Samstag, 22. April 2017

„Flügel „







„Flügel „

 ein Songtext von Klaus Hoffmann
Gestern war dieser Vogel da
setzte sich an mein Fenster,
sah mich an, als ich ihn ansah
und vertrieb mir Gespenster.

Er sang:
oh, wunderbarer Morgen
oh, wunderbarer Morgen
Die Welt ist nicht schlecht-
Unrecht oder Recht-
lerne zu sehen- du musst
hinter die Fassaden gehen,
dann wirst du blaue Wunder sehn
Und der Vogel nahm meine Hand-
Hände wurden zu Flügeln-
flog mit mir durch die Schattenwand.

Plötzlich konnte ich lieben

Er sang:
oh, wunderbarer Morgen
oh, wunderbarer Morgen
Feuervogel flieg,
du brauchst keinen Sieg,
lass es nur wachsen und werden
und liebe, was du bist,
bis dich ein neues Wunder küsst!
oh, wunderbarer Morgen
oh, wunderbarer Morgen
Klaus Hoffmann


Ich komme nicht dran vorbei, diesen Songtext des Liedermachers Klaus Hoffmann anzuführen. Als ich ihn verinnerlichte, wurde mir wieder so sehr bewusst, dass sich unsere Welt irgendwie total falsch herum dreht und Menschen in einer Richtung unterwegs sein lässt, die nicht gerade lebensfördernd ist. Absolut konform gehe ich mit der Aussage im Lied: Wir müssen EIGENTLICH nur bereit sein, hinter die Fassaden zu blicken, dem Leben mehr Tiefe und Weite zugestehen, als es vom Verstand her möglich ist.

Unser Leben ist keine „Schwarz- weiß- Ausgabe“, sondern so farbenfroh und geheimnisvoll, wie die Tiefe des Meeres. Ungefähr vergleichbar mit der Situation, wenn wir am Strand stehen. Wir nehmen optisch die Oberfläche wahr und können nur erahnen, welche geheimnisvolle Schönheit und Magie sich in der Tiefe verbirgt! 




Kinder tragen diese Offenheit der Schönheit des Lebens gegenüber wie selbstverständlich in sich. Da genügt eine einzige Pusteblume, um durch sie kleine Herzenswünsche auf den Weg zu schicken. Da wird ein vierblättriges Kleeblatt zum Glücksbringer auserkoren und eine fleißige Ameisenarmee weckt allergrößte Aufmerksamkeit. Ja, Kinder sehen die Welt aus einer völlig anderen Perspektive! Sie erspüren sie! Der Grund ist, dass sie mit sich selbst noch eng verbunden sind- ihrer innewohnenden Quelle extrem nah.

Doch leider ist uns dieses kindliche Seh- und Empfindungsvermögen  irgendwann abhanden gekommen. Wir tauschten es ein gegen ein sachlich nüchternes selbstbeherrschtes zweckbezogenes Denken und Handeln. Auch wenn es sich immer etwas überzogen liest- doch der Tragik wegen spreche ich von künstlich gelebten  Haltungen. Allerdings:  So sind wir eigentlich gar nicht veranlagt- es passt nicht zum Wesen des Menschlichen!

Klaus Hoffmann weiß da auch einen guten Rat, wenn er empfiehlt:

„Mensch, du brauchst keinen Sieg-
liebe einfach, was du bist-
lass es wachsen und werden,
bis dich ein neues Wunder küsst!“





Ja, ich spreche sehr gern von dem Wandel  dieser Zeit, weil ich mir denke, dass in uns allen eine immerwährende Sehnsucht wühlt. Diese sich verkehrt herumdrehende Welt kann uns auf Dauer unmöglich ein Heimatgefühl schenken. Wir brauchen es in viel „einfacher“, bescheidener  und viel farbenfroher, „wunder- voller“- halt so, wie wir es als Kinder Tag für Tag erlebten.

Ich denke auch, dass der Hinweis von Klaus Hoffmann der ideale Leitfaden für ein ganzes Leben gewesen wäre: Liebe einfach, was du bist und sei zu jeder Zeit bemüht, diese schönen Blumen in deinem Lebensgarten zum vollständigen Erblühen zu bringen! Lass es wachsen und gedeihen, denn so bist du von Gott gewünscht und dann wirst du eines Tages von kleinen Wundern überrascht.

Ich weiß aus Erfahrung nur zu gut, wie sehr gerade die Momente schmerzen, in denen man völlig neue Einsichten auf Leben gewinnt, weil es ja irgendwie einem Betrug gleichkommt, dass man uns auf die falsche Fährte schickte und es zudem immer noch versucht. Wir wissen immer mehr, besitzen immer mehr und haben im Endeffekt immer weniger davon. Das Loch im Herzen, der Abstand zum Nächsten wird immer größer und unsere Seelen verkümmern, weil wir angehalten werden, uns immer weiter von uns selbst zu entfernen. Dabei kann es kein größeres Ziel geben, als das pure Licht unseres Seins!




Es gibt einen schönen Rat und der lautet:

Verbinde dich mit deiner Seele und du wirst ruhig. In der Stille nämlich tut sich der Seele die Wahrheit kund, dann werden wir erspüren, was wirklich für uns zählt! Und auch wenn ich es schön mal anschnitt:

Es gibt da zum Glück so ein Prinzip der Harmonie-
das uns langfristig zum vollkommenen Urzustand zurückführt.

Auch wenn es auf Anhieb nicht verständlich ist, aber ich seh es so, dass dieser ganze Wachstumsprozess im Leben uns letztendlich wieder mit der Quelle allen Lebens verbinden möchte.

Und das ganze Leid, das wir zwischendurch erfahren, wird uns leiten.

Leben wird uns in seiner Weisheit exakt dort hinführen, wo sich sozusagen kleine Risse in dem scheinbar so Sicheren, Gewohnten auftun. Es ist vergleichbar mit einem Anstupser und wir werden gefragt: Na, ist das, was du da lebst, wirklich deine tiefe gefühlte Seelenwahrheit oder folgst du lediglich dem, was die Welt dir da draußen seit Kindertagen erzählt?


Da ich auf ein recht bewegtes schmerzvolles Leben zurückblicke, ging ich irgendwann in die Haltung über, den Schmerz nicht mehr als unerbittlichen Feind zu sehen, sondern als eine einmalige Chance und sage heute: Leiderfahrung für Leiderfahrung waren Voraussetzung, damit sich Späteres überhaupt erfüllen konnte. Mit jedem Schmerz gewann ich eine neue Einsicht und konnte so auf der Treppe des Bewusstseins eine Stufe weiter empor gehen. Vielleicht sind wir während des Aufenthaltes im tiefsten Loch der Ansicht, die Welt ginge unter- doch jeder Fall ist immens wichtig, um irgendwann unsere Flügel zurück zu gewinnen.

Allerdings werden wir dann nicht wie die künstlichen Drohnen in der Luft herumfliegen, sondern „nur noch“ durch und durch Mensch sein und uns wahrscheinlich zum ersten Mal wieder sagen können: Noch nie hab ich Leben so sehr geliebt, denn ich spüre MICH in all meinen Facetten und es fühlt sich richtig richtig gut an.

Doch dafür müssen wir unterwegs bleiben im Sinne der Seele und meines Erspürens nach  im Sinne eines Vorhabens der „Höheren Stelle“. Für mich lautete die Frage hinsichtlich des Schmerzes irgendwann: „Was hat Gott mit mir vor? Dieser ganze Schmerz muss doch irgendwo hinführen“. Heute bin ich mehr denn je der Ansicht, dass es einen sehr gut durchdachten Plan gibt, den jeder von uns zu erfüllen hat, ausgerichtet auf die Liebe zu uns selbst und zu allem, was uns umgibt.

Spontan hab ich da das karrierebewusste Ehepaar vor Augen, welches sich um eine künstliche Befruchtung bemühte, weil die liebevolle Zuwendung leider keinen Platz mehr in ihrem Leben fand. Ich hab auch noch den Appell einer Sprecherin im Fernsehen im Ohr, der sich an die Eltern richtete mit den Worten: Erzählt  euren Kindern, was Liebe wirklich ist, denn sie wissen es nicht.

Ich blicke schon mit Sorge in die Zukunft angesichts der Frage, welche Welt, bzw. Lebensanschauung wir an unsere Kinder weiter vererben. Sind wir in der Lage, ihnen das Wesen der Liebe näher zu bringen, ihnen zu vermitteln, dass bedingungsfreie Liebe zum Nächsten den Anfang in uns selbst nimmt? Lieben wir uns selbst genug, um ihnen ein gutes Vorbild für die wahre Liebe zu sein?

Ich für meine Person konnte es damals nicht verwirklichen, weil ich voll in meinen Mustern und Rollen steckte- somit in Unliebe zu mir selbst. Schuld darf ich mir dafür nicht zusprechen, denn ich habs nicht besser gewusst. Heute ist mir vieles klarer und ich denke, nur darauf kommt es an- nicht stehen zu bleiben, sondern den neuen Einsichten zu folgen, Stufe für Stufe, so lang, bis es sich innen drin wirklich stimmig anfühlt. Klar, diese Art zu leben steht im glatten Widerspruch zu allem gängigen Überlieferten, doch ich sehe es als die Freiheit jedes Menschen an, für sich selbst zu entscheiden, wie seine Version , bzw. Vision von Leben aussehen soll. Gespür haben wir alle genügend mitbekommen- wir fühlen genau, was uns gut tut, was für uns Bereicherung darstellt. Dass eine individuell gewählte Lebensform dann von gesellschaftlichen Vorgaben abweicht, darf uns nicht stören, denn schließlich tanzen wir unseren eigenen Lebenstanz! So ist es vom Leben erwünscht. Es bedarf nur des Mutes und der Befreiung alter Fesseln. Hier fällt mir wieder jener Mann ein, der sich für ein Leben im Wald entschloss oder die junge Frau aus Berlin, die es in den Busch nach Afrika zog! Genau diese Menschen werden am Ende ihres Lebens freudig erkennen, dass ihre scheinbar gewöhnungsbedürftigen Entscheidungen die besten waren, die sie jemals treffen konnten- denn sie folgten ihrer Seelenwahrheit.

Dieses Befolgen der inneren Stimme wurde auch für mich zur ultimativen Haltung, weil es mich eh seit Jahren „irgendwie zieht“ und weil ich dem Leben halt viel mehr Weite und Tiefe zuspreche, als es mich gelehrt wurde. Erst wenn ich nicht mehr verstehe, dann kann ich mir sicher sein, dass ich es mit dem wahren Wesen des Lebens zu tun habe- mit dem, was sich da hinter der Fassade des Scheinbaren verbirgt.

Es heißt so passend:

„Im Annehmen der unsichtbaren Wirklichkeit
liegt der Schlüssel für unser Glück.“

Nach wie vor bin ich der Ansicht, dass etwas Höheres unser Leben auf sehr weise Art führt und Seele ureigene Wege geht, die wir niemals werden nachvollziehen können. Doch genau diese Wahrheit lässt mich still werden in einer vom Fortschritt geprägten Zeit, in der man der Ansicht ist, alles belegen, erklären zu können.


Das größte Geheimnis des Lebens werden wir niemals entschlüsseln können, da bleibt uns nur das  VERSTÄND-nis-lose Annehmen , verbunden mit dem bedingungslosen Vertrauen in etwas viel Höheres, das unsere Wege lenkt und uns als Zeichen der Dankbarkeit fürs Vertrauen  manchmal ein kleines Wunder schenkt.

*Linda*

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