Die „heilige“ Unzufriedenheit bedarf unserer
Gastfreundschaft
Tja, was bewegte jene Frau im Fernsehen dazu, von einer „heiligen“
Unzufriedenheit zu sprechen? Das schien ja Widerspruch pur zu sein, denn
Unzufriedenheit ist für uns Menschen schließlich immer mit einem negativen
Beigeschmack verbunden, oder? Da geht’s doch um eine Verfassung, die man am
liebsten in die hinterste Ecke verbannen möchte…..was ist denn da schönzureden?
Jene Dame ließ natürlich noch eine Erklärung folgen und
erzählte von einer Bekannten, von der sie halt genau in dieser unzufriedenen
Stimmung aufgesucht wurde. Sie klagte über ihr Unwohlsein im Berufsbereich,
obwohl sie doch immer in der Annahme war, dies sei ihr Ort. Da war diese
spürbare innere Unzufriedenheit….und nun kommt wohl der „heilige“ Aspekt mit
hinein, denn ohne diese Unzufriedenheit hätte die entsprechende Person niemals
den Entschluss gefasst, sich anderweitig zu bewerben und siehe da- sie wurde
fündig und glücklich.
Spontan erinnere ich mich an die junge Frau, die sich in
Berlin als Chefredakteurin eine sichere Existenz aufbaute…..war doch alles so
stimmig und doch fasste sie eines Tages den Entschluss, nach Afrika
auszuwandern, um dort als Rancherin das Leben zu führen, das wirklich ihren
Bedürfnissen entsprach. Sie hats bis heute nicht bereut und wird’s wohl auch
nie, denn sie tat eines: sie folgte ihrer inneren Stimme!
Ich glaube, nichts hat mein Bewusstsein so sehr verändert
wie die Erkenntnis, dass unsere innere Stimme der beste Routenplaner ist, den
wir uns nur denken können. Es dauerte zwar lang, bis ich ihr meine
uneingeschränkte Aufmerksamkeit schenkte- doch heute möchte ich sie nicht mehr
missen. Ohne sie geht’s gar nicht und das Schöne ist: Egal, welche Entscheidung
wir treffen möchten, es reicht immer nur ein kurzes Lauschen und schon weiß man, was zu tun ist. So banal
es sich liest, aber wenn sich die Entscheidung gut anfühlt, wenn sich sogar ein
Lächeln im Gesicht breitmacht, dann ist es zu 100% der richtige Weg.
Darum hat diese heilige Unzufriedenheit es absolut verdient,
sich in unserem Leben einzustellen, denn sie ist ein enormer
Motivationsantreiber- wenn sie sich ernst genommen fühlen darf. Kein Mensch auf
der Welt- keine äußeren Vorgaben werden uns jemals auch nur annähernd sagen
können, was für uns speziell das Richtige ist. Dazu sind wir alle viel zu
individuell und das ist gut so. Mit Sicherheit macht es das Ganze etwas
schwieriger, denn wir werden uns nicht mehr an irgendetwas orientieren können,
was alle so tun und für richtig halten. Unser Leben wird zu unserem ganz
persönlichen Abenteuer.
Ich krame zwar nicht mehr als nötig in meiner Vergangenheit
herum, aber irgendwann sagte ich mir: Hätte ich mich früher an den entscheidenden
Weggabelungen immer an dem orientiert,
was da in mir sprach, es wäre mir viel Leiderfahrung erspart geblieben. Gespürt
hab ichs eigentlich ständig richtig…….nur mein Handeln war dann dem
entgegengesetzt. Allerdings schaue ich nicht mit Schuldgefühlen zurück- bringt
eh nichts, sich im Nachhinein zu grämen oder Vorwürfe zu machen. Ich habs nicht
besser wissen können und gut ist.
Ja, ich kenne die Ursachen und bezeichne sie heute als die
schlimmsten Fesseln, die man sich nur vorstellen kann! Sie sind wahrlich
imstande, uns unsere Freiheit zu nehmen und sind zudem „grandiose“ Verursacher
der inneren Unzufriedenheit. Allein der Begriff der Unzu- FRIEDEN- heit machts
klar: Da ist kein Frieden IN UNS, keine
innere Harmonie- da entsagen wir dem inneren Wohlgefühl und der Grund? Es fehlt
schlichtweg der innige liebevolle Bezug zum Innenleben, wir entbehren des
Erspürens, was uns wirklich gut tut, was sich unsere Seele für ihren
Friedenszustand wünscht.
Ich denke, dieses Defizit hat sich die Welt da draußen zunutze
gemacht, indem sie den Part übernahm, uns zu sagen, was unseren Wert als Mann, Frau, Mutter, Vater usw. ausmacht, was
wir brauchen, um uns glücklich zu fühlen, wie wir Partnerschaft/ Sexualität zu
leben haben, was wir tun müssen, um als erfolgreich und gesellschaftsfähig
dazustehen.
Hier fällt mir gerade der Song ein: „Achterbahn“ von Clueso
Der Sänger beklagt sich über die Erwartungen seines Umfeldes, welches permanent
von ihm verlangt, sich dem gängigen Ordnungssystem anzupassen. Doch das will er
gar nicht! Er will nicht, dass sein Leben irgendwelchen Vorgaben der
Normalität zum Opfer fällt! Nein, er
möchte so leben, wie er es innendrin erspürt. Ganz schön mutig und doch ist
diese Haltung der einzige Weg in ein zufriedenes Leben.
Oder das: 70% der
Menschen sollen angeblich mit ihrer Berufswahl unglücklich sein! Auch sie sind
in gesellschaftlichen Fesseln gefangen, weil der Verstand ihnen wieder mal
erzählt, wie wichtig Geld, Status, Erfolg sind! Und was ist mit ihrer inneren
Zufriedenheit? Sollte sie nicht über allem stehen? Kein Geld der Welt, kein
Schulterklopfen, kein Status ist es wert, dass wir unsere seelische Gesundheit
opfern! Sie gibt uns niemand zurück!
Ich weiß, wovon ich schreibe, denn es gab eine Zeit in
meinem Leben, da hab ich hautnah erfahren müssen, was es heißt, in diesen
Fesseln zu hängen und nicht zu wissen, wie man sich davon befreit! Ich war
wirklich der Ansicht, dies sei mein Leben gewesen! Diese Orientierung an dem,
was man so tut, was alle Welt für richtig hält, es wurde zu meinem Verhängnis. So
lang und schmerzerfüllt, bis ich wahrlich sagte: Ich will die ganze „Scheiße“
nicht mehr mitmachen- ich will das Leben führen, das zu MIR passt. Und nebenbei
bemerkt: Diese „heilige Unzufriedenheit“ hatte sich mittlerweile als Dauergast
bei mir einquartiert und wollte partout nicht mehr ausziehen. Zum Glück war sie
so hartnäckig, weil nämlich dringender Handlungsbedarf anstand. Raus aus den
alten Denkmustern und einschnürenden Fesseln und hinein in ein Leben nach
meinen Vorstellungen, Möglichkeiten und gewiss auch mit einigen Begrenzungen
durch meine ganz persönliche Lebensgeschichte.
Ich bin der Ansicht, dass jeder Mensch aus seinem Geschenkkorb
Leben ganz viel herausholen kann. Man darf sich nur nicht vergleichen, neidisch
auf die schauen, denen es scheinbar besser geht- die vielleicht den Anschein erwecken,
von jeher auf Rosen gebettet zu sein. Mir war irgendwann bewusst: Genau dieses
Leben in seinen ganz eigenen Verläufen, inklusive meiner argen frühkindlichen Zerbrochenheit,
aber auch mit Fähigkeiten, Schwächen und Stärken, hatte Gott eigens mir
zugedacht– und er wollte nicht, dass ich die Defizite herausfilterte, sondern
dass ich mit dem, was ich hatte, mein erfülltes Dasein kreiere.
Wir dürfen nie vergessen: Gott hat jedem von uns genau das
mitgegeben, das ausreicht, um ein erfülltes Leben zu führen. Es ist alles da:
IN UNS!
Wir müssen halt das Leben , wie es so schön heißt, aus dem
Holz schnitzen, das zur Verfügung steht- doch es kann nur gelingen, wenn wir
mit dem, was ist, zufrieden sind. Was wissen denn wir über Gottes stille Absicht,
die hinter allem steht! Ich beton es zwar sehr oft, aber Gott hat absolut
andere Maßstäbe, andere Zielsetzungen, als unsere gängige Welt. Ihm ist nicht
daran gelegen, dass wir uns über unseren materiellen Besitz definieren, über
Status, Macht und Geld! Er braucht den leibhaftigen Menschen – sogar mit all
unserer Zerbrochenheit, Sündhaftigkeit, Schwäche nimmt er uns an. Es heißt so
schön:
„Gott wusste um all deine Schwächen,
bevor er sich für dich entschied.“
Joyce Meyer
Nein, wir brauchen und können Gott sowieso nichts vormachen-
er kennt uns in- und auswendig- doch auf eines dürfen wir uns verlassen: Er ist
emsig bemüht, das wieder herzustellen, was in uns irgendwann zerbrach. Gott
will unsere Geschichte ganz neu schreiben und das nur zu unserem Besten- wenn
wir ihn in unser Leben aufnehmen und ihm einfach vertrauen. Gott enttäuscht
niemanden und durch ihn werden Dinge möglich, die kein Mensch je aus eigener
Kraft schaffen würde.
Woher diese festen Überzeugungen kommen? Sie beruhen auf
langjährigen Erfahrungen durch Fügungen, ich nenne sie mittlerweile die göttlichen
Wegweiser! Da geschahen Dinge, die ich mit dem Verstand
nicht nachvollziehen konnte- genau das waren aber die Puzzleteile, die Gott in
mein Lebensmosaik einfügte, um mich zu neuen Einsichten zu animieren, um mich
auf den Weg zu führen, der neues Leben versprach. Gott hat uns nämlich nicht
hierher gesandt, damit wir notdürftig ÜBERLEBEN. NEIN! Gott wünscht sich für
uns ein erfülltes fröhliches leichtes selbstbestimmtes Dasein. Immer wieder
sucht er uns, zeigt uns auf seine Art, wo wir immer noch etwas leben, was uns/
unserer Seele nicht guttut.
Hab mal gelesen: Gerade weil Gott uns über alle Maßen liebt,
weist er uns zurecht- aber nur, weil wir
ihm so wichtig sind! Das Schöne ist ja: Vor Gott sind ALLE Menschen gleich- wo
finden wir das denn sonst? ALLE haben wir die gleichen Chancen, das gleiche
Ansehen, egal, was wir in der Vergangenheit auch anstellten- bei Gott sind alle
willkommen. Gott gibt uns ein
Versprechen der Sicherheit, das wir in der gängigen Welt niemals erfahren
werden. Doch er wünscht sich halt, dass wir wieder zu unserem Ursprung
zurückkehren und uns als liebevolle friedliche Wesen in einem ebenso
liebevollen respektvollen Miteinander erfahren.
Es geht nicht darum, Geld, Besitz und Macht hinterherzulaufen
oder gar anzubeten, Kriege zu führen, sich der Gewalt zu verschreiben. Da sagt
Gott dann nämlich: Lauft mal lieber dem Frieden und der Liebe nach- das sind
Schätze, für die es sich lohnt, zu leben! Und weil ich eh in dieser
oberflächlichen Welt niemals richtig heimisch wurde- wende ich mich getrost
Gottes Welt zu. Eine bessere Entscheidung hätte ich niemals treffen können-
gewachsen durch mein gelebtes Leben und
den großen Umkehrschritt, mich den Bedürfnissen meiner Seele zuzuwenden.
Natürlich gibt’s in meinem Leben auch einen positiven
Nebeneffekt- denn die heilige Unzufriedenheit hat sich mittlerweile auf und
davon gemacht…….und ich denke, dann spricht alles dafür, dass ich auf dem
richtigen Weg bin.
Heute ist mir vieles viel klarer als noch vor Jahren, denn
wir dürfen uns vor Augen führen: Verantwortung fürs Leben, die tragen wir ganz
allein und da brauchen wir uns von Medien & Co nicht sagen zu lassen, was
für uns richtig oder falsch ist. Wir sind Solotänzer und keine Mitläufer in der
Massenbewegung! Dann nämlich laufen wir in unser eigenes Unglück hinein und das
schert da draußen niemanden! Hauptsache, die Kasse klingelt!
Leben ist doch so viel mehr und ich möchte es weiterhin so
gestalten, dass ich mir am letzten Tage sagen kann: Mein Leben war der schönen Erinnerung
wert und ich bereue nichts! Dabei werde ich mich gewiss nicht an Geld oder
Konsumgüter erinnern, sondern an das kostbare Geschenk Gottes, an ganz
besondere Glücksmomente, seine wertvollen Fügungen, an die Möglichkeit, nach
einem fremdbestimmten Dasein doch noch die Umkehr geschafft zu haben, um ein ,
auf meine Seelenbedürfnisse zugeschnittenes Leben leben, genießen und feiern zu
können.
*Linda*
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