Sonntag, 12. August 2018

Wir sind gekommen, um ………


 

 

 

 

 

Wir sind gekommen, um ………

Da kam mir neulich folgende Überlegung. Welche Fortsetzung würden wir am Ende des Lebens für den Satz finden:

 

Ich war auf dieser Welt zugegen, um……………………………………….???????

 

Ehrlich gesagt hat es bei mir sehr lange gedauert, um zu verstehen, dass unser aller Leben von A bis Z ein sorgfältig durchdachtes Konstrukt Gottes ist und jeder von uns mit ganz besonderen Fähigkeiten, Gaben, Leidenschaften ausgestattet wurde, um diese eine ganz bestimmte Aufgabe zu erfüllen.

Gott hat ganz konkrete Dinge für uns geplant. Wir sind kein überflüssiges Gepäck, kein Zufall und dürfen davon ausgehen, dass der Verlauf unseres Lebens von jeher den göttlichen Gedanken in sich trug, uns zu befähigen, für diese eine Aufgabe bestens gerüstet zu sein.

Ins Bild gefasst könnte ich auch sagen: Wir sind hier, um als Wassertropfen im Meer der Liebe tätig zu sein, denn das, was wir da ausleben, wird immer zum Wohle anderer Wassertropfen sein. So ist es von Gott gedacht.

Oh ja, mir ist klar, dass da der Verstand sofort auf die Barrikaden geht, denn er weiß absolut nichts damit anzufangen. Es ist ihm mehr als bewusst, dass er in so einer Ansammlung von gleich aussehenden Wassertropfen regelrecht verschwindet. Da sieht ja ein Tropfen  wie der Andere aus- da kann man sich ja durch nichts hervorheben und glänzen!

 

Und doch sehe ich genau in dieser Unscheinbarkeit unseres Tropfendaseins den tiefen Sinn unseres Hierseins. Es heißt nicht unbegründet: Wir werden niemals ein glückliches Dasein führen, solange der Verstand seinen Thronsitz behält und uns ständig erzählt, dass sich ein erfolgreiches Leben dadurch auszeichnet, wenn es sich ausschließlich um uns selbst dreht.

 

 

Weil mich seine Lebensgeschichte extrem berührte, schreib ich sie noch einmal nieder.

Da war also jener Mann, der über eine Kindheit voller Entbehrungen, berichtete…..emotionale Zuwendung war ein Fremdwort, Schläge und Misshandlungen waren an der Tagesordnung…und so wuchs er verständlicherweise in eine kämpferische Lebenshaltung hinein. Ihm war es irgendwann egal, welchen Schmerz er seinen Mitmenschen zufügte- Betrugsdelikte, Ausbeutung- eine Straftat folgte der anderen, es kam sogar zum Mord- doch alles ließ ihn kalt. Dann hatte er eine lange Gefängnisstrafe zu verbüßen …….und in dieser Stille und Abgeschiedenheit begegnete er zum ersten Mal Gott- legte ihm in seiner Verzweiflung, Hilflosigkeit und inneren Zerrissenheit sein kaputtes Leben in die Hand mit der Bitte: Gott, wenn es dich gibt, dann schenke mir ein neues Leben- ich habs nämlich total vor die Wand gefahren.

Mittlerweile weiß ich, dass Gott keinen Menschen vor den Kopf stößt, wenn wir in dieser Haltung vor ihn treten und bereit sind, ihm unser altes verkorktes Häufchen Leben anzuvertrauen. Im Gegenteil! Gott hat eigentlich nur drauf gewartet, bis es soweit ist, um dann in und an uns wirken zu können. In solchen Phasen tritt nämlich eine in den Vordergrund und das ist unsere Seele- während der Verstand sich mittlerweile kleinlaut zurückzog. Es ist von mir nicht überzogen, wenn ich sage: Wir müssen erst so richtig in der „Lebensscheiße“ liegen. Unser so sicher geglaubtes Konstrukt von Leben muss in alle seine Einzelteile zerfallen sein……denn so ein Verstand ist von unbeschreiblicher Hartnäckigkeit, bzw. Überzeugungskraft.

 

Eine Aussage trifft es auf den Kopf:

 

„Erst wenn der Schmerz größer ist,

als die Angst vor der Veränderung,

dann beginnt die Heilung.“

 

Von unbekannt

 

Es liegt einfach in der menschlichen Natur, dass wir so lange ausharren, bis es unerträglich wird- mir ist es nicht anders ergangen. So lange alles irgendwie noch passt, fehlt der nötige Antrieb.

Jener Mann war nur noch eine traurige verzweifelte Seele und vermochte sich Gott gegenüber zu öffnen.  In solchen Phasen schenkt uns Gott dieses neue fühlende Herz und legt dazu einen neuen Geist hinein. Anders ist es nicht zu erklären, dass jener Mann heute sehr mitfühlend und fürsorglich für  andere Gefangene da ist und ihnen mit Rat, Liebe und Tat zur Seite steht. 

 

 

Ich glaub mal nicht, dass er solch eine Verwandlung in seinem früheren Leben für möglich gehalten hätte! Aber wir haben es nun mal mit einem Gott zu tun, der ein komplett neues Leben schenkt. Jedenfalls hat das Leben des Mannes   eine radikale Kehrtwende erfahren und er macht „nichts mehr“, als seine göttliche Bestimmung zu verwirklichen, bzw. Gottes Absicht zu erfüllen. Ganz davon abgesehen: Heute ist dieser Mann richtig richtig glücklich.

 

Doch das, was er dazu brauchte, um dieser Aufgabe gerecht zu werden, das ist das Produkt seines gesamten Lebens, inklusive seiner  extrem schweren und von Schmerz durchzogenen  Kindheit. Er weiß nämlich genau, wie sich die ihm anvertrauten Menschen fühlen. Auch er trägt solche Narben auf der Seele. Nie und nimmer könnte er sich in sie hineinfühlen, geschweige denn verstehen- hätte er ihren Schmerz nicht in ähnlicher Weise selbst durchlitten.

Oh ja, Gott weiß von Anfang an, warum er jedem von uns ein sehr spezielles Dasein beschert  Wir dürfen nur nicht dem  Irrtum verfallen, unsere eventuelle schwere Kindheit als ein immerwährendes Handykap zu sehen. Gott war es von jeher so was von klar, warum es so und nicht anders verlaufen MUSSTE! Diese Zeit hat in uns etwas bewirkt, was  sehr viel  später hilft, unsere eigentliche Lebensaufgabe so gut wie möglich erfüllen zu können. Mitgefühl, Sensibilität, Verständnis zum Beispiel- diese Fähigkeiten werden zumeist durch tiefste Schmerzerfahrung gewonnen.

Schon in jungen Jahren werden die nötigen Weichen gestellt. Wir brauchen dann einfach nur noch zu erspüren, wohin dieser Lebenszug führen soll und was explizit unsere individuelle Bestimmung ist. Haben wir sie einmal gefunden, sind wir dem wahren Lebensglück nahe. Dann werden wir durch Gottes Führung immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, um in unseren göttlichen Farben zu erblühen. Eine solche Erkenntnis lässt einen dann auch allzu gern „nur“ ein unscheinbarer Wassertropfen im großen Meer sein, denn es fühlt sich einfach nur gut und wohltuend an. Man weiß plötzlich, warum man hier auf Erden ist und das reicht völlig aus. Man will gar nichts Anderes mehr.

 

Nun geht es nicht immer so krass zu, wie bei dem beschriebenen Mann- kommt ganz auf die göttliche Bestimmung an, bzw. auf  die erforderlichen Voraussetzungen, die erfüllt werden wollen.

Vielleicht ist ein Mensch dazu berufen, aufgrund seiner Musikalität anderen damit Freude zu bringen- vielleicht ist einer zum Arzt berufen…..oder dazu bestimmt, eine fürsorgliche Mutter/Partnerin zu sein……ein begnadeter Maler…ein unterhaltsamer Radiomoderator…eine verantwortungsvolle und einfühlsame Krankenschwester…...Der „Blühorte“ gibt es unzählige- doch eines wird sich hervorheben: Es wird  etwas sein, das einen anderen Menschen glücklich macht. Sind halt dann lauter Adern der sich schenkenden Liebe……..die von einem ins andere Leben, bzw. Herz fließen.

Von daher durfte ich zu dem Schluss kommen: Wir sind nicht hier, um nur für uns zu leben, sondern dazu erschaffen, Gottes Welt im Miteinander und Füreinanderdasein etwas heller zu machen. Ich weiß, diese These schmeckt keinem Verstand, steht auch absolut konträr zu dem, was uns seit Ewigkeiten erzählt wird. Ich kann ja noch ein bisschen krasser, indem ich sage: Wir sind hier, um uns zu verschenken,  ohne im Vorfeld sicherzustellen, dass auch genug Gewinn für einen selbst dabei herauskommt. Gott möchte sich in seiner Schöpferkraft verherrlicht sehen und will sich durch unser Wirken ausdrücken.

Ich stell mir das gern im Bild vor. Es ist, als würde man ein Band der Liebe knüpfen, aber nicht, um sich selbst damit zu schmücken- sondern allein, um es weiterzureichen, ohne jede Erwartung, einfach, weil es für einen selbst erfüllend ist.

Das ist ja das Tolle daran! Wenn wir das tun, wozu wir von Gott erwählt sind, dann macht das selbst so viel Freude, dass sich die Frage nach dem möglichen Gewinn gar nicht stellt. Gewinn ist es höchstens insofern, dass ich mich hautnah intensiv spüren kann, indem ich tu, was ich tu.

 

Ich weiß nicht, wer es anführte, aber ich stimme zu, wenn es da heißt:


Unsere Aufgabe hier auf Erden ist es auch, ein gesundes Seelenselbstbewusstsein zu entwickeln, um dann unsere Seelenqualitäten nach Außen zu bringen. Wenn wir nicht wissen, wer wir eigentlich sind, bzw. was IN UNS auf Entfaltung wartet, können wir schwerlich erblühen. Wenn wir nicht lernen, zunächst unsere eigene innere Schale zu füllen, kann es nicht klappen, etwas davon abzugeben, ohne selbst Mangel zu erleiden. Dann opfern wir uns auf und werden immer leerer und frustrierter.

Ist alles  gar nicht so leicht, weil man uns vorenthielt, dass wir überhaupt so etwas wie eine Seele, sprich innere Stimme haben! Wie sollen wir dann fähig werden, ein gesundes inneres Bewusstsein zu entwickeln? Aber ich denke mal, auch hier lässt uns Gott nicht allein. (Problem-)Situation für (Problem-) Situation wird er uns bescheren, damit wir uns immer besser kennenlernen. 

 

So ist es mir jedenfalls ergangen, weil Gott haargenau wusste, wo es bei mir hakt, was noch erlöst werden musste, wo ich etwas lebte, was gar nicht zu mir passte. Und dann konnte ich mich nach und nach von meinem Lebensballast befreien. Allerdings heißt das für mich niemals, von einer geheilten Seele zu sprechen, denn das, was die Kindheit an Narben in mir zurückließ, das wird für alle Zeiten bleiben. Doch genau das! ist ein unentbehrlicher Teil meiner selbst- das macht mich zu dem Menschen, der ich bin und „in anders“ wird’s mich nicht mehr geben. Wichtig ist für mich nur, dass ich mich so annehme, wie ich bin und immer schaue, dass es mir und dem inneren Kind gut geht.


 

Ich weiß nur- wollen wir wirklich irgendwann unser glückliches Dasein führen, sind wir gut beraten, uns mit der folgenden Frage an Gott zu wenden:

 

„Gott, zeig mir auf, was dein Wille ist und zeige mir bitte auch den Weg!“

 

Ohne dieses Wissen werden wir nicht glücklich, weil wir halt dazu berufen sind, diese eine Aufgabe zu erfüllen. Wir sind nun mal gekommen, um zu lieben, präziser vermag ich es heute nicht mehr zu sagen. Hier- um einander Gutes zu tun, so wie es uns gegeben ist. Sorgt übrigens für ein hohes Maß an Zufriedenheit, denn man lebt genau das, was Gott sich wünscht- sonst wäre es anders. Angesichts dessen gilt der göttliche Hinweis: Da, wo Gott uns hinstellt, da sollen wir blühen, auch wenn es Veränderung bedeutet oder gar von Entbehrungen spricht. Gott weiß genau, welchen Ort, welche Lebenssituation wir benötigen, um „richtig“ blühen zu können. Ich führe mir so oft wie möglich vor Augen: Wem will ich gefallen- Gott oder der Welt? Und die Antwort darauf erübrigt sich, ganz davon abgesehen, dass Gott, wenn wir dann  mal vor ihm stehen, gewiss darauf ansprechen wird.

Aber meiner persönlichen Erfahrung nach können wir planen, wie wir wollen- letztendlich wird sowieso das geschehen, was Gott möchte.

 

Das Herz des Menschen plant seinen Weg, aber der Herr lenkt seinen Schritt.
Sprüche 16,9 (ELB)

 

Ich denke, es ist hilfreich, Gott den richtigen Platz in unser aller Leben und auch in der Welt zuzuordnen. Wir können ihn nicht ausschließen, denn er hält alle Fäden in der Hand und wird recht zielstrebig seinen großen Traum von einer menschlichen friedlichen Welt im Auge behalten. Doch dazu braucht er jeden von uns und dieses Wissen dürfen wir nicht ausradieren, ganz davon abgesehen, dass eine friedliche liebevolle menschenbezogene Welt gewiss auch unser persönliches tiefstes menschliches Anliegen ist.

 

*Linda*

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