Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst….
Es gab eine ganz bestimmte Phase in meinem Leben, da sah ich
mich aufgefordert, den Sinn desselbigen zu hinterfragen, weil mir in meinen
stillen Stunden bewusst wurde, dass da „irgendetwas“ fehlte. Ohne Frage- ich
hatte befolgt, was mir so mit auf den Weg gegeben wurde. Warum stellte sich
dann nicht ein Rundum- Zufriedenheits- Glücksgefühl ein? Was war dieses „Etwas“,
das immer noch fehlte?
Heute weiß ich: Um
dieses gewisse “Etwas“ zu finden, da muss man schon ein bisschen tiefer
graben…..denn der wahre Sinn des Lebens, der ist so was von individuell und
keineswegs identisch mit den uns bekannten gesellschaftlichen Vorgaben.
Es geht nämlich um etwas Anderes im Leben….und das fängt bei jedem
selbst an- angelehnt an seine ganz persönliche Lebensgeschichte.
„Die Frage ist falsch
gestellt,
wenn wir nach dem
Sinn des Lebens fragen.
Das Leben ist es, das
die Fragen stellt.“
Viktor Frankl
Ja, ich erinnere mich nur zu gut an die Fragen, die das
Leben während meiner Reise auf dem Herzen hatte und vermag eine Frage ganz konkret
wiederzugeben:
Mensch, der du bist, wie du bist- bringst du den Mut auf,
dich in allem so zu zeigen, wie du bist- dich radikal anzunehmen mit all deinen
Makeln, deinen Schwächen, dunklen Seiten- auch in unperfekt, zweifelnd,
traurig, mutlos- so, wie du von Gott erschaffen bist- ohne dich zu verbiegen
oder zu verstellen?
Ja, dieses Leben ruft
nach unserer Echtheit und ich weiß noch zu gut: Es schickte mir so lange den
Schmerz, bis ich bereit war, dieses bedingungslose JA zu mir selbst zu sagen.
Nichts bietet sich als Erklärung besser an, als das Bild
unseres Lebensbaumes, der danach ruft, irgendwann in voller Pracht dazustehen,
geschmückt mit den köstlichsten Früchten, die wir uns nur vorstellen können!
Diese Früchte erzählen uns etwas von unserer Liebesfähigkeit, von der
Verwirklichung unseres Menschseins……von dem tiefen Bedürfnis eines jeden Menschen,
ein fröhliches lebendiges ehrliches verständnisvolles Miteinander zu
erfahren…..
Doch um das zu leben, müssen wir fähig werden, für uns
allein stehen und einstehen zu können, ganz egal, was Andere sagen, tun oder von uns erwarten. Es
geht nicht darum, irgendwelchen Bildern und Wünschen zu entsprechen, denn das
würde bedeuten, etwas zu verkörpern, was wir gar nicht sind, uns – klar gesagt,
selbst zu verleugnen.
Jeder ist ein genialer Gedanke Gottes und das dürfen wir uns
immer wieder sagen. Es gibt nichts an uns zu verändern, zu verschönern, zu
verbiegen- nur, damit wir irgendwie passend sind für Andere. Das Leben ruft
nach dem Ausdruck unserer Einzigartigkeit, unserer Andersartigkeit, denn Gott
hat uns als Originale erschaffen und so möchte er uns auch sehen.
Mir ist es über lange Zeit nicht gelungen, dies zu
verwirklichen- aus Angst vor Ablehnung, Ausgrenzung, „nicht gefallen“. Und so
bescherte mir das Leben permanent Situationen, in denen ich es „prima“ lernen
konnte…..dieses JA zu mir selbst zu sagen - radikal, bedingungslos.
Klar, es war schwer, sich loszulösen von irgendwelchen
Massenbildern der Perfektion und zu begreifen, dass mich Leben in meinem
verletzlichen, zerbrochenen, sensiblen, unperfekten authentischen Menschsein
sehen wollte und das in jedem Lebensbereich. Es gab noch einen Umstand, der es extrem
erschwerte und das war die Erkenntnis, dass ich mich aus einer regelrechten
Massenbewegung befreien musste, denn scheinbar waren alle so unterwegs wie ich
zuvor. Wo traf ich denn- wie ich sie nannte- die „echten“ Menschen, jene, die
zu ihrer Schwäche, zu ihren Ängsten, zu ihren Makeln standen? Scheinbar war ich
von Immerglücklichen umgeben….die ihr Leben voll im Griff hatten und niemals
rumschwächelten!
Nun liegt es wohl in der Natur des Menschen, dass er sich in
Anderen wiederfinden möchte….doch das gelang mir nur ganz ganz selten und ich
fands mehr als traurig, enttäuschend. Wir waren doch alles nur Menschen……was
hatte uns so weit von uns selbst weggetrieben? Es ist nur eine rhetorische
Frage, denn ich weiß ja, woran es liegt! Diese auferlegten Maßstäbe- dieses
leistungs- perfektions-orientierte Handeln- diese verzerrten Bilder eines
erfolgreichen Lebens- sie sättigen zwar den Verstand, aber sind Gift für jede
Seele.
Leistung, Perfektion,
sich verbiegen, verstellen, irgendwelchen Bildern „von“ gerecht werden zu
müssen- das ist für sie unvorstellbar und purer Stress! Sie will einfach das
zum Ausdruck bringen, was in ihr angelegt ist. Sie will in ihren Farben
erblühen- anders geht’s nicht.
Und sie wird es uns immer wieder aufzeigen, denn es stimmt:
„Unsere Seele schickt uns immer wieder auf die Reise,
bis wir ihr Heimat geworden sind.“
Ja, ich darf wahrscheinlich sehr dankbar sein, dass der
Schmerz mich in diese Erkenntnis wachsen ließ, denn irgendwann sagte ich mir:
Dies ist mein Leben und egal, wie es verlief und verläuft,
es ist gut so- denn alles geschah und geschieht nach dem Willen Gottes.
Ja, das bin ich und
egal, wie komisch, unvollkommen, fehlerhaft ich herüberkomme- es ist genau
richtig so, denn so bin ich von Gott gewollt. Und „in anders“ darf und kann es
mich nicht geben, sonst werde ich nie meinen inneren Frieden finden.
Ja, es ist ein Umdenken angesagt- aber etwas Besseres kann
uns im Leben nicht widerfahren.
Wie wäre es sonst auch möglich, dass sich ein eigentlich
finanziell sehr gut gestellter Mann plötzlich dazu entschließt, sein Domizil
fortan im Wald aufzuschlagen- dort, wo ihm weder Besitz, noch Ansehen zugute
kommen?
Wie könnte sonst die junge Frau aus Berlin von ihrem
Angekommensein sprechen, wenn sie sich in Afrika „nur“ als Rancherin betätigt? Diese
Menschen haben eines verstanden: Es kommt im Leben nicht auf diese
oberflächlichen Dinge an, dass man irgendwie nach Plan lebt- sondern nur
darauf, dass die Seele glücklich ist- indem man es ihr ermöglicht, sich mit dem
zu verbinden, was ihren Bedürfnissen entspricht, was ihr das Gefühl von Heimat,
bzw. Verbundenheit schenkt.
Leider wird dies in der oberflächlichen Welt niemals zu
finden sein…….weil die Richtung einfach nicht stimmig ist, bzw. fernab von
unseren Seelenbedürfnissen.
Folge: Wir verlieren uns, weil das, was im Inneren nur
darauf wartet, in voller Pracht erblühen zu dürfen, schlichtweg verkümmert.
Dann stehen wir am Ende da und fragen uns: Hab ich eigentlich wirklich gelebt
oder nur überlebt?
Ich begriff noch etwas: Jedes Kapitel meiner
Lebensgeschichte hat von Kindheit an dazu beigetragen, damit ich in dieses
Bewusstsein wachsen konnte. Der Sinn meines Lebens war IMMER in seinem Verlauf
begründet. Nichts davon- kein Hoch und auch kein Tief- war auch nur einen
Augenblick überflüssig, denn dieser Baum brauchte seine Wurzeln und das in
zahlreich und gefestigt, um irgendwann die entsprechenden Früchte tragen zu
können. Habs schon mal angeschnitten: WAS alles so inhaltlich geschah, war
zweitrangig- was sich aber daraus an Wurzelbildung ergab, das zählte!
Nur zu rasch neigen wir dazu, den Verlauf des Lebens im
Vergleich mit anderen Leben zu verurteilen, sind der Ansicht, dass es Anderen
weitaus besser geht, dass sie den leichteren Weg, das leichtere Leben haben.
Doch es geht nicht um einen leichten schmerzfreien Weg. Wie sollten sich sonst
die starken Wurzeln bilden? Unser Baum braucht eine gewisse Standfestigkeit,
will fest verankert sein- im Schmerz- anders weiß ich es nicht zu sagen. Der
Schmerz macht etwas mit uns. Er schenkt neue Einsichten- macht uns stärker-
lässt uns das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheiden, macht mitfühlender,
weicher, sensibler……lässt uns letztendlich Nähe zu uns selbst finden.
Nicht von ungefähr verweise ich immer auf die große Bedeutung
dieser viel zu frühen Zerbrochenheit, denn nichts hat uns so viel Lebenskraft,
so starke Wurzeln verliehen, auch wenn diese damit verbundenen Seelenschmerzen
immer wieder zum Ausdruck kommen.
Wir haben etwas überlebt, was uns an unsere Grenzen brachte
– doch wir hatten die Kraft, es zu überstehen. Und darauf dürfen wir stolz sein
und zudem voller Gewissheit sagen: Genau das lag in Gottes Plan, weil er von
Anfang an wusste, wo er mit uns hinwollte.
„Gott lässt das Gras wachsen auf den hohen Bergen,
aber als ein liebender Gott
hat er seinen Blumen den Aufenthalt
doch mehr im Tal zugewiesen.“
W. Raabe
Seinen Plan und seine Vorgehensweise zu durchschauen, das
wird uns nicht gelingen, weil uns das nötige Verständnis fehlt, seine Tiefen zu
ergründen. Was uns bleibt, sind das Vertrauen und die Hoffnung, dass alles zu
unserem persönlichen Wohle geschehen wird. Ja, es ist Gottes Unberechenbarkeit,
die mich immer wieder fasziniert. Er hat mir oft Unmögliches aufgebürdet, das
ich nicht zu bewältigen wusste…..doch IMMER hat er mir zu verstehen gegeben:
Hab keine Sorge, ich lasse dich nicht allein- was du nicht aus eigener Kraft
schaffst, das übernehme ich dann mal, WENN du mir vertraust.
Heute weiß ich: Die Liebe Gottes zeigt sich besonders dann,
wenn er uns Menschen ins Leben sendet, welche uns das Gefühl geben, nicht
allein da zu stehen und es werden immer von ihm ausgewählte Menschen sein, die uns das genau geben
können, was wir in dieser oder jenen Phase benötigen. Ich sag ja: Es ist ein sehr weiser
Gott. Ja, irgendwann wächst man in die Haltung, den Weg nur noch mit Gott zu
gehen, vor allen Dingen, wenn sich immer wieder diese unerklärlichen Fügungen
einstellen, die mich veranlassten, niemals aufzugeben, weder Vertrauen noch
Hoffnung.
Der Weg wird kein leichter sein- aber es ist ein Weg, der
uns irgendwann für alles entschädigt. Gott wird uns prüfen, immer und immer
wieder, bis wir unsere Lebenshaltung seinen Vorstellungen angleichen – da
bleibt er konsequent. So mein Fähnchen nach dem Winde drehen oder mich anderen
anpassen- das geht nicht mehr. Gott braucht unsere Standfestigkeit in den
Überzeugungen, Werten und Haltungen und in der Mitte sollte immer die Liebe
stehen- die Liebe zu uns selbst und zu Anderen.
Es geht ihm nicht um die Antwort auf die Frage: Was muss ich
tun, wie muss ich sein, um Anderen zu gefallen? Nein! Gott will immer, dass wir
uns so annehmen, wie wir sind mit guten und mit schlechten Seiten- an guten und
an schlechten Tagen- mit unserer ganzen chaotischen Vergangenheit- und nicht
nur annehmen, sondern aus ganzer Seele lieben!
Darum wäre es falsch wegen des Schmerzes in einen bittren
Modus überzugehen- unser schlimmstes Unglück kann das größte Glück in sich
tragen. Wir müssen nur darauf vertrauen, dass Gott zu jeder Zeit weiß, was er
tut. Ihm ist es wichtig, dass unser Baum irgendwann gute Früchte trägt und das ist in einer Welt, wie wir sie
kennen, nicht gerade leicht. Da sind völlig andere Wertvorstellungen, konträre
Zielsetzungen- denn ist die gängige Welt mehr auf das Dunkle ausgerichtet, so
ruft es in Gottes Welt nur nach Frieden, Gerechtigkeit, Liebe und Freude UND
danach, dass wir das nach Außen bringen, was in uns schlummert.
Wir stecken mittendrin in diesem weltlichen Widerspruch,
aufgefordert, uns zu entscheiden, wie wir leben wollen, wonach wir uns
ausstrecken möchten. Das erfordert ein hohes Maß an persönlicher
Standfestigkeit und halt ein starkes Wurzelgefüge. Gott braucht nämlich keine
Superhelden- zu ihm können wir kommen, wie wir sind- schwach, voller Fehler,
Makel, Zweifel, Ängste, Traurigkeit, Sensibilität und aus gesellschaftlicher
Sicht unperfekt und unvollkommen- Hauptsache MENSCH. So mag er uns am liebsten-
ohne jede Verstellung, einfach wahr und klar, so, wie er uns erschaffen hat. Er sagt ja nicht ohne Grund:
„Bitte, seid den Kindern gleich, denn sie sind die Größten!“
Nur zu verständlich, dass man hier die große Diskrepanz
erkennt zwischen dem, was uns gelehrt wurde und was Gottes Wahrheit ist. Beides
ist nicht miteinander zu vereinbaren.
Da bleibt nur die Frage, die jeder sich selbst stellen muss:
Wie möchte ich leben- was soll mir im Leben wichtig sein? Wo
finde ich mich, als der Mensch, der ich bin und sein möchte, am Ende wieder?
„Das Große ist nicht,
dass einer dies oder jenes ist-
sondern, dass er er selber ist.“
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