Sonntag, 4. September 2016

Reise in die Schönheit des Lebens







Reise in die Schönheit des Lebens


Ich erinnere mich sehr oft an eine Frage, die mir vor Jahren  gestellt wurde:
„Wie lebt man eigentlich Freundschaft?“ Was machte  die Frage mit mir? Sie stimmte mich nachdenklich, aber auch traurig- denn die fragende Person war immerhin schon sehr erwachsen. Andererseits wurde mir wieder bewusst, welche tragischen Folgeerscheinungen diese „genossene“ Erziehung der Entfremdung „von uns selbst“ mit sich brachte. Es ist kaum zu glauben, aber das, was damals geschah, wirft seine Schatten bis ins Erwachsenenalter hinein und durchflutet alle Bereiche unseres Lebens- sei es nun das Bild von uns selbst- gelebte zwischenmenschliche Beziehungen- das Berufsleben oder unsere Vorstellung  vom Leben.


Niemand ist frei, der über sich selbst nicht Herr ist.

~ Matthias Claudius ~

Ich möchte den Ausspruch ein bisschen erweitern, indem ich sage:

Wer nicht Herr über sich selbst und all seine Lebensbereiche ist, der kann nicht von einem freien selbstbestimmten erfüllten Dasein sprechen!

Es liegt nämlich für mich etwas sehr im Argen und das ist dieses  „Bild von Leben“, das uns unsere Erzieher hinsichtlich der Bereiche: eigene Persönlichkeit, Freundschaft, Partnerschaft, Sexualität, Mann sein/ Frau sein, sinnerfülltes Leben vermittelten. Viel zu sehr war man damit beschäftigt, sich im Außen möglichst gut darzustellen, es zu etwas zu bringen- das Bild der perfekten heilen Familie für die Nachbarn, Freunde, Arbeitskollegen usw. aufrecht zu erhalten…..und das nach den „harten“ Vorgaben, die man selbst einst vorgelebt bekam.

Fazit: jene Menschen, denen die Aufgabe oblag, uns in die Wahrheiten des  Lebens einzuführen, waren zumeist selbst von sich und ihren persönlichen Wahrheiten/ Bedürfnissen weit entfernt. Was sollten sie also an uns weitergeben, da sie sich selbst nicht liebten, bzw. innen drin wahrnahmen?

Wie sollten sie fähig sein, uns zu sagen:

„Mein Kind, du  bist ein wertvoller Mensch, so wie du bist. Lass dich niemals verbiegen und bleibe dir in allen Situationen treu, denn Selbstachtung ist das höchste Gut!“?

Wo sollten sie plötzlich das Bewusstsein und die  innere Zufriedenheit hernehmen, um uns durch ihr Vorbild aufzuzeigen:

„Eine tiefe Verbindung  zwischen zwei Menschen , die sich bedingungslos  lieben, ist etwas Wunderschönes und sehr Wertvolles, denn eine Liebe, die nicht fordert, erwartet, sondern sich „nur“ verschenken möchte,  ist das größte Geschenk, das sich zwei Menschen machen können!“

Ebenso galt dies für die Sexualität und  den natürlichen Umgang mit unserem Körper. Ich glaube, keinem Bereich wurde durch unsere Erzieher aufgrund eigener Schamgefühle und Selbstentfremdung so viel Ignoranz und Verschleierung entgegengebracht! Man entzog  sich aufklärenden Gesprächen, überließ dem Storch das Kinderkriegen……und uns unseren Fragen, indem wir versuchten, unter Ausschluss der Erwachsenen in aller Stille irgendwo unsere Antworten  irgendwo zu finden. Oh nein, ich vergaß- es gab den Sexualkundeunterricht in der Schule- erinnere mich aber auch, dass wir aus Verlegenheit viel herumkicherten, weil wir einfach nicht wussten, richtig damit umzugehen- es fehlte der natürliche selbstverständliche Bezug. Irgendwie blieb dieser Bereich für uns ein Randgebiet mit dem „Finger auf dem Mund“: Darüber spricht man nicht.

Sollte ich eine Bilanz ziehen, würde ich sagen: All das, was dem menschlichen Leben eigentlich!!! wahre Erfüllung, Tiefe, Freude bereitet- das vermochten „sie“ nicht an uns heranzutragen. Sie zeigten uns die Schwere auf- aber nicht die Schönheit des Lebens. Sie lehrten uns unbewusst eine der folgeschwersten Unwahrheiten: dass Liebe, Zuwendung, Anerkennung, Dazugehören immer an Bedingungen geknüpft seien. So waren wir in dem „anstrengenden“ Glauben, für die Liebe und Wertschätzung müsse man etwas tun.

Doch wahre Liebe, echte Freundschaft, ehrlich gelebte Partnerschaft  kennen keine Bedingungen! Der Mensch liebt um der Liebe willen, er lebt aus der eigenen Freude, seine Liebe verschenken zu dürfen.


Doch ich trage ihnen nichts nach- denn sie konnten nicht anders!

Umso bewusster widmete ich mich später dem Komplex der angeführten  Lebensbereiche, weil es einfach nach einer neuen Sichtweise rief! Hier orientierte ich mich keineswegs an irgendwelchen gesellschaftlichen Vorgaben oder an dem, was „man“ denn allgemein so denkt und tut- sondern verließ mich auf mein persönliches Empfinden.

Um nicht zu sehr auszuschweifen, bringe ich eine Haltung mit ein- die bei meinen Erziehern gewiss nicht an der Tagesordnung war: ich lebe heute  MEIN Leben BEWUSST nach meinen persönlichen ERFÜHLTEN Bedürfnissen!

Ohne Frage, diese „neue“ Zeit ist Aufruf pur, sich endlich wieder guten Gefühls und voller Verantwortung auf das zu besinnen, was für einen selbst stimmig ist, was sich gut und richtig ANFÜHLT. Das Außen kann uns die Antworten auf unsere Fragen nicht geben- das kann nur unsere innere Stimme. Nur jeder für sich spürt, was er für sein zufriedenes Leben benötigt. Darum ist es immens wichtig, dass wir wieder den Zugang finden zu unserem vernachlässigten Innenleben, dass wir  uns erlauben, verständnisvolle Nähe zu uns selbst aufzubauen. Und hier kommt noch so ein Defizit: Wir verlernten, dass es in uns diese Stimme gibt, die Stimme der Intuition- unerlässlich für das Erspüren- und um Entscheidungen treffen zu können.

Gut, unser System setzt alles daran, dass wir uns möglichst nicht selbst begegnen, denn dann könnte es ja sein, dass der zufriedene, freie, sich erspürende Mensch für sich allein über seine Bedürfnisse und Wünsche entscheidet. Es könnte auch sein, dass der Mensch erkennt: Ne, das, was ihr mir da als das ultimative „Glücksangeln“ anpreist- das bereichert zwar euch, aber nicht mich - mittlerweile hab ich nämlich begriffen:

„Um glücklich zu sein, ist nicht wichtig, mehr zu besitzen, sondern weniger zu begehren. Es kommt nur darauf an, dass es meine Seele glücklich macht und nicht den Verstand!“ Das erzähl mal einer den Industriekonzernen- die – so schnell kommen wir gar nicht nach- ständig neue Produkte auf den Markt bringen…immer besser- immer mehr und mehr und drauf hoffen, dass wir uns am „Pool“ einfinden und ihre „Fische“ angeln, immer wieder aufs Neue.


Es war wieder eine Freude, als mich  ein neuer deutscher  Song erreichte- ich hör da nämlich mit extrem großen Ohren zu! Und wen wundert es- mich nicht mehr- wieder brachte der Sänger Tim Bensko Folgendes zur Sprache:

„Ich bin doch keine Maschine.
Ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut-
Will leben bis zum letzten Atemzug.
Hab meine Fehler, meine Wut und Euphorie-
Leb von Luft und Phantasie.
Ich bin keine Maschine!“

Wenn ich richtig verfolgte - dann sind es mittlerweile an die 25 deutschen Sänger, welche ihre Botschaft vom „neuen“ Menschsein in die Welt hinaussingen. Traurig, dass es so ist- aber andererseits ist es  mit einem Hoffnungsschimmer versehen.

Es lockt eine andere Welt, ein anderes Leben, wobei ja nach wie vor das Irre (Schöne)  ist: wir ALLE waren in dieser anderen Welt, in diesem anderen Leben schon einmal zu Hause! Wir schlossen nur  aus der Not der kindlichen Abhängigkeit heraus vorsichtshalber die Tür ab, was aber nichts Anderes heißt, als:

Wenn wir unseren Schlüssel der Liebe und des Vertrauens wieder ins Seelenschloss
stecken, dann lässt sich unsere Welt ohne Probleme betreten! Da gibt’s dann auch kein Neuland zu erobern- denn unsere Seelenlandschaft hat sich absolut nicht verändert! Der persönliche Duft ist gleich- die Palette der Farbenvielfalt auch- und nach wie vor lässt unsere Lebensmelodie ihre ganz speziellen Töne erklingen! Wie gesagt: Wir müssen nur den Schlüssel ins Schloss stecken- mit ganz viel Liebe zu uns selbst!


Ich glaube, hier passt sehr gut der Auszug eines aktuellen Liedtextes, der mich extrem berührt:

„Weißt du überhaupt noch, wie es sich anfühlt, wenn der Regen mit dir tanzt?
Wir sind so viel am Reden- haben keine Zeit zum Leben!“

Ich steh dazu, wenn ich  sage: Seit meiner Jugend bin ich eigentlich immer auf der Suche nach diesen authentischen Menschen gewesen- wehrte mich extrem gegen jede Form von mangelnder Wertschätzung und Diskriminierung- ganz gleich, wo dieses Bedürfnis auch seinen Ursprung nahm. Heute, da bin ich mit der selben Intention unterwegs, weil ich wie „Unheilig“ der Auffassung war und bin:

Wir sind geboren, um zu leben
mit den Wundern dieser Zeit-
uns niemals zu vergessen
bis in alle Ewigkeit.

Wir sind hier, um uns in unserem wunderschönen individuellen sensiblen Menschsein zu erfahren und um das Geschenk des Lebens zu unserem Kunstwerk zu gestalten.
Wir sind göttliche Wesen – hier, um Liebe zu schenken und Liebe zu empfangen.

Ich denke, es wird  nur zu verständlich, warum ich mit den Zuständen der „anderen“ Welt nichts anzufangen weiß- warum ich die Distanz zu ihr vorzog. Sie gibt mir nichts- sie nährt meine Seele nicht- sie isst sie eher auf.

In meiner Welt- da stehen die Seelenbedürfnisse an erster Stelle- da geht es darum, was mir ein inneres Wohlgefühl beschert. Und ich glaube, wir können es drehen und wenden wie wir wollen- letztendlich werden wir erkennen, dass diese Welt unheimlich viel mit der Zufriedenheit in unserer damaligen  Kinderwelt zu tun hat!

Nicht ohne Grund heißt es auch:

„Glück ist die Erfüllung von Kinderwünschen!“


Phil Bosmans schrieb:


Mit den Augen eines Kindes

Wünsch dir die Augen eines Kindes,
das quietschvergnügt über den verbotenen Rasen rennt,
das über einen kleinen Fisch jauchzt,
der durchs Wasser huscht;
das nach den Sternen fragt, wer sie angezündet hat
und das dich niemals gern hat
wegen deines dicken Portemonnaies,
sondern weil du spielen kannst,
Geschichten erzählen und Lieder singen.

Phil Bosmans




In kurz und knapp könnte ich auch sagen: All das, was in der anderen (Verstandes-)Welt Gültigkeit hat, ist in der Welt der Seele absolut null und nichtig. Hier zählt kein materieller Reichtum- hier zählt die Wertigkeit der inneren Schönheit! Hier richtet sich  das Dazugehören nicht nach den Kriterien wie  Leistungsvermögen,  Besitz, Titel- denn hier wird jedem Menschen Respekt und Liebe entgegengebracht, weil jeder Mensch auf seine Art ein ganz ganz wertvoller Mensch ist.  Als Kinder haben wir doch auch unsere Spielkameraden gewählt, weil der Spaß an der Freude im Vordergrund stand- es ging um das gemeinsame Erleben, nicht um den Status der Eltern oder irgendeinen Profit.

Wir fühlten uns in ihrer Gesellschaft wohl und genau das ist auch in heutigen Beziehungen das Ausschlaggebende. Welches Wohlgefühl schenkt mir die Nähe des Anderen? Ist es mir möglich, mich so zu geben, wie ich bin- ohne mich verstellen zu müssen? Werde ich in meiner Ganzheit bedingungslos angenommen? Fühle  ich mich  mit meinen Sorgen und Ängsten ernst genommen, getragen und gehalten? Darf ich auch mal etwas neben der Spur sein, etwas quer denken und werde dennoch geliebt?

Phil Bosmans stellte in einem seiner Bücher die Frage:


Wo sind wir wirklich zu Haus?


„Ein Zuhause findet man nicht in einem Kollektiv,
nicht in einer perfekten Organisation,
nicht in einem Staat,
wo aus menschlichen Kontakten
unpersönliche Funktionen werden.
Auch eine Luxusvilla oder eine teure Wohnungseinrichtung
sind noch kein Zuhause.

Wo sind wir zu Hause?

Wo wir Wärme und Geborgenheit finden
und wo Vertrauen zueinander herrscht,
liebevolle Sorge füreinander-
wo jeder ein Herz für den anderen hat.

Ein Zuhause findest du nur bei einem Wesen mit einem Herzen, das für dich schlägt.“

Phil Bosmans

Der Text erinnert mich mal wieder an Frida Gold, die ja auf der Suche nach einem Zuhause war….nun auch endlich angekommen ist. Lang hat ihre Suche gedauert- doch nun wird sie bis in alle Ewigkeit ihr Daheim gefunden haben- das ihr Wärme, Geborgenheit, Liebe schenkt.
 Diese „neue“ Zeit ist eine Zeit des erwachenden Bewusstseins- eine Zeit des Umdenkens- eine Zeit der neuen Perspektiven, in der der MENSCH endlich wieder Mensch sein darf aus vollem Herzen und mit liebender Seele.

Und sollte sich das Leben mal wieder von seiner schmerzhaften Seite zeigen- dann dürfen wir uns sein Anliegen vor Augen führen: es will uns nicht ärgern- in die knie zwingen- es ist nicht unser Gegner, im Gegenteil. Könnte es nämlich sprechen, so würde „es“ sagen: „ Geh noch eine Weile diesen Weg durch den Schmerz- bitte halte durch- denn dies ist der Weg, der dich in die wahre Schönheit deines Lebens führt.“

 ©*Linda*

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