Mittwoch, 11. Oktober 2017

Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch





Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch



Dieser Rat von Erich Kästner will erst einmal aufgenommen und realisiert werden, denn er scheint sehr gewöhnungsbedürftig zu sein und in sich den puren Widerspruch zu enthalten. Kind zu bleiben und dennoch erwachsen zu werden- wie soll das funktionieren? Und außerdem: wir sind doch alle schon längst erwachsen- schließlich haben wir seit der Kindheit daraufhin gearbeitet: Wir übten uns  in Selbstbeherrschung, Disziplin, Perfektion, waren enorm zielstrebig, durchstrukturiert, um uns ganz der Existenzsicherung zu widmen. Da gabs ja immerhin diese Karriereleiter, die Stufe für Stufe bewältigt werden wollte. ……… auf der Bühne des Lebens! „Wunderbar“ haben wir funktioniert- richtig schön nach Plan und den Anleitungen unserer Vorbilder. Mit Sicherheit gabs genügend Applaus, der uns darin bestätigte, zu 100% auf dem richtigen Weg in unser Lebensglück zu sein.


Nicht ohne Grund stecken heute viel zu viele von uns in Berufen, die zwar gutes Geld und Ansehen bringen, eine sichere Existenz versprechen- doch im stillen Kämmerlein muss sich so mancher eingestehen: Wohlgefühl, bzw. Erfüllung bei der Arbeit sieht anders aus.

Komisch, wir haben doch alles befolgt, was man uns mit auf den Weg gab……
Ja, vielleicht haben wir viel zu gut auf sie gehört, uns darauf verlassen, dass sie doch aufgrund der Erfahrung wissen, wie man das Beste aus seinem Leben macht! Nur eines haben wir außen vorgelassen: den Ruf der inneren Stimme und die Tatsache, dass es im Leben IMMER nur darum geht, dass wir rundum glücklich sind, dass unsere Seele in jedem Moment voller Freude ruft: „Ja, ich spüre mich und es tut so gut!“







Ich schreibe sehr viel von dem spürbaren Wandel der Zeit, der den „neuen“ Menschen hervorbringen möchte und dieser „neue“ Mensch- er lässt sich nicht mehr durch das leiten, was alle so tun und für richtig halten- er entscheidet nur noch nach seinem inneren Gefühl.






Und hier wird’s interessant- denn diese selbstbestimmte Haltung, sie lässt uns wirklich erwachsen werden – denn es gilt, diese ausgetretenen alten Schuhe auszuziehen und zu lernen, allein in ein selbstbestimmtes Leben zu laufen. Es zählt nicht mehr, was Andere sich denn so für unser Dasein überlegen- ob wir dieser allgemeinen Norm entsprechen. Wichtig ist nur, ob wir mit jeder Entscheidung ein konsequentes JA zu uns selbst sagen. Schließlich geht es um unser  Lebensglück und weil wir alle wunderschöne Originale sind, will sich auch unser Dasein  durch Individualität auszeichnen.





Mit Sicherheit wird von uns in der Grundhaltung ein hohes Maß an Verantwortungsgefühl abverlangt, denn nun gilt es, nur noch nach innen zu lauschen…….und da heißt es seht zutreffend:







„Du brauchst für dein Leben ein Bild. Dann beginnt in dir die Quelle zu fließen.“

Ich erinnere mich an den Zeitpunkt meiner Berufswahl. Warum auch immer, aber damals spürte ich wie von allein in mich hinein und hatte dieses Bild meiner beruflichen Zukunft vor Augen. Dabei gings mir nicht um den zu erwartenden Verdienst oder irgendein Maß an Ansehen. Ich wollte einfach etwas tun, was mir Spaß machte. Heute sage ich: Diese Berufswahl war zu keiner Zeit Arbeit für mich, sondern pure Erfüllung.

Ja, ich gehe soweit zu sagen: Sobald wir im Leben von irgendetwas eine gefühlte !!!Vision verspüren, beginnt wahrlich die Quelle in uns zu fließen, als würden von da an alle Hebel in Bewegung gesetzt, die zur Vervollständigung des Bildes beitragen. Aber eines ist wichtig: Diese Vision muss IN UNS ihren Anfang nehmen, darf nicht Sache des Verstandes sein.
Warum es so entscheidend ist? Das, was IN UNS ruft, ist immer unsere tiefste Wahrheit -sie zeigt uns den Weg und er wird IMMER richtig sein. Unsere innere Stimme irrt sich niemals! Wir fühlen die Antworten auf unsere Fragen und diese Haltung verbinde ich mit der „neuen“ Form des erwachsenen Seins.




Das ist die eine Seite- doch Erich Kästner führt auch die andere an, indem er uns ans Herz legt, doch bitte niemals aufzuhören, Kind zu sein. ???????????????????? Wie ist das zu verstehen? Es geht hier gewiss nicht um kindisches albernes Verhalten- sondern um das einzigartige Wesen des Kindlichen. Wahrnehmung mit allen Sinnen, Natürlichkeit, Offenheit, Vertrauen, Gefühle zeigen, ob in hell oder dunkel und herrlich verbunden sein mit allem, was lebt.




Hier seh ich uns „neue“ Menschen, die mittlerweile lernten, ihr eigenverantwortliches Leben zu führen, immer dem Ruf der Seele nach…..und diese Seele, sie trägt in sich immer noch den Kern des Kindlichen. Wer immer  sich im Einklang mit ihr befindet, wird von allein spüren, was Erfüllung und wahres Lebensglück bedeuten. Wir dürfen nicht vergessen: die Seele ist der Motor unseres Daseins, sie schenkt uns unsere ganze Lebenskraft und ihre Nahrung ist schlichtweg die Freude- nichts Anderes. Folglich sollte der „Seelenernährungsplan“ kontinuierlich freudige Augenblicke enthalten, damit die Seele immer gut versorgt ist. Auch das liegt in unserer Verantwortung!




Nur- darauf hingewiesen wurden wir nicht und das löste ein hohes Maß an Unzufriedenheit aus, denn „ihre“ Glücksversprecher Geld, Besitz, Konsum, Macht, Status ernähren doch die Seele nicht! Das ist Futter für den Verstand, mehr nicht.



Um die Seele zu erfreuen, da brauchen wir nur wieder gefühlsmäßig in die Kindheit zurückzugehen, denn damals war es für uns an der Tagesordnung, wie selbstverständlich eine Freude nach der anderen zu sammeln. Warum es so einfach war? Wir lebten zu 100% im Einklang mit unserer Seele und spürten genau, was sie glücklich macht. Mich zog es z. B. mit meinen Freunden jeden Tag in die Natur – sie war unser großes Spielzimmer- dort fühlten wir uns heimisch. Ob Pflanzen, Tiere – wir waren mittendrin und fühlten uns wohl.
Selbstbeherrschung, Perfektion, Leistungsdruck, Machtgehabe- das alles war uns damals (zum Glück) noch fremd. Wir suchten unsere Freunde auch nicht nach irgendwelchen äußeren Kriterien aus- Hauptsache, wir hatten Spaß miteinander, konnten lachen und verrückte Dinge tun.





So ist gewiss zu verstehen, warum uns der Spruch von Erich Kästner aufruft, auch als Erwachsene das zu beherzigen, was unser Kindheitsglück war- denn es war Seelenglück.

Und dazu meint Goethe:

„Das ist der glücklichste Mensch, der das Ende seines Lebens mit dem Anfang in Verbindung setzen kann.“


Nicht unbegründet sehe ich unser aller Leben als eine Reise an, verbinde damit den tiefen Sinn, dass jeder von uns  irgendwann zu seinem Ursprung zurückkehren wird….und dieser wird immer Freude, Frieden und Liebe sein und vor allen Dingen durch und durch den verletzlichen unvollkommenen unperfekten sensiblen authentischen MENSCHEN hervorbringen!

Wenn das geschieht, dann wird uns erst einmal bewusst, wie falsch wir Zeit unseres Lebens unterwegs waren! Eigentlich hat man uns all das madig gemacht, was uns doch im Grunde ein erfülltes Leben beschert hätte! Unbewusst und in stillen Stunden haben wir es immer gespürt, dann, wenn die leise Stimme in uns die Möglichkeit hatte, endlich mal gegen den Verstand anzukommen. Selbstbeherrschung, Leben nach Plan,  Zielstrebigkeit- alles daransetzen, dass der Bühnenauftritt gelingt, Stärke demonstrieren, ein falsches Selbstbewusstsein…..Gefühle verbergen, auf immer glücklich machen, ständig perfekt sein…..fast fehlerlos…….hat das etwas mit unserem natürlichen Menschsein zu tun? Das ist doch der reinste Verrat an uns selbst!




Wo bleibt denn da die Möglichkeit, um der Schwäche, den Tränen, den Zweifeln, der Hoffnungslosigkeit, der Zerrissenheit, der Angst, den kindlichen Wunden genügend Raum zu schenken? Mit Wegstecken und Verdrängen ist es auch nicht getan, denn das wühlt dann wie Gift im Körper herum- macht uns krank und unzufrieden.

Und es kommt ja noch hinzu, dass wir nach so viel auferlegter Selbstverleugnung erst wieder lernen müssen, uns zu öffnen, die ganze Palette an Gefühlen zuzulassen, uns zu trauen, auch mal in schwach und unperfekt rüberzukommen! SO! hat man uns ja zumeist über Jahrzehnte gar nicht erleben wollen- war doch nicht gesellschaftsfähig- viel zu weich- viel zu uncool! Schließlich sagten sie uns im Außen ganz von allein, wie sie uns sich wünschten. Stärke demonstrieren- obwohl es im Inneren hundsmiserabel ging! Sich nen Wolf arbeiten, weil dann das Lob des Chefs sicher war! Was haben Menschen nicht alles getan, um sich Anerkennung zu sichern- alles für ein bisschen „Liebe“, die aber mit dem Wesen der reinen Liebe rein gar nichts zu tun hat.

Es ist falsch, immer noch zu glauben, dass wir für ein bisschen Lob, Zuspruch, Bestätigung immer noch etwas tun, sein oder haben müssen!  Wahre Liebe verlangt rein gar nichts und sobald sie an Bedingungen geknüpft wird, ist es keine Liebe mehr.

Liebe will sich ihrer Natur nach verschenken- Liebe rechnet nicht auf- Liebe erwartet nicht- Liebe tönt nicht laut herum oder wartet ständig auf Beweise. Liebe „ist einfach“ und wird durch nichts jemals an Kraft verlieren, egal, was ein Mensch tut oder nicht tut, was er ist oder nicht ist.





Mit Sicherheit wurde es uns anders gelehrt- hautnah mussten wir zumeist durch die Erfahrung, dass „ihr“ Wohlwollen uns gegenüber scheinbar immer etwas mit unserer Leistung, unserem Gehorsam, ihrem Wunschbild über uns zu tun hatte. Aus uns sollte ja schließlich etwas Gescheites werden……wer hat aber damals erkannt, dass wir doch von der ersten Stunde an bereits etwas waren- und zwar Vollkommenheit pur! Darum finde ich es so wichtig, dass jedem Kind, so klein und „unerwachsen“ es auch sein mag immer signalisiert wird: Bleibe IMMER DU selbst und lass dich niemals verbiegen, denn DICH gibt’s so nur ein einziges Mal auf der Welt- so bist DU von Gott gedacht.

Dann vermag sich dieses Kind so zu entwickeln, wie es seine innere Stimme vorgibt und das ist gewiss der beste Leitfaden für sein ganzes Leben.

…….. auf dass es niemals „richtig“ erwachsen wird.



*Linda*

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