Sonntag, 18. Juni 2017

Ich bin dankbar für jedes Stück Zerbrochenheit







Ich bin dankbar für jedes Stück Zerbrochenheit


Ich erahne, dass die Überschrift für Unverständnis sorgt- doch genau in der Haltung stehe ich  heute da! Mein Leben war von Kindheit an gewiss nicht der Aufenthalt auf „Wolke sieben“- zweimal wurde ich total entwurzelt, musste der Flügel entsagen, die mich in ein unbeschwertes Leben hinausfliegen ließen…..und doch erfüllt mich heute eine große Dankbarkeit, dass es so! und nicht anders verlief. Durch all das Erlebte erhielt mein noch junger Lebensbaum seine erforderlichen starken Grund-Wurzeln, damit er sich in gesunder Weise im weiteren Verlauf des Lebens in die richtige Richtung  entwickeln konnte. Ja, ich wurde extrem früh zerbrochen, weiß aber heute, dass diese Zerbrochenheit unerlässlich ist, um überhaupt in die Heilung zu gelangen. Erst der Schmerz weist uns den Weg und in jeder schmerzvollen Erfahrung liegt eine große Kraft.


Zugegeben, eine positive Haltung hinsichtlich dessen sorgt wahrscheinlich spontan  für ein Kopfschütteln. Ist das Leben nicht schon schwer genug? Ja, aber genau darum geht es! Meiner Ansicht nach wird es gerade der Schmerz sein, der uns Menschen letztendlich in die Leichtigkeit führt, uns gesunden lässt- wenn  uns bewusst wird, worum es in diesem Leben wirklich geht! Am Ende- so heißt es, wird  zählen, wie tief wir liebten und lebten.


Das Vertrauen in Gott ist auf diesem Weg keine Frucht meiner Erziehung, sondern wurde durch jeden Schmerz, den ich erfuhr, immer intensiver. Heute spreche ich von einem unerschütterlichen Glauben an Gottes weise Führung, denn ich begriff irgendwann: Mein Leben in all seinen unerklärlichen Windungen liegt allein in seiner Hand und  Gott weiß genau, wo er mit mir hinwill. Ich gehe sogar davon aus, das hat er vom ersten Tag meines Lebens schon  gewusst.

Vor einiger Zeit wurde die Frage an mich gerichtet: “Was ist das für ein Gott, der uns so viel Schmerz erleiden lässt- will er denn nicht, dass es uns zu jeder Zeit gut geht?“

Meine Antwort lautet: Ja, Gott wünscht sich für uns nur das Allerallerbeste- doch was ist das Beste für uns „menschliche“ sensible, verletzliche, liebenswerte MENSCHEN? Ist es nicht das größte Ziel, endlich wieder MENSCH sein zu dürfen, uns an unsere innere Schönheit und Einzigartigkeit zu erinnern – und die Liebe IN UNS zum Erblühen zu bringen? Doch um dort hinzukommen, brauchen wir nun mal den Schmerz und darum hat Gott niemals gesagt, dass der Weg leicht sein wird, aber er hilft uns beim Tragen, das ist gewiss! Genau das ist eine der wertvollsten Erfahrungen, die ich in diesem Leben machen durfte!


 Wenn wir JA sagen zu diesem „so anderen“ Weg, dann setzt Gott alle Hebel in Bewegung, damit wir ihn auch gehen können. Hier kommt auch die Seele zum Einsatz- ist es doch ihr großes Bestreben, sich irgendwann als vollkommene Liebe zu erfahren, verbunden mit der Möglichkeit, ihrer inneren Schönheit den vollen Ausdruck zu verleihen! Schließlich ist in jedem Menschen eine Kostbarkeit verborgen, die in keinem anderen zu finden ist! Wir sind halt einzigartige Wesen.

Doch da gibt’s eine große Hürde und das ist der Verstand, den wir seit der frühen Kindheit auf den Thron setzten, um im gleichen Atemzug die Seelentüren zu verschließen. Es geschah aus unserer kindlichen Not heraus, um uns vor weiteren Verletzungen zu schützen- denn unsere seelische Schönheit wollte so recht niemand sehen. Ich sag jetzt mal ganz krass: Wir verkauften unsere wahre Natur, um „ihrer“ Liebe, Anerkennung, Zuwendung sicher sein zu können. Wir nahmen „ihre“ Verstandeswahrheiten an- was blieb uns anderes übrig? Wir hätten  nicht überleben können, denn schließlich wanderte die Masse in ein- und dieselbe Richtung. Ob „ihre“ Wahrheiten nun wirklich so wahr waren- die Frage stellten wir uns nicht.

Mir kommt an dieser Stelle die Geschichte von James Krüss in den Sinn. Sie heißt:

„Timm Thaler oder das verkaufte Lachen.“

Ganz kurz erläutert, worum es geht:

„Das Lachen des kleinen Jungen „Timm Thaler“  steckt jeden an- bis er es an den vermögenden Baron verkauft. Beide schließen einen Vertrag ab: Der Baron erhält Timms Lachen und Timm gewinnt ab jetzt jede Wette, mit Aussicht auf finanziellen Reichtum Doch schon bald merkt Timm, dass ein Mensch ohne Lachen kein richtiger Mensch ist, dass kein Geld der Welt Ersatz für seine Fröhlichkeit ist und so macht er sich auf, sein Lachen zurück zu gewinnen.“

Irgendwie zeichnet der Fokus dieser Geschichte ein Abbild unserer eigenen Erlebniswelt. Auch wir haben als Kinder unser Lachen, unsere Unbeschwertheit eingetauscht gegen Dinge, Zustände, Vorgaben, die im Grunde unser natürliches unbeschwertes gefühlvolles Menschsein verkümmern ließen. Die Seelentüren hatten wir vorsichtshalber verschlossen….und so  hatten gar keinen Zugang mehr zur Freude, zum Lachen, zu unseren Gefühlen und auch nicht zur Liebe. Die Tragik an der Sache war aber: Der Thronherrscher Verstand, der wusste absolut nicht, was Liebe, Freude usw. überhaupt sind!

Na ja und wenn ich mir so den Sinn unseres Hierseins vor Augen führe, dann spreche ich halt von einer Reise, auf der sich jeder Mensch Zeit seines Lebens befindet, um irgendwann sein ursprüngliches Lachen mit allem Drumherum zurück zu erobern! Irgendwann wird uns nämlich wie Timm Thaler bewusst, dass man ohne  Lachen gar kein richtiger Mensch ist!





„Es bedarf des Geldes nicht,
um das zu erwerben,
was der Seele nottut.“

Henry David Thoreau




„Kein Konzept des Egos
kann jemals das ins Leben bringen,
was uns wirklich glücklich macht.“




„Es sind die kleinen Dinge, die in einer Beziehung wichtig sind.
Es ist kein Einfamilienhaus, ein tolles Auto, Urlaub, Luxus oder Geld.
Diese Dinge können zwar das Leben bereichern, 
aber Ursprung des Glücks können sie niemals sein.

Es sind die kleinen Aufmerksamkeiten:
die Wärme, die Zuneigung, das Nehmen und Geben,
Toleranz, Respekt und Verständnis,
die für Geborgenheit, Nähe und die Liebe sorgen.“

Von unbekannt




Wir möchten die Welt durchreisen,
um das Schöne zu finden,
aber wir müssen es in uns tragen,
sonst finden wir es nicht.

Ralph Waldo Emerson




Eigentlich finde ich es regelrecht skurril. Da befinden wir uns in einer vom Fortschritt geprägten Zeit - können die ganze Welt bereisen und werden kaum auf die Notwendigkeit hingewiesen, VOR ALLEM anderen erst einmal in der inneren Welt heimisch zu werden. Dieses Defizit sorgt extrem für Schmerz, lässt Beziehungen scheitern, ruft hervor, dass Menschen sich gegenseitig das Leben schwer machen und nie so richtig glücklich werden. Warum auch immer- aber hier fällt mir  spontan das Sehnsuchtslied von Frida Gold ein. Sie bereiste  ausschließlich die äußere Welt- in dem Glauben, dass Geld, Ansehen, Konsum, Attraktivität für Glücklichsein stehen- dass Liebe in ständig wechselnden Affären zu finden sei. Doch sie war auch so ehrlich, sich einzugestehen: „Eigentlich weiß ich gar nicht, wer ich wirklich bin! In welcher Richtung bin ich da  unterwegs? Hier werde ich ja gar nicht „satt“! Wahrscheinlich kam da auch bei ihr so ein leises Erahnen, dass „ihre“ Versprechen vom Paradies auf Erden so einige Schwachstellen aufzeigten.


Diese Wahrheit steht relativ weit oben:

Was uns Menschen voneinander trennt, das ist „nur“ die Trennung von uns selbst und das Unwissen, dass in uns das wahre Leben auf Entdeckung wartet. Ursache sind diese in der Kindheit verschlossenen Seelentüren! Es wäre so schön gewesen, hätte man uns in der Kindheit ans Herz gelegt: Lernt euch selbst zu lieben und zu achten- pflegt den kleinen Seelen- Lebensgarten, dann wird’s auch was mit einem friedlichen verständnisvollen Miteinander! Dann würden wir nämlich erkennen, dass uns  außer unseres Unerlösten, unseres Urteils über uns selbst, der falschen Sicht von Leben rein gar nichts voneinander trennt. Im Kern sind wir alle gleich und was die menschlichen Sehnsüchte betrifft, sowieso.

Ich vermag mir auch nicht vorzustellen, dass es ein prickelndes Gefühl ist, sich am letzten Tage mit Rückblick auf sein Leben sagen zu müssen: „Da war ich doch Zeit meines Lebens eigentlich immer der Sklave meines Verstandes und hab dadurch versäumt, mich der inneren Stimme, bzw. meinen eigentlichen Bedürfnissen zuzuwenden! Was hat mir all meine Macht, mein Geld, mein Ansehen eigentlich wirklich genutzt? Hat es mich  zu einem glücklichen zufriedenen MENSCHEN werden lassen? Kann ich irgendetwas davon mitnehmen?


Laute Töne sind in der Regel nicht das meine- aber das, was da früher (und auch heute noch) für gut und richtig geheißen wurde (wird), das lässt mich schon etwas lauter werden. Man ließ (lässt) uns doch wahrlich in dem Glauben, dass wir im Verstand zu Hause wären……in einer Region, die nichts von Liebe, Freude, geschweige denn von menschlichen Grundwerten weiß! Ohne dieses ist aber ein friedliches Miteinander gar nicht möglich! Und das Wertvollste, was wir erleben dürfen und auch wollen, sind nun mal herzliche Verbindungen zu Menschen!




Folgende Aussagen schnappte ich zwischendurch mal so auf.

„Früher waren wir auf dem Land zu Hause-
dann in der Stadt und heute in der digitalen Welt.“


„Früher gab es den Familienkreis.
Dann kam das Fernsehen und aus dem Kreis wurde ein Halbkreis.
Dann kam das Smartphone und machte aus dem Halbkreis lauter Pünktchen.“


Ich weiß nicht, ob wir uns als diese einzelnen „Pünktchen“ wirklich wohl fühlen…..hat nicht jeder die Sehnsucht nach der lebendigen Gemeinschaft vieler vieler „Pünktchen“?

Schönreden tu ich schon lang nichts mehr. Jeder künstliche Fortschritt führt uns definitiv immer weiter von uns selbst fort, mit der Folge von Einsamkeit, zunehmender Anonymität, Unzufriedenheit und innerer Leere. Wir spüren uns nicht mehr – doch was ist die Schönheit des Lebens, wenn da kein Herz ist, welches sie wahrzunehmen weiß? Stillgelegte innere Antennen gehen nicht mehr auf Empfang……wie soll der Mensch das auf Dauer überstehen, ohne krank zu werden an Psyche oder Körper?





Da ich ein Mensch der Hoffnung bin, vertraue ich auf folgende Wahrheit:

„Das Prinzip der Harmonie
wirkt als höchste Wahrheit
und führt langfristig
zum vollkommenen Urzustand zurück.“

Es gibt einen sehr schönen Hinweis, der da lautet:

„Bade deinen Körper, deine Seele und den Geist in Harmonie!“

Heißt nicht mehr, als möglichst bei allem, was wir tun, darauf zu achten, dass die drei im Einklang sind und jeder zu gleichen Teilen von Wohlgefühl spricht. Darum kam ich auch mal zu dem Schluss: Egal, wohin ich  gehe, was ich auch tue, auch meine  Seele hat höchste Achtsamkeit verdient, hab ich doch ihrer Stimme in früheren Zeiten kaum Beachtung geschenkt. Soll ich sagen, dass es ein großes menschliches Glück ist, zu erahnen, dass Seele niemals aufhören wird, um die Thronherrschaft zu ringen!? Irgendwie scheint sie uns immer wieder daran zu erinnern, wenn wir uns zu weit von ihr entfernen. Ist aber nur lieb gemeint , denn es geht ja um unser  Lebensglück!        




„Kommt ein Schmerz, dann halte still
und frage, was er von dir will.“



Es gibt nämlich noch so eine Wahrheit:

„Es gibt nur wenige fertige Antworten im Leben und im Glauben.
Die meisten muss man selber suchen.“

Hannelore Frank


Der Baum des Lebens ist nämlich nicht der Baum des Wissens, des Überlieferten, unserer alten Denkmuster- sondern ein Baum der hautnahen persönlichen Erfahrung, des Erspürens. Nur weil die Masse bestimmten Wahrheiten folgt, muss es nicht unweigerlich unserer Wahrheit, bzw. Wahrnehmung entsprechen. Es heißt nicht ohne Grund: „Um an die Quelle zu kommen, müssen wir (leider auch heute noch) gegen den Strom schwimmen.“

Jeder darf für sich ganz allein entscheiden, WAS und WIE er leben möchte. Das bedarf keiner Rechtfertigung. Das ist unsere Freiheit des Seins. Ich denke hier gerade wieder an den Buchtitel: “Gott, zerbrich mich!“ Wahrscheinlich war es der Autor auch leid, sich den übermittelten Wahrheiten weiter ausgeliefert zu wissen, obwohl er doch innendrin spürte, dass da so vieles im Argen lag, dass der Verstand ihn nicht sättigen konnte. Seine Seele wird gewiss rebelliert haben, denn Verstand UND Seele verfolgen halt andere Interessen.

Sollte ich von einem der wertvollsten Geschenke in meinem Leben sprechen, so liest es sich zwar nicht so verständlich, aber es stimmt: Ich habe das große Glück erfahren dürfen, dass mir meine Seele zurückgeschenkt wurde, weil ich halt irgendwann erkannte:


Der Schlüssel zum Glück
liegt tief in unserem Herzen.
Wir müssen es nur aufschließen.

© Jando





Fragen wir uns, wo denn der Schlüssel geblieben ist: Den trägt ein jeder seit ewiger Zeit in sich. Wir haben ihn nur verlegt, doch jede Seelenberührung ruft in Erinnerung, wo er zu finden ist. Das ist ja das Irre! Wir Menschen spüren im Grunde, dass in uns so viel Schönheit beheimatet ist, dass unsere Antennen lediglich etwas eingeschlafen sind….doch wir vermögen ohne Probleme auf Empfang zu gehen. Sonst wären wir nicht durch dies oder das berührbar! Es geht also nur um eine „Re-Aktivierung“ und alles ist wieder da, so wie in Kinderzeiten. Gelingt es uns, diesen Verstand von seinem Thron zu werfen, ihm nur noch die Stellung eines Dieners zuzusprechen, dann werden wir unser glückliches erfülltes Leben führen und das bis zum Lebensende.


Ich denke, es wird verständlich, warum ich meiner Zerbrochenheit  mit dem Gefühl der Dankbarkeit begegne: HEUTE ja! Denn heute verstehe ich, warum jeder tiefe Seeleneinschnitt von Kindheit an ein Geschenk des Lebens an mich war! Nur durch diesen Schmerz konnte ich dorthin zurückkehren, wo ich wirklich zu Hause bin:
IN MIR und in der bedingungslosen Liebe zu mir.

*Linda*

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