Freitag, 12. Mai 2017

Das "Gestern" ist eine Bürde fürs Leben







Das "Gestern" ist eine Bürde fürs Leben



Es gibt da so ein Buch in meiner Sammlung, dessen Bekanntschaft ich bis heute nicht bereue. Es nennt sich „Gespräche mit Gott“ und zeigt  auf, dass man Leben auch aus einer völlig anderen Perspektive sehen kann. Diese Perspektive hat wahrlich sehr viel mit unserem natürlichen Mensch- Sein zu tun. Ich für meine Person fühlte mich spontan angesprochen, weil ich endlich verstand, was es mit meiner Anwesenheit auf Erden auf sich hat. Ich bin nämlich aufs Herzlichste eingeladen, die schönste Version meiner selbst zu erschaffen! Der Gedanke gefiel mir sehr gut, wahrscheinlich auch, weil ich über einen viel zu langen Zeitraum exakt das Gegenteilige lebte. Ich nahm mich nicht ernst genug- doch gut gings  mir dabei nicht! Mir fehlte das Gefühl der Lebensfreude- ja, ich hab mehr überlebt, als gelebt!

Nun gut, irgendwann wurde mir klar, dass meine Erziehung keinen anderen Status hervorbringen konnte und es mir nicht allein so erging. Ich sah mich zwar in der großen Gruppe von Menschen, die  alle mit der selben Lebensanschauung unterwegs waren und doch ließ sich eine sehr selten sehen: die verständnisvolle urteilsfreie Mitmenschlichkeit, bzw. die wertschätzende Begegnung auf Augenhöhe. Sehr oft stellte ich mir die Frage, warum Menschen sich gegenseitig verletzten, sehr rasch dabei waren, ihre Urteile über andere zu fällen…….

Erst viel später wurde mir bewusst: Niemand möchte einem anderen wirklich weh tun. Es gibt  eine Ursache und die ist darin begründet, dass wir niemals dazu aufgefordert wurden, die „Liebe zu uns selbst“ ins Reisegepäck zu legen! Als ich nämlich genau dieses tat und lernte, mich selbst zu lieben, zu achten, zu verstehen- da war ich fähig, genau dies dem Anderen zuzusprechen! Eigentlich ist nämlich der Weg in eine gelebte Mitmenschlichkeit gar nicht so schwer, was mich zu dem Gedanken veranlasst:

Was Menschen  voneinander trennt, ist „nur“ die Trennung von sich selbst!

Wir sind vollkommen, durch und durch und ich lass mich niemals mehr von der Vorstellung abbringen, dass in JEDEM der wunderschöne Kern der Liebe beheimatet ist, auch wenn es nicht unbedingt im Außen so ersichtlich wird. Doch da gibt’s halt nur den einen Verursacher und das ist unser „Gestern“!



Vielleicht eine Antwort

Was soll ich dir sagen,
wenn du mich fragst,
warum so viele Menschen arm an Liebe sind-
warum so wenig Schönheit in unseren Städten wohnt-
warum so viele Träume unter die Räder kommen
auf der Straße der Realität.

Vielleicht, dass man Stärke braucht,
dass ohne Optimismus, ohne Hoffnung
kein neuer Anfang gelingen kann
und dass Träume erst dann verloren sind,
wenn man sie aufgegeben hat.
Vielleicht auch, dass es an jedem Einzelnen liegt,
was er aus einem Leben macht und machen lässt.

Worte machen das Herz nicht satt,
doch es schlägt nur noch aus Gewohnheit,
wenn es die Sehnsucht nach dem Wunderbaren verloren hat.

Hans Kruppa


Neulich betitelte ich einen Text mit der Überschrift: “Die Wahrheit muss neu erfunden werden“ und da fiel mir spontan der Songtext von Frida Gold ein: “Wovon sollen wir träumen?“ Ich glaube, kein Sänger hat die angebliche Wahrheit so zielsicher als Unwahrheit auf den Punkt gebracht! Frida Gold sieht sich in der oberflächlichen Welt sinnlos herumlaufen, immer auf der Suche und Bestätigung dessen, was ihr so über die Zielrichtung im Leben erzählt wurde. Da hat sie sich die attraktivsten Männer gesucht, trug den teuersten Schmuck, tollste Designerkleidung, hielt sich in den nobelsten Clubs auf, hatte eine Affäre nach der anderen, um am Ende vor einem Scherbenhaufen der Illusionen zu stehen. All diese Erfolgs- Glücksversprecher machten  sie nicht „satt“ und der Grund liegt auf der Hand: Sie sättigten vielleicht den Verstand, aber nicht die Seele! 


Alles, was sie unternahm, trug schlichtweg einen künstlichen Schein. Sie sprach davon, sich selbst nicht mehr zu erkennen und das ist leider der einzige „Erfolg“, den wir verbuchen werden, wenn wir in dieser künstlichen Scheinwelt herumwandern. Es gibt kein richtiges Leben im falschen, weil die Basis einfach nicht stimmt.  Das „gestern“ an uns Vermittelte stimmt nicht mit unseren tiefen Seelenwünschen, unserer Seelenwahrheit überein! Seele interessiert es herzlich wenig, was jemand an der Oberfläche so treibt. Sie ruft uns ins Innere, in unsere Mitte, damit wir von dort aus unser Leben steuern, immer unserem wahren Wesen, unseren menschlichen Bedürfnissen, unserem ganz individuellen Empfinden nach. Seele möchte einfach die Erfahrung machen: Wie FÜHLT es sich an, glücklich zu SEIN und das entspricht gewiss nicht den Konzepten des Verstandes oder den alten Glaubenssätzen unseres kindlichen „Gestern.“

Das „Gestern“, das zog uns wie von allein auf diese Bühne des Rollenspiels, im Gepäck halt Überzeugungen, Vorgaben, Bilder Anderer…….voll der Garantie, auf diese Weise „Liebe“ in Form von Anerkennung, Applaus, Bestätigung zu erhalten.

Da war dann vielleicht der Vater, der  seinem Sohn mit auf den Weg gab: Sieh zu, dass du dir eine Machtposition aufbaust, dass dir die Leute zujubeln, dass du etwas darstellst- dann wird dir die „Liebe“ gewiss sein! Und der Sohn ging ins Leben, verwirklichte voller Energie und Arbeitseifer das väterliche Konzept, wuchs in diese mächtige Rolle und alles für ein bisschen Liebe und Anerkennung. Ehrlich gesagt, wäre es manchmal wirklich interessant, in die Biografie jener Menschen zu schauen, die Führungspositionen ihr Eigen nennen, um vielleicht festzustellen, dass da der Handlungsweise lediglich der kindliche Glaubenssatz zugrunde liegt. Ich weiß, man mag nur schwer eine Verbindung herzustellen zwischen Kindheit und Erwachsensein- und doch sollte man die Folgen der frühen Zeit nie unterschätzen.

Nur das Fatale ist- dass es sich bei allen Bemühungen nie um das Erreichen wahrer Liebeszustände geht – es bringt allerhöchstens die Anerkennung für die  Ausübung einer Rolle – hat aber mit Liebe nichts zu tun! Macht/ Erfolg und Liebe- das lässt sich nicht vereinbaren!
Wahre Liebe wird erst dann erblühen, wenn wir von der Bühne heruntergehen, uns der Rollengewänder entledigen und einfach nur ganz „nackt“ wir selber sind. Der MENSCH will doch im Grunde seines Herzens nicht geliebt werden, weil er die Macht hat, weil er perfekt ist, weil er sich im Hamsterrad einen Wolf läuft, weil er es bis in die obere Chefetage gebracht hat! Eine Rolle bleibt eine Rolle und erzählt nichts über unser wahres Wesen und so lange wir in ihr verweilen, werden wahre Liebe und wahres Leben nicht spürbar sein.






Wenn es im Leben um eines geht, dann um das authentische SEIN und das Wachstum unserer Seelenschönheit.

Unsere Seele ist gleich einer Rose

Der Sinn der Rose liegt darin zu erblühen
und ihre Schönheit und ihren Duft zu verschwenden.
Sie möchte sich öffnen,
Liebe empfangen, Liebe geben.
Um sich zu öffnen, braucht sie vier Gewissheiten:

Ich darf da sein.
Ich bin richtig, so wie ich bin.
Ich bin es wert, geliebt zu werden.
Ich darf mich schützen.


Von unbekannt



Liest sich jetzt vielleicht wieder etwas zu „blumig“, zu  „weich“, sentimental, scheint nicht in diesen modernen Zeitgeist zu passen. Hinzu kommt ja noch, dass es uns die Welt da draußen immer noch extrem schwer macht, den Bezug zu unserem Innenleben aufzubauen. Doch wir sollten nicht außer acht lassen, dass jede Flucht vor uns selbst der Seele den Atem nimmt- dass wir dann wie Frida Gold enttäuscht in der kalten Welt stehen und spüren, dass sie uns nicht wirklich satt macht.


 Aus persönlicher Erfahrung weiß ich zu sagen- es ist gewiss nicht unbedingt verlockend, sich mit dem auseinander zu setzen, was sich in unserer Innenwelt so verbirgt. Klar lagert da der ganze Altmüll – wie soll er sich denn auflösen? Da ist ja nicht nur der Schatz der Liebe, sondern auch der frühe kindliche Schmerz. Schließlich begibt man sich je nach erlebter Situation in die dunkelsten Gefilde und man ahnt schon im Vorfeld, da könnte ein Schmerz lauern, dem man nicht unbedingt nicht wieder begegnen möchte! Man denkt an die frühe Zeit zurück, Bilder über Bilder tun sich auf und es tut definitiv weh, weil unsere Kinderseele rein gar nichts vergaß.




Die wichtigste Beziehung, die wir im Leben eingehen sollten, ist aber die Beziehung zwischen unserem inneren Kind und dem Erwachsenen! Im Jahr 2012 nahm ich meinen Mut und meine Kraft zusammen, um mich in diese dunklen Schluchten der Vergangenheit zu begeben. Irgendwie war mir klar: Bereinige ich diese Zeit nicht, schließe ich nicht Frieden mit meinem Kind und den damaligen Verursachern meines Schmerzes, dann werde ich nie in meine persönliche Freiheit kommen. All das Verdrängte, auch mein inneres Kind würden bis zum Lebensende in mir wühlen und negativen Einfluss nehmen auf alle Lebensbereiche! Ohne jetzt in Selbstmitleid abzudriften- aber mir wurde damals bewusst, dass ich sowohl im Alter von 12 Jahren durch den viel zu frühen Tod meiner Mutter, als auch mit 15 Jahren  regelrecht entwurzelt wurde, weil meine bisherige Welt sämtliche Stützpfeiler verlor. Nicht ohne Grund bezeichnete ich diese Phasen später als einen Zustand des Herumirrens- immer auf der Suche nach irgendeinem Licht! Ohne Frage, meine Flügel besaß ich  nicht mehr- war eher dazu aufgerufen, mich in Bodennähe irgendwie fortzubewegen.

Ja, ich suchte bewusst die Konfrontation und habe es bis heute nicht bereut, weil ich so mir und auch meinem Kind näherkam. Ich sah auch keinen Anlass, meine innere Verletztheit zu beschönigen – dazu waren die Einschnitte zu tief. Aus der Liebe zu mir gestehe ich mir heute ein Maß an innerer Zerbrochenheit zu und integriere diesen Zustand unter Berücksichtigung meiner Möglichkeiten, aber auch Begrenzungen in mein Leben.

Nun mag es fast nach Hohn klingen, wenn ich die erlesene Aussage anführe:

„Egal, was auch geschieht, es wird immer zu unserem Segen sein!“

In diese hoffnungsvolle Haltung muss man erst einmal hineinwachsen, wenn doch das frühe Erleben eher einem Höllentrip gleichkam und man sich von allen verlassen fühlte- vor allen Dingen von einem liebevollen Leben! Meine Flugfähigkeit war definitiv fort, während andere munter und leicht ins Leben flogen…….und sich dessen erfreuten!

Hinzu gesellte sich schon in der Jugend eine Erkenntnis: Ich kam, warum auch immer, mit den Spielregeln der oberflächlichen Welt nicht zurecht- mit der Art und Weise, wie gleichgültig Menschen miteinander umgingen und welche Prioritäten sie für ihr glückliches Leben setzten! Ja, ich begriff meine Andersartigkeit und sage heute: Sie erwuchs aus dem Schmerz, den ich erlitt, denn er war es, der mich in einer völlig anderen Richtung unterwegs sein ließ: viel mehr im Bereich des Mensch Sein! War es vielleicht sogar mein großes Glück, dass ich ohne diese Flügel unterwegs sein musste, weil mir die Bodenhaftung aufzeigte, was wirklich im Leben zählt? In dieser Schmerzphase des nackten Überlebens sucht man nach ganz einfachen Dingen- nach Wärme, nach einem Ort der Geborgenheit- halt nach dem einen Licht, das wieder Hoffnung schenkt. Schlichtweg : man wird extrem bescheiden und dankbar.

Hätte ich stattdessen voller Unbeschwertheit fliegen können, so wäre ich wahrscheinlich wie alle anderen gen oberflächliche Scheinwelt unterwegs gewesen. Hat all der frühe Schmerz also dazu beigetragen, dass ich stattdessen durch meine Bodenhaftung der tiefen Lebenswahrheit von jeher sehr nahestand?
Als ich den Gedanken verfasste, dass die Wahrheit neu erfunden werden müsse, ging mir durch den Kopf, dass das wirklich Wichtige im Leben für uns Menschen niemals durch die Technik ersetzt werden kann. Gefühle, menschliche Wärme und Zuwendung – das wird immer eine Sache von Mensch zu Mensch – von Seele zu Seele bleiben.


Als ich fünf Jahre alt war
hat meine Mutter mir immer gesagt,
dass es das Wichtigste im Leben sei,
immer glücklich zu sein.

Als ich in die Schule kam,
baten sie mich, aufzuschreiben,
was ich später einmal werden möchte.
Ich schrieb: GLÜCKLICH!

Sie sagten mir,
ich hätte die Frage nicht richtig verstanden.
Ich antwortete ihnen,
dass sie das Leben nicht richtig verstanden hätten.“

John Lennon



Hab mich oft vertrauensvoll gefragt, was Gott mir denn da alles aufbürdete……wo denn da der Sinn verborgen war….

Heute erahne ich so viel mehr, denn ich führe mir das große Ganze vor Augen – das Ziel in jedem Leben! Gott liegt nichts daran, dass wir uns eine goldene Nase verdienen, uns auf irgendeinen beruflichen Titel berufen, oder unseren Wert an der Leistungsfähigkeit, Machtposition oder Perfektion festmachen! Gott wünscht sich, dass wir sein Geschenk des Lebens an uns achten und wertschätzen, uns  so lieben, wie ER uns erschuf und unser inneres Potential zum Ausdruck bringen! Mehr braucht es nicht zu sein.


Und ich denke, um dort hinzugelangen, kann uns nur die Nacht zu den Sternen erheben- müssen wir  die Konfrontation mit der Dunkelheit hinter uns bringen, denn sonst fehlen unserem Lebensbaum die starken Wurzeln für die Festigkeit und für die Schönheit seiner Krone der Freude und Liebe!

Kann es also sein, dass gerade der frühkindliche extreme Schmerz, dieses teilweise Durchleben von Höllenzuständen uns viel rascher  den Weg in den „Himmel“ aufzeigt? Sollte all das Erlittene, was Zeit des Lebens in der oberflächlichen Welt wie eine große Bürde erschien, letztendlich doch ein Segen sein? Heißt es nicht, dass Gott als ein liebevoller Gott seinen Blumen bewusst den Aufenthalt im tiefen Tal zuweist? Und je tiefer es ist, umso besser sind die Aussichten auf den Aufstieg in das wahre Leben?

Wir dürfen uns  immer vor Augen führen, wo Leben und Seele  mit uns wirklich hinwollen und da heißt der Zielort für jeden irgendwann: vollkommene Liebe und gelebte Mitmenschlichkeit in einer Welt, in der wir uns wirklich daheim fühlen dürfen!


Von daher bin ich heute so weit zu sagen:

Egal, was ich auch erlebte, wie oft ich auch meine Wurzeln verlor- letztendlich wurde genau das zum Segen für mich. Ich brauch nicht so lang nach dem Wesen des wahren Paradieses zu suchen, denn das Erspüren hab ich seit der Kindheit, wenn auch unbewusst, immer in mir getragen. Ich war lediglich in der falschen Welt und Richtung unterwegs!

Das Größte, was es gibt, ist halt: Mensch zu sein!

*Linda*

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