Donnerstag, 16. November 2017

Der Weg führt in die Mitte…









Der Weg führt in die Mitte…


Manchmal sind es ganz kurze Texte, die es dennoch schaffen, dass ich mich mal wieder zurücklehne, um mir vor Augen zu führen, warum wir oft ziellos durch unser Leben irren…...um zu suchen, zu suchen und doch nicht zu finden.

Folgender Videotext stimmte mich nachdenklich und ich gebe ihn einfach mal so wieder, wie gelesen:

„Der CDU- Politiker Wolfgang Bosbach sieht das Pilgern als Chance zur Selbstfindung. Er sagte:

„Wir leben in einer unglaublich schnelllebigen Zeit!“ und verwies auf die permanente Mediennutzung. Pilgern führe zur Ruhe und zur Einsamkeit. Es ermögliche ein Nachdenken darüber, worauf es im Leben ankommt. Ohne ein solches Innehalten ende man wie der „Fliegende Holländer“: alles gesehen und nie zu sich selbst gefunden.“


Da ist also ein 65- jähriger Mann, gewiss mit einem großen Pensum an Lebenserfahrung ausgestattet. Genau diese Lebenserfahrung hat ihn eines gelehrt: Wenn wir uns nicht  der Ruhe und  Einsamkeit verschreiben- bewusst innehalten, dann werden wir irgendwann von dieser Welt gehen, ohne jemals zu uns selbst gefunden zu haben, bzw. den wahren Sinn des Lebens erkannt zu haben.

Dieser Vorhersage stimme ich zu- denn ich habe mich einst der Wahrheit geöffnet und sie lautet halt: Der moderne fortschrittliche Mensch kann sich zwar kaufen, was er will, ist in der Lage, die ganze Welt zu bereisen- doch wird am Ende vermissen, die Welt IN SICH niemals entdeckt und erobert zu haben.

Ohne zu übertreiben- aber dieser Umstand ist mehr als tragisch, wenn ich bedenke, dass der tiefe Sinn des Lebens lautet: Wir sind hier auf Erden, um der Mensch zu sein, der wir wirklich sind.

Am Ende wird es nämlich völlig nebensächlich sein, was wir an materiellen Dingen ansammelten- welchen Dr. Dr. Titel wir erarbeiteten. Am Ende wird nur eines von Bedeutung sein: Haben wir es geschafft, in diesem Leben den Menschen zu verkörpern, der wir wirklich sind? Ist es uns gelungen, unser Herz zu öffnen für die Liebe?

Nun schau ich mich ja gern in unserer Welt um und entdecke nur selten eine  Bestätigung dieser These. Scheinbar ist die Zielsetzung eine völlig andere, wozu Albert Schweitzer einmal sagte:

„Der moderne Mensch wird in einem Tätigkeitstaumel gehalten damit er nicht zum Nachdenken über den Sinn des Lebens und die Welt kommt.“

Albert Schweitzer



Seiner Erkenntnis nach wird also in dieser so fortschrittlichen Welt eher alles darangesetzt, dass der Mensch erst gar nicht dazu kommt, innezuhalten und in sich zu gehen! Nicht zu vergessen, die Palette der unendlichen Möglichkeiten, „prima“ von sich abzulenken….insbesondere die Medien laden ja Tag für Tag aufs Neue  ein……der Stille oder inneren Einkehr zu entsagen.

Ja, ich weiß aus eigenem Erleben: Wer gibt sich schon gern der Stille hin – wer ist schon erpicht darauf, dass diese Ruhe einen mit Fragen belästigt, die unangenehm werden könnten oder dass wir in der Situation des Alleinseins womöglich mit uns selbst konfrontiert werden?
Ich war in der letzten Beziehung, glaub ich, einer der besten Flüchter, den man sich nur vorstellen kann, denn insgeheim wusste ich natürlich, dass ich „grandios“ etwas lebte, was meinen eigentlichen Bedürfnissen nicht entsprach. Doch warum auch immer- ich zog es vor, mir weiter etwas schönzureden, es so lange hinzubiegen, bis es passte……und denke heute: Hätte ich mich in der Beziehung diesen tiefen Wahrheiten gestellt, es hätte ein riesiger Abgrund auf mich gewartet….ich hatte einfach Angst vor der Wahrheit und jedem Absturz. Wer hätte mich aus dieser Situation befreit?

Für die Haltung der Untreue zu mir selbst musste ich einen hohen Preis bezahlen, denn  Schmerz, Unzufriedenheit, innere Leere, Zerrissenheit und das Gefühl der Ausweglosigkeit wuchsen und wuchsen, bis ich mich als bewegungsunfähig empfand und gefühlt dem Tod näher als dem Leben.
Ja und dann meldete sich Gott zu Wort- anders vermag ich es heute nicht zu sehen. Als gar nichts mehr ging- als ich das Maß der Selbstverleugnung auf die Spitze getrieben hatte…da schenkte er mir eine lange Phase der absoluten Einsamkeit. 24 Stunden, Tag für Tag, nur mit mir allein! Diese Situation macht was mit dem Menschen, denn ich hatte die Wahl: weiter zu flüchten oder mich endlich dem zu stellen, was in mir an Chaos vorhanden war! Ich glaub, ich spürte damals intuitiv, dass ich hier von Gott die größte Chance meines Lebens erhielt, um mich endlich von den alten Fesseln der Kindheit zu befreien. Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen:


Es gibt letztendlich kein endgültiges Entrinnen vor uns selbst- irgendwann holt uns diese innere Stimme ein. Sie erzählt uns etwas über unser wahres Sein, über unsere tiefen Wahrheiten, Bedürfnisse und Sehnsüchte. Ersticken wir/ ignorieren wir sie, werden Schmerz oder oft auch Krankheit die Folge sein. Kein Mensch kann auf Dauer an sich selbst vorbeileben. Dazu sind wir auch nicht hier.



„Wer mit sich selbst im Frieden leben will, muss sich so akzeptieren, wie er ist.“.

Selma Lagerlöf

Sich so anzunehmen, wie man von Gott gedacht ist- das führt in den ersehnten inneren Frieden. Es ist nicht nur ein Annehmen, es ist eine radikal gelebte gesunde Selbstliebe- ein bedingungsloses JA zu ALLEM; was uns ausmacht. Und hier ist es, wie schon betont, unwichtig, über was wir uns da draußen auf der Bühne definieren, was Andere von uns erwarten, ob wir „ihnen“ gefallen …….wichtig ist nur das, was uns im Inneren bewegt- ob in hell oder dunkel, willkommen oder ungeliebt. Niemand in der gängigen Welt wird uns jemals den inneren Frieden bescheren können, das ist eine ganz persönliche Einstellungssache. Diese, ich nenne sie intensive Liebesbeziehung zu uns selbst, ist Basis für alles Weitere. Wir dürfen unser verletztes enttäuschtes inneres Kind nicht außen vorlassen- es braucht seinen unbedingten Raum, der ihm Möglichkeit gibt, das zu heilen, was damals so sehr schmerzte.

Ich weiß, da sind Ängste, weil jedes Hinabtauchen in unsere Schluchten gewisse Erinnerungen wachruft- doch dieses Kind wird ja dadurch nicht ausradiert- es lebt weiter und weiter in uns und bittet um Zuwendung.

„Kinder erleben nichts so scharf und bitter wie Ungerechtigkeit.“

Charles Dickens

Was da damals mit uns geschehen ist, es war für uns nicht nachvollziehbar……und hat  lebenslangen Schmerz hinterlassen. Er kann aber nur verschwinden, wenn wir ihn auch anschauen.


Es  sollte wohl so sein, dass mir der Videotext heute Morgen noch eine andere Aussage bot:


„Selbst wenn du nichts getan hast in deinem Leben,
außer dein Herz zurückzubringen
und wieder in die Gegenwart Gottes zu versetzen,
obwohl es jedes Mal wieder fortlief,
nachdem du es zurückgeholt hast….


dann hast du dein Leben wohl erfüllt.“

Franz von Sales

So einfach kann nämlich das Leben sein!

An dieser Stelle reagiert ein Mensch wie ich mit einem zufriedenen Lächeln, denn wieder wird mir vor Augen geführt, worum es in diesem Leben wirklich geht. Sein Text berührte mich , denn die Aussage ist so wahr: Es reicht in diesem Leben vollkommen aus, wenn wir uns darum bemühten , unser Herz wieder für uns selbst und für die Liebe zu öffnen. Franz von Sales sieht den Lebenssinn erfüllt, wenn es uns gelingt, zu unserem Ursprung zurückzukehren, uns bewusst zu werden, dass wir alle wunderschöne Gedanken Gottes sind- einzigartige Wesen voller Liebe- hier auf Erden, um dieser Liebesfähigkeit ihren vollen Ausdruck zu verleihen.

Klar, ich bin oft der Versuchung nahe, meinen Frust rauszulassen angesichts der Vorstellung, dass man mich über einen viel zu langen Zeitraum irrend und suchend unterwegs sein ließ….immer auf der Suche nach den völlig falschen Zielen im Leben! Dieser Aufruf zur exzellenten Bühnenpräsenz war die größte Unwahrheit aller Zeiten! Niemand muss auch nur irgendetwas tun,  sein oder haben, um sich wertvoll nennen zu können.

Im Gegenteil- je authentischer, verletzlicher, menschlicher, gefühlsbetonter wir uns zeigen, je mehr wir den Mut zeigen, unser Inneres nach Außen zu bringen, umso näher sind wir der Erfüllung des wahren Lebenssinns! Es geht nicht um Perfektion, Leistungsbeständigkeit, Selbstbeherrschung-  um ein „sich bewähren“ in der oberflächlichen Welt. Bestehen müssen wir in erster Linie vor uns selbst! Und dazu müssen wir runter von dieser Bühne des künstlichen Ichs- den „alten“ Menschen ausziehen, der mit uns selbst sehr wenig zu tun hatte.




Neulich verfolgte ich eine Glaubenssendung im Fernsehen und da stellte der Redner eine Frage an die teilnehmenden Personen: “Sagen Sie mal, sind sie auch so wartungsintensiv wie ich?“ ?????????? Er erklärte dazu: Jeder Mensch trägt in sich das große Bedürfnis nach dieser „Wartung“: Er möchte sich gewärmt, geliebt, wertgeschätzt und angenommen fühlen, denn so ganz allein vermag sich ein Mensch nicht zu pflegen und diese Pflege haben wir uns alle verdient- denn wir sind etwas sehr Wertvolles: nämlich einzigartige Menschen!

Ehrlich gesagt, tat es mir gut, dass dieser so erwachsene Mann seine Bedürfnisse vor der großen Schar Menschen kundtat- wie selten höre ich es so detailliert? Kaum jemand mag sich dazu zu bekennen- könnte ja verweichlicht, sensibel, unmännlich/ unfraulich, schwach herüberkommen! Dabei ist genau das die Basis, um einander besser verstehen zu können! „Ach, du brauchst auch dieses Maß an Wärme und Geborgenheit? Ich nämlich auch, denn mein Inneres verlangt danach und mein verletztes inneres Kind sowieso!“

Wenn wir nicht werden wie die Kinder…….dann kann unsere Seele nicht heilen. Dieses ganze erwachsene vernunftbetonte selbstbeherrschte Tun, es hemmt uns in einer Tour, weil wir der Seele ständig die Tür vor der Nase zuschlagen. Wir sind nun mal Gefühlsmenschen durch und durch- das ist unsere wahre Schönheit und nichts, was unter den Tisch gekehrt werden muss. Gut, „sie“ wollten diese Schönheit nicht sehen- doch wir dürfen sie  ganz bewusst für uns wieder hervorholen und da ist es egal, ob wir Mann oder Frau sind- diese Gefühlswelt ist in beiden Geschlechtern zu Hause, auch im Indianer, der angeblich keinen Schmerz kennt!!!!!




„Das Leben ist zu kurz-
weniger wegen der kurzen Zeit, die es dauert,
sondern weil uns von der kurzen Zeit fast keine bleibt,
es zu genießen.“

Jean- Jaques Rousseau


Für mich steht eines heute außer Frage: Unser Leben wird erst dann ein Genuss, wenn es uns gelingt, unsere inneren Antennen wieder zu aktivieren und auf Empfang zu gehen mit allem, was unsere Seele  zu berühren vermag. Je intensiver und häufiger wir das praktizieren, umso glücklicher werden wir sein. Ich könnt auch sagen: Es ist unwesentlich, wie gut wir per Smartphone, Internet usw. mit aller Welt vernetzt sind- viel wichtiger ist es, wie gut wir mit uns selbst vernetzt sind. So lange dies nicht der Fall ist, werden wir weiter da draußen herumlaufen und Suchende bleiben, aber wir werden nicht satt- wenn wir der Seele ihre kleinen Berührungs-Freuden untersagen. Da nützt auch das teuerste Smartphone nichts- es wird immer nur ein Kompromiss darstellen- eine Alternative auf unserer Suche nach echten tiefen Seelenverbindungen von Mensch zu Mensch.

Es ist halt so, wie Franz von Sales es anführt: Wir müssen uns unser Herz zurückholen…..das wir in früher Zeit aus Enttäuschung, Unverständnis, Angst vor weiteren Verletzungen verriegelten, denn ohne dieses geöffnete Herz ist Leben nicht lebenswert. Es wird dann immer ein Überleben an den Rändern der Existenz sein. Doch da gehören wir nicht hin- es gilt, die Mitte zu finden- diesen Kern allen Seins, den ich das Gefühl der vollkommenen Liebe nenne.



Meiner Ansicht nach zielt der Lebenslauf eines jeden Menschen daraufhin, diese Mitte zu erreichen und hier vermag ich „nur“ Gott im Fokus zu sehen, dem es ein so großes Anliegen ist, dass wir  ankommen in einer Liebe, die  als echt und bedingungsfrei empfunden werden kann.

 Ja, wir lernen endlich zu verstehen, was es mit der wahren Liebe auf sich hat, denn solch eine Liebe will sich einfach nur verschenken- ganz ihrer Natur nach. Diese Liebe fordert nichts, diese Liebe ist geduldig, drängt nicht, rechnet nicht auf oder an- sie vermag zu vergeben, zu verstehen und ohne Wenn und Aber anzunehmen. Vor allen Dingen ist solch eine Liebe sehr sehr langlebig- denn sie währt bis in alle Zeit und wird nicht weniger.

Diese Liebe hat also überhaupt nichts damit zu tun, was wir sind oder haben- sie kennt keine Voraussetzungen. Hier wird mir wieder bewusst, wie sehr wir in früher Zeit auf die falsche Fährte geschickt wurden  und warum sich die heutige Jugend so schwer tut, das Wesen der Liebe zu ergründen. Wo gibt’s denn heute noch etwas umsonst, vor allen Dingen die Liebe? Muss man nicht für alles etwas tun?

Tja, das erzählt nämlich der Verstand – aber eine Seele, sie ist voller Freude und in Hochstimmung, wenn sie ihre Liebe einfach so verschenken kann! Ihr ist es unmöglich, irgendwelche Bedingungen zu stellen! Dann wärs ja auch keine wahre Liebe mehr!

Nein, diese oberflächliche Welt wird uns nichts über eine solche Liebe erzählen können, da passt sie einfach nicht hinein….denn so lange der Verstand auf dem Throne sitzt, wird er uns weiter und weiter erzählen, wann wir seiner Meinung nach würdig sind, geliebt zu werden.

Und immer wird es darum gehen, dass wir uns irgendwie für andere passend machen- doch ehrlich gesagt und gefragt: Wer will denn dafür geliebt werden, wenn er nicht so sein darf, wie er wirklich ist? Das widerstrebt unserer menschlichen Natur, erzeugt Unzufriedenheit und ist Gift für die Seele!

Nicht ohne Grund befürworte ich den Wandel der Menschheit, wie z.B. die Aussagen von Wolfgang Bosbach. Ja, ich denke, das Bewusstsein der Menschen nimmt zu, indem sie sich und ihr Seelenwohl auf gesunde Weise viel wichtiger nehmen als früher. Es wird auch nicht  anders möglich sein, denn wir sind definitiv „nur“ Menschen mit dem natürlichen Bedürfnis und dem Geburtsrecht, uns in unser Menschlichkeit überall wiederfinden zu dürfen.

Vielleicht sollte ich sagen: Demnächst ist nicht mehr der perfekte leistungsorientierte kontrollierte Mensch gefragt, sondern der verletzliche sensible natürliche  Herzensmensch, der sein Augenmerk weniger auf Besitz und Ansehen richtet, als vielmehr auf die Menschen, die ihm nahestehen. Dann nämlich sind wir genau dort angekommen, wo Gott uns sehen möchte und da er eh über unser aller Leben regiert, wird er alles daransetzen, dass es gelingt.

Aus eigener Erfahrung weiß ich: Wir können dabei weder vor dem Willen Gottes noch vor den Bedürfnissen unserer Seele flüchten- es geht letztendlich um die Erfüllung des tiefen Sinns von Leben! Wir sind hier, um zu lernen, um in uns hineinzuwachsen, unsere göttliche Bestimmung zu leben und von Herzen zu lieben.

Ich glaub ja eh immer, dass Gott allmählich die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, wenn er mit ansehen muss, was wir aus seiner Welt machten. Als er sie erschuf, war alles gut und vollkommen- doch dass wir so an seinen Wünschen vorbeileben, bzw. voller Eifer Geld, Macht und Besitz anbeten, das hat er sich gewiss nicht vorgestellt.

Ja, Gott würde bestimmt am liebsten ständig rufen: „Mensch, wo bist du? Ich finde dich gar nicht wieder!“

Wahrscheinlich darf ich wirklich von großem Glück sprechen, dass meine frühen schmerzhaften Seeleneinschnitte mich am Boden hielten- dass Gott auf seine Art dafür sorgte, dass ich mich nie zu weit von mir entfernen konnte. So war auch die Umkehr nicht ganz so extrem schmerzhaft- ich war meiner Quelle immer irgendwie näher als andere- tiiiiieeeeef drinnen hab ichs immer leise gespürt- trotz des jahrelangen Vorbeilebens an mir selbst.

Manchmal, da stellt uns das Leben einige Fragen, so auch mir. Mir war früher immer schleierhaft, warum gerade die sensiblen Menschen so viel Schmerz aufgebürdet bekamen…war doch ungerecht- sie hatten doch niemandem etwas getan. Warum wurden sie dann so bestraft?

Jehuda Bacon, jener Mann, der als Junge Auschwitz überlebte, sagte dazu:

„Leiden ist sinnvoll, wenn es einen so tief ergriffen hat, dass es bis zu den Wurzeln des Seins geht. Dann werden wir auch fähig sein, Mitgefühl für das Leid Anderer zu entwickeln.“


Wir kennen das alle: Sich hineinversetzen in die Situation eines Anderen werden wir nur können, wenn wir Ähnliches selbst erlebten. Ich denke, es geschieht in der Leidphase noch mehr, denn es heißt auch: Nie sind wir Gott so nah wie im schlimmsten Leid und die Nähe zu Gott zu spüren, ist eine der  höchsten Erfahrungen  in diesem Leben.

Richtiges Leid, das uns den Boden unter den Füßen wegzieht, wird uns bescheidener machen, demütiger und fähig- anders zu sehen, anders zu leben, anders zu lieben- nämlich so, wie es in Gottes Sinne ist. Vieles, was bisher so unentbehrlich schien, verliert an Stellenwert…..zum Beispiel, wenn jemand eine schwere Krebserkrankung überstand- oder einen Autounfall fast unbeschadet überlebte. In solchen Situationen stellt sich jeder unwillkürlich die Frage nach dem Sinn von Leben und zumeist ist ein Bewusstseinswandel die Folge.


Neulich war Samuel Koch zu Gast im Fernsehen- jener junge Mann, der von jetzt auf gleich seinem gewohnten Leben durch einen Unfall entrissen wurde und seitdem im Rollstuhl sitzt.
Doch Samuel Koch bekommt von mir den höchsten Respekt, denn ich sah keinen Mann, der mit dem Leben oder gar mit Gott haderte. Nein! Samuel Koch betonte, sein Leben trotz aller Umstände zu lieben und offen zu sein für jede neue Herausforderung. Aufgeben? Das kam für ihn nicht infrage! Ich denke gerade an den Ausspruch: Gott gibt uns immer nur so viel an Bürde, wie wir auch tragen können……Samuel Koch hat diese Bürde angenommen und ich denke, Gott hat mit ihm etwas ganz ganz ganz Besonderes vor! Ohne tiefen Sinn geschieht gar nichts.

Vielleicht müssen wir von unserem Verstandesdenken etwas weg, um zu verstehen, dass Gott seine ganz eigenen Handlungsweisen hat. Was auf den ersten Blick oft unverständlich, ja, sogar ungerecht ausschaut, das wird sich später als der fruchtbare Boden für Gottes Idee erweisen.

Ich vermag nicht zu sagen, was diese neue Denkrichtung bei mir auslöste! Eigentlich konnte ich ab dem Zeitpunkt nur noch frohen Mutes in die Zukunft schauen- weil ich wusste: Egal, was auf mich zukommt, es wird immer zu meinem Besten sein- auch wenn es einen dunklen Anstrich hat. Wer es schafft, zu 1oo% Gott zu vertrauen, der darf von morgens bis abends mit einem Lächeln durch die Welt gehen, um auch mittendrin in einer Problemsituation frohgemut zu sagen: „Was solls, ich erwarte nur Gutes!“ Solch eine Problemphase ist ja nichts Anderes als ein gutgemeinter Wink Gottes, dass etwas noch der Veränderung bedarf- folglich ein großes Geschenk, weil es uns näher zum Ziele bringt.

Und Gott ist ein exzellenter Führer-  aus dem verworrensten Dschungel holt er uns heraus, Schritt für Schritt- wenn wir ihm vertrauen- das ist seine Voraussetzung.

Ohne Gott durchs Leben zu gehen ist für mich heute unvorstellbar, denn mit Gott in der Mitte, da wird mir ein Frieden beschert, den mir die gängige Welt niemals geben konnte.

*Linda*

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