Montag, 26. Juni 2017

Wo Himmel und Erde sich berühren..








Wo Himmel und Erde sich berühren..


Zugegeben- meine Art, durch diese Welt zu spazieren, trägt einen ganz bestimmten Fokus in sich. Ich strecke mich aus- aber nicht nach einer Welt mit einem nüchternen schwarz- weißen Anstrich und extremer Bodenhaftung- das war einmal und wird mir so nie wieder geschehen Nicht unbegründet fasste ich irgendwann den Entschluss, dann doch lieber „nur“ noch als Seele unterwegs zu sein. Dies geschah zudem mit dem Gefühl der Dankbarkeit, weil es mir halt in diesem Leben vergönnt war, endlich wieder in meine eigene Mitte zurückzufinden- nach gaaannnzzz viel Vorbeileben an mir selbst.


Vielleicht sind wir laut erzieherischer Überlieferung immer noch der Ansicht, es würde uns am Ende des Lebens auszeichnen, wenn wir uns ne goldene Nase verdienen, wenn wir diesen hochgelobten Platz auf der Bühne ergattern, wenn wir uns mit irgendeinem Titel schmücken konnen…..all das ist so vergänglich. Ohne Frage, es hat einen enorm hohen Sättigungswert für den Verstand, doch unsere seelischen Bedürfnisse bleiben auf der Strecke.


Ich denke sowieso, dass wir uns spätestens am Ende unserer Tage fragen werden:

Wars das jetzt- ein Leben, so wie ich es mir immer wünschte? Sagen wir dann voller Freude: Danke, dass ich dieses bunte Leben in all seinen Facetten genießen konnte!? Es war einfach Abenteuerreise pur und   war definitiv meine Wundertüte Leben!? Habe ich das in mir zum Leuchten gebracht, was Gott mir als Funken in diese Wundertüte legte?



„Lichtkraft

Aus dem Himmel eine Erde machen,
aus der Erde einen Himmel erschaffen,
wo jeder aus seiner Lichtkraft
einen Stern ziehen kann.“

Rose Ausländer

Leben ist meiner Ansicht nach nämlich genau das! Es ist eine Einladung an jeden von uns, dieser geheimnisvollen Wundertüte nach und nach ihren Inhalt zu entnehmen, um eines Tages voller Freude festzustellen: Da ist etwas in mir, das ruft nach Entfaltung- da will etwas in seiner vollen Pracht erblühen und es ist an mir, diese Kostbarkeit nach außen zu bringen. Denn eines ist gewiss: IN jedem verbirgt sich ein Schatz, der in keinem anderen zu finden ist.
Das macht uns zu einzigartigen menschlichen Wesen!



Wir können das Leben zwar weder verlängern noch verbreitern,
aber wir bekommen die einmalige Chance,
es zu vertiefen und das Beste aus diesem Geschenk herauszuholen.


Da gibt’s nämlich noch so viel mehr, wenn wir folgende Vorstellung zulassen:

„Wo Himmel und Erde sich berühren, da kehrt Frieden ein….“

So lange wir uns aber der sicheren kontrollierten Bodenhaftung verschreiben, so lange Leben für uns ein reiner Existenzkampf ist- so lange wir unseren Platz auf dieser Bühne sehen- so lange wird auch keine Berührung mit dem Himmel stattfinden. Folglich werden wir dann auch nicht diesen Frieden erfahren…..

Schau ich auf meinen Weg zurück, dann weiß ich heute: Erst als mir bewusst wurde, dass da IN MIR ein völlig anderes Leben- sprich Lebensgefühl wartete- da wurde mir klar, warum wir wirklich hier auf Erden sind.



Es ist notwendig,
dieses Etwas zu besitzen,
das die Freude hervorbringt
wie eine Blüte oder wie eine Frucht
und dieses Etwas heißt Liebe.

Es gibt so viele Arten von Freude,
wie es Arten von Liebe gibt.
Sag mir, wo deine Freude ist
und ich sag dir,
wo deine Liebe ist.

Thomas von Aquin




Ja, ich spreche seit Langem von einem spürbaren Wandel der Zeit, denn wie oft durfte ich mittlerweile beobachten, dass  Menschen Schritt für Schritt in ein neues Bewusstsein wachsen. Dem Menschen wird  langsam wieder bewusst, dass da drinnen ein- ich sag mal- ein verwaistes Leben auf Entdeckung wartet. Es scheint wirklich so, als würde die Rebellion der ignorierten Seelen immer lauter werden, was mich natürlich freut, weil so der Verstand Schritt für Schritt  seiner Regentschaft  enthoben wird.

Sonntag morgen war ich zu Gast bei einem „Open-Air- Fernseh-Gottesdienst“ und  erstaunt, wie viel junge Menschen daran teilnahmen-  Menschen, die den Mut hatten, das zu sagen, was ihnen am Herzen lag. Und das hatte nur wenig mit dem zu tun, was ich zunächst vermutete. Sie wünschten sich eine „neue bunte lebendige“ Kirche- Gottesdienste mit fetziger Musik und sie legten nahe, welche Veränderung ihr Schulalltag benötigte. Fort von diesem belastenden Druck der Notengebung- etwas mehr Freiheit  für die persönlichen Bedürfnisse und die Bitte: sich verstanden, wertgeschätzt, gesehen zu fühlen von Anderen.

Diese noch so lebensunerfahrenen „unerwachsenen“ Menschen setzten mit ihren Wünschen ein wahnsinnig tolles Zeichen. Sie waren fähig, genau das anzuführen, was jeder menschlichen Sehnsucht voll entspricht und was in dieser Gesellschaft so wenig Beachtung findet. Auf den Punkt gebracht sendeten sie an alle ein Signal: Runter von der Bühne des erdrückenden Leistungsstrebens, der Anonymität und rein ins natürliche Menschsein auf der Basis menschlicher Werte!
Es entspricht zwar nicht der Jahreszeit, aber mir gefällt der Spruch:



„Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln.“

Dietrich Bonhöfer

Hege ich Zweifel daran, dass sich eh alles zum Guten wandelt? Nein, denn ich vertraue auf die „Osterbotschaft“, die nach ganz viel Dunkel Hoffnung auf ein neues helleres Leben schenkt. Ja, ich denk schon, dass es so was gibt wie die „Auferstehung“ in eine neue gelebte Menschlichkeit. Ich gehe davon aus-  der heutige „erwachte“ Mensch ist es einfach leid, sich nur noch über Leistung, Titel, Aussehen, Besitz,  Mann sein/ Frau sein zu definieren, obwohl er spürt, sich dabei  immer mehr zu verlieren.   Er hat erkannt, dass wahres Wohlgefühl sich erst einstellt, wenn all die überflüssigen Gewänder abgefallen sind- wenn nur noch das einfache SO-SEIN bleibt.

Wir dürfen nie außer acht lassen, dass die reine Persönlichkeit eh nichts mit dem ganzen „Bühnenoutfit“ zu tun hat. Eine Rolle bleibt nun mal eine Rolle. Letztendlich sagt nur der „Zustand der totalen Entblößung“  etwas darüber aus, wer wir wirklich sind und nur so fühlen wir uns wirklich wohl.


Nicht unbegründet wünsche ich mir oft, Menschen wären nur als Seelen unterwegs, weil dann  alles Andere, was eigentlich  total überflüssig ist, nicht mehr als Hemmnis ins Gewicht fällt. Für mich sind  authentische bereichernde Begegnungen immer Begegnungen auf Seelenebene, was braucht es da irgendwelcher Attribute oder Vorgaben?  Es bedarf nur eines Herzens, das fähig ist zu fühlen, einer Seele, die glücklich ist und sich vor Wohlgefühl räkelt.

Jedenfalls hab ich irgendwann verstanden, warum mein Dasein nie von Zufriedenheit sprechen konnte! War unmöglich, weil mein seelenentferntes Leben- dem Verstand gewidmet- gegen jedes Naturgesetz sprach. Wenn nämlich  Körper, Geist und Seele nicht als Team  harmonisch zusammenarbeiten, dann wird das nichts mit dem Wohlgefühl! Und Seele hat  dabei sogar  den höchsten Anspruch auf die Thronherrschaft- während der Verstand als Diener zur Seite stehen darf, mehr aber auch nicht.

So! hat man es mir aber nicht beigebracht- von daher blieben die negativen Folgeerscheinungen nicht aus. Innere Harmonie ist ein Muss, auch für die psychische wie körperliche Gesundheit. Erst als Seele das Zepter in die Hand nahm, da gings mir besser!

 Denke ich an den Gottesdienst im Fernsehen zurück und führe mir vor Augen, dass die jungen Menschen genau das! in den Fokus rückten, dann erwacht in mir die Hoffnung umsomehr, dass es ja doch noch etwas werden kann mit einer besseren Welt, in der soziale Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Frieden, Toleranz, Wertschätzung und vor allen Dingen die Liebe endlich ihren verdienten Stellenwert erhalten. Ohne all das ist ALLES nichts- anders wird es nichts mit einem glücklichen erfüllten Leben und auch nicht mit einem zufriedenen lebendigen Miteinander.

Herzensbildung und Herzensglück haben nichts mit einem  Bildungsstand zu tun- hängen auch nicht vom Zustand der Geldbörse ab- sondern von der reinen Essenz unseres Innenlebens und sie nennt sich: Liebe!

Das, was im Grunde das Kernstück allen Lebens ist- was uns erst lebendig werden lässt, das wurde am Weitesten von uns ferngehalten- das, was eigentlich unser lebensspendender Glücksmotor ist! Kein Wunder, dass Menschen so viel Unzufriedenheit, innere Leere, Sehnsucht in sich verspüren- denn eigentlich suchen wir bei aller Sehnsucht immer nur  diesen liebevollen Kern, der in jedem von uns beheimatet ist und unser Leben erst lebenswert macht. Wir wollen in unseren ureigenen Farben blühen und das in ALLEN Bereichen des Lebens- ob im Beruflichen oder Privaten- „einfach“ nur wir selbst sein dürfen!

Nur- so einfach ist das nicht nach so viel Vorbeileben an uns und unseren Bedürfnissen. Wir müssen ja erst einmal wieder ein Gespür für uns selbst bekommen- lernen, in uns hineinzuhorchen und dieser Stimme zu vertrauen. Es ist ein Lernprozess, ohne Frage, aber er ist von Erfolg gekrönt, weil wir- wenn auch unbewusst- zu jeder Zeit immer leise erspürten, was für uns stimmig ist. Was uns in die Quere kam, das waren diese „Wahrheiten“ im Außen…..die so wahr überhaupt nicht waren, weil sie halt mit unserer Seelenwahrheit nicht übereinstimmten.

Mir persönlich hat eine Erkenntnis unheimlich geholfen. Es geht im Leben zunächst IMMER nur um uns selbst- ob wir uns nun in Freundschaften, Partnerschaften oder im beruflichen Bereich aufhalten. Es geht um unser Seelenwachstum und die Frage: Wer will ich eigentlich sein? Was will ich leben? Als was hab ich mich erkannt? Was will ich in mir zum Erblühen bringen?



Es sagte mal jemand:

„Leben ist niemals etwas- es ist immer eine Gelegenheit „zu etwas“.“

Keiner meiner damaligen  Erzieher hätte es mir allerdings erklären können, jedenfalls nicht so, wie ich es heute sehe. Dieses „etwas“, es ruft nicht etwa nach Reichtum, Ruhm und Ehre im grellen Licht der gesellschaftlichen Bühne, sondern einfach nur nach uns selbst, nach dieser blühenden liebenswerten gefühlvollen sensiblen verletzlichen authentischen Version Mensch.



Ich habe meine Seele gesucht…
und ich fand sie auf einer bunten Blumenwiese..

Ich hab meine Seele gesucht…
und ich fand sie in einem leuchtenden Sternenhimmel..

Ich habe meine Seele gesucht…
und ich fand sie im fröhlichen Lachen der Kinder..

Ich habe meine Seele gesucht…
und fand sie überall dort, wo Menschen aufeinander zugingen.



© Linda

Je älter man wird, umso klarer erkennt man, dass dieses erstrebenswerte „etwas“ die wichtigste Reise ist, auf der wir uns jemals befinden. Es ist unsere individuelle Abenteuerreise ins Glück, in den inneren Frieden, in die wahre Liebe und wir dürfen sicher sein: Wir bekommen jede erdenkliche Hilfe von „höherer Stelle“, denn da ist „jemand“, dem es sehr am Herzen liegt, dass ein jeder von uns eines Tages von einem Angekommensein sprechen kann,
dem Ankommen in unserer Mitte- wo alles seinen Anfang nahm.


*Linda*

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen