Die Seele ist die „Festplatte“ unseres Seins
Ja, da stehe ich nun im Rückblick auf ein Leben, das sich
durch einige heftige Turbulenzen auszeichnete- mir die hautnahe schmerzhafte
Begegnung mit Wüstenzeiten, dunkelsten Nächten, Irrwegen, Sackgassen, Eiszeiten
bescherte. Dennoch blicke ich voller Dankbarkeit auf diesen Präsentkorb an Erfahrungen zurück. Im Nachhinein bin ich froh und dankbar, genau
dieses Leben geschenkt bekommen zu haben. Klar hab ich oft gelitten, wusste
nicht mehr ein noch aus. Doch da war
immer diese ganz leise Stimme in mir, die vom Sinn des scheinbar so Sinnlosen
erzählte….und mir den Funken an Hoffnung gab, um nicht verbittert liegen zu
bleiben, sondern weiter zu gehen. Wohin? Das wusste ich nicht……damals jedenfalls
nicht.
Heute bin ich etwas erfahrener und sage: Es ist das große
Anliegen und natürliche Wesen eines jeden Lebens, dass wir unterwegs bleiben-
dass wir unser Dasein als einen immerwährenden Bewusstseins-Wachstumsprozess
anerkennen. Und jedes Wachsen ist nun mal mit Schmerzerfahrung verbunden. Ohne
wird es nicht gehen, denn schließlich bewirkt zumeist erst der Schmerz, dass
etwas in Bewegung kommt. Es gilt, Fragen zu stellen, neue Einsichten zu
gewinnen, Veränderungen vorzunehmen, um
Schritt für Schritt auf der Treppe des Bewusstseins Stufe für Stufe
voranzukommen.
Die Finsternis ist
die Ursache,
dass Licht offenbar
werde.
Jacob Böhmer
Wo viele Sorgen waren
wird auch viel Segen sein.
Kardinal Michael von
Faulhaber
Das Schicksal geht
mit uns um wie mit Pflanzen.
Es macht uns durch
kurze Fröste reifer
Jean Paul
Nur: WIE wir diesen Prozess durchschreiten, das ist meiner
Ansicht nach das Entscheidende. Sicher, wir können uns für die Haltung der
Bitterkeit entscheiden- Leben als eine immerwährende Strafe sehen und gegen
alles ankämpfen……..oder aber wir machen aus jedem „Ach“- ein „Lach“ und
wechseln in den positiven Modus über. Mir hats ungemein geholfen, als ich
verinnerlichte, WARUM ich eigentlich all diese Wegstrapazen auf mich nehmen
musste. Es wurde mir die einmalige Gelegenheit geboten, mich aus der Haltung
der Unliebe zu mir selbst zu befreien, denn schließlich kommen wir alle aus der
reinen vollkommenen Liebe und dorthin geht’s auch wieder zurück. Und alles, was
uns auf diesem Weg an Schmerz begegnet, dient lediglich dazu, dass wir unsere
überflüssigen Häute der Unliebe abwerfen.
Das Schöne ist dabei: Wir können uns aktiv in diesen Prozess einbringen und sogar für ein
beschleunigtes Wachstum sorgen- in dem Bewusstsein, dass das Leben allein unseren
Namen trägt und alles dafür tut, dass wir den Weg gehen können. Leben wünscht
sich nur unser bedingungsloses „JA“, viel Vertrauen in sein Vorgehen und unsere
Lernbereitschaft. Ehrlich, ich war irgendwann so weit, dass ich voller
Achtsamkeit schaute, was Leben mir mal wieder an Schmerz sandte, um mich diesem
Schmerz in Liebe zuzuwenden- denn ohne Grund war er ja nicht da! Ich wusste, da
gab es immer noch eine versteckte Haltung, eine Denkweise, die mit der Liebe/Selbstachtung
zu mir nichts zu tun hatten. Da hing ich
irgendwo und irgendwie in meinen frühkindlichen völlig überholten Glaubenssätzen
fest und es war an mir, des Schmerzes Er- lösung zu finden.
Eine gute vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Leben- ich
denke, das ist der Schlüssel für ein glückliches zufriedenes Dasein, in dem
Wissen, dass Leben IMMER nur das Beste für uns will. Alles, was je geschah,
jetzt geschieht und jemals geschehen wird, trägt IMMER etwas Positives in sich! Was auch immer war-
es war nicht ohne Sinn.
„Sammle Licht aus
jeder Finsternis. Es heilt den Riss, der in der Liebe ist.“
Monika Minder
„Glück besteht aus
der Kunst,
sich nicht zu ärgern,
dass der Rosenstrauch
Dornen trägt,
sondern sich zu
freuen,
dass der
Dornenstrauch Rosen trägt.“
Arabisches Sprichwort
Oh ja, ich habe der Sicht auf Leben einen absolut neuen
Anstrich verliehen, weil mir irgendwann bewusst wurde: Ich bin nicht hier auf
Erden, um ein funktionierendes Rädchen im Getriebe eines Ordnungssystems zu
sein! Ich, als der MENSCH, der ich bin, sehe mich aufgefordert, das, was IN MIR
angelegt ist, zum Ausdruck zu bringen
und mir zu jeder Zeit voller Verständnis und in höchster Selbstachtung zu
begegnen.
„Benutze den ganzen
„Mist“ des Lebens,
um damit deine Blumen
zu düngen.“
unbekannt
Wir dürfen nämlich wieder ganz wir selbst werden und nicht
nur das! Es besteht die einmalige Gelegenheit, die Schönheit des Lebens und der
wahren Liebe kennen zu lernen!
Aber- da gibt’s eine Voraussetzung, denn um in diesen Genuss
zu kommen, müssen wir dem Verstand seine jahrelange Thronherrschaft absprechen.
Ein wirklich erfülltes Leben erfahren wir nur, wenn unsere Seele stattdessen
das Zepter übernehmen darf. Ein Verstand wird uns nie und nimmer etwas über die
Freude, die wahre Liebe, die Leichtigkeit des Lebens erzählen können- all das
ist nur in der Seele daheim.
Und sowieso:
„Die Seele! Das ist
die Festplatte unseres Seins!“
Jule
Mir wurde irgendwann klar: MEIN erfülltes Leben hängt einzig
und allein davon ab, dass ich es nach den! „Dateiinhalten“ ausrichte, die von
Beginn an auf dieser Festplatte abgespeichert wurden. Es geht nicht darum, mich
an einem gängigen Ordnungssystem im Außen zu orientieren oder an dem, was „man“
so tut oder nicht tut. Wichtig ist zu jeder Zeit der Bezug zu meinem Inneren,
denn die Seele trägt die Farbenvielfalt meiner individuellen Lebensgeschichte
und ruft von daher nach einer ebenso individuellen Lebensgestaltung.
Hätte! ich diese Erkenntnis vor meiner Eheschließung gehabt-
ich hätte nicht geheiratet- nicht heiraten dürfen, weil auf meiner „Festplatte“
chaosähnliche Zustände herrschten. Vielmehr wäre es meine Pflicht gewesen, hier
erst einmal Ordnung zu schaffen- für mich ganz allein. Stattdessen fügte ich
mich dem gängigen Ordnungssystem im Außen- tat, was alle so taten und für gut
hielten und gerade diese Außenorientierung ist die Wurzel allen Übels, allen
Schmerzes. Es scheint zwar, als wäre man sicher aufgehoben, weil man tut, was
alle so tun- doch ohne Rücksicht auf den Zustand des eigenen Innenlebens rennt
man in sein Unglück und in permanente Unzufriedenheit. Und das Schlimme ist,
dass man so recht gar nicht weiß, warum es dann z. B. mit der glücklichen Ehe nicht
klappen will und sich der beständige Aufenthalt auf Wolke sieben so schwer gestaltet Man war doch voll der
guten Vorsätze. Aber all meine Bemühungen liefen letztendlich in den
Scheidungsprozess und ließen eine Erkenntnis in mir wachsen: Partnerschaft
sollte erst dann vollzogen werden, wenn auch das entsprechende Bewusstsein
vorhanden ist. Niemals ist eine Liebesbeziehung die Basis für ein erfülltes
Leben, wenn die Bereitschaft fehlt, sich den eigenen Schatten, bzw. den
Bedürfnissen des inneren Kindes
zuzuwenden.
Gut, ich musste diese Erfahrung hautnah machen- war
schmerzvoll genug. Zum Glück, sag ich da mal, denn dieser Schmerz ließ mich
neue Klarheit gewinnen.
„Nicht in der
Erkenntnis liegt das Glück,
sondern im (
schmerzvollen) Erwerben der Erkenntnis.“
Edgar Allan Poe
Dieser dunkle Prozess
des leidvollen Durchlebens ist absolut notwendig, um überhaupt das Licht finden
zu können, weil man sich später voller Entschlossenheit sagen kann: „So! möchte
ich es nicht noch einmal erleben- es hat zu weh getan!“ Und dann sucht man nach
Hintergründen, neuen Einsichten und einem anderen Weg.
Alles in allem vermag ich im Rückblick auf das Erlebte zu
sagen:
Der Schmerz war immer dann zugegen, wenn ich etwas lebte,
was meiner inneren Wahrheit, bzw. meinem Wohlgefühl widersprach. Eigentlich war
es stets ein Hilferuf der Seele, mich doch bitte mehr um ihre Belange zu
kümmern und weil ich nicht zuhörte, wandte sie sich oftmals halt auch an den
Körper.
Zeit zu haben für
unsere Seele- da frag ich mich, wer uns jemals darauf hinwies! Das wird auch so
schnell nicht geschehen, denn es würde ja bedeuten, dass jeder Mensch nur noch
das tut, was sich für ihn wirklich gut und schön ANFÜHLT, ohne jede
Orientierung an irgendeiner Normalität- an irgendwelchen gängigen Vorgaben,
Rastern und Bildern „von“…Leben.
Und doch ist diese Haltung der einzig richtige Weg, um in
den ersehnten inneren Frieden zu kommen, weil Seele und Leben eh nicht eher Ruhe geben. Dann wird der
Schmerz die Folge sein. Wir sind nicht hier, um in ein äußeres Konzept zu
passen, um uns einen sicheren Platz im Gefüge zu sichern, sondern um uns selbst
zu lieben und zu leben, nach unseren Möglichkeiten, aber auch unter
Berücksichtigung unserer persönlichen Grenzen.
Das Erlebte hat uns nun mal geprägt- oft sehr hart,
verletzend, zum Teil aufgrund unzumutbarer Umstände in der Kindheit. Keine Zeit
der Welt wird dieses Erlebte jemals von unserer Seelenfestplatte löschen
können- alles ist akribisch dort abgespeichert. Doch wir können lernen, damit
umzugehen und jede daraus resultierende Folgeerscheinung als einen unerlässlichen Teil unserer selbst
anzuerkennen. Mittlerweile gelingt es mir, offen zu meiner kindlichen
Zerbrochenheit zu stehen- in dem Wissen, dass es eine vollkommene Heilung nicht
geben wird. Aber ich lerne, damit umzugehen, denn ich weiß: Da sind Einschnitte
auf der Seele, die nicht ohne Folgen blieben- sie werden mein Sein immer
beeinflussen- doch genau das bin ICH und „in anders“ wird’s mich nicht geben.
Sonst würde ich ja meiner eigenen Geschichte den Wert absprechen, denn
schließlich hat mich auch jedes Stückchen Zerbrochenheit zu dem Menschen werden
lassen, der ich heute bin.
Neulich las ich folgende Worte:
„Der Verlauf jeder Lebensgeschichte hat höchste
Wertschätzung verdient, denn sie ist in einen tieferen Sinn eingebettet, der
zum Ziel hat, den Menschen mit seinem höheren Lebensplan zu verbinden.“
Ich weiß, dass solch eine Denkweise recht gewöhnungsbedürftig ist- allerdings
nicht für mich, da sich meine Sicht auf Leben grundsätzlich an den Belangen der
Seele/ der inneren Stimme orientiert. Anders ist es gar nicht mehr möglich,
weil ich weiß, dass nur in dieser „Region“ der Schlüssel verborgen ist, um die
wahre Schönheit des Lebens zu erschließen.
Von daher erahnte ich irgendwann, wohin unser aller Reise hinführen soll, denn ohne Frage sind wir als
menschliche Wesen gewiss nicht dazu verdammt, unser Domizil auf ewig in einer schwarz- weißen Welt aufzuschlagen.
Irgendwann dürfen wir nämlich von „schwarz“ auf „bunt“/ von „dunkel“
auf „hell“/ von „schwer“ auf „leicht“ - umschalten und dann wird sich zeigen,
dass all das fragwürdige scheinbar sinnlose schmerzdurchzogene Dasein voller
Sinnhaftigkeit und sehr sehr weise!!!den fruchtbaren Boden bereitete. Dann werden wir nämlich den ganzen
„Mist“ des Lebens als idealen Dünger für die Schönheit und Blühkraft unserer
duftenden einzigartigen Lebensblumen anerkennen.
Ich denke, es kann keine wertvollere Erkenntnis geben, als
irgendwann sagen zu können: Jetzt weiß ich, warum ich!! genau dieses!!! Leben
leben sollte. Es ging lediglich um die fruchtbare Beschaffenheit meines kleinen Gartens, der mir
von Gott anvertraut wurde! Und Gott wünscht sich gewiss nicht, dass wir dort
Gewächse des Machtgehabes, der Gier, des Neides, des materiellen Reichtums, des Unfriedens, der
Ungerechtigkeit, der Unmenschlichkeit heranzüchten!
Gott mags lieber in herzlich, friedliebend, gerecht, fröhlich,
menschlich, respektvoll, ehrlich und authentisch- halt so, wie ER uns gedacht
hat von Anfang an. Ich denk, „ER“ gab uns alle mit auf den Weg: „Dies ist dein
einzigartiges Leben- mach was Schönes draus! Ich werde dich dabei unterstützen,
so gut ich kann! Und wundre dich nicht, wenn es manchmal wehtut- geht nicht
ohne!“
Ja, ich habe ein immenses Gottvertrauen entwickelt- doch
nicht, weil ich zur Kirche gehe oder einen entsprechenden Religionsunterricht
erhielt. Nein, dieses Vertrauen in Gott ist während des Gehens IN MIR herangewachsen, wuchs und wuchs, weil Gott
mir zeigte: Gerade in den schwersten Zeiten meines Lebens ließ ER mich nicht
allein! Da hat ER mich wirklich getragen und seine Zeichen der Liebe und der
Hilfe gesandt.
Ich weiß, vieles, was ich schreibe, kann nicht mit dem
Verstand erfasst werden- doch genau das! ist das wahre Leben! Leben will und
kann nicht verstanden werden, es will nur geliebt und vertrauensvoll angenommen
werden in all seinen oft unerklärlichen Windungen.
Hilde Domin prägte einen sehr aussagekräftigen Satz:
„Ich setzte meinen Fuß in die Luft und sie trug mich!“
Auch sie begegnete dem Leben „einfach nur“ mit dem
Vertrauen, dass alles, so wie es geschah von Sinn war - OHNE verstehen zu können, warum
etwas geschah, wie es geschah. Und doch zog sie später als Fazit: Es war
dennoch alles gut so, wie es verlief. Irgendetwas hatte sie getragen!
Aus Erfahrung darf ich sagen: Wir werden auf unserem Weg
niemals allein gelassen, denn da ist „etwas“, das uns ganz leise führt. Da sind
auf einmal Zeichen, die uns Richtung geben- da kommt plötzlich der Zufall ins Leben geschneit und schenkt
Orientierung oder ganz neue Einsichten. Nein, es wird keine Schnellstraße sein,
die wir da gehen- Schritt für Schritt werden wir oftmals mit viel Geduld zurücklegen.
Aber es lohnt sich auf jeden Fall, die Geduld zu bewahren, denn schließlich
geht es wieder zurück nach Hause und vor allen Dingen in den verdienten
ersehnten immerwährenden Seelenfrieden., den uns dann niemand mehr nehmen kann!
*Linda*
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