Das "Gestern" ist eine Bürde fürs Leben
Es gibt da so ein Buch in meiner Sammlung, dessen
Bekanntschaft ich bis heute nicht bereue. Es nennt sich „Gespräche mit Gott“
und zeigt auf, dass man Leben auch aus
einer völlig anderen Perspektive sehen kann. Diese Perspektive hat wahrlich
sehr viel mit unserem natürlichen Mensch- Sein zu tun. Ich für meine Person fühlte
mich spontan angesprochen, weil ich endlich verstand, was es mit meiner
Anwesenheit auf Erden auf sich hat. Ich bin nämlich aufs Herzlichste
eingeladen, die schönste Version meiner selbst zu erschaffen! Der Gedanke
gefiel mir sehr gut, wahrscheinlich auch, weil ich über einen viel zu langen
Zeitraum exakt das Gegenteilige lebte. Ich nahm mich nicht ernst genug- doch
gut gings mir dabei nicht! Mir fehlte
das Gefühl der Lebensfreude- ja, ich hab mehr überlebt, als gelebt!
Nun gut, irgendwann wurde mir klar, dass meine Erziehung
keinen anderen Status hervorbringen konnte und es mir nicht allein so erging.
Ich sah mich zwar in der großen Gruppe von Menschen, die alle mit der selben Lebensanschauung
unterwegs waren und doch ließ sich eine sehr selten sehen: die verständnisvolle
urteilsfreie Mitmenschlichkeit, bzw. die wertschätzende Begegnung auf
Augenhöhe. Sehr oft stellte ich mir die Frage, warum Menschen sich gegenseitig
verletzten, sehr rasch dabei waren, ihre Urteile über andere zu fällen…….
Erst viel später wurde mir bewusst: Niemand möchte einem
anderen wirklich weh tun. Es gibt eine
Ursache und die ist darin begründet, dass wir niemals dazu aufgefordert wurden,
die „Liebe zu uns selbst“ ins Reisegepäck zu legen! Als ich nämlich genau
dieses tat und lernte, mich selbst zu lieben, zu achten, zu verstehen- da war
ich fähig, genau dies dem Anderen zuzusprechen! Eigentlich ist nämlich der Weg
in eine gelebte Mitmenschlichkeit gar nicht so schwer, was mich zu dem Gedanken
veranlasst:
Was Menschen voneinander
trennt, ist „nur“ die Trennung von sich selbst!
Wir sind vollkommen, durch und durch und ich lass mich
niemals mehr von der Vorstellung abbringen, dass in JEDEM der wunderschöne Kern
der Liebe beheimatet ist, auch wenn es nicht unbedingt im Außen so ersichtlich
wird. Doch da gibt’s halt nur den einen Verursacher und das ist unser
„Gestern“!
Vielleicht eine
Antwort
Was soll ich dir
sagen,
wenn du mich fragst,
warum so viele
Menschen arm an Liebe sind-
warum so wenig
Schönheit in unseren Städten wohnt-
warum so viele Träume
unter die Räder kommen
auf der Straße der
Realität.
Vielleicht, dass man
Stärke braucht,
dass ohne Optimismus,
ohne Hoffnung
kein neuer Anfang
gelingen kann
und dass Träume erst
dann verloren sind,
wenn man sie
aufgegeben hat.
Vielleicht auch, dass
es an jedem Einzelnen liegt,
was er aus einem
Leben macht und machen lässt.
Worte machen das Herz
nicht satt,
doch es schlägt nur
noch aus Gewohnheit,
wenn es die Sehnsucht
nach dem Wunderbaren verloren hat.
Hans Kruppa
Neulich betitelte ich einen Text mit der Überschrift: “Die
Wahrheit muss neu erfunden werden“ und da fiel mir spontan der Songtext von
Frida Gold ein: “Wovon sollen wir träumen?“ Ich glaube, kein Sänger hat die
angebliche Wahrheit so zielsicher als Unwahrheit auf den Punkt gebracht! Frida
Gold sieht sich in der oberflächlichen Welt sinnlos herumlaufen, immer auf der
Suche und Bestätigung dessen, was ihr so über die Zielrichtung im Leben erzählt
wurde. Da hat sie sich die attraktivsten Männer gesucht, trug den teuersten
Schmuck, tollste Designerkleidung, hielt sich in den nobelsten Clubs auf, hatte
eine Affäre nach der anderen, um am Ende vor einem Scherbenhaufen der
Illusionen zu stehen. All diese Erfolgs- Glücksversprecher machten sie nicht „satt“ und der Grund liegt auf der
Hand: Sie sättigten vielleicht den Verstand, aber nicht die Seele!
Alles, was
sie unternahm, trug schlichtweg einen künstlichen Schein. Sie sprach davon,
sich selbst nicht mehr zu erkennen und das ist leider der einzige „Erfolg“, den
wir verbuchen werden, wenn wir in dieser künstlichen Scheinwelt herumwandern.
Es gibt kein richtiges Leben im falschen, weil die Basis einfach nicht stimmt. Das „gestern“ an uns Vermittelte stimmt nicht
mit unseren tiefen Seelenwünschen, unserer Seelenwahrheit überein! Seele
interessiert es herzlich wenig, was jemand an der Oberfläche so treibt. Sie
ruft uns ins Innere, in unsere Mitte, damit wir von dort aus unser Leben
steuern, immer unserem wahren Wesen, unseren menschlichen Bedürfnissen, unserem
ganz individuellen Empfinden nach. Seele möchte einfach die Erfahrung machen:
Wie FÜHLT es sich an, glücklich zu SEIN und das entspricht gewiss nicht den
Konzepten des Verstandes oder den alten Glaubenssätzen unseres kindlichen
„Gestern.“
Das „Gestern“, das zog uns wie von allein auf diese Bühne
des Rollenspiels, im Gepäck halt Überzeugungen, Vorgaben, Bilder Anderer…….voll
der Garantie, auf diese Weise „Liebe“ in Form von Anerkennung, Applaus,
Bestätigung zu erhalten.
Da war dann vielleicht der Vater, der seinem Sohn mit auf den Weg gab: Sieh zu, dass
du dir eine Machtposition aufbaust, dass dir die Leute zujubeln, dass du etwas
darstellst- dann wird dir die „Liebe“ gewiss sein! Und der Sohn ging ins Leben,
verwirklichte voller Energie und Arbeitseifer das väterliche Konzept, wuchs in
diese mächtige Rolle und alles für ein bisschen Liebe und Anerkennung. Ehrlich
gesagt, wäre es manchmal wirklich interessant, in die Biografie jener Menschen
zu schauen, die Führungspositionen ihr Eigen nennen, um vielleicht
festzustellen, dass da der Handlungsweise lediglich der kindliche Glaubenssatz
zugrunde liegt. Ich weiß, man mag nur schwer eine Verbindung herzustellen
zwischen Kindheit und Erwachsensein- und doch sollte man die Folgen der frühen
Zeit nie unterschätzen.
Nur das Fatale ist- dass es sich bei allen Bemühungen nie um
das Erreichen wahrer Liebeszustände geht – es bringt allerhöchstens die
Anerkennung für die Ausübung einer Rolle
– hat aber mit Liebe nichts zu tun! Macht/ Erfolg und Liebe- das lässt sich
nicht vereinbaren!
Wahre Liebe wird erst dann erblühen, wenn wir von der Bühne
heruntergehen, uns der Rollengewänder entledigen und einfach nur ganz „nackt“
wir selber sind. Der MENSCH will doch im Grunde seines Herzens nicht geliebt
werden, weil er die Macht hat, weil er perfekt ist, weil er sich im Hamsterrad
einen Wolf läuft, weil er es bis in die obere Chefetage gebracht hat! Eine
Rolle bleibt eine Rolle und erzählt nichts über unser wahres Wesen und so lange
wir in ihr verweilen, werden wahre Liebe und wahres Leben nicht spürbar sein.
Wenn es im Leben um eines geht, dann um das authentische
SEIN und das Wachstum unserer Seelenschönheit.
Unsere Seele ist
gleich einer Rose
Der Sinn der Rose
liegt darin zu erblühen
und ihre Schönheit
und ihren Duft zu verschwenden.
Sie möchte sich
öffnen,
Liebe empfangen,
Liebe geben.
Um sich zu öffnen,
braucht sie vier Gewissheiten:
Ich darf da sein.
Ich bin richtig, so
wie ich bin.
Ich bin es wert,
geliebt zu werden.
Ich darf mich
schützen.
Von unbekannt
Liest sich jetzt vielleicht wieder etwas zu „blumig“,
zu „weich“, sentimental, scheint nicht
in diesen modernen Zeitgeist zu passen. Hinzu kommt ja noch, dass es uns die
Welt da draußen immer noch extrem schwer macht, den Bezug zu unserem Innenleben
aufzubauen. Doch wir sollten nicht außer acht lassen, dass jede Flucht vor uns
selbst der Seele den Atem nimmt- dass wir dann wie Frida Gold enttäuscht in der
kalten Welt stehen und spüren, dass sie uns nicht wirklich satt macht.
Aus persönlicher
Erfahrung weiß ich zu sagen- es ist gewiss nicht unbedingt verlockend, sich mit
dem auseinander zu setzen, was sich in unserer Innenwelt so verbirgt. Klar
lagert da der ganze Altmüll – wie soll er sich denn auflösen? Da ist ja nicht
nur der Schatz der Liebe, sondern auch der frühe kindliche Schmerz. Schließlich
begibt man sich je nach erlebter Situation in die dunkelsten Gefilde und man
ahnt schon im Vorfeld, da könnte ein Schmerz lauern, dem man nicht unbedingt nicht
wieder begegnen möchte! Man denkt an die frühe Zeit zurück, Bilder über Bilder
tun sich auf und es tut definitiv weh, weil unsere Kinderseele rein gar nichts
vergaß.
Ja, ich suchte bewusst die Konfrontation und habe es bis
heute nicht bereut, weil ich so mir und auch meinem Kind näherkam. Ich sah auch
keinen Anlass, meine innere Verletztheit zu beschönigen – dazu waren die
Einschnitte zu tief. Aus der Liebe zu mir gestehe ich mir heute ein Maß an
innerer Zerbrochenheit zu und integriere diesen Zustand unter Berücksichtigung
meiner Möglichkeiten, aber auch Begrenzungen in mein Leben.
Nun mag es fast nach Hohn klingen, wenn ich die erlesene
Aussage anführe:
„Egal, was auch geschieht, es wird immer zu unserem Segen sein!“
In diese hoffnungsvolle Haltung muss man erst einmal
hineinwachsen, wenn doch das frühe Erleben eher einem Höllentrip gleichkam und
man sich von allen verlassen fühlte- vor allen Dingen von einem liebevollen
Leben! Meine Flugfähigkeit war definitiv fort, während andere munter und leicht
ins Leben flogen…….und sich dessen erfreuten!
Hinzu gesellte sich schon in der Jugend eine Erkenntnis: Ich
kam, warum auch immer, mit den Spielregeln der oberflächlichen Welt nicht
zurecht- mit der Art und Weise, wie gleichgültig Menschen miteinander umgingen
und welche Prioritäten sie für ihr glückliches Leben setzten! Ja, ich begriff
meine Andersartigkeit und sage heute: Sie erwuchs aus dem Schmerz, den ich
erlitt, denn er war es, der mich in einer völlig anderen Richtung unterwegs
sein ließ: viel mehr im Bereich des Mensch Sein! War es vielleicht sogar mein
großes Glück, dass ich ohne diese Flügel unterwegs sein musste, weil mir die
Bodenhaftung aufzeigte, was wirklich im Leben zählt? In dieser Schmerzphase des
nackten Überlebens sucht man nach ganz einfachen Dingen- nach Wärme, nach einem
Ort der Geborgenheit- halt nach dem einen Licht, das wieder Hoffnung schenkt. Schlichtweg
: man wird extrem bescheiden und dankbar.
Hätte ich stattdessen voller Unbeschwertheit fliegen können,
so wäre ich wahrscheinlich wie alle anderen gen oberflächliche Scheinwelt
unterwegs gewesen. Hat all der frühe Schmerz also dazu beigetragen, dass ich stattdessen
durch meine Bodenhaftung der tiefen Lebenswahrheit von jeher sehr nahestand?
Als ich den Gedanken verfasste, dass die Wahrheit neu
erfunden werden müsse, ging mir durch den Kopf, dass das wirklich Wichtige im
Leben für uns Menschen niemals durch die Technik ersetzt werden kann. Gefühle,
menschliche Wärme und Zuwendung – das wird immer eine Sache von Mensch zu
Mensch – von Seele zu Seele bleiben.
Als ich fünf Jahre alt war
hat meine Mutter mir immer gesagt,
dass es das Wichtigste im Leben sei,
immer glücklich zu sein.
Als ich in die Schule kam,
baten sie mich, aufzuschreiben,
was ich später einmal werden möchte.
Ich schrieb: GLÜCKLICH!
Sie sagten mir,
ich hätte die Frage nicht richtig verstanden.
Ich antwortete ihnen,
dass sie das Leben nicht richtig verstanden hätten.“
John Lennon
Hab mich oft vertrauensvoll gefragt, was Gott mir denn da
alles aufbürdete……wo denn da der Sinn verborgen war….
Heute erahne ich so viel mehr, denn ich führe mir das große
Ganze vor Augen – das Ziel in jedem Leben! Gott liegt nichts daran, dass wir
uns eine goldene Nase verdienen, uns auf irgendeinen beruflichen Titel berufen,
oder unseren Wert an der Leistungsfähigkeit, Machtposition oder Perfektion
festmachen! Gott wünscht sich, dass wir sein Geschenk des Lebens an uns achten
und wertschätzen, uns so lieben, wie ER
uns erschuf und unser inneres Potential zum Ausdruck bringen! Mehr braucht es
nicht zu sein.
Und ich denke, um dort hinzugelangen, kann uns nur die Nacht
zu den Sternen erheben- müssen wir die
Konfrontation mit der Dunkelheit hinter uns bringen, denn sonst fehlen unserem
Lebensbaum die starken Wurzeln für die Festigkeit und für die Schönheit seiner
Krone der Freude und Liebe!
Kann es also sein, dass gerade der frühkindliche extreme
Schmerz, dieses teilweise Durchleben von Höllenzuständen uns viel rascher den Weg in den „Himmel“ aufzeigt? Sollte all
das Erlittene, was Zeit des Lebens in der oberflächlichen Welt wie eine große
Bürde erschien, letztendlich doch ein Segen sein? Heißt es nicht, dass Gott als
ein liebevoller Gott seinen Blumen bewusst den Aufenthalt im tiefen Tal
zuweist? Und je tiefer es ist, umso besser sind die Aussichten auf den Aufstieg
in das wahre Leben?
Wir dürfen uns immer
vor Augen führen, wo Leben und Seele mit
uns wirklich hinwollen und da heißt der Zielort für jeden irgendwann:
vollkommene Liebe und gelebte Mitmenschlichkeit in einer Welt, in der wir uns
wirklich daheim fühlen dürfen!
Von daher bin ich heute so weit zu sagen:
Egal, was ich auch erlebte, wie oft ich auch meine Wurzeln
verlor- letztendlich wurde genau das zum Segen für mich. Ich brauch nicht so
lang nach dem Wesen des wahren Paradieses zu suchen, denn das Erspüren hab ich
seit der Kindheit, wenn auch unbewusst, immer in mir getragen. Ich war lediglich
in der falschen Welt und Richtung unterwegs!
Das Größte, was es gibt, ist halt: Mensch zu sein!
*Linda*
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