Verstand oder Seele auf dem Thron? Das ist die Frage aller
Fragen
Neulich, da kam mir so der Gedanke: Hätte ich in meinem
Leben weiterhin darauf vertraut, was mir der Verstand so erzählte, dann wäre es
mir niemals gelungen in mein lebenswertes Leben zu finden! Der Grund liegt
einfach darin, dass das wahre erfüllte Leben niemals mit dem Verstand erfasst
werden kann, dafür sind wir von Natur aus viel zu viel „Seelenmenschen“! So,
wie wir nämlich vom rein Menschlichen veranlagt sind- bedeutet es Herausforderung pur, wenn
wir versuchen, kontinuierlich dem zu folgen, was er uns vorgibt!
Ich denke da gerade nicht nur an die kräftezehrenden vergeblichen
Versuche jener Frau, die der äußeren Anerkennung wegen die Qual von zig Diäten auf sich nahm. Da
gabs nämlich zudem noch das Bekenntnis einer sehr prominenten Sängerin, welche
ebenfalls figurmäßig absolut nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht.
Doch sie steht da heute auf der Bühne und sie steht zu 150% zu sich selbst,
bzw. zu ihrem „Mangel“! Allerdings fand sie den Mut zu bekennen, dass der Weg
in das neue Selbstbewusstsein nicht gerade leicht war! Sie sprach wahrlich
davon, dass es Zeiten gab, in denen sie nur ÜBERLEBEN!!! konnte, weil sie einer
Strategie folgte:
Sie suchte sich bewusst Menschen aus, die sie so annahmen, wie sie nun
mal war und entfernte sich rigoros von all jenen, die ihr und ihren Körpermaßen
konträr gegenüberstanden! Ich denke, es ist für uns alle kein Neuland der
Erfahrung, dass Menschen sehr rasch dabei sind, alles zu verurteilen und zu
kritisieren, was halt nicht dem „normalen“ Bild oder ihren Vorstellungen
entspricht!
Dabei dürfen wir uns mit Recht fragen: Nach welchen
Kriterien wird eigentlich bestimmt, was nun normal ist? Es kann doch aufgrund unserer individuellen
menschlichen Veranlagung unmöglich das Gesetz der Gleichheit für alle vorherrschen!
„Sie“ können uns doch nicht sagen, was wir zur Priorität im Leben ernennen und
doch scheinen „sie“ alles daran zu setzen.
„Die Natur machte alle Frauen verschieden, doch die Mode
macht sie gleich.“
Von unbekannt
Diese Feststellung soll nur ansatzweise stellvertretend
stehen für die Misere, in der wir uns befinden! Im Grunde können wir jeden
beliebigen Lebensbereich auswählen, um zu erkennen, dass dieses
Gleichheitsprinzip/ Ordnungsprinzip die
Basis darstellt. Und eine Haltung zieht sich wie ein roter Faden hindurch:
Streben nach PERFEKTION in allen Bereichen, zumeist im
Verbund mit dem Leistungsgedanken- mit
Aussicht auf Beifall im Außen!
Wann ist Frau eine perfekte Hausfrau und Mutter- wann
sprechen wir von der perfekten Partnerschaft- wann dürfen wir uns zu den
perfekten Arbeitnehmern zählen- wodurch zeichnet sich ein perfektes Sexleben
aus- wann dürfen sich Mann / Frau das Prädikat perfekt verleihen- wann darf der
Mensch von seinem perfekt absolvierten Dasein sprechen?
Antwort der Gesellschaft: Perfekt ist der, der sich dem
gängigen Ordnungssystem am besten anzupassen weiß !
Soll dieses Streben nach Perfektion wirklich das Gelbe vom
Ei sein? Geht’s nicht auch in natürlich, menschlich, weit weg von jedem
Leistungsprinzip und dem mühsamen Bestreben, irgendwelchen Wunschbildern zu
entsprechen? Ehrlich gesagt, ich hab dann immer diese Masse vor Augen, die ganz der Gewohnheit nach in
einer vorgegebenen Richtung unterwegs ist- wahnsinnig kräftezehrend nach
Perfektion strebend und doch niemals von einem Gefühl der tiefen Erfüllung
sprechend. Man tut und macht, wie vorgegeben, doch irgendwie fühlt es sich
innen drin nicht stimmig an! Wenn diese Menschen dann irgendwann im Leben den
Mut finden, sich aus der Masse zu lösen, um ihren eigenen Weg zu beschreiten,
dann tritt so etwas wie ein Erwachen ein!
Dann stellt man sich nämlich wahrscheinlich zum ersten Mal
die Frage: Worum geht es eigentlich in meinem Leben? Antwort: Es geht allein
darum, dass ich bei allem, was ich tue, denke, sage- mit mir im Einklang bin-
sogar ganz unabhängig davon, was zum Beispiel Partner, Freunde, Kinder,
Nachbarn, Arbeitgeber dazu meinen! Es ist mein Leben und ich stehe allein in
der Verantwortung, es zu meinem Kunstwerk zu gestalten. Es geht immer um das bedingungslose JA zu mir selbst, um
eine uneingeschränkte gesunde Liebe zu mir selbst und das in allen Bereichen
des Lebens!
Nicht ohne Grund spreche ich davon, dass uns die genossene
Erziehung „wunderbar“ befähigte, auf der Bühne des Lebens unsere Rollen mit
Bravour zu spielen- doch eine Rolle bleibt eine Rolle und sagt nichts über
unser wahres Wesen Mensch aus! Frage: Wofür wollen wir aber wirklich geliebt
werden- für unsere excellente Rollenausübung, für den Beifall der Anderen oder einfach nur für unser authentisches
SEIN? Da gibt’s nämlich nur eine Antwort, weil kein Mensch jemals im Leben
etwas Anderes sein kann, als er nun mal von Natur aus ist- weil jedes Vorbeileben
auf Dauer krank, unzufrieden macht.
So dachte wohl auch
die Sängerin mit etwas mehr Gewicht als normal und tat das einzig Richtige,
indem sie sich gezielt nur noch mit jenen umgab, die sie so liebten, wie sie
war. Hier kommt ein sehr wichtiger Grundsatz zur Geltung, wenn es heißt:
Es geht niemals darum, dass wir uns in irgendein System
EINFÜGEN, passend machen- sondern dass wir es uns aus Selbstachtung und Würde
gestatten, voll und ganz wir selbst zu SEIN! Angefangen beim kleinsten System
der Partnerschaft, der Freundschaft- über Familie, Beruf, Freizeit…IMMER sollte
unser natürliches Wesen voll zum Ausdruck kommen dürfen.
Danach strebt unsere Seele und sie wird uns unendlich
dankbar sein, wenn es gelingt, sie in
ALLES mit einzubeziehen. Wir müssen nicht auf „Deubel komm raus“ allen
gefallen- zumal das eh nicht machbar ist- wir müssen „nur“ uns gefallen!
Da wurde gestern das Beispiel eines jungen Mannes angeführt,
welcher eigentlich beruflich gesehen hier in Deutschland sehr erfolgreich auf
der Karriereleiter unterwegs war….und doch machte er einen Schnitt und
entschied sich aufgrund seiner Naturverbundenheit für ein neues Leben in Island
als Postbote! Seinen Aussagen nach hat er diesen Entschluss bis jetzt nicht
eine Sekunde bereut- denn nun führt er das Leben, das wirklich zu ihm gehört.
Ihm wurde nämlich irgendwann klar: Was bringt mir der beste Verdienst, die
höchste Anerkennung Anderer, wenn ich mit dem, was ich da tue, nicht glücklich
bin? Seine Seele rief eindeutig nach etwas ganz Anderem- er folgte ihren
Impulsen und er fand seinen Seelenfrieden. Genau das sollte unser aller
Bestreben im Leben sein! Kein Verstand wird uns jemals erzählen können, welchen
Weg wir gehen müssen, um endlich unser erfülltes Leben zu führen!
Ich denke, solche Entscheidungen wie die des jungen Mannes sprechen
für den Wandel dieser Zeit, weil es Einzelnen immer besser gelingt, auf das zu
hören, was ihnen die innere Stimme sagt- unabhängig von allem, was das
systembezogene Ordnungsprinzip als „normal“ vorgibt.
Wir sind nun mal die Erschaffer unseres Lebens, tragen die
volle Verantwortung bis zum letzten Tage. Ich weiß aber auch, wie hartnäckig
sich oftmals die alten Ängste melden: Angst, abgelehnt , nicht verstanden zu
werden, denn vom Bedürfnis her wünscht sich jeder Mensch ein
Dazugehörigkeitsgefühl, möchte geliebt und anerkannt werden. Doch müssen wir
für dieses Gefühl den Vorstellungen Anderer entsprechen? Setzen wir ihre
Achtung höher an, als unsere persönliche Wahrheit?
Wie sollen wir auf diese Weise jemals in unseren verdienten
Seelenfrieden finden? Die Sängerin mit den „ paar Pfunden mehr“ wählte den
einzig richtigen Weg, indem sie nichts
tat, um passend zu werden, sondern indem sie
das für sie passende Umfeld aussuchte, das ein uneingeschränktes JA zu
ihr sagte.
Ich denke, das ist
wirklich die! Lösung und zeigt mir auf, wie wichtig es ist, in welcher
Atmosphäre wir uns Tag für Tag befinden. Sind wir mit Menschen zusammen, die
uns annehmen, wie wir sind- die sich nicht auf unsere Schwächen berufen,
sondern unsere Stärken hervorheben- die uns Bereicherung und Halt sein können,
damit wir immer mehr diesen authentischen Menschen in uns entdecken und
ausleben? Ja, jeder braucht eine gesunde Atmosphäre, um wachsen zu können und
so etwas wie einen geschützten Raum, in
dem er seine Schwächen getrost zeigen darf- ohne die Befürchtung, anzuecken
oder abgelehnt zu werden. Da dürfen dann auch mal die Tränen kullern, da ist es
möglich, seine Wut , Ängste herauszulassen – da darf man dann einfach nur
Mensch sein!
Ich weiß, das liest sich
sehr nach Umdenken, aber ich hab nie die erlesenen Aussagen sterbender
Menschen vergessen, als sie bekannten: EIGENTLICH hab ich gar nicht das Leben
gelebt, das ich leben wollte- hab meine Bedürfnisse unter den Tisch fallen
lassen, weil mir die Harmonie so wichtig war und ich mit meinem Partner keinen
Unfrieden erleben wollte. Jetzt – in der letzten Stunde seh ich es mit großem
Bedauern an!“
Nicht ohne Grund führte ich einmal an, dass es wohl so
mitten im Leben eine Art von Auferstehung gibt- dann, wenn es uns gelingt, dem
alten Verstandesleben zu entsagen und unseren Seelenfrieden zum Ziel zu
ernennen.
Nun gut, wer mich näher kennt, der weiß, dass ich in den
Fragen nach meinem Glücklichsein eh immer nur meine Seele hinzuziehe, denn nur sie
weiß, was ich wirklich für mein persönliches Wohlgefühl benötige. Hinzu kommt
nämlich noch, dass ich grundsätzlich mein inneres arg verletztes Kind zugegen
sein lasse, um ihm wenigstens jetzt das zu schenken, was es damals so sehr
entbehrte. Ohne Frage, ich trage ein hohes Maß an innerer Zerbrochenheit in
mir, die wohl niemals mehr ganz zu heilen sein wird- aber ich stehe dazu,
bekenne mich auch im Außen dazu, denn all das bin ich- IMMER mit meinem
zwölfjährigen Kind an der Hand!Es will angeschaut und nach Möglichkeit immer
wieder umarmt werden.
Von daher weiß ich halt, dass meine Bedürfnisse sehr
individuell sind und ich mich nie und nimmer mit anderen vergleichen kann! Meine Geschichte, meine
Narben, meine damaligen Empfindungen, die Intensität meiner Schmerzgefühle- alles ist akribisch in
meiner Seele abgespeichert, haben mich zu dem Menschen werden lassen, der ich
heute bin- verlangen nach einem individuell abgestimmten Heilungsplan/
Lebensplan. Jeder von uns blickt auf sein einzigartiges Dasein zurück und genau
so einzigartig darf und muss sich auch das persönliche Leben gestalten. Je
bewusster man dann mit seinem Dasein umgeht, um so klarer zeichnet sich ab,
dass kein Ordnungssystem im Außen uns jemals vorgeben kann, was denn für den
Einzelnen nun normal oder anormal ist. Das kann jeder nur für sich allein
ERSPÜREN:
Doch eines gilt für alle Menschen- da können wir so alt
werden, wie wir wollen:
„Eine Blume braucht Sonne, um Blume zu werden-
ein Mensch braucht Liebe (auch gesunde Selbstliebe) , um
Mensch zu werden!“
Phil Bosmans
Ich übertreibe nicht, wenn ich der Ansicht bin, dass solch
eine These viel zu unmodern und
verweichlicht klingt. Liebe- wirklich ernst genommen, passt scheinbar nicht in
unsere so fortschrittliche schnelllebige
Zeit. Wer weiß damit schon etwas anzufangen?
Die Liebe ist wie die Sonne.
Wer sie hat, dem kann ruhig vieles andere fehlen.
Wem aber die Liebe fehlt, dem fehlt alles.
Phil Bosmans
Menschen sind verstreute Inseln im Eismeer der Einsamkeit;
Liebe erst baut Brücken vom ICH zum DU.
Zenta Maurina
Liebe ist nämlich der Stoff, der alles zusammenhält und das
durch alle Stürme hindurch- bis in alle Ewigkeit! Ja, wir dürfen wieder
„schrecklich unmodern“ werden und uns ganz frei dazu bekennen, was wir uns
wirklich wünschen:
Vielleicht nur einen Menschen, der uns nimmt, wie wir
sind…..
vielleicht nur ein
Ohr, das uns nicht nur hört, sondern voller Geduld zuhört….
vielleicht nur eine Hand, die uns hält, wenn wir voller
Sorgen und Traurigkeit sind….
vielleicht nur einen Mensch an der Seite, der uns versteht
in all der Traurigkeit, der Verzagtheit, der Zweifel…
vielleicht nur einen Menschen, der Freude und Leid mit uns
teilt, der uns stärkt und Halt gibt…
Vielleicht ist es ja gerade das, was uns über- leben lässt
in einer Gesellschaft, in der so wenig Platz für die Liebe ist- in der Menschen
von einem erfolgreichen Leben sprechen, wenn sie sich über Besitz , Titel ,
Ansehen, Perfektion und Leistung
definieren. Es gibt aber nur eine gültige Perfektion und das ist die
Perfektion eines liebenden und fühlenden Herzens.
Doch meine Hoffnung versiegt niemals, weil ich erahne, dass
dieses Leben so „verdammt“ weise ist und alles daransetzt, dass jeder von uns
in dieses Liebesverständnis zurückfindet. Nach wie vor steh ich zu der These,
dass all das, was wir erleben- in Situationen, mit anderen Menschen- durch
Fügungen der besonderen Art- letztendlich dazu beiträgt, uns in die Liebe
zurück zu führen. Schließlich sind wir nur dort richtig zu Haus und sollen nach
ganz viel Umwegen irgendwann wieder heimisch werden….IN UNS selbst.
*Linda*