Samstag, 14. April 2018

Andersartigkeit ist die neue Normalität







Andersartigkeit ist die neue Normalität



Wir gehen einem neuen Zeitgeist entgegen! Dieses Fazit durfte ich gestern ziehen, nachdem ein Herr aus der Modelbranche im Fernsehen  folgende Zukunftsprognose wagte:

„Demnächst werden die! Frauen auf dem Laufsteg begehrt sein, die sich durch ihre Andersartigkeit auszeichnen. Jene Models, die vor 5 Jahren noch niemand wollte, weil sie dem idealen Schönheitsbild nicht entsprachen, werden in der Zukunft die Nr. 1 sein! Und dann kam der Satz der Sätze:

Andersartigkeit ist das neue „normal“!“

Ohne Frage, mich hats natürlich gefreut, denn wie lang warte ich schon auf diesen Bewusstseinswandel! Es ist mir auch egal, woraus er auf einmal erwachsen ist- viel wichtiger scheint mir zu sein, dass JEDER Mensch sich von diesem neuen Zeitgeist anstecken lassen darf, auch wenn er nicht auf dem Laufsteg unterwegs ist. Es sieht nämlich ganz so aus, als hätte dieses super Idealbild von makelloser Schönheit ausgedient. Stattdessen wird jetzt die Kehrseite betont und es werden jene gefragt sein, deren Schönheit so einige Mängel aufweist. Da dürfen dann z.B. Sommersprossen sprossen, wie sie wollen- da darf auch eine Zahnlücke als absolut positives Markenzeichen angesehen werden, denn man endlich verstanden, dass Andersartigkeit kein Makel sein muss, sondern jedem Menschen das gewisse Etwas verleiht, das kein anderer hat.

Und ich hoffe so sehr, dass diese neue Sicht irgendwann dazu führt, nicht nur die äußere Andersartigkeit zu befürworten, sondern auch die Andersartigkeit unserer Persönlichkeit bewusst hervorzuheben.

Ich für meine Person  bin ein absoluter Befürworter der bewusst gelebten Andersartigkeit, weil mir nach ganz viel Vorbeileben an mir selbst einfach klar war: Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, uns im Strom der Gleichheit zu bewegen, denn dafür sind wir doch alle viel zu verschieden. Wir sind nicht geboren, um in der Masse mitzulaufen, noch weniger, um uns irgendwelchen Maßstäben, Ansichten anzupassen, die gar nicht auf uns zugeschneidert sind.

Jeder hat durchaus das Recht und die Würde, seine eigene Meinung zu vertreten, sein eigenes Ding zu machen-  angelehnt an individuelle Möglichkeiten, Bedürfnisse und unter Wahrung der persönlichen Grenzen.
Ich sag ganz klar: Gerade diese Andersartigkeit ist unser größter Schatz, denn jeder wurde als Original geboren, doch fehlt mir die Möglichkeit, diese Originalität voll auszuleben, dann nehme ich mir selbst die Lebendigkeit in meinem Leben.

Viel zu lang schon sind wir auf den Schein dieser Welt hereingefallen, denn er betrügt uns um das, was wahr ist. Fallen wir darauf rein, gehen wir in 1000 Ideen verloren, hinsichtlich dessen, was nun richtig, falsch, normal oder anomal ist. Wir verlieren uns selbst und unsere Kraft, die aus dem Inneren kommt- doch nur sie spendet uns  unsere ganze Lebensenergie! Man hat uns mit fremdem Gedankengut gefüttert- war emsig dabei, uns zu erklären, was wir unter einem glücklichen Leben oder der Liebe zu verstehen haben…….dòch ich denke, allmählich werden wir wach , denn es gibt nur eine einzige Wahrheit: Bleibe IMMER bei dem, was du fühlst und real ist IMMER nur, was du mit dem Herzen wahrnimmst.


Ich weiß genau, warum mir die Lebensdevise von Pippi Langstrumpf zusagt, wenn sie der Ansicht war:

„Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt!“

Das ist echte Freiheit, die jedem von uns zusteht und die uns am Ende des Lebens zufrieden zurückblicken lässt. Doch dazu brauchts eine große Portion des gesunden Selbstbewusstseins. Und damit meine ich nicht die gängige Definition, die uns als unverwüstlicher Hecht im Karpfenteich  auf der Weltbühne stehen lässt:

immer glücklich, schmerzunempfindlich- über allem stehend- perfekt- leistungsstark- immer präsent…….oh nein!

Es ist dieses herausfordernde, oft schmerzhafte  „sich- über sich selbst“- im Klaren zu sein, was das eigene Innenleben betrifft- mit all den schönen, aber auch abgelehnten dunklen Aspekten- mit Ängsten, Fragen, Wunden, Narben, Fehlern, Schwächen, Stärken, Bedürfnissen, Vorlieben, Fähigkeiten, aber auch Grenzen. Mit Sicherheit werden wir im Vergleich zu anderen eine Andersartigkeit feststellen, doch diese Andersartigkeit enthält die Zusicherung: Du kannst immer nur du selbst sein  und das bis zum Lebensende. Andersartigkeit ist dein Privileg!

Neulich begegnete mir ein Begriff, den ich zuvor noch nie hörte: Menschenfurcht. Umso aufmerksamer lauschte ich der Definition. Was macht diese Menschenfurcht aus? Und es kam ganz klar zum Ausdruck: Es ist die grundlegende Befürchtung, von Anderen abgelehnt zu werden, nicht mehr dazuzugehören, ihre Sympathie, ihre Zuwendung zu verlieren, wenn man vielleicht anders denkt und handelt, als sie. Oh ja, ich kenn es zu genüge! Habs ja selbst in meinen Beziehungen für gut und richtig gehalten, allein der Harmonie wegen, denn als konfliktscheuer Mensch geht man jedem Streit nur zu gern aus dem Weg! Und das Außen hats gewundert, welch harmonisches Partnerschaftsbild wir abgaben!

Doch hinter den Kulissen sah es nicht so rosig aus. Diese  Harmoniesucht, Konfliktscheu, Angst, abgelehnt zu werden, nicht mehr liebenswert zu sein, trugen dazu bei, dass ich mich immer mehr verlor und damit auch jeden Ausdruck meiner Andersartigkeit. Eine Schuldfrage stellt sich hier nicht, denn ich hab es ja zugelassen! Man ist so leicht  geneigt, die Schuld beim Anderen zu suchen, doch später führte ich mir vor Augen: Es gehören zu jeder Situation immer zwei- eine Person, die es ausführt und eine Person, die es zulässt.

Kann man sich solch ein Verhalten- ich sag mal krass, solch einen Selbstverrat irgendwann verzeihen? Ja, man kann, denn niemals bin ich wacher aus  Lebenssituationen hervorgegangen! Ich brauchte genau diese zwei Beziehungs-Lektionen, um mir zu sagen: So!!!???- nie wieder, denn niemals war ich unglücklicher, als in diesen Phasen der Selbstverleugnung.

Muss Leben denn so weh tun? Geht es nicht auch leichter, schmerzfreier? Diese Frage hab ich mir früher sehr oft gestellt, bis mir zwei Hinweise die Augen öffneten:

„Das Leben ist eine Schule,
in der wir lernen, was die Seele bereits weiß.“

„Die dunkle Nacht der Seele
ist ein unerlässlicher Teil,
damit es ein Leben in Fülle werden kann.“


Na toll, war mein erster Gedanke: Meine Seele weiß also etwas, was ich nicht weiß und  in dieser Lebensschule selbst herausfinden soll……und dann scheint es noch so, dass meine Seele dunkle Nächte, sprich- den Schmerz- sogar bevorzugt?

Will eine Seele denn nicht in erster Linie blühen, fliegen und sich des Lebens freuen? Sie hat doch  genug gelitten! Wozu braucht sie denn den Schmerz?

Und dann erinnerte ich mich wieder an die Geschichte der kleinen Seele, die sich unter Ihresgleichen im strahlenden Licht befand und vor lauter Euphorie rief: „Oh, ich bin das Licht, ich bin das Licht!“ Doch all das Wissen und Aussprechen konnte die Erfahrung davon nicht ersetzen. Es gab ja nichts außer dem Licht. Und so war die kleine Seele eine Kerzenflamme in der Sonne. Nun geschah es, dass die kleine Seele sich danach sehnte, sich selbst kennen zu lernen. Doch wie sollte sie das anstellen? Gott hatte die rettende Idee, als er sagte: „Kleine Seele, weißt du, was du tun musst, um dein Verlangen zu stillen? Du musst dich von uns trennen und hinab in die Finsternis!“ „ Gott, was ist die Finsternis?“ fragte sie. Und Gott antwortete: „Das, was du nicht bist!“

Na ja, die kleine Seele war so neugierig, dass sie sich darauf einließ und zur Erde hinabstieg. Hier konnte sie extrem viele Formen von Finsternis erfahren, doch so mittendrin rief sie zu Gott:“ Hast du mich verlasen, es tut ja so weh!“ „Nein“, sprach Gott, “ich bin immer bei dir, doch all das Dunkle wird dir helfen, dich zu erinnern, wer- du- wirklich- bist. Und vergiss  niemals, wer- du- bist, wenn du von dem umschlossen bist, was du nicht bist!“


Irgendwie hat mich diese kleine Geschichte immer berührt, weil ich mir vorstellte, wie unangenehm es für die kleine lichtvolle und gewiss liebevolle  Seele gewesen sein muss, nach so viel Lichterfahrung bei Gott plötzlich mit der Dunkelheit, mit ganz viel Unliebsamem konfrontiert zu werden! Ich glaub, da hat sie zwischendurch voller Abwehr gerufen: Das! bin ich aber nicht! Das will ich nicht sein! Ich bin doch kein Hass, kein Neid, keine Ungerechtigkeit, kein Unfriede, keine Habgier, keine Rache, kein Streit, keine Lüge, kein Lästern…………..ich bin doch pures Licht und Liebe!!!! Ich fühle mich doch viel wohler, wenn ich Verständnis, Mitgefühl, Toleranz, Vergebung, Fürsorge,  Zufriedenheit, Vertrauen, Ehrlichkeit zum Ausdruck bringen kann.  Doch war mit der Erkenntnis  nicht das göttliche Vorhaben in Erfüllung gegangen?

Indem sie nämlich voller Schmerz erkannte, was sie NICHT war, wurde ihr bewusst, wer- sie- wirklich ist! Und zu welchem Schluss durfte sie kommen? „Jawoll, jetzt hab ich mich richtig kennengelernt! Ich bin definitiv „nur“ Licht und Liebe!!!!! Nun kann ich mich wieder auf die Rückreise zu Gott machen! War übrigens ne super Idee von Gott, mich auf die Erde zu schicken!“



Anders vermag auch ich den Sinn unseres Hierseins heute nicht mehr einzuordnen. Auf meinem Weg hab ich immer wieder erfahren, wie sehr meine Seele drauf drängte, solche dunklen Situationen zu durchleben, in denen ich erkennen konnte, wer oder was ich eigentlich NICHT bin, bzw.leben wollte.

Da steht in einem Buch:

Stellen Sie sich mal eine Welt vor, in der es nur Licht gibt. Wenn Sie die Dunkelheit nie erlebt hätten, wie könnten sie dann begreifen, was Licht ist und diesen Zustand zu schätzen wissen? Gerade der Gegensatz zwischen Hell und Dunkel führt zu einer tieferen Einsicht und schließlich dazu, dass wir uns an unseren wahren Ursprung erinnern. Die Erdebene liefert uns solche Kontraste, weil hier das Prinzip der Polarität herrscht: Oben und Unten, heiß und kalt, gut und schlecht. Angesichts der chaotischen Zustände auf Erden lernen wir den Frieden zu schätzen. Der Hass, dem wir im irdischen Leben begegnen, vertieft unser Verständnis für das Wesen der Liebe.

Wenn wir die unterschiedlichen Aspekte des Menschseins nie kennenlernen würden, wie sollten wir dann erfahren, dass wir göttliche Wesen voller Liebe sind?“

Auszug aus dem Buch: Mutige Seelen von Robert Schwartz

Ich habs mal etwas einfacher ausgedrückt: Wir gehen hier auf Erden durch die Erfahrung all dessen, was wir eigentlich NICHT sind, um so die Möglichkeit zu erhalten, herauszufinden, uns zu erinnern, wer- wir- wirklich sind. Und da wir ja nach Gottes Ebenbild geschaffen wurden, ist es nicht schwer, auf welche lichtvolle Erkenntnis wir hinarbeiten.

Oh, mir fallen hier so viele Bestätigungen durch andere Menschen ein, so wie:

„Das Böse ist im Grunde der Dünger für das Gute!“

„Man muss Frieden schließen mit den Dornen, um in den Rosengarten eintreten zu können.“

„Der Gärtner düngt seine Rosen mit stinkendem Kuhmist, damit sie ihre ganz Schönheit entfalten könne.“

„Ärgere dich nicht darüber, dass der Rosenstrauch Dornen trägt, sondern freue dich darüber, dass der Dornenstrauch Rosen trägt.“

„Die Blume, die in deinem Schmerz erblüht, ist die schönste.“


(Unbekannter Autor)

Und ich denke, wenn wir unser Leben mit all den schmerzlichen Erfahrungen unter dem Aspekt der fruchtbaren Selbsterkenntnis sehen, dann lassen wir Dornen Dornen sein und erfreuen uns wahrlich später an dem Rosenduft unseres wahren Wesens. Ist der Schmerz nicht ein wertvolles Geschenk? Ohne ihn würden wir uns niemals an unser wahres Wesen erinnern können!


Irgendwie bekommt der Verlauf des Lebens so eine ganz besondere Note, denn es scheint, als würden wir uns völlig neu zusammensetzen. Alles, was unserem Wesen nicht entspricht, wird nach und nach  fortfallen und was wir neu als unseren Wesensanteil entdecken dürfen, das fügen wir einfach hinzu.

Schon Nietzsche sah den Sinn unserer Lebensreise:

„Werde, der du bist!“


Was sich da so kurz und bündig liest, ist einer der anspruchsvollsten Prozesse im Leben. Verglichen hab ich ihn immer mit der Entwicklung der Raupe im Kokon, denn es sind mit Sicherheit viel viel Geduld, Schmerz und Zeit angesagt, bis der Schmetterling in seinen ganz individuellen Farben und mit dem Gefühl der Leichtigkeit sein Gefängnis verlassen darf.


Diesbezüglich muss ich gerade etwas vor mir herschmunzeln, denn manchmal lege ich Haltungen an den Tag, die man nicht so recht verstehen kann. Ich erinnere mich nämlich daran, dass ich irgendwann den Punkt erreichte, an dem ich Gott und Seele bat: Bitte zeigt mir alles auf, was ich zu lernen habe, denn ich will lernen, lernen, lernen……ich muss ja eh dadurch!


. Ich erinnere mich an einen Hinweis, der lautete:

„Wünsch dir keine Veränderung der Umstände, wünsche dir nur einen starken Rücken, der die Last trägt.“


Ist irgendwie verständlich, denn ich registrierte zwischendurch eine Wahrheit: Es war unmöglich, vor meinen Problemen davon zulaufen. So weit ich sie auch verdrängte, sie kamen immer wieder vorbei und riefen nach Erlösung. Heute versteh ich das, denn Seele will/ muss ja ihre geplanten Erfahrungen machen und sie ist halt extrem zielsicher und von großem Durchsetzungsvermögen. Mir ist bewusst: Ich habe hier auf Erden  ein gewisses Pensum an Erfahrungen zu durchleben und Seele will irgendwann mal den Haken „erledigt“ daruntersetzen.

Ja, ich glaub, sie drängt darauf, sich endlich in ihrer Vollkommenheit zu erspüren, um voller Freude zu sagen: Jetzt weiß ich wirklich, wer ich im Ganzen  bin- hab alle meine licht- und liebevollen Wesensanteile in der Konfrontation mit dem Gegensätzlichen zurückerobert und darf  es mir mit diesem Wissen gut gehen lassen!

Und zu diesem Wissen zählt halt auch, dass wir unsere wunderschöne Andersartigkeit entdecken und ausleben, denn ich glaub, unsere Seele erfreut nichts mehr als das bedingungslose JA zu uns selbst. Nun könnte sich die Frage stellen: Und was ist mit unserer Menschenfurcht, unserer Angst, dann vielleicht nicht mehr dazuzugehören, ausgegrenzt zu werden? Ich denk, hier dürfen wir uns als Seelenrose voller gesundem Stolz in die Höhe strecken, denn wir dürfen uns sagen: SO und nicht anders hat Gott uns erschaffen und SO werden wir bis in alle Ewigkeit von IHM geliebt, gerade, weil wir so schön anders sind!

*Linda*

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