Samstag, 6. Mai 2017

Wenn die Berufung nach uns ruft….









Wenn die Berufung nach uns ruft….



Neulich entdeckte ich folgende Aussage:

„In der Größe der Welt ist es schwer
an die eigene Bedeutung zu glauben.
Vielleicht ist genau das unsere Bestimmung,
die wir bis ins letzte Detail verfolgen.“

Von unbekannt


Der Verfasser dieser Worte wird sich  auf seine eigenen Wegerfahrungen berufen haben, insbesondere auf die Suche nach dem Sinn seines Hierseins auf Erden. Für mich kristallisierte sich  nach und nach die Antwort heraus, als ich mir vor Augen führte, dass jeder Mensch einem Unikat gleichkommt, ebenso wie jeder einzelne Lebenslauf niemals im Doppelpack zu finden sein wird.

Ich ging noch weiter in meiner Umschau, ließ mich von der Vorstellung leiten, dass jedes Leben von der Geburt bis zum Tode so etwas wie ein wahnsinnig gut durchdachtes Puzzle darstellt , wobei jedes dieser Puzzle einzigartig ist in der Anordnung der Teile, bzw.  Farbgebung. Da ich unserer Existenz grundsätzlich eine gewisse Tiefe zuschreibe, sagte ich mir: Es kann nicht sein, dass es im Leben nur darum geht, sich finanziell abgesichert zu sehen, hoch oben auf der Karriereleiter zu stehen und sich den materiellen Dingen zu verschreiben, um am Ende von einem erfüllten Dasein zu sprechen! Das kann unmöglich der Sinn des Lebens sein!




Dann begegnete mir der Hinweis von Marc Aurel:

„Denk daran, dass das,
was dich wie an unsichtbaren Fäden
hin- und herzieht
in deinem Inneren verborgen ist.“

Marc Aurel






Ganz klar- hier geht es um das innere Erspüren von dem gewissen „Etwas“, das ich heute der Verständlichkeit halber als das innere Feuer bezeichne, verbunden mit dem Erahnen, dass es in jedem Menschen etwas gibt, wofür er brennt, so eine Art von Leidenschaft für irgendetwas.

Es war mir vergönnt, dies in der Umsetzung zu erfahren, als ich die Geschichte zweier junger Menschen verfolgte. Sie hatten ihr inneres Feuer entfacht- der eine arbeitete voller Leidenschaft als Goldschmied, der andere fand seine Erfüllung in der Betreuung von Jugendlichen und beide waren mit Herz und Seele dabei! Doch ihr Weg dahin war steinig, denn es galt, sich gegen die beruflichen Vorstellungen der Eltern durchzusetzen und diese hätten ihre Söhne hinsichtlich des gesellschaftlichen Ansehens viel lieber im Bankbereich oder in der Immobilienbranche gesehen. Zum Glück waren diese jungen Menschen innerlich stark genug, um sich durchzusetzen- um das umzusetzen, was ihrer erspürten Vision entsprach.

Wir kennen alle den Spruch:

„Schnitze dein Leben aus dem Holz, das du hast!“

Ich denke, dies ist der ultimative Wegweiser in ein erfülltes Leben! Wäre ich heute in der Situation, einen Heranwachsenden ins Leben zu begleiten, dann dürfte es absolut keine Rolle spielen, was ich mir unter einem erfüllten Leben vorstelle! Vielmehr würde ich fragen: Wo zieht es dich hin- wonach ruft es in dir? Wann fühlst du dich so richtig lebendig? Es geht hier nicht mehr um dieses allgemein gültige Erfolgsrezept Leben, sondern vielmehr um eine Art von erspürter Vision von Leben und die ist, wie jeder Mensch,  einzigartig.




Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass ein jeder von uns exakt alles mitbekam, um diese Vision zu leben, um seinem individuellen Sein einen ebenso individuellen Ausdruck zu verleihen. Ich stell mir gerade  eine Art von „Werkzeugkoffer“ vor, den jeder von Geburt an mit auf den Weg bekam und der Inhalt ist absolut einzigartig, nicht zu vergleichen mit den Behältnissen anderer. Doch jedes „Werkzeug“ darin, inklusive der Farbpalette werden die ideale Grundvoraussetzung darstellen, um das innere Leuchten zu entfachen. Und ich gebe diesem Feuer eine ganz besondere Bedeutung: der Grund unseres Hierseins auf Erden mit der Garantie, bei Entfachen am Ende  von einem wirklich erfüllten Leben sprechen zu dürfen.

Besinne ich mich auf mein frühes Erspüren, dann stand es eigentlich schon in der Kindheit fest, dass ich „irgendetwas mit Kindern machen wollte“! Zu keinem Zeitpunkt sah ich mich in einem eher sachlich nüchternen Bereich! Da wäre ich die absolute Fehlbesetzung gewesen. Ich hatte das Glück, meine innewohnende Vision ohne irgendwelche äußeren Einflüsse umsetzen zu können, lag aber auch daran, dass ich recht früh meinen eigenen Weg gehen musste- folglich aufgerufen war, in mich hinein zu spüren. Und so verworren die äußeren Lebensumstände auch waren- ich brachte die Kraft auf, den erspürten Weg einzuhalten, weil dieses innere Feuer mir eine immense Energie verlieh. Es konnte mich nichts davon abhalten und darum bin ich heute der Ansicht, dass wir quasi über uns hinauswachsen, wenn wir spüren, was getan werden muss! 




Gemäß solcher Gedanken fallen natürlich unweigerlich ganze Kartenhäuser ein- denn schließlich ruft es in der Gesellschaft nach völlig anderen Prioritäten. Da wird der Heranwachsende in dem Glauben gelassen, er müsse erst noch etwas werden, indem er sich dem Eintritt ins Hamsterrad der Leistung, der Perfektion, der Statussymbole verschreibt- möglichst das Abitur mit anschließendem Studium absolviert, um sich später zu sagen: Ja, ich habs zu etwas gebracht im Leben! Das Außen klopft mir auf die Schulter- meine Existenz ist finanziell gesichert- die Strategien für ein erfolgreiches Leben haben gefruchtet!


Für mich ist seit Langem klar: Dieser konditionierte Aufenthalt im Rad wird uns nicht wirklich glücklich machen können, wenn wir etwas leben, was mit unseren inneren Antennen nicht auf Empfang geht.  Wir sind zum Glück Unikate- ein jeder auf seine Weise! So sind wir von Gott erschaffen mit der stillen Bitte: Mach das Beste aus dem „Holz“ das du mitbekommen hast- bringe deine persönlichen Qualitäten mit ein- lass es zu deinem Kunstwerk Leben werden, denn Leben trägt deinen Namen!




Es mag nur meine Vermutung sein, doch ich wage zu sagen: Wenn es uns im Laufe des Lebens gelingt, unser inneres Feuer zu erspüren- wenn wir nichts Anderes verfolgen, als diesen einen roten Faden- dann stellt sich eine tiefe Zufriedenheit ein- denn dann wurde die  uns zugetragene Lebensaufgabe erkannt und erfüllt. Dann haben wir unserem Dasein die Bedeutung verliehen, die von Anfang an!! den tiefen Sinn unseres Hierseins darstellte. Wir müssen nicht erst etwas werden- wir sind schon etwas und das von Geburt an! Doch sobald dieses Schubladendenken Raum ergreift und wir den Kontakt zur inneren Stimme verlieren, werden wir nicht mehr wissen, wer wir wirklich sind und sein wollen. Die Folge wird unweigerlich innere Unzufriedenheit sein, gekoppelt mit dem Gefühl der Sinnlosigkeit.

Leere Lehren

Man lehrt uns zu denken,
aber nicht zu fühlen.
Man lehrt uns zu rechnen,
aber nicht zu schenken.
Man lehrt uns zu kämpfen,
aber nicht zu spielen.
Man lehrt uns zu reden,
aber nicht zu schweigen.

Man leert uns,
wenn wir uns nicht lehren,
uns nicht leeren zu lassen.

Hans Kruppa aus „Das Leben hat jeden Tag Geburtstag.“




„Ich kann, weil ich will, was ich muss!“

Dieser Ausspruch von Immanuel Kant legt dar, dass er wohl auch irgendwann erspürte, was in seinem Leben nach Verwirklichung rief und nicht ohne Grund heißt es: Es geht bei unserem Aufenthalt auf Erden immer um die Verwirklichung unseres Selbst! Schau ich mich in meinem Umfeld um, in der Absicht, die wirklich glücklichen erfüllten Menschen zu finden, dann sind es genau jene, die ihre Aufgabe im Leben erkannten- an diesem Ort- in dieser Zeit das zu leben, was in ihnen ruft! Sich einbringen, mit dem was man in sich trägt!

Da ist dann zum Beispiel eine Bekannte, die ihren Ort des Wirkens in der Altenpflege fand- aber nicht des Geldes wegen, sondern weil sie voller Freude erfährt, dass ihre Betreuung für die alten Menschen eine Bereicherung darstellt und nicht nur das! Sie kommt ebenfalls bereichert und glücklich von ihrer Tätigkeit zurück nach Hause! Sie hat sich gelebt und verwirklicht.

Würde ich gefragt, wie man denn ganz sicher sein kann, sein inneres Feuer entdeckt zu haben, würde ich zur Antwort geben: Man ist mit dem sogenannten Herzblut bei der Sache- da spürt man keine Anstrengung- da wird das Tun zur Erfüllung mit einem Lächeln im Gesicht! Warum das so ist? Man lebt sich gerade zu 100% selbst und ist sich unheimlich nah! Und wer auf diesem Weg ist, wird spüren, dass die Zeichen ständig auf „grün“ stehen, als würde man von irgendwoher Rückenwind bekommen, um diesen Weg kontinuierlich ohne große Strapazen weiter gehen zu können. Das Leben spricht von Lebendigkeit! Hier denke ich so gern an meinen beruflichen Einsatz im Kindergarten zurück. Es war mein Ort, ohne Frage, aber die finanzielle Vergütung war eigentlich zweitrangig. Viel wichtiger war es, zu spüren: Ja, hier ist der Ort meiner persönlichen Erfüllung, der Selbst- Verwirklichung- hier „brenne“ ich- im positiven Sinne! Und wenn dass Geld dann noch so etwas wie eine Begleiterscheinung darstellt, dann soll es willkommen  sein. 




Wer meine Grundtendenz kennt, der weiß, welchen Wert ich der Verwirklichung der Einzigartigkeit zuspreche, weil es für mich keinen anderen Weg gibt, um von einem erfüllten Leben zu sprechen. Mit Sicherheit hat der Verfasser recht, wenn er sagt:

„In der Größe der Welt ist es schwer
an die eigene Bedeutung zu glauben.
Vielleicht ist genau das unsere Bestimmung,
die wir bis ins letzte Detail verfolgen.“

Wir dürfen uns „verdammt“ wichtig nehmen- es ist nicht nur unser Recht, sondern unsere Pflicht. Wir sind nicht gedacht für irgendwelche Schubladenordnungssysteme, dann hätte uns Gott sofort als einheitliche Masse in die Welt setzen können mit der Anweisung: Dann funktioniert mal schön! Nein, kein Mensch wird jemals so sein, wie der andere- jeder bringt eine spezielle Persönlichkeit mit, verbunden mit individuellen Fähigkeiten, Vorlieben, Ecken, Kanten- einer ganz eigenen Wahrnehmung und Gefühlsvielfalt. Man kann uns nicht alle in einen Topf werfen! Besser wäre es gewesen, man hätte uns von Kindheit an aufgefordert, unser Leben bewusst und voller Freude zu gestalten!

Vielleicht lassen wir einfach mal den Gedanken zu: Gott wird sich  schon etwas dabei gedacht haben, als ER uns mit unserem  „Werkzeugkoffer“ der individuellen Persönlichkeit in die Welt sandte. Nicht zu vergessen unsere ebenso individuelle Lebensgeschichte mit ihren unvergleichbaren Höhen und Tiefen! Ist es auch nur mein Erahnen, so bin ich der Ansicht, dass kein einziges Ereignis, keine Leiderfahrung jemals von Sinnlosigkeit sprechen wird. Ausgehend von der Basis der Kindheit spreche ich seit Langem von einem gut durchdachten Plan, in dem jedes Erleben, ob in hell oder dunkel, unentbehrlich ist, um das erfüllen zu können, was in Gottes Plan liegt, was den allertiefsten Sinn unseres Hierseins betrifft. Für mich ist es ein wohltuender aufbauender Gedanke, das irdische Dasein in etwas Größeres eingebettet zu wissen.





Leben ist für mich nicht nur eine sinnlose Aneinanderreihung von Situationen des Erfolgs oder Misserfolgs, von Schmerz oder Freude. Eher spreche ich davon, dass all das Erlebte von jeher den Boden bereitet/e, Voraussetzung darstellte/ darstellt, damit sich Späteres überhaupt erfüllen kann. Und es wird immer im Zusammenhang mit unserer tiefsten Bestimmung stehen . Wissen tun wir es während des Gehens zumeist noch nicht, aber irgendwann verstehen wir, dass Schmerzphase für Schmerzphase unerlässlich war, um diese tiefe Bestimmung eines Tages leben zu können.

Ich hab ja nun schon ein bisschen Leben hinter mir, stehe ganz bewusst zu meiner inneren Zerbrochenheit, weil meine sensible Kinderseele viel zu früh mit extremen Einschnitten konfrontiert wurde. Ohne Frage, es hat mich damals aus der Bahn geworfen, von jetzt auf gleich war meine bis dahin heile Welt in sich zusammen gefallen. Heute allerdings vermute ich, dass es gerade der frühe Schmerz war, durch den mein Lebensgarten  seine ersten kraftbringenden Samen erhielt- mein Lebensbaum seine starken Wurzeln.

 Ich konnte zwar nicht mit Leichtigkeit ins Leben fliegen, aber ich bewegte mich in der Weise  fort, wie es mir halt möglich war. Und ich denke, dass insbesondere diese frühen Einschnitte mir   die Augen und das Herz öffneten für das, was wirklich im Leben zählt. Wenn man, wodurch auch immer, ins absolute Dunkel gesandt wird, dann werden viele alltägliche Dinge unwesentlich- man beginnt  nach diesem einen, ganz besonderen Licht zu suchen und hört nie mehr damit auf!  Somit erspürte ich Dank der geschenkten Sensibilität irgendwie den roten Lebensfaden, bzw, meine Bahn,….bin zwar zwischendurch zigmal davon abgekommen, doch Leben  schubste mich immer wieder in die richtige Richtung. Wahrscheinlich hab ich mir- wenn auch unbewusst  gesagt: Ich kann, weil ich will (erspüre), was ICH muss!


Ich weiß- es bedarf des starken Vertrauens in „etwas“, das wir nicht sehen, geschweige denn verstehen können, aber eigentlich beginnt ja das wahre Leben sowieso erst dann, wenn wir es nicht mehr verstehen. Dann beginnt das Geheimnis des Lebens seine ganz besondere Geschichte zu schreiben…………….  Es reicht wirklich, wenn wir Leben einfach nur lieb haben in all seinen Windungen, uns seinem Fluss anvertrauen in der Gewissheit, dass der Fluss uns in jedem Moment sicher trägt und dorthin führt, wo unser Platz ist.



*Linda*

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