Sonntag, 4. September 2016

Jeder geht seinen Berg hinauf……..





Jeder geht seinen Berg hinauf……..

Da ich  von jeher Freude daran verspürte, meine unzähligen Gedanken über das Leben in ein möglichst anschauliches Bild zu verpacken, entwickelte ich  recht frühzeitig die Vorstellung , dass sich jeder von uns im Leben auf seiner  persönlichen Bergwanderung befindet. Nur allzu verständlich, dass ich den lockenden Bergesgipfel nicht außer acht ließ- doch ehrlich gesagt: lange Zeit war mir gar nicht bewusst, worin denn mein Gipfelglück bestand! Ständig war ich nur mit der kräftezehrenden Bergbezwingung beschäftigt……ein Hindernis folgte dem nächsten….

Dann hörte ich im Radio folgenden Song, gesungen von „Unheilig“:



Mein Berg (Unheilig)

Hab meinen Berg vor Augen.
Er ist da, zu jeder Zeit.
Ich gehe ihn ständig hoch und fühle mich klein.

Ich frage mich, was treibt mich an-
immer weiter hinauf zu gehen.
Ist es der Applaus am Gipfel,
der mir sagt, dass ich wertvoll bin?

Ich schenke mir einen Augenblick
und kann das Kind in mir sehen,
dessen größte Angst es immer war,
im Leben allein zu stehen.

Ich öffne meine Augen
und sehe so viele wie mich.
Jeder geht seinen Berg hinauf
und will spüren,
dass er wertvoll ist.

Ich öffne meine Augen
und sehe so viele wie dich und mich.
Jeder geht seinen Berg hinauf
und will spüren,
dass er nicht alleine ist.

Ich denke nach über mein Leben.
Heute kann ich vieles klarer sehen.
Ich hatte immer nur den Gipfel vor Augen
und so viel verpasst auf meinem Weg dorthin.
Ständig auf der Suche
nach Anerkennung und Applaus.

Nur dann hatte mein Leben einen Wert
und nur dann habe ich an mich geglaubt.

Ich schenke mir einen Augenblick
und kann das Kind in mir sehen,
dessen größte Angst es immer war,
im Leben alleine zu stehen.

Ab heute will ich vieles ändern und handeln,
sehe meinen Berg und meinen Weg dorthin.

Ich will nicht nur glücklich am Gipfel sein,
sondern auch auf meinem Weg dorthin.

Wir öffnen unsere Augen
und sehen so viele wie dich und mich.
Jeder geht seinen Berg hinauf
und will spüren,
dass er wertvoll ist.

Wir öffnen unsere Augen
und sehen so viele wie dich und mich-
Jeder geht seinen Berg hinauf
und will spüren,.
dass er nicht alleine ist.

Ich war also nicht allein mit meinen Bemühungen, diesen Berg zu bezwingen- doch war ich auch mit dem selben Motivationsgrund wie „Unheilig“ unterwegs? War der Gipfel für mich auch das Erstrebenswerte, weil ich dort meinen Applaus, genügend Bestätigung, Zuwendung bekam?
Irgendwann wurde mir klar: wenn ich mich meinen Wahrheiten nicht stelle, dann wird das nix mit der Heilung in mir und wenn eines höchste Priorität erhalten musste, dann mein verletztes inneres Kind, inclusive der Geschehnisse in meiner Kindheit. Wollen wir das „Übel“ an der Wurzel packen, dann genau dort!

Unterstützung erhielt ich da noch von anderer Textstelle eines Liedes, die besagt:

„Wir sind, wer wir sind-
wir sind verlorene Kinder!“

Da brauchen wir uns auch nichts schön zu reden, denn Fakt ist, dass das frühe Umfeld uns, wenn auch unbewusst- von unserer inneren Liebesquelle abschnitt, wir den Kontakt zu uns selbst verloren…..und von da an auf äußere „Liebesbeweise“ angewiesen waren. Kein Mensch kann ohne Bestätigung, Wärme, Zuwendung, das Gefühl- sich geliebt und zugehörig zu wissen!
Folglich war da spontan auch die Angst, plötzlich alleine zu stehen, abgelehnt zu werden- eine Angst, die uns geradezu beherrschte und alles Andere nebensächlich werden ließ.

Ich weiß zu gut, wovon ich schreibe, denn mein verlorenes inneres Kind rief extrem nach Wärme und Zuwendung, nach der Gewissheit, dass es geliebt wird, dass es sich angenommen fühlen darf! Allein diese Bedürfnisbefriedigung stand im Vordergrund und dafür tat ich alles- das war mein höchstes Gipfelziel- „Dank“ meines   gut erlernten Rollenspiels der Kindheit in „brav, nett, lieb, angepasst, entgegenkommend- ohne Einwände, ohne ein NEIN“!

Doch es kam wie bei „Unheilig“ auch in meinem  Leben der Zeitpunkt, da wurde mir bewusst:

Es kann doch nicht angehen, meine wertvolle Lebensenergie in das Bestreben zu investieren, „nur“, um etwas „Applaus“, ein Schulterklopfen und Zustimmung von Anderen zu erhalten! Wo laufe ich eigentlich hinterher und WARUM? Gut, auf die Frage nach dem „Warum“ gab mir mein Kind die klare Antwort- doch gerade dieser Umstand stimmte mich extrem nachdenklich! Schließlich war ich mittlerweile eine erwachsene Frau und machte mein Wohl und Wehe davon abhängig, was andere Menschen mir an Wert zugestanden oder auch nicht. Sollte das mein „Gipfelglück“ im Leben sein oder gab es da vielleicht doch  einen völlig anderen Weg, ein anderes Ziel- von dem man mir bisher nichts erzählte?

Viel hab ich ja bereits über alles geschrieben- darum kürz ich mal ab und füge ein:

„Wir sind unterwegs, um uns wieder daran zu erinnern, dass wir Wesen voller Liebe sind- erschaffen, um Mensch zu sein und unser innewohnendes Potential zu entfalten.“


„ Das Glücksempfinden hängt allein davon ab, in welcher Beziehung der Mensch zu sich selbst steht!“


Ich kanns wirklich drehen und wenden, wie ich will- nachlesen, wo ich will- ich finde immer „nur“ den Lebenssinn darin, dass wir unser einzigartiges Selbst zum Ausdruck bringen, unsere verschlossene Seelenwelt wieder erobern.

Übrigens auch eine sehr aussagekräftige Feststellung:

„ Jeder Mensch ist Liebe- ohne sein Gestern!“

Liest sich doch relativ einfach: Wir können ja dann unser „Gestern-Kapitel“ aus dem Lebensbuch entfernen und gut ist!????? Nein, so einfach ist es nicht, denn ALLES, was wir jemals in uns aufnahmen, was wir fühlten- das ist in uns haarklein abgespeichert- wenn auch zum größten Teil  arg verdrängt. Doch es existiert und ist unheimlich berührungsempfindlich! Also gibt es kein radikales Ausradieren- aber dafür ein BEWUSSTES Anerkennen, dass es so war und ist und dass wir halt jeder dieses verletzte Kind bis zum Ende in uns tragen. Wichtig ist nur, WIE wir damit umgehen und auch hier ist liebevolles Annehmen, Umarmen die beste Lösung- flüchten, schönreden und  verdrängen der schmerzvolle Weg.

Ja, ich nahm ALLES an, was in mir nach Beachtung rief – holte mein dunkles Verdrängtes aus den hintersten Kellerritzen…….einfach, weil ich endlich Licht ins Dunkle bringen wollte. Vor allen Dingen tat ich noch eines: ich entfernte sämtliche Etiketten- jene, die ich mir in Form der Selbstverurteilung mit dem Gefühl des Kleinseins  einst eigenhändig aufklebte- aber auch jene, die mir mein Umfeld verpasst hatte, weil ich endlich deren Wertlosigkeit und Unwahrheit begriff!

Das war ja gar nicht ICH SELBST - diese ewig Präsente, überaus Hilfsbereite, Angepasste, ständige JA- Sagerin, Perfektionistin- es war „nur“ ein erlerntes frühkindliches Rollenmuster, das mir Gewissheit gab, auf diesem Wege mein nötiges Maß an Zuwendung zu erhalten!
Und außerdem und sowieso fasste ich damals den rigorosen Entschluss, von da an niemals mehr einen Berg im Schweiße meines Angesichts hochzukraxeln, „nur“, um ein bisschen Zustimmung durch Andere zu bekommen.

 Ich wollte ab da nur noch für mein Seelenwohl gehen- und das mit dem Gipfelziel vor Augen, mich und mein verletztes Kind aus ganzer Seele lieb zu haben, so unvollkommen, unperfekt, schwach, verletzlich, weich, unverständlich, irrend, fehlerhaft ich auch war- denn ich bin nun mal halt die, die ICH BIN und so will ich bleiben!

©*Linda*

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