Frieden ist nicht nur die Abwesenheit von Krieg
Gar zu rasch verbinden wir den Begriff des Friedens lediglich mit
der Abwesenheit von Kriegszuständen- doch es gibt einen Bezug, den ich viel
wichtiger finde: Es ist der Friedenszustand in jedem Menschen selbst! Würde er
nämlich präsent sein, dann sähe auch unsere Welt ganz anders aus! Hinzu gesellt
sich eine unumstößliche Tatsache: Die tiefste aller menschlichen Sehnsüchte ist
das Gefühl der absoluten Harmonie mit sich selbst, dieses Angekommensein im
Kern des wahren Seins.
Verständlicherweise könnte ich auch sagen: Der Mensch
sehnt sich nach seinen Wurzeln zurück, ob es ihm bewusst ist oder nicht und
so verbringen wir unsere Lebenszeit oft
unbewusst damit, um uns ganz neu wiederzufinden, uns in Gedächtnis zu rufen,
wer wir denn wirklich sind.
Sich dieser Erinnerungsreise zu entziehen wird schlichtweg
unmöglich sein, denn in uns, da gibt es so etwas wie ein leises Stimmchen, das
uns inbesondere in der Stille dazu aufruft, sich ihm zu widmen- wollen wir
nicht permanent Schmerz, Krankheiten, ständige Unzufriedenheit oder innere
Leere verspüren. Ein Vorbeileben an der eigenen Natur wird auf Dauer ein Ding
der Unmöglichkeit sein- weil die Seele irgendwann ihre Daseinsberechtigung
zurückfordert.
Sie schenkt uns unsere ganze Lebenskraft- lässt ein zumeist
trostloses Leben in schwarz- weiß Schattierung wieder lebenswert und bunt werden.
Doch dafür müssen wir etwas tun! Wir müssen eines Tages den Mut aufbringen und
uns sagen:
Ich wage es endlich, der
MENSCH zu sein, der ich wirklich bin. Ich wage es, meine Gefühle zuzugeben,
berührbar und verletzlich zu sein- zu meinen Ängsten, Zweifeln und jeder Form
von Zerbrochenheit, wie Schwäche zu stehen. Ich wage es, mich auch so zu
zeigen, ob ich nun dafür geliebt werde oder nicht. Ich will kein Mitläufer mehr
sein, sondern versuche, auf eigenen Füßen zu stehen und nur noch das zu tun,
was mir meine innere Stimme sagt. Ich wage es, lieber für das abgelehnt zu
werden, was ich wirklich bin, als für das geliebt zu werden, was ich nicht bin.
Ohne Frage, auch ich bin nur Schritt für Schritt in diese neuen
Haltungen hineingewachsen. Das Umdenken ist nicht von heute auf morgen
vollzogen- denn immerhin müssen etliche
alte Häute abfallen, die uns zudem noch so passend erschienen- als wären sie
uns auf den Leib geschneidert ! Ich sagte zwischendurch nicht unbegründet: Was
haben „sie“ uns für einen Mist über uns selbst und den Sinn des Lebens erzählt!
Kein Wunder, dass wir niemals richtig glücklich werden konnten! Wir können doch
nicht unsere eigene Natur außen vorlassen und hoffen, dass es uns damit gut
geht!
Nie vergesse ich eine Unterhaltung, in der ich mich wie immer
absolut authentisch verhielt und mein
Gegenüber zum Schluss bekannte: „Das, was ich da gerade von mir gab- das ist
alles nicht so, wie es scheint- eigentlich sieht es in mir ganz anders aus.“ Auf
der einen Seite war ich dankbar für
dieses Zugeständnis- aber andererseits dachte ich spontan: Ist ja eigentlich
total daneben - ich zeige mich wahr und
klar, gebe mein Innerstes preis und mein Gegenüber erzählt mir irgendetwas vom
Pferd. …..alles perfekt, alles paletti- kein Wunder, dass ich mich nicht
wiederfinden konnte!
So ist eine menschliche
Begegnung nicht gedacht- denn wenn ich mich nicht wiederfinde im Anderen, dann
ist da eine extreme Blockade im verständnisvollen Miteinander. Zudem weiß ich
nicht, wie ich einen anderen dann überhaupt verstehen soll, wenn mir ein völlig
falsches Bild vermittelt wird. Dieser angebliche immerglückliche- perfekte- vollkommene-
zufriedene Seinszustand- er ist zum einen unwahrscheinlich und stellt zudem ein enormes Hemmnis dar, um von
einer bereichernden Begegnung sprechen zu können.
Doch was wünscht sich jeder Mensch wirklich? Das ist ja das
Fatale! Wir wollen uns verstanden und um unser selbst willen geliebt fühlen-
das ist ein tiefes menschliches Bedürfnis! Und absolut normal! Vielleicht ist
zu verstehen, warum ich den inneren Frieden für unersetzlich halte und ihm
höchste Priorität verleihe!
Vor ein paar Tagen verfolgte ich eine kleine Demonstration im
Fernsehen. Der Gesprächsleiter nahm eine Möhre zur Hand und sagte erklärend
dazu: „Stellen Sie sich vor- Sie wären die Möhre! Das sind Sie in ihrer
Ganzheit. Dann nahm er ein Messer zur Hand und schnitt diese Möhre in zig
einzelne Scheibchen. Warum denn das? Er wollte darlegen, wie sich der normale
Mensch im Außen präsentiert- sechs Scheibchen hier- fünf andere Scheibchen da- drei
Scheibchen dort, aber niemals traute sich der Mensch, als komplette Möhre in
Erscheinung zu treten! Und es konnte sogar geschehen, dass der Mensch zum Beispiel
für die Anerkennung seines Chefs dazu überging, statt der Möhre plötzlich ein Spargel
zu sein.
Ich denke, es ist zu verstehen, was hier zum Ausdruck kommen
sollte! Wir haben es prima gelernt, uns scheibchenweise zu präsentieren, statt
der ganzen „Möhre“ ihre Berechtigung zuzusprechen. Klar, wir alle sind im Leben
zigmal verletzt worden, haben Schutzmauern errichtet, wollen auch nicht
unbedingt unsere dunklen oder schwachen Seiten präsentieren….und doch kommen
wir nicht drum herum, wollen wir irgendwann den Frieden in uns verspüren.
Keiner kann glücklich werden, wenn immer nur die Schokoladenseiten ihren
Auftritt haben dürfen und noch unglücklicher werden wir sein, wenn wir statt
der Möhre für ein bisschen Anerkennung zum Spargel mutieren! Das verzeiht eine
Seele niemals, denn es ist glattweg Verleugnung unseres Selbst.
Ich wage es, der Mensch zu sein, der ich bin…..ein Lernprozess,
der trotz aller Schwere in der Lage sein wird, uns eine nie dagewesene Lebensqualität
zu schenken. Nie wird Leben erfüllender sein, als wenn der Mensch aus seiner
innewohnenden Quelle zehrt, nachdem halt diese alten Häute des Verstandes
beseitigt wurden.
Ich sag sehr klar: Das! wird uns allerdings die gängige Welt
nicht ermöglichen, denn für sie steht der MENSCH mit seinen Seelenbedürfnissen
leider immer noch nicht im Mittelpunkt des Geschehens. Hier sitzt der Verstand
auf dem Throne, regiert nach seinen Gesetzen und bewertet den Einzelnen nach Leistung, Machtstellung, Besitz und Status.
Jehuda Bacon, jener Mann, der die Höllenqualen in Auschwitz
überlebte, sagte einmal: „Jeden Tag müssen wir uns neu entscheiden und
eigentlich weiß der Mensch, dass er sich für das Gute entscheiden sollte.“
Das ist ja das Dilemma
in dieser Welt! Tief in uns, da ist immer noch so was wie unser Urwissen, was
gut oder böse ist- was sich gehört und was nicht. Jehuda Bacon nennt es diesen
göttlichen Funken. Doch leider wurde dieser übertüncht, als man uns in früher
Zeit dazu aufforderte, unser Herz zu verschließen- weil „ihre“ Gesetze so ganz
anders waren- so verdammt weltlich und dem Unrecht mehr zugetan, als der
Gerechtigkeit, dem Frieden oder gar der Liebe..
Es gibt da so einen Ausspruch:
„Erfolgreiche Menschen erkennt man an ihren blauen Ellenbogen“
……und es wäre gewiss falsch zu sagen: Man erkennt sie an ihrem
liebenden offenen ehrlichen Herzen. Das geht nämlich nicht, denn wann immer
Macht, Besitz, Erfolg- Ziel der Handlungen sind- ist der nüchterne berechnende
strebsame lieblose Verstand gefragt- er,
der uns ohne Frage zu viel Ansehen, Ruhm, Ehre und Geld verhelfen kann…….doch
niemals zu einem liebenden verletzlichen Herzen
.
Wenn da also in früher Zeit ein erfolgreicher Vater seinen Sohn
aufs Leben vorbereiten wollte- dann bereitete er ihn auf seinen exzellenten
Bühnenauftritt vor, legte ihm alle nötigen verstandesmäßigen Strategien in
seinen Rucksack…….doch das Herz hatte das Nachsehen.
Zum Glück erhalten wir im Leben manchmal die Chance, uns von
dieser Bühne zu verabschieden, um uns einer Welt zuzuwenden, in der es nur noch
nach den Maßstäben Gottes geht- nicht mehr nach den Gesetzen der weltlichen
Welt. Hier darf sich jeder so angenommen, bzw. geliebt fühlen, wie er nun mal
ist- übrigens mit nachdrücklichem Wunsch Gottes als GANZE „Möhre“! So hat er
uns schließlich erschaffen, Scheibchenteilung absolut unerwünscht! Gott braucht
uns in unserer Ganzheit, egal, wie groß das Chaos in uns auch ist, denn so wie
ich es erfuhr, setzt Gott alles daran, jeden unerlösten Teil unserer
Lebensgeschichte zu heilen. Ihm ist der tiefe Seelenfrieden ein immenses
Bedürfnis!
Hinsichtlich dessen und aus persönlicher Wegerfahrung wage ich
zu sagen: Eigentlich ist das Leben letztendlich in seinem Verlauf absolut zu
verstehen, wenn wir uns vor Augen führen, dass sich lediglich dieser Friedensplan
Gottes erfüllen möchte. Wir werden halt dank seiner Weisheit in jene
Situationen gesteckt, in denen wir die Möglichkeit erhalten, mit dem Unerlösten
in uns Frieden schließen zu können. Altlast für Altlast können wir dann abwerfen-
so lang, bis unsere Seele befreit aufatmet.
Dieses neue Wissen hat mich damals ungemein bereichert, denn
Probleme waren keine richtigen Probleme mehr, sondern nur noch Störfaktoren,
die sich beseitigen ließen, indem ich meine Haltung und meine Denkweise
veränderte.
Es heißt so passend:
„Passt euch nicht dieser Welt an. Lasst euch verwandeln durch
ein neues Denken und Handeln, damit ihr erkennt, was der Wille Gottes ist.“
Diese gängige Welt kann uns nicht heilen und schon mal gar
nicht den inneren Frieden bescheren- das geht halt nur mit Gott, weil wir durch
ihn und mit ihm zu unseren Wurzeln zurückkehren dürfen! Und wer immer einen
Vorgeschmack davon braucht: In jedem Kind, das das Glück hat, noch nicht von
der Welt verformt zu sein, spiegeln sich unsere Wurzeln wieder: reine Liebe und
absoluter innerer Frieden! Ein Kind kennt auch keine Sünde, denn wer von Gott
kommt, der sündigt ja nicht. Das tritt
erst zutage, wenn uns die äußere Welt übermannt hat, bzw. von unseren Wurzeln
abschnitt.
Darum gilt auch:
„Für ein Kind ist nichts so bitter und scharf wie
Ungerechtigkeit.“
Herbert Grönemeyer verfasste das Lied: „Kinder an die Macht!“
„Gebt den Kindern das Kommando
Sie berechnen nicht, was sie tun.
Die Welt gehört in Kinderhände,
dem Trübsinn ein Ende
Wir werden in Grund und Boden gelacht….
Kinder an die Macht.“
Sie berechnen nicht, was sie tun.
Die Welt gehört in Kinderhände,
dem Trübsinn ein Ende
Wir werden in Grund und Boden gelacht….
Kinder an die Macht.“
„Wir werden in Grund und Boden gelacht“….von so „unerwachsenen“
kleinen Kindern…..die vom Leben mehr verstehen als wir. Ein Kind, so heißt es,
kehrt nämlich das Oberste nach unten und rückt alles wieder an seinen richtigen
Platz. Ein Kind kann uns ganz selbstverständlich aufzeigen, worauf es im Leben
wirklich ankommt: nämlich niemals den
Bezug zur inneren Quelle zu verlieren und die natürliche Liebesfähigkeit zu sich selbst und zu ALLEM,
was es umgibt, zum Ausdruck zu bringen.
Ein liebevolles ehrliches authentisches Miteinander lebt ein
Kind allein aus sich heraus- da brauchts keine Anleitung- ein Kind tut auch
nichts, um zu gefallen- es verbiegt sich nicht- es ist in jedem Moment immer
„nur“ es selbst in seiner vollkommenen gottgegebenen Ganzheit.
Eventuelle Zweifel daran- die erzeugt erst der Einfluss der äußeren Welt.
Doch Gott will uns wieder zurückführen in unseren kindlichen
Ausgangszustand der gesunden Selbstliebe. Das heißt: sich in jedem Augenblick,
in jeder Situation, in jedem Lebensbereich den Mut zu haben, IMMER nur ein uns
dieselbe Person zu sein- ob in schwach, verletzbar, sensibel, ängstlich,
unvollkommen, zerbrochen usw. Genau dann sind wir im inneren Frieden angekommen
und spüren die Harmonie des Seins.
Hier wird mir folgende Tatsache sehr wichtig:
„Gott ist unser Ursprung und unsere Zukunft.“
Ich denke, dieser Gedanke ist wie ein hilfreicher roter
Faden für unseren Weg…denn er nimmt uns Zukunftsängste und Sorgen. Was soll uns
schon geschehen, wenn doch Gott unsere Zukunft fest in der Hand hält und in
jedem Augenblick, in jeder Situation von jeher wusste, was er mit uns vorhat!? Was
könnte mir wichtiger sein, als seinen Gesetzen zu jeder Zeit treu zu sein? Akribisch
genau schrieb er für jeden von uns ein individuelles Lebenslied – ob in Moll
oder Dur- alles davon hatte/ hat seine Berechtigung, weil es Gottes Plan
entsprach/ entspricht.
Gott will nichts Anderes, als uns aus dieser Welt
herauszuholen, in der für die wahre Liebe und unser Menschsein kein Platz ist,
geschweige denn der innere Frieden meilenweit entfernt ist! Wir brauchen nicht
mehr zu tun, als ihm unser Leben anzuvertrauen und das zu erspüren, was er von
uns möchte. Wir können dabei nicht in die Irre laufen, denn auf uns wartet der
Hafen, der uns endlich Heimat verspricht und unsere Seele ankommen lässt: in
der Liebe und im Gefühl des tiefen Friedens- dort, wo alles einst begann!
*Linda*
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