Seelenplan, wer weiß das schon? Für mich ist und wird es immer wichtig sein, den Impulsen zu folgen, die mir meine Seele übersendet- denn „besser“ und erfüllter kann ich nicht unterwegs sein!

©*Linda*

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