Sonntag, 9. April 2017

Entdecke, was zählt….






Entdecke, was zählt….


„Brich auf, so lange du kannst
zum Land des Herzens.
Freude wirst du im Land des Körpers niemals haben.“

Rumi



Ohne Frage, ich zähle zu den absoluten Befürwortern der von Rumi ins Leben gerufenen Lebensweisheiten, zu welcher auch dieser „Reisetipp“ gehört. Ich denke, es liegt daran, dass  ich irgendwann erkannte: Unser Leben ist schlichtweg eine immerwährende Reise und lässt uns irgendwann einen rigorosen Richtungswechsel vornehmen- weg aus der Scheinwelt des Oberflächlichen und hinein in die Tiefe unseres Seins. Hier ruft ein völlig anderes Leben nach Verwirklichung- hier geht es um die Erfüllung tiefster Seelenwünsche!

Auch Hans Kruppa schrieb einmal:


Das eigentliche Leben liegt in der Tiefe des Empfindens-
unter der Oberfläche der Alltäglichkeit.
Über der Oberfläche ist alles Sein
nichts als ein Schatten seiner selbst-
im trügerischen Licht der Gewohnheit.

Hans Kruppa

Auszug aus  dem Buch: “Das Leben hat täglich Geburtstag.“


Immer und immer wieder darf ich folgern: es ist völlig uninteressant, was uns der Verstand mit all seinen erlernten Konzepten über das Leben und seine sichere Handhabung erzählen will. Es gibt nur eine Quelle der Wahrheit und die ist IN UNS, wenn wir still werden und FÜHLEN, erspüren, was für uns  individuell richtig ist und das in bezug auf alle Lebensbereiche. Ich weiß- gemäß dieser Handhabung fällt zunächst das Gefühl der Sicherheit fort, denn nichts und niemand auf der Welt vermag uns Richtung zu geben. Das können wir nur ganz allein. Da ist dann keiner mehr, der uns die richtige Schrittfolge vorgibt, der uns Orientierung schenkt, durch welche wir die ersehnten Ziele erreichen können. Wir werden auf uns  zurückgeworfen und haben als einziges Werkzeug lediglich unser Gefühl zur Hand.

Neue Glut

Lass deine Antwort ein JA sein.
Der Weg heißt Mut-
der Wind Vertrauen.

An jeder Biegung wartet ein Engel-
geht voran,
wenn du willst-
wacht oder singt
und haucht neue Glut
unter dein Wort.“

Catrina E. Schneider



Aus Erfahrung weiß ich zu sagen: Stehen wir an dieser Weggabelung der Entscheidung, dann haben wir zwei Möglichkeiten. Entweder kehren wir um und machen so weiter wie bisher oder aber wir nehmen all unseren Mut zusammen und wagen den ersten Schritt in ein völlig unbekanntes Gefilde, in dem eine Haltung ganz oben steht- die des absoluten Vertrauens in ein liebevolles Leben. Ich sehe an dieser Stelle auch davon ab, irgendetwas leichtzureden, denn die Situation ist, wie sie ist:  Wir haben an dieser Wegbiegung eigentlich nichts Konkretes in der Hand- können uns auf nichts Bewährtes berufen, stehen irgendwie im Nebel und sehen die Hand vor Augen nicht….und doch wird allein dieser unbekannte Weg der einzig richtige sein, wenn wir jemals von unserem erfüllten Leben sprechen wollen- von einem Lebensgefühl, das auf unsere tiefen menschlichen Bedürfnisse abgestimmt ist.
Ohne Frage, es ist die  leichtere Variante, das zu leben, was alle so tun- sich mit dem Gefühl der Sicherheit in der Masse aufzuhalten, sein Fähnchen nach dem Winde zu drehen, um bloß nicht aufzufallen, anzuecken, abgelehnt zu werden……doch irgendwann macht die Seele dies alles nicht mehr mit! Dann wird in uns eine Rebellion zu spüren sein, weil unser wahres Wesen nach Anhörung, bzw. Verwirklichung ruft! Jedes Gefallen wollen, jedes Suchen nach Applaus, jedes Erfüllen von Erwartungen, jedes Verhalten nach Norm- alles macht im Endeffekt innerlich krank und ist Gift für die Seele. Wir werden niemals auf Dauer an uns vorbeileben können, ohne mit schmerzhaften Folgeerscheinungen konfrontiert zu werden. 

Ja, ich gehe extrem ernsthaft mit dieser Thematik um und bringe einen Satz mit hinein:
Wir müssen uns als göttliche Seele sehen, um überhaupt annähernd verstehen zu können, worum es in diesem Leben geht! 

Viel zu lange wurden wir dazu angehalten, aus dem Verstand zu leben, eine Richtung  zu verfolgen, die uns letztendlich immer weiter von uns selbst wegführte. Viel zu wichtig waren uns die Meinungen Anderer- geboren aus dem Bedürfnis, von ihnen geliebt, anerkannt zu werden. Dafür taten und tun wir alles! So haben wir es aus der Kindheit übernommen. 

Doch darum geht es im Leben nicht! Es geht einzig und allein darum, dass wir dieses Original, das wir sind, zum vollen Ausdruck bringen und wenn wir gefallen wollen, dann in erster Linie nur uns selbst! Das sind wir unserer Seele schuldig! Es ist so wichtig, dass wir für uns selbst herausfinden:
Was ist es, was mich lebendig werden lässt- was mich in der Tiefe berührt-in welchen Momenten liebe ich mein Leben- denn genau das ist der Stern, der Richtung gibt!

Das Schwierige an allem ist, dass uns die äußere Welt in keiner Hinsicht darin unterstützt, herauszufinden, was für uns individuell richtig ist! Jede Berieselung durch die Medien hat zur Absicht, dass uns Bilder, Konzepte vermittelt werden, die zumeist mit unseren ureigenen Wahrheiten nichts zu tun haben. Und die Folge wird eine permanente Unzufriedenheit sein und zugleich das Gefühl der Schwäche, Unvollkommenheit in uns auslösen! So ist es gewünscht- so hat man uns gut  in der Hand.

„Sind wir eigentlich, was wir leben?

Leben wir das, was wir sind?“


Neulich las ich den Satz:


Über dem Eingang der neuen Welt sollte stehen:

„Sei immer du selbst!“

Was wäre - wir würden uns dazu entschließen, wirklich nur noch wir selbst zu sein- in jeder erdenklichen Situation? Was wäre, wir würden nur noch das tun, was sich für uns wirklich stimmig anFÜHLT? Das wäre der Weg in die absolute Befreiung von allen alten Fesseln!
Warum kann nicht als Lebensgrundsatz gelten:

„Ich bin, wie ich bin“ und „in anders“ darf und wird es mich  nicht geben, weil ich so von Gott gedacht bin! Wollen wir uns gegen den Schöpfungsgedanken Gottes auflehnen- nur weil es im Außen so von uns erwartet wird- damit wir „ihren“ Vorgaben entsprechen?  Dann dürfen wir uns auch über den Schmerz nicht beklagen, den das Vorbeileben mit sich bringt.

Klar, wir werden in ganz neue Wahrheiten finden, so wie die folgenden es besagen:

„Reich ist man nicht durch das,
was man besitzt,
sondern durch das,
was man zu entbehren weiß.“

Epikur



„Es zählt das, was man nicht verlieren kann-
es zählen im Leben jene Dinge, die nicht modern sind und im Trend liegen!“

„Ein glückliches Leben hängt ab vom Lieben und Geliebtwerden
und von so vielen Dingen, die gratis sind!“

Eigentlich dürfen wir all das heraussieben, was man uns jemals als das Erstrebenswerte anpries….denn es zählt wirklich nur das, was man nicht käuflich erwerben kann.

„Was wirklich zählt
Nur das zählt,
was du nicht zählen kannst,
nicht messen,
nicht wiegen,
nicht kaufen.
Erkenne,
was über dich hinaus geht,
erkenne, was wesentlich ist und unverlierbar.

Entdecke, was zählt.“


Benedikt Werner Traut



Ich könnte es auch in kurz und knapp formulieren:

Im Leben zählt all das, was meine Seele glücklich sein lässt und  meine Seelenmelodie zum Klingen bringt! Fertig, aus,  mehr Richtungsweiser brauchts nicht! Geh ich nun mit diesem Kompass durch alle Bereiche meines Lebens, dann vermag ich genau zu erspüren, was meine Seele sich für ihr Glücklichsein wünscht!

Auch wenn es sich etwas komisch liest, aber mir hat die Haltung extrem geholfen- indem ich mich in jedem Moment der Entscheidung kurz nach innen wandte, um mein spontanes Seelenwohlgefühl zu erspüren. Dieses Gefühl täuscht nämlich niemals und ist meine absolute Wahrheit, die mir Richtung gibt. Darum geht es auf dieser Lebensreise: zurück zu finden zu den tiefsten Wahrheiten durch die Konfrontation mit dem, was wir nicht sind! Ich denk so gern an die Geschichte der kleinen Seele, die sich als strahlendes Licht sah und dennoch von Gott in die Dunkelheit der materiellen Welt gesandt wurde, um die Strahlkraft ihres Lichtes überhaupt erkennen zu können! Diesen Weg gehen wir, um irgendwann mit dem Gefühl der Freiheit zu erkennen:


Ja, ein jeder von uns trägt dieses Licht in sich und jeder von uns ist ein Mensch voller Fürsorge, Mitgefühl, Verständnis, Vertrauen, Anteilnahme, fähig, sich selbst zu schenken- ohne jedes Bedürfnis. In jedem von uns ist so viel Liebe, so viel Herzlichkeit– denn das ist unsere wahre Natur! Nur – der Weg dahin will gegangen sein- halt durch all das, was im Gegensatz zu dieser Liebe, diesem Licht in uns - steht. Seele braucht nun mal die hautnahe Erfahrung aller Facetten des Menschseins, ob in hell oder in dunkel!

Doch es wird der Tag kommen, da dürfen wir erkennen:

Wir sind ja gar nicht unser Erfolg, unsere Karriere, unser Konsum, unser materieller Besitz- doch nur die Liebe zu uns selbst wird uns von diesen Illusionen befreien können. Wir sind zarte verletzliche Seelen voller Liebesfähigkeit- „losgewandert“ mit dem Ziel, uns endlich wieder unsere Flügel zurück zu holen- um die Schönheit unseres Fluges in Leichtigkeit zu genießen! 

Darum spricht Rumi eine große unentbehrliche Wahrheit aus:

„Brich auf, so lange du kannst
zum Land des Herzens.
Freude wirst du im Land des Körpers niemals haben.“

Rumi


Wer ganz ehrlich zu sich ist, wird seine Aussage bestätigen können, denn im Land des Körpers sind wir nicht wirklich daheim- nicht als der „menschliche“ Mensch, den wir tief drinnen erspüren!

Darum bestätigt es sich immer wieder:

Wir leben zwar in dieser vom Fortschritt und Materialismus durchzogenen Welt- aber wir sind nicht von dieser Welt!

Unsere tiefe Sehnsucht zielt in eine völlig andere Richtung und das ist gut so, denn nur so bleiben wir ständig unterwegs, um diesen Hafen der Geborgenheit und Liebe zu finden, in dem wir für immer daheim sind. Und beruht es auch nur auf meiner eigenen Wegerfahrung: Heute weiß ich, dass es immens wichtig ist, sich Folgendes sagen zu können.


Ja, ich bin unterwegs und werde es immer sein, aber ich spüre tief in mir drinnen, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist und mich an das Ziel bringen wird, das ich IN MIR zu erspüren wage. Mein Weg hat absolut nichts mehr mit den äußeren Vorgaben zu tun- es ist mein Weg, der Schritt für Schritt während des Gehens IN MIR gewachsen ist. Ja, ich hab in mein Reisegepäck die Liebe zu mir selbst eingepackt, weil man sehr schlecht unterwegs ist, wenn man sich mit Schuldgefühlen, Selbstverurteilung belastet. Schuld und Angst sind unsere ärgsten Feinde- dagegen sind Liebe und ein klares Bewusstsein unsere Freunde. Warum sollte ich mein bisheriges Leben verurteilen- warum sollte ich mit Gram auf meine Fehler schauen? Noch schlimmer wäre es, meine Unzufriedenheit auszudrücken, weil mein Leben vielleicht nicht so sonnig und leicht verlief wie das anderer Menschen.

Dieses Leben ist MEIN Leben, von Gott so gewollt und von A bis Z vollkommen, so wie es war, wie es ist und wie es jemals sein wird mit all seinen Höhen und seinen Tiefen. Ich war zu jeder Zeit in der für mich und meinen individuellen Werdegang perfekten Lebenssituation, weil jede Erfahrung mich das lehrte/ lehrt, was ich in diesem Leben zu lernen hatte/ zu lernen habe. Vergleiche mit anderen Lebensverläufen zu ziehen- ein Ding der Unmöglichkeit! Jeder von uns hat schließlich seinen ganz eigenen „Seelen-Aufgabenplan“ mitgebracht, den es zu erfüllen gilt und darum ist  jede Lebenssituation in sich absolut stimmig, um so das bestmöglichste Ergebnis zu erzielen. Wissen wir denn, welche Facetten des Menschseins diese oder jene Seele erfahren möchte? Ich weiß aber, dass eine jede Seele alles dafür tut, um auf schnellstem Weg in die Heilung und Ganzwerdung zu kommen. Diesem Wunsch werden wir uns nicht entziehen können.

Würde ich sie  sprechen lassen, dann hat sie mir in diesem Leben zugeflüstert:

Oh ja, lass mich mal spüren, wie es sich anfühlt, in der Opferrolle zu sein- dominiert zu werden- ständig ein JA zu sagen, obwohl da ein NEIN im Mund ist- innere Leere zu verspüren und noch so vieles mehr! Meine Seele hat genau diese schmerzhaften Erfahrungen der Unliebe zu mir selbst gebraucht, um überhaupt fähig zu werden, das Gegenteilige leben zu können! Ich musste  erst durch das dunkelste Dunkel, um irgendwann das Helle in mir zu finden und als meine Wahrheit anzuerkennen. Und ist dieser Prozess der Polarität überwunden, dann sind wir „nur noch“ in Liebe unterwegs. Dann nämlich juchzen unsere Seelen vor Freude: Wir haben es doch immer gewusst, dass wir voller Licht und Liebe sind!

Hinsichtlich dieser Lebensanschauung wird immer wieder klar, wie sehr unser erfülltes Leben von uns selbst abhängt. Eigentlich brauchen wir uns nur unsere gefühlten Schwachstellen anzuschauen, in Erfahrung zu bringen, was denn Seele so lernen möchte und können den Prozess  umso schneller durchlaufen, je mehr wir uns dem Problem in Liebe und Bewusstsein zuwenden. Jede Verdrängung, jede Projektion ins Außen wird das Problem ständig aufs Neue nähren- jede liebevolle Hinwendung wird es erlösen. Das, was ich anschaue, das wird verschwinden- dem ich mich aber widersetze, das bleibt bestehen. Ist halt auch so ein Gesetz des Lebens.

Nein, einfach ist es nicht, sich konsequent seine tiefsten Wahrheiten zuzugestehen, ganz klar zum Ausdruck zu bringen, was da wirklich in uns wühlt. Und doch hab ich die Erfahrung gemacht, dass es mir niemals gelingen wird, diese zu überdecken, zu ignorieren, schönzureden, denn eh ich mich versehe, kommt Leben in zig vergleichbaren Situationen daherspaziert und serviert sie mir auf einem Silbertablett- immer und immer wieder, so lange, bis ich sie als einen unerlässlichen  Teil meiner selbst anerkenne. Wozu das gut sein soll? 

Der Fokus wird immer das Bestreben der Seele sein, in ihre Heilung zu kommen, sich als das vollkommenste Unvollkommene zu erkennen- in der Balance zwischen unperfekt/ perfekt- halt als „menschlicher“ Mensch mit Schwächen und Stärken und nicht als ein super funktionierendes Etwas ohne Makel.

Diese Bühne des Scheins werden wir irgendwann voller Freude verlassen, weil wir der frühkindlichen Rollen überdrüssig sind, weil in uns das Verlangen ist, einfach nur Mensch sein zu dürfen. Ich glaube, unter dem Gesichtspunkt sind die oft schmerzvollen Windungen des Lebens durchaus nachzuvollziehen, denn Leben will nicht mehr, als dass wir wieder in unseren Urzustand zurückkehren- in diese Harmonie zwischen Körper, Geist und Seele, denn nur das entspricht unserem natürlichen Sein.

*Linda*

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