Freitag, 6. Oktober 2017

Der "neue" Mensch liegt in „Geburtswehen“








Der "neue" Mensch liegt in „Geburtswehen“


Ohne Frage spreche ich sehr lang schon von einem spürbaren Wandel der Zeit, verbunden mit der Entstehung des „neuen“ Menschen. Unweigerlich fällt mein Blick dabei auf ein kleines Kreuz, das an der Wand hängt….abgebildet sind dort eine Raupe und ein Schmetterling. Ich bekam es vor vielen Jahren geschenkt, war damals noch nicht imstande, den tiefen Sinn zu erfassen. Heute dagegen ist mir bewusst: Wollen wir wirklich ein erfülltes, lebenswertes Dasein erfahren, dann wird sich nur ein einziger Weg abzeichnen: Wir durchleben den Prozess von der Raupe in ihrem engen Kokon bis zum Stadium des Schmetterlings. 





Spontan wird klar, dass dieser Weg mit Schmerz verbunden ist- klar wird aber auch, dass Leben nie und nimmer von durchgehender Schmerzfreiheit sprechen wird. Leiderfahrung ist ein unerlässliches Merkmal, denn Leben ist ein unaufhörliches Wachsen und Werden.

Ich weiß- am liebsten würden wir der Tatsache entsagen, würden gewiss alle pausenlos voller Freude und Leichtigkeit auf Wolke sieben herumschweben….nur…..dazu sind wir nicht hier! Aus uns soll schließlich etwas werden!



Das Ziel liegt nicht auf dem Gipfel,
sondern im Tale,
wo der Aufstieg begann.

Carl- Gustav Jung



Unweigerlich fallen mir andere Aussagen ein:

„Wir werden zerbrochen, bis wir heil sind.“





Liest sich nicht gerade aufbauend, tröstlich…..und doch ist es an dem. Erst einmal geht’s hinab, bevor der Aufstieg beginnen kann. Fragt man sich nur- was sollen wir denn im Tale, in dem es wahrscheinlich auch noch dunkel, kalt, trostlos ist? Es kann doch nicht Gottes Wille sein, dass es uns schlecht ergeht? Will er nicht immer nur das Beste für uns?

Aber genau das ist der Knackpunkt, denn ich sehe uns menschliche Menschen nicht ohne Grund völlig deplaziert in der gängigen Welt, in der fragwürdige Werte und Zielsetzungen an der Tagesordnung sind! Wie so oft brauch ich mir doch nur das Fundament anzuschauen, auf dem diese Welt steht! Gewalt,  niedrige Machenschaften, Gier nach Besitz , Anerkennung , Gewalt, Unfrieden, Machtgehabe, Angst vor der Zukunft……höre ich Nachrichten, bin ich der Ansicht, es gibt nur Schlechtes in der Welt!

Wie wohltuend klingt dann der Satz von W.S. Gilbert:



„Liebe ist der Grund, warum diese Welt sich dreht.“



Wäre!!!!! aber die uneingeschränkte Liebe das Fundament – dann dürfte es das oben genannte gar nicht mehr geben. Nur mal so in der Vorstellung:

Was wäre, wenn wir Menschen in erster Linie dem Frieden, der Gerechtigkeit, der Wertschätzung, der Wahrhaftigkeit, der Liebe, dem Wohlergehen des Anderen nacheilen würden- wenn es uns am Herzen läge, dass es allen!!!!! Menschen auf der Welt gut geht- dass diese Schöpfung, die uns anvertraut wurde, unsere absolute Achtsamkeit erfährt…….und die Krönung wäre , zu erkennen, dass wir Menschen eine große Gemeinschaft sind.

So hat Gott es sich nämlich gedacht und darum stattete er einen jeden mit besonderen Fähigkeiten aus, verbunden mit dem Wunsch, dass wir einander Bereicherung sind in seiner wundervollen Welt!

Aber da Gott ein sehr verständnisvoller Gott ist und nicht aufhört, uns zu suchen, schenkt er uns immer wieder eine neue Chance zur Umkehr, damit wir in das Bewusstsein wachsen, wo unsere Heimat wirklich zu finden ist. Das ist dann unser Aufenthalt im Kokon oder in diesem tiefen Tale. Irgendwann entstand in mir das Bild einer Treppe, zahlreiche Stufen führten in die Höhe und ich nannte sie die Treppe des Bewusstseins. Stufe für Stufe, Herausforderung für Herausforderung, Schmerz für Schmerz wird uns immer klarer, dass da irgendwo weit weit oben ein Himmel der Freude auf uns wartet. Doch weit gefehlt, wenn wir annehmen, wir könnten die eine oder andere Stufe überspringen! Jede Stufe ruft nach unserem Betreten, Verweilen und in sich gehen.Nur so wachsen wir allmählich in ein neues Lebens- Bewusstsein.

Ohne Frage, wir sind Menschen der freien Entscheidung- Gott wird uns nichts aufzwingen. Er lässt uns die Wahl, WAS und WIE wir unser Leben gestalten möchten. Auch ich habe zu seinen Plänen über Jahre unbewusst mein NEIN gesagt, weil mich die alten Fesseln der Kindheit wahnsinnig einschnürten. So lang hab ichs getan, bis ich mir vorkam wie die Spinne im Netz, die keinen Ausweg mehr sah.

Und da öffnete Gott mir eine neue Tür- ja, ich allein durfte entscheiden, ob ich hindurchgehe oder nicht…..doch als ich in  meiner Verzweiflung all meinen Mut aufbrachte- da spürte ich diesen gewaltigen Sog- da wusste ich: Jetzt hab ich durch Gott alle Rückendeckung, Führung, Unterstützung, die ich mir nur vorstellen konnte! Dank seiner weisen Vorüberlegung sandte er mir einen Wegbegleiter, der genau auf mich und meine Wegstrapazen zugeschnitten war. Ich ließ mich zum ersten Mal im Leben durch meine innere Stimme leiten und der Verstand musste schweigen.

Da stand ich also auf der untersten Stufe und doch war in mir so viel Hoffnung, ein unbewusstes Erahnen, dass ich diese Treppe irgendwie meistern würde! Ja, ich denke, wir alle tragen in uns dieses leise Erspüren, dass da ein anderes Leben wartet, als das, was wir zuvor kennenlernten. Sollte ich die stille Quelle benennen, dann ist es unsere Seele, die  aufatmet, angesichts der Hoffnung, irgendwann gleich des Schmetterlings durch die Lüfte fliegen zu dürfen- voller Leichtigkeit und Fröhlichkeit UND mit dem Gefühl der Befreiung.




Ohne Frage, es warten einige Geburtswehen auf uns- doch sind nicht gerade sie ein untrügliches Zeichen, dass Leben nach Veränderung ruft, dass dieses von „ihnen“ angepriesene Paradies nie und nimmer der Ort unserer Sehnsucht ist? Ja, für den Verstand vielleicht- aber nicht für unser Herz, nicht für uns verletzliche sensible Menschen!

In „ihrer“ Welt, da verlieren wir uns gnadenlos und wer sich selbst verlässt, der ist verlassen! Dann können wir uns auf unseren Grabstein schreiben: „Oh ja, ich habe allen gefallen- nur mir selbst nicht!“

Ja, vielleicht haben wir in den Geburtswehen so manchen Kampf zu bestreiten, aber für mich wurde es damals wichtig, welche Rüstung ich mir anzog. Es gibt nämlich die Rüstung der liebevollen Haltung , was besagt, dass ich nicht in die Verbitterung fiel, mich als ein schuldiges Etwas fühlte, ständig über meine Fehler im Leben nachdachte oder im Groll gegen alle Verursacher meiner Vergangenheit versank………

NEIN! Ich sah mich im Hier und Jetzt, verzeihte mir meine Fehler, weil ich halt Mensch bin und schloss Frieden mit all jenen, die mich einst so arg verletzten. Schuldgefühle? Nein, ich hatte es zu jeder Zeit so gut gemacht, wie es mein Bewusstsein zuließ.
Diese Vergebung mit allem, was jemals war, sie schaffte neuen Raum, damit ich voranschreiten konnte und eines möglich war: die Vision von Leben zu verwirklichen, die mir JETZT vorschwebte, die ich aufgrund der Impulse meiner Seele erhielt.

WAS will ich in Zukunft leben?

WIE will ich leben, damit meine Seele glücklich ist und erblühen kann?

Es ging auf einmal nicht mehr darum, was sich meine Umwelt so vorstellte……ihren Wünschen war ich lang genug gefolgt. Es ging auch nicht mehr um ihre Anerkennung, ihr Lob- wichtig wurde, dass ICH mir in jeder Situation voller Wahrhaftigkeit alle Wertschätzung entgegenbrachte- dass ich mir treu blieb. Unaufhörlich wurde ich von Gott in neue Problemsituationen gesteckt- sah mich wieder und wieder herausgefordert…..und ich begriff: Gott prüft meine Standfestigkeit, will wissen, wie sehr ich zu mir selbst stehe, wie stark ich in der gesunden Liebe zu mir selbst verankert bin. Und er ließ mich so lange in ein und demselben Problem, bis ich es  erlöst hatte.

Nein, ein Honigschlecken war es nicht, aber mir wurde klar: Kraft, Mut, Durchhaltevermögen, Willensstärke, Einsicht- all das hat Gott ja von Beginn an in jeden von uns hineingelegt. Wir glauben ja gar nicht, wie stark wir sind! Und das Schöne war: jede Stufe, die ich überwand, ließ mich aufatmen mit dem Gedanken: Das war mir die ganze Anstrengung wert- denn nun kanns weiter gehen, denn ich habe eine neue Einsicht gewonnen und sie fühlt sich so gut an!

Es ist wahrlich, als würden wir plötzlich das Leben durch eine andere Brille betrachten! Unsere Perspektiven verändern sich, somit auch unsere Prioritäten. Was früher wichtig und richtig erschien, steht auf dem Prüfstand und man wägt ab, ob es wirklich das Gelbe vom Ei ist und ewige Zufriedenheit verspricht. Unterm Strich sagt man sich eigentlich ständig: Was hat mir der Verstand da ein Leben lang  für einen Unsinn erzählt? Meine Seele hat ja ganz andere Bedürfnisse!

So zum Beispiel die gehörte Tatsache, dass 70% der Menschen einen Beruf ausüben, der ihnen Magenschmerzen verursacht! Und zumeist werden wir immer wieder erkennen, wie sehr die Faktoren Geld, Konsum, Besitz, Anerkennung im Außen als Motivation mit hineinspielen! Unserer Seele kommts nicht auf das Lob im Außen an, geschweige denn aufs Geld- sie möchte „nur“ Erfüllung spüren und ruft nach einer Tätigkeit, die ihren Wünschen entspricht.

Es mag sich etwas banal lesen- aber wenn ich Entscheidungen treffe, dann spüre ich einfach nur nach INNEN, um zu erspüren, wie es sich anFÜHLT. Einen besseren Routenplaner kann ich mir nicht mehr vorstellen. Das, was nämlich für uns individuell wahr ist, das erzählt uns „nur“ die innere Stimme.

Ja und wo hat sie mich hingeführt nach all den Jahren? Hinein in ein Gottvertrauen, das stärke nicht sein kann. Indem ich den Weg zu mir fand, fand ich noch intensiver den Weg zu Gott- ein Wunder ist es nicht, denn schließlich sind wir sein Werk- sein Gedanke, geschaffen durch seine unendliche Liebe!


Und angesichts der durchlittenen Geburtswehen……ist wie bei der normalen Geburt: Hält man das neue Leben erst einmal in den Armen- ist jeder Schmerz vergessen!

*Linda*




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