Wir tragen ein hohes Maß an Verantwortung
Ja, die Wahrheit- sie ist schon ein besonderes Gut im Leben,
denn nichts vermag uns so viel Schmerz zuzufügen- nichts lässt uns andererseits
schneller wachsen! Aus persönlicher Erfahrung kenn ich mich da sehr gut aus und
musste unter Schmerz erfahren, dass diese Wahrheit vom Wesen her unerbittlich
ist. Lange kann man ihr ausweichen, doch ganz verschwindet sie nie. Irgendwann
taucht sie wieder auf und konfrontiert uns mit ihrer ganzen Aufdringlichkeit.
Ich erinnere mich noch sehr gut, als sie sich vor Jahren bei
mir einstellte, um mir sehr deutlich zu verstehen zu geben, dass ich all meinen
Schmerz, meine Unzufriedenheit in der zurückliegenden Beziehung nicht auf den
Partner abschieben konnte. Irgendwie schien sie Recht zu haben, denn
schließlich hatte ich, wenn auch unbewusst, durch meine innere Einstellung,
mein Verhalten das O.K. gegeben. Ja, ich
hatte die Situation selbst erschaffen. Die Verursacher waren ohne Frage diese
völlig überholten kindlichen Glaubenssätze und das fehlende Wissen , dass niemand auf der Welt die
Verantwortung für mein Leben trägt, als nur ich allein. Ja, ich hab dann diese
Wahrheit verinnerlicht, obwohl sie völliges Neuland war und einen sehr hohen
Anspruch an mich stellte- halt den Anspruch der Eigenverantwortlichkeit für
mein Leben.
So wie ich Leben kennen lernte, drängt es eh extrem darauf,
dass sich ein jeder von uns voll und ganz verantwortlich zeigt für sein
kostbares Geschenk des Lebens, denn in Zusammenarbeit mit der Seele wird alles
dafür getan, um uns in dieses Bewusstsein hinein zu führen, bzw. hineinwachsen
zu lassen. Der Zeitpunkt liegt zumeist in der zweiten Lebenshälfte- wenn wir
allmählich spüren, dass uns diese vermittelten Wahrheiten des Morgens kein
wirklich gutes Lebensgefühl vermitteln. Irgendwie fehlt da dieses gewisse
„Etwas“- wir fühlen uns einfach nicht richtig „genährt“.
So erging es dem Verfasser des folgenden Textes:
Zwei Wege teilten
sich in der Mitte des Lebens.
Ich wählte den Weg,
der selten
beschritten wird
und das macht den
Unterschied aus
bei Tag und bei
Nacht.
Larry Norman
Bildlich gesehen suchen wir irgendwann diese Tür in eine
andere Welt. Wir wissen zwar zu dem Zeitpunkt nicht genau, was wir da ersehnen-
aber wir erspüren auf leise Art, dass es da noch etwas ganz Anderes geben muss,
für das es sich zu leben lohnt! Ich komm nicht umhin, die erlesene Erklärung
einzufügen:
Der Mensch hat Sehnsucht nach dem Wunderbaren, der
Leichtigkeit des Lebens und mit Sicherheit auch nach dem wahren tiefen Sinn von
Leben!
Und EIGENTLICH ist der Mensch nur von einer Sehnsucht
getrieben: Er sucht nach seinem wahren Wesen, das er einst eintauschte gegen
ein künstlich erzeugtes ICH, gegen künstlich gestaltete Beziehungen und
künstliche Lebensanschauungen. Ein hoher Preis, den wir da bezahlten, um in der
Gesellschaft unseren Platz der Anerkennung zu finden!
Irgendwann merken wir nämlich wie Phil Bosmans, dass
menschliches Glück kein Produkt von Wissenschaft, Technik, Konsumfreude ist-
sondern dass es abhängt vom Lieben und Geliebtwerden, von einem fühlenden Herz
und von so vielen Dingen, die kostenlos
sind. Es kommt einem Trugschluss gleich, anzunehmen, dass ein glückliches Leben
möglich ist, wenn wir Liebe und
Mitmenschlichkeit ausklammern.
Ich fand es recht tröstlich, zu lesen:
„Wenn wir in Treue und Verantwortung zu uns stehen, dann
ordnen sich die Dinge wie von allein!“
Das kann ich nur bestätigen, denn kaum hatte ich 2011 zum
ersten Mal das bedingungslose JA zum Leben und auch zu meinen
Seelenbedürfnissen gesagt, erschloss sich mir der Weg Schritt für Schritt, fast
wie von allein. Ich konnte regelrecht erspüren, wo es lang ging! Seele wünscht
sich nämlich nur eines- dass wir für ihre Bedürfnisse und unsere Wahrheiten
mutig einstehen und das recht konsequent. Sind wir in der Haltung angekommen,
dann setzt sie alle Hebel in Bewegung, um uns beim Gehen behilflich zu sein! Es
scheint sogar, als würde sich Leben gemäß der Seelenwünsche biegen- zu erklären
vermag ich es nicht, es ist halt eines der Geheimnisse im Leben! Wir müssen
nicht alles verstehen- wir müssen Leben „nur“ lieben!
Ostern ist zwar vorüber, dennoch sage ich: Es gibt so mitten
im Leben eine Art von Auferstehung, wenn wir uns von unserem Kreuz der Ursache
und Wirkung befreien, an das uns das Unwissen einst schlug! Und die Befreiung,
die schenkt uns die Liebe- zu uns
selbst! Was trennt uns im Grunde von einem lebenswerten erfüllten Leben?
Sind es nicht immer wieder die alten Glaubenssätze, ist es nicht die Unliebe zu
uns selbst, verbunden mit vielen Ängsten? Angst, abgelehnt zu werden- Angst,
nicht zu genügen, Angst vor der Angst?
Doch diese Ängste sind Ängste des verletzten Kindes in uns-
gesät in einer Zeit der Abhängigkeit von unseren Erziehern. Es sind
transportierte Ängste- die es schafften,
auch noch das Erwachsenendasein zu
beeinflussen. Und immer wieder ist es “nur“ der Verstand, der alles
schürt.
Gelingt es uns, alte Programme, Glaubenssätze, Ängste
abzulegen- diesen Verstand zum Schweigen zu bringen und uns der Seele/ uns
selbst zuzuwenden, dann sind wir auf dem richtigen Weg! Die wichtigste
Beziehung in unser aller Leben ist erst einmal die liebevolle Beziehung
zwischen uns und diesem verletzten inneren Kind, das auch heute noch nach
Aufmerksamkeit, Verständnis und Streicheleinheiten ruft.
Neulich verfolgte ich im Fernsehen zufällig, mit welchen
Problemen ein junger Mann hinsichtlich seiner Internetsucht zu kämpfen hatte. Er durchlief eine Therapie
und kam zu dem Entschluss, dem PC voll und ganz zu entsagen. Sein Grund: er
wollte endlich wieder das richtige Leben spüren, raus aus der Abhängigkeit!
Sehr bemerkenswert fand ich seine
Aussage: Wir können nicht immer auf die böse Welt da draußen schimpfen- das sie
die Schuld trägt, wenn z. B. solche Süchte wachsen. Jeder steht in der Eigenverantwortung, für sich selbst zu
entscheiden, was in seinem Leben Priorität haben soll. Und damit hatte er
völlig Recht! Wir müssen ja nicht tun und haben, was man uns so suggeriert.
Jeder besitzt die Freiheit, für sich selbst zu entscheiden und dafür brauchts
halt die Liebe zu sich selbst! Nichts kann wichtiger sein, als in jeder
Situation das Seelenwohl an die erste
Stelle zu setzen, sich selbst als den wichtigsten Menschen im Leben zu sehen,
der in Treue und Selbstachtung zu sich steht. Die Welt da draußen wird sich
erst dann verändern können, wenn sich der Einzelne verändert. Frieden in der
Welt wird erst dann möglich sein, wenn der Frieden in jedem Einzelnen
eingekehrt ist. Dazu brauchts ein völlig neues Bewusstsein und ganz viel Liebe
zu uns selbst.
Es liest sich vielleicht alles etwas anstrengend, doch wenn
wir uns und unser Geschenk Leben nicht bewusst ernst nehmen, dann wird es
nichts mit der ersehnten Leichtigkeit. Schließlich muss abfallen, was nicht zu
uns gehört und zudem ruft es nach einer völlig anderen Sichtweise auf Leben als
bisher.
Der Deutlichkeit wegen gebe ich zu bedenken, dass jeder von
uns sich als göttliche Seele erkennen
darf- in der Pflicht, diese Seele zu achten und aufs Höchste wertzuschätzen.
Wenn uns dies gelingt, dann werden wir auch alle anderen Seelen voller
Wertschätzung sehen. Denn dann lieben wir den Nächsten wie uns selbst!
Phil Bosmans schrieb einmal:
„Den Großteil der Schmerzen fügen sich die Menschen
untereinander selbst zu!“
Da sind Verurteilung, rasche Kritik, Neid, Gerede, Habgier
an der Tagesordnung- für mich „nur“ Ausdruck des inneren Unerlösten und
Unfriedens.
Vom Bild her gesehen ruft die Zeit nach der Formation „auf
Augenhöhe zu sein“ mit allen anderen- „leben und leben lassen“ in dem Wissen,
dass niemand sich ein Urteil erlauben kann, was Reaktionen und Haltungen
Anderer betrifft. Niemand ist in den Schuhen des Nächsten gelaufen und jeder
Mensch ist „gleich vollwertig“!
Unsere Aufgabe sollte
es sein, unserer Einzigartigkeit ihren Ausdruck zu verleihen in dem
Bewusstsein, dass wir einander so viel schenken können! Jeder trägt eine ganz
bestimmte Kostbarkeit in sich, die kein anderer hat. Einander zur Bereicherung
werden- den Gedanken verfolge ich gern – sich verschenken ohne Nutzgedanken,
ohne Erwartungshaltung, ohne Anspruch, ohne Pflicht und Regeln- das wärs! Und
der Vollständigkeit halber dann noch mit dem Leitgedanken: Ich achte und
wertschätze die Seele des Anderen in dem Maße, wie ich auch meine Seele achte!
Um in diese Haltung zu kommen, musste ich viele schmerzhafte
Prozesse durchleben- doch heute ist mir klar: Jede Schmerzphase war eine
Wachstumschance für sich und anders sind Leiderfahrungen nicht einzuordnen.
Sich für die Bitterkeit hinsichtlich eines ungerechten Lebens zu entscheiden,
ist der falsche Weg, denn so lassen wir Leben nicht genügend Raum, um sich
entfalten zu können. So verpassen wir unsere Sehnsucht nach dem Schönen und
Wunderbaren.
Ich weiß nicht, wer den Tipp gab:
„Mach doch einfach aus jedem „Ach“ ein „Lach“!
Das bedeutet nicht mehr, als die Sichtweise auf den Schmerz
zu verändern und ihn als etwas Förderliches, sogar Unentbehrliches zu sehen.
Dankbarkeit statt Verzagen- so lebt es sich leichter.
Es gibt einen sehr schönen Spruch, der da lautet:
„Man muss sich Zeit nehmen, um den Boden gut zuzubereiten,
wenn die Saat aufgehen soll!“
Leben und Seele tun nicht mehr, als genau diesen Boden
zuzubereiten, gekoppelt mit dem stillen Wunsch, dass die Saat irgendwann in
ihren gesunden Blühstatus kommt. Seele verfolgt
das große Ziel, in ihrer ganzen
Schönheit zu erblühen, sich als reine Liebe zu erspüren und das wird nur
möglich sein, wenn auch die Bodenbeschaffenheit stimmig ist. Von daher spreche
ich heute nicht mehr von irgendeinem Kampf, sondern von einem ganz natürlichen
Wachstumsprozess, den jeder von uns durchläuft, durchlaufen muss. Dieser „Sieg“
wird nicht durch eine kämpferische Haltung errungen. Ganz im Gegenteil- wir
werden gewinnen, wenn wir uns dem hingeben, was Leben an uns heranträgt, wenn
wir achtsam mit seinen Geschenken in Form von Situationen oder Begegnungen
umgehen, denn alles ist Gelegenheit, um letztendlich zu erblühen und vielleicht
auch irgendwann in Leichtigkeit zu fliegen.
Klar, was hat man uns nicht alles über das Erstrebenswerte
im Leben erzählt und zumeist ging es da um die Macht, um Rechthaberei, um den
Sieg der anderen Art, um zig Regeln und Gesetze, um Rangordnung! Doch ehrlich
gesagt, das kann es nicht sein. Wir können keine Freundschaften,
Partnerschaften, sonstige Beziehungen leben, wenn sie auf einem Regelwerk
beruhen. Echte Freundschaft, wahre Liebe sind Kinder der absoluten Freiheit-
man kann sich gegenseitig halten, aber darf sich nie festhalten. Auch hier hab
ich meine Beziehungserfahrungen machen müssen!!!, ging nicht anders, sonst
hätte ich mich 2011 nicht mit der festen Überzeugung auf den Weg begeben mit
den Worten: „Das! tu ich mir nie wieder an! Es hat so sehr geschmerzt!“
Nur durch meine Schmerzerfahrungen vermag ich doch zu
erkennen, welche Vision von Leben ich eigentlich ersehne. Nur durch sie wird
ein Aussteigen aus den alten Mustern gewährleistet- vermag ich für mich allein
zu entscheiden, WAS und WIE ich leben möchte, ganz egal, was mir die Welt da
draußen erzählt.
Es geht in Beziehungen, gleich welcher Art, niemals um Macht
und Recht, sondern um den authentischen Ausdruck des Seins! Es geht auch nicht
darum, sich anzupassen, sich mit dem Gedanken an Harmonie einzufügen- sondern
allein darum, die Einzigartigkeit zu verkörpern. Das ist in unser aller
Verantwortung.
Und wenn Einzigartigkeit sich zu Einzigartigkeit gesellt,
dann wird alles noch einzigartiger! So sollte es sein- sich nicht verlieren,
sondern dazugewinnen, um eine noch schönere Ausgabe seiner selbst zu kreieren.
Ja, es ist ein Umdenken angesagt, weil wir in solchen Haltungen
früher niemals bestärkt worden wären! Darum finde ich es immens wichtig, dass
die heutige Erziehung das Kind mit seiner kleinen Persönlichkeit einfach „so-
sein lässt“ und die Möglichkeit schenkt, dass jedes kleine Wesen seine
einzigartige Veranlagung zum Ausdruck bringen darf. Dazu gehört ohne Frage auch
die Anleitung zum kritischen Denken, um zu verhindern, dass ein Kind eines
Tages zum Bestandteil der Masse wird- sein JA setzt, obwohl es ein dickes Nein
im Mund hat. Natürlich gibt’s da den einen Haken, denn unsere Kinder leben nun
mal in diesem System, das immer mehr in
die künstliche Richtung zielt und immer weniger Raum für alles
Menschliche lässt.
Doch wie betont, jeder Einzelne trägt die Verantwortung mit
und darf zum Glück frei entscheiden, welche Prioritäten er setzt. Wo keine
Nachfrage mehr ist, wird auch das Angebot irgendwann schwächer. Ich musste ja
neulich schmunzeln, als ich wiederholt Werbeeinspieler sah, die als Werbeträger
kleine Kinder einsetzten. Es geschieht wohlüberlegt, denn Kinder tragen den
Niedlichkeitsfaktor in sich, sprechen spontan an und dürfen darum auch Werbung
machen für Lebensmittelgeschäfte- für Medikamente, Versicherungen oder
Automarken. Für mich allerdings mit vielen ??????? verbunden.
Nur eines stellt keine Frage dar:
Kinder sind wirklich heilsam für unsere Seele und das nicht
ohne Grund, denn sie spiegeln eines
wieder: die Sehnsucht nach uns selbst, denn sie erinnern uns durch ihr
authentisches Sein daran, wer wir mal waren, bevor alle Welt uns erzählte, wer
wir zu sein hätten!
*Linda*
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