So wie wir „singen“, wird unser Leben klingen
Ein Spruch wie dieser ist einfach meins- weil ich wieder einmal erkennen darf, dass es
sich definitiv lohnte, den schweren Weg zu gehen, um heute sagen zu können: Es
ist mein großes Glück, Gott so nahe sein zu dürfen. Da gibt es nämlich eine
Gemeinsamkeit, die uns verbindet: Wir bevorzugen die selbe Lebensmelodie! Sie
erzählt uns etwas über die Sehnsucht nach Frieden, Gerechtigkeit, Geborgenheit,
Liebe und einem erfüllten Leben und ich denke, damit lässt es sich wunderbar
leben!
Mein Entschluss, fortan mit Gott durchs Leben zu gehen,
kommt ja nicht von ungefähr. Ich hab der oberflächlichen Welt Gelegenheit genug
geschenkt, um mich von ihrer Melodie zu überzeugen! Nur- da war eine solche
Disharmonie in der Tonfolge, dass mir die Ohren schmerzten! Oftmals musste ich
sie mir regelrecht zuhalten, weil es nicht zu ertragen war. Ihre Lieder
erzählten mir zu viel über Streit, Gewalt, Unfrieden, Ungerechtigkeit,
Überheblichkeit- Rechthaberei, Geldgier, Habsucht…..mit einem schrecklich
dunklen Grundton! Wie sollte ich da denn mitsingen können?
Als ich dies erkannte, wurde mir noch etwas klar: Niemand
hat mir gesagt, dass ich mich in den Chor einreihen muss. Ich habe durchaus das
Recht und die Freiheit der Entscheidung, meine eigene Melodie zu singen, jene,
die mir von Gott geschenkt wurde und inneren Frieden beschert. Nein, wir
Menschen sind nach Gottes Vorstellung nicht geschaffen für den Streit, die
Angst, den Hass oder den Neid, sondern für ein wertschätzendes vorurteilsfreies
lebendiges Miteinander.
Diese Erkenntnis musste über Jahre in mir heranwachsen, weil es mir so! niemals jemand erzählte.
Begriffen hab ich es durch ganz viel Schmerz, denn es heißt nicht ohne Grund:
Gott schrieb für jeden von uns ein ganz eigenes Lied, schenkte
jedem eine ganz besondere Gabe, so wie er auch jedem eine ganz eigene
Lebensgeschichte zusprach. Und im Grunde heißt der rote Faden, der sich von Geburt
an durch unser GANZES Leben zieht:
Gott hat etwas Besonderes mit uns vor !!!!!!
und ALLES, was wir bis dahin erleben, bereitet lediglich den
fruchtbaren Boden vor.
Gott sucht uns- den leibhaftigen verletzlichen sensiblen
fehlerhaften einfachen MENSCHEN. Darum interessiert ihn nur eines:
Wagen wir es, unsere Einzigartigkeit zum Ausdruck zu bringen
und unsere ganz individuelle Seelenmelodie erklingen zu lassen?
Unsere Heimat ist nämlich nie und nimmer auf der gesellschaftlichen
Bühne, sondern nur IN UNS! Dort möchte uns Gott sehen und dorthin wird er uns
führen- in eine Welt, die wir längst vergessen haben- ohne die wir aber
nicht leben können, denn nur dort finden wir unser wahres Wesen, unseren
Ursprung, der Liebe und Frieden heißt!
Irgendwo stand mal
geschrieben: Der Wandel dieser Zeit wird unser versklavtes Ich aus seinem
Gefängnis befreien….und es wird höchste
Zeit! Dieses Hamsterrad, das da Tag für
Tag auf uns wartet- in einem immer höheren Tempo, mit immer höheren
Anforderungen, immer schärferen Aufenthaltsbedingungen- es bringt uns in die
Gefahr, dass wir uns selbst verlieren. Es geht in einem sinnerfüllten Leben
nicht um unser Leistungsniveau, um das höchste Treppchen auf der Karriereleiter,
die Dicke unserer geldbörs, sondern um die Antwort auf die Frage:
Hab ich das, was Gott in meinen Lebensrucksack packte- dieses
ganz besondere Licht- zum Erleuchten gebracht? Denn eines weiß ich: Der Applaus
Gottes ist weitaus wichtiger als alles Andere!
Bei meiner Bildersuche im Netz fand ich folgende Zeilen:
Diese kurze Mitteilung hat mich immens berührt- ich
versuchte, mich in den Verfasser der Worte hinein zu versetzen und erahnte eine
Person, welche sich irgendwie zu rechtfertigen versuchte…..weil sie halt dem
gewünschten Maßstab der Gesellschaft nicht entsprach.
Doch sie steckte sich ein Ziel: „Ich möchte euch zeigen,
dass man sich auch mit Durchschnittszensuren ein wertvolles und sinnerfülltes
Leben aufbauen kann!“
Ja, wahrscheinlich ist in dieser Zeit nichts so sehr gefragt
wie ein Umdenken……um herauszufinden, was wirklich wichtig ist im Leben!
Diese Frage stellt sich mir nicht mehr, denn durch ihn bin
ich erschaffen und ihm hab ich alles zu verdanken, was „mein buntes Leben“ mir
bisher schenkte, zumal Gott über ALLEM steht! Der Mensch, der ich bin, bin ich
durch seine Liebe zu mir. Wessen Urteil und Wille sollte mir da wohl wichtiger
sein? Und da Gott eh die selbe Lebensmelodie bevorzugt, stellt sich da wirklich
keine Frage mehr. Ich geh den Weg mit ihm….und bemühe mich, mein Leben nach
seinen Wünschen zu gestalten. Sollte es dennoch Verfehlungen geben- ich denke,
Gott wird Nachsicht haben, ich bin halt nur Mensch.
Mit Sicherheit weiß ich aus Erfahrung um die Angst vor
Ablehnung, Unverständnis, nicht mehr geliebt zu werden, wenn man etwas sagt
oder tut, was Anderen nicht gefällt- aber ich hab mir irgendwann vor Augen
geführt: Gott mag es nicht, wenn wir uns
verstellen, verbiegen, unser Fähnchen nach dem Winde drehen. Er möchte, dass
wir für uns allein ein- stehen, uns bedingungslos annehmen. Gott mag uns so,
wie wir sind- egal, wie unperfekt oder fehlerhaft wir sind. Davon ab- für mich
sind Fehler eher etwas Positives, denn
nichts macht uns liebenswerter, menschlicher als diese Ausrutscher! Und wenn
man dann noch über seine eigenen Dummheiten lachen kann- ist doch auch etwas
Schönes! Wir müssen uns nicht passend machen für irgendetwas- wir sind, die wir
sind und nach Gottes Vorstellung sein sollen: einzigartige Wesen! Und es wird
immer Menschen geben, die uns so lieben und auch brauchen, wie wir sind-
Hauptsache natürlich und echt.
Es gibt einen sehr zuversichtlichen Ausspruch:
Wo wir den Blick auf Gott richten, da ist kein Platz mehr
für Traurigkeit, Angst, Hoffnungslosigkeit..….wir brauchen uns nur den roten
Lebensleitfaden vor Augen zu führen…und uns zu fragen, was in Gottes Bestreben
liegt.
Gott weiß genau, was er mit uns vorhat – er braucht einen
jeden von uns. Ich stell mir dann immer vor, dass Gott emsig bestrebt ist, an
einer neuen Welt zu bauen- an einer Welt, in der halt diese Sehnsuchtsmelodie
in einem jeden von uns wieder ganz neu erklingt- eine Melodie des Friedens, der
Gerechtigkeit, der Liebe und Fülle! Kennen tun wir sie alle- aus frühester
Zeit- ist nur in Vergessenheit geraten.
Aus persönlicher Erfahrung wage ich zu sagen: Egal, was wir
an Schmerz im Leben erfahren- in jeder Notlage gibt es immer etwas, für das wir
dankbar sein können. Für mich war jeder Aufenthalt im tiefsten Tal mit der
Erkenntnis verbunden, dass ich „anders“ herausging, als ich hineingegangen war.
Es war der Schmerz, der mir neue Einsichten/ neue Kraft schenkte und ehrlich
gesagt, nie war ich Gott näher als im tiefsten Schmerz. Ich denke, genau diese
Begegnungen sind unerlässlich, um sich auf das Wesentliche im Leben zu besinnen
und letztendlich auch unserem Ursprung wieder näher zu kommen.
Es ist, wie Goethe mal sagte:
„Der Mensch hat viele
Häute abzuwerfen,
bis er sich seiner
selbst und der weltlichen Dinge
nur einigermaßen
sicher wird.“
Ohne diese „Enthäutung“ wird es kein glückliches Leben geben
können- wir brauchen diesen Feinschliff, um zu erkennen, dass wir alle
göttliche Seelen sind und nicht irgendwelche Einheitswesen auf der gesellschaftlichen
Bühne, welche sich aufgefordert sehen, eine einzige Melodie im Chor mitzusingen.
Es geht um die Entfaltung unserer Individualität, um den
wohltuenden Klang unserer persönlichen Seelenmelodie und das erfordert auch,
dass wir der Bühne ein für allemal den Rücken kehren. Gott kann seinen Plan
sonst nicht verwirklichen!
Warum Dinge so geschehen, wie sie geschehen- das werden wir
nicht nachvollziehen können, das liegt allein in seinem Ermessen- aber es wird
immer zu unserem Besten sein. Was geschieht, ist zweitrangig- was daraus an
Einsichten erwächst, das ist wesentlich. Unser Lebensbaum braucht neue gesunde
Wurzeln, damit er irgendwann gute Früchte trägt.
„Der Durchmesser einer Baumkrone
entspricht oft dem Durchmesser der Wurzeln.
Die Liebe eines Menschen entspricht dem Schmerz,
den er erlitten und in Liebe umgewandelt hat.“
Chiara Lubich
Folglich hilft uns nichts so sehr, in die Liebe zu wachsen,
wie der Schmerz. Ich könnt auch sagen:
Erzähl mir, wie groß dein Schmerz im Leben war und ich sage
dir, wie viel Liebe du in dir trägst!
Doch es wird nicht nur das hohe Maß an Liebe sein, sondern
auch ein enormes Maß an Kraft, denn jedes Hindernis birgt die Möglichkeit, neue
Kräfte in uns zu befreien. Und ich denk mal- Gott braucht uns in liebevoll UND
kräftig für sein Bild einer erneuerten Welt, die sich „nur noch“ um die Liebe,
den Frieden und die Gerechtigkeit drehen wird.
Längst bin ich dazu übergegangen, diesem Leben einen viel
weiteren Raum zuzusprechen, als es unser Verstand zulässt. Ermöglicht wurde es
mir durch mannigfaltige Wegerfahrungen mit einem Gott, der uns alle so sehr
liebt, sicher führt und in keiner
Sekunde allein lässt. Wenn wir verstehen, dass nur er die Fäden in der Hand
hält und weiß, wo er mit uns hinmöchte, dann verstehen wir auch alle Windungen
im Leben- jedes Auf und Ab- jede Phase des Leids.
Es heißt gewiss nicht ohne Grund:
„Wir müssen zerbrochen werden, bis wir heil sind!
Wir werden gebeugt, bis wir uns beugen.“
Was sich so entmutigend, erniedrigend liest, es spricht von
Hoffnung auf eine allumfassende Heilung , Hoffnung auf Befreiung unserer
eingeschlossenen Seelen, die so sehr darauf warten, endlich wieder erblühen und
fliegen zu dürfen und das in ihrer Einzigartigkeit- nach ihrer individuellen
Melodie!
Nur so für mich, aber ich erahne, dass es so ist:
„Unsere Seele findet nicht eher Frieden, bis sie ruht in
Gott, denn er ist unser Ursprung.
Es heißt auch:
„Es wird im Leben nichts geben, was nicht ein Segen für uns
darstellt!“
Von daher ging ich dazu über, mich der frühkindlichen
Zerbrochenheit nicht mehr zu grämen, sondern sie als ein wertvolles Geschenk Gottes an mich zu sehen. Ohne sie
wäre ich heute nicht da, wo ich bin- weit weg von dieser Bühne, aber IN MIR zu
Haus und in Gottes Nähe. Diese Zerbrochenheit
hat mir in frühen Jahren den weiten Weg geebnet- damit ich nie vergaß, wo
ich wirklich daheim bin- damit ich nie aufhörte, meiner Seelenmelodie und auch
Gott treu zu bleiben.
Darum sag ich Gott heute: Danke für jedes Stückchen
Zerbrochenheit!
*Linda*