Die wahre Realität ist IN UNS!
„Es gibt keine andere Realität
außer diejenige, die in uns enthalten ist.“
So schrieb Hermann Hesse und wir
dürfen uns zu Recht fragen: Wären wir mit
dem Wissen um diese Lebenswahrheit ins
Leben gestartet, wäre es nicht ganz anders verlaufen?
Dann hätten wir die Fähigkeit, bzw.
das große Glück besessen, in jedem unserer Lebensbereiche zu erspüren, was uns
gut tut und was wir individuell benötigen, um ein glückliches zufriedenes Leben
zu führen. Es wäre ganz einfach gewesen, denn wir hätten kurz innegehalten, in
uns hineingelauscht, um uns zu fragen:
Wie fühlt sich meine berufliche
Tätigkeit eigentlich an? Wie fühlen sich meine zwischenmenschlichen Begegnungen
an? Wie fühlt sich meine Ehe an? Verspüre ich ein kontinuierliches Wohlgefühl-
blühe ich in meinen Farben?
Was für eine Freiheit im Sein! Nichts im Außen
hätte uns beeinflusst, weder dieses „das macht man so“, noch „das hat man so“,
denn jede Entscheidung, was nun richtig oder falsch ist, das hätten wir wunderbar allein erspürt. Eigentlich wäre es
der! Weg gewesen, um in ein glückliches Dasein zu finden. Wir dürfen nie außer
Acht lassen, dass unsere ganze Lebenskraft aus dem Inneren kommt! Dort sitzt
der Motor unseres Lebens und nirgendwo anders! So fällt es nicht schwer, sich
auszumalen, was geschieht, wenn dieser Motor nicht auf Hochtouren laufen darf
oder womöglich gar nicht beansprucht wird.
Ja, für mich kommt es immer wieder einer
Tragik gleich, mir vor Augen zu führen, dass uns diese Wahrheit von Kindheit an
vorenthalten wurde. Im Grunde wurde uns somit auch ein erfülltes Leben entzogen
und wenn wir ehrlich sind, hat sich da bis heute nicht viel dran geändert.
Ohne Frage, ich hab mich neulich in das Bild der Gefäßbewunderer verguckt, denn es bringt das Dilemma der Zeit und aller Zeiten vor uns- sehr deutlich ans Tageslicht. Hier kristallisiert sich ganz klar heraus, worum es bei solch einer Lebenshaltung geht: immer und immer wieder um den Applaus, die Zustimmung, das Schulterklopfen anderer Menschen! Ihre Meinung, ihre Reaktionen, ihre Zuwendung, ihr „Ja“ oder „Nein“ scheinen weitaus wichtiger zu sein, als die Meinung, die wir von uns selbst haben. Als Fazit könnte ich auch ziehen: Im Leben scheint es am wichtigsten zu sein, das zu tun, was uns eine äußere Ordnung als gegeben vorschreibt. Aber es kann doch nicht sein, dass uns andere Menschen unseren Wert geben und uns sagen, wie wir zu leben haben!
Was ist dann mit der These von
Hermann Hesse, die ja dazu im absoluten Widerspruch steht? Er sagt nämlich umgesetzt:
Im Leben ist es am wichtigsten, das zu tun, was der INNEREN Ordnung, bzw.
Harmonie entspricht.
Ich brauch da heute nicht mehr viel
nachzuhaken, denn sehr sehr mühsam hab ich mir in „meinem Kokon“ die richtige
Antwort erarbeitet. So schwer der Aufenthalt dort auch war, bereuen werde ich
es nie. Das war ich mir nämlich nach ganz viel Vorbeileben und Fremdbestimmung
selbst wert. Ich hab nur dieses eine Leben.
So ähnlich dachte wohl auch der
Sänger Clueso, als er sich eines Tages von dem Gedanken befreite, immer weiter
nach gesellschaftlichem Plan zu leben- berechenbar zu sein- das zu tun, was
sich andere so für sein Leben vorstellten. Er grüßt heute nur noch aus seiner „Achterbahn
Leben“ und es geht ihm super gut damit! Ich glaube, er hat diese neue Freiheit gefunden, die ich
so liebe, denn auch ich plane nicht mehr, sondern lasse mich einfach vom Leben
überraschen, denn das Leben hat unheimlich gute Einfälle!
Ich übertreibe nicht, wenn ich
sage: Es ist schon eher eine
vertrauensvolle Hingabe ans Leben, weil ich weiß, dass Gott eh die wichtigsten Fäden in der Hand hält! Der
Mensch denkt, doch Gott wird im Endeffekt alles so lenken, wie er es für uns
vorgesehen hat- wie es für uns persönlich gut ist. Warum sollte ich mir dann
die Mühe machen, dagegen anzusteuern?
Für mich besteht heute kein Zweifel
mehr daran, dass unser Leben halt „nur“ eine Reise ist- von Gott kommend und
wieder zu IHM zurück. Wir sind nicht hier, um auf der Weltbühne zu glänzen oder
uns dem materiellen Reichtum zu verschreiben. Nein! Meiner Ansicht nach geht es
einzig und allein darum, dass wir uns an unser durch und durch liebevolles Wesen
erinnern und zudem unsere göttliche Bestimmung erkennen, bzw. leben. Von daher
kann der Grund unseres Hierseins einzig allein mit der Liebe in Verbindung stehen.
Mit diesem Erahnen wurde ich sogar zum Liebhaber der chaotischen Zustände in
meinem Leben. Hat keiner so gern, ich weiß, aber ich weiß heute auch, dass ohne
das Chaos niemals ein neuer Stern der Erkenntnis geboren werden kann! Wenn
nichts weh tut, würde dann jemals eine Veränderung stattfinden? Hätten wir dann
jemals den Antrieb, etwas an unserer bisherigen Lebenshaltung zu korrigieren?
Ich denke, wir Menschen lieben von
Natur aus unseren vertrauten Rahmen, das, was wir seit Ewigkeiten kennen und so
lange alles noch irgendwie passt, sind wir nicht gerade geneigt, uns verändern
zu wollen.
Veränderung hat zumeist einen
negativen Beigeschmack. Man weiß nicht, was da auf einen wartet- sieht eher das
Risiko, die unsichere Zukunft. Da heißt es laut Statistik z.B., dass jeder
fünfte Arbeitnehmer innerlich bereits gekündigt hat und doch wird der Schritt,
es in die Tat umzusetzen, wahrscheinlich niemals vollzogen. Da ist einfach die
Angst, die lähmt.
Aus Erfahrung weiß ich zu sagen: Es
gibt Zustände im Leben, die sprechen von einem fast unerträglichen Empfinden.
Man spürt genau, dass man etwas lebt, das einen krank macht, das man so gar
nicht leben möchte……und weiß absolut nicht, wie man aus dem Teufelskreis
herauskommen soll. Und! Man steht so schrecklich allein da, denn kein Mensch
der Welt wird sagen können, was zu tun ist.
Die Seele, sie rebelliert, ruft nach Befreiung
und vor allen Dingen nach Veränderung! Doch man weiß gar nicht, wie man das
anstellen soll! Da fühlt man sich, so wie ich damals, wie die Spinne im Netz-
ohne Aussicht auf Erlösung.
Neulich entdeckte ich ein Buch mit
dem Titel: „Unser Leben ist ein wunderschöner wilder Garten.“ In der kurzen
Inhaltsangabe verwies die Autorin darauf hin, dass wir lernen müssen, das Wesen
des Lebens neu zu begreifen.
Leben spricht durch und durch von
Lebendigkeit, es ist unberechenbar, halt wild- oft chaotisch, aber dadurch auch spannend, denn wir wissen
nie, was es für uns bereit hält. Es ist gleich einer Wundertüte und wenn wir
den Wunderglauben eines Kindes niemals verlieren, werden wir spüren, dass sich
alles immer zum Guten wendet, egal, wie dunkel es auch aussehen mag.
Und so
suchte ich zwei Fotos heraus und überlegte, wie denn unser Lebensgarten
wirklich ausschaut. Ist es der mit den geraden Wegen, den in Form gebrachten
Gewächsen, einem Abbild von extremer Ordnung, die aufzeigt, dass der Mensch
alles im Griff hat……..oder aber gleicht so ein Leben eher der bunten frei
wachsenden Vielfalt, die jeder äußeren Ordnung entbehrt, doch voller
Leuchtkraft und kleinen Wundern ist??? Es mag chaotisch aussehen, doch das ist
das Leben!
Heute bin ich mir im Klaren, dass
es genau diesen lebhaften Zustand brauchte, denn sonst wäre ich nicht bereit
und offen gewesen für Veränderung. Und in solch eine Situation, da kommt Gott
hinein, mitten in unser Versagen, unsere Ausweglosigkeit, unser Chaos! Das ist
für ihn der Zeitpunkt, um endlich eingreifen zu können, um mit und an uns zu
arbeiten. Fort war ER niemals- ER hat uns auf unserem ganzen Weg im Hintergrund
begleitet- doch ER kann erst wirken, wenn wir auch innerlich bereit sind, uns von IHM führen zu lassen.
Und so lernen wir Gott zumeist in
unserem größten Chaos kennen, doch wir dürfen darauf bauen, dass ER alles
daransetzt, es zu einem Wunderwerk umzugestalten.
Gott hat wahnsinnig viel Geduld und
ich glaub, IHM tut es ebenso weh wie uns, wenn ER mit ansehen muss, wie sehr
wir unter unseren Kindheitsfesseln zu leiden haben.
Doch nichts kann uns diese
Erfahrungen ersparen, weil wir halt erst durch das müssen, was wir eigentlich
gar NICHT sind, was zumeist nichts mit unserem wahren Wesen zu tun hat. Es ist
ein künstliches, in der frühen kindlichen Ausweglosigkeit, Bedürftigkeit
erschaffenes Ich, um überhaupt auf der
großen Weltbühne mitspielen zu können, denn hier zählte von Anfang an nur, wie
gut es uns gelang, unser „Gefäß“ nach Außen hin richtig zu präsentieren.
Nein, es hat keinen interessiert,
wie mitfühlend, sensibel, wie
verständnisvoll, tolerant, ehrlich, hilfsbereit wir waren……im Gegenteil! Diese
weiche Seite war verpönt, sie wurde sogar müde belächelt! Hier gings eher
darum, sich das dickste Stück vom Kuchen zu sichern, bevor es ein anderer tut! Hier
gings ums knallharte Überleben, um die Sicherung der Existenz, um Selbstdarstellung-
da war für Weichheit und Sensibilität kein Platz. Eigentlich grotesk, denn ich
könnte auch sagen: Da war für unser natürliches Menschsein kein Platz!
Und nun kommt die Kehrseite des
Ganzen, weil mir heute mehr denn je bewusst ist: Der Sinn von Leben besteht
aber genau darin, diesem Menschsein seinen vollen Ausdruck zu geben! Wir sind
schließlich MENSCHEN unter MENSCHEN und das mit absolut MENSCHLICHEN
Bedürfnissen nach Zuwendung, Bestätigung, Wärme, Angenommensein,
Verständnis…nach einem liebevollen Miteinander- OHNE etwas dafür tun, sein oder
haben zu müssen. Als mir damals die Erkenntnis kam, war ich so verärgert, denn
ich hatte es insgeheim von Jugend
an erspürt, dass da irgendetwas mit den
allgemein gültigen Wahrheiten und gesellschaftlichen Zielsetzungen nicht
stimmte!
Ich denke, es heißt nicht ohne
Grund, dass auf jeden Menschen ein neues Leben wartet, dass wir hier die
Möglichkeit erhalten, quasi neu wiedergeboren zu werden- um uns zum ersten Mal
mit jeder Faser unseres Seins als der
Mensch zu erfahren, der wir wirklich sind und um das Leben zu führen, das
wirklich zu uns passt. Und das erzählt uns nun mal einzig und allein unsere
innere Stimme, keine Werbung, keine Medien oder sonst irgend etwas.
Oh, ich vergaß- Gott ist daran
gelegen, uns darauf aufmerksam zu machen- so auf seine ganz eigene Weise. Er
schenkt uns bewusst bestimmte
Lebensumstände, sendet uns entsprechend die passenden Menschen ins
Leben, um uns auf den richtigen Weg zu führen. ALLES, was wir hier erleben,
wird immer eine richtungsweisende Botschaft enthalten. Als ich das damals
begriff, da war mir klar: Wenn ich diese Botschaften nicht annehme, dann wird
das nichts mit einem glücklichen Leben. Jetzt war die Chance meines Lebens
gekommen! Ich musste meine Segel neu setzen, den Kurs ändern, denn der einzig
wahre Hafen ist Gott.
„Dem weht kein Wind, der keinen
Hafen hat,
nach dem er segelt.“
Michel de Montaigne
Ohne Übertreibung- aber kaum war
der Kurswechsel vollzogen, spürte ich einen extrem starken Rückenwind und der kam definitiv von Gott,
weil IHM daran gelegen ist, dass jeder
Mensch in seinem Hafen der vollkommenen Liebe anlegt, den ich heute mit ganz
viel Heimatgefühl verbinde. Ist es verwunderlich? Wir sind schließlich durch
und durch aus Liebe gewebt und unsere wahre Heimat ist bei Gott! Wir müssen uns
nur wieder daran erinnern!
Wenn wir herausfinden wollen, was
die einzig richtige Spur im Leben ist: Gott zeigt sie uns!
Ich könnt auch dazu übergehen, zu
sagen: Wir dürfen guten Gefühls von Gefäßbewunderern zu Seelenbewunderern
werden, denn das ist alles, worum es in diesem Leben geht! Nicht den Glanz des
Äußeren sollen wir bejubeln und hervorheben, sondern uns freuen über die
Schönheit jeder einzelnen Seele! Da gibt es so viel zu entdecken!
Jeder leuchtet auf seine ganz eigene Weise in
seinen Farben und jeder trägt eine individuelle Seelenmelodie in sich. Und sie
wartet darauf, wieder erklingen zu dürfen, ob nun in Moll oder Dur! Ich habs
schon einmal betont: Innere Zerbrochenheit ist kein Manko, weil innerlich stark
verwundete Menschen meiner Erfahrung nach sehr sensibel und mitfühlend
sind. Sie haben, wenn auch unbewusst,
ihren Schmerz in Liebe umgewandelt- ein Prozess, den alle Menschen irgendwann
zu durchlaufen haben, die einen früher, die anderen später. Wir dürfen nicht
vergessen: Der Sinn des Lebens dreht
sich um den Ausdruck der Liebe in ihren zahlreichen Facetten. Was las ich neulich? „Die Liebe der Menschen
hat sich „nur“ hinter einem Schleier versteckt und wartet sehnlichst darauf,
dass dieser Schleier gelüftet wird.“
Es gibt noch etwas Erlesenes:
Jede Seele ist von dem Bedürfnis
getragen, zu erfahren, was es heißt,
grenzenlos zu lieben, bzw. grenzenlos geliebt zu werden- ohne jede Erwartung,
ohne etwas sein, tun oder haben zu
müssen. Jetzt könnte man spontan sagen: So eine Liebe gibt es ja gar nicht! Das ist eine Utopie! Doch, es
gibt sie- wenn wir bedenken, dass dieses Leben weitaus mehr beinhaltet, als wir
es verstandesmäßig nachvollziehen können.
Wer mit Gott unterwegs ist, erlebt
eine höhere Dimension des Seins und dieses Sein hat mit der gängigen Realität
nichts mehr gemein. Dann versteht man den Satz: Es gibt zwischen Himmel und
Erde weit mehr, als wir jemals verstehen werden. Und diese Erfahrung lässt still
und demütig werden…….denn Gott ist so groß, so weise, so allmächtig und vor
allen Dingen ist bei IHM kein Ding unmöglich, wenn wir es wagen, IHM zu
vertrauen und den Weg zu gehen, den ER für uns vorgesehen hat.
*Linda*
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