Montag, 3. Juli 2017

Auf der Suche nach festem Boden…..







Auf der Suche nach festem Boden…..


Irgendwie bevorzuge ich  Lebensweisheiten recht lebenserfahrener Menschen, weil ich so die Möglichkeit erhalte, deren Aussagen mit dem abzugleichen, was in mir an Erfahrung heranwuchs. Dabei lass ich mich gern eines Besseren belehren- doch in den meisten Fällen vermag ich ihren Erkenntnissen zuzustimmen.

 Friedrich Nietzsche vertrat z. B. folgende Ansicht:

„Wer fliegen will,
muss zuerst mit beiden Beinen
auf festem Boden stehen.“

Friedrich Nietzsche


Diesbezüglich erinnere ich mich an eine Lebensphase, in der ich absolut nicht wusste, wie man denn so eine Flugfähigkeit erlangt. Ich war zwar bestrebt, es zu erlernen, aber niemand konnte mir sagen, wie das geht! Gut, da waren zwar Menschen, die sich damit brüsteten, mit beiden Beinen voll im Leben zu stehen- aber irgendwie schienen auch sie vom fliegenden Zustand weit entfernt zu sein! Fliegen, das hatte für mich etwas von Unbeschwertheit, Leichtigkeit, Fröhlichkeit- verbunden mit dem Ausruf: „Das Leben ist so schön!“……doch wohin ich mich auch orientierte- ich wurde nicht fündig.

Doch eines Tages, da fiel es mir wie Schuppen von den Augen, denn ich kam der Lösung auf die Spur! Ich konnte das Fliegen gar nicht erlernen, einfach aus dem Grund, weil ich Zeit meines Lebens auf dem falschen Boden stand! Er war nämlich von seiner Beschaffenheit eher wie ein Sandboden, auf dem ich gar keinen Halt fand- ständig rutschte ich weg.

Dann machte ich mich auf die Suche, um eine Bodenbeschaffenheit zu finden, die wirklich Stabilität versprach, denn ich wollte unbedingt das Fliegen lernen! An dieser Stelle  bin ich meiner Mutter  sehr dankbar, dass sie mir in meinen Rucksack drei Dinge packte, die mich  immer begleiteten: Da war der Glaube an Gottes sichere Führung, eine immerwährende Hoffnung und als Größtes die Liebe. Heute sage ich: ein fester Boden unter den Füßen, dazu noch der Glaube, die Hoffnung und  Liebe im Gepäck, sind ideale Voraussetzungen, um das Fliegen zu lernen.

Doch in dieses Wissen musste ich Erfahrung für Erfahrung erst hineinwachsen und es war ein sehr schmerzhafter langwieriger Wachstumsprozess. Das lag aber auch daran, dass ich mich total neu orientieren musste! Schließlich suchte ich immer noch den für mich passenden festen Boden!

Zum Glück ließ sich eine leise Stimme vernehmen, die mir dazu riet:


 „Fang doch mal bei deiner Suche IN DIR selbst an und schau, was da alles so verborgen ist! Jeder kann sein Leben nämlich nur aus dem Holz schnitzen, das er von Gott mitbekommen hat.“

Dieser Hinweis wurde für mich zum Schlüssel für das Schatzkästchen des Lebens, denn mir ist heute mehr als bewusst: Nur die Kenntnis über die Beschaffenheit unserer inneren Seelenlandschaft ist Wegweiser in ein glückliches Leben! Nichts im Außen wird uns jemals den Weg aufzeichnen können. Etwas Individuelleres als unser Innenleben gibt es nicht und nur danach will und kann sich unser gesamtes!!!! Leben ausrichten.

Allerdings war es mir zuvor nicht bewusst, doch es heißt nicht ohne Grund:

„Der Schmerz individualisiert.“

Hebbel

Ich bin ja so ein Schmerzbefürworter geworden, weil uns nichts schneller wachsen lässt, als jede Leiderfahrung. 1000 Worte können nicht bewirken, was eine schmerzliche Erfahrung hervorzubringen weiß. Jede Erfahrung ist eine bewusst gewordene Wahrnehmung, schenkt eine neue positive Einsicht. Darum steh ich dem Schmerz so dankbar gegenüber! Schmerz für Schmerz durfte ich nämlich in die richtigen Wahrheiten finden- das ablegen, was mich über Jahre so beschwert hatte! Im Grunde sorgt der Schmerz von allein dafür, dass wir zum einen den festen Boden unter den Füßen erhalten- und zum anderen flugfähig werden.

Ja, der Schmerz hat mich total individualisiert und mir zu verstehen gegeben, dass nur ich allein die Verantwortung für mein Wohl oder Wehe trage. Es gilt nämlich, für sich herauszufinden, was sich stimmig ANFÜHLT, was für einen selbst passend und tragbar ist- ohne auch nur im Geringsten Orientierung im Außen zu suchen. Diese Welt IN UNS, sie ist eine Welt für sich und verdient allerhöchste Wertschätzung. Nur aus dieser Mitte heraus wird es möglich sein, das eigene Leben zu gestalten- immer unter Einbeziehung der ganz persönlichen Lebensgeschichte, der  Bedürfnisse, Möglichkeiten, aber auch Begrenzungen.

Führe ich mir diese gewachsene Wahrheit vor Augen, dann wird mir immer klarer, warum ich in der oberflächlichen Welt niemals diesen festen Boden finden konnte, der mir, als der Mensch, der ich bin, einen sicheren Stand versprechen sollte. Stattdessen sah ich mich aufgefordert, etwas zu leben, zu verwirklichen, was ich gar nicht erfüllen konnte- nur- weil es irgendein allgemeingültiges Ordnungssystem so vorgab. Soll ich mal ganz böse sagen: Eigentlich ließ man mich ins offene Messer laufen …und keiner war da, der mich davor bewahrte!

Ich ging voll der guten Hoffnung in meine Ehe- im Kopf das Bild  einer heilen Welt- von einer harmonischen Familie mit ganz viel Sonnenschein – wollte eine gute Mutter , Hausfrau, Partnerin sein…..leider brachte ich die Voraussetzungen gar nicht mit, um dieses überhaupt verwirklichen zu können. IN MIR, da war nämlich keine heile Welt, da war Unordnung hoch fünf- da rief mein verletztes Kind nach Aufmerksamkeit und Heilung! Und da ich weiß, dass es vielen Frauen nicht anders erging und heute teilweise immer noch so ergeht, vermag ich durchaus nachzuvollziehen, warum es  viele unglückliche Ehen gibt, warum Ehepartner sich  am Ende eines langen Lebens  eingestehen: Eigentlich hab ich immer an mir , meinen Bedürfnissen und meinen wahren Gefühlen vorbeigelebt, so geschehen, weil die innere Welt verschlossen blieb.

Nein, ich bin kein Gegner der Ehe, doch ich würde heute weitaus später heiraten, um zuvor  den festen Boden unter den Füßen zu bekommen, um der verantwortungsvollen Aufgabe als Mutter und auch als Partnerin überhaupt gewachsen zu sein. Was konnte ich an meine Kinder an Lebenswahrheiten weitergeben? Was wusste ich schon über das Wesen der wahren Liebe? Ich liebte mich ja selbst nicht und folglich, so begriff ich viel viel später, war ich auch  nicht in der Lage „wirklich“ zu lieben. Und aufgrund meiner mangelnden Lebenserfahrung konnte ich damals nur eines tun:  Ich gab das an Wahrheiten weiter, was ich von meinen Eltern übernommen hatte! Das Ende vom traurigen Lied: Es bleibt ein ewiger Kreislauf….von alten Überzeugungen, fest zementierten Glaubenssätzen……..und alles auf sandigem Boden!


 

Hier fällt mir der Spruch von O.W. Fischer ein:


„Der Mensch, der aus allen Wolken fällt,
entdeckt zu spät,
dass er keinen Fallschirm hat.“

O.W. Fischer


Sicher, „sie“ haben uns schon immer das Glücksparadies auf Erden versprochen, „Sie“ sagten uns, nach welchen Klischees wir unser Leben gestalten sollten. Da war der verheißungsvolle Duft des materiellen Wohlstandes, die Anerkennung im Außen- das perfekte Bild von Familie, einem schicken Häuschen, unterzeichnet mit dem Vermerk: Prima, Lebensziel erreicht- Leben verstanden!


Verstanden hab ich dieses Leben erst viel viel später…….nachdem ich recht schmerzhaft  mehrmals aus diesem künstlich erschaffenen Himmel fiel……und irgendwann begriff: DAS kann nicht der Sinn von Leben sein! Meines ist es- GEFÜHLT- jedenfalls nicht, denn irgendwie bleibe ich als der individuelle Mensch, der ich bin, auf der Strecke.Ich bin zwar mit dem Verstand dabei- aber nicht mit meiner Seele.

 Da ist nämlich nichts, was uns wirklich hält, was uns konstante Sicherheit verspricht- denn ohne Liebe, ohne ein Gefühl des Daheimseins in uns selbst, da wird das nichts mit einem glücklichen Leben.

Neulich hab ich so überlegt, was wirklich wichtig wurde in meinem Dasein als seelenorientierter Mensch. Ich stellte fest, dass ich den Lebenskreis von Einsicht zu Einsicht immer kleiner zog. Ich wollte dem Kern des Lebens auf die Schliche kommen. Erstaunlicherweise oder eigentlich auch nicht, blieb da ein einziges Wort stehen: Es war und ist die Liebe! Mehr „Fallschirm“ braucht es nicht für ein erfülltes Leben.


Man mags nicht glauben, aber die Liebe ist Antwort auf ALLES!

Es beginnt bei der gesunden Liebe zu uns selbst, angereichert mit einem hohen Maß an Selbstachtung, Selbstverwirklichung, der liebevollen Umarmung unserer Schatten und der Annahme des  verletzten Kindes in uns…

weitet sich dann aus als wertschätzende bereichernde Begegnung auf Augenhöhe mit anderen…

geht dann über in die Liebe zur Natur und zu allem, was uns umgibt…….



Und eh wir uns versehen, werden wir genau das Leben führen, was wir ganz leis in uns immer schon ersehnten- übrigens zur großen Freude unserer Seele!!!!!!!



Ein Leben im Frieden mit uns selbst und anderen…

ein Leben in Freude, Leichtigkeit, Wahrhaftigkeit, Farbenvielfalt…

ein Leben, das von persönlicher Erfüllung spricht…

ein Leben, das ENDLICH unseren persönlichen Namen trägt.


Dann wird’s nämlich auch was mit dem Fliegen! Dann sind wir leicht genug!

Es ist verständlich , warum ich  heute noch mit Dankbarkeit auf meinen Reiseproviant“ Glaube, Hoffnung und Liebe“ blicke, denn festzustellen, dass ich ihn von Kindheit an bis heute immer wieder hervorhole, ist schon eine besondere Erkenntnis. Er verliert einfach nicht an Bedeutung, ich sag sogar- er wird immer unentbehrlicher! Ohne meinen tiefen Glauben an Gottes Führung, ohne meine immerwährende Hoffnung und ohne Wissen um die unermessliche Kraft der Liebe hätte ich den Weg nicht gehen können! Glaube, Hoffnung und Liebe sind einfach die besten Wegweiser durchs Leben und haben sich zudem als sichere Fallschirme  bewährt! Da kann ich meine gewachsenen Wahrheiten drehn und wenden, wie ich will, es wird sich nichts dran ändern!  Eines kann ich vielleicht noch hinzufügen und das ist mein unerschütterliches Vertrauen ins Leben, weil ich erahne, dass es uns alle sehr weise führt und wie könnte es anders sein- natürlich in die wahre Liebe hinein.

Ja, Leben ist sehr viel daran gelegen, dass ein jeder von uns das Fliegen lernt……und wenn wir  auf seine Zeichen achten, dann erspüren wir die liebevolle Absicht hinter jedem Schmerz, in jeder Unzufriedenheit, jedem Gefühl der inneren Leere- ach, eigentlich hinter allem, was so in unser Leben kommt, denn ohne Sinn ist gar nichts- ob  Umstände oder  Menschen Alles kommt eigens hereinspaziert mit der Bitte um ein „Ja“ zu uns selbst.

Es geht nämlich endlich wieder zurück in die Fülle und vielleicht sagen wir dann irgendwann voller Freude:

„Ja, es ist wunderschön hier auf Erden, denn ich lebe so, als würde es nur die Liebe geben und mehr brauche ich gar nicht, um glücklich zu sein, als der! MENSCH, der ich bin!“

*Linda*

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