Freitag, 19. Mai 2017

Ohne Plan fahrn….



 

 

 

Ohne Plan fahrn….

 

 

Achterbahn

Songtext von Clueso

 

Alle wollen, dass ich nen Baum pflanze oder nen Haus bau,
so dass sie auf mich zählen können wie ein Countdown.
Dass ich erwachsen werd, nicht nur nach schönen Frauen schau-
etwas mehr Sport treibe gegen den Raubau.
Dass ich mach, was man so macht.
Komm mach doch mal ne Weltreise-
dass ich mich hinsetz, Superhits für Geld schreibe.
Eltern wollen Enkel haben, die sie auf ihren Schenkeln tragen-
sicherstellen, dass es weiter geht

Ich sag Hallo mit nem Gruß aus der Achterbahn
und ich fühl mich gut, denn es fühlt sich so gut an
denn ich fahr immer noch ohne Plan nach all den Jahren
und ich fühl mich gut, denn es fühlt sich so gut an

Ohne Plan fahren
Ohne Plan fahren
Nach all diesen Jahren immer ohne Plan fahren
Komm lass mich
ohne Plan fahren
ohne Plan fahren….

Ohne Plan durchs Leben fahren….diese Grundhaltung stellte der Sänger in einer Gesprächsrunde vor…nachdem er zu genüge Leben erfahren hatte, das sich am gesellschaftlichen Ordnungssystem orientierte. Dann kehrte er genau diesem den Rücken und beschloss, von nun an ohne jede äußere Ver-planung durchs Leben zu reisen! Seinen Worten nach hat er diesen Entschluss keinen Moment bereut- im Gegenteil- es reist sich optimal, weil er nur noch dem folgt, was ihm seine innere Stimme eingibt.
Ohne Frage, um dorthin zu kommen bedarf es der Voraussetzung, diese Stimme überhaupt wahrzunehmen, die Verbindung zur inneren Quelle aufzunehmen- exakt das, was uns  in früher Zeit verloren ging. Da ich immer Wahrheit lebe, vermag ich es nicht schönzureden, wenn ich erkenne, dass wir auch heute noch in einer Welt leben, die alles daransetzt, um uns „schön“ von uns selbst entfernt zu halten.
„Sie“ haben ihre Pläne mit uns- das spürte auch Udo Lindenberg, als er in seinem Song zum Ausdruck brachte: „Ich habe meine Pläne, aber die von euch sind nicht dabei- wir sind doch hier nicht in einer Änderungsschneiderei! Ich bin ich und anders gibt es mich nicht!“

Jeder ist eine Kerze,
angesteckt bei der Geburt.
Nur- zu viele haben sich
ausblasen lassen von den Winden
der Normen und Regeln,
der Vorschriften und Moral..
sie brennen nicht mehr.

Kristiane Allert- Wybranietz

Im Rückblick auf meine ganz persönliche Lebensgeschichte weiß ich, was es an Folgeerscheinungen mit sich bringt, wenn man sich außerhalb von sich selbst bewegt- ständig bemüht ist, den erlernten Rollenbildern/ Ansprüchen gerecht zu werden! Man verliert sich – weil jedes Rollenspiel eine Absage an sich selbst ist. Nein, es ist einem nicht bewusst, weil diese Rollen so sehr in Fleisch und Blut übergingen, dass man irgendwann der Ansicht war, das sei das wahre Ich! Bei mir gings ja auch über eine lange Zeit „gut“, bis das Leben in einer sehr dunklen Nacht bei mir anklopfte und folgende Fragen stellte:

„Glaubst du wirklich, dass das, was du dir da selbst erzählst, für wahr erachtest, deine tiefste gefühlte Wahrheit ist? Kann es sein, dass du dich permanent selbst belügst? Ist das, was du da so vehement verteidigst, an das du dich klammerst, nicht im Grunde Ausdruck höchster Verzweiflung?“

Klar, diese Fragen lösten etwas in mir aus- denn das Leben hatte absolut Recht! Ich hing zu der Zeit wie die Spinne im Netz, ausgelöst durch meine eigene Selbsttäuschung und Selbstuntreue. Über Jahre hatte ich mir alle Zustände schöngeredet, so intensiv, bis ich glaubte, innerlich zu ersticken. In mir, da war nur noch Leere, Kälte – ich hing fest in diesem Netz und wusste nicht, wie es überhaupt weitergehen sollte.



Eigentlich
sollte ich ausbrechen
aus der Enge verbrauchter Gewohnheiten.

Eigentlich
sollte ich aufhören
atemlos durch die Tage zu rennen.

Eigentlich
sollte ich mich weigern
fraglos zu funktionieren
und mich zu verschweigen.

Eigentlich
sollte ich das Wort „eigentlich“
streichen,
um am Ende
nicht sagen zu müssen:

Eigentlich hätte ich leben wollen.

Sabine Naegli


Heute sehe ich gerade diese verzweifelte Verfassung als mein großes Glück an, denn ohne sie hätte ich die Kehrtwende nicht geschafft- ohne sie wäre ich niemals aufgewacht! Ich tat nämlich daraufhin eines: Ich nahm zum ersten Mal mein Leben „selbst- bewusst“ in die Hand, übernahm die volle Verantwortung und gab jeder bisherigen Selbsttäuschung den Laufpass. Das!, was ich mir da angetan hatte über Jahre, das wollte ich so! nie wieder erleben! Somit verabschiedete ich mich von meinem Verstand und wandte mich  meiner Seele, sprich- meiner inneren Stimme zu.

Auch ich beschloss wie Clueso:


„Ich will nach all diesen Jahren immer ohne Plan fahren.
Ich fühl mich gut, denn es fühlt sich gut an!“

Ehrlich gesagt, befand ich mich damals in einer Lebensphase, in der ich mir sagen durfte: Egal, was jetzt kommt, schlechter kann es nicht mehr werden. Vor mir lag ein Scherbenhaufen „vom Feinsten“! Ich hatte mich in der vorangegangenen Beziehung schlichtweg verloren- mein ganzes Harmoniebestreben- meine perfekte Rollenausübung hatten verhindert, dass ich mich meiner eigenen Bedürfnissen annahm! Ich wusste gar nicht mehr, wer ich wirklich war! Nein, meinen Partner traf keine Schuld- absolut nicht- ich hatte es ja zugelassen bei meiner Rollenausübung auf der Bühne der Beziehung!
Ja, ich hab enorm daraus gelernt, um klar zu erkennen: Es gibt keinen anderen Weg, als irgendwann diese Bühne zu verlassen, den alten Rollen wie Mustern zu entsagen und sich selbst in den Mittelpunkt des eigenen Lebens zu stellen und das sehr bewusst! Wir sind nicht unsere frühkindlichen Rollen der Aufopferung, der Anpassung, des ständigen „Ja-Sagens“- des Gehorsams- der Perfektion- des Gefallen wollens- der unbedingten Harmonie! Wir sind hier, um unsere Einzigartigkeit zum Ausdruck zu bringen, unser Potential zu entfalten und unsere innewohnende Seelenmelodie erklingen zu lassen. Es geht im Leben, auch wenn wir in Beziehungen sind- immer nur um unser persönliches Wachstum! Exakt das Gegenteil hab ich damals vollzogen! Ich habe mich selbst ausgelöscht, weil ich mich nicht liebte!
Hätte ich es heute noch einmal mit mir selbst zu tun- ich würde nicht  so früh heiraten wie gehabt, denn ich hätte erst einmal lernen sollen, allein zu laufen, bzw. in eine liebevolle Beziehung zu mir selbst zu wachsen!
Von daher erklärt es sich fast von allein, dass ich diesem gängigen Ordnungssystem sehr gespalten gegenüber stehe! Da existiert eine Ordnung für ALLE- man sagt uns, was normal ist- was alle so tun- ohne darauf hinzuweisen, dass dieses Schubladendenken längst nicht für alle zutreffend ist- es kann immense Schäden anrichten! Jeder von uns hat seine eigene Geschichte, seine individuellen Seeleneinschnitte, seine ganz eigenen Schmerzpunkte, seine persönlichen Grenzen…und jede Entscheidung sollte immer nur aus dieser Mitte getroffen werden!
 „Sie“ haben durchaus ihre Pläne mit uns, so in Richtung „mein Haus, mein Auto, mein beruflicher Erfolg- mein dickes Bankkonto“- doch ist dieser materielle Wohlstand wirklich das! Ziel im Leben eines MENSCHEN? Wollen wir uns wirklich später sagen: Ich habe mich über meinen Besitz, meine berufliche Stellung, meinen äußeren Erfolg definiert? Was aber machte mein Mensch- Sein aus? Hab ich MICH überhaupt gespürt in meiner Sehnsucht, in meinem  seelischen verletzlichen sensiblen Sein? Für mich stellt es keine Frage dar, warum die Zahl der psychisch Erkrankten stetig zunimmt. Eigentlich ist diese Folgeerscheinung eine „gesunde“ Reaktion jeder Seele auf Zustände, die sich mit den Bedürfnissen der Seele nicht vertragen. Seele ist schlichtweg aus ihrem natürlichen Rhythmus gefallen und ruft zur Besinnung auf! Im Grunde tut sie uns da einen sehr großen Gefallen, wenn wir ihre Hilferufe ernst nehmen!
Ja, auch ich musste erst dazulernen und sage mir heute:
Es soll mir am Ende des Lebens „nur“ wichtig sein, ob ich MICH gelebt und geliebt habe- in meinen Stärken, aber auch in meinen Schwächen- ob es mir gelang, meine Seelenwunden zu heilen und für mein verletztes Kind so gut wir möglich da zu sein, um ihm das zu schenken, was es damals nicht von mir bekommen konnte.
Laut des Erlesenen sind wir hier auf Erden, um die schönste Version von uns selbst zu kreieren – um endlich wieder zu erfahren, wie sich die wahre Liebe zu uns selbst und zu Anderen anfühlt! Und hier geht es um Haltungen, die wir uns  alle wünschen, weil sie unser Leben bereichern- weil der Mensch gar nicht ohne kann! Sich verstanden fühlen, geliebt werden um unser selbst willen , egal, wie unvollkommen, wie unperfekt wir auch sind…wissen, dass man nichts an sich verändern muss, nichts leisten muss und sich dennoch geliebt fühlen.
Doch um die Erfahrung machen zu können, müssen wir den alten Kinderschuhen entsagen, denn Liebe und alte Glaubenssätze/ Rollenspiele vertragen sich nicht. Wahre Liebe braucht Authentizität, braucht den Ausdruck unseres wahren Wesens, braucht Seelenöffnung.

Darum können wir unmöglich in dieser oberflächlichen Welt zuhause sein- denn sie setzt ja alles daran, dass wir den Weg in unser Inneres erst gar nicht finden- dass wir permanent an der Oberfläche herumschwimmen und uns laufend mit irgendwelchen Kompromissen zufrieden geben. Nichts da draußen wird uns jemals richtig glücklich machen, wenn wir versäumen, uns selbst aus ganzer Seele lieb zu haben! Da gibt’s keine Alternative, denn von dieser gesunden Selbstliebe geht das komplette Lebensgefühl aus- sie entscheidet, wie fruchtbar und erfüllend unsere Beziehungen sind.

Du kannst nur lernen,
das du das, was du suchst,
schon selber bist.
Alles Lernen ist Erinnern an etwas,
das längst da ist und nur auf Entdeckung wartet.
Alles Lernen ist nur Wegräumen von Ballast-
bis so etwas übrig bleibt
wie eine leuchtende innere Stille-
bis du merkst,
das du selbst der Ursprung
von Frieden und Liebe bist,

Sokrates

Die Gedanken von Sokrates zeichnen eine der tiefsten Lebenswahrheiten auf! Ein jeder von uns ist ohne Frage der Ursprung von Liebe und Frieden. All das, was wir vergeblich in dieser oberflächlichen materiellen Welt suchten/ suchen- das ist IN UNS seit ewiger Zeit, verborgen unter dem Ballast des Altmülls der völlig überholten Überzeugungen und Glaubenssätze! So stellt uns Leben eine immerwährende Aufgabe: alle Hindernisse, die wir gegen diese Liebe errichteten, nach und nach zu entschlüsseln und zu entsorgen- bis nichts mehr bleibt als der strahlende Kern der Liebe! Wir kommen aus der Liebe und wir sind Liebe und wir brauchen nichts zu tun/ zu sein/ zu haben, um dieser Liebe wert zu sein!
Mir ist bewusst, dass es sich wie eine Art von Hiobsbotschaft liest:
„Hell wird es erst dann, wenn wir uns entschließen, das alte Leben zu verlieren.“
Auch ich hab dieses „falsche“ Leben aufgegeben, ebenso wie der Sänger Clueso, um mich dann in eine völlig neue Richtung zu wagen- eine- die mir meine innere Stimme aufzeigte. Es ist zwar ein Weg, den wir zuvor niemals gingen, doch es ist definitiv der einzige Weg in unser glückliches Leben. Wer sich auf diesen Pfad begibt, wird recht schnell spüren, wie viel Rückenwind das Leben schenkt! Es ist nicht nur so dahergesagt, weil wir nie vergessen dürfen, dass unser persönlicher Weg gleichzeitig Erfüllung für unsere Seele bedeutet! Sie wünscht sich genau diese Richtung und schenkt immens viel Unterstützung, damit wir unterwegs bleiben. Auch wenn wir „ohne Plan“ reisen- stimmt nicht ganz, weil diese Art der Reise zu 100% dem Plan der Seele entspricht.

*Linda*

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