Samstag, 11. November 2017






Hohe (Lebens-)Türme brauchen ein festes Fundament

Ist auch mal eine schöne Vorstellung, dass mein Leben einem Turm gleicht, wobei die Höhe, bzw. Standfestigkeit mit Sicherheit von der Beschaffenheit des Fundamentes abhängen wird. Ohne Frage, so ein Fundament sollte dann schon von Stabilität sprechen, denn sonst könnte es sehr rasch passieren, dass das Turmgebilde bei der leisesten Erschütterung in sich zusammenfällt.

Ja, ich hab speziell in den letzten Jahren bewusst an diesem Turm gearbeitet und mir zum ersten Mal im Leben ganz viel Zeit gelassen mit der Erstellung der Basis- einfach, weil mich meine Erfahrung  lehrte, wie wichtig es ist, der eigene Erbauer zu sein und sich nicht auf die Konstruktionsvorschläge der Welt zu verlassen. Als ich ihrer Bauweise folgte, da war ich nämlich verlassen.


Noch einmal sollte es mir nicht passieren und darum hab ich einen sehr wichtigen Schritt getan: Ich lauschte lediglich nur auf das, was mir meine innere Stimme an Anweisungen erteilte.

Ich habe hier spontan den Song „Achterbahn“ von Clueso im Ohr….in dem er ganz klar betont:




„Alle wollen, dass ich tue, was man so tut…

Man will, dass ich nach ihrem Plan lebe..

dass ich die Zukunft kenne wie eine Kristallkugel..

so dass sie auf mich zählen können….

doch das will ich gar nicht……..


Ich fahre nämlich ohne Plan und es fühlt sich verdammt gut an.“

Ich denke, Clueso gehört zu den Menschen, die sich mittlerweile freigeschwommen haben und sich der einschnürenden gesellschaftlichen Fesseln entledigten- mit dem Erfolg, dass er sich sehr gut dabei fühlt, wenn er halt planlos durch sein Leben reist.

Auf den ersten Blick mag man vermuten, dass solche eine relaxe  Lebenshaltung gewiss nicht ohne negative Folgeerscheinungen bleibt…..denn schließlich sollte sich der Mensch doch feste Zielpunkte setzen….als einfach so planlos durchs Leben zu trudeln….


Doch ich gehe davon aus, dass Clueso genau weiß, was er da tut und darf erahnen, dass er die beste Entscheidung seines Lebens traf. In der Hinsicht darf ich  auf einen gewissen Erfahrungswert zurückblicken und mir sagen: Wie viel Schmerz und Kummer wäre mir erspart geblieben- hätte ich mich bei meiner Lebensplanung lediglich auf das verlassen, was an innerer Weisung herüberkam! Habs nämlich leise immer gespürt, was für mich richtig gewesen wäre! Stattdessen war ich voll in „ihre“ Planung involviert- richtete mein Leben nach dem aus, was alle so taten und für richtig hielten……ohne auch nur einen Moment daran zu denken, ob es für mich individuell überhaupt das Passende war!

Gut, ich wollte wie alle meinen hohen Lebensturm bauen nach der bewährten Glücksanleitung:   eine liebevolle stabile Partnerschaft- Familienglück und ein Häuschen dazu……habs dann auch so hinbekommen , doch mich zwischendurch immer wieder gefragt, warum dieser Turm eher dem Bildnis von Pisa gleichkam….um letztendlich trotz aller Hoffnung in sich zusammenzufallen….



Da fragt man sich natürlich irgendwann, ob etwas mit dem Fundament nicht stimmte…..und kommt zu der ernüchternden Erkenntnis: Dieser Turm konnte trotz aller Bemühungen   nicht standhalten. Er war von Baubeginn an zum Umfallen verurteilt….denn ich bediente mich einer Basis, die mir selbst, meinen damaligen Möglichkeiten, Begrenzungen, bzw. meiner Lebensgeschichte gar nicht entsprach.

In kurz und knapp vermag ich es zu erklären, denn als ich den Entschluss fasste, mich für die Ehe und Familiengründung zu entscheiden- da war ich alles andere als in mir daheim! In mir, da war eine zutiefst verwundete bedürftige  Seele, da rief mein verletztes Kind nach Zuwendung und das Schlimmste war: Ich stand überhaupt nicht in einer verständnisvollen wertschätzenden Liebesbeziehung zu mir selbst- entbehrte somit der  notwendigen Basis, um der auf mich zukommenden Verantwortung als Mutter und Partnerin überhaupt gerecht werden zu können.


Wieder hab ich ein Lied im Ohr. Es singt von der Frau und Mutter, welche in den stillen Stunden  ihre unerfüllten Sehnsüchte erspürt und sich fragt, wie ihr Leben wohl verlaufen  wäre, wenn sie erst einmal gelernt hätte,  allein zu laufen……bevor sie  erwartungsgemäß in die Schuhe der gesellschaftlichen Ordnung schlüpfte…


Nun bringt es wenig, sich an dem Selbstvorwurf : „Ach hätte ich doch damals“ festzuklammern- aber ich führte mir später extrem ernst vor Augen, dass keine äußere Bedienungsanleitung von Leben passend sein kann für alle Menschen. Es geht nicht nach irgendwelchen bewährten Konzepten Anderer- nicht nach den Vorstellungen Außenstehender -dieses allgemeingültige Ordnungssystem sollte immer hinterfragt werden.  Jeder Einzelne darf und muss für sich entscheiden, was und wie er leben möchte, damit es sich für ihn innendrin stimmig anFÜHLT.

Genau das praktiziert Clueso, wenn er sich ohne vorgestanzten Plan durch sein Leben bewegt, sondern nur nach dem geht, was er FÜHLT. Man braucht auch nicht zu befürchten, dass einem die Felle davonschwimmen. Wer sich von der inneren Stimme führen lässt, wird immer auf dem richtigen Weg sein, denn es ist einer der individuellsten fruchtbarsten Wege, die man sich vorstellen kann. Man wird fähig, die richtigen Entscheidungen zu erspüren und es werden  Freude und Wohlgefühl sein, die einen durch sämtliche Lebensbereiche tragen und begleiten.  

Zwei lange Partnerschaften hab ich  gebraucht, um zu erkennen: Egal, in welcher Beziehung wir uns befinden- es wird IMMER in erster Linie um unsere individuelle Seelenheilung gehen. Gott sendet uns auch immer die richtigen Partner- ohne Frage- denn sie bringen exakt das richtige  Potential mit, damit wir lernen, uns selbst lieb zu haben und uns auch dem zu widmen, was an dunklen Schatten in uns verborgen ist.


Leider war ich in der Ehe noch nicht so bewusst dabei und auch in der zweiten Beziehung nutzte ich diese einmalige Chance der Seelenheilung nicht. Eigentlich war es von Gott vorgesehen, dass ich mich dort weiterentwickle- stattdessen hab ich mich aufgegeben und verloren…..

Na ja, dann hab ich den richtigen Kurs doch noch gefunden, denn Gott ist wahnsinnig geduldig mit uns- wir erhalten immer wieder eine neue Chance. So rasch gibt er uns nicht auf. Und wenn für uns Menschen etwas unmöglich erscheint- dann beginnt Gott, auf seine unergründliche Art, alles ins Mögliche zu wenden.


Wir müssen uns in Klaren sein: Der Weg Gottes ist niemals vergleichbar mit den Wegen dieser Welt- es wird uns niemals gelingen, Gottes Entscheidungen mit dem Verstand zu erfassen.  Gott ist im Grunde unberechenbar.


Es heißt ja nicht unbegründet, wenn Gott sagt:


"Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken.
Meine Wege sind nicht eure Wege."


Was bleibt uns da? Wir können nur vertrauen- aber ich sag aus Erfahrung: Wir können ihm blind vertrauen, denn bei aller scheinbaren Unsicherheit: So sicher waren wir noch niemals im Leben unterwegs. Gott will uns ja nichts wegnehmen, geschweige denn schaden- alles, was er tut, wird zu unserem Seelenwohl, für unsere Seelenheilung sein. Wir werden es  erspüren- fühlt sich halt innen drin gut an und das, was Gott einmal versprochen hat, das wird er auch halten. Er ist so was von verlässlich. Seine Führung ist wie ein Kompass durch diesen Dschungel Leben- raus aus der oberflächlichen Verstandeswelt und hinein in die Liebesbeziehung zu uns selbst.


Ich glaub, dass Gottes Bemühungen von dem Gedanken getragen sind:

Jeder hat doch das beste Leben verdient- eines in Fülle, voller Freude, voller Liebe- in dem die Seele Lust hat, zu leben, zu blühen  und womöglich zu fliegen. Kein Mensch muss sich mit einem mittelmäßigen Dasein zufrieden geben- sich in irgendwelche unpassenden Schubladen zwängen….oder zwängen lassen.

Wichtig ist halt nur, das!!! Leben zu führen, das dem Seelenzustand entspricht. Hier hab ich nämlich gepatzt, denn aufgrund meiner viel zu frühen Zerbrochenheit mit der Folge der gestutzten Flügel war es notwendig, mein Leben diesem Zustand anzupassen. Stattdessen hab ich es ignoriert, wollte so wie alle Anderen in Leichtigkeit hinausfliegen und bin rapide abgestürzt. Früh zerbrochene Menschen haben ganz andere Wunden, bzw. Narben, als jene mit der guten Flugfähigkeit. Die Zeit heilt nämlich keine Wunden, auch wenn man schon soooo erwachsen ist. Man kann nur lernen, damit zu leben und wie schon betont, sein Leben danach auszurichten.


Doch auch hier wird uns Gott Menschen ins Leben senden, die uns verstehen, mitfühlen und unseren Kindheitsschmerz ein wenig nachvollziehen können, weil es ihnen in ähnlicher Weise auch so erging. Er ist halt ein sehr weiser und liebevoller Gott, der uns niemals allein lässt, auch im größten Elend ist er da.
Nein, ich bin nicht klug genug, um Gottes weise Handhabe auch nur annähernd verstehen zu können- und wer nicht an Wunder glaubt- mit Gott sind sie erlebbar. Er ist halt ein wunder- voller Gott!

Wie komm ich denn jetzt auf meinen Turmbau zurück????

Na ja, ich glaub jedenfalls, dass mein Turm diesmal seine Standfestigkeit erworben hat-weil ich mir bei der Erstellung des Fundamentes sehr viel Mühe gab:


Da ist drin enthalten: eine gesunde verständnisvolle Liebesbeziehung zu mir selbst und auch zu meinem verletzten Kind in mir (ganz wichtig!) und die  drei „Bausteine“, die meine Mutter mir in frühen Jahren einpackte: mein unerschütterlicher Glaube an Gott, eine immerwährende Hoffnung und als größter und wichtigster Baustein: die Liebe.

Eines ist mir extrem bewusst geworden: Um ein zufriedenes erfülltes Leben führen zu können, müssen wir dieses bedingungslose JA zu uns selbst sagen- zu jedem Stückchen Zerbrochenheit, zu Ängsten, Schwächen, Zweifeln, Ungereimtheiten, Fehlern, Ecken und Kanten, zu all dem, was wir an uns selbst verurteilen. Alles ist irgendwo drinnen begründet- hat uns zu dem Menschen gemacht, der wir heute sind und ALLES das, sind wir in unserer einzigartigen Individualität.

 Allerdings halte ich mir sehr oft vor Augen, wie lang es dauerte, bis ich in das nötige Bewusstsein wuchs, um zu verstehen, dass Leben uns halt immer in unserer Individualität anspricht- dass es in jeder nur erdenklichen Lebenssituation immer „nur“ darum geht, unsere verletzte Seele zu heilen. Sooooo weit klafft die Sinnhaftigkeit auseinander, wenn ich bedenke, was man mir mit auf den Weg gab und was uns auch heute noch als Zielsetzung suggeriert wird. Ständig setzt man alles daran, uns von uns selbst abzulenken.

Dabei heißt es doch so treffend:

„Den Schlüssel zu sich selber zu finden
öffnet alle Türen.“

Oder:

Wenn das Herz offen ist, dann öffnen sich auch die Hände.


Die Sehnsucht nach dieser Offenheit  tragen wir alle in uns- denn wir sind Menschen mit ganz normalen menschlichen Bedürfnissen nach Liebe, Wertschätzung und bereichernder Gemeinschaft.

Da fand ich diesen sehr aussagekräftigen Ausspruch, was die menschliche Sehnsucht betrifft:


„Leben wie ein Baum:
einzeln und frei und brüderlich wie ein Wald-
das ist unsere Sehnsucht.“

Nazim Hikmet


 Ich mag ja das Bild des Lebensbaumes- der da mit seinen starken Wurzeln steht und sich über sein Dasein freut, weil er halt lernte, für sich allein stehen zu können, bzw. sich zu sagen: Gut, ich bin der Baum, der ich bin- on Eiche, Birke, Pappel, Buche- egal- von Gott hier hingestellt , um zu blühen und irgendwann reiche Früchte zu tragen. UND: ich steh hier aber nicht allein, sondern bin umgeben von lauter anderen fruchtbaren Bäumen und weil jeder so schön anders geartet ist, können wir uns gegenseitig bereichern und stärken. Ja, ich fühl mich wohl, so mitten drin in dieser Baumgemeinschaft!


 Nun schau ich mal in unserer Gesellschaft um und müsste ja eigentlich, wenn es nach unserer menschlichen Sehnsucht geht, überall auf Unikate treffen- auf Menschen, die authentisch, unabhängig und frei ihr ganz individuelles Dasein gestalten- nach ihren Bedürfnissen. So wie es halt Clueso vollzieht, wenn er bewusst der Fremdbestimmung entsagt, um seinen gefühlten Weg zu beschreiten. Leider hab ich immer noch das Bild der Massenbewegung vor Augen- im angesagten Trend liegen, kaufen, was gerade IN ist- das tun, was alle so tun, sein Meinungsfähnchen nach dem Winde drehen…..um bloß auf der sicheren Seite zu sein- aus Angst, abgelehnt zu werden, diskriminiert zu werden- als andersartig dazustehen.

Anders, als unsere Andersartigkeit auszuleben wird’s aber nicht gehen, wenn wir unser individuell erfülltes zufriedenes Leben führen wollen! Wir sind nicht hier, um uns an irgendetwas anzupassen, irgendwelchen Bildern gerecht zu werden- denn jede Seele drängt danach, das zur Entfaltung zu bringen, was an Potential, Bedürfnissen, Sehnsüchten  in ihr schlummert und unser Aufenthalt hier auf Erden dient einzig und allein, dies hervorzubringen, frei und ohne jede Einengung, aber voller Bewusstsein.





           Nach Aussagen sterbender Menschen kommt sehr oft das Bedauern, eigentlich nie richtig das ausgelebt zu haben, was sich im Stillem gemeldet hatte-  um des lieben Friedens willen- aus Angst vor möglichen Konflikten oder weil man der Ansicht war, man müsse sich halt anpassen- das gehöre sich so in einer Partnerschaft der gegenseitigen Liebe.

Als ich mich damals auf die Suche machte, um den Grund für meine gescheiterten Beziehungen zu finden, da kam ich exakt auf diesen Punkt: Auch ich hatte Liebe total falsch verstanden , indem ich aus lauter Harmoniebestreben ständig zurücksteckte, meine Bedürfnisse außen vorließ –MICH selbst in die Ecke verbannte samt meines innewohnenden Potentials.

Das ist aber nicht der tiefe Sinn von Beziehung- denn das bringt den Verzicht auf die individuelle Entfaltung mit sich, steht somit im Gegensatz zu dem, was eine bereichernde Partnerschaft wirklich sein sollte: wechselseitige Erfüllung, indem man sich gegenseitig bereichert. Gott stattete uns nicht unbegründet mit unterschiedlichen Gaben aus, denn so wird es möglich, dass wir einander enorm bereichern können. Wahre Liebe freut sich, wenn es dem Anderen gut geht und er immer mehr in seinen Farben erblühen kann.

 Das stimmt auch wieder mit dem Bild des Baumes überein: Jeder steht für sich- unabhängig und frei und dennoch bleibt das Band einer tiefen verständnisvollen bereichernden wachstumsfördernden Verbindung bestehen.

Ja, ich hab gelernt und es wäre mir heute nicht so bewusst, ohne diesen Schmerz der Erfahrung erlitten zu haben Aber man muss halt erst durch das Dunkle, um die helle Seite überhaupt erreichen zu können. Das Schlimme ist ja zudem: Es wurde uns so nicht vorgelebt- von daher gehen wir völlig orientierungslos in Partnerschaften hinein. Und wer verfügt in jungen Jahren schon über so viel Bewusstsein? Ich hatte es jedenfalls  nicht und musste dafür einen hohen Schmerzpreis bezahlen.


Doch eine schöne Seite gibt es auch- nämlich Leben als etwas zu begreifen, das immer wieder Raum schenkt, um weiter wachsen und dazulernen zu können. Ich möchte ja schließlich möglichst viel aus diesem Geschenk Gottes herausholen, auch wenn es heißt:

Das Leben ist zu lebendig, zu beweglich und zu unbegreiflich, als dass wir es in den Griff kriegen könnten….na ja, aber versuchen können wir es ja mal!

*Linda*

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