Andersartigkeit ist die neue Normalität
Wir gehen einem neuen Zeitgeist entgegen! Dieses Fazit
durfte ich gestern ziehen, nachdem ein Herr aus der Modelbranche im
Fernsehen folgende Zukunftsprognose
wagte:
„Demnächst werden die! Frauen auf dem Laufsteg begehrt sein,
die sich durch ihre Andersartigkeit auszeichnen. Jene Models, die vor 5 Jahren
noch niemand wollte, weil sie dem idealen Schönheitsbild nicht entsprachen,
werden in der Zukunft die Nr. 1 sein! Und dann kam der Satz der Sätze:
Andersartigkeit ist das neue „normal“!“
Ohne Frage, mich hats natürlich gefreut, denn wie lang warte
ich schon auf diesen Bewusstseinswandel! Es ist mir auch egal, woraus er auf
einmal erwachsen ist- viel wichtiger scheint mir zu sein, dass JEDER Mensch
sich von diesem neuen Zeitgeist anstecken lassen darf, auch wenn er nicht auf
dem Laufsteg unterwegs ist. Es sieht nämlich ganz so aus, als hätte dieses
super Idealbild von makelloser Schönheit ausgedient. Stattdessen wird jetzt die
Kehrseite betont und es werden jene gefragt sein, deren Schönheit so einige
Mängel aufweist. Da dürfen dann z.B. Sommersprossen sprossen, wie sie wollen-
da darf auch eine Zahnlücke als absolut positives Markenzeichen angesehen
werden, denn man endlich verstanden, dass Andersartigkeit kein Makel sein muss,
sondern jedem Menschen das gewisse Etwas verleiht, das kein anderer hat.
Und ich hoffe so sehr, dass diese neue Sicht irgendwann dazu
führt, nicht nur die äußere Andersartigkeit zu befürworten, sondern auch die
Andersartigkeit unserer Persönlichkeit bewusst hervorzuheben.
Ich für meine Person
bin ein absoluter Befürworter der bewusst gelebten Andersartigkeit, weil
mir nach ganz viel Vorbeileben an mir selbst einfach klar war: Es ist ein Ding
der Unmöglichkeit, uns im Strom der Gleichheit zu bewegen, denn dafür sind wir
doch alle viel zu verschieden. Wir sind nicht geboren, um in der Masse
mitzulaufen, noch weniger, um uns irgendwelchen Maßstäben, Ansichten
anzupassen, die gar nicht auf uns zugeschneidert sind.
Jeder hat durchaus das Recht und die Würde, seine eigene
Meinung zu vertreten, sein eigenes Ding zu machen- angelehnt an individuelle Möglichkeiten,
Bedürfnisse und unter Wahrung der persönlichen Grenzen.
Ich sag ganz klar: Gerade diese Andersartigkeit ist unser
größter Schatz, denn jeder wurde als Original geboren, doch fehlt mir die
Möglichkeit, diese Originalität voll auszuleben, dann nehme ich mir selbst die
Lebendigkeit in meinem Leben.
Viel zu lang schon sind wir auf den Schein dieser Welt
hereingefallen, denn er betrügt uns um das, was wahr ist. Fallen wir darauf
rein, gehen wir in 1000 Ideen verloren, hinsichtlich dessen, was nun richtig,
falsch, normal oder anomal ist. Wir verlieren uns selbst und unsere Kraft, die
aus dem Inneren kommt- doch nur sie spendet uns
unsere ganze Lebensenergie! Man hat uns mit fremdem Gedankengut
gefüttert- war emsig dabei, uns zu erklären, was wir unter einem glücklichen
Leben oder der Liebe zu verstehen haben…….dòch ich denke, allmählich werden wir
wach , denn es gibt nur eine einzige Wahrheit: Bleibe IMMER bei dem, was du
fühlst und real ist IMMER nur, was du mit dem Herzen wahrnimmst.
Ich weiß genau, warum mir die Lebensdevise von Pippi
Langstrumpf zusagt, wenn sie der Ansicht war:
„Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt!“
Das ist echte Freiheit, die jedem von uns zusteht und die
uns am Ende des Lebens zufrieden zurückblicken lässt. Doch dazu brauchts eine
große Portion des gesunden Selbstbewusstseins. Und damit meine ich nicht die
gängige Definition, die uns als unverwüstlicher Hecht im Karpfenteich auf der Weltbühne stehen lässt:
immer glücklich, schmerzunempfindlich- über allem stehend-
perfekt- leistungsstark- immer präsent…….oh nein!
Es ist dieses herausfordernde, oft schmerzhafte „sich- über sich selbst“- im Klaren zu sein,
was das eigene Innenleben betrifft- mit all den schönen, aber auch abgelehnten dunklen
Aspekten- mit Ängsten, Fragen, Wunden, Narben, Fehlern, Schwächen, Stärken,
Bedürfnissen, Vorlieben, Fähigkeiten, aber auch Grenzen. Mit Sicherheit werden
wir im Vergleich zu anderen eine Andersartigkeit feststellen, doch diese
Andersartigkeit enthält die Zusicherung: Du kannst immer nur du selbst
sein und das bis zum Lebensende.
Andersartigkeit ist dein Privileg!
Neulich begegnete mir ein Begriff, den ich zuvor noch nie
hörte: Menschenfurcht. Umso aufmerksamer lauschte ich der Definition. Was macht
diese Menschenfurcht aus? Und es kam ganz klar zum Ausdruck: Es ist die
grundlegende Befürchtung, von Anderen abgelehnt zu werden, nicht mehr
dazuzugehören, ihre Sympathie, ihre Zuwendung zu verlieren, wenn man vielleicht
anders denkt und handelt, als sie. Oh ja, ich kenn es zu genüge! Habs ja selbst
in meinen Beziehungen für gut und richtig gehalten, allein der Harmonie wegen,
denn als konfliktscheuer Mensch geht man jedem Streit nur zu gern aus dem Weg!
Und das Außen hats gewundert, welch harmonisches Partnerschaftsbild wir
abgaben!
Doch hinter den Kulissen sah es nicht so rosig aus.
Diese Harmoniesucht, Konfliktscheu,
Angst, abgelehnt zu werden, nicht mehr liebenswert zu sein, trugen dazu bei,
dass ich mich immer mehr verlor und damit auch jeden Ausdruck meiner
Andersartigkeit. Eine Schuldfrage stellt sich hier nicht, denn ich hab es ja zugelassen!
Man ist so leicht geneigt, die Schuld
beim Anderen zu suchen, doch später führte ich mir vor Augen: Es gehören zu
jeder Situation immer zwei- eine Person, die es ausführt und eine Person, die
es zulässt.
Kann man sich solch ein Verhalten- ich sag mal krass, solch
einen Selbstverrat irgendwann verzeihen? Ja, man kann, denn niemals bin ich
wacher aus Lebenssituationen
hervorgegangen! Ich brauchte genau diese zwei Beziehungs-Lektionen, um mir zu
sagen: So!!!???- nie wieder, denn niemals war ich unglücklicher, als in diesen
Phasen der Selbstverleugnung.
Muss Leben denn so weh tun? Geht es nicht auch leichter,
schmerzfreier? Diese Frage hab ich mir früher sehr oft gestellt, bis mir zwei
Hinweise die Augen öffneten:
„Das Leben ist eine Schule,
in der wir lernen, was die Seele bereits weiß.“
„Die dunkle Nacht der Seele
ist ein unerlässlicher Teil,
damit es ein Leben in Fülle werden kann.“
Na toll, war mein erster Gedanke: Meine Seele weiß also
etwas, was ich nicht weiß und in dieser
Lebensschule selbst herausfinden soll……und dann scheint es noch so, dass meine
Seele dunkle Nächte, sprich- den Schmerz- sogar bevorzugt?
Will eine Seele denn nicht in erster Linie blühen, fliegen
und sich des Lebens freuen? Sie hat doch genug gelitten! Wozu braucht sie denn den
Schmerz?
Und dann erinnerte ich mich wieder an die Geschichte der
kleinen Seele, die sich unter Ihresgleichen im strahlenden Licht befand und vor
lauter Euphorie rief: „Oh, ich bin das Licht, ich bin das Licht!“ Doch all das
Wissen und Aussprechen konnte die Erfahrung davon nicht ersetzen. Es gab ja
nichts außer dem Licht. Und so war die kleine Seele eine Kerzenflamme in der
Sonne. Nun geschah es, dass die kleine Seele sich danach sehnte, sich selbst
kennen zu lernen. Doch wie sollte sie das anstellen? Gott hatte die rettende
Idee, als er sagte: „Kleine Seele, weißt du, was du tun musst, um dein
Verlangen zu stillen? Du musst dich von uns trennen und hinab in die
Finsternis!“ „ Gott, was ist die Finsternis?“ fragte sie. Und Gott antwortete:
„Das, was du nicht bist!“
Na ja, die kleine Seele war so neugierig, dass sie sich
darauf einließ und zur Erde hinabstieg. Hier konnte sie extrem viele Formen von
Finsternis erfahren, doch so mittendrin rief sie zu Gott:“ Hast du mich
verlasen, es tut ja so weh!“ „Nein“, sprach Gott, “ich bin immer bei dir, doch
all das Dunkle wird dir helfen, dich zu erinnern, wer- du- wirklich- bist. Und
vergiss niemals, wer- du- bist, wenn du
von dem umschlossen bist, was du nicht bist!“
Irgendwie hat mich diese kleine Geschichte immer berührt,
weil ich mir vorstellte, wie unangenehm es für die kleine lichtvolle und gewiss
liebevolle Seele gewesen sein muss, nach
so viel Lichterfahrung bei Gott plötzlich mit der Dunkelheit, mit ganz viel
Unliebsamem konfrontiert zu werden! Ich glaub, da hat sie zwischendurch voller
Abwehr gerufen: Das! bin ich aber nicht! Das will ich nicht sein! Ich bin doch
kein Hass, kein Neid, keine Ungerechtigkeit, kein Unfriede, keine Habgier,
keine Rache, kein Streit, keine Lüge, kein Lästern…………..ich bin doch pures
Licht und Liebe!!!! Ich fühle mich doch viel wohler, wenn ich Verständnis,
Mitgefühl, Toleranz, Vergebung, Fürsorge, Zufriedenheit, Vertrauen, Ehrlichkeit zum
Ausdruck bringen kann. Doch war mit der
Erkenntnis nicht das göttliche Vorhaben
in Erfüllung gegangen?
Indem sie nämlich voller Schmerz erkannte, was sie NICHT
war, wurde ihr bewusst, wer- sie- wirklich ist! Und zu welchem Schluss durfte
sie kommen? „Jawoll, jetzt hab ich mich richtig kennengelernt! Ich bin
definitiv „nur“ Licht und Liebe!!!!! Nun kann ich mich wieder auf die Rückreise
zu Gott machen! War übrigens ne super Idee von Gott, mich auf die Erde zu
schicken!“
Anders vermag auch ich den Sinn unseres Hierseins heute
nicht mehr einzuordnen. Auf meinem Weg hab ich immer wieder erfahren, wie sehr
meine Seele drauf drängte, solche dunklen Situationen zu durchleben, in denen
ich erkennen konnte, wer oder was ich eigentlich NICHT bin, bzw.leben wollte.
Da steht in einem Buch:
Stellen Sie sich mal eine Welt vor, in der es nur Licht
gibt. Wenn Sie die Dunkelheit nie erlebt hätten, wie könnten sie dann
begreifen, was Licht ist und diesen Zustand zu schätzen wissen? Gerade der
Gegensatz zwischen Hell und Dunkel führt zu einer tieferen Einsicht und
schließlich dazu, dass wir uns an unseren wahren Ursprung erinnern. Die
Erdebene liefert uns solche Kontraste, weil hier das Prinzip der Polarität
herrscht: Oben und Unten, heiß und kalt, gut und schlecht. Angesichts der
chaotischen Zustände auf Erden lernen wir den Frieden zu schätzen. Der Hass,
dem wir im irdischen Leben begegnen, vertieft unser Verständnis für das Wesen
der Liebe.
Wenn wir die unterschiedlichen Aspekte des Menschseins nie
kennenlernen würden, wie sollten wir dann erfahren, dass wir göttliche Wesen voller
Liebe sind?“
Auszug aus dem Buch: Mutige Seelen von Robert Schwartz
Ich habs mal etwas einfacher ausgedrückt: Wir gehen hier auf
Erden durch die Erfahrung all dessen, was wir eigentlich NICHT sind, um so die
Möglichkeit zu erhalten, herauszufinden, uns zu erinnern, wer- wir- wirklich
sind. Und da wir ja nach Gottes Ebenbild geschaffen wurden, ist es nicht
schwer, auf welche lichtvolle Erkenntnis wir hinarbeiten.
Oh, mir fallen hier so viele Bestätigungen durch andere
Menschen ein, so wie:
„Das Böse ist im Grunde der Dünger für das Gute!“
„Man muss Frieden schließen mit den Dornen, um in den
Rosengarten eintreten zu können.“
„Der Gärtner düngt seine Rosen mit stinkendem Kuhmist, damit
sie ihre ganz Schönheit entfalten könne.“
„Ärgere dich nicht darüber, dass der Rosenstrauch Dornen trägt, sondern freue dich darüber, dass der Dornenstrauch Rosen trägt.“
„Die Blume, die in deinem Schmerz erblüht, ist die schönste.“
(Unbekannter Autor)
Und ich denke, wenn wir unser Leben mit all den
schmerzlichen Erfahrungen unter dem Aspekt der fruchtbaren Selbsterkenntnis
sehen, dann lassen wir Dornen Dornen sein und erfreuen uns wahrlich später an
dem Rosenduft unseres wahren Wesens. Ist der Schmerz nicht ein wertvolles
Geschenk? Ohne ihn würden wir uns niemals an unser wahres Wesen erinnern können!
Irgendwie bekommt der Verlauf des Lebens so eine ganz
besondere Note, denn es scheint, als würden wir uns völlig neu zusammensetzen.
Alles, was unserem Wesen nicht entspricht, wird nach und nach fortfallen und was wir neu als unseren
Wesensanteil entdecken dürfen, das fügen wir einfach hinzu.
Schon Nietzsche sah den Sinn unserer Lebensreise:
„Werde, der du bist!“
Was sich da so kurz und bündig liest, ist einer der
anspruchsvollsten Prozesse im Leben. Verglichen hab ich ihn immer mit der
Entwicklung der Raupe im Kokon, denn es sind mit Sicherheit viel viel Geduld,
Schmerz und Zeit angesagt, bis der Schmetterling in seinen ganz individuellen
Farben und mit dem Gefühl der Leichtigkeit sein Gefängnis verlassen darf.
Diesbezüglich muss ich gerade etwas vor mir herschmunzeln,
denn manchmal lege ich Haltungen an den Tag, die man nicht so recht verstehen
kann. Ich erinnere mich nämlich daran, dass ich irgendwann den Punkt erreichte,
an dem ich Gott und Seele bat: Bitte zeigt mir alles auf, was ich zu lernen
habe, denn ich will lernen, lernen, lernen……ich muss ja eh dadurch!
. Ich erinnere mich an einen Hinweis, der lautete:
„Wünsch dir keine Veränderung der Umstände, wünsche dir nur
einen starken Rücken, der die Last trägt.“
Ist irgendwie verständlich, denn ich registrierte
zwischendurch eine Wahrheit: Es war unmöglich, vor meinen Problemen davon
zulaufen. So weit ich sie auch verdrängte, sie kamen immer wieder vorbei und
riefen nach Erlösung. Heute versteh ich das, denn Seele will/ muss ja ihre geplanten
Erfahrungen machen und sie ist halt extrem zielsicher und von großem
Durchsetzungsvermögen. Mir ist bewusst: Ich habe hier auf Erden ein gewisses Pensum an Erfahrungen zu
durchleben und Seele will irgendwann mal den Haken „erledigt“ daruntersetzen.
Ja, ich glaub, sie drängt darauf, sich endlich in ihrer
Vollkommenheit zu erspüren, um voller Freude zu sagen: Jetzt weiß ich wirklich,
wer ich im Ganzen bin- hab alle meine
licht- und liebevollen Wesensanteile in der Konfrontation mit dem
Gegensätzlichen zurückerobert und darf
es mir mit diesem Wissen gut gehen lassen!
Und zu diesem Wissen zählt halt auch, dass wir unsere
wunderschöne Andersartigkeit entdecken und ausleben, denn ich glaub, unsere
Seele erfreut nichts mehr als das bedingungslose JA zu uns selbst. Nun könnte
sich die Frage stellen: Und was ist mit unserer Menschenfurcht, unserer Angst,
dann vielleicht nicht mehr dazuzugehören, ausgegrenzt zu werden? Ich denk, hier
dürfen wir uns als Seelenrose voller gesundem Stolz in die Höhe strecken, denn
wir dürfen uns sagen: SO und nicht anders hat Gott uns erschaffen und SO werden
wir bis in alle Ewigkeit von IHM geliebt, gerade, weil wir so schön anders
sind!
*Linda*
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