IN UNS existiert ein anderes Leben
Martin Uhlemann hat
den tiefen Sinn unseres Lebens wunderbar auf den Punkt gebracht:
Wir werden unser altes Leben verlieren, um in den Genuss
eines neuen Lebens zu kommen! Auf den ersten Blick liest sich das etwas krass-
geht es nicht ein paar Nummern kleiner? Muss man sich sofort von einem ganzen
Leben verabschieden?
Ich für meine Person sehe ja grundsätzlich davon ab,
irgendetwas schönzureden. Ich mag nun mal die absoluten Wahrheiten und eine
andere heißt:
Plötzlich wird alles auf den Kopf gestellt und siehe da: So
ist es genau richtig. So fühlt es sich endlich gut an!
Im Grunde finde ich es recht bedauerlich, dass wir überhaupt
in solch eine Situation kommen können- denn das bedeutet unweigerlich: Dann
haben wir also über eine viel zu lange Zeit ständig etwas für wahr gehalten,
das im Grunde einem Irrtum gleichkam? Dann war also das vielbesagte gute Leben
eine Illusion und unsere ganzen Bemühungen, dieses Leben möglichst gut zu
meistern- damit eher sinnlos?
Ich sag mal: Uns trifft keine Schuld- ganz und gar nicht-
denn wir haben voll Vertrauen das Erbe unserer Vorfahren übergenommen, weil wir
davon ausgingen, dass sie genug Erfahrung hatten und uns zu jeder Zeit ein
richtungsgebendes Vorbild waren.
Doch das Dilemma war:
Sie waren von ihrem wahren Wesen getrennt und zumeist gar nicht darüber im
Bilde, dass jeder Mensch so was wir ein buntes individuelles Innenleben in sich
trägt. Für mich ist es die Existenz der Seele und heute weiß ich: Alles was wir
tun im Leben sollte in erster Linie diese Seele mit Wohlgefühl ausfüllen- denn
nur durch sie erhalten wir unsere ganze Lebenskraft- sie ist der Motor. Nur
durch sie wird unser Leben lebendig und bunt.
Und das heißt auch: Im Grunde dürfen wir guten Gefühls
unseren Verstand verlieren, weil er es ist, der uns so gefangen nimmt und an
den alten eingeatmeten Überzeugungen festhält.Gut, er pocht wahnsinnig auf den
Zustand der Sicherheit und Ordnung, mag kein Risiko und wollten wir ihm
erzählen, dass hinter allem Sichtbaren, Verständlichen etwas existiert, das wir
niemals erfassen werden, dann würde er voller Protest abwinken. Was er nicht
sehen kann, das gibt’s für ihn nicht. Wie viel anders ist dagegen unsere Seele
unterwegs, welche ausnahmslos alles erspürt, weil sie über entsprechende
Antennen verfügt, um mit den Dingen, die sie glücklich machen, in Resonanz zu
gehen.
Und hier spricht Martin Uhlemann zu recht von diesem anderen
Leben, das durch uns hindurchfließt und danach ruft, dass wir uns seiner
annehmen. Ja, es ist ein erspürtes Dasein, in dem wir uns fragen dürfen: Welche
berufliche Tätigkeit fühlt sich gut an? Was brauche ich in einer Partnerschaft,
um mich wohl zu fühlen? Wie stelle ich mir ein harmonisches Miteinander vor?
Was brauche ich- als der MENSCH, der ich bin, für mein individuelles
Glücksgefühl? Immer werden wir unsere Antworten an dem festmachen, was unserer
Seele behagt. Und es ist nicht zu glauben, welch einen Unterschied solch eine
Grundhaltung ausmacht im Vergleich zu
dem alten Leben.
Endlich dürfen wir uns selbst guten Seelengefühls in den
Mittelpunkt stellen und es wird nicht mehr wichtig sein, was die Welt von uns
möchte, bzw. für richtig hält.
Wir sind wichtig und ein Sänger hat es mal so formuliert: In
unseren Augen war mal Glanz- wir sind noch nicht zerbrochen- wir sind ganz! Wir
dürfen nämlich endlich Abschied nehmen von dem Trugschluss, dass wir von uns
selbst getrennt sind, nur- weil uns halt niemand von diesem anderen Leben IN
UNS erzählte! Es gibt keine größere menschliche Sehnsucht, als genau dieses
Leben IN UNS wieder zu entdecken. Das wird genau dann geschehen, wenn wir in
dem alten Leben so richtig gestrandet sind, weil es uns vorne und hinten nicht
mehr erfüllt.
Ich könnt auch sagen: Wir haben Sehnsucht nach uns selbst
und es ist nicht an den Haaren herbeigezogen: Wenn wir wieder in diesem Leben
angekommen sind, sind wir so einfach, wie wir es zu Beginn waren. Wir werden
nämlich unserer kindlichen Natur wieder angeglichen sein und die Welt- unsere
Mitmenschen- die Natur und uns selbst mit ganz anderen Augen sehen- nämlich
durchweg mit dem Herzen, bzw. der Erkenntnis, dass wir von nichts getrennt
sind. Wir werden aufhören, einander zu verurteilen, herabzusetzen- weil diese
Haltungen lediglich Frucht unserer Entfremdung von uns selbst waren.
Wenn wir nämlich fähig sind, uns selbst in gesunder Weise
anzunehmen, zu verstehen, lieb zu haben trotz unserer Ecken, Kanten und
Schwächen, werden wir auch jeden anderen Menschen in gleicher Weise zu lieben wissen. Dann werden unsere
Begegnungen Begegnungen auf Seelenebene sein – auf Augenhöhe, voller
Wahrhaftigkeit und etwas Wertvolleres gibt es gar nicht.
Zum ersten Mal wissen wir, was es heißt, einander wirklich
zu begegnen. Dann wird es uns gelingen, von uns selbst und unseren
augenblicklichen Bedürfnissen abzusehen, um uns bewusst auch mal in den Anderen hineinzufühlen, um ihn in
seiner Andersartigkeit besser verstehen zu können. Das ist für mich Ausdruck
der wahren zwischenmenschlichen Begegnung- sich in liebevoller Haltung dem
anderen zuzuwenden, ohne etwas von ihm zu wollen- um für eine bewusst erlebte
Zeit gefühlsmäßig ganz bei ihm zu sein.
Ich weiß, dass es zum Beispiel kein größeres Geschenk gibt,
als wenn ein Mensch richtig zuhört und
spürbar das verfolgt, was ich da sage, was ich fühle, was mich gerade
beschäftigt.
Das ist aber alles nur möglich, wenn wir IN UNS selbst
angekommen sind.
Ja, ich widme dieser Thematik sehr viel Zeit- einfach weil
sie so entscheidend ist für die Art und Weise, wie wir unser Miteinander
gestalten. Wir sind nun mal Menschen unter Menschen und wünschen uns alle, dass
es ein friedliches und verständnisvolles Miteinander wird.
Doch es wird immer IN UNS selbst seinen Anfang nehmen.
So ging mir neulich die Frage durch den Kopf: Wird sich wohl
irgendwann das Klischee der richtigen Partnerwahl einem Wandel unterziehen?
Bisher hatte ja die sogenannte „gute Partie“ einen recht
hohen Zuspruch, basierend auf den Kriterien:
,,,,,,attraktiv, gutaussehend, wohlhabend und gebildet!
Hier haben wir also das Wunschbild von Partner/ Partnerin!
Wem gefällt es wohl besonders gut? Ohne Frage, der Verstand stimmt uns da voll
zu !
Denn mit ihm/ihr kann man sich ein prima Luxusleben
einrichten…
Da spricht die Existenz von Sicherheit….
da ist die Fassade eine Augenweide ….
da gibt’s gleich doppeltes Schulterklopfen von Nachbarn,
Freunden, Eltern usw..
da hat man doch wahrhaftig das Gelbe vom Lebensei errungen!
.
Bingo! Alles richtig gemacht! ????????
Ich betrachte die Punkte von oben mal aus Seelensicht:
Seele wünscht sich keine attraktive strahlende Außenfassade-
Seele steht auf ein attraktives buntes Innenleben.
Seele braucht keine intellektuelle Bildung- sie bevorzugt
Herzensbildung.
.
Seele schwört auch nicht auf den materiellen Wohlstand- ihr
reicht ein harmonisches vertrauensvolles authentisches Zusammenleben, das
bedingungslose Liebe, Wärme, Geborgenheit, Verständnis und Herzlichkeit
gewährt.
Ehrlich gesagt, reizt mich diese Thematik- liegt einfach
daran, dass ich eines der sogenannten gebrannten Kinder bin. Einmal habs ich
durch….dass meine Partnerwahl völlig außer acht ließ, dass jeder Mensch IN SICH
eine Innenwelt beheimatet, die danach ruft, angesehen und geliebt zu werden.
Denn eigentlich kommen immer zwei absolut unvollkommene Menschen zusammen. Ich
glaube nicht, dass nur ein Mensch von sich behaupten kann, dass da innendrin
eine total gesunde blühende frei schwingende glückliche Seele beheimatet ist-
nicht bei der Vorprägung durch unsere
Vorfahren! Darum ist es völlig normal, dass wir unerlöste Ängste, Zweifel,
Traurigkeiten, Enttäuschung, sogar Hass und Wut in uns beherbergen, ganz zu
schweigen von still gelegten Sehnsüchten und einem arg verletzten inneren Kind,
das auch heute noch nach Beachtung, emotionaler Zuwendung und Verständnis ruft.
Noch etwas ließ ich unbeachtet: nämlich die Tatsache, dass
wir niemals eine gelingende erfüllende harmonische Partnerschaft führen werden,
wenn nicht jeder zuvor für sich ganz allein in eine innige Liebesbeziehung zu
sich selbst trat.
Das Dilemma ist nur: Es wurde uns nicht ans Herz gelegt und
so schliddern wir guten Willens in unserer Verliebtheit in Beziehungen hinein,
sind uns selbst nicht nah und wundern uns dann, wenn sich alles irgendwie nicht
so richtig anfühlt und im schlimmsten Fall irgendwann die Scheidung ansteht.
Ja, ich hab diesen großen Fehler gemacht und bitter bereut.
Man sagte mir, es würde ausreichen, wenn wir zusammen glücklich wären…..eine
extrem dehnbare Aussage, mit der man im Grunde gar nichts anzufangen weiß. Es
wäre mir lieber gewesen, man hätte mir den Rat erteilt: Sieh erst einmal zu,
dass du mit dir ins Reine kommst, dass du mit dir allein glücklich bist. Doch
man wollte ja schnellstens eine Familie gründen………und man baute auf das Gefühl
der Verliebtheit bis in alle Ewigkeit.
Ganz aussichtslos ist es allerdings nicht, wenn man sich
eines ganz bewusst zu Herzen nimmt: Da gibt’s zum Beispiel während jeder
Eheschließung den hilfreichen Vorsatz: „Mit Gottes Hilfe wollen wir den Bund
der Ehe eingehen.“ Er kann gar nicht ernst genug genommen werden! Das wurde mir
aber auch erst später bewusst.
Voraussetzen kann ich nämlich, dass Gott Menschen niemals
zufällig zusammenführt.
Sie sind von Gott explizit ausgesucht und jeder könnte das
Schild um den Hals tragen: „Ich bin gekommen, um mit dir gemeinsam zu wachsen,
weil du der ideale Wachstumspartner für mich bist und zur Heilung meiner Seele
beiträgst.“ Nun dürfen wir aber nicht davon ausgehen, dass es sich um das
Wachstum des materiellen Reichtums handelt- oh nein! Gott geht es immer darum,
dass wir unsere Seelen nähren, so gut wie möglich heilen , erlösen, befreien
und wenns ganz gut klappt, in den Zustand der absoluten Leichtigkeit versetzen.
Allerdings hatte ich dieses Wissen in meiner Ehe nicht und
somit blieb die göttlich erteilte Wachstumschance ungenutzt. Und das Schlimme
war: Es hat fruchtbar geschmerzt, weil da zwei
Menschen zusammenkamen, die sich selbst nicht nah waren und einer den
Anderen, wenn auch unbewusst, dann als
Ventil für das eigene Unerlöste benutzte. Und das verursacht diesen immens
großen Schmerz.
Darum finde ich es so wichtig, dass in jeder Beziehung das
entsprechende Bewusstsein vorhanden ist! Ganz bewusst sollte man sich fragen:
Was bietet gerade diese Beziehung an
gemeinsamem Wachstums- und Heilungspotential? Liest sich jetzt etwas nüchtern
und anstrengend- aber ich finde, es kann nie genug bewusst zugehen.
Die Welt erzählt uns zwar ständig von oberflächlichen
Zielsetzungen, aber für mich ist Leben ausschließlich dazu bestimmt, dass wir
unsere Seelen von ihren einschnürenden Kindheitsfesseln befreien, um wieder
frei zu werden. Egal, in welcher Situation wir auch stecken- welchen Menschen
wir auch begegnen: IMMER werden sie indirekt an diesem Wachstumsprozess
beteiligt sein.
Darum sind meine zwei zurückliegenden Beziehungen auch keine
Zeitverschwendung für mich gewesen- im Gegenteil! Hätte ich sie nicht
durchlebt, mir wäre bis heute nicht klar, was der tiefe Sinn von Partnerschaft
ist! Wäre der Schmerz nicht gewesen- ich hätte nie und nimmer meine Sichtweise
verändern können! Darum brauchen wir uns niemals als Opfer unserer Umstände zu
fühlen, sondern als Gewinner eines neuen Bewusstseins! Wir haben doch
unheimlich daraus gelernt. Und es ist nun mal so: Das Schmerzhafte trägt immer das
höchste Wachstumspotential in sich.
Hier fällt mir jene Frau ein, die todunglücklich war, weil
der Partner sie verließ. Sie konnte es nicht nachvollziehen, hatte sie doch
wegen ihm sogar ihre geliebten Hobbys aufgegeben! Alles hatte sie für ihn
getan, verwöhnt bis zum „geht nicht mehr“- alle Wünsche von den Augen
abgelesen.
Ehrlich gesagt, fiel es mir damals schwer, eine angemessene
Reaktion zu zeigen, denn so traurig das Ganze auch war, aber ich denke, der
Lernfaktor für die Zukunft war immens. Mir wars ja ähnlich ergangen. Niemals
dürfen wir unseren persönlichen
Leidenschaften entsagen und das verkümmern lassen, was Gott in uns hineinlegte.
Eine Beziehung ist doch nicht gedacht, um sich selbst aufzugeben oder zu
vernachlässigen, sondern ruft dazu auf, das innere Potential so gut wie möglich
zu entfalten. Jeder soll in den höchst möglichen persönlichen Blühstatus kommen
und das führt automatisch zur gegenseitigen Bereicherung Das ist für mich der tiefe Sinn jeder
Beziehung. Jeder holt das Beste aus sich heraus und findet dazu noch Ergänzung
durch die Andersartigkeit des Partners.
Khalil Gibran hats mal sehr schön beschrieben:
Füllt einander die Becher, aber trinkt nicht aus einem.
Singt und tanzt zusammen, doch lasst jeden auch allein sein.
Lasst Raum zwischen euch.
Liebt einander, aber macht die Liebe nicht zur Fessel.
Lasst sie eher ein wogendes Meer zwischen den Ufern eurer
Seele sein.
So wie die Saiten einer Laute allein sind und doch von derselben Musik erzittern. Und steht zusammen, doch nicht zu nah: Denn die Säulen des Tempels stehen für sich, und die Eiche und die Zypresse wachsen nicht im Schatten der anderen. |
Khalil Gibran, Der Prophet
|
*Linda*