Ein Tropfen Liebe ist mehr wert, als ein Ozean Verstand
„Na, wer sagts denn, es geht ja auch anders!“ Dieses Fazit
zog ich vor vielen Jahren, als ich während einer beruflichen Tagung feststellte,
dass der Dozent wahrlich etwas anderes
verkörperte, als ich es bisher kennenlernte. Heute würde ich sagen: Da stand
ein leibhaftiger MENSCH vor uns, denn obwohl ihm sein beruflicher Status, sein
Intellekt, seine Lebenserfahrung allen Grund gegeben hätten, sich groß zu
machen…..das passierte nicht! Im Gegenteil, jeder der Teilnehmer wurde von ihm
mit höchster Wertschätzung auf Augenhöhe beschenkt und egal, woher jemand kam,
was er wusste oder nicht wusste- alles war einfach im grünen Bereich und
verdiente seine Aufmerksamkeit wie bedingungsfreien Respekt.
Natürlich stellte ich mir im Nachhinein sehr oft die Frage,
warum Menschen so unterschiedlich geartet sind- warum dieses uneingeschränkte
Maß an Wertschätzung und bedingungsfreier Annahme nicht generell an der
Tagesordnung waren. Warum neigten viele dazu,
sich das Leben gegenseitig schwer zu machen, einander zu verurteilen, das Haar in der Suppe
zu suchen oder andere herabzusetzen? Warum konnte nicht jeder den Anderen so
lassen, wie er nun mal ist?
Später erkannte ich den Grund, denn jede Diskriminierung anderer
hat ihren Ursprung im Einzelnen selbst- es ist lediglich Ausdruck des eigenen
Unerlösten, der inneren Unzufriedenheit, des Frustes und halt Ausdruck der
fehlenden Liebe zu sich selbst. Erbe unserer Erziehung- leider!
Dieser Dozent, er ruhte nämlich absolut in sich- hatte
diesen so wichtigen Seelenfrieden gefunden. Weil er sich selbst ohne Bedingung
lieben gelernt hatte, war es ihm möglich, auch jeden Anderen so anzunehmen, wie er nun mal von Gott erschaffen
wurde. Was in ihm war, das vermochte er zu verschenken, ohne sich auch nur
einen Augenblick über uns zu erheben. Seine Größe war seine innere Stärke!
Ein friedliches Miteinander kann eigentlich so einfach sein,
wenn es uns gelingt, in diesen Seelenfrieden mit uns selbst zu kommen- unser
Leben nur noch nach unseren inneren Antennen auszurichten. Gelingt es uns, hier
wieder anzudocken, dann kann Leben sich so entfalten, wie es geplant ist: zu
100% an unseren inneren Wahrheiten orientiert und nicht anders.
Dieser Dozent hatte nämlich seinen persönlichen Resonanzbereich gefunden:
Er schrieb mit Leidenschaft Gedichte, Romane und sprach von einer extremen
Naturverbundenheit!
Seine Neigungen wurden für mich Bestätigung hinsichtlich
einer gewachsenen Erkenntnis: je mehr der Mensch zu seinen Wurzeln, sprich zu
seinem inneren Frieden gefunden hat, umso spürbarer wird die Anziehung zu allem
Natürlichen! Ich kenne es ja von mir, denn werde ich gefragt, wo ich mich zu
Haus fühle, dann vermag ich nur zu sagen: wenn ich so richtig schön mitten drin
bin in der Natur. Mich faszinieren uralte Bäume, bunte Blumenwiesen, sorgfältig
gewebte Spinnennetze – ich freu mich über einen Himmel voller Sterne und nicht
zu vergessen die Schönheit und Unergründlichkeit des Meeres!
Doch nur mal so gefragt. Könnte ich diese Anziehung
verspüren, wenn ich nicht die entsprechenden Antennen in mir hätte? Und nicht
nur ich- sondern ein jeder von uns, denn schließlich sind wir ja Teil dieser
einzigartigen Schöpfung!
Ja und eines Tages fassen wir uns an den Kopf, weil wir uns
fragen- warum wir den größten Teil unseres Lebens in einer völlig wesensfremden
Richtung unterwegs waren! Es bedarf doch so wenig, um ein erfülltes Dasein zu
führen! Wir brauchen nur dem zu folgen, was IN UNS nach Erfüllung ruft.
Willy Brandt schrieb einmal:
„Wo Hunger herrscht, da ist auf Dauer kein Friede.“
Da leben wir in einer Überfluss- Wohlstandsgesellschaft und
doch gibt es immer noch Menschen, die in entsetzlicher Armut leben, die Tag für
Tag vom Hungertod bedroht sind……und es gibt noch eine andere Form der
Hungersnot: es sind die Seelen, die der Nahrung entbehren müssen, weil dieser
Verstand sich stattdessen dick und rund isst! Und leider gibt’s eine traurige
Wahrheit im Schlepptau: Sobald er auf der Bildfläche erscheint, versiegelt er
das Herz und somit den Bezug zu allem, was natürlichen Ursprungs ist.
Das Fazit ist ohne Zweifel:
„Wo Seelen hungern, da kehrt niemals Frieden ein!“
Wir brauchen uns also nicht zu wundern über so viel Krieg
zwischen den Menschen- es kann gar nicht anders möglich sein, denn ein Verstand
wird uns MENSCHEN niemals sättigen können.
Leider aber schenkt uns die äußere Welt kaum Seelennahrung
und je mehr wir in die künstliche Spur abdriften, umso schlimmer wird auch die seelische
Hungersnot. Klar, man bietet uns Kompromisse an- wir dürfen uns in diesem
digitalen Zeitalter in jeder Minute, an jedem Ort „wunderbar“ vernetzt fühlen mit der ganzen
Welt und rasch ist so ein Freundesstamm von 200 Personen aufgebaut….und Liebe,
die gibt’s per Klick dann in ein paar Minuten in irgend so einem Forum und
entsprechend der Verstandessicht dann noch einen Partner mit Niveau!
Doch all das geschieht zumeist ohne vorherige intime
Vernetzung mit uns selbst und bleibt so immer etwas Oberflächliches. Kein
Fortschritt wird jemals die innere Einkehr ersetzen- diese hautnahe
Konfrontation mit uns selbst. Im Gegenteil- er führt uns immer weiter von uns
fort und in einen noch schlimmeren Hungerzustand- im Gepäck Unzufriedenheit,
Frust, Enttäuschung und ständige erfolglose kraftzehrende Suche.
Meiner Ansicht nach werden wir nicht eher zur Ruhe kommen,
bis wir uns als das sehen, was wir nun mal sind: individuelle liebevolle sensible
Seelen auf der Reise in unsere Herzenswahrheit, ausgestattet mit einer immerwährenden
Sehnsucht nach „Etwas“, das unser Verstand nicht erfassen kann. Ich glaube,
dass es mehr gibt zwischen Himmel und Erde, als wir sehen und wissen und dass
Gott jedes Leben in seiner Hand hält. All meine Wegerfahrungen haben mich darin
bestärkt, dass diese Welt eine von Gott geführte Welt ist. Zum Glück, sag ich
da mal, denn hier geht’s gerecht und friedlich zu.
Ja, ich sehe Leben aus einer anderen Perspektive, begreife
mich „nur“ noch als Seele auf Reisen und komm sehr gut damit klar. Mir wurde
nämlich irgendwann bewusst: Wollen wir ein wirklich erfülltes Dasein führen,
dann nimmt ALLES seinen Anfang im absoluten Einklang mit uns selbst. Ja,
vielleicht werden wir, gerade in dieser
Zeit, recht extrem auf uns selbst zurückgeworfen- doch alles wird nur zu
unserem Besten sein, denn schließlich wollen wir ja auf die Sonnenseite des
Lebens wandern. Schicksal, so sagt man, sei lediglich die Instanz, die uns
immer wieder auf die richtige Bahn führt.
Sammle Licht aus
jeder Finsternis.
Es heilt den Riss,
der in der Liebe ist.
Monika Minder
Eigentlich kann uns doch gar nichts Besseres widerfahren,
als mit dem konfrontiert zu werden, was Monika Minder als „Riss“ bezeichnet,
denn jeder Riss zeigt uns unweigerlich, dass da irgendetwas nicht stimmig ist
an unserer Lebens- oder Weltanschauung. Da greift dann zumeist wieder ein
völlig überholter Glaubenssatz der frühen Zeit.
Und da Leben recht weise ist, sendet es uns haargenau jene
„Risse“, die auf unsere persönliche Lebenshaltung der Unliebe zutreffen.
Übrigens hab auch ich in der Hinsicht sehr viel lernen
müssen. Man hängt dermaßen fest in diesen Kindheitsmustern der Unliebe zu sich
selbst, in dem Gefühl der Kleinheit- denn wer hat uns je ein starkes Rückgrat
gegeben? Wir waren doch bestens geschult darin, uns anzupassen, so vieles zu erdulden,
was uns ( unserer Seele) ganz gewiss nicht gut tat. Doch es geht im Leben
darum, in unsere Seelenkraft zu finden- von daher darf so vieles abfallen, was
dem im Wege steht.
„Wer weiß denn,
ob Leben nicht ein
Sterben ist
und was wir Sterben
nennen,
Leben heißt?“
Euripides
Vielleicht ist dieser Weg dorthin nicht gerade einfach, doch
für mich ist es das größte Geschenk, das wir in diesem Leben erhalten können!
Nach ganz viel Vorbeileben bekommen wir nun unser Seelenbewusstsein zurück und
dürfen endlich wieder ganz wir selbst sein!
Hinsichtlich möglicher Zukunftsprognosen wandern meine
Gedanken sehr oft zu einer ganz besonderen Personengruppe: Es sind die Kinder,
denen wir diese Welt vererben und ich denke, sie dürfen gewisse Ansprüche
geltend machen:
das Recht auf ein stabiles gesundes Umfeld, das Kraft und
Orientierung schenkt,
das Recht auf eine Atmosphäre der Geborgenheit, Wärme und
Liebe,
das Recht, die Wahrheit über den Sinn des Lebens zu
erfahren.
Und hier kann für mich eine Lebenswahrheit nicht wahrer
sein:
„Ein Tropfen Liebe ist mehr wert, als ein Ozean an Verstand.“
Ja, ich denke, wir tragen eine große Verantwortung unseren
Nachkommen gegenüber, damit sie sich wirklich wohl fühlen in einer gesunden,
von Liebe durchzogenen Welt, in der jeder seinen Platz findet, gemäß seiner
Möglichkeiten, Fähigkeiten, aber auch Begrenzungen.
Hier habe ich gerade jene Mutter vor Augen, die mal
erklärte: Mein Kind ist zwar erst vier Jahre, aber ein I Pad muss sein- damit
es später in der digitalen Welt auch zurecht kommt. Muss das wirklich sein? Kann
man Kinder nicht so lange wie möglich Kinder sein lassen, bevor sie sich noch
zu frühreifen Erwachsenen entwickeln? Ist es nicht viel wichtiger, Kinder so
viel wie möglich mit der Natur in Verbindung zu bringen- ihnen die Erkundung
ihrer kleinen Welt mit all ihren Sinnen zu ermöglichen- sich selbst zu erfahren
mit dem Potential, das in ihnen steckt? Ist es zudem nicht wichtiger, ihnen
vorzuleben, wie sich ein liebevoller und respektvoller Umgang gestaltet- dass
Werte wie Toleranz, Mitgefühl, Rücksichtnahme, Verständnis über allem anderen
stehen?
Es reicht doch, dass man uns einst dies alles vorenthielt
und wir bis heute nicht so richtig zu erklären wissen, was es mit der wahren
Liebe wirklich auf sich hat. Jedes Kind ist für sich eine kleine Persönlichkeit
und nicht da, um in unsere Fußstapfen zu treten, sondern um sich zu einem
fröhlichen fühlenden, aber auch
kritischen und willensstarken Menschen zu entwickeln mit dem Recht auf seine
persönliche Freiheit.
*Linda*
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