Dienstag, 30. Mai 2017

Es ist nicht so wichtig, was uns voneinander trennt, sondern wichtig ist, was uns miteinander verbindet….









Es ist nicht so wichtig, was uns voneinander trennt, sondern wichtig ist, was uns miteinander verbindet….


War ich auch nicht aktiver Teilnehmer des diesjährigen Kirchentages in Berlin/ Wittenberg, so ließ ich dennoch sehr bewusst die Übertragung im Fernsehen auf mich wirken. Da war eine bunt gemischte Schar an Menschen,  was Alter, Geschlecht, Nationalität betraf und hätte ich ein Bild malen sollen- es wäre ein Bild der Einheit, der Freude, des friedlichen Zusammenseins und Miteinanders gewesen. Wie konnte es sein, dass an diesem Ort so viel friedliche Gesinnung herrschte- trotz all der Unterschiede und größtenteils kannte doch zumeist einer den Anderen  nicht!

Die Antwort lag klar auf der Hand, denn diese Menschen kamen zusammen, um gemeinsam zu feiern-  im wertschätzenden wertfreien Miteinander! Ich sag mal ganz lapidar: da war  von vornherein gar kein Platz für gegenseitige Verurteilung, Herabsetzung, weil der  Boden äußerst fruchtbar war! Man kam hierher- nicht um kritisch zu betonen und herauszufinden, was den einen vom Anderen unterschied, sondern um das hervorzuheben, was alle miteinander verband!

Sehr bewusst spreche ich davon, wie unerlässlich es in jeder Art von System ist- sei es Staat, aber auch Freundschaften, Partnerschaften, Beruf betreffend- dass der ausgesäte Samen gesund ist! Ein System kann immer nur die Frucht hervorbringen, die der Qualität des Samens entspricht. Ist der Boden vergiftet durch Samen der Macht, der Rechthaberei, der Diskriminierung, der Gleichgültigkeit, der Verschleierung- dann wird auch die Ernte entsprechend sein!

Hinsichtlich dieses Kirchentages war ersichtlich, dass es sich um einen sehr fruchtbaren Boden handelte- die Samenqualität von  gegenseitiger Wertschätzung, bedingungsloser Annahme, Frieden, Freude und gelebter Mitmenschlichkeit erzählte! Und das Resultat? Ich denke, jeder Mensch  durfte sich  dort spontan wohlfühlen, auch wenn er dem Glauben nicht  zugetan war, auch wenn er  nicht der deutschen Nationalität angehörte. Möglich wurde es, weil an diesem Ort nur eines wichtig war: jeder!!! Mensch, in der Anerkennung seines Urrechts auf Respekt und Angenommensein- inmitten der wohltuenden Gemeinschaft vieler einzigartiger MENSCHEN! Und hielt auch ein Geistlicher aus Afrika die Predigt , so wurden seine Worte von allen verstanden, weil die Sprache des Herzens keinen Dolmetscher braucht.

„Es ist nicht so wichtig, was uns voneinander trennt, sondern wichtig ist, was uns miteinander verbindet….“

Ich denke, diese Erkenntnis erzählt sehr viel über den Wandel der Zeit – weil sich halt die alten Vorstellungen und dieses Schubladendenken verabschieden. Der Mensch als Funktion hat ausgedient, weil es darum gehen wird, dass der Einzelne sich wieder sehr bewusst auf den wahren Sinn seines Hierseins berufen darf. Viel zu lang wurde der Wert des Menschen danach beurteilt, wie gut er sich in dieses System einfügt- viel zu lang wurde die Identität an dem gemessen, wie nützlich wir sind in diesem Hamsterrad der Wohlstandsgesellschaft!

Ständig werden uns der Fortschritt, der materielle Wohlstand  als  ultimative Ziele präsentiert- mehr und mehr soll es sein- immer besser, immer fortschrittlicher- immer digitaler- doch mit jedem Fortschritt entfernen wir uns von uns selbst, weil wir uns in unserem individuellen Menschsein nicht wiederfinden. Unsere Seelen kommen in dieser beschleunigten Leistungsgesellschaft nicht mehr mit- sie schreien mit jedem Gefühl der Unzufriedenheit, der inneren Leere, der Überforderung, des „Burn- outs“ ,dass wir doch bitte Rücksicht nehmen auf unsere wahren Gefühle, Begrenzungen und inneren Wahrheiten!

Wir möchten es doch in „viel einfacher“- in menschlicher- auf uns bezogen! Seele vermag mit diesem ständigen Leistungsgedanken nichts anzufangen und schon mal gar nicht mit den Ausuferungen des materiellen Wohlstandes! Sie will sich nicht über den Besitz oder ein dickes Bankkonto definieren- sie will in diesem Leben erfahren, wie sich ein authentisches Sein, wahre Liebe und gelebte Mitmenschlichkeit anfühlen! Genau diese Erfahrung durften die Teilnehmer des Kirchentages machen- sie reisten alle mit der Erfahrung nach Haus, wie es sich ANFÜHLTE, Liebe zu sein und Liebe zu schenken, bzw., ein wertschätzendes wertfreies friedliches fröhliches  Miteinander gelebt zu haben.

Du lebst froh und menschenwürdig,
wenn du zufriedene Menschen um dich hast.

Leopold Schäfer



Irgendwo las ich von einer neuen Art des Denkens, die grundsätzlich ein Umdenken mit Herz ist, denn wir werden nicht in unser erfülltes Leben finden, wenn der Ausgangspunkt der Verstand bleibt! Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen: Hat der Verstand das Sagen in unserem Handeln und Denken, befinden wir uns in seelischer Dunkelheit, wir werden blind für die wahre Schönheit des Lebens.

„Alle Zeit, die nicht mit dem Herzen wahrgenommen wird,
ist so verloren
wie die Farben eines Regenbogens für einen Blinden
oder das Lied eines Vogels für den Tauben.“

Michael Ende

„Gut“, man verstand und versteht es prima, uns von dieser Region fernzuhalten, doch es ist nun an uns, genau hier wieder heimisch zu werden! Wenn es eine Sehnsucht in uns gibt, dann ist es die Sehnsucht nach einer Heimat, die uns für immer Geborgenheit und wahre Sicherheit verspricht- die uns so sein lässt, wie wir wirklich sind.


„Unsere wahre Natur ist dieses unschuldige freie Kind-
liebenswert zärtlich, offen, begeisterungsfähig, sanft,
lachend , neugierig-
sich nach Wärme und Verständnis sehnend…“



Es mag wieder etwas banal klingen, aber es kam mir gerade die Vorstellung: Was wäre, wenn wir den Mut und die Größe hätten, uns so weit herablassen zu können, dass wir uns begegnen wie die Kinder es tun und das in ALLEN Bereichen des Lebens- ob es nun Freundschaft, Partnerschaft oder Beruf ist. Dann wäre es nämlich eine Begegnung auf Augenhöhe, in der es nicht von Wichtigkeit ist, was Menschen voneinander trennt, sondern was verbindet, stärkt, bereichert und sogar heilsam wirken kann.


 Kinder leben ausschließlich aus ihrer Quelle und finden zueinander, um Leben einfach nur gemeinsam zu genießen! Sie sind noch nicht geprägt von dem Gedanken der Leistung, der Machtausübung, sondern leben schlichtweg nur sich selbst und das in ihrer natürlichen gottgegebenen Einzigartigkeit.

Für mich war es irgendwann sehr hilfreich, uns alle als  diese göttlichen Seelen zu sehen: verletzlich, sensibel, einzigartig und immer auf der Suche nach vollkommener Erfüllung. Genau dieses Erahnen ruft eine ganz bestimmte Haltung hervor: Begegnung auf Augenhöhe, in dem Wissen, dass uns ja nichts voneinander trennt, als nur das  falsche anerzogene Gefühl des Getrenntseins von uns selbst, verbunden mit den daraus resultierenden Verhaltensweisen.  Würden wir uns aber im JETZT alle unserer inneren natürlichen Schönheit bewusst- dann würde es auch keinen "Krieg" untereinander  geben, weil wir erkennen: Im Grunde unseres Herzens sind wir alle gleich liebenswert , durchaus vollkommen, so wie wir sind und vermögen einander Bereicherung zu sein, weil wir nicht darauf achten, was uns trennt, sondern weil wir das hervorheben, was uns miteinander verbindet.

Ehrlich gesagt, dürfen wir uns zugestehen, dass die tiefste menschliche Sehnsucht in uns eigentlich darauf zielt, dass wir uns mit dieser Quelle allen Lebens wieder verbinden. Eins werden mit uns selbst, Verbundenheit spüren mit unseren Mitmenschen und auch mit der Schönheit der Natur. Das seh ich als das große Ziel im Leben an, auch wenn man uns kontinuierlich weismachen will, dass wir von all dem abgespalten sind und uns irgendwelche oberflächlichen Kompromisse anbietet. Man hält uns damit aber von unserer eigenen Lebendigkeit  fort und das entspricht nicht der menschlichen Sehnsucht! Unaufhörlich werden wir in die Ablenkung von uns selbst getrieben- dabei ist es so unerlässlich, dass wir uns der Stille zuwenden- uns auf uns selbst und unsere tiefen Seelensehnsüchte besinnen!

„Werde still und finde heim zu dir selbst.
Verzehre deine Kräfte nicht im Lärm der Welt.
Es ist gut, wenn du deine Arbeit tust-
es ist wichtig, dass du sie gern tust.

Gehe nicht in dem auf, was draußen ist-
nimm dich immer wieder zurück.

Sammle deine Gedanken und versenke dich in deine Tiefe-
suche nach der Mitte deines Lebens.
Von dieser Mitte aus findest du den Maßstab für das,
was wirklich wichtig ist:

Erfüllung und Ganzheit deines Lebens.“

Christa Spilling- Nöker


IN UNS daheim sein- im Anderen auf Augenhöhe uns selbst erkennen und auch die Schönheit der Natur zu unserem Wohlfühlort machen- das ist es, was ich unter einem lebenswerten Dasein verstehe! Schließlich kommen wir aus der Einheit, ist es da verwunderlich, dass wir uns dorthin, wenn auch unbewusst,  zurücksehnen? Es ist nicht nur so von mir erdacht, weil ich denke, dass jeder genau erspürt, wann er sich- wo- und wie- am lebendigsten fühlt. Und es heißt ja nicht ohne Grund: Dort, wo wir uns berührt fühlen, da ist unser Lebensschatz verborgen.

Es geschieht nicht ohne Grund, dass ich einst gewisse Flüche ausstieß, angesichts der Umstandes, dass wir uns seit der Kindheit aufgefordert sahen, ihren Bildern gerecht werden zu müssen- und alles, um ein bisschen Liebe zu erhalten. Auch heute noch erzählen sie uns, wie wir die Welt zu sehen haben, wie wir zu sein haben, was wir angeblich benötigen, um glücklich zu sein! Welche  Herabsetzung unserer menschlichen Würde, bzw. Einzigartigkeit!
Ganz aktuell kam aus den politischen Reihen der Hinweis, man möge mit der Umsetzung des Bildungsauftrages schon im Kindergartenalter beginnen und ich hoffe, es so zu verstehen, dass hier die Bildung der Persönlichkeit angesprochen wurde und nichts auf frühmöglichstes Leistungsstreben abzielt.

 Für mich ist es gerade in der heutigen Zeit so wichtig, dass schon der kleine  Mensch sich seiner inneren Schönheit und Vollkommenheit bewusst ist- zum kritischen Denken erzogen wird und vor allen Dingen lernt, sich selbst von ganzem Herzen lieb zu haben- so, wie er von Gott gedacht ist. Es gibt eine unumstößliche Lebenswahrheit und die lautet: Was nicht im Menschen im Herzen angelegt ist, das kann er auch nicht im Außen leben! Wer sich selbst keine Wertschätzung und gesunde Selbstliebe entgegenbringt- der wird es unmöglich ins Außen transportieren können!

Dieser Zustand ist das große Dilemma unserer so fortschrittlichen Zeit! Wir haben doch gar nicht gelernt, uns selbst zu lieben und sahen/ sehen uns dennoch aufgefordert, so was wie Liebe, Toleranz, Mitgefühl, Verständnis anderen Menschen entgegen zu bringen! Woher sollen wir bitteschön wissen, wie das geht? Welch ein unsinniges Unterfangen, denn was nicht von Herzen kommt und erziehungsmäßig gar nicht kommen kann, das vermögen wir nicht weiterzugeben! Und darum macht jede Form von verschenkter Liebe eigentlich leer, denn IN UNS war/ist ja gar nicht genug da, um überhaupt etwas verschenken zu können!

Nicht ohne Grund sehe ich eine Kehrtwende in dieser Zeit als unerlässlich an, weil es für jeden Menschen in erster Linie darum gehen sollte, sich  ganz auf sich selbst zu besinnen, um zu lernen, sich selbst zu lieben, zu achten und das voller Respekt, Mitgefühl und Verständnis. Erst dann wird es möglich sein, eine gesunde Liebe zum Nächsten zu leben. Und wir dürfen uns sagen:  Niemand kann doch im Außen ermessen, was der Einzelne für sein Glücklichsein braucht. Und sowieso: Wir können niemals etwas Anderes sein, als wir von Natur aus sind und das inklusive unserer ganz persönlichen Geschichte.

Das wusste sogar schon ein Herr Goethe:

„So musst du sein-
du kannst dir selber nicht entfliehen.
Keine Zeit, keine Macht
zerstückelt geprägte Form,
die lebend sich entwickelt.“

Goethe

So wie wir sind, sind wir von Gott gedacht und genau so! sind wir richtig in unserer unperfektesten und schwächsten, sensibelsten Ausgabe MENSCH! Ohne Frage, es hat bei mir recht lang gedauert, bis ich in dieser Selbstbestimmung verwurzelt war – doch es ist für mich bis heute der einzige Weg in die Freiheit und in den Seelenfrieden.

Doch zum Glück -unsere Seele lässt uns nicht im Stich- sie wird uns Schmerz für Schmerz in den Zustand der Befreiung zurückführen:

Wenn du dein Alleinsein annimmst-
wenn dein SO-SEIN kein Urteil mehr kennt-
wenn du die Meinung und die Liebe
anderer nicht mehr brauchst…

dann bist du endlich wieder in dir und der Liebe zu dir angekommen!


Es mag sich etwas frustrierend lesen, wenn ich schreibe: Im Grunde müssen wir ein  unbeschriebenes Blatt werden, uns von all dem freisprechen, was wir von jeher glaubten zu sein und alle Etiketten entfernen, die andere uns verpassten. Und dann geht’s hinein ins tiefe Erspüren, um „komischerweise“ festzustellen, dass in uns doch alles vorhanden ist, was wir für unser glückliches Leben benötigen. Man hat uns zwar erzählt, dass es die Liebe, die Fülle, das Glück nur da draußen gibt- doch das stimmt nicht- ALLES ist zu 100% IN UNS und dazu gibt’s eine ganz individuelle Seelenmelodie, die nur drauf wartet, angestimmt zu werden! Wir brauchen nur mal in der Stille zu erspüren, wonach wir uns wirklich ausstrecken im Leben und das wird gewiss nichts mit Geld, Besitz und Titel zu tun haben. Es hat nur mit uns zu tun- diesem weichen verletzlichen, sich nach Wärme, Geborgenheit, Erfüllung  und Seelenfrieden sich sehnenden MENSCHEN.

*Linda*

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