Auf der Suche nach festem Boden…..
Irgendwie bevorzuge ich Lebensweisheiten recht lebenserfahrener Menschen,
weil ich so die Möglichkeit erhalte, deren Aussagen mit dem abzugleichen, was
in mir an Erfahrung heranwuchs. Dabei lass ich mich gern eines Besseren
belehren- doch in den meisten Fällen vermag ich ihren Erkenntnissen
zuzustimmen.
Friedrich Nietzsche
vertrat z. B. folgende Ansicht:
„Wer fliegen will,
muss zuerst mit
beiden Beinen
auf festem Boden
stehen.“
Friedrich Nietzsche
Diesbezüglich erinnere ich mich an eine Lebensphase, in der
ich absolut nicht wusste, wie man denn so eine Flugfähigkeit erlangt. Ich war
zwar bestrebt, es zu erlernen, aber niemand konnte mir sagen, wie das geht!
Gut, da waren zwar Menschen, die sich damit brüsteten, mit beiden Beinen voll
im Leben zu stehen- aber irgendwie schienen auch sie vom fliegenden Zustand
weit entfernt zu sein! Fliegen, das hatte für mich etwas von Unbeschwertheit,
Leichtigkeit, Fröhlichkeit- verbunden mit dem Ausruf: „Das Leben ist so schön!“……doch
wohin ich mich auch orientierte- ich wurde nicht fündig.
Doch eines Tages, da fiel es mir wie Schuppen von den Augen,
denn ich kam der Lösung auf die Spur! Ich konnte das Fliegen gar nicht
erlernen, einfach aus dem Grund, weil ich Zeit meines Lebens auf dem falschen
Boden stand! Er war nämlich von seiner Beschaffenheit eher wie ein Sandboden,
auf dem ich gar keinen Halt fand- ständig rutschte ich weg.
Dann machte ich mich auf die Suche, um eine
Bodenbeschaffenheit zu finden, die wirklich Stabilität versprach, denn ich
wollte unbedingt das Fliegen lernen! An dieser Stelle bin ich meiner Mutter sehr dankbar, dass sie mir in meinen Rucksack
drei Dinge packte, die mich immer
begleiteten: Da war der Glaube an Gottes sichere Führung, eine immerwährende Hoffnung
und als Größtes die Liebe. Heute sage ich: ein fester Boden unter den Füßen,
dazu noch der Glaube, die Hoffnung und Liebe im Gepäck, sind ideale Voraussetzungen,
um das Fliegen zu lernen.
Doch in dieses Wissen musste ich Erfahrung für Erfahrung
erst hineinwachsen und es war ein sehr schmerzhafter langwieriger
Wachstumsprozess. Das lag aber auch daran, dass ich mich total neu orientieren
musste! Schließlich suchte ich immer noch den für mich passenden festen Boden!
Zum Glück ließ sich eine leise Stimme vernehmen, die mir
dazu riet:
„Fang doch mal bei deiner Suche IN DIR selbst an und schau, was da
alles so verborgen ist! Jeder kann sein Leben nämlich nur aus dem Holz
schnitzen, das er von Gott mitbekommen hat.“
Dieser Hinweis wurde für mich zum Schlüssel für das
Schatzkästchen des Lebens, denn mir ist heute mehr als bewusst: Nur die
Kenntnis über die Beschaffenheit unserer inneren Seelenlandschaft ist Wegweiser
in ein glückliches Leben! Nichts im Außen wird uns jemals den Weg aufzeichnen
können. Etwas Individuelleres als unser Innenleben gibt es nicht und nur danach
will und kann sich unser gesamtes!!!! Leben ausrichten.
Allerdings war es mir zuvor nicht bewusst, doch es heißt
nicht ohne Grund:
„Der Schmerz
individualisiert.“
Hebbel
Ich bin ja so ein Schmerzbefürworter geworden, weil uns
nichts schneller wachsen lässt, als jede Leiderfahrung. 1000 Worte können nicht
bewirken, was eine schmerzliche Erfahrung hervorzubringen weiß. Jede Erfahrung
ist eine bewusst gewordene Wahrnehmung, schenkt eine neue positive Einsicht. Darum
steh ich dem Schmerz so dankbar gegenüber! Schmerz für Schmerz durfte ich
nämlich in die richtigen Wahrheiten finden- das ablegen, was mich über Jahre so
beschwert hatte! Im Grunde sorgt der Schmerz von allein dafür, dass wir zum
einen den festen Boden unter den Füßen erhalten- und zum anderen flugfähig
werden.
Ja, der Schmerz hat mich total individualisiert und mir zu
verstehen gegeben, dass nur ich allein die Verantwortung für mein Wohl oder
Wehe trage. Es gilt nämlich, für sich herauszufinden, was sich stimmig ANFÜHLT,
was für einen selbst passend und tragbar ist- ohne auch nur im Geringsten
Orientierung im Außen zu suchen. Diese Welt IN UNS, sie ist eine Welt für sich
und verdient allerhöchste Wertschätzung. Nur aus dieser Mitte heraus wird es
möglich sein, das eigene Leben zu gestalten- immer unter Einbeziehung der ganz
persönlichen Lebensgeschichte, der Bedürfnisse, Möglichkeiten, aber auch
Begrenzungen.
Führe ich mir diese gewachsene Wahrheit vor Augen, dann wird
mir immer klarer, warum ich in der oberflächlichen Welt niemals diesen festen
Boden finden konnte, der mir, als der Mensch, der ich bin, einen sicheren Stand
versprechen sollte. Stattdessen sah ich mich aufgefordert, etwas zu leben, zu
verwirklichen, was ich gar nicht erfüllen konnte- nur- weil es irgendein allgemeingültiges
Ordnungssystem so vorgab. Soll ich mal ganz böse sagen: Eigentlich ließ man
mich ins offene Messer laufen …und keiner war da, der mich davor bewahrte!
Ich ging voll der guten Hoffnung in meine Ehe- im Kopf das
Bild einer heilen Welt- von einer
harmonischen Familie mit ganz viel Sonnenschein – wollte eine gute Mutter , Hausfrau,
Partnerin sein…..leider brachte ich die Voraussetzungen gar nicht mit, um dieses
überhaupt verwirklichen zu können. IN MIR, da war nämlich keine heile Welt, da
war Unordnung hoch fünf- da rief mein verletztes Kind nach Aufmerksamkeit und
Heilung! Und da ich weiß, dass es vielen Frauen nicht anders erging und heute
teilweise immer noch so ergeht, vermag ich durchaus nachzuvollziehen, warum es viele unglückliche Ehen gibt, warum Ehepartner
sich am Ende eines langen Lebens eingestehen: Eigentlich hab ich immer an mir ,
meinen Bedürfnissen und meinen wahren Gefühlen vorbeigelebt, so geschehen, weil
die innere Welt verschlossen blieb.
Nein, ich bin kein Gegner der Ehe, doch ich würde heute
weitaus später heiraten, um zuvor den
festen Boden unter den Füßen zu bekommen, um der verantwortungsvollen Aufgabe
als Mutter und auch als Partnerin überhaupt gewachsen zu sein. Was konnte ich
an meine Kinder an Lebenswahrheiten weitergeben? Was wusste ich schon über das
Wesen der wahren Liebe? Ich liebte mich ja selbst nicht und folglich, so
begriff ich viel viel später, war ich auch
nicht in der Lage „wirklich“ zu lieben. Und aufgrund meiner mangelnden
Lebenserfahrung konnte ich damals nur eines tun: Ich gab das an Wahrheiten weiter, was ich von
meinen Eltern übernommen hatte! Das Ende vom traurigen Lied: Es bleibt ein
ewiger Kreislauf….von alten Überzeugungen, fest zementierten Glaubenssätzen……..und
alles auf sandigem Boden!
Hier fällt mir der Spruch von O.W. Fischer ein:
„Der Mensch, der aus
allen Wolken fällt,
entdeckt zu spät,
dass er keinen
Fallschirm hat.“
O.W. Fischer
Sicher, „sie“ haben uns schon immer das Glücksparadies auf
Erden versprochen, „Sie“ sagten uns, nach welchen Klischees wir unser Leben
gestalten sollten. Da war der verheißungsvolle Duft des materiellen
Wohlstandes, die Anerkennung im Außen- das perfekte Bild von Familie, einem
schicken Häuschen, unterzeichnet mit dem Vermerk: Prima, Lebensziel erreicht-
Leben verstanden!
Verstanden hab ich dieses Leben erst viel viel
später…….nachdem ich recht schmerzhaft
mehrmals aus diesem künstlich erschaffenen Himmel fiel……und irgendwann
begriff: DAS kann nicht der Sinn von Leben sein! Meines ist es- GEFÜHLT-
jedenfalls nicht, denn irgendwie bleibe ich als der individuelle Mensch, der
ich bin, auf der Strecke.Ich bin zwar mit dem Verstand dabei- aber nicht mit
meiner Seele.
Da ist nämlich nichts,
was uns wirklich hält, was uns konstante Sicherheit verspricht- denn ohne
Liebe, ohne ein Gefühl des Daheimseins in uns selbst, da wird das nichts mit
einem glücklichen Leben.
Neulich hab ich so überlegt, was wirklich wichtig wurde in
meinem Dasein als seelenorientierter Mensch. Ich stellte fest, dass ich den
Lebenskreis von Einsicht zu Einsicht immer kleiner zog. Ich wollte dem Kern des
Lebens auf die Schliche kommen. Erstaunlicherweise oder eigentlich auch nicht,
blieb da ein einziges Wort stehen: Es war und ist die Liebe! Mehr „Fallschirm“ braucht
es nicht für ein erfülltes Leben.
Man mags nicht glauben, aber die Liebe ist Antwort auf
ALLES!
Es beginnt bei der gesunden Liebe zu uns selbst,
angereichert mit einem hohen Maß an Selbstachtung, Selbstverwirklichung, der
liebevollen Umarmung unserer Schatten und der Annahme des verletzten Kindes in uns…
weitet sich dann aus als wertschätzende bereichernde Begegnung
auf Augenhöhe mit anderen…
geht dann über in die Liebe zur Natur und zu allem, was uns
umgibt…….
Und eh wir uns versehen, werden wir genau das Leben führen,
was wir ganz leis in uns immer schon ersehnten- übrigens zur großen Freude
unserer Seele!!!!!!!
Ein Leben im Frieden
mit uns selbst und anderen…
ein Leben in Freude,
Leichtigkeit, Wahrhaftigkeit, Farbenvielfalt…
ein Leben, das von
persönlicher Erfüllung spricht…
ein Leben, das
ENDLICH unseren persönlichen Namen trägt.
Dann wird’s nämlich auch was mit dem Fliegen! Dann sind wir
leicht genug!
Es ist verständlich , warum ich heute noch mit Dankbarkeit auf meinen
Reiseproviant“ Glaube, Hoffnung und Liebe“ blicke, denn festzustellen, dass ich
ihn von Kindheit an bis heute immer wieder hervorhole, ist schon eine besondere
Erkenntnis. Er verliert einfach nicht an Bedeutung, ich sag sogar- er wird
immer unentbehrlicher! Ohne meinen tiefen Glauben an Gottes Führung, ohne meine
immerwährende Hoffnung und ohne Wissen um die unermessliche Kraft der Liebe
hätte ich den Weg nicht gehen können! Glaube, Hoffnung und Liebe sind einfach
die besten Wegweiser durchs Leben und haben sich zudem als sichere Fallschirme bewährt! Da kann ich meine gewachsenen
Wahrheiten drehn und wenden, wie ich will, es wird sich nichts dran
ändern! Eines kann ich vielleicht noch
hinzufügen und das ist mein unerschütterliches Vertrauen ins Leben, weil ich
erahne, dass es uns alle sehr weise führt und wie könnte es anders sein-
natürlich in die wahre Liebe hinein.
Ja, Leben ist sehr viel daran gelegen, dass ein jeder von
uns das Fliegen lernt……und wenn wir auf
seine Zeichen achten, dann erspüren wir die liebevolle Absicht hinter jedem
Schmerz, in jeder Unzufriedenheit, jedem Gefühl der inneren Leere- ach,
eigentlich hinter allem, was so in unser Leben kommt, denn ohne Sinn ist gar
nichts- ob Umstände oder Menschen Alles kommt eigens hereinspaziert
mit der Bitte um ein „Ja“ zu uns selbst.
Es geht nämlich endlich wieder zurück in die Fülle und
vielleicht sagen wir dann irgendwann voller Freude:
„Ja, es ist wunderschön hier auf Erden, denn ich lebe so,
als würde es nur die Liebe geben und mehr brauche ich gar nicht, um glücklich
zu sein, als der! MENSCH, der ich bin!“
*Linda*
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