Wenn die Berufung nach uns ruft….
Neulich entdeckte ich folgende Aussage:
„In der Größe der Welt ist es schwer
an die eigene Bedeutung zu glauben.
Vielleicht ist genau das unsere Bestimmung,
die wir bis ins letzte Detail verfolgen.“
Von unbekannt
Der Verfasser dieser Worte wird sich auf seine eigenen Wegerfahrungen berufen
haben, insbesondere auf die Suche nach dem Sinn seines Hierseins auf Erden. Für
mich kristallisierte sich nach und nach die
Antwort heraus, als ich mir vor Augen führte, dass jeder Mensch einem Unikat gleichkommt,
ebenso wie jeder einzelne Lebenslauf niemals im Doppelpack zu finden sein wird.
Ich ging noch weiter in meiner Umschau, ließ mich von der
Vorstellung leiten, dass jedes Leben von der Geburt bis zum Tode so etwas wie
ein wahnsinnig gut durchdachtes Puzzle darstellt , wobei jedes dieser Puzzle
einzigartig ist in der Anordnung der Teile, bzw. Farbgebung. Da ich unserer Existenz grundsätzlich
eine gewisse Tiefe zuschreibe, sagte ich mir: Es kann nicht sein, dass es im
Leben nur darum geht, sich finanziell abgesichert zu sehen, hoch oben auf der
Karriereleiter zu stehen und sich den materiellen Dingen zu verschreiben, um am
Ende von einem erfüllten Dasein zu sprechen! Das kann unmöglich der Sinn des
Lebens sein!
Dann begegnete mir der Hinweis von Marc Aurel:
„Denk daran, dass das,
was dich wie an unsichtbaren Fäden
hin- und herzieht
in deinem Inneren verborgen ist.“
Marc Aurel
Ganz klar- hier geht es um das innere Erspüren von dem
gewissen „Etwas“, das ich heute der Verständlichkeit halber als das innere
Feuer bezeichne, verbunden mit dem Erahnen, dass es in jedem Menschen etwas
gibt, wofür er brennt, so eine Art von Leidenschaft für irgendetwas.
Es war mir vergönnt, dies in der Umsetzung zu erfahren, als
ich die Geschichte zweier junger Menschen verfolgte. Sie hatten ihr inneres
Feuer entfacht- der eine arbeitete voller Leidenschaft als Goldschmied, der
andere fand seine Erfüllung in der Betreuung von Jugendlichen und beide waren
mit Herz und Seele dabei! Doch ihr Weg dahin war steinig, denn es galt, sich
gegen die beruflichen Vorstellungen der Eltern durchzusetzen und diese hätten
ihre Söhne hinsichtlich des gesellschaftlichen Ansehens viel lieber im
Bankbereich oder in der Immobilienbranche gesehen. Zum Glück waren diese jungen
Menschen innerlich stark genug, um sich durchzusetzen- um das umzusetzen, was
ihrer erspürten Vision entsprach.
Wir kennen alle den Spruch:
„Schnitze dein Leben aus dem Holz, das du hast!“
Ich denke, dies ist der ultimative Wegweiser in ein erfülltes
Leben! Wäre ich heute in der Situation, einen Heranwachsenden ins Leben zu
begleiten, dann dürfte es absolut keine Rolle spielen, was ich mir unter einem
erfüllten Leben vorstelle! Vielmehr würde ich fragen: Wo zieht es dich hin-
wonach ruft es in dir? Wann fühlst du dich so richtig lebendig? Es geht hier
nicht mehr um dieses allgemein gültige Erfolgsrezept Leben, sondern vielmehr um
eine Art von erspürter Vision von Leben und die ist, wie jeder Mensch, einzigartig.
Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass ein jeder von uns
exakt alles mitbekam, um diese Vision zu leben, um seinem individuellen Sein
einen ebenso individuellen Ausdruck zu verleihen. Ich stell mir gerade eine Art von „Werkzeugkoffer“ vor, den jeder von
Geburt an mit auf den Weg bekam und der Inhalt ist absolut einzigartig, nicht
zu vergleichen mit den Behältnissen anderer. Doch jedes „Werkzeug“ darin,
inklusive der Farbpalette werden die ideale Grundvoraussetzung darstellen, um
das innere Leuchten zu entfachen. Und ich gebe diesem Feuer eine ganz besondere
Bedeutung: der Grund unseres Hierseins auf Erden mit der Garantie, bei
Entfachen am Ende von einem wirklich
erfüllten Leben sprechen zu dürfen.
Besinne ich mich auf mein frühes Erspüren, dann stand es
eigentlich schon in der Kindheit fest, dass ich „irgendetwas mit Kindern machen
wollte“! Zu keinem Zeitpunkt sah ich mich in einem eher sachlich nüchternen
Bereich! Da wäre ich die absolute Fehlbesetzung gewesen. Ich hatte das Glück,
meine innewohnende Vision ohne irgendwelche äußeren Einflüsse umsetzen zu
können, lag aber auch daran, dass ich recht früh meinen eigenen Weg gehen
musste- folglich aufgerufen war, in mich hinein zu spüren. Und so verworren die
äußeren Lebensumstände auch waren- ich brachte die Kraft auf, den erspürten Weg
einzuhalten, weil dieses innere Feuer mir eine immense Energie verlieh. Es
konnte mich nichts davon abhalten und darum bin ich heute der Ansicht, dass wir
quasi über uns hinauswachsen, wenn wir spüren, was getan werden muss!
Gemäß solcher Gedanken fallen natürlich unweigerlich ganze
Kartenhäuser ein- denn schließlich ruft es in der Gesellschaft nach völlig anderen
Prioritäten. Da wird der Heranwachsende in dem Glauben gelassen, er müsse erst
noch etwas werden, indem er sich dem Eintritt ins Hamsterrad der Leistung, der
Perfektion, der Statussymbole verschreibt- möglichst das Abitur mit
anschließendem Studium absolviert, um sich später zu sagen: Ja, ich habs zu
etwas gebracht im Leben! Das Außen klopft mir auf die Schulter- meine Existenz
ist finanziell gesichert- die Strategien für ein erfolgreiches Leben haben
gefruchtet!
Für mich ist seit Langem klar: Dieser konditionierte Aufenthalt
im Rad wird uns nicht wirklich glücklich machen können, wenn wir etwas leben,
was mit unseren inneren Antennen nicht auf Empfang geht. Wir sind zum Glück Unikate- ein jeder auf
seine Weise! So sind wir von Gott erschaffen mit der stillen Bitte: Mach das Beste
aus dem „Holz“ das du mitbekommen hast- bringe deine persönlichen Qualitäten
mit ein- lass es zu deinem Kunstwerk Leben werden, denn Leben trägt deinen
Namen!
Es mag nur meine Vermutung sein, doch ich wage zu sagen:
Wenn es uns im Laufe des Lebens gelingt, unser inneres Feuer zu erspüren- wenn
wir nichts Anderes verfolgen, als diesen einen roten Faden- dann stellt sich eine
tiefe Zufriedenheit ein- denn dann wurde die
uns zugetragene Lebensaufgabe erkannt und erfüllt. Dann haben wir
unserem Dasein die Bedeutung verliehen, die von Anfang an!! den tiefen Sinn
unseres Hierseins darstellte. Wir müssen nicht erst etwas werden- wir sind
schon etwas und das von Geburt an! Doch sobald dieses Schubladendenken Raum
ergreift und wir den Kontakt zur inneren Stimme verlieren, werden wir nicht
mehr wissen, wer wir wirklich sind und sein wollen. Die Folge wird unweigerlich
innere Unzufriedenheit sein, gekoppelt mit dem Gefühl der Sinnlosigkeit.
Leere Lehren
Man lehrt uns zu denken,
aber nicht zu fühlen.
Man lehrt uns zu rechnen,
aber nicht zu schenken.
Man lehrt uns zu kämpfen,
aber nicht zu spielen.
Man lehrt uns zu reden,
aber nicht zu schweigen.
Man leert uns,
wenn wir uns nicht lehren,
uns nicht leeren zu lassen.
Hans Kruppa aus „Das Leben hat jeden Tag Geburtstag.“
„Ich kann, weil ich will, was ich muss!“
Dieser Ausspruch von Immanuel Kant legt dar, dass er wohl
auch irgendwann erspürte, was in seinem Leben nach Verwirklichung rief und
nicht ohne Grund heißt es: Es geht bei unserem Aufenthalt auf Erden immer um
die Verwirklichung unseres Selbst! Schau ich mich in meinem Umfeld um, in der
Absicht, die wirklich glücklichen erfüllten Menschen zu finden, dann sind es
genau jene, die ihre Aufgabe im Leben erkannten- an diesem Ort- in dieser Zeit
das zu leben, was in ihnen ruft! Sich einbringen, mit dem was man in sich
trägt!
Da ist dann zum Beispiel eine Bekannte, die ihren Ort des
Wirkens in der Altenpflege fand- aber nicht des Geldes wegen, sondern weil sie
voller Freude erfährt, dass ihre Betreuung für die alten Menschen eine
Bereicherung darstellt und nicht nur das! Sie kommt ebenfalls bereichert und
glücklich von ihrer Tätigkeit zurück nach Hause! Sie hat sich gelebt und
verwirklicht.
Würde ich gefragt, wie man denn ganz sicher sein kann, sein
inneres Feuer entdeckt zu haben, würde ich zur Antwort geben: Man ist mit dem
sogenannten Herzblut bei der Sache- da spürt man keine Anstrengung- da wird das
Tun zur Erfüllung mit einem Lächeln im Gesicht! Warum das so ist? Man lebt sich
gerade zu 100% selbst und ist sich unheimlich nah! Und wer auf diesem Weg ist,
wird spüren, dass die Zeichen ständig auf „grün“ stehen, als würde man von
irgendwoher Rückenwind bekommen, um diesen Weg kontinuierlich ohne große
Strapazen weiter gehen zu können. Das Leben spricht von Lebendigkeit! Hier
denke ich so gern an meinen beruflichen Einsatz im Kindergarten zurück. Es war
mein Ort, ohne Frage, aber die finanzielle Vergütung war eigentlich
zweitrangig. Viel wichtiger war es, zu spüren: Ja, hier ist der Ort meiner
persönlichen Erfüllung, der Selbst- Verwirklichung- hier „brenne“ ich- im
positiven Sinne! Und wenn dass Geld dann noch so etwas wie eine
Begleiterscheinung darstellt, dann soll es willkommen sein.
Wer meine Grundtendenz kennt, der weiß, welchen Wert ich der
Verwirklichung der Einzigartigkeit zuspreche, weil es für mich keinen anderen
Weg gibt, um von einem erfüllten Leben zu sprechen. Mit Sicherheit hat der
Verfasser recht, wenn er sagt:
„In der Größe der Welt ist es schwer
an die eigene Bedeutung zu glauben.
Vielleicht ist genau das unsere Bestimmung,
die wir bis ins letzte Detail verfolgen.“
Wir dürfen uns „verdammt“ wichtig nehmen- es ist nicht nur
unser Recht, sondern unsere Pflicht. Wir sind nicht gedacht für irgendwelche
Schubladenordnungssysteme, dann hätte uns Gott sofort als einheitliche Masse in
die Welt setzen können mit der Anweisung: Dann funktioniert mal schön! Nein,
kein Mensch wird jemals so sein, wie der andere- jeder bringt eine spezielle
Persönlichkeit mit, verbunden mit individuellen Fähigkeiten, Vorlieben, Ecken,
Kanten- einer ganz eigenen Wahrnehmung und Gefühlsvielfalt. Man kann uns nicht
alle in einen Topf werfen! Besser wäre es gewesen, man hätte uns von Kindheit
an aufgefordert, unser Leben bewusst und voller Freude zu gestalten!
Vielleicht lassen wir einfach mal den Gedanken zu: Gott wird
sich schon etwas dabei gedacht haben, als
ER uns mit unserem „Werkzeugkoffer“ der
individuellen Persönlichkeit in die Welt sandte. Nicht zu vergessen unsere
ebenso individuelle Lebensgeschichte mit ihren unvergleichbaren Höhen und
Tiefen! Ist es auch nur mein Erahnen, so bin ich der Ansicht, dass kein
einziges Ereignis, keine Leiderfahrung jemals von Sinnlosigkeit sprechen wird.
Ausgehend von der Basis der Kindheit spreche ich seit Langem von einem gut
durchdachten Plan, in dem jedes Erleben, ob in hell oder dunkel, unentbehrlich
ist, um das erfüllen zu können, was in Gottes Plan liegt, was den allertiefsten
Sinn unseres Hierseins betrifft. Für mich ist es ein wohltuender aufbauender
Gedanke, das irdische Dasein in etwas Größeres eingebettet zu wissen.
Leben ist für mich nicht nur eine sinnlose Aneinanderreihung
von Situationen des Erfolgs oder Misserfolgs, von Schmerz oder Freude. Eher
spreche ich davon, dass all das Erlebte von jeher den Boden bereitet/e,
Voraussetzung darstellte/ darstellt, damit sich Späteres überhaupt erfüllen
kann. Und es wird immer im Zusammenhang mit unserer tiefsten Bestimmung stehen
. Wissen tun wir es während des Gehens zumeist noch nicht, aber irgendwann
verstehen wir, dass Schmerzphase für Schmerzphase unerlässlich war, um diese
tiefe Bestimmung eines Tages leben zu können.
Ich hab ja nun schon ein bisschen Leben hinter mir, stehe
ganz bewusst zu meiner inneren Zerbrochenheit, weil meine sensible Kinderseele
viel zu früh mit extremen Einschnitten konfrontiert wurde. Ohne Frage, es hat
mich damals aus der Bahn geworfen, von jetzt auf gleich war meine bis dahin
heile Welt in sich zusammen gefallen. Heute allerdings vermute ich, dass es gerade
der frühe Schmerz war, durch den mein Lebensgarten seine ersten kraftbringenden Samen erhielt-
mein Lebensbaum seine starken Wurzeln.
Ich konnte zwar nicht
mit Leichtigkeit ins Leben fliegen, aber ich bewegte mich in der Weise fort, wie es mir halt möglich war. Und ich
denke, dass insbesondere diese frühen Einschnitte mir die
Augen und das Herz öffneten für das, was wirklich im Leben zählt. Wenn man,
wodurch auch immer, ins absolute Dunkel gesandt wird, dann werden viele
alltägliche Dinge unwesentlich- man beginnt nach diesem einen, ganz besonderen Licht zu
suchen und hört nie mehr damit auf! Somit erspürte ich Dank der geschenkten
Sensibilität irgendwie den roten Lebensfaden, bzw, meine Bahn,….bin zwar
zwischendurch zigmal davon abgekommen, doch Leben schubste mich immer wieder in die richtige
Richtung. Wahrscheinlich hab ich mir- wenn auch unbewusst gesagt: Ich kann, weil ich will (erspüre),
was ICH muss!
Ich weiß- es bedarf des starken Vertrauens in „etwas“, das
wir nicht sehen, geschweige denn verstehen können, aber eigentlich beginnt ja
das wahre Leben sowieso erst dann, wenn wir es nicht mehr verstehen. Dann
beginnt das Geheimnis des Lebens seine ganz besondere Geschichte zu
schreiben……………. Es reicht wirklich, wenn
wir Leben einfach nur lieb haben in all seinen Windungen, uns seinem Fluss
anvertrauen in der Gewissheit, dass der Fluss uns in jedem Moment sicher trägt
und dorthin führt, wo unser Platz ist.
*Linda*
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