„Wenn
die Nacht nicht so dunkel wäre, würden die Sterne auch nicht so schön
leuchten.“
Ich
muss zugeben, in dieses Bild hab ich mich irgendwie verguckt…..es strahlt
Frieden und Hoffnung aus….und passender könnte auch der Spruch nicht sein:
„Wenn
die Nacht nicht so dunkel wäre, würden die Sterne auch nicht so schön
leuchten.“
Diese
Worte wollen aus meiner gewachsenen Lebensperspektive gesehen werden,
hinsichtlich der Antwort auf die Frage: „Worum geht es in diesem Leben
wirklich?“
Und
hier kann ich nur sagen:
Um
das zu erfahren, werden wir alle im Leben wahrscheinlich so einige Nächte durchleben müssen, doch es muss sein,
weil aus jeder Nacht auch immer ein neuer Stern der Einsicht geboren wird. Ja,
unweigerlich wird unser Leben mit jedem Stern etwas heller, denn uns geht sehr
viel Licht auf! Eines Tages stehen wir nämlich da vor dem Scherbenhaufen von
„Leben“, das tiefer betrachtet gar nicht so lebenswert war, weil es ehrlich
gefühlt nie die ersehnte Erfüllung schenkte. Sich das einzugestehen, fällt
enorm schwer, das weiß ich aus eigener Erfahrung, denn da kommt sehr viel Enttäuschung,
Wut, Skepsis, Traurigkeit auf, schließlich haben wir „ihnen“ und ihrer
Bedienungsanleitung für ein glückliches Leben blind vertraut.
Wie
sollten wir denn erahnen, dass „ihre“ Zielsetzungen, „ihre“ Wertvorstellungen
rein gar nichts mit einem erfüllten Dasein zu tun haben? Dieses von ihnen
angepriesene Leben hat uns in unserem Menschsein eigentlich niemals gemeint. Da
gings um ganz andere Ziele…..
Zum
Glück- und das ist die andere Seite der Medaille- gibt’s eines Tages so was wie
ein Erwachen aus langem Schlafe der Unwissenheit- dann, wenn der Schmerz
unerträglich wird-so hab ich es erlebt. Diese dunkelste aller Nächte zwang mich
in die Knie, aber nur, weil da irgendwo im Nirgendwo eine ganze Sternenreihe
auf ihr Erleuchten wartete.
Heute
seh ich das so:
Wir
sind hier, weil Gott uns wahnsinnig liebt und alles daransetzt, dass wir
irgendwann das Leben führen, was wirklich zu uns passt- ein Leben voller Liebe,
Freude, Leichtigkeit und Vielfalt! Ja,
er möchte uns wieder zurückführen zu uns selbst, nachdem wir so lange auf
Irrwegen unterwegs waren. Und ich denk mal, da hat jeder die Wahl, welches
Leben er letztendlich führen möchte. Nein, Gott drängt sich nicht auf- er lässt
uns den freien Willen und jeder darf für sich entscheiden:
Wähle
ich weiterhin den gut asphaltierten Weg, den alle so gehen….oder entscheide ich
mich für Wege, die steinig und holprig sind- die etwas von Wüstenzeiten in sich
tragen und manchmal so dunkel und ausweglos erscheinen? Da ich nichts
schönrede, mag ich nicht bestreiten, dass die letztere Wegvariante eine der
größten Herausforderungen im Leben darstellt. Hier begegnen wir nämlich gemäß
des Spruches -der Finsternis der Nacht.
Ja,
wir haben definitiv die Qual der Wahl: Auf der Straße der Normalität lässt es
sich ohne Frage sehr leicht gehen, doch Blumen werden auf ihr niemals wachsen.
Jenseits von Eden – „Die Ärzte“
Wenn selbst ein Kind
nicht mehr lacht wie ein Kind,
Dann sind wir Jenseits von Eden
Wenn wir nicht
fühlen, die Erde sie weint, wie kein andrer Planet,
Dann haben wir umsonst gelebt
Wenn eine Träne nur
Wasser noch ist,
dann sind wir Jenseits von Eden
Wenn man für Liebe
bezahlen muss nur, um einmal glücklich zu sein,
dann haben wir umsonst gelebt
Lass uns jeden Tag
das Leben endlos spüren
und uns niemals unsere Ehrlichkeit verlieren.
Wenn uns gar nichts mehr zusammen hält,
dann verlöscht vielleicht das letzte Licht dieser Welt
Wenn unser Glaube
nicht mehr siegen kann,
dann sind wir Jenseits von Eden
Wenn jede Hoffnung
nur Horizont bleibt, den man niemals erreicht,
Dann haben wir umsonst gelebt
Dann haben wir
umsonst gelebt
Dann haben wir umsonst gelebt
Irgendwann
prägte ich für mich eine ganz bestimmte Haltung:
Ich
muss das Leben sehr sehr ernst nehmen, damit es
irgendwann leicht werden kann. Sage ich zu diesem Leben in seinen
Abläufen mein Nein- dann wird es auch zu mir ein rigoroses schmerzvolles Nein
sagen. Wir können uns entscheiden, Leben als ein immerwährendes Schlachtfeld
anzusehen, mit Verbitterung auf all das erlebte Leid schauen, uns als ewige
Verlierer sehen….oder aber wir breiten unser Leben mit all seinem Wohl und Wehe
vor uns aus, um zu schauen, was es mit dieser Vielfalt an Geschenken auf sich
hat.
Auch
ich hab mit Sicherheit sehr viel auszubreiten- da sind eine Menge Scherben, da ist frühkindliche
Zerbrochenheit „vom Feinsten“ – da sind Verletzungen, die meiner Seele arg
zusetzten…..doch irgendwann hab ich verstanden:
Es
liegt an mir allein, was ich mit diesem Scherbenhaufen anfange. Ja, ich kann
mich für die Variante der Bitterkeit entscheiden- mich enttäuscht zurückziehen
und dieses Leben verfluchen……oder aber ich schau mal genauer hin und versuche
zu ergründen, ob all das Erlebte nicht auch einen positiven Effekt in sich
trägt- hinsichtlich meines Erahnens des großen Zieles, das es im Leben zu
erreichen gibt.
Und
hier kommt nämlich so etwas wie ein Aufatmen. Da steh ich eher voller
Dankbarkeit vor diesem Scherbenhaufen,
denn jedes Stückchen Zerbrochenheit hat mich den wahren Sinn des Lebens besser
erspüren lassen.
Nirgends
bist du so allein mit Gott
wie
tief im Schmerz.
Margarete
Seemann
Warum
auch immer- aber es ist so eine
Erfahrung, dass Schmerzphasen in uns etwas bewirken. Ins Bild gefasst ziehen
sie uns dann nämlich- wenn nichts mehr geht- von dieser Verstandesbühne
herunter, denn wo die Emotionen Überhand gewinnen, da öffnet sich die Seele, da
begegnen wir uns zu 100% selbst.
Von
daher bin ich mir selbst sehr oft, sehr
intensiv im Leid begegnet und das von
früher Kindheit an. Viel zu früh, war ich immer der Ansicht- suchte lange nach
dem „Warum“, weiß aber heute, auch das war ein Geschenk an mich! Es gibt
nämlich noch so eine Erfahrung:
Menschen,
welche diese frühe Zerbrochenheit in sich tragen, sind alle „irgendwie anders“- zumeist sehr sensibel und dem Kinde in uns
relativ nah. Ich steh dazu, wenn ich sage: Richtig erwachsen geworden bin ich
nie- lag auch nicht in meinem Bestreben und heute bin ich froh, dass es so ist.
Schließlich reisen wir ja in diesem Leben zurück in unseren Urzustand und der trägt nun
mal sehr viel Kindliches in sich! Ich denke, es ist nachzuvollziehen, warum ich
auch meinen frühen Schmerz nur noch im positiven Licht sehe. So brauchte ich
nicht erst den Umweg in der oberflächlichen Welt zurücklegen, sondern durfte
meiner inneren Quelle zu jeder Zeit „schön nah“ sein.
Heute
verstehe ich auch, warum es mir nie gelang, mich mit den gängigen Gesetzen der
anderen Welt anzufreunden. Ich kam einfach nicht damit klar- vermisste
Wertschätzung, gleiches Recht für alle- Toleranz, Ehrlichkeit, Authentizität,
Rücksichtnahme…..und erkannte: Wo Macht- und Profitgedanken vorherrschend
waren- da war kein Platz für die Liebe, für Recht, Wahrheit und menschliche
Werte. Fazit: Dort wäre ich nie und nimmer heimisch geworden- macht aber nichts, weil mir
heute klar ist, dass mich mein Heimatgefühl intuitiv immer in die „richtige“
Welt zog.
Ist
schon irre- nach so viel Zeit der Verunsicherung zu erkennen: In mir war von
jeher das leise Erahnen, wo unser aller Platz wirklich ist und worum es in
diesem Leben letztendlich geht. All diese Scherben, die ich mit Sicherheit auch
oft verfluchte- sie haben im Grunde den Boden bereitet für die Frucht, die mein
Leben hervorzubringen wünscht. Ich durfte wieder ich selbst werden, bekam meine
Seelenkraft zurück und ein größeres Geschenk können wir in diesem Leben nicht
erhalten. Und es konnte nur geschehen, weil ich mich irgendwann diesem
Lebensfluss voll anvertraute und zu jedem Schmerz mein JA sagte, ohne zu
wissen, wo der Fluss mich hinführen wollte…..…..
Es
heißt nicht ohne Grund:
„Alles, was unsere Seele so
richtig durchrüttelt, das ist unser Glück.“
Wieder
scheint es vom Verstandesmäßigen her zweifelhaft, den Schmerz willkommen zu
heißen, ihn sogar als Glück zu bezeichnen- doch wie schrieb Rumi?
„Wer
in den Rosengarten eintreten möchte, der muss zuvor die Dornen umarmt haben.“
Einem
arabischen Sprichwort nach heißt es zudem:
„Glück besteht in der Kunst,
sich nicht zu ärgern,
dass der Rosenstrauch Dornen
trägt-
sondern sich zu freuen,
dass der Dornenstrauch Rosen
trägt.“
Wie
schon betont: Wir haben die Wahl, aus welcher Sicht wir unser Leben betrachten-
„in bitter“ oder in „hell“ und voller Sinnhaftigkeit? Für mich als sehr
gläubigen Menschen steht es außer Frage, dass Gott die Fäden von Beginn an in
der Hand hält und ich sehe ihn auch nicht als den Gott an, der mir aus
Böswilligkeit so viel Schmerz sandte! Oh, nein- denn wie hätte ich sonst in
meine Kraft und Einsichten finden sollen?
Unglück
und Leid geben uns Gelegenheit
widerstandsfähiger
zu werden.
von
unbekannt
Vielleicht
müssen wir Leben als etwas annehmen, das nicht dem ständigen Aufenthalt auf
Wolke sieben gleichkommt, sondern wie alles in der Natur auch immer wieder von Schmerz durchzogen ist. Immer nur
glücklich sein- das wärs doch auch nicht, oder?
Doch
sobald wir erahnen, warum es so sein muss, werden wir den Schmerz dankbar als
wertvolles Wachstumsgeschenk annehmen. Da Leben für mich ein von Gott geführtes
Dasein ist, spreche ich niemals von irgendwelchen unsinnigen Ereignissen, denn
egal, wie unverständlich eine Situation auch sein mag: Es fällt uns immer zu,
was wichtig und nötig ist in der jeweiligen Lernphase, um neue Einsichten zu
gewinnen.
„Man braucht nichts im Leben zu
fürchten-
man muss nur alles verstehen.“
Marie Curie
Wir
brauchen uns eh nur zu fragen: Was hat Gott mit uns vor- warum gab er uns
gerade dieses Leben in seiner einzigartigen Ausfertigung, mit all diesen Höhen
und Tiefen? Und wir werden feststellen, dass alles von A bis Z dazu beitrug, unser inneres Licht zum
Leuchten bringen zu können und Schmerz für Schmerz unsere innewohnende Liebesfähigkeit zu
entfalten.
Für
mich wurde das Wohl und Wehe im Leben verständlicher, als ich dazu überging,
uns Menschen „nur“ als göttliche Seelen auf Reisen zu sehen, um Schmerz für
Schmerz das Dunkle in uns zu erlösen.
Wie unwichtig wird aus einer solchen Perspektive all das, was da draußen so
unentbehrlich und immens wichtig erscheint- konträrer kann die Lebensanschauung
nicht sein. Doch wie betont- Gott lässt jedem die freie Wahl, welchen Weg er
gehen möchte.
Klar
stell ich mir sehr oft vor, was sich tut, wenn wir mal zu ihm zurückkehren….und
ich bin fest davon überzeugt, dass er keinen großen Wert darauf legt, wenn wir
als der „stolze Hecht im Karpfenteich“ mit einem großen Geldkoffer vor ihm
stehen und uns auf die Schulter klopfen, weil wir „da unten“ so wahnsinnig
erfolgreich und angesehen waren. Das wird nicht in seinem Interesse sein. Ich
denke mal, für Gott zählt nur, wie tief wir liebten und lebten- aber nicht an
uns vorbei- sondern als der Mensch, der wir wirklich sind. So richtig „schön“
schwach, fehlerhaft, unperfekt, zweifelnd, mit Ecken und Kanten- aber
Hauptsache MENSCH-
lich.
Darum:
Wir brauchen wirklich nicht traurig zu sein, dass unser Rosenstrauch Dornen
trägt- weil wir in diesem Leben jede Chance erhalten, uns von diesen Dornen zu
befreien.
Und
dann darf unsere Seele – dornenfrei- in
voller Pracht erblühen und endlich in Richtung Rosengarten unterwegs sein.
*Linda*
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