Samstag, 12. Januar 2019

Du bist die, auf die du gewartet hast...







Du bist die, auf die du gewartet hast.
Du bist der, auf den du gewartet hast.



Etwas fragwürdig scheint die heutige Überschrift zu sein, denn wie kann es denn sein, dass wir auf uns selbst warten? Hier fällt mir eine andere These ein, die besagt: „JEDER Mensch ist Zeit seines Lebens unterwegs, um sich selbst zu suchen und zu finden.“ Nun gut, das macht das Ganze auch nicht verständlicher, denn es liest sich ja so, als hätten wir uns irgendwann  verloren! Ich drück es allerdings anders aus, weil ich sage: Wir kamen in der frühen Zeit in die extrem schlimme Situation, dass man uns verloren gehen ließ. Es blieb uns nämlich aufgrund unserer Abhängigkeit wie Gutgläubigkeit gar nichts anderes übrig, als das für wahr zu erklären, was man uns erzählte- über uns- über das Erstrebenswerte im  Leben und was noch so dazu gehörte.

Es sind Wahrheiten, denen wir zumeist in der ersten Lebenshälfte strikt folgen, ohne jemals Zweifel zu hegen. Doch irgendwann, da kommt das große nüchterne Erwachen, weil wir einsehen müssen, dass unser so sicher geglaubtes Lebenshaus immer mehr Risse der Fragwürdigkeit aufweist.Da macht sich  Unzufriedenheit breit, innere Leere, ein Gefühl der Sinnlosigkeit und erfolgloser kraftzehrender Suche nach dem gewissen Etwas. Doch wo sollen wir es finden? Und überhaupt- was ist dieses gewisse Etwas?

Diese Frage hab ich mir früher zu genüge gestellt, denn trotz aller Mühen und Wohlwollen gelang es mir nicht, diese ersehnte  Leichtigkeit und kontinuierliche Freude in mein Dasein zu integrieren. Lag es vielleicht an der Schwere meiner Kindheit- lag es an all den vielen Herausforderungen, die ich zu bewältigen hatte? Vielleicht hatte ich ja auch gar kein leichtes Leben verdient, wer weiß? Gewiss war das Schicksal mir nicht gut gesonnen, warum auch immer.

Heute weiß ich es allerdings ein bisschen besser, denn mein Leben hat sich gewandelt, weil ich mich selbst einer Wandlung unterzog. Krass umschrieben, bin ich einmal bildlich gestorben, um in einem neuen Leben aufzuwachen. Es erübrigt sich, zu erläutern, dass so ein Sterbeprozess nicht mal eben vollzogen ist. Ich habs damals mit der Raupe im Kokon verglichen, die ihre ganz bestimmte Zeit benötigt, um irgendwann ihr Gehäuse als bunter Schmetterling verlassen zu können. Es würde auch nichts bringen, den Kokonaufenthalt abzukürzen: Alles braucht und hat seine ganz bestimmte Zeit des Wachsens und Werdens.



Das Leben ist wie ein Buch.
Du kannst nicht einfach ganze Kapitel überspringen.
Du musst jede einzelne Zeile lesen
und jeden Charakter kennenlernen,
um der Geschichte einen Sinn zu geben.
Manches wird dich zum Weinen bringen
aber es wird auch Seiten und Zeilen geben,
bei denen du dir wünschen wirst,
sie gehen nie zu Ende.


Doch wenn wir diesen Prozess erfolgreich bewältigt haben, dann dürfen wir uns voller Stolz vor den Lebensspiegel stellen und  sagen:

Herzlich willkommen, neuer Mensch im neuen Leben!

 Ich bin die, auf die ich so lang gewartet habe.
Ich bin der, auf den ich so lang gewartet habe!


Mir wurde damals eines klar: Es gibt eine Wahrheit, um die man uns von Kindheit an betrogen hat und sie heißt:

Wahre Schönheit kommt von innen und auch wahres Leben kommt von innen. ALLES beginnt IMMER IN UNS und nicht vor unserer Haustür.

Es gibt da draußen nichts, was uns jemals glücklich werden lässt, wenn wir es versäumen, unsere innere Welt liebevoll zu erschließen. Vor allem anderen muss eine zärtliche verständnisvolle Liebesbeziehung zu uns selbst stehen. Ja, wir dürfen, nein, wir müssen uns, bzw. unseren Kokonprozess sehr wichtig nehmen, um zu verstehen, was hinter all den Herausforderungen, Problemen und Schwierigkeiten steckt, denen wir immer wieder begegnen. Es heißt sehr passend: Was jetzt da ist, muss da sein, weil ein ganz bestimmter Sinn damit verbunden ist. Wir würden sonst nämlich die Chance verpassen, zu dem Menschen zu werden, der wirklich IN UNS steckt.


Für uns erscheint es schmerzhaft, doch Gott würde sagen:

„Alles geschieht aus Liebe zu dir“, weil es ihm so sehr am Herzen liegt, uns wieder zu dem Original werden zu lassen, das er einst erschaffen hat. Die Welt hat uns im Laufe der Jahre mit ihren Scheinwahrheiten arg verformt- zur Kopie werden lassen, doch nun haben wir das Glück, dieser Verformung ein für allemal zu entsagen.

Diese neue Freiheit ist ein unermessliches Geschenk an jeden von uns, denn wir können förmlich die Ketten der Kindheit fallen hören, die uns ein Leben lang einschnürten und gefangen hielten.

Schreib ich über Gott, so möchte ich die Seele nicht vergessen, denn die beiden arbeiten quasi Hand in Hand. Was dem Willen Gottes entspricht, wird auch immer im Bestreben der Seele liegen. Und wer lernt, sich dieser inneren Stimme voll anzuvertrauen, der findet den Weg ins neue Leben wie von allein. Bei mir wars damals das Gefühl, als würde mich irgendetwas unmerklich ziehen. Ich wusste zwar nicht, wohin, aber ich ließ mich leiten, so wie ich es von innenher vernahm. Nein, niemand von uns wird in diesem schwierigen Kokonprozess allein gelassen, das ist mir heute mehr als bewusst.

Ob nun Führung durch die Seele oder durch Gott- es kommt aufs Gleiche heraus- Hauptsache , wir folgen nicht mehr dem Strom der Masse- dann kommen wir nämlich niemals an.

Es geht schließlich um unsere ureigenen Seelenbedürfnisse und individuellen Wahrheiten. Hier kann uns niemand sagen, was für uns passend ist. Niemand hat unsere Geschichte miterlebt- niemand ist in unseren Kindheitsschuhen gelaufen und hat gefühlt, was wir fühlten. Hier wird immer nur unsere Seele der einzige Ansprechpartner sein und das am effektivsten in Momenten der absoluten Stille. Genau dann erspüren wir- was wir wirklich ersehnen, was für uns lebenswert ist und wo wir immer noch etwas leben, was gar nicht zu uns passt.

Klar, in solch einem stillen Dialog ruft die Wahrheit recht laut „Hallo“- aber nichts befreit uns mehr, als wenn wir endlich das erkennen, was für uns persönlich wahr und richtig ist.

Ich denke gerade an den Song „Und wenn sie tanzt“. Er beschreibt die Lebenssituation einer berufstätigen Mutter, die ihre Kinder über alles liebt- ohne Frage. Doch wenn es ganz still ist um sie herum, dann spürt sie ihre unerfüllten Sehnsüchte nach einem Leben, das von Leichtigkeit, Abenteuerlust, Unbeschwertheit erzählt. So vieles hat sie versäumt, zu erleben…..so dass nur noch die stillen Sehnsüchte blieben.


Ich kenn das von mir zu gut, denn wie oft hab ich mich zurückgelehnt, um mir ein völlig anderes Leben vor Augen zu führen- eines, das meiner Ansicht nach viel besser zu mir und meinen tiefen Seelenbedürfnissen gepasst hätte. Wäre ich schon damals in der Lage gewesen, meiner inneren Stimme zu lauschen, hätte ich eine absolut andere Richtung eingeschlagen. Und ich weiß zu 100%: Das wäre MEIN erfülltes Leben geworden.

Nun gut, ich hab draus gelernt , draus lernen müssen unter ganz viel Schmerz, weil ich begriff, wie weh es tun kann, über lange Zeit etwas zu leben, was der Seele nicht gefällt. Wir leben ja quasi an uns selbst vorbei und das mit der Gefahr, uns auch noch zu verlieren.
Doch das kann nicht der Sinn unseres Daseins sein, dass wir am Ende da stehen und als Frau oder Herr Niemand von dieser Erde gehen!

Ich vermag gar nicht zu sagen, wie dankbar ich bin, dass mir all die Erkenntnisse in diesem Leben geschenkt wurden, aber  die Schmerzerfahrung des Vorbeilebens war so gewaltig und ernüchternd, dass ich geradezu darauf erpicht war-  ein anderes Lebensgefühl zu erfahren. Nicht ohne Grund stieß ich den Ruf aus: „Nie wieder werde ich so sehr an mir selbst vorbeileben! Das  tue ich mir nicht noch einmal an! Es hat mich so viel Kraft und Schmerz gekostet!“

Ja, heute lebe ich sehr bewusst und so, dass es meiner Seele IMMER gut geht. Sie ist mein größter Schatz, den es zu behüten und zu umsorgen gilt. Für mich zählt nicht mehr die (Un-)wahrheit, dass ich meinen Wert erst durch andere Menschen oder durch Leistung/ Perfektion/ Anpassung/ Besitz erfahre. Ich muss auch niemandem gefallen, außer mir selbst. Wenn ich in allem, was ich tue und sage, mit mir, bzw. meiner inneren Stimme im Reinen bin, dann ist das allemal genug.

Ja, ich habe viele falsche verstandesmäßige Entscheidungen im Leben getroffen und doch denke ich:


Es ist nicht so wichtig, wer wir waren, als wir hinfielen,
sondern wer wir wurden, nachdem wir wieder zigmal aufgestanden sind.

Es ist für mich ein großer Trost, dass Gott es ebenso sieht. Für ihn ist unsere Vergangenheit mit all den Fehlern nicht entscheidend, weil er genau weiß, dass wir alle auf dem Weg sind- nach ganz viel Vorbeileben in einer Welt, die uns niemals Heimat werden wird. Doch wenn er sieht, dass wir uns auf ihn zubewegen, dann lässt er uns jedwede Unterstützung zukommen, damit wir irgendwann von einer sicheren Ankunft sprechen können.

Damit wir den Weg nicht verfehlen, sollten wir uns immer vor Augen führen:

Spüre den Funken Gottes in dir und wisse,
dass du niemals davon getrennt warst.

Wir können unsere wahre Herkunft nur schwerlich verleugnen, denn wir kommen durch ihn, wir leben und sind durch ihn und wir werden eines Tages wieder zu ihm zurückkehren…….

*Linda*

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