Montag, 20. November 2017

Frieden ist nicht nur die Abwesenheit von Krieg







Frieden ist nicht nur die Abwesenheit von Krieg


Gar zu rasch verbinden wir den Begriff des Friedens lediglich mit der Abwesenheit von Kriegszuständen- doch es gibt einen Bezug, den ich viel wichtiger finde: Es ist der Friedenszustand in jedem Menschen selbst! Würde er nämlich präsent sein, dann sähe auch unsere Welt ganz anders aus! Hinzu gesellt sich eine unumstößliche Tatsache: Die tiefste aller menschlichen Sehnsüchte ist das Gefühl der absoluten Harmonie mit sich selbst, dieses Angekommensein im Kern des wahren Seins. 

Verständlicherweise könnte ich auch sagen: Der Mensch sehnt sich nach seinen Wurzeln zurück, ob es ihm bewusst ist oder nicht und so  verbringen wir unsere Lebenszeit oft unbewusst damit, um uns ganz neu wiederzufinden, uns in Gedächtnis zu rufen, wer wir denn wirklich sind.

Sich dieser Erinnerungsreise zu entziehen wird schlichtweg unmöglich sein, denn in uns, da gibt es so etwas wie ein leises Stimmchen, das uns inbesondere in der Stille dazu aufruft, sich ihm zu widmen- wollen wir nicht permanent Schmerz, Krankheiten, ständige Unzufriedenheit oder innere Leere verspüren. Ein Vorbeileben an der eigenen Natur wird auf Dauer ein Ding der Unmöglichkeit sein- weil die Seele irgendwann ihre Daseinsberechtigung zurückfordert.

Sie schenkt uns unsere ganze Lebenskraft- lässt ein zumeist trostloses Leben in schwarz- weiß Schattierung wieder lebenswert und bunt werden. Doch dafür müssen wir etwas tun! Wir müssen eines Tages den Mut aufbringen und uns sagen:

 Ich wage es endlich, der MENSCH zu sein, der ich wirklich bin. Ich wage es, meine Gefühle zuzugeben, berührbar und verletzlich zu sein- zu meinen Ängsten, Zweifeln und jeder Form von Zerbrochenheit, wie Schwäche zu stehen. Ich wage es, mich auch so zu zeigen, ob ich nun dafür geliebt werde oder nicht. Ich will kein Mitläufer mehr sein, sondern versuche, auf eigenen Füßen zu stehen und nur noch das zu tun, was mir meine innere Stimme sagt. Ich wage es, lieber für das abgelehnt zu werden, was ich wirklich bin, als für das geliebt zu werden, was ich nicht bin.


Ohne Frage, auch ich bin nur Schritt für Schritt in diese neuen Haltungen hineingewachsen. Das Umdenken ist nicht von heute auf morgen vollzogen- denn immerhin müssen  etliche alte Häute abfallen, die uns zudem noch so passend erschienen- als wären sie uns auf den Leib geschneidert ! Ich sagte zwischendurch nicht unbegründet: Was haben „sie“ uns für einen Mist über uns selbst und den Sinn des Lebens erzählt! Kein Wunder, dass wir niemals richtig glücklich werden konnten! Wir können doch nicht unsere eigene Natur außen vorlassen und hoffen, dass es uns damit gut geht!

Nie vergesse ich eine Unterhaltung, in der ich mich wie immer absolut authentisch verhielt und  mein Gegenüber zum Schluss bekannte: „Das, was ich da gerade von mir gab- das ist alles nicht so, wie es scheint- eigentlich sieht es in mir ganz anders aus.“ Auf der einen Seite war ich  dankbar für dieses Zugeständnis- aber andererseits dachte ich spontan: Ist ja eigentlich total daneben  - ich zeige mich wahr und klar, gebe mein Innerstes preis und mein Gegenüber erzählt mir irgendetwas vom Pferd. …..alles perfekt, alles paletti- kein Wunder, dass ich mich nicht wiederfinden konnte!

So ist  eine menschliche Begegnung nicht gedacht- denn wenn ich mich nicht wiederfinde im Anderen, dann ist da eine extreme Blockade im verständnisvollen Miteinander. Zudem weiß ich nicht, wie ich einen anderen dann überhaupt verstehen soll, wenn mir ein völlig falsches Bild vermittelt wird. Dieser angebliche  immerglückliche- perfekte- vollkommene- zufriedene Seinszustand- er ist zum einen unwahrscheinlich und  stellt zudem ein enormes Hemmnis dar, um von einer bereichernden Begegnung sprechen zu können.

Doch was wünscht sich jeder Mensch wirklich? Das ist ja das Fatale! Wir wollen uns verstanden und um unser selbst willen geliebt fühlen- das ist ein tiefes menschliches Bedürfnis! Und absolut normal! Vielleicht ist zu verstehen, warum ich den inneren Frieden für unersetzlich halte und ihm höchste Priorität verleihe!

Vor ein paar Tagen verfolgte ich eine kleine Demonstration im Fernsehen. Der Gesprächsleiter nahm eine Möhre zur Hand und sagte erklärend dazu: „Stellen Sie sich vor- Sie wären die Möhre! Das sind Sie in ihrer Ganzheit. Dann nahm er ein Messer zur Hand und schnitt diese Möhre in zig einzelne Scheibchen. Warum denn das? Er wollte darlegen, wie sich der normale Mensch im Außen präsentiert- sechs Scheibchen hier- fünf andere Scheibchen da- drei Scheibchen dort, aber niemals traute sich der Mensch, als komplette Möhre in Erscheinung zu treten! Und es konnte sogar geschehen, dass der Mensch zum Beispiel für die Anerkennung seines Chefs dazu überging, statt der Möhre plötzlich ein Spargel zu sein.

Ich denke, es ist zu verstehen, was hier zum Ausdruck kommen sollte! Wir haben es prima gelernt, uns scheibchenweise zu präsentieren, statt der ganzen „Möhre“ ihre Berechtigung zuzusprechen. Klar, wir alle sind im Leben zigmal verletzt worden, haben Schutzmauern errichtet, wollen auch nicht unbedingt unsere dunklen oder schwachen Seiten präsentieren….und doch kommen wir nicht drum herum, wollen wir irgendwann den Frieden in uns verspüren. Keiner kann glücklich werden, wenn immer nur die Schokoladenseiten ihren Auftritt haben dürfen und noch unglücklicher werden wir sein, wenn wir statt der Möhre für ein bisschen Anerkennung zum Spargel mutieren! Das verzeiht eine Seele niemals, denn es ist glattweg Verleugnung unseres Selbst.

Ich wage es, der Mensch zu sein, der ich bin…..ein Lernprozess, der trotz aller Schwere in der Lage sein wird, uns eine nie dagewesene Lebensqualität zu schenken. Nie wird Leben erfüllender sein, als wenn der Mensch aus seiner innewohnenden Quelle zehrt, nachdem halt diese alten Häute des Verstandes beseitigt wurden. 

Ich sag sehr klar: Das! wird uns allerdings die gängige Welt nicht ermöglichen, denn für sie steht der MENSCH mit seinen Seelenbedürfnissen leider immer noch nicht im Mittelpunkt des Geschehens. Hier sitzt der Verstand auf dem Throne, regiert nach seinen Gesetzen  und bewertet den Einzelnen nach  Leistung, Machtstellung, Besitz und Status. 

Jehuda Bacon, jener Mann, der die Höllenqualen in Auschwitz überlebte, sagte einmal: „Jeden Tag müssen wir uns neu entscheiden und eigentlich weiß der Mensch, dass er sich für das Gute entscheiden sollte.“


 Das ist ja das Dilemma in dieser Welt! Tief in uns, da ist immer noch so was wie unser Urwissen, was gut oder böse ist- was sich gehört und was nicht. Jehuda Bacon nennt es diesen göttlichen Funken. Doch leider wurde dieser übertüncht, als man uns in früher Zeit dazu aufforderte, unser Herz zu verschließen- weil „ihre“ Gesetze so ganz anders waren- so verdammt weltlich und dem Unrecht mehr zugetan, als der Gerechtigkeit, dem Frieden oder gar der Liebe..

Es gibt da so einen Ausspruch:

„Erfolgreiche Menschen erkennt man an ihren blauen Ellenbogen“

……und es wäre gewiss falsch zu sagen: Man erkennt sie an ihrem liebenden offenen ehrlichen Herzen. Das geht nämlich nicht, denn wann immer Macht, Besitz, Erfolg- Ziel der Handlungen sind- ist der nüchterne berechnende strebsame  lieblose Verstand gefragt- er, der uns ohne Frage zu viel Ansehen, Ruhm, Ehre und Geld verhelfen kann…….doch niemals zu einem liebenden verletzlichen Herzen
.
Wenn da also in früher Zeit ein erfolgreicher Vater seinen Sohn aufs Leben vorbereiten wollte- dann bereitete er ihn auf seinen exzellenten Bühnenauftritt vor, legte ihm alle nötigen verstandesmäßigen Strategien in seinen Rucksack…….doch das Herz hatte das Nachsehen. 

Zum Glück erhalten wir im Leben manchmal die Chance, uns von dieser Bühne zu verabschieden, um uns einer Welt zuzuwenden, in der es nur noch nach den Maßstäben Gottes geht- nicht mehr nach den Gesetzen der weltlichen Welt. Hier darf sich jeder so angenommen, bzw. geliebt fühlen, wie er nun mal ist- übrigens mit nachdrücklichem Wunsch Gottes als GANZE „Möhre“! So hat er uns schließlich erschaffen, Scheibchenteilung absolut unerwünscht! Gott braucht uns in unserer Ganzheit, egal, wie groß das Chaos in uns auch ist, denn so wie ich es erfuhr, setzt Gott alles daran, jeden unerlösten Teil unserer Lebensgeschichte zu heilen. Ihm ist der tiefe Seelenfrieden ein immenses Bedürfnis! 


Hinsichtlich dessen und aus persönlicher Wegerfahrung wage ich zu sagen: Eigentlich ist das Leben letztendlich in seinem Verlauf absolut zu verstehen, wenn wir uns vor Augen führen, dass sich lediglich dieser Friedensplan Gottes erfüllen möchte. Wir werden halt dank seiner Weisheit in jene Situationen gesteckt, in denen wir die Möglichkeit erhalten, mit dem Unerlösten in uns Frieden schließen zu können. Altlast für Altlast können wir dann abwerfen- so lang, bis unsere Seele befreit aufatmet.
Dieses neue Wissen hat mich damals ungemein bereichert, denn Probleme waren keine richtigen Probleme mehr, sondern nur noch Störfaktoren, die sich beseitigen ließen, indem ich meine Haltung und meine Denkweise veränderte.

Es heißt so passend: 

„Passt euch nicht dieser Welt an. Lasst euch verwandeln durch ein neues Denken und Handeln, damit ihr erkennt, was der Wille Gottes ist.“ 


Diese gängige Welt kann uns nicht heilen und schon mal gar nicht den inneren Frieden bescheren- das geht halt nur mit Gott, weil wir durch ihn und mit ihm zu unseren Wurzeln zurückkehren dürfen! Und wer immer einen Vorgeschmack davon braucht: In jedem Kind, das das Glück hat, noch nicht von der Welt verformt zu sein, spiegeln sich unsere Wurzeln wieder: reine Liebe und absoluter innerer Frieden! Ein Kind kennt auch keine Sünde, denn wer von Gott kommt, der sündigt ja  nicht. Das tritt erst zutage, wenn uns die äußere Welt übermannt hat, bzw. von unseren Wurzeln abschnitt.

Darum gilt auch:

„Für ein Kind ist nichts so bitter und scharf wie Ungerechtigkeit.“
Herbert Grönemeyer verfasste das Lied: „Kinder an die Macht!“

„Gebt den Kindern das Kommando
Sie berechnen nicht, was sie tun.
Die Welt gehört in Kinderhände,
dem Trübsinn ein Ende
Wir werden in Grund und Boden gelacht….
Kinder an die Macht.“

„Wir werden in Grund und Boden gelacht“….von so „unerwachsenen“ kleinen Kindern…..die vom Leben mehr verstehen als wir. Ein Kind, so heißt es, kehrt nämlich das Oberste nach unten und rückt alles wieder an seinen richtigen Platz. Ein Kind kann uns ganz selbstverständlich aufzeigen, worauf es im Leben wirklich ankommt: nämlich  niemals den Bezug zur inneren Quelle zu verlieren und die natürliche  Liebesfähigkeit zu sich selbst und zu ALLEM, was es umgibt, zum Ausdruck zu bringen.

Ein liebevolles ehrliches authentisches Miteinander lebt ein Kind allein aus sich heraus- da brauchts keine Anleitung- ein Kind tut auch nichts, um zu gefallen- es verbiegt sich nicht- es ist in jedem Moment immer „nur“ es selbst in seiner vollkommenen gottgegebenen Ganzheit.

Eventuelle Zweifel daran- die erzeugt  erst der Einfluss der äußeren Welt.
Doch Gott will uns wieder zurückführen in unseren kindlichen Ausgangszustand der gesunden Selbstliebe. Das heißt: sich in jedem Augenblick, in jeder Situation, in jedem Lebensbereich den Mut zu haben, IMMER nur ein uns dieselbe Person zu sein- ob in schwach, verletzbar, sensibel, ängstlich, unvollkommen, zerbrochen usw. Genau dann sind wir im inneren Frieden angekommen und spüren die Harmonie des Seins.

Hier wird mir folgende Tatsache sehr wichtig:

„Gott ist unser Ursprung und unsere Zukunft.“

Ich denke, dieser Gedanke ist wie ein hilfreicher roter Faden für unseren Weg…denn er nimmt uns Zukunftsängste und Sorgen. Was soll uns schon geschehen, wenn doch Gott unsere Zukunft fest in der Hand hält und in jedem Augenblick, in jeder Situation von jeher wusste, was er mit uns vorhat!? Was könnte mir wichtiger sein, als seinen Gesetzen zu jeder Zeit treu zu sein? Akribisch genau schrieb er für jeden von uns ein individuelles Lebenslied – ob in Moll oder Dur- alles davon hatte/ hat seine Berechtigung, weil es Gottes Plan entsprach/ entspricht.

Gott will nichts Anderes, als uns aus dieser Welt herauszuholen, in der für die wahre Liebe und unser Menschsein kein Platz ist, geschweige denn der innere Frieden meilenweit entfernt ist! Wir brauchen nicht mehr zu tun, als ihm unser Leben anzuvertrauen und das zu erspüren, was er von uns möchte. Wir können dabei nicht in die Irre laufen, denn auf uns wartet der Hafen, der uns endlich Heimat verspricht und unsere Seele ankommen lässt: in der Liebe und im Gefühl des tiefen Friedens- dort, wo alles einst begann!

*Linda*

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen