Mittwoch, 11. April 2018

Wir wissen ja gar nicht, wie gut wir duften!










Wir wissen ja gar nicht, wie gut wir duften!


Was ist eine meiner Vorlieben? Ich lasse mich unheimlich gern mit Lebenswahrheiten konfrontieren, die Hand und Fuß haben und mit Sicherheit auf sehr viel Lebenserfahrung verweisen! Rumi war solch ein lebenserfahrener Mann und hat unser aller Leben als eine Reise betrachtet- eine Reise, die einen irgendwann müde sein lässt vom ständigen kraftzehrenden Suchen nach diesem gewissen „Etwas“.

Ich weiß nicht zu sagen, wie viele deutsche Sänger  ihre Sehnsucht zum Ausdruck bringen, denn auch ihnen ist bewusst geworden, dass ihr bisheriges Leben irgendwie den gewissen Sinn vermissen ließ.

Komisch, nicht wahr? Wir leben doch in einer Zeit, in der wir alles haben können, was wir so begehren. Einem Luxusleben steht doch nichts im Wege! Wer sich genügend anstrengt, kann es auf der Erfolgsleiter bis zur obersten Sprosse bringen und Applaus gibt’s dann auch noch für so viel Eifer! Sind wir demzufolge nur unbegründet unzufrieden?

Nein, ganz und gar nicht, denn auch ich denke an eine Phase in meinem Leben zurück, als ich völlig ermüdet, genervt, enttäuscht  den Ausspruch tat:

Ich bin mein sündiges Leben bis oben hin leid. Was hat es mir eingebracht, außer das Schulterklopfen anderer Menschen? Für dieses Schulterklopfen hab ich einen hohen Preis gezahlt: Ich verlor mich selbst! Für sie hab ich mich passend gemacht, statt darauf zu achten, was für mich passend und richtig ist! Das! soll mir nie wieder passieren!

Und ich begann etwas zu verstehen, wobei ich mich einfach mal der Erkenntnisse folgender Männer bediene:






Genau hier liegt nämlich die Wurzel allen Übels! Es sind diese alten, längst überholten Maßstäbe, die wir wie selbstverständlich akzeptierten, als man uns in früher Zeit erklärte, wie das so mit dem Leben funktioniert. Woher hätten wir es denn besser wissen sollen?  Relativ schnell erfassten wir den immensen Wert des materiellen Erfolgs, denn der „Gott“ des Geldes schien recht anbetungswürdig zu sein! Er war das!!! Erfolgsrezept  für ein glückliches Leben. Schließlich bescherte er Ansehen, Zustimmung, Macht und das Gefühl, etwas zu sein, bzw. darzustellen. Ohne Zweifel: Unser Ego aalte sich vor Wohlgefühl!

Und nun kam ein Albert Einstein daher und wagte folgenden Hinweis:

„Versuche nicht ein erfolgreicher, sondern ein wertvoller Mensch zu werden.“


Was soll denn solch eine Aussage? Sie widerstrebt ja jeglichen erlernten verstandesmäßigen Zielsetzungen! Und dennoch, ob wir es annehmen oder nicht, auch die Worte von Rumi könnten wahrer nicht sein:



Ich sag sogar: Wenn wir das große Glück haben, in diesem Leben die besagte  „Lebens-Müdigkeit“ zu verspüren, dürfen wir uns reich beschenkt fühlen. Es besteht dann die Möglichkeit, ENDLICH das Leben zu führen, das wirklich zu uns passt. Wenn es uns gelingt, unser Dasein aus Seelensicht zu gestalten und unser Herz mit einzubinden- dann sind wir auf dem richtigen Weg in ein erfülltes Leben!

Es kommt sogar noch krasser , wenn ich mir den Ausspruch von Mengzi auf der Zunge zergehen lasse:



Oh je, hier stimmt ja rein gar nichts mehr mit dem überein, was wir so lernten! Kann es auch nicht, weil das, was uns wirklich glücklich und zufrieden sein lässt, ausschließlich mit einem harmonischen Innenleben zu tun hat! Hier geht’s nämlich nicht mehr darum, sich passend zu machen für äußere Ansprüche, Erwartungen, Maßstäbe oder Vorgaben. Hier geht’s ausschließlich darum, im Einklang mit uns selbst zu sein und dem inneren Wohlgefühl die höchste Priorität zu verleihen.


Wir rufen so oft nach dem Frieden in der Welt- doch er ist wahrlich zweitrangig, weil es nichts Wichtigeres gibt, als erst einmal den Frieden IN UNS selbst zu finden. Dann ergibt sich der Rest von allein, denn spricht unser Inneres von Wohlgefühl und Zufriedenheit, wird’s automatisch auch im Außen so sein.




Jeder darf sich wirklich reich beschenkt fühlen vom Leben, wenn er die Einladung erhält, den Prozess der inneren Wandlung zu durchlaufen. Ich durfte diese Einladung 2011 in der dunkelsten Phase meines Lebens in Empfang nehmen, obwohl ich damals  nicht wusste, was da auf mich wartete. Es schien aber, als würde sich die Tür in eine völlig neue Welt öffnen. Was mich nur verwunderte, war das Gefühl der unerklärlichen Vertrautheit, so, als wäre ich dort schon einmal gewesen! Wie soll ich es beschreiben? Es fühlte sich so „nach Heimat“ an, irgendwie voller Wärme und Wohlgefühl. Und es kam unweigerlich Sehnsucht auf…..verbunden mit dem Verlangen, mehr von dieser Welt zu erfahren. Und so durchschritt ich die Tür…..

Auf einmal zogen Bilder meiner Kindheit an mir vorüber….ich erinnerte mich an diesen  starken Bezug zur Natur, denn ich war ohne Frage ein Kind, das mit Vorliebe bei Wind und Wetter draußen verweilte! Dort fühlte ich mich heimisch- auf blühenden Wiesen, hoch oben im Apfelbaum- mitten in der Schar unserer Hühner, Schafe, Ziegen. Das war meine kleine Welt, die noch bereichert wurde durch viele „ kunterbunte“ Freunde aus der Nachbarschaft.

Alle waren willkommen - ohne Vorurteile, ohne Neid, ohne Misstrauen, ohne Lüge, ohne Intrige, ohne Gewalt, ohne Profitdenken, ohne Konkurrenzgehabe, ohne Machtgehabe……und was der eine zu viel hatte, das verschenkte er wie selbstverständlich, ohne die Erwartung zu haben, etwas zurück zu bekommen.




Angelehnt an meine Kindheitserfahrungen stellt sich die Frage:  Brauchten wir ein Smartphone oder sonstigen technischen Schnick- Schnack? Hatten Geld, Ansehen, Herkunft und Besitz einen hohen Stellenwert? Nein- viel wichtiger war das fröhliche Miteinander, um einfach zusammen Spaß zu haben und das immer auf Augenhöhe, von Herz zu Herz, um gemeinsam lachen und weinen zu können. Ja, wir wuchsen zwar bescheiden auf, aber wir hatten dennoch alles, um glückliche zufriedene Kinder zu sein! Wir hatten ja uns!

Und hätte man uns gefragt: „Was ist für euch das Wichtigste?“-  dann wäre unsere Antwort gewiss gewesen: „Es gibt nur eine wichtige Zeit und die ist im Hier und Jetzt, um den Augenblick gemeinsam zu genießen und ganz wir selbst zu sein!“


Ohne, dass wir es wussten- aber wir agierten als Kinder wie selbstverständlich aus unserer inneren Quelle, ließen unseren inneren Kern so erblühen, wie es von Gott gedacht war.



Heute verstehe ich den Ausspruch von Mengzi, denn die Schönheit unseres kindlichen Herzens ruft danach, wieder erstrahlen zu dürfen! Es geht hier nicht um ein kindisches Verhalten, oh nein! Es geht darum, unseren inneren unversehrten Kern wieder zum Leben zu erwecken und die  Seelenmelodie zum Erklingen zu bringen. Und das heißt nicht mehr und nicht weniger, als dass wir alle auf dem Weg sind, um unsere innere Quelle wieder zu erschließen, bzw. zu unserem Ursprung des Göttlichen zurück zu finden.


 Niemand wird nämlich je etwas Anderes verkörpern können, als er in der Tiefe ist. Unsere wahre Natur kann nicht verleugnet werden, ohne dass wir uns Schmerz zufügen. Egal, wie alt wir werden- wir bleiben immer wir selbst und das ist gut so, weil Gott sich bei jedem von uns  etwas gedacht hat, als er uns  erschuf, so, wie wir sind. Ja, ich denk sogar, wenn wir versuchen, anders zu sein, als wir sind, erteilen wir Gott eine Absage an die Genialität seiner Schöpferkraft. In Gottes Augen sind wir vollkommen, weil ER halt nicht die Maßstäbe der oberflächlichen Welt vertritt.



Gott liebt uns mit unseren Frühlingsrollen auf den Hüften, mit abstehenden Ohren, krummer Nase, Zahnlücke, in unperfekt, fehlerhaft und allem anderen, was der gesellschaftlichen Norm so gar nicht entspricht, denn , wie betont, für Gott sind wir ein Abbild der absoluten Vollkommenheit! Wir sollten niemals vergessen, dass er unser aller Leben bis ins kleinste Detail kennt. Von daher ist ihm rein gar nichts an uns fremd.


Er weiß um unsere Ängste, um unsere Sorgen, um jedes Stückchen Zerbrochenheit, um jedes Versagen. ER weiß auch um unsere Verirrungen in einer Welt, die seine Kinder so unglücklich macht, weil wir alles leben, nur nicht uns selbst. Gott gibt garantiert nicht seine Zustimmung, wenn er beobachtet, wie wir zu Gefäßbewunderern werden….mit der Konsequenz, dass wir  der  inneren Schönheit eine Absage erteilen!

Ach, was könnte unsere Welt um Einiges heller und freundlicher sein, wenn mehr und mehr Menschen ihren göttlichen Ursprung wieder neu entdecken würden! Dann wäre es auf einmal klar, was wirklich im Leben zählt- denn unser Innenleben ist weitaus attraktiver, wertvoller, lebensbejahender, erfüllender als jede kraftzehrende Aufpolierung unserer Gefäße. Lebendiger fühlen wir uns dadurch eh nicht, sondern bleiben ewig Suchende.


Eines ist für mich klar: In dieser oberflächlichen Welt hätte ich nie und nimmer meinen Seelenfrieden gefunden. Den finden wir nur, wenn wir die Nähe zu uns selbst wieder aufnehmen und in eine verständnisvolle vergebende mitfühlende Beziehung zu uns selbst treten.


Neulich verfolgte ich einen Beitrag, der sehr viel mit damit zu tun hatte. Ein Herr besuchte einen Baumarkt und entdeckte im Gartenbereich eine künstliche Rose. Mit Sicherheit, so sagte er- ist sie wunderschön anzusehen und wenn sie mal einstaubt, hält man sie kurz unter Wasser und schon leuchtet sie wieder. Doch eines wird diese Rose immer vermissen lassen: Sie duftet nicht, so, wie eine Rose nun mal auf ihre Art duftet und niemals wird sie der natürlichen Schönheit einer Rose gleichzusetzen sein. Wir können sie mit einer ganzen Flasche Rosenduft einsprühen. Sie ist und bleibt etwas künstlich Erschaffenes, weil ihr das Leben fehlt.


Der Herr aus dem Vortrag fügte etwas sehr Wahres hinzu, denn er sagte: Wir leben in einer Zeit, wo der Fortschritt sich prima darauf versteht, natürliche Dinge zu kopieren und als das Gelbe vom Ei anzupreisen. Alles sieht wahnsinnig echt aus, fühlt sich vielleicht echt an und doch ist es von minderem Wert, weil es halt nur eine Kopie ist.


Ich für meine Person weiß: Wenn ich eine Rose intensiv „genießen“ möchte, dann beuge ich mich zu ihr hin und atme ihren Duft ein! Erst so erfahre ich ihre vollkommene Schönheit, spüre, dass sie lebt!


Hier fällt es mir relativ leicht, meinen persönlichen Erfahrungsschatz einzubringen, denn auch ich wollte eines Tages wieder spüren, dass ich lebe. Angelehnt an das Beispiel mit den Rosen, könnte ich auch sagen: Mir war daran gelegen, meine eigene Duftnote wieder wahrzunehmen- nicht jene, die man mir in der Kindheit aufgesprüht hatte, sondern jene, die Gott mir von Anbeginn an schenkte.
Wenn ich nicht irre, dann liegt die tiefe Sehnsucht des Menschen genau darin begründet, denn wir suchen Zeit unseres Lebens, wenn auch oft unbewusst-  nach diesem einzigartigen göttlichen Duft, der uns so unverwechselbar, unersetzlich, nicht kopierbar sein lässt.


Dieser Duft wurde uns seit früher Kindheit abgesprochen, aber, wie betont: Niemals werden wir mit einer fremdartigen aufgesprühten Duftnote glücklich werden, auch wenn man uns permanent erzählt/ e, wie erstrebenswert doch so ein Einheitsduft sei!


Welch ein Trugschluss, denn wenn es im Leben um eines geht, dann um den Ausdruck unserer Einzigartigkeit, Andersartigkeit. Erst so werden wir uns lebendig fühlen! Genau dies ist unser Geburtsrecht, unsere Würde und das kann uns niemand nehmen! Es geht nicht darum, anderen zu gefallen, sich zu vergleichen oder sich irgendwelchen Ideen, Maßstäben zu verschreiben, die Andere sich so ausdachten für unser glückliches Leben. Das! kann jeder nur für sich selbst entscheiden- so, wie es die innere Stimme vorgibt! Ganz davon abgesehen, dass es kaum gelingen wird, den trendigen Maßstäben gerecht zu werden, ohne dass wir unzufrieden werden.


Es wird immer Menschen geben, die etwas besser können, Fähigkeiten, Eigenschaften haben, die wir vielleicht auch gern hätten- ein Leben führen, das auch uns gefallen würde……doch darum geht es nicht! Zufrieden werden wir nur dann sein, wenn wir unser Geschenk Leben so annehmen und wertschätzen, so, wie wir es von Gott erhielten, in Moll oder Dur- es ist vollkommen so!  Und dann werden wir feststellen, dass alles vorhanden ist, um daraus unser persönlich erfülltes Dasein zu gestalten, denn es wird einzigartig sein, weil es unser Leben ist. Wir dürfen sicher sein, dass Gott vorausschauend genug war, um alles in unseren Rucksack zu packen, was uns zum glücklichen Menschen macht.

Wenn ich eines lernte, dann ist es, dankbar zu sein und das nicht, weil mir ein Luxusleben auf der Wolke sieben zuteil wurde, oh nein! Ich bin bescheiden aufgewachsen, habe erfahren, was es heißt, zigmal gebrochen zu werden, am Boden zu liegen und mühsam wieder aufzustehen….doch heute weiß ich das Leben mehr zu schätzen als sonst irgend etwas. Ja, es mag stimmen, wenn es da heißt:
Wir werden gebrochen, bis wir heil sind. Wir werden so lang gebeugt, bis wir uns in unserer natürlichen Schönheit erheben.


Auf uns alle wartet nämlich ein neues Leben, aber dafür muss das alte erst entsorgt werden, mitsamt seiner überholten  Maßstäbe und fragwürdigen Idealvorstellungen, die nämlich mit unseren Seelenbedürfnissen kaum etwas zu tun haben.


Wem es  gelingt, diesen tiefen Kern zu erspüren- der entdeckt auch, wie sensibel, weich, gefühlvoll, verletzlich er ist. Wer dieses kindliche Herz wieder zurückgewinnt, der weiß auf einmal, wo die wahren Bedürfnisse liegen:


Einfach sein dürfen, wer man ist- mit seinem individuellen Duft: unverfälscht, ohne Fassade, ohne Rollenspiel, ohne gefallen zu müssen- so richtig schön „seelisch nackt“ und sich dennoch geliebt, verstanden, gesehen und gehört wissen….in einem bereichernden fröhlichen Miteinander auf Augenhöhe.

Und das hat ganz viel von dem Kind, das in uns lebt ……..

*Linda*

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