Reise in die Schönheit des Lebens
Ich erinnere mich sehr oft an eine Frage, die mir vor
Jahren gestellt wurde:
„Wie lebt man eigentlich Freundschaft?“ Was machte die Frage mit mir? Sie stimmte mich
nachdenklich, aber auch traurig- denn die fragende Person war immerhin schon sehr
erwachsen. Andererseits wurde mir wieder bewusst, welche tragischen
Folgeerscheinungen diese „genossene“ Erziehung der Entfremdung „von uns selbst“
mit sich brachte. Es ist kaum zu glauben, aber das, was damals geschah, wirft
seine Schatten bis ins Erwachsenenalter hinein und durchflutet alle Bereiche
unseres Lebens- sei es nun das Bild von uns selbst- gelebte zwischenmenschliche
Beziehungen- das Berufsleben oder unsere Vorstellung vom Leben.
Niemand ist frei, der über sich selbst nicht Herr ist.
~ Matthias Claudius ~
Ich möchte den Ausspruch ein bisschen erweitern, indem ich
sage:
Wer nicht Herr über sich selbst und all seine Lebensbereiche
ist, der kann nicht von einem freien selbstbestimmten erfüllten Dasein
sprechen!
Es liegt nämlich für mich etwas sehr im Argen und das ist
dieses „Bild von Leben“, das uns unsere
Erzieher hinsichtlich der Bereiche: eigene Persönlichkeit, Freundschaft,
Partnerschaft, Sexualität, Mann sein/ Frau sein, sinnerfülltes Leben vermittelten.
Viel zu sehr war man damit beschäftigt, sich im Außen möglichst gut
darzustellen, es zu etwas zu bringen- das Bild der perfekten heilen Familie für
die Nachbarn, Freunde, Arbeitskollegen usw. aufrecht zu erhalten…..und das nach
den „harten“ Vorgaben, die man selbst einst vorgelebt bekam.
Fazit: jene Menschen, denen die Aufgabe oblag, uns in die
Wahrheiten des Lebens einzuführen, waren
zumeist selbst von sich und ihren persönlichen Wahrheiten/ Bedürfnissen weit
entfernt. Was sollten sie also an uns weitergeben, da sie sich selbst nicht
liebten, bzw. innen drin wahrnahmen?
Wie sollten sie fähig sein, uns zu sagen:
„Mein Kind, du bist
ein wertvoller Mensch, so wie du bist. Lass dich niemals verbiegen und bleibe
dir in allen Situationen treu, denn Selbstachtung ist das höchste Gut!“?
Wo sollten sie plötzlich das Bewusstsein und die innere Zufriedenheit hernehmen, um uns durch
ihr Vorbild aufzuzeigen:
„Eine tiefe Verbindung zwischen zwei Menschen , die sich
bedingungslos lieben, ist etwas Wunderschönes
und sehr Wertvolles, denn eine Liebe, die nicht fordert, erwartet, sondern sich
„nur“ verschenken möchte, ist das größte
Geschenk, das sich zwei Menschen machen können!“
Ebenso galt dies für die Sexualität und den natürlichen Umgang mit unserem Körper. Ich
glaube, keinem Bereich wurde durch unsere Erzieher aufgrund eigener
Schamgefühle und Selbstentfremdung so viel Ignoranz und Verschleierung entgegengebracht!
Man entzog sich aufklärenden Gesprächen,
überließ dem Storch das Kinderkriegen……und uns unseren Fragen, indem wir
versuchten, unter Ausschluss der Erwachsenen in aller Stille irgendwo unsere
Antworten irgendwo zu finden. Oh nein,
ich vergaß- es gab den Sexualkundeunterricht in der Schule- erinnere mich aber
auch, dass wir aus Verlegenheit viel herumkicherten, weil wir einfach nicht
wussten, richtig damit umzugehen- es fehlte der natürliche selbstverständliche
Bezug. Irgendwie blieb dieser Bereich für uns ein Randgebiet mit dem „Finger
auf dem Mund“: Darüber spricht man nicht.
Sollte ich eine Bilanz ziehen, würde ich sagen: All das, was
dem menschlichen Leben eigentlich!!! wahre Erfüllung, Tiefe, Freude bereitet-
das vermochten „sie“ nicht an uns heranzutragen. Sie zeigten uns die Schwere
auf- aber nicht die Schönheit des Lebens. Sie lehrten uns unbewusst eine der
folgeschwersten Unwahrheiten: dass Liebe, Zuwendung, Anerkennung, Dazugehören
immer an Bedingungen geknüpft seien. So waren wir in dem „anstrengenden“ Glauben,
für die Liebe und Wertschätzung müsse man etwas tun.
Doch wahre Liebe, echte Freundschaft, ehrlich gelebte
Partnerschaft kennen keine Bedingungen!
Der Mensch liebt um der Liebe willen, er lebt aus der eigenen Freude, seine
Liebe verschenken zu dürfen.
Doch ich trage ihnen nichts nach- denn sie konnten nicht
anders!
Umso bewusster widmete ich mich später dem Komplex der
angeführten Lebensbereiche, weil es
einfach nach einer neuen Sichtweise rief! Hier orientierte ich mich keineswegs
an irgendwelchen gesellschaftlichen Vorgaben oder an dem, was „man“ denn
allgemein so denkt und tut- sondern verließ mich auf mein persönliches
Empfinden.
Um nicht zu sehr auszuschweifen, bringe ich eine Haltung mit
ein- die bei meinen Erziehern gewiss nicht an der Tagesordnung war: ich lebe
heute MEIN Leben BEWUSST nach meinen
persönlichen ERFÜHLTEN Bedürfnissen!
Ohne Frage, diese „neue“ Zeit ist Aufruf pur, sich endlich
wieder guten Gefühls und voller Verantwortung auf das zu besinnen, was für
einen selbst stimmig ist, was sich gut und richtig ANFÜHLT. Das Außen kann uns
die Antworten auf unsere Fragen nicht geben- das kann nur unsere innere Stimme.
Nur jeder für sich spürt, was er für sein zufriedenes Leben benötigt. Darum ist
es immens wichtig, dass wir wieder den Zugang finden zu unserem vernachlässigten
Innenleben, dass wir uns erlauben, verständnisvolle
Nähe zu uns selbst aufzubauen. Und hier kommt noch so ein Defizit: Wir verlernten,
dass es in uns diese Stimme gibt, die Stimme der Intuition- unerlässlich für
das Erspüren- und um Entscheidungen treffen zu können.
Gut, unser System setzt alles daran, dass wir uns möglichst
nicht selbst begegnen, denn dann könnte es ja sein, dass der zufriedene, freie,
sich erspürende Mensch für sich allein über seine Bedürfnisse und Wünsche
entscheidet. Es könnte auch sein, dass der Mensch erkennt: Ne, das, was ihr mir
da als das ultimative „Glücksangeln“ anpreist- das bereichert zwar euch, aber
nicht mich - mittlerweile hab ich nämlich begriffen:
„Um glücklich zu sein, ist nicht wichtig, mehr zu besitzen,
sondern weniger zu begehren. Es kommt nur darauf an, dass es meine Seele
glücklich macht und nicht den Verstand!“ Das erzähl mal einer den
Industriekonzernen- die – so schnell kommen wir gar nicht nach- ständig neue
Produkte auf den Markt bringen…immer besser- immer mehr und mehr und drauf
hoffen, dass wir uns am „Pool“ einfinden und ihre „Fische“ angeln, immer wieder
aufs Neue.
Es war wieder eine Freude, als mich ein neuer deutscher Song erreichte- ich hör da nämlich mit extrem
großen Ohren zu! Und wen wundert es- mich nicht mehr- wieder brachte der Sänger
Tim Bensko Folgendes zur Sprache:
„Ich bin doch keine Maschine.
Ich bin ein Mensch aus Fleisch und Blut-
Will leben bis zum letzten Atemzug.
Hab meine Fehler, meine Wut und Euphorie-
Leb von Luft und Phantasie.
Ich bin keine Maschine!“
Wenn ich richtig verfolgte - dann
sind es mittlerweile an die 25 deutschen Sänger, welche ihre Botschaft vom
„neuen“ Menschsein in die Welt hinaussingen. Traurig, dass es so ist- aber
andererseits ist es mit einem
Hoffnungsschimmer versehen.
Es lockt eine andere Welt, ein
anderes Leben, wobei ja nach wie vor das Irre (Schöne) ist: wir ALLE waren in dieser anderen Welt,
in diesem anderen Leben schon einmal zu Hause! Wir schlossen nur aus der Not der kindlichen Abhängigkeit
heraus vorsichtshalber die Tür ab, was aber nichts Anderes heißt, als:
Wenn wir unseren Schlüssel der
Liebe und des Vertrauens wieder ins Seelenschloss
stecken, dann lässt sich unsere
Welt ohne Probleme betreten! Da gibt’s dann auch kein Neuland zu erobern- denn
unsere Seelenlandschaft hat sich absolut nicht verändert! Der persönliche Duft
ist gleich- die Palette der Farbenvielfalt auch- und nach wie vor lässt unsere
Lebensmelodie ihre ganz speziellen Töne erklingen! Wie gesagt: Wir müssen nur
den Schlüssel ins Schloss stecken- mit ganz viel Liebe zu uns selbst!
Ich glaube, hier passt sehr gut
der Auszug eines aktuellen Liedtextes, der mich extrem berührt:
„Weißt du überhaupt noch, wie es
sich anfühlt, wenn der Regen mit dir tanzt?
Wir sind so viel am Reden- haben
keine Zeit zum Leben!“
Ich steh dazu, wenn ich sage: Seit meiner Jugend bin ich eigentlich
immer auf der Suche nach diesen authentischen Menschen gewesen- wehrte mich
extrem gegen jede Form von mangelnder Wertschätzung und Diskriminierung- ganz
gleich, wo dieses Bedürfnis auch seinen Ursprung nahm. Heute, da bin ich mit
der selben Intention unterwegs, weil ich wie „Unheilig“ der Auffassung war und
bin:
Wir sind geboren, um zu leben
mit den Wundern dieser Zeit-
uns niemals zu vergessen
bis in alle Ewigkeit.
Wir sind hier, um uns in unserem
wunderschönen individuellen sensiblen Menschsein zu erfahren und um das
Geschenk des Lebens zu unserem Kunstwerk zu gestalten.
Wir sind göttliche Wesen – hier,
um Liebe zu schenken und Liebe zu empfangen.
Ich denke, es wird nur zu verständlich, warum ich mit den
Zuständen der „anderen“ Welt nichts anzufangen weiß- warum ich die Distanz zu
ihr vorzog. Sie gibt mir nichts- sie nährt meine Seele nicht- sie isst sie eher
auf.
In meiner Welt- da stehen die
Seelenbedürfnisse an erster Stelle- da geht es darum, was mir ein inneres
Wohlgefühl beschert. Und ich glaube, wir können es drehen und wenden wie wir
wollen- letztendlich werden wir erkennen, dass diese Welt unheimlich viel mit der
Zufriedenheit in unserer damaligen Kinderwelt zu tun hat!
Nicht ohne Grund heißt es auch:
„Glück ist die Erfüllung von
Kinderwünschen!“
Phil Bosmans schrieb:
Mit den Augen eines Kindes
Wünsch dir die Augen eines Kindes,
das quietschvergnügt über den verbotenen Rasen rennt,
das über einen kleinen Fisch jauchzt,
der durchs Wasser huscht;
das nach den Sternen fragt, wer sie angezündet hat
und das dich niemals gern hat
wegen deines dicken Portemonnaies,
sondern weil du spielen kannst,
Geschichten erzählen und Lieder singen.
Phil Bosmans
Wir fühlten uns in ihrer
Gesellschaft wohl und genau das ist auch in heutigen Beziehungen das
Ausschlaggebende. Welches Wohlgefühl schenkt mir die Nähe des Anderen? Ist es
mir möglich, mich so zu geben, wie ich bin- ohne mich verstellen zu müssen?
Werde ich in meiner Ganzheit bedingungslos angenommen? Fühle ich mich
mit meinen Sorgen und Ängsten ernst genommen, getragen und gehalten?
Darf ich auch mal etwas neben der Spur sein, etwas quer denken und werde
dennoch geliebt?
Phil Bosmans stellte in einem
seiner Bücher die Frage:
Wo sind wir wirklich
zu Haus?
„Ein Zuhause findet man nicht in einem Kollektiv,
nicht in einer perfekten Organisation,
nicht in einem Staat,
wo aus menschlichen Kontakten
unpersönliche Funktionen werden.
Auch eine Luxusvilla oder eine teure Wohnungseinrichtung
sind noch kein Zuhause.
Wo sind wir zu Hause?
Wo wir Wärme und Geborgenheit finden
und wo Vertrauen zueinander herrscht,
liebevolle Sorge füreinander-
wo jeder ein Herz für den anderen hat.
Ein Zuhause findest du nur bei einem Wesen mit einem Herzen,
das für dich schlägt.“
Phil Bosmans
Der Text erinnert mich mal wieder an Frida Gold, die ja auf
der Suche nach einem Zuhause war….nun auch endlich angekommen ist. Lang hat
ihre Suche gedauert- doch nun wird sie bis in alle Ewigkeit ihr Daheim gefunden
haben- das ihr Wärme, Geborgenheit, Liebe schenkt.
Diese „neue“ Zeit ist
eine Zeit des erwachenden Bewusstseins- eine Zeit des Umdenkens- eine Zeit der
neuen Perspektiven, in der der MENSCH endlich wieder Mensch sein darf aus
vollem Herzen und mit liebender Seele.
Und sollte sich das Leben mal wieder von seiner
schmerzhaften Seite zeigen- dann dürfen wir uns sein Anliegen vor Augen führen:
es will uns nicht ärgern- in die knie zwingen- es ist nicht unser Gegner, im
Gegenteil. Könnte es nämlich sprechen, so würde „es“ sagen: „ Geh noch eine
Weile diesen Weg durch den Schmerz- bitte halte durch- denn dies ist der Weg,
der dich in die wahre Schönheit deines Lebens führt.“
©*Linda*
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