Ein Stern ist erst frei, wenn er seine richtige Bahn zieht..
Der Wunsch nach Freiheit und Leichtigkeit- er wühlte ein
Leben lang in mir herum…..aber es war mir nicht klar, wie ich mir diesen jemals
erfüllen sollte! War auch kein Wunder, denn ich versäumte es, einen wichtigen Hinweis zu berücksichtigen:
Sei ein Stern, der seine Bahn zieht….ABER! Bevor du dich auf
den Weg machst, geh in die Stille. Erst danach kannst du aktiv werden.
Ja, ich war ein Stern, der seine Lebensbahn zog, doch den
Rückzug in die Stille hatte ich vermieden. Das war ein Fehler mit gravierenden
Folgen, denn so richtig glücklich und zufrieden wurde ich nicht. Um das Ganze ein bisschen abzukürzen,
sag ich heute: Diese Bahn, die wir ziehen, ist der individuellste Weg, den wir
beschreiten. Es ist von daher ein Ding der Unmöglichkeit, so wie alle anderen
unterwegs zu sein! Kein Mensch wird uns jemals Richtung geben können und schon
mal gar nicht irgendwelche äußeren Kriterien oder gesellschaftlichen Maßstäbe!
Doch wer ist in jungen Jahren so bewusst dabei? Ich war es jedenfalls
nicht. Ja, ich hatte mir eine Zukunft in den schönsten Farben ausgemalt, folgte
dem, was alle so taten- und stellte mir nicht einmal die Frage, ob es für mich
persönlich überhaupt passend war. Brachte der Inhalt meines „Rucksacks“ überhaupt die Voraussetzungen mit, um das
Leben führen zu können, das mir da so vorschwebte?
Und dazu hätte bei mir die
Frage gehört: Bin ich aufgrund meiner extremen Kindheitsverletzungen überhaupt
fähig, eine fruchtbare gesunde Beziehung zu führen? Damals war ich es nämlich
nicht, weil die Voraussetzungen fehlten. Manchmal müssen halt Abstriche gemacht
werden, weil da in uns gewisse Defizite vorhanden sind- doch diese Wahrheit hat
man uns vorenthalten. Folge: Wir laufen schnurstracks in unser Unglück hinein,
weil das Bewusstsein einfach noch nicht vorhanden ist.
Exakt diese Vorüberlegung sehe ich heute als unentbehrlich
an, um sicher zu sein, erfüllende und bereichernde Beziehungen führen zu
können. Ich sag mal lapidar: Es wird sich nicht umgehen lassen, das anzuschauen,
bzw. mit einzubeziehen, was da IN UNS vorhanden ist und wenn es noch so sehr
von Zerbrochenheit und Chaos spricht. Allerdings hab ich es nicht so
gehandhabt- ich zog es vor, alles zu überdecken, für nicht anwesend zu erklären.
Und die Folge: Alles, was wir nicht in Liebe anschauen, es wird weiter in uns
wühlen und mit unangenehmen Begleiterscheinungen verbunden sein.
Zwei lange Beziehungen hab ich gebraucht, um zu verstehen,
was Partnerschaft wirklich bedeutet: Ein gutes Miteinander kann nur
verwirklicht werden, wenn beide Partner füreinander sichtbar werden und all das
zur Sprache kommen kann, was da an Unerlöstem in uns verborgen ist. Es liest
sich zunächst nach ganz viel Schmerz, denn eine Konfrontation mit den Altlasten
ist oft hart. Und doch weiß ich mittlerweile, dass genau darin eine einmalige
Chance steckt! Es ist die Chance auf Seelenheilung, denn eine Seele ruft ein
Leben lang danach, dass wir uns unsere Narben und Wunden anschauen!
Niemals wird es darum gehen, sich den Maßstäben des äußeren Ordnungssystems zu verschreiben. Dann
ist der Weg ins Unglück vorprogrammiert, denn man versucht etwas zu leben, was
man gar nicht leben kann. Wirklich frei und glücklich werden wir nur sein, wenn
wir unsere ganz eigene Bahn ziehen -allein an der Orientierung dessen, was uns
individuell in unserem Rucksack zur Verfügung steht.
Mit Sicherheit wird es dann ein sehr spezielles Leben, doch
so ist es auch gedacht, sonst werden wir nicht wirklich frei!
Ich hab mir irgendwann gesagt: Vergleiche jeder Art mit
anderen Leben sind unangebracht, denn jeder Lebensverlauf ist nun mal anders
geartet! Es ist allein Gottes Entscheidung- weil ER allein weiß, wo er mit uns
hinwill und wie ER uns am besten zum Ziele führt. Jede Bahn wird
unterschiedlich verlaufen, auch wenn wir alle zum selben „Hafen“ unterwegs
sind.
Hugo von Hofmannsthal schrieb mal, dass das Leben ein ständiger Neuanfang sei....
Ich denke, so müssen wir es einfach sehen. Ich lernte, dass
es manchmal von Vorteil ist, so manches,
was man uns über das Leben lehrte, wieder zu vergessen, weil es halt für uns
persönlich nicht zutreffend ist.
Viel Lebenszeit hab ich verschenkt, um diese Erfahrungen zu
machen, denn immer, wenn ich so unterwegs war wie die Masse, bin ich kläglich
gescheitert! Es ist nicht Sinn von Leben, uns der Allgemeinheit anzupassen,
Viel ratsamer erscheint es mir, ein Leben einzurichten, dass sich an unseren
inneren Zuständen, unserer ganz persönlichen Lebensgeschichte orientiert. Ich
kann nicht mit einem dicken Radiergummi kommen, weil ich der Ansicht bin, es
sei besser, meine Vorgeschichte auszuradieren! Dann würde ich ja einen
wichtigen Teil von mir selbst vernichten wollen. Alles, was unsere Seele von
jeher eingeatmet hat, das ist in ihr für alle Zeiten gespeichert. Es gehört zu
mir! Es macht MICH aus! Auf ewig werden wir unsere Narben mit uns herumtragen
und sie verdienen höchste Beachtung und vor allen Dingen einen liebevollen
Umgang.
Hier wird mir wieder extrem bewusst, wie wichtig es ist,
sich nie und nimmer mit anderen Leben zu vergleichen, vielleicht auch noch
neidisch auf das zu schauen, was andere so machen, haben, sind. Es bringt
nichts außer Unzufriedenheit. Viel besser ist, dem Plan zu folgen, den Gott mit
uns hat und auf das zu schauen, was speziell an Gutem darin liegt.
Nach wie vor sag ich: Erst als ich mich auf dieser
göttlichen Bahn befand, konnte ich mir sicher sein, zum ersten Mal im Leben
„richtig“ unterwegs zu sein. Der Grund ist sehr plausibel, denn mir wurde
bewusst, um welche Ziele es in diesem Leben wirklich geht.
Ich war regelrecht erleichtert, als ich mir vor Augen führte, dass unsere
Lebensreise eh nur einer Durchreise gleichkommt. Hier auf Erden darf ich lernen, wer ich in
meinem authentischen Menschsein wirklich bin- hier darf ich das Wesen der
wahren Liebe erfahren- hier darf ich mich so gut es geht von meinen sündigen
Haltungen verabschieden- doch dann darf ich auch wieder dorthin zurückkehren,
wo ich einst herkam.
Und ehrlich gesagt- dann möchte ich mir sagen können: Ich hab
alles darangesetzt, um diese Aufgaben bestens zu erfüllen. Eines lasse ich
nämlich nicht unberücksichtigt: Gott hat mich dermaßen darin unterstützt, meine
richtige Bahn zu finden, dass ich schon aus dem Gefühl der Dankbarkeit gar
nicht anders kann, als den Weg zu
gehen, den ER für mich vorgesehen hat.
Ich weiß nicht, wahrscheinlich muss man es selbst erlebt
haben, um meine Einstellung nachvollziehen zu können! Mein vorheriges
Leben war ein Jagen nach Schatten, ein Herumirren im Labyrinth, ohne überhaupt
zu erahnen, wo der Ausweg sein könnte….dieses Leben hatte absolut nichts mit mir zu tun!
Ich lebte in einer Welt, die ein „prima“ Schmeichelfeind
war. Sie verkaufte mir Wahrheiten, die weder Hand noch Fuß hatten. Auf den
ersten Blick schienen sie verlockend zu sein- doch auf Dauer so zu leben-
unmöglich! Vor allen Dingen stand diese Welt exzellent auf jede Form von
künstlicher Schönheit und sie wusste mir noch nicht einmal zu erzählen, was
denn Liebe wirklich ist!
Was hab ich mich abgemüht, für „ihre“ Vorstellung von Liebe!
Ich hab so viel Kraft dabei gelassen, um am Ende festzustellen, dass alles
vergebens war und ich nur noch ein Schatten meiner selbst war.
Und dann hab ich in meiner höchsten Not bei Gott angeklopft
und Er hat mir geöffnet! Mit weit geöffneten Armen stand ER da und es schien
IHN auch gar nicht weiter zu interessieren, wie viel Sünde und Schuld ich in
meinem Rucksack trug! Ich glaub, ER war einfach nur froh, dass ich da war und
ihn um Hilfe bat.
Tja und ab dem Zeitpunkt spürte ich definitiv, dass ich mich
auf der richtigen Bahn befand…..und wie von allein weitergezogen wurde. Eines
muss man nämlich wissen: Sobald die Richtung stimmt und Gott sein O.K. gibt,
schenkt ER auch enormen Rückenwind.Man spürt einfach intuitiv, dass man richtig
unterwegs ist. Und das Schöne war: Hier erhielt ich nach und nach sämtliche
Antworten auf meine lebenslangen Fragen! Was mir die gängige Welt niemals
beantworten konnte….Gott wusste es.
An dieser Stelle komm ich einfach nicht drum herum, noch
einmal zu betonen, welchen Blödsinn ich zuvor geglaubt hatte!
Gott klärte mich
nämlich erst einmal auf! ER erzählte mir, wie wertvoll jeder Mensch in seinen
Augen ist- egal, was er kann, wo er herkommt, was er besitzt, ob krank, arm
oder sonst wie gehandikapt!! Gott liebt jedes seiner Geschöpfe - denn
schließlich war es ja seine Idee, in welcher Erscheinungsform und an welchen
Ort er den Einzelnen hinstellt! So durfte ich mir sicher sein, auch als kleines
Gänseblümchen meinen gottgegebenen würdevollen Platz zu haben- Hauptsache, ich
bin immer ein fröhliches zufriedenes Gänseblümchen!
Ja und die größte aller Wahrheiten, die erzählte ER mir auch.
Ich erfuhr nämlich, dass kein Mensch auch nur einen Finger rühren muss, um ein
Anrecht auf Liebe zu haben! Wir sind allein dadurch liebenswert, dass es uns gibt! Punkt aus! Das
ist die wahre Wahrheit! In diesem Zusammenhang wurde mir bewusst, wie wichtig
es für Gott ist, dass wir uns dann auch
so zeigen, wie wir sind. Ein Gott steht absolut nicht auf künstliche Schönheit.
Schließlich hat ER uns ja in
authentisch, ehrlich, mitfühlend und liebevoll erschaffen!
Es gibt so einen göttlichen Anspruch und er weist darauf
hin, dass ein jeder sein Leben zur Ehre Gottes lebe. Ist ja auch verständlich,
denn Gott hat wahnsinnig in jeden von uns investiert. Bei jedem hat er sich so
seine Gedanken gemacht- hat alles in uns stimmig und schön angelegt. Dann
kommen wir daher und verwerfen das alles- nur, weil die gängige Welt uns in
unserem natürlichen Wesen nicht gelten lässt- weil sie unsere göttliche
Schönheit nicht zu schätzen weiß!
Ist doch verrückt! Da vermittelt uns die Welt den Eindruck,
als wären Wesenszüge wie Sensibilität, Mitgefühl, Verständnis, Vertrauen völlig
fehl am Platze ……. und in der Gemeinschaft mit Gott darf ich dann erfahren,
dass genau diese Wesenszüge die
Voraussetzungen sind, um überhaupt ein
erfülltes Leben, bzw. ein bereicherndes Miteinander leben zu können.
„Die Frage:
Wie geht es dir?“
zeigt Höflichkeit.
Sich dann die Zeit zu nehmen,
zuzuhören,
zeigt Menschlichkeit.
Hier bin ich mir relativ sicher, dass jeder Mensch sich
wünscht, nicht nur Höflichkeit zu erfahren, sondern wohltuende Zeichen der
Menschlichkeit. Allerdings- und das müssen wir uns klar vor Augen führen- hat
diese Welt es von jeher als ausreichend
empfunden, es bei der höflichen Variante zu belassen. Doch stimmt uns das!
wirklich innendrin zufrieden?
Ephraim Kishon hats mal wunderbar auf den Punkt gebracht:
„Guten Tag. Wie geht’s?
So so lala. Und ihnen?
So so lala. Wie geht’s zu Hause?
So so lala. Und bei Ihnen?
Na, das ist ja die Hauptsache.“
Scheinbar hatten sich diese beiden Menschen etwas zu
sagen…aber nur scheinbar, denn ihre Unterhaltung glich Luftblasen- einer
Floskel der Höflichkeit, doch das Entscheidende sollte im Miteinander immer
sein: Wie sehr erfreut es die Seele? Hier hatte höchstens der Verstand ein
kurzes Gastspiel. Hätte man sich auch schenken können, oder?
Doch für solche „höflichen Geschenke“ sind wir nicht hier!
Adel Tawil sieht es ähnlich, wenn er in einem seiner Lieder singt:
„In unseren Augen war doch mal Glanz!
Wir sind (zum Glück) noch nicht zerbrochen- wir sind ganz!“
Adel Tawil
Wir sind definitiv noch ganz! Es bedarf nur der Erinnerung,
denn die Schönheit unseres Wesens ist nicht verloren gegangen. Alles haben sie
uns nehmen können, aber nicht das sensible Erspüren! Sobald es uns gelingt,
unsere inneren Antennen wieder zu aktivieren, uns berühren zu lassen von dem,
was unsere Seele erfreut und glücklich stimmt, sind wir auf dem richtigen Weg..
Und dann geschieht etwas ganz Eigenartiges. Plötzlich
erkennen wir, dass wir eigentlich niemals von all dem wirklich abgeschnitten
waren- es lag höchstens ein dicker Schleier der Verneblung darüber.
Ist er gelüftet, dann nehmen wir uns selbst, unsere Mitmenschen
und auch die Natur völlig anders wahr! Es ist, als würde unsere Seele sich
wiedererkennen, in allem, was da ist, mit dem Gefühl der Vertrautheit und Verbundenheit.
Es ist dann halt so, wie wir es als unverformte Kinder
empfunden haben: eins zu sein mit allem,
was da ist! Und dann werden auch unsere Augen ihren Glanz wieder
zurückbekommen, denn irgendwie fühlt es
sich „so schön“ nach Heimat an.
Goethe sah es ähnlich:
„Wäre nicht das Auge sonnenhaft,
die Sonne könnt es nicht erblicken.
Läge in uns nicht des Gottes eigene Kraft,
wie könnte Göttliches uns entzücken?“
Ich glaub, mehr ist zu unserer göttlichen Herkunft nicht zu
sagen……..
*Linda*